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Überbordende Gerechtigkeit

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„Fein. Wohin gehen wir? Was soll ich anziehen?"

Er ignorierte ihre erste Frage.

„Es ist egal, was du trägst. Etwas Lässiges und Einfaches."

*******************

Als sie die Haustür öffnete, nachdem er geklingelt hatte, sagte er nichts, bevor er sich umdrehte und zurück zu seinem Auto ging. Die Kinder waren mit dem Kindermädchen unterwegs, also schloss sie die Tür und folgte ihm.

Sie fuhren eine Weile lang schweigend, bevor er zu sprechen begann.

„Ich werde dir heute viele Fragen stellen, Ramona. Wenn wir das tun wollen, mußt du mir absolut vertrauen und alles tun, was ich sage."

„In dem Moment, in dem du denkst, ich gehe zu weit, sag es mir und ich bringe dich nach Hause. Ich werde nicht lügen und dir sagen, dass dies keine Auswirkungen auf unsere Arbeit haben wird, aber ich werde mein Bestes tun, um zu verhindern, dass es in irgendeiner Weise stört, und ich bin sicher, dass du dasselbe tun wirst."

Langsam atmete sie aus. Bernhard war einfach unberechenbar. Was auch immer passiert war, sie war sich sicher, dass sie den heutigen Tag niemals vergessen würde.

In Gedanken versunken, bemerkte sie nicht sofort, dass er in die Außenbezirke der Stadt, auf den Parkplatz eines großen Einkaufszentrums gefahren war.

„Hier ist unser erster Stopp", verkündete er, als er den Motor abstellte. Zügig ging er in das Einkaufszentrum und durchquerte die Hallen, während sie fast laufen musste, um mit seinen langen Schritten mitzuhalten. Vor einem großen Kaufhaus blieb er stehen.

„Ich möchte, dass du für heute neue Kleider kaufst. Ich muss auch ein paar Einkäufe machen, und wenn ich zurückkomme, um dich zu holen, möchte ich, dass du ganz anders angezogen bist."

„Ich meine nicht nur ein neues Kleid. Du mußt neue Unterwäsche, Strümpfe und Schuhe kaufen. Absolut alles, was Du jetzt an dir hast, kommt in eine Tasche. Ich sollte in weniger als einer Stunde zurück sein, die Rechnung geht an mich."

Während sie seinen Anweisungen folgte, wurde Ramona von ihrer Neugier überwältigt. Warum musste sie neue Kleider tragen? Würde er ihr Höschen und ihren BH in einer Art Voodoo-Zeremonie verbrennen? Sollte sie sich sexy Dessous aussuchen? Sie beschloss, sich auf die Preisschilder anstatt auf die Mode zu konzentrieren und hielt die Rechnungen so niedrig wie möglich.

Als Bernhard zurückkam, war er auch neu eingekleidet. Er bezahlte ihre Einkäufe in bar und ging zurück zu seinem Auto. Sie trug die Tasche mit ihren Kleidern, während er mit leeren Händen unterwegs war.

Er öffnete den Kofferraum mit seiner Fernbedienung, wodurch sie seine Kleidung in einer Kaufhaustasche sehen konnte, sowie ein paar große schwere Plastiktaschen aus einem Laden im Outdoorbereich des Einkaufszentrums.

Den Inhalt seiner Taschen warf er zu seinen Kleidern in die Einkaustasche. Das Geld aus seiner Geldbörse, steckte er in seine rechte Tasche und warf die Brieftasche selbst ebenfalls zu den restlichen Sachen. Die Kreditkarten hatte er ebenfalls nicht herausgenommen und das Letzte, was er ablegte, war sein Ehering.

„Jetzt bist du dran. Gib alles in deine Tasche. Deine Geldbörse, all deinen Schmuck., alles..."

„Aber..."

„Du erhältst später alles zurück. Das ist wichtig."

Es war verrückt, obwohl er sich so vernünftig anhörte. Sie zögerte und er wartete. Ruhe strahlte ihr von ihm entgegen. War das ein Test? Würde er sie, wenn sie nicht bestanden hätte, nach Hause bringen? Warum stand sie in seltsamen Kleidern auf einem seltsamen Parkplatz und hörte einem Mann zu, vor dem sie gewarnt worden war?

Als sie ihn anblickte schien er geduldig seine Augen auf sie zu richten. Da nahm sie ihre Ohrringe und ihren Ehering ab und steckte sie zusammen mit ihrer Handtasche in die Tasche zu ihren Kleidern. Sie fühlte sich nackt.

Er griff nach den beiden Sportartikeltaschen, schloss den Kofferraum, öffnete die Beifahrertür, drückte die Fernbedienung, um alle Türen zu verriegeln, legte die Fernbedienung auf den Fahrersitz und schlug die Tür zu. Alle seine und ihre Kleider und Besitztümer waren im Auto eingeschlossen.

Er ergriff ihre Hand und ging schnell zurück ins Einkaufszentrum. Ihre Kleidung fühlte sich seltsam an, als sie ihm folgte. Sie befanden sich fast am gegenüberliegenden Ende des riesigen Einkaufszentrums, bevor sie zu einem Ausgang kamen und den Parkplatz überflogen. Erst ging es einen Gang entlang, wo sie kurz stehen blieben, dann zurück gingen und einen anderen Gang wählten.

„Da ist es."

Er ging zu einem Wagen, offenbar neues Modell, bückte sich und nahm einige Schlüssel, die auf einen Reifen gelegt worden waren, öffnete die Beifahrertür und ließ sie einsteigen.

Ein wunderschöner Spätfrühlingstag erstrahlte. Die Sonne schien warm, während sie so dahin fuhren. Konzentriert fuhr er die Straße entlang, als sie plötzlich bemerkte, dass er ohne Führerschein unterwegs war. „Was wäre, wenn wir angehalten würden?"

Bei einer Ampel drehte er sich zu ihr und begann eine Erklärung.

„Es tut mir leid für die Eile, aber die Uhr tickt. Wir machen viele Geschäfte mit einer Autovermietung. Als ich sie über das Kaufhaus-Telefon anrief, brachten sie dieses Auto ohne Papierkram her. Ich weiß nicht, wann sie die Informationen in ihren Computer eingeben werden."

Bei einem etwa fünfzehn Minuten entfernten Campingplatz parkte er, nahm die großen Taschen vom Rücksitz und sie verließen den Mietwagen, den er noch abschloss. Anschließend gingen sie durch die dichten Wälder, welche an den Parkplatz grenzten. Sie folgte ihm auf dem schmalen Pfad, auf welchem sie Äste streiften, während sie schnell gehend versuchte mit ihm Schritt zu halten. Einige Male blieb er stehen, um ihr Gelegenheit zu geben aufzuholen.

An einer kleinen Lichtung, blieb er stehen. Sie griff nach ihrem Telefon, um zu sehen, wie spät es sei, und erinnerte sich, dass ihr Telefon in seinem Kofferraum auf einem Parkplatz eingeschlossen war. In ihrer Erinnerung zeigte sich Bernhards Aussage, dass sie selbstbewußt, sich selbst bewusst, sei. Was fühlte sie jetzt? Keine Furcht, keine sexuelle Erregung. Meistens Neugier.

Bernhard fing an, Dinge aus den Taschen zu ziehen.

„Das hier sah ähnlich aus wie meines von zu Hause", erzählte er, als er anfing zu arbeiten. Um das große Zelt aufzubauen, wies er sie an ihm zu helfen. Sie fragte sich, warum er nicht sein eigenes Zelt mitbrachte, anstatt ein neues zu kaufen.

Das Zelt hatte schwere Leinenwände, als es aufgebaut war. Bernhard brachte die Taschen hinein während er sie bat draußen zu bleiben. Kurze Zeit später kam er heraus und blieb an der Zeltklappe stehen. Nun bedeutete er ihr näher zu kommen.

„Versuch zu vergessen, was wir bisher gemacht haben", erklärte er, „und konzentriere dich auf den Moment. Ich werde etwas vorschlagen, aber ich fordere nichts. Auch werde ich nicht böse sein, wenn du diesen Vorschlag ignorierst. Zieh all deine Kleidung aus."

Sie sah ihn an, er starrte zurück und sie fragte sich, was er dachte. Wusste er, was sie tun würde? Natürlich wusste er das, er war der Meister der Verführung und Intrige. Mit welchen Worten würde er sie verführen, wenn sie nackt vor ihm stand? Das Zentrum des Universums schien ihr aus ihrer Mitte zu entspringen. Alles drehte sich um sie und ihre Entscheidung. Ihr Höschen war feucht vor Aufregung.

Ja, sie würde sich ausziehen, würde es langsam in einem stillen Striptease machen, während sie ihn mit ihren Blicken fixieren würde. Sie begann ihre Bluse aufzuknöpfen, doch seine Stimme unterbrach ihre Aktivität.

„Ramona! Ramona! Warte! Bitte dreh dich zuerst um. Auch ich werde das Gleiche tun und mich umdrehen. Wahrscheinlich wird es länger dauern, also sag mir, wann du fertig bist."

Erleichterung stieg plötzlich in ihr auf. Die Striptease-Idee war dumm und abgedroschen. Das hier war viel besser. Sie würden sich wie Adam und Eva entdecken. Die erste Frau auf der Welt, sie, und er der erste Mann.

Methodisch entledigte sie sich ihrer Kleidung, faltete diese zusammen und legte sie nebem dem Zelt auf das Gras.

„Ich bin bereit", flüsterte sie.

Als er zu sprechen begann, bemerkte sie, dass seine Stimme nicht nervös klang. Wie oft war er hier gewesen? Mit wie vielen Frauen?

„Gut. Lass die Kleidung direkt am Eingang und lass uns ins Zelt gehen."

Er trat ein und hielt die Klappe zurück, damit sie ihm folgen konnte. Das Zelt war groß genug, dass sie sich nicht bücken musste.

Drinnen schaute sie zuerst in sein Gesicht und die Bewegung seines Kopfes verriet ihr, dass sein Blick langsam über ihren Körper glitt. Er schätzte sie ein. Wie fiel der Vergleich mit den anderen aus? Oder mit seiner Frau?

„Du bist wunderschön", beteuerte er und sie fühlte, dass er es ernst meinte. Zugleich war sie erleichtert. Sein Urteil gab ihr das Gefühl, wichtig und anerkannt zu sein.

Mit einem Blick stellte sie fest, dass er in guter Verfassung war, wenngleich Bruno noch besserer da stand. Ohne Kleidung wirkte er nicht so hypnotisch, aber sein hübsches Gesicht, sein fitter Körper und seine melancholische Ausstrahlung machten ihn immer noch besonders Reizvoll.

Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sprach er mit sicherer Stimme.

„Wie du sehen kannst, hast du mich erregt. Ein Mann kann die Erregung einer Frau nicht so leicht erkennen."

Sein Kopf zuckte, als Ramona ein Geräusch wahr nahm, das wie das schnelle Schlagen der Flügel eines kleinen Vogels klang, der außerhalb des Zeltes ansetzte um in die Luft zu steigen.

„Das war schnell", staunte er. „Hast du das gehört?"

Die schweren Wände des Zeltes blockierten die heiße Nachmittagssonne und machten die Luft im Inneren kühler. Ohne Kleidung fühlte es sich gut an. Bernhard hatte eine Decke über das Gras gestreckt, und Kissen darüber verteilt.

Er setzte sich auf einige Kissen und bedeutete ihr, sich ein paar Meter entfernt ebenfalls auf einige andere zu setzen. Sie war überrascht, dass er Abstand hielt. War das Teil seines Plans?

„Mach es dir bequem", empfahl er, wobei er ihr eine Wasserflasche gab und selbst auch eine öffnete.

„Bitte hab etwas Geduld mit mir, ich bin nicht so gut darin Geschichten zu erzählen wie du. Wenn mir während des Erzählens gerade etwas einfällt, dann neige ich dazu inhaltlich herum zu springen. Du hast mir viel über dich und deine Familie erzählt. Heute möchte ich über mich selbst sprechen.

„Bevor ich anfange, habe ich eine Frage an dich. Hat Bruno dich jemals betrogen?"

Ramona war so schockiert, dass sie erst nicht antworten konnte. Warum hatte Bernhard beschlossen, die Stimmung zu zerstören, die er so sorgfältig geschaffen hatte? Plötzlich war Bruno bei ihnen.

Er war der Elefant im Zelt. Sie suchte nach Worten, entschied sich aber dann doch für die Wahrheit.

„Ähm, nein, absolut nicht. Bruno würde mich niemals betrügen."

„Das habe ich mir gedacht, aber ich wollte sicher sein. Slobodanka hat mich betrogen."

Sie reagierte, bevor sie sich aufhalten konnte.

„Also das war's", murmelte sie vor sich hin. Im ruhigen Zelt vernahm er aber ihre Stimme.

„Ja, Ramona, das ist es, das ist der Grund, warum wir hier sind. Du hast mir von Bruno und deinen Kindern erzählt. Ich werde dir von Slobodanka und unseren Kindern erzählen. Ich hoffe, es langweilt dich nicht zu sehr."

Ramona verstand plötzlich, wie Bernhard die anderen Frauen verführt hatte. Er musste nicht lügen und planen. Ihnen die Wahrheit zu sagen war die mächtigste Strategie von allen.

Eine Welle des Mitgefühls hatte sie erfasst, als er sich offenbart hatte. Er war nicht mehr nur der schneidige Bursch. Seine melancholische Atmosphäre war echt. Ein verwundeter. Sie wollte ihn in ihre Arme nehmen, ihn trösten und ihn die Schlampe vergessen lassen, mit der er verheiratet war. Er blieb wahrscheinlich nur wegen den Kindern bei ihr.

Sie würde ihm seine Last abnehmen und ihm dann ihren Körper als Balsam für seine Wunden schenken. Sie fühlte sich mächtig und großartig, eine sexuelle Florence Nightingale.

Als sie an diesem Morgen aufgewacht war, hatte sie sich unwohl gefühlt. Das war ungewöhnlich für sie, da sie sich die meiste Zeit sehr gut selbst leiden mochte und sich als leuchtendes Beispiel für andere betrachtete. Nicht heute. Bis jetzt nicht. Endlich fühlte sie sich so gut wie immer.

Bernhard holte tief Luft, bevor er mit seinen Ausführungen begann.

**************

Die E-Mail an seinen Büroeingang stammte von einer Adresse, die er nicht kannte. Er war überrascht, dass die beiden Sätze, die er nie vergessen würde, alle Systeme durchlaufen konnten, die er eingerichtet hatte, um Spam und unbekannte Absender zu verhindern.

„Ihre Frau betrügt Sie. Wenn Sie Beweise wollen, lassen Sie es mich wissen."

Keine Unterschrift.

Obwohl er sicher war, dass es ein Witz oder ein schlechter Scherz war, konnte er es während des geschäftigen Nachmittags bei der Arbeit nicht aus dem Kopf bekommen.

Noch vor Slobodanka kam er nach Hause und schenkte sich einen Scotch ein, obwohl er auf einer Party bereits nur Schnaps getrunken hatte. Als er sie in die Garage fahren hörte, dachte er an etwas Beunruhigendes. Die einfache Frage, die er ihr stellen wollte, musste in etwas Komplexeres geändert werden. Anspannung überkam ihn, als er versuchte, die richtigen Worte zu finden. Das Geräusch der Tür aus der Garage, die geöffnet wurde, drang an seine Ohren.

„Slobodanka, könntest du einen kurzen Moment erübrigen?"

Sie erblickte ihn und ging in den Raum: „Was ist das?"

„Betrügst du mich oder folgst du Befehlen?"

Er wartete darauf, dass sie beides leugnete, aber sie hielt zu lange inne. Obwohl sie eine geübte Flunkertante war, wurde sie durch seine Frage geblendet. In ihren Augen erkannte er sofort, dass die E-Mail der Wahrheit entsprach.

Als er zur Garage ging, hörte er ihre Stimme hinter sich.

„Bernhard! Die Kinder!"

Das waren die letzten Worte, die er sie für fast zwei Jahre sagen hörte. Er stieg in sein Auto, öffnete das Garagentor und fuhr davon.

Eine Stunde lang fuhr er benommen herum, als ihm verrückte Gedanken in den Sinn kamen. Nachdem er sich beruhigt hatte, wurde ihm klar, dass er sofort in sein Büro musste.

Dort angekommen, schickte er ihr als erstes einen Text.

„Ich möchte dich nie wieder sehen oder von dir hören. Du kannst den Kindern dein Verhalten gestehen und dich gut fühlen, während du sie zerstörst, oder du kannst mich zum Bösen machen, was dir für dich besser erscheint. Sag meiner Schwester einfach, welche Geschichte du ihnen erzählen möchtest, damit ich mich danach richten kann."

Nach dem Absenden des Textes, ging er methodisch zur Arbeit, um zu versuchen, jemandem das Leben zu retten. Nicht seines, das war vorbei. Wenn ihr Geliebter die E-Mail gesendet hätte, könnte er nichts tun, um ihn zu retten. Der würde innerhalb weniger Tage tot sein. Er ging davon aus, dass es jemand anderes war.

Zuerst zerschmetterte er sein Handy mit einem Hammer auf einer Werkbank, löschte jedes mögliche Backup in seinem Büro, das die E-Mail-Nachricht enthalten konnte, tauschte dann jede Festplatte auf den Büro-Servern aus und zerstörte diejenigen mit dem Hammer, die er entfernt hatte.

Er löschte alle seine E-Mails aus der Cloud und änderte sein E-Mail-Passwort auf die maximal zulässige Anzahl durcheinandergewürfelter Buchstaben und Ziffern. Danach begann er alle E-Mail-Konten des Unternehmens, mit Ausnahme seines eigenen, auf ein neues System zu migrieren und zerstörte das alte System vollständig. Am Montag würde er mit Schulungen für das neue System beginnen, aber es würde viele verärgerte Mitarbeiter ohne ihre E-Mails geben, bis es jeder erfahren haben würde.

Das ganze Wochenende arbeitete er im Büro und machte gelegentlich ein Nickerchen mit dem Kopf auf dem Schreibtisch. Sonntag Nacht gab er schließlich auf. Alles in seiner Macht stehende hatte er getan, um sicherzustellen, dass Slobodanka niemals herausfinden würde, wer ihm die E-Mail geschickt hatte. Würde das ausreichen? Das würde er nie erfahren.

In sein ehemaliges Zuhause kehrte er nie mehr zurück, weil dort nichts mehr von Bedeutung vorhanden war, mit Ausnahme der Kinder. Weit außerhalb der Stadt, in einer verlassenen Gegend, kaufte er ein Haus.

So oft er konnte sah er die Kinder, wobei er sie immer vom Haus seiner Eltern abholte. Wenn er nicht bei ihnen war, zog er es vor, zu arbeiten. Nichts anderes war ihm mehr wichtig.

Auf die Frage der Kinder, ob er sich besser fühle, sagte er ihnen, dass es ihm gut ginge. Sie hofften, dass sein Kopf gesund werden würde, damit er zu Mama nach Hause kommen könne. „Das hoffe ich auch." Brachte er diese Lüge zum Ausdruck."

Slobodanka versuchte alles, um ihn dazu zu bringen, mit ihr zu reden. Sie benutzte auch alle ihre Freunde und viele seiner Mitarbeiter.

Nach fast einem Jahr schien sie aufzugeben. Jeder, mit dem er in Kontakt kam, lernte schnell, dass es besser war, ihren Namen in seiner Gegenwart nicht zu erwähnen, sodass er keine Ahnung hatte, welchen Aktivitäten sie sich hingab. Manchmal dachte er an sie, und wenn er es tat, waren sein Schmerz und seine Wut genauso stark wie an jenem Tag, als er heraus fand, dass sie ihn betrogen hatte.

Eines Tages, als er nach Hause kam, wartete Slobodanka in seinem Wohnzimmer auf ihn. Wie sie dorthin gekommen war konnte er sich nicht erkläre, da er Unsummen ausgegeben hatte, um das Haus zu sichern. Es wurde auf einem großen Grundstück ohne Bäume von der Straße abgesetzt erbaut. Wo immer er war, signalisierten ihm hochmoderne Detektoren aller Art, normalerweise mit Video, auf seinem Handy, wenn sich etwas auch nur von der Größe eines Wurms, einen Zentimeter auf seinem Boden bewegte. Das Haus selbst hatte mehr Beton-, Stahl- und technische Sicherheit als jedes Gefängnis oder jede Grenzmauer, die jemals erbaut wurden.

Sie hätte das alles nicht alleine überwinden können. Sie musste Verbündete haben, die sie dazu gebracht hatte, ihr zu helfen.

Auf ihre Bitte sich zu setzen, weil sie mit ihm reden müsse, erwiderte er, dass er nichts, was sie sagte, hören wolle.

Ihr Verständnis für seine Situation bekennend, bekräftigte sie, dass es zu wichtig sei und verlieh ihrer Hoffnung Ausdruck, dass er es nicht hässlich werden lassen würde.

Als er sie das sagen hörte, spürte er instinktiv eine Bedrohung. Da konnte er genauso gut nachgeben. Er setzte sich ihr gegenüber und hörte ihr aufmerksam zu.

Sie werde von einer Psychologin ihres Unternehmens behandelt, begann sie. Die Frau half ihr schließlich zu verstehen, warum sie fremd gegangen war.

Der Mann, ihr Seitensprung, war zwar ein Kollege, die Angelegenheit hatte aber nichts mit ihrem Job zu tun. Mittlerweile hatte sie zahlreiche Aufträge abgelehnt, die möglicherweise Sex beinhalten würden, darunter einen, von dem sie wusste, dass er ihr eine große Beförderung einbringen würde.

Seit ihrer Jugend sei sie von Aufmerksamkeit und Spannung beherrscht gewesen. Um das zu bekommen, widmete sie viel Zeit dem Sport, der Kleidung, dem Make-up, ihrer Frisur und der Manipulation von Menschen. Als sie für eine Abteilung in ECHELON, angeworben wurde, ergriff sie die Gelegenheit.

Sie führte den typischen Lebensstil ihrer Kollegen: Inhaltslose, kurze Beziehungen, keine Intimität, egozentrisch. Wie die anderen, lebte sie für den gelegentlichen Nervenkitzel, mit etwas Gefährlichem verbunden zu sein, obwohl sie normalerweise nur an der Projektunterstützung beteiligt war.

Bernhard mochte sie von Anfang an. Schon als sie ihn das erste Mal sah machte er einen interessanten Eindruck auf sie. Für sie bedeutete das, dass er wahrscheinlich sechs Monate lang gut sein würde.

Beim näheren Kennenlernen, ließ er sie ihr Leben überdenken und sie erkannte, dass sie ihn für immer, und ebenso Kinder von ihm haben wollte. Das Beste aus beiden Welten haben zu können, dachte sie, weil er genauso in sie verliebt war wie sie in ihn. Außerdem hat er alles mitgemacht, einschließlich unerklärlicher Abwesenheiten, die normalerweise nur ein oder zwei Tage dauerten, einmal sogar länger als einen Monat. Ihre Chefs konnten nicht glauben, dass ihr Ehemann sie nie eingehender befragt hatte. Ihre erfolgreiche Ehe war die Ausnahme von der Regel in ihrer Unternehmen.