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Undercover Teil 01

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Horst Hense hat schwierige Entscheidungen zu treffen

Dr. Hense stöhnte laut auf, als Herbert Schrankewitz ihm die unangenehmen Nachrichten aus der ersten Gesprächsrunde überbrachte.

„Herr Dr. Hense, es wird nicht einfach sein. Der dreiundzwanzigjährige Universitätsassistent Helmut kann Agrarkenntnisse und auch gute Wirtschaftsstudienkenntnisse aufweisen und er steht der Sekte nahe. Es ist allerdings auch klar ersichtlich, dass Helmut eigentlich nur die wesentlich ältere Sabine mag. Die beiden sind sich sympathisch und Sabine mag die arrogante Art vom jungenhaften Helmut. Sie kommt gut damit zurecht und spricht ihn eher auf der fachlichen Ebene an, während er gerade ihre Reife und die sachliche Art schätzt. Er ist ein anmaßender Fachidiot, der nur mit der androgyn schlanken und nüchternen Sabine zurechtkommt. Sabine hat einige Finanzkenntnisse, wenn sie auch bisher nichts mit der Sekte am Hut hatte. Vielleicht kann er auch gerade noch die jüngere, zurückhaltende Cora akzeptieren, während die selbstbewusste Rita gar nicht geht und er die bald gleichaltrige, attraktive Eva gerade wegen ihrer weiblichen Schönheit nicht mag. Der Experte Jan ist der einzige neben Helmut, der durch Veröffentlichungen bekannt ist. Er ist sowohl in Finanzen als auch in Landwirtschaft gut aufgestellt, hat aber Defizite in Buchhaltung und ist in punkto Sektennähe nicht mehr aktiv seit mehr als zwanzig Jahren. Er könnte mit der wesentlich jüngeren Cora harmonieren, die sein Manko in Buchhaltungskenntnissen kompensieren könnte. Cora ist Sektenmitglied. Die beiden mögen sich gut und sind auch in einem Altersverhältnis, das bei der Sekte durchaus populär ist. Aber Cora glaubt in ihm ihren Vater zu erkennen, den sie allerdings seit gut zehn Jahren nicht mehr gesehen hat. Es ist leider nicht ausgeschlossen, dass sie Recht haben könnte. Zudem findet Jan, dass sowohl Cora als auch Eva zu jung für ihn sind -- und Eva mochte er auch nicht.

Jakob ist auch ein ziemlicher Ausfall, bis auf die Tatsache, dass sein Vater Sektenmitglied ist. Der gute Mann ist ein ausgewiesener Fachmann, aber er ist auch Frauen gegenüber derart schüchtern, dass es nicht gelingen wird, ihn als strengen Ehemann darzustellen, der gegebenenfalls auch seine Frau übers Knie legen kann - selbst nicht Cora, die jüngste unserer Kandidatinnen. Er redete zwar mit ihr und auch mit Rita, auch wenn die Ähnlichkeit von Rita mit seiner jüngeren Mutter ihn zu stark irritierte. Er hat sogar die lächerliche Sorge, dass Rita seine vermisste Tante sein könnte, obwohl er die nur gesehen hat, als er selber noch ein Schulkind war. Das kann auch eine Schutzbehauptung sein. Der Junge hat echte Probleme -- wohl eine etwas verkorkste Mutter-Sohn-Beziehung, schätze ich. Mit Sabine und Eva hat er auch nicht geredet.

Unser Dienstältester in der Runde ist Sven, ein Angestellter im Agrarministerium. Er ist Anfang Fünfzig und ein eingefleischter Single, der nur dem Namen nach katholisch ist und mit der Sekte nichts anfangen kann. Ein typischer Beamter, der beschlagen ist in Finanzen und Agrarthemen, aber der in Punkto Sektennähe nicht gut aufgestellt ist und als glaubhaft katholisch ein Totalausfall ist. Er ist autoritär, aber keine, wirklich keine, der Frauen mochte ihn -- das war deutlich zu erkennen. Da sind Hopfen und Malz verloren."

Dr. Hense knurrte ungehalten. Er hatte nach den Papieren der Kandidaten seine Favoriten gewählt. Er hatte auf den sektennahen Zollfahnder Jakob mit der im Polizeidienst erfahrenen Rita und auf den in der Abwehr erfahrenen Jan mit der unerfahrenen aber in der Sekte befindlichen Agentin Cora gesetzt. Er hatte nie im Leben angenommen, dass auch nur eines von den beiden potentiellen Paaren miteinander verwandt sein könnte. Aber so war nun einmal das Leben -- es richtete sich nicht nach der Aktenlage. Im Nachhinein war es durchaus plausibel. Natürlich war es bei der Suche nach sektennahen Kandidaten nicht unnatürlich, wenn sich gerade von der Sekte beeinflusste Leute als Kandidaten meldeten, die sich natürlich kennen konnten bei den wenig zahlreichen Sektenmitgliedern.

Sein Sodbrennen setzte wieder einmal ein. Er hatte also nach den Vorschlägen von Herbert nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Wie sollte er Paare zur Heirat überreden, von denen jeweils ein Partner glaubte, dass sie eng verwandt waren? Die Alternative des garantiert nicht verwandten Pärchens war nicht besser. Der erzkonservativen Sekte ein Ehepaar vorzuschlagen mit einem arroganten, nur fünfundzwanzigjährigen Arschloch und einer bald zwanzig Jahre älteren, nicht katholisch sattelfesten Ehefrau, die beide keinerlei Erfahrung mit verdeckten Operationen hatten, war hirnrissig, selbst wenn sich die beiden sympathisch waren.

Aber auch alle anderen theoretisch möglichen Paarungen liefen nicht gut. Kandidaten wie Sven oder Eva waren für die Rolle einfach ungeeignet. Mit der prinzipiellen Eignung von Helmut hatte Herbert wohl Recht, aber er sah dies nur aus der Sicht der Eignung der Männer. Die Wahl war nicht beneidenswert. Das Paar Helmut und Sabine würde mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit von der Sekte abgelehnt werden, während Jan und Cora gut in das bisher bekannte Schema der Sekte passten und vielleicht auch Jakob und Rita gerade noch, obwohl Cora Jan als möglichen Partner und Jakob wohl Rita nicht akzeptieren würde. Das sollte auch Herbert wissen:

„Gut, ich gebe Dir mit Eva und Sven Recht. Beide werden keinen geeigneten Partner finden. Aber mit Deinem Vorschlag für Helmut und Sabine bin ich nicht einverstanden. Wir könnten also deiner Meinung nach nur sehen, ob wir Helmut im Aussehen etwas älter trimmen und Sabine mit einem Pass ausstatten, der sie auf Mitte dreißig bringt, wenn wir sie auch mit Schönheitschirurgie dorthin bringen können. Das wird erstens zu viel Zeit kosten. Zweitens wird auch dann noch Sabine eindeutig viel älter als Helmut wirken -- und das bei dieser erzkonservativen Sekte. Sabine ist keine gute Idee - wir werden sie nicht mehr einsetzen! Wir werden in einer zweiten Runde prüfen, ob Helmut nicht mit Rita oder Cora harmonieren könnte oder Jakob mit Cora sowie Jan mit Rita oder Sabine."

Herbert sah zweifelnd drein und schüttelte den Kopf. Offensichtlich gefiel ihm diese Sichtweise so gar nicht, aber er konnte keinen Gegenvorschlag machen.

Rita ist erleichtert

Rita war befreit, dass ihr erster Diskussionspartner nicht mehr bei der zweiten Runde dabei war. Der ältliche Mann ließ sie schon daran zweifeln, wie die Auswahl der Kandidaten erfolgt war. Dieser beleibte Halbgreis mit dem Decknamen ‚Winter' konnte noch nicht einmal erklären, was er am Abendmahl attraktiv fand. Das ging gar nicht. Sie hatte schon einmal verdeckt gearbeitet -- und sie konnte keinen unprofessionellen Partner bei so einer gefährlichen Aufgabe gebrauchen. Herrgott, sie würden zu einer katholischen Sekte geschickt -- und nicht zu einem Diskussionsabend über Religion und Atheismus bei einer Behörde! Sie war bei der ersten Runde desillusioniert.

Der nächste Kandidat war auch nicht viel besser gewesen. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass dieser junge, schlaksige Spund mit dem Decknamen ‚Frühling' von einer Uni kam, in der er sich in seinem Elfenbeinturm allen anderen Sterblichen grenzenlos überlegen fühlte. Was für Idioten würde sie hier noch treffen?

‚Sommer' als nächster Kandidat war immerhin ein Praktiker und kein Theoretiker. Schon nach wenigen Worten war es ihr klar, dass dieser junge Mann Fahndungserfahrung hatte. Er sah sogar gut aus. Er war nicht sehr groß, aber durchtrainiert. Mit einem Wort er war attraktiv - schien sich dessen aber noch nicht einmal bewusst zu sein. Er war professionell, kannte sich mit dem katholischen Glauben aus und war der erste glaubhafte Kandidat für diesen Job als V-Mann. Leider war er ziemlich schüchtern und zurückhaltend. Sie musste Antworten bald aus ihm herauskitzeln. Aber wenn diese Antworten dann kamen, waren sie sachlich fundiert. Zudem war er auf den zweiten Blick auch viel jünger als sie zunächst angenommen hatte. In seinem seriösen Anzug hatte er mehr wie gut dreißig ausgesehen, aber er war wohl gut unter der magischen Grenze.

‚Herbst' als nächster Kandidat war hingegen bestimmt nicht schüchtern. Schon nach wenigen Worten war es ersichtlich, dass dieser Mann so seine Erfahrungen mit Frauen hatte. Er sah mit seinen graumelierten Schläfen und seinem gutsitzenden Anzug attraktiv aus. Auf den zweiten Blick konnte er den Ansatz eines Bierbauches nicht ganz verbergen. Er strahlte Autorität aus und war sich dessen auch bewusst, obwohl er wahrscheinlich einige Zentimeter kleiner als sie selber war. Er hatte Charisma. Sein wissendes Lächeln enthüllte ihr, dass er dies auch bewusst bei Frauen einsetzte - und sie mochte Casanovas nicht. Dann verriet ihr sein ökonomisch geprägter Jargon auch, dass er aus der Wirtschaft kam und nicht aus dem öffentlichen Dienst -- und noch weniger aus Nachrichtendiensten.

Die zweite Diskussionsrunde zu sechst war auch offener. Insbesondere das junge Mädchen sprach auch offen die Lebensgefahr aus, die bei einer Enttarnung durchaus gegeben war. Das ließ diejenigen besonders zusammenzucken, die wohl gar keine Erfahrung damit hatten. „Sonnenblume" und „Frühling" wurden bleich und sahen sich unruhig um.

Jan ist bei der Befragung überrascht

Jan hatte sich den Test ganz anders vorgestellt. Nach der zweiten Runde glaubte er das Prinzip begriffen zu haben. Es ging dem Diskussionsleiter weniger um Fakten, sondern eher darum wie die potentiellen Partner zusammen passten und wie glaubhaft sie ein Ehepaar spielen konnten. Daher auch am zweiten Tag die verstärkten Fragen nach Vorstellungen der potentiellen Partner über gemeinsame Unternehmungen wie Ausflüge, Restaurantbesuche und andere Freizeitaktivitäten. Die stattliche, elegante Frau mit dem Codenamen ‚Mohn' war ihm bisher am sympathischsten gewesen, wohl auch weil sie mit geschätzt Ende dreißig mehr in seiner Alterskategorie war.

Die mit Codenamen ‚Pfirsich' hatte er zunächst allein schon wegen ihres jungen Alters ausgeschlossen und wegen ihrer anfänglichen Einsilbigkeit. Sie taute aber zusehends auf und wusste sich gut auf seine Vorstellungen von Ausflügen oder anderen Unternehmungen einzustellen. Natürlich war sie immer noch zu jung, um seine Partnerin zu spielen, aber sie gefiel ihm irgendwie immer mehr. Sie war der Gegensatz zur ‚Sonnenblume' -- vollschlank und kurvig würde als Beschreibung passen. Sie sah so aus, als hätte sie ihren Babyspeck noch nicht verloren und wirkte süß mit ihrem runden Gesicht und der Stupsnase unter dem kastanienfarbenen Haar mit dem entzückenden Pferdeschwanz.

Im Fazit sah er hingegen ‚Mohn' als seine potentielle Partnerin an. Sie war die richtige Frau im richtigen Alter, wenn er schon Ehemann spielen musste. Letzten Endes war es ja auch wichtig, wie ruhig und besonnen die Frau die Rolle im verdeckten Einsatz spielen konnte.

Cora und Jakob sind nur halb beruhigt

Cora war überrascht gewesen, als sie endlich das gewünschte Gespräch mit dem Leiter bekam. Allerdings war es ein gemeinsames Gespräch mit dem Mann „Sommer". Der Leiter stellte sich als „Dr. M" vor. Ohne Umschweife kam er zum Kern seines Anliegens. Der Mann namens Herbert hatte ihn offensichtlich ausführlich informiert:

„Vorsichtshalber haben wir sämtliche Kandidaten beim Drogentest auch durch einen Vergleich mit Ihren Blutanalysen auf mögliche enge Verwandtschaftsbeziehungen geprüft. Sie beide haben Recht mit Ihren Argumenten. Da alle Teilnehmer nur unter Codenamen auftreten, könnte es verwandtschaftliche Beziehungen geben, selbst ohne dass die Kandidaten davon wissen. Um es kurz zu fassen - es gibt bei keinem der in Frage kommenden Kandidaten irgendwelche Hinweise darauf. Sind Ihre Sorgen damit erledigt?"

Was konnte sie in Gegenwart von ‚Sommer' anderes sagen, als es zu bestätigen? Sie war gleichzeitig erleichtert und enttäuscht. Enttäuscht, weil sie gehofft hatte, endlich ihren Vater wieder zu finden -- und andererseits erleichtert, weil der Auftrag nicht gefährdet war. Nach kurzem Nachdenken gab es nur zwei Interpretationsmöglichkeiten. Erstens hatte sie sich vielleicht komplett getäuscht und sich nur eingebildet, dass es ihr Vater war. Immerhin hatte sie ihn ja bald elf Jahre nicht mehr gesehen --und auch dann heute nur kurz. Zweitens könnte es ja sein, dass er doch ihr Vater war, wenn auch nicht ihr leiblicher. Bei ihrer Mutter war es nicht auszuschließen, dass sie ihren Vater mit einem ihrer Sektenoberen betrogen hatte. Jedenfalls war er nach der Blut-Analyse nicht ihr leiblicher Vater.

Der Kandidat ‚Sommer' sah auch nicht so richtig zufrieden aus, aber auch er sagte nichts, als Dr. M. auf den nächsten Termin verwies.

„Wir sehen uns in einer Stunde wieder. Wir haben die finale Auswertung noch nicht ganz abgeschlossen, aber es wird nicht mehr lange dauern."

Jakob gab sich mit der Aussage nicht zufrieden. Er wartete ab, bis ‚Pfirsich' gegangen war.

„Herr Dr. M., ich bin Zollfahnder und kenne diese Verfahren etwas. Meiner Kenntnis nach, ist das nur eine hohe Wahrscheinlichkeit, aber keine Gewissheit, die man mit einer solchen Faktor-Analyse erhält. Daher würde ich gerne den vollen Namen von ‚Mohn' bereits vorab erfahren und ihr genaues Alter, auch wenn man das bei Damen aus Höflichkeit nicht nachfragen sollte."

Der Leiter sah nicht gerade glücklich aus, aber er versuchte immerhin nicht ihn abzuwimmeln.

„Schön, ich kann Ihnen das Geburtsjahr verraten, aber nicht den Namen. Sie ist nach unserer Kenntnis in 1923 geboren, und damit aktuell 38 Jahre alt. Ich hoffe, dass Sie damit zufrieden sind."

„Damit ist sie also zirka dreizehn Jahre älter als ich. Aber ich verstehe nicht genau, weshalb sie nur sagen ‚Nach Ihrer Kenntnis' -- das hört sich etwas vage an??"

„Sie hat durch traumatische Erlebnisse praktisch alle ihre Papiere und ihr Gedächtnis verloren. Deshalb ist ihr Geburtsjahr nur eine Vermutung, die aber durch Fotos untermauert werden, die man bei ihr nach ihrem Gedächtnisverlust gefunden hat. Behalten Sie das für sich, Herr Holt! Das alles habe ich Ihnen nur gesagt, damit Sie diese fixe Idee mit ihrer verschollenen Tante ablegen können."

Jakob nickte langsam, obwohl er nicht vollständig überzeugt war. Drei Jahre lagen zwischen dem Geburtsjahr 1920 seiner Tante und dem von ‚Mohn'. Drei Jahre waren viel, aber noch nicht im Bereich der Unmöglichkeit. Gleichzeitig war ihm klar, dass ihr Name ihm nichts verraten würde, wenn sie tatsächlich so einen kompletten Gedächtnisverlust erlebt hatte.

Horst Hense sieht wenig Alternativen

„Herbert, ich habe damit gerechnet, dass sowohl Helmut als auch Sabine kalte Füße bekommen könnten. Helmut ist ein Kriegskind und ein Universitätsdozent aus dem Elfenbeinturm. Er kennt nur die Bombennächte als ohnmächtiges Kind und er hat Angst vor gefährlichen Situationen. Sabine hat den Krieg als Erwachsene erlebt. Ihr Lebenslauf deutet eine Traumatisierung an und ihr Wechsel nach dem Krieg als Angestellte im Finanzamt deutet auch nicht gerade auf Risikobereitschaft hin. Meine Erwartungen an beide waren nicht hoch gewesen, aber ihre Kenntnisse machten es sinnvoll sie einzuladen. Gut, es hat nicht geklappt. Schwamm drüber ..."

Herbert nickt einfach. Er sieht nachdenklich aus. Sein Gesicht zeigt sein Zögern deutlich. „Dann haben wir nur Cora, Rita und Jakob sowie Jan für die finale Auswahl? Das ist nicht viel, wenn man weiß, dass Cora Jan nicht als Partner akzeptieren würde und Jakob Rita nicht annimmt. Glauben Sie wirklich, dass Ihre Aussage Cora und Jakob beruhigt hat? Ein sauberer Vaterschaftstest dauert mindestens 24 Stunden und kann doch nicht abgeschlossen und ausgewertet sein. Das glaubt uns doch kein Mensch!"

„Deshalb haben wir den Test ja auch gar nicht erst gemacht. Wenn wir ihn machen würden, dann hätten wir die unangenehme Situation, dass wir eine Gewissensentscheidung fällen müssten. Das könnte dazu führen, dass wir nur noch Cora und Jakob als mögliches Paar hätten. Beide würde ich eher als devot charakterisieren -- die passen nicht zusammen. Damit könnte die ganze verdeckte Ermittlung gar nicht erst starten. Herbert, das kann noch nicht Dein Ernst sein, oder?"

Herbert hielt dem Blick seines Vorgesetzten stand. Doktor Hense erkannte, dass er seinen Untergebenen nicht überzeugen konnte.Er seufzte innerlich, aber dann streckte er seinen Rücken durch:

„Herbert, ich übernehme die Verantwortung für diesen Schritt. Es ist einfach zu wichtig, diese Ermittlung durchzuführen und damit die Sekte zu infiltrieren. Wir haben schon viel zu lange an diesem Projekt gearbeitet, um jetzt noch zu scheitern. Wir können nicht alle Risiken ausschließen. Eine verdeckte Ermittlung ist kein Kindergarten! Du wirst jetzt Jakob ansprechen und ihn zur Mitarbeit animieren und ich nehme mir Jan vor. Cora ist jetzt schon eine Mitarbeiterin bei uns, da brauchen wir weniger zu leisten in Richtung Überzeugung."

Jan ist beunruhigt

Jan war überrascht, als der sogenannte Dr. M. zu ihm kam und ihn mit fester Stimme ansprach:

„Der Test hat sehr schön gezeigt, wer mit wem harmonieren könnte. Von Ihnen haben wir gesehen, dass Sie sowohl mit der Dame ‚Mohn' als auch mit dem jungen Fräulein ‚Pfirsich' gut kommunizieren können. Ich will Ihnen nicht verhehlen, dass wir aus dem Blickwinkel Sektennähe der Damen eher für ‚Pfirsich' eine erfolgreiche Agententätigkeit sehen."

Das überraschte Jan noch mehr. Pfirsich, die war doch noch so sehr jung - woher sollten da die großen Kenntnisse kommen? Eine Teilerklärung bekam er sofort geliefert.

„Erstens ist sie gut in der Szene der Sekte integriert. Zweitens wissen wir aus entsprechenden Gerüchten, dass die Sektenführung durchaus Paare bevorzugt, in denen die Frau deutlich jünger als der Mann ist. Wie stellen Sie sich dazu?"

„Warum ist die Dame ‚Mohn' nicht so gut geeignet? Die ist doch vom Alter her sicher als zuverlässiger einzuschätzen, nicht wahr?"

„Herr Jan Müller, ich will Ihnen reinen Wein einschenken. Die betreffende Dame ist nicht so einfach, wie man glauben könnte. Sie ist eher auf den sanften und schüchternen Typ abonniert. Sie als Macher und durchsetzungsstarker Mann wären ihr nach einer gewissen Zeit nicht mehr ausreichend kompromissbereit, wenn Sie verstehen, was ich meine. Außerdem hat sie keinerlei Erfahrung in der Szene der Sekte. ‚Pfirsich' ist hingegen bereits aktive Agentin in der Sekte. An der Tatsache, dass ich Ihnen das sage, können Sie schon erkennen, wie viel uns daran gelegen wäre, dass Sie sich für ‚Pfirsich' entscheiden könnten."

Jan verstand das sehr schnell - die ‚Mohn' war kratzbürstig und ‚Pfirsich' eher fügsam. Die Agentenführer waren nur dann von ihm eingenommen, wenn er sich für ‚Pfirsich' entschied.

„Herr Doktor M., ich habe schon verstanden. Natürlich wissen Sie schon aus der Tatsache, dass ich meine Ehe kirchlich habe annullieren lassen, dass ich doch am katholischen Glauben hänge. So spontan möchte ich mich nicht für eine so junge Frau entscheiden, die vielleicht noch mehr als ich am Glauben hängt. Es ist eine große Entscheidung, da es natürlich über einen katholischen Pfarrer dokumentiert werden muss. Ehrlich gesagt habe ich bei einer viel jüngeren auch Sorge, dass diese von mir erwartet, alle Entscheidungen zu treffen."

„Herr Müller, genau das erwarten aber die Sektenführer von Ihnen. In ihren Augen ist die Ehe eine paternalistische Institution, wo die Frau zu gehorchen hat. Also ist genau das, was Sie befürchten, ein Element welches den Erfolg des Unternehmens eher beflügeln würde."

Natürlich sah er die Argumentation ein, aber es widerstrebte ihm. Das wäre in seinen Augen keine Ehe. Gut, der Sinn der Mission war es auch nicht, eine gute Ehe zu führen, sondern die Sekte zu infiltrieren. Rational betrachtet, hatte der Typ Recht mit seiner Argumentation. Sein Kopf stimmte zu und sein Bauchgefühl war dagegen. Letzten Endes lief es darauf hinaus, ganz nein zu sagen oder die Mission nach den Vorstellungen des Verfassungsschutzes ablaufen zu lassen. Er fühlte sich schon jetzt unwohl.