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Vorfälle, Zufälle, Unfälle

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„Morgen." Sie winkte ihm flüchtig, wobei sie seinem Blick auswich. „Ich geh joggen. Bin in einer Stunde oder so zurück."

„Äh -- alles klar. Ich warte mit dem Frühstück."

„Nein, nein. Ich will dann sowieso nur einen Kaffee. Muss auf meine Linie achten."

Sie schloss die Haustüre, bevor er ihr hinterherrufen konnte. Puh! Etwas frische Luft und Bewegung, das konnte sie jetzt gut gebrauchen. Die Nacht war ein Albtraum aus quälenden Fragen, Erinnerungen, unruhigen Dämmerphasen, und ein oder zwei grauenhaften Horrorvisionen gewesen.

Sie fiel in ein mittleres Schritttempo und bog in Richtung Park ab. Die Strecke kannte sie in- und auswendig, so dass sie sich auf die bohrenden Fragezeichen zwischen den Schläfen konzentrieren konnte. Ah, das tat gut! Sie sog die kühle Oktoberluft tief in die Lungen, und genoss das vertraute Gefühl der taktmäßigen Stöße, die vom Aufprall der Schritte auf dem Boden bis unter ihre Haarwurzeln ruckten.

„Also schön, du Charakterdarstellerin", murmelte sie sich selbst zu. „Dein hübscher Plan hat geklappt. Dein Paps hat nicht nur an dir rumgefummelt, er hat dich richtig mit dem Finger gefickt. Und du bist davon so heiß geworden wie eine Sternschnuppe. Was sagt dir das?"

Ja, was? War Ihr Vater ein Schwein? Eine selbstsüchtige, verachtenswerte Kreatur, die ihre Nächsten mit seiner Sexsucht überflutete? Hm -- in der Nacht hatte sich nicht so angefühlt. Auch jetzt nicht. Soweit sie es in der eigenen Wollust mitbekam, hatte er sich nicht an sie gepresst. Sie hatte jedenfalls nichts von einer Erektion gespürt -- obwohl er sicher eine hatte.

„Das heißt, er hat dir also einen abgefahrenen Orgasmus geschenkt, und ist dann verschwunden, richtig?", überlegte sie weiter. So betrachtet wirkte es fast wie ein Liebesdienst. Verdammt! Es wäre so einfach, wenn sie alles hübsch auf ihn abzuwälzen könnte. Die ganze Unsicherheit, die Fragen, die Schuldgefühle. Doch sie wusste, dass sie das nicht über das Herz brachte. Nicht ihrem Vater gegenüber, der sie nach dem Tod der Mutter so viele Jahre hingebungsvoll großgezogen hatte.

„Überleg dir lieber, warum du das überhaupt inszeniert hast", richtete sie das Brennglas ihres Ärgers auf sich selbst. „Was wolltest du denn von ihm? Ein Beweis, dass er dich attraktiv findet? Aber das wusstest du doch schon."

Ein Bekannter kam ihr entgegen, eine Tüte vom Bäcker in der Hand. Er lächelte und winkte. Sie winkte zurück und registrierte, wie seine Augen an ihrem Körper hinabglitten. Sie trug eine enge, schwarze Leggins und ein neongrünes Funktionsshirt, darunter ein Sport-BH. Das brachte ihr schlanke, zierliche Figur gut zur Geltung.

„Gefällt dir das jetzt sogar?", fragte sie sich verwirrt. „Sonst findest du es doch furchtbar, wenn du so angeglotzt wirst. Was ist los mit dir?"

Oder lag alles an der Nacht mit Coelho?

Es war nicht ihr erstes Mal gewesen. Aber das erste Mal mit dem Eindruck: Ja, genau darum ging es bei dieser ganzen Sex-Geschichte. Um dieses Begehren und Begehrtwerden, um einen langsamen, immer engeren Tanz, bis unter die Haut, buchstäblich. Bis sie einen anderen Menschen so nahe an sich heranließ, wie das nur irgend möglich war. Und sich das wundervoll anfühlte.

So eine herrliche Nacht. Aber -- war nicht das Gefühl bei ihrem Paps ähnlich gewesen? Sogar intensiver?

Sie biss die Zähne zusammen und rief sich ihren Vater vor Augen. Am besten, wie sie ihm im Urlaub gesehen und erlebt hatte, erst vor ein paar Wochen. Am Strand, nur bekleidet mit einer knappen, schwarzen Badehose. Sie hatte ihn mit den anderen Männern in seinem Alter verglichen und befriedigt festgestellt, dass er jünger aussah, und besser in Form war. Der breite Brustkorb, die starken Arme und die schmal ausfallenden Hüften zogen durchaus die Bewunderung verschiedener Damen auf den Liegestühlen in der Nähe auf sich.

Einmal hatten sie nach dem Schwimmen im Meer nebeneinander auf ihren Matten gelegen, er auf dem Rücken, sie auf der Seite, ihm zugewandt. Er hatte die Augen geschlossen gehabt, daher konnte sie in aller Ruhe das hochgewölbte Profil seiner Badehose betrachten. Sie hatte es hübsch gefunden, wusste sie noch. Männlich. Passend irgendwie. Und in keiner Weise bedrohlich.

Ihr Vater. Sein offenes, lachendes Gesicht. Seine sanften, braunen Augen. Fand sie ihn eigentlich anziehend? Als Mann?

Fühlte sie sich zu ihm hingezogen? Erotisch? Sexuell?

Immer mehr Fragen. Immer weniger Antworten. Das hier lief nicht in die richtige Richtung.

Und sie selbst auch nicht! Jetzt war sie tatsächlich falsch abgebogen und schon halb in einem Gewerbegebiet voller grauer Zweckbauten gelandet.

Seufzend drehte sie um.

***

Peter ließ die Zeitung sinken. Er hatte gerade bemerkt, dass er denselben Absatz mindestens vier Mal gelesen hatte, ohne dass etwas von dem Inhalt bei ihm angekommen wäre.

Sina war schon über eine Stunde weg. Eine weitere Stunde Fegefeuer. Würde sie wütend zurückkommen? Ihre Sachen packen und ausziehen? Oder gleich mit der Polizei?

Würde sie überhaupt zurückkommen?

Er vergrub den Kopf in den Händen. Sein Herz schien in einem Schraubstock zu klemmen. Warum nur hatte er sich hinreißen lassen?

Tja, warum? Gute Frage! Lag er sexuell so auf dem Trockenen? Immerhin war es schon eine Weile her, seit er sich das letzte Mal so richtig ausgetobt hatte. Das war mit Carmen gewesen, bei dieser Tagung. Drei Tage langweilige Vorträge, und drei Nächte voller Ekstase. Er lächelte bei der Erinnerung.

Wie lange lag das zurück? Schon drei Jahre? Unglaublich!

Also gut. Er war entwöhnt und leicht entflammbar. Ein Begleitumstand, der nicht die Schuld minderte, aber zur Erklärung beitragen mochte.

Fühlte er sich angezogen von Sina?

Schwierig. Bisher hatte er nie das Gefühl gehabt. Nicht auf dieser Ebene. Aber andererseits hatte er sie auch noch nie so direkt als sexuelles Wesen erlebt. Sie war an Jungs durchaus interessiert gewesen, doch sie hatte während der Schulzeit meist keinen Freund gehabt. Und sie hatten nie über irgendwelche erotischen Themen gesprochen, in stillschweigendem Einvernehmen.

Auf der anderen Seite hatte es ihn unglaublich erregt, sie in den zwei Nächten bis zum Höhepunkt zu treiben.

Hätte er -- mehr gewollt?

„Sag´s schon!", knurrte er sich an.

Also gut. Hätte er auch mit ihr geschlafen? Und wollte er das vielleicht immer noch?

Er atmete tief durch und stellte sich Sina vor. Gestern Nacht war es finster in ihrem Zimmer gewesen, aber beim ersten Mal brannte das Licht. Der Anblick ihres nackten Körpers hatte sich in seine Netzhäute eingebrannt. Der schmale Leib. Die straffen, apfelförmigen Brüste. Der flache Bauch. Ihre Muschi, ganz zart...

Er sah an sich hinab. Sein Schwanz raunte ihm die Antwort zu.

„Scheiße!", hauchte er.

***

Der Rest des Sonntages entwickelte sich zu einem quälenden Versteckspiel. Sina kam heim, nach über anderthalb Stunden, und fühlte sich so verschwitzt, dass sie gleich nochmal duschte. Dann, als sie endlich fertig angezogen war, und endlich den Mut für eine Konfrontation gefasst hatte, fand sie nur einen Zettel auf dem Küchentisch „Bin bei Rolf." Sie biss sich auf die Lippen. Richtig, Hilfe bei einem Umzug. Das hatte er ihr schon am Vortag gesagt. Er würde also erst in drei oder vier Stunden zurück sein.

Die Sekunden tickten dahin. Die Minuten fühlte sich an wie Jahre. Sie setzte sich vor den Fernseher und starrte blind auf das Geflimmer. Ein Buch legte sie gleich wieder weg. Schließlich warf sie sich auf ihr Bett und begnügte sich damit, die vergangene Nacht bis ins letzte Detail zu rekonstruieren.

Eine Kriminalkommissarin an der großen Wand, stellte sie sich vor. Alle Beweisfotos, sämtliche Hinweise wurden mit roten Schnüren verbunden. Sie würde genau verstehen, wie das alles zusammenhing. Der Finger, den sie noch in sich spüren konnte. Das Singen in ihren Adern, wenn sie daran dachte. Der unglaubliche Kitzel, den die nächtlichen Berührungen in ihr ausgelöst hatten. Die...

Sie hielt inne. Die Muskeln in ihren Schenkeln zogen sich schon wieder rhythmisch zusammen. Und wenn sie jetzt die Hand in die Jeans schieben würde, dann würde ihr Slip sich sicher feuchter anfühlen als sonst.

„Nicht schon wieder", keuchte sie und legte beide Hände über das Gesicht, als ob sie sich so verbergen könnte. Am liebsten hätte sie sich verkrochen, so wie ein gejagtes Insekt unter einen Stein hetzt. Schutz. Ruhe. Frieden.

Mit einem Seufzen nahm sie die Hände herunter. Sie war kein Insekt. Sie musste sich diesen Fragen stellen. Warum nicht gleich.

Also: Sina Schwendlinger, achtzehn Jahre alt, Studentin. Erfahrungshintergrund: Eine schöne, einjährige Beziehung mit Mirko, allerdings mit dreizehn. Ein wenig Knutschen, ansonsten recht unschuldig. Dann lange nichts. Mit siebzehn die Geschichte mit René. Ziemlich verkrampft, von Anfang an. Auch, was den Sex betraf. Insbesondere das erste Mal -- eine echte Katastrophe. Wenn sie daran dachte, wollte sie sich am liebsten gleich wieder nach dem Stein umschauen.

Interessanter dann das abrupte Ende dieser Beziehung. Sie war fremdgegangen, hatte sich in einen One Night Stand gestürzt, mit Rafael. Das hatte sofort zur Explosion geführt und René war wutschnaubend abgezogen. Erst hinterher hatte sie erkannt, dass sie es genau darauf angelegt hatte. Die Nacht mit Rafael war nett gewesen, anders als sie es mit ihrem Partner erlebt hatte. Rafael wollte sie sogar als Freundin gewinnen, doch sie hatte erst mal genug von Beziehungskisten.

Und nun Coelho -- endlich das echte Ding! Endlich eine Nacht, bei der sie das Gefühl hatte: Ja genau so sollte es sich anfühlen beim Sex. So gut, so erfüllend, so ganzheitlich. Sie hatte geschrien, im Orgasmus. Nur schade, dass so viel Alkohol im Spiel gewesen war, der ihre Erinnerung trübte.

Tja, und jetzt, völlig unerwartet, diese Erfahrung der letzten Nacht, mit ihrem Vater. Das verstörte sie aus mehreren Gründen. Warum hatte er das getan? Und noch rätselhafter: Warum war sie nicht ausgestiegen? Das kleinste Zeichen von ihr, und Peter hätte doch sofort aufgehört? Das ließ nur eine Schlussfolgerung zu: Sie wollte es ebenso wie er. Und der Orgasmus hatte sich unglaublich angefühlt, so wie... wie...

Nein. Sie hatte keinen Vergleich dafür. Und nicht den Schimmer einer Ahnung, woran es lag. Ob sie das nochmal wollte. Oder ob sie schon komplett verrückt geworden war.

„Ich bin nicht verrückt", knirschte sie. Aber was war dann los mit ihr?

Irgendwann näherte sich der Zeiger der Uhr der Vier. Peter musste demnächst nach Hause kommen. Sie würde zu ihm gehen. Und fest erklären: „Wir müssen reden. Über gestern Nacht."

Hm. Darüber, wie sie es heimlich genossen hatte?

Wie sie es wieder wollte? Vielleicht?

Sie schrie, frustriert, und sprang hoch. Hektisch stürzte sie sich in die Jacke, griff nach der Handtasche, der Geldbörse. Sie konnte es nicht! Sie konnte ihm nicht unter die Augen treten. Unmöglich!

Raus hier!

***

„Sina?"

Peter schloss die Tür und lauschte. Das Haus hörte sich leer an. Er konnte nicht genau sagen, worin der Unterschied bestand, aber er wusste immer, ob sie da war oder nicht. Auch, wenn sie überhaupt kein Geräusch verursachte. Etwas war anders.

Seufzend hängte er die Jacke weg und schaute zuerst auf den Küchentisch, ihre offizielle Mailbox.

„Bin bei einer Freundin" stand da auf dem Zettel.

Er runzelte die Stirn. Sonst schrieb sie immer einen konkreten Namen auf. Stimmte das? Seine überreizte Fantasie zeigte sie schon draußen, herumirrend, bis in die Nacht. Oder -- bei Coelho? Wie sie ihm alles erzählte, weinend. Wie er sie nach Spanien einlud. Wie er sie nie mehr wiedersehen würde. Ein Mann, der immer älter wurde, ganz alleine...

„Schluss jetzt", riss er sich zusammen. „Rumheulen hilft nicht. Nur klarer Tisch. Besser früher als später."

Ja. Vorausgesetzt es gab noch ein Früher.

***

Sina stand minutenlang vor der Haustür und trat von einem Fuß auf den anderen. Drinnen brannte Licht, und das wirkte so warm und heimelig in der hereinbrechenden Dunkelheit. Er war also daheim.

„Ich zieh´s durch!", zischte sie sich zu, und rammte den Schlüssel in das Schloss, bevor der vage Anfall von Mut vorübergehen konnte. Beim Eintreten und die Jacke aufhängen, da fühlte sie sich, als ob sie über Gummibälle federte, weich und haltlos.

„Sina?" Peter hatte die Tür zur Küche aufgerissen. „Gott sei Dank. Ich dachte schon..." Er verstummte.

Sie holte tief Luft, und stemmte dabei gegen ein Gewicht auf dem Brustkorb.

„Ich möchte mit dir reden", erklärte sie.

Ihr Vater wurde blass, aber er nickte fest. „Ich auch", antwortete er. „Komm erst mal rein."

Drei unerträgliche Minuten später saßen sie sich am runden Küchentisch gegenüber, ein Glas Mineralwasser vor sich. Das Sprudeln der Bläschen hörte sich irre Laut an, so still war es.

„Ich will dir -- ", begann sie, doch er hob sofort die Hand.

„Lass mich bitte zuerst", bat er. Sie nickte zögernd.

„Ich möchte mich entschuldigen." Peter sah ihr direkt in die Augen, er atmete tief durch. „Ich habe etwas Falsches getan. Es -- es tut mir sehr leid."

Sie starrte ihn an. „Was hast du denn Falsches getan", fragte sie vorsichtig. Dann seufzte sie und winkte ab. „Nein. Ich weiß natürlich, was du meinst. Aber weißt du auch, dass ich dir gestern was vorgespielt habe? Ich habe nur so getan, als würde ich schlafen."

Er senkte den Kopf. „Das habe ich mir schon gedacht", murmelte er. „Aber warum? Wolltest du mich auf frischer Tat ertappen?"

„Ja. Irgendwie schon. Am Anfang zumindest", überlegte sie und rieb sich über die Augen. „Aber dann -- wollte ich es auch. Es war... gut. Nein: Es war unglaublich schön! Danke."

Sie sahen sich in die Augen. Seine glänzten verdächtig, und sie musste selbst bereits schlucken. Dann, wie auf ein verabredetes Zeichen hin, öffnete er seine Arme, und sie flog hinein. Sie kauerte sich in ihn, die Lider zusammengepresst. Sie wollte nur diesen Halt um sich herum spüren, diese liebevolle Umarmung. Nicht mehr denken. Nicht mehr hadern.

Er drückte sie sanft an sich und strich ihr über die Haare. So saßen sie endlos lange. Ohne zu reden. Auch ohne zu weinen. Das aufgeregte Gequassel in ihrem Kopf ebbte langsam zurück, die Stimmen kamen zur Ruhe. Die Fragen waren noch da, aber sie schmolzen in sich zusammen. Von Steinplatten biblischen Ausmaßes zu kleinen Dingern, höchstens so groß wie ein Scrabble-Stein.

„Ich liebe dich, Sina", flüsterte Peter irgendwann an ihrem Ohr. „Ich möchte für dich da sein. Als dein Vater. Aber nur, wenn du es willst. Wie du es willst. Nur so, nicht anders."

Sie schlang die Arme fester um seinen starken Hals. „Ich liebe dich auch, Paps. Das weiß ich doch. Ich -- bin auch nicht böse. Nur verwirrt."

„Ja. Ich auch."

Sie sahen sich in die Augen. Seine Mundwinkel zuckten. Sina musste grinsen. Und dann lachten sie gemeinsam auf. Und gleich nochmals. Das fühlte sich so schön befreiend an.

„Ich habe mir das überlegt", erklärte sie und es ging ihr besser als den ganzen Tag über. „Wir könnten einfach sagen: Schwamm drüber. Wir reden nie mehr davon. Mit niemandem. Das bleibt einfach sowas wie ein kleines Geheimnis."

„Ja", nickte er sofort. „So etwa hatte ich mir das auch vorgestellt."

„Es gibt nur ein kleines Problem bei dieser Variante", fügte sie an. Er blinzelte alarmiert. Sie lächelte breit und gab ihm einen schnellen Kuss auf den Mund. „Dann finde ich nie heraus, ob ich das nochmal will, oder nicht."

„N-nochmal?" Er riss die Augen so weit auf, dass sie kichern musste. Das hatte er nicht erwartet. Es fühlte sich gut an, ihn so zu überraschen. Ein kleines Bisschen Rache musste vielleicht doch sein.

„Ich weiß es nicht. Ehrlich!", seufzte sie. „Aber bei dem Gedanken, dass wir das einfach totschweigen, da sträubt sich etwas."

„Hm, das --habe ich nicht erwartet." Er lachte trocken, über sich selbst.

„Aber du hast schon bemerkt, dass es mir ganz gut gefallen hat, oder?", hakte sie nach. Peter musste grinsen und nickte nur. Dann sah er in die Ferne, und runzelte die Stirn. Sie wartete und sagte nichts.

„Pass auf", meinte er langsam. „Morgen früh um sieben klingelt der Wecker, und die neue Woche beginnt. Bis dahin sollten wir das geklärt haben, okay?"

„Okay." Sie holte zitternd Luft.

„Wir machen uns jetzt ein schnelles Abendessen", führte er weiter aus. „Dann duschen wir und gehen ins Bett. Also ganz früh. Und dann warten wir einfach, was passiert."

„Wir warten?" Sie sah ihn verständnislos an.

„Wir warten." Er grinste. „Bis entweder du es nicht mehr aushältst, und zu mir rüberkommst. Oder ich zu dir. Und wenn wir es beide nicht tun, ist das auch ein Ergebnis."

„Raffiniert", lachte sie auf. „Klingt gut für mich."

„Und, damit das klar ist:" fügte er ernsthaft hinzu. „Egal, wer wohin geht oder kommt -- falls der andere nicht will, passiert nichts. Überhaupt nichts!"

„Ja. Klar." Sie küsste ihn schnell auf den Mund. „Super Idee, Papa."

Er küsste sie zurück. Und sah ihr in die Augen. Sina schwankte für einen Moment, am liebsten hätte sie sich gleich noch mehr auf seinen Schoß geschoben, ihn richtig geküsst und...

„Erst Abendessen", lächelte er bedauernd. Offenbar führte er denselben Kampf mit sich.

„Gut. Dann aber schnell jetzt."

***

Schon zehn Minuten nach elf Uhr. Peter seufzte und stellte den Wecker zurück auf den Nachttisch. Er saß auf seinem Bett, in einem kurzen Pyjama, und wartete, seit einer halben Stunde.

Wie besprochen hatten sie zusammen gekocht und gegessen. Dabei wurde der weitere Verlauf des Abends nicht mehr angesprochen, in stillem Einvernehmen. Die unterschwellige Spannung fügte dem simplen Gericht eine besondere Note hinzu. Ab und zu hatte er ihre Blicke auf sich gespürt.

Danach war erst sie lange Zeit im Bad verschwunden, und er hatte anschließend geduscht. Sie hatten sich nicht mehr gesehen. Bis jetzt.

Sollte er rüber?, fragte er sich zum tausendsten Mal. Natürlich wollte er, das stand für ihn schon fest. Ja, er hatte es sich eingestanden. Er wollte Sex mit seiner Tochter haben. Aber nur, wenn die das auch wollte, sonst nicht. Also war es besser, auf sie zu warten, oder?

Doch sie kam nicht. Bisher, zumindest. Er hockte hier, meist mit einer harten Latte, und konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, diese zu streicheln und zu nähren.

Verdammt! Sie wollte nicht, so wie es aussah. Das war völlig okay, sie hatten es ja so besprochen. Dennoch war er nicht so erleichtert, wie er sich das vorgestellt hatte. Nur enttäuscht. Nicht von ihr, aber er hätte wirklich gerne gewusst, wie...

„Wenn du das gerne wüsstest, warum gehst du nicht rüber?", murmelte er sich selbst zu.

Tja. Gute Frage.

Nein. Besser hier sitzen bleiben. Das war sicherer. Er hatte schon zu viel Mist gebaut, das reichte für mindestens ein Jahr.

Wie sie ihn geküsst hatte, vorhin. Da hätte er am liebsten gleich die Hände auf sie gelegt, und --

Seine Erektion schwoll blitzschnell, bei diesem halben Gedanken.

„Jetzt reicht´s." knurrte er und stand auf, mit hart pochendem Herzen.

***

Sina wälzte sich unwillig auf die Seite. Ihr Bett war leergeräumt, sie hatte die Decke und alle Kissen auf den Boden geworfen. Nur sie selbst lag in der Mitte. Sie würden ja Platz brauchen, wenn er kam.

Doch warum kam Papa nicht? Hatte er sich anders entschieden? Einen Rückzieher gemacht? Aber dieser Ausdruck in seinen Augen, mit der er sie ansah, vorhin -- das hatte sie genau gesehen!

Seit einer halben Stunde wartete sie hier. Nein, sie konnte es kaum noch aushalten. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt bei dem Gedanken, dass ihr Vater sie gleich besuchen kommen würde. Dass er sie anfassen würde, und dass es diesmal für beide klar und eindeutig war, was er wollte.

Ja, sie war bereit dafür. Sie hatte extra ihr dünnstes Nachthemd herausgesucht, halb durchsichtig. Und seit sie hier saß und wartete, hatte sie sich mindestens ein Dutzend Mal über die Brust gestrichen, und das Prickeln genossen, wenn ihre Fingerkuppen an den harten Nippeln entlang glitten. Inzwischen ging die Erregung nicht mehr runter, sondern vibrierte in ihrem Fleisch wie ein unhörbarer Ton. Ein vielstimmiger, harmonischer Chorgesang der Sehnsucht.