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Wahlverwandschaften Teil 03

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Herr Schmidt erklärt mir später noch, dass sie im Norden das Agrogeschäft erfolgreich bearbeiten würde. Sie kommt aus einem Bauernhof von einem kleinen Dorf und hat später umgesattelt auf Verkauf. Ja, sie hätte einen ziemlich ungewöhnlichen Stil, aber sie sei erfolgreich -- und das alleine zählt bei ihm.

So stehe ich am nächsten Morgen in einer schwarz-weißen, matten Lederkombi vor der Haustür. Natürlich habe ich darauf geachtet, dass ich bei der relativ engen Kleidung den Strap-on nicht vergesse, der meine Konturen männlicher daherkommen lässt. Sie sitzt auf der schweren Maschine in einer glänzenden, pechschwarzen Motorradlederhose und einer schwarz-roten Jacke, bevor sie endlich absteigt. In diesem Aufzug fällt ihre Größe noch mehr auf -- sie muss wohl 1,90 m groß sein und ist nicht gerade schmal von Gestalt. Sie hat ein breites Kreuz und ist eher mit üppigen Polstern ausgestattet, aber auch gut mit Muskeln versehen. Sie hat kurze, blonde Haare und einen kräftigen Hals. Insgesamt ist sie eher das Gegenteil eines Models. Sie sieht wie eine blonde Amazone aus, die auf Beutezug ist oder wie eine üppige Lara Croft in Lederkluft auf dem Weg in den Dschungel. Und da fällt es mir ein -- ich habe sie einmal auf einem Lesbentreffen in einer ähnlichen Lederkombi gesehen. Es ist schon mehr als nur einige Jahre her. Ich besuche solche Treffen schon lange nicht mehr. Sie hatte schon damals ein reichlich ausgeprägtes Selbstbewusstsein.

„Hallo Süßer, bist du bereit für einen Ausritt an diesem schönen Frühlingsmorgen? Nenn mich Marion, da wir ja die nächste Stunde eng zusammen sind. Und wie soll ich dich nennen?"

Ja, das stimmt mit meiner Erinnerung überein. Direkt und mit wenig Hemmungen, so war sie damals schon gewesen. Dunkel erinnere ich mich, dass sie etwas vergnatzt gewesen war, weil ich ihr eine Freundin zum Tanzen entführt hatte. Sie war nicht sparsam mit Kraftausdrücken gewesen und hatte eher primitiv geklungen.

„Nenn mich Alex. Und ich sollte dich vorwarnen, ich bin noch nie mit einem starken Motorrad mitgefahren. Also hast du es mit einem Neuling zu tun."

„Alex, auf der Maschine bist du vielleicht ein Neuling, im Geschäft sicherlich nicht. Unser Boss hat einen untrüglichen Instinkt dafür. Max hat mir gestern von eurem gemeinsamen Besuch erzählt. Du musst gut sein, wenn du ihn beeindruckt hast..."

Ich lächele sie freundlich an, während ich mir den Helm aufsetzte und dann hinter ihr auf die Sitzbank der Maschine aufstieg. Ich hielt mich an den Haltegriffen fest.

„Alex, Süßer, Du brauchst nicht schüchtern zu sein, sondern kannst gerne Deine Arme um mich legen. Mach dir nur keine falschen Hoffnungen, ich stehe nicht auf Männer."

Genauso direkt habe ich sie in Erinnerung. Schnörkellos und ohne höfliche Umwege ihre Meinung freimütig ausdrückend, so hatte ich sie erlebt. Da ich hier als Mann auftrete, werde ich keine Probleme mit ihr haben, hoffe ich mal. Gut, so lege ich dann meine Arme ohne Worte um sie. Kaum habe ich das gemacht, schon röhrt die Maschine los und schlängelt sich durch den Stadtverkehr, bis wir den Kreisel erreichen, der auf die Autobahn nach Berlin führt. Kaum sind wir darauf, da ist sie schon auf der Überholspur und binnen Sekunden pfeift der Fahrtwind sein Lied. Das Windgeräusch nun noch einmal dramatisch zu, als wir nach einiger Weile auf dem Stück ohne Geschwindigkeitsbegrenzung sind. Die Maschine wird laut, als die Autos auf der rechten Spur regelrecht stehenzubleiben scheinen. Sie muss weit über 200 Stundenkilometer schnell sein. Sie fährt konzentriert und so fühle ich mich trotz der extremen Geschwindigkeit relativ sicher. Bei dieser Geschwindigkeit dauert es nicht lange, bis wir die erste Abfahrt nach Schwerin erreichen. Sie bremst im letzten Moment ab und schwingt in die Auswärtskurve ein.

Auf der Landstraße nach Schwerin fühle ich mich weniger wohl. Sie haut durch die Kurven, dass mir Hören und Sehen vergeht und ich mich instinktiv an sie anschmiege. Ihre Überholmanöver lassen mich mitunter die Augen schließen. Ich bin froh, als wir in der Stadt ankommen und sie zwangsläufig gesitteter fahren muss. Ich muss wohl noch etwas blass um die Nase ausgesehen haben, als wir beim Kunden ankommen, denn sie grinst frech und amüsiert, als ich absteige, während sie noch einmal den Sechszylinder aufheulen lässt.

Der Chef der Raiffeisengenossenschaft kommt schon heraus, der Klang des Motors war wohl das Signal. Er empfängt sie ausgesprochen herzlich und begrüßt mich höflich. Sie muss ihn wirklich gut kennen.

Hier brauche ich mich gar nicht erst ins Zeug zu legen. Der Kontakt zwischen den beiden ist so gut, dass kein Zweifel daran besteht, dass er, wenn immer nur möglich, das Geschäft mit ihr machen wird. Das bestätigt sich auch gleich in seinen Worten:

„Marion, ich freue mich, dass ihr endlich auch solche Additive im Programm habt, die in Deutschland nicht mehr hergestellt werden. Herr Berg, seien Sie willkommen in unserem Haus. Sie haben eine große Ähnlichkeit mit Ihrer Schwester und ich freue mich, dass Sie bei der Firma von Marion sind. Ihre Schwester war etwas steif, aber wir haben trotzdem gut zusammengearbeitet."

„Danke, Herr Waddewitz, Sie dürfen mich gerne Alexej oder Alex nennen. Ich bin gerne bereit, Ihnen Fragen über das Produkt oder seine Herstellungsweise zu beantworten."

„Gut gebrüllt, Löwe. Also Alex, ich bin der Kurt. Du darfst mich gerne duzen. Ich sehe schon, Marion hat dich gut eingewiesen. Kommt doch erst mal rein, dann reden wir."

Im Besprechungszimmer angekommen, bietet er ihr gleich eine Zigarre an und ein Schnapsglas mit Korn, was sie auch dankend annimmt. Ich nehme ein Glas Wasser und bemühe mich, nicht überrascht zu starren, als sie die Zigarre ergreift. Sie schmaucht gemütlich den für meine Nase stinkenden Stumpen des kubanischen Erzeugnisses und stößt mit ihm an. Er lässt mir einen Espresso bringen, damit ich zumindest eine Art von Droge konsumiere, wie er sagt. Die Verhandlung ist kurz und bündig, während der Small Talk über das Dorf, aus dem sie beide kommen, den größten Teil des Gespräches beansprucht. Ich brauche nur zwei Fragen über das Produkt zu beantworten, damit ist mein Anteil am Gespräch erledigt und ich bin schon wieder ein Stück weiter auf dem Weg zu einem vollen Konto. Alles läuft ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe.

Abrupt beendet sie das Gespräch und erklärt, dass sie nicht seine wertvolle Zeit stehlen wolle. Keine Minute später stehen wir schon wieder vor dem Motorrad.

„Lass uns gemächlich über die 104 zurückfahren, Alex. Das ist eine hübsche Straße, die durch Wälder und an Seen vorbei führt."

Gegen ein gemächliches Tempo habe ich überhaupt keine Einwände. Das ist auf jeden Fall besser, als mit über 200 über die Autobahn zu rauschen oder die Landstraße entlang zu jagen. Ich steige also hinten auf und lasse mich von ihr durch die Gegend kutschieren. Sie hat recht, die Gegend ist nett und die Straße im sanft rollenden Gelände ist von Wäldern, Wiesen und Seen umsäumt. Die Laubbäume haben noch das zarte Grün des Frühjahrs. Allerdings macht sich meine Blase so langsam nach dem Espresso unangenehm bemerkbar und das duldet keinen großen Aufschub. Warum ist sie auch so plötzlich aufgebrochen?

„Marion, kannst du mal so in spätestens zehn Minuten an der nächsten Gaststätte anhalten?"

Statt einer Antwort biegt sie in den nächsten Waldweg nach rechts ein und stellt das Motorrad dort ab. Sie steigt ab und setzt ihren Helm ab. Ich ziehe leicht die Augenbrauen zusammen, da ich mir eher eine Toilette in einer Gaststätte vorgestellt habe und sage das auch so. Sie grinst amüsiert und bemerkt flapsig:

„Alexej, stell Dich nicht so an! Hier gibt es doch weiß Gott genügend Bäume, die für Hund und Mann hervorragend geeignet sind. Oder hast Du etwa Hemmungen wegen mir? Brauchst Du nicht, ich bin auf dem Bauernhof aufgewachsen..."

Na toll, jetzt sitze ich in der Patsche. Und im nächsten Moment gleich noch mehr, denn um ihre Unbekümmertheit zu demonstrieren, zieht sie demonstrativ langsam ihre glänzende Lederhose bis auf die Knie runter. Sie hockt sich ungeniert mit leicht gespreizten Beinen in noch nicht einmal drei Meter Abstand von mir hin und lässt es unbekümmert laufen. Das plätschernde Geräusch hilft mir natürlich gar nicht - und schon muss ich meine Beine kreuzen. Wenn ich nicht gleich reagiere, mache ich mich nass! Sie sieht mich forschend von unten an, als ich meine Beine wie zwanghaft kreuze. Ich schaffe noch drei Schritte in den kleinen Seitenweg hinein und öffne derweil schon die Lederhose. Schnell hocke ich mich auch hin -- und es zischt mit hohem Druck aus mir heraus. Ich fühle mich so erleichtert, dass ich nichts anderes denken kann.

Ein paar Sekunden später steht sie vor mir und schaut kopfschüttelnd auf mich herab, als sie auch noch den Strap-on-Dildo erblickt. Sofort wird mir klar, dass meine ganze schön ausgedachte Tarngeschichte eben gerade komplett den Bach herunter gegangen ist.

„Na, hier haben wir aber nicht Alexej, den Bruder von Alexandra, nicht wahr? Sondern eine kleine Schlampe mit Dildo, die den Boss angelogen hat. Was soll ich ihm denn nun sagen?"

Sie hat mich buchstäblich mit heruntergelassenen Hosen erwischt. Und es macht es nicht besser, dass mein Urinstrahl nur langsam versiegt. Es ist mehr als peinlich und ich bin dazu noch aufs Bitten angewiesen:

„Marion, bitte sag ihm nichts. Ja, ich bin die Alexandra, aber in meiner alten Firma gibt es bereits Bestrebungen, mich zu kündigen und auf die schwarze Liste zu setzen. Als Alexej kann ich hingegen angestellt bleiben. Also bitte, sag ihm nichts!"

Endlich kann ich aufstehen, meine Hose und mein Höschen hochziehen und bin nun wenigstens halbwegs auf Augenhöhe. Gut, sie ist immer noch bald einen Kopf größer, aber es hilft schon gewaltig. Sie mustert mich abwägend.

„Alexandra, hast Du nicht einmal mit einer Freundin von mir geflirtet, und mehr als geflirtet? Weißt Du was, Alex? Wenn du heute Abend die ‚femme' für mich machst und dich auch von mir mit dem Dildo ficken lässt, dann vergesse ich alles, was ich gerade eben gesehen habe. Was sagst du dazu?"

„Du spinnst wohl! Ich lasse mich doch nicht auf so eine miese Art erpressen! Ich habe selber eine Freundin, die femme ist, sie hat mir gerade erst geschrieben. Und ich bin eindeutig keine femme, schon gar nicht , so so... " Ich war wütend und mir standen die Tränen in den Augen.

„Alex, reg' dich ab! Ich gebe dir eine echte Chance, deine Tarnung aufrecht zu erhalten. Ich will dich weder permanent als femme Partnerin noch ist das ein Heiratsantrag, okay?? Aber es reizt mich schon, für einen Abend eine eher dominante Lesbe wie dich als mein devotes, kleines Mädchen zu haben. Ich verstehe jedoch schon, dass du nicht einfach deine Beine für mich breit machen willst. Ich gebe dir also eine mehr als faire Chance, wenn du mein Angebot akzeptierst. Wenn du mir im Ringen für mehr als drei Minuten widerstehen kannst, ohne mit beiden Schultern und Po flach auf dem Rücken zu liegen, dann hast du mein Versprechen, dass ich meine Klappe gegenüber dem Boss halten werde. Und nicht nur das, ich werde dir auch noch Ratschläge geben, wie du unseren Chef behandelst und auch wie du deine Tarnung aufrechthältst. Wenn du die drei Minuten nicht schaffst, dann werde ich erst recht meine Klappe halten, denn dann bist du mein für den heutigen Abend. Wenn du mein Angebot allerdings nicht annimmst, dann trägst du das Risiko, ob ich dem Chef was sage, oder nicht. Ist das klar?"

Das ist fair, soweit man Erpressung als fair bezeichnen kann. Es ist auch glasklar. Das Angebot annehmen und meine Tarnung bleibt intakt. Das Angebot nicht annehmen und meine Tarnung würde dahin sein. Die Wahl ist da nicht schwer zu treffen -- und drei Minuten sind nicht sehr lang. Meine Chance nicht besiegt zu werden in drei Minuten, ist ziemlich groß nach meiner Ansicht.

Das erweist sich schnell als Täuschung. Sie braucht noch nicht einmal zwei Minuten, um mich hilflos keuchend auf dem Rücken zu sehen, während sie mit ihren Armen meine beiden Schultern fixiert und ihr linkes Knie gleichzeitig meinen Unterleib auf den Boden presst. Sie ist wirklich wie eine Amazonenkämpferin!

„Meine Kleine, damit verspreche ich dir, dass ich dem Boss nichts sagen werde. Im Gegenzug wirst du heute Abend ganz die romantisch gekleidete, niedliche Süße für mich sein. Ich denke du weißt ganz genau, was ich mir so vorstelle, weil du auch auf solche stehst. Und das betrifft auch die Unterwäsche, also nichts mit umgeschnalltem Dildo, ist das klar? Am Tagesende heute bin ich die mit dem Dildo und nicht du..."

Das war auch glasklar. Ein Missverstehen war nicht möglich. Ich wurde ziemlich rot, und das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Vor einer Viertelstunde hatte ich mich noch absolut sicher gefühlt und nun war ich auf die Gnade von diesem Mannweib angewiesen und ich platze einfach damit heraus: „So ein Mist! Wie konnte mir das nur passieren? Warum habe ich nicht direkt bei einer Gaststätte gefragt? Und was sage ich meiner Freundin?"  

„Also kein Selbstmitleid, keiner hat dich gezwungen zu lügen oder dich als jemand anders auszugeben. Früher oder später hättest Du Dich mir gegenüber auf die eine oder andere Art verraten -- und wer sagt denn, dass ich nicht vielleicht in der Gaststätte auf die Toilette mitgegangen wäre? Ich bin ausgesprochen direkt und konfrontativ, das verschafft mir nicht immer Freunde. Aber es schafft auch tiefere Einblicke in andere. Sehe es einmal so, du wirst dich nach unserer gemeinsamen Nacht hervorragend in die Situation deiner devoten Freundin hinein versetzen können und sie wahrscheinlich besser verstehen. Sie wird dir dankbar sein, wenn du verständnisvoller bist, aber dich nicht fragen, woher das kommt."

Selbstzweifel kennt diese Frau einfach nicht. Und mit Chris hat sie vermutlich recht, obwohl sie deren Namen gar nicht kennt. Genau betrachtet, ist Chris ja eigentlich nicht meine Freundin. Ich hatte zwar damals gesagt, dass ich sie gerne einmal wieder sehen wollte, aber es war kein Wort darüber gefallen, dass wir jetzt ein Verhältnis hätten. Trotzdem habe ich sie sofort Marion gegenüber erwähnt, denn zum jetzigen Zeitpunkt habe ich keine andere Freundin.

„Alexandra, wenn ich das richtig sehe, bist du jetzt rund fünf Wochen im Auftrag der Firma als Mann unterwegs. Deine Freundin hat dir per Post geschrieben, also ist sie so weit weg, dass sie dich auf normalem Wege nicht erreichen kann. So habt ihr euch vermutlich mindestens für diesen Zeitraum nicht gesehen. Nach meiner Ansicht bist du im sexuellen Notstand! Vermutlich hast du es so nötig, dass du jetzt schon dem heutigen Abend entgegenfieberst..."

„Das ist, das ist doch unverschämt!!" Ich bin empört. Wie kann diese Kampflesbe nur einen derartig geschmacklosen Ton anschlagen? Was fällt der denn ein? Aber sie hat eine scharfe Intuition.

„Schon gut, Alex. Brauchst es ja nicht zuzugeben. Ich werde dem Boss sagen, dass du auf Kurt einen guten Eindruck gemacht hast, was auch stimmt. Wir werden beide später einen schönen Freitagabend genießen..." Sie lächelt anzüglich.

Damit hat sie mich stumm gekriegt. Sie arbeitet mit Zuckerbrot und Peitsche. Auch wenn sie dem Boss mitteilen will, dass ich einen guten Eindruck gemacht habe, heißt das doch ebenso, dass sie ihm ungeschmälert den Rest über mich erzählen könnte, wenn ich meinen Teil der Vereinbarung nicht einhalte. Marion ist alles andere als dumm -- ich habe sie unterschätzt. Sie ist zwar grob und sehr direkt, aber sie hat eine raffinierte Bauernschläue, die ich verkannt habe.

Auf der Rückfahrt bin ich wortkarg, denn ich hänge meinen Gedanken nach. Der heutige Tag hat mir klar gemacht, dass ich nicht alle Eventualitäten ausreichend bedacht habe. Es ist nicht gerade vorausschauend, einen Espresso zu trinken, wenn ich dessen Effekt auf meinen Körper doch kenne und dann so dumm zu sein, nicht auf dem Besuch der Toiletten bei der Genossenschaft vor Anbruch der Fahrt zu bestehen. Und das ist nur eine Möglichkeit meine Tarnung auffliegen zu lassen. Von nun an würde ich viel mehr Energie in die sorgfältige Planung meiner Aktivitäten stecken, wenn ich erst einmal sicher war, dass Marion schweigen würde.

DER ABEND

Allein in meiner Wohnung werde ich wieder ruhiger. Die Prioritäten sind doch eigentlich ziemlich klar. Ich muss zumindest die nächsten drei Wochen gut überstehen, um einigermaßen heil aus dem ganzen Schlamassel herauszukommen. Dafür muss Marion ihr Schweigen bewahren. Also werde ich ihr heute keinen Anlass zur Klage geben. Ich habe keine andere Wahl. Ich trinke ein Tee und ruhe mich aus.

Es wird bald Abend und ich muss mich vorbereiten. Was wollte sie haben - eine kleine Süße? Also eher den jüngeren Aspekt betonen. Ich glaube es einfach nicht, dass ich das alles so als gegeben hinnehme, aber was bleibt mir anderes übrig? Ich krame in meiner Kommode, bis ich ein älteres Unterwäscheset finde, das ich schon lange nicht mehr benutzt habe, weil es so ausgesprochen zart und mädchenhaft schüchtern wirkt. Es ist zartrosafarben, die Art von süßer Farbe, die im Zusammenhang mit den bestickten Säumen am vollen Slip schon an Kitsch grenzt. Ich lege es zusammen mit einer dunklen, transparenten Strumpfhose und weißen Sandalen mit mittelhohem Absatz heraus. Dann wähle ich eine weiße Bluse mit Spitzenapplikationen und tauche in die Box, die ich eigentlich für das Wegwerfen von Klamotten vorgesehen habe und fische einen Plisseerock in marineblau heraus. Ja, ich tue mich schwer mit Wegwerfen. Dann verschwinde ich schnell unter der Dusche, bevor ich es mir noch anders überlegen kann.

Nach dem Anziehen betrachte ich mich im Spiegel. Die Kombination von Spitzenbluse und dem kurzen Faltenrock, der ungefähr auf der Mitte meiner Oberschenkel endet, wirkt doch sehr ‚girlie'. Das entspricht nicht meinem Bild von mir. In meiner alten Firma wäre das für eine studentische, junge Praktikantin durchgegangen, aber nicht für eine Frau, die Abteilungsleiterin werden will. So ein Plisseerock würde allerdings Chris gut stehen, denke ich noch. Da klickt es bei mir. Genau das hat Marion wohl gemeint, als sie meinte, ich wüsste schon, was ihr gefallen würde. Na schön, dann vollende ich den Eindruck eben noch, wenn es der guten Sache - dem Schweigen von Marion - dient. Ich frisiere mir einen Pony mit meinen kurzen schwarzen Haaren und lege kleine silberne Ohrringe an. Ich wähle auch ein entsprechendes frühlingshaftes Parfum mit einer zarten Lavendelnote, dass ich eigentlich mal als Geschenk für die Tochter einer Freundin gedacht hatte. Zu guter Letzt benutze ich einen pinkfarbenen Lippenstift und bewaffne mich mit einer kleinen Handtasche aus Denim.

Marion ruft auf meinem Firmenhandy an. Ich soll unten an der Straße auf sie warten. Ich öffnete die Haustür einen klitzekleinen Spalt, um sicher zu gehen, dass niemand im Treppenhaus ist und stehle mich dann aus dem Haus heraus. Ich gehe die Straße 100 Meter herunter und warte dann geduldig in der noch warmen Nachmittagssonne. Ich mache große Augen, als ein Mercedes-Cabrio am Straßenrand hält und Marion mir zuwinkt, als sie aussteigt, um mich zu begrüßen. Sie ist in einem engen, wadenlangen Hosenrock aus schokoladenbraunem Leder gekleidet und trägt dazu ein weit ausgeschnittenes, ärmelloses und rostrotes Top, das hoch oben auf ihrem linken, muskulösen Oberarm eine fett tätowierte Schlange zeigt. Direkt unter der Schlange befindet sich eine Art Lederband mit martialischen wirkenden Stahlnieten. So sieht sie ziemlich aggressiv aus, lächelt mir aber gönnerhaft entgegen. Ich fühle mich plötzlich so wie die von der Schlange hypnotisierte Maus. Ihr Outfit bringt mir sofort in Erinnerung, wie sie mich ohne Mühe auf den Rücken geworfen hat. Ich bin nicht gerade zierlich, jedenfalls nicht so wie Chrissie, aber Marion gegenüber fühle ich mich wie eine Liliputanerin.

„Na, da hat sich meine Kleine aber fein gemacht. Braves Mädchen, das freut mich richtig. Wir fahren nach Lüneburg. Ich denke mal, es ist dir recht, wenn wir nicht in Hamburg ausgehen."