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Wichsen für Afrika 01

Geschichte Info
Drei alte Schwestern…kein Afrika…..gewichst wird auch nicht.
7.4k Wörter
4.48
15.2k
3

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 03/05/2024
Erstellt 11/17/2023
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TEIL 1-

Gertrud WILL nicht kommen

.......

Ich sitze mit Felix wie des Öfteren bei einem Glas Feierabendwein.

Draußen ist es winterlich und dunkel, aber hier drin knistert der Kamin. Zumindest auf dem Bildschirm in Endlosschleife.

„Und?", eröffne ich das Gespräch. „Was gibt's Neues?"

„Ich traf mich letztens mit einer Studentin, die eine Saison beim Sultan von Brunei gearbeitet hat", beginnt Felix.

„Du meinst diesen absurd reichen Monarchen, über den man auf Wikipedia lesen kann, dass er die größte Sport- und Luxuswagen-Sammlung der Welt besitzt? Das sollen doch über 5000 Autos sein, darunter hunderte von Einzelanfertigungen der prominentesten Luxusmarken, deren Stückpreise oft siebenstellig sind. Selbst wenn er pro Tag fünf Millionen Euro auf den Kopf haut, kann er sein Vermögen im restlichen Leben nicht mehr verjubeln."

„Genau der. Bei DEM hat sie gearbeitet. Als Glücks-Nutte!", grinst Felix.

„Als WAS?? Als Glücks-Nutte? Was soll das denn sein?"

„Nun, der Sultan hat eine seltene Vorliebe und ein noch selteneres Privileg. Er kann ja im Prinzip pro Tag hunderte von Frauen beglücken, sofern er mag, und sich schon nach wenigen Tagen nicht mehr erinnern, wen er da alles vor der Flinte hatte."

„Klar! Klingt auch nach Gaddafi. Oder der Hälfte aller anderen afrikanischen Staatenlenker."

„Im Prinzip schon, aber der Sultan ist hier cleverer. Um der Sache nicht überdrüssig zu werden, hat er sich vorgenommen, dass er nur mit DEN Frauen ‚Liebe machen' darf, die er am Geschmack ihres Schweißes erkennt."

„Interessante Idee...", erwäge ich.

„Irgendwie schon, oder? Natürlich nur, solange man auf verschwitzte Körper steht. Aber das wird der Sultan wohl, da habe ich wenig Zweifel."

„Habe ich ebenfalls nicht. Und deine Date-Studentin hat bei ihm in dieser Funktion gearbeitet? Klingt nach Nutte!"

„Nicht wirklich! Der Sultan hat ein riesiges Fitnessstudio. Dort sind nur Frauen und der Sultan zugelassen. Ob die aus der Bevölkerung kommen oder ob das Touristinnen sind, ist ihm egal. Der Eintritt ist logischerweise frei."

„Klar!"

„Wenn der Sultan nun also BOCK hat, also in sexueller Stimmung ist, dann besucht er sein Gym und schickt alle Frauen raus, die ihm gerade in seiner Tageslaune nicht ganz so sehr entsprechen. Vielleicht heute die Dicken, morgen die Dünnen, übermorgen die älteren, dann wieder die jüngeren, dann..."

„Ich habe das Prinzip verstanden."

„OK, er lässt also nur 20 Stück übrig."

„NUR ist gut! Das ist schon eine stattliche Auswahl!"

„Er will sie ja nicht ALLE haben, sondern es sich nur einfach nicht zu LEICHT machen. Er lässt sie also in einer Reihe aufstellen und schnüffelt die verschwitzen Damen dann der Reihe nach ab!"

„Der Sausack!" Ich muss bei dem Gedanken vergnügt grinsen, wie die trainierten Hardbodies soldatengleich in einer Reihe stehen und der Sultan wie ein Feldwebel die Kompanie abschreitet.

An ihnen schnüffelnd.

„Kann man sagen, ne?", stimmt mir Felix breit lachend zu. „Auf sowas muss man erst mal kommen! Nun ja... Der Sultan will ja ebenfalls AUF oder IN einer von denen KOMMEN und deswegen lässt er sich nun im zweiten Durchgang die Augen verbinden."

„Auh Mann!"

„Die Frauen werden anschließend quasi gemischt und der alte Hund schnüffelt sich dann durch die feuchten Körper. Er leckt dabei gerne deren Rücken, vergewissert sich unter den Achseln oder sucht Bestätigung für seine Vermutung am Bauchnabel. Genitalien sind bis dahin Tabu! Durch diesen...Kniff... sind die Damen bis dahin keine Nutten.

Kann er KEINE erkennen, hat er zwölf Stunden selbst auferlegte Zwangspause. Wenn er sie blind richtig ‚rät' - sie tragen ein Namensschild in Brusthöhe - dann dürfen sie ihn begleiten und bekommen für diese EINE Nummer 20.000,-!"

„Brunei-Pesos?"

„Von wegen! Schweizer Franken!"

„Das ist.......fair....", stammele ich mit verblüfftem Gesicht.

„Ja. Das ist reichlich! Wenn sie NICHT erkannt werden, bekommen sie immer noch 3.000,-! Quasi für nichts, außer dass sie ein bisschen trainiert und geschwitzt haben. Inklusive freier Getränke und 3-Michelin-Sterne-Snacks an der Sportsbar."

„Und deine Studentin? Hatte die das ‚Glück' kräftig zu verdienen oder das ‚Glück' nicht zur Nutte zu werden?", frage ich jetzt, wo mir Felix' Bezeichnung „Glücks-Nutte" langsam klar wird.

„Sie hatte zunächst das PECH...", schmunzelt er etwas schadenfroh, „... nicht in die engere Auswahl der Top 20 zu kommen. Und für ein paar Tage oder Wochen sah es so aus, als hätte sie die eigenfinanzierte Reise nach Brunei umsonst angetreten. Aber dann wurde Laura - ich habe ihren Namen bisher noch gar nicht genannt - ehrgeizig und trainierte wirklich hart, fast Tag und Nacht. Und sie veränderte ihren Typ, um immer wieder anders auszusehen, eine andere Art von Frau anbieten zu können: unterschiedliche Haarfarbe oder -länge, diverse farbige Kontaktlinsen... Sie aß sogar manchmal nur dies oder nur das, weil künstlicher Duft, also Parfüms und dergleichen, im Gym verboten war. Also versuchte sie den Körpergeruch über die Nahrungsaufnahme zu variieren."

„Und hatte sie letztendlich Glück? Wurde sie zur Glücks-Nutte?"

„Jau! Nachdem sie einen blonden Pagenschnitt hatte, dunkelbraune Augen, sechs kg weniger wog und zwei Wochen fast alles mit Kurkuma, Kardamom und Koriander gewürzt hatte, kam sie fünfmal hintereinander in die engere Auswahl. Und wurde im Laufe der Saison - so nannte sie ihre Zeit dort - dreimal richtig erleckt oder erschnüffelt."

„Macht insgesamt 75.000 Schweizer Ocken, wenn ich das richtig gerechnet habe?"

„Plus eine Rolex und zwei Halstücher von Hermès, die er ihr so nebenbei nach dem Liebesakt spendierte!"

„Also knapp 100K? DAS war mal lukrativ! Hat aber auch ein bisschen ‚Schweiß gekostet'... ", freue ich mich über mein eigenes blödes Wortspiel.

„Ohne Schweiß kein Preis", kontert der entspannte Erzähler.

„Und warum war Laura jetzt im Forum? Und hast du sie gefickt?"

„Gefickt noch nicht, das kommt vielleicht noch. Sie war wegen ihrer Oma da. Sie sucht jemanden für SIE, jemanden, der sie entjungfert."

„Ihre Oma ist Jungfrau??"

„Das vermutet Laura zumindest, weil sie ihrer Erinnerung nach noch nie einen Mann oder einen Freund hatte. Sie ist jetzt ca. 80 und geistig noch voll auf der Höhe. Wer jedoch so lange ohne Sex gelebt hat, der geht natürlich auch in diesem Alter nicht mehr in so ein Internetforum. Sowas geschieht nur in der Phantasie alter weißer Männer. Sorry, für die positive Diskriminierung aller anderen Hautfarben."

„Kann ich mir vorstellen. Und Laura will, dass du das nun in die Hand nimmst und hat dir dafür Geld gegeben?"

„Sie hat mir 200,- Euro nur für das Treffen mit ihr selbst und dieses Angebot gegeben. Ich habe ihr gesagt, dass ich leider keine Zeit habe, weil ich nächste Woche nach Tokio muss. Aber ich habe ihr ebenfalls vorgeschlagen, dass DU das vielleicht machen könntest."

„Hmm,......"

„Sie hat auch noch zwei Schwestern, die eventuell ebenfalls Jungfrau sind, aber das weiß sie nicht genau, denn zu denen hat sie kein besonders persönliches Verhältnis. Die Schwestern sollen sehr... eigen... sein. So nannte sie das: Eigen."

„Klingt nicht uninteressant."

„Laura sagt, wenn Du das hinbekommst, gibt's 'ne stattliche Summe. Sie könne sich das leisten, weil sie kommende Saison wieder nach Brunei fliegt. Aber wahrscheinlich wird es schwierig sein, die alten Jungfern in diesem Alter noch zu knacken. Du sollst Laura anrufen. Hier ist ihre Nummer, wenn du weitere Infos haben möchtest."

„Ich sollte das eigentlich IN JEDEM FALL hinkriegen, weil ich letztens ein Elixier bekommen habe, welches 100 mal stärker wirkt als jedes Aphrodisiakum (hierzu mehr in der Geschichte „Unruhe im Schwangerschaftskurs"). Aber das geht eigentlich gegen meine Ehre. Ich muss das auch auf normalem Weg schaffen. Und das werde ich!"

Mein Name ist Tom, ich bin Ende vierzig und ich bin seit einiger Zeit in einem Internet-Forum, in dem Männer die ungewöhnlichsten Wünsche von Frauen erfüllen. Meist für Geld, aber das ist kein Muss. Einfühlungsvermögen, Respekt und Diskretion werden erwartet. Die Bewertung der Damen entscheidet dann über den Score, mit dem man dort als Mann gelistet ist. Hast du einen hohen Score, genießt du automatisch großes Vertrauen und du wirst von Frauen „gebucht", die oft den Glauben an die Männerwelt schon lange verloren haben. Eine Bezahlung an den Mann ist stets freiwillig und wird niemals (!) von diesem kritisiert oder hinterfragt. Das würde den Score sofort abrutschen lassen, und dann war's das mit dem Renommee.

..............

„Und...?...Wie ist es gelaufen?", möchte Laura wissen, der ich versprochen habe, direkt einen Tag nach dem Treffen mit ihrer Oma Bericht zu erstatten. Wir sprechen und sehen uns über eine Webcam. Dass sie eine durchtrainierte Schönheit ist, überrascht mich nicht, denn das hat Felix ja schon beschrieben.

Natürlich habe ich den Auftrag angenommen und am Vortag habe ich Gertrud getroffen.

„Ganz gut, aber auf körperlicher Ebene war natürlich nichts drin.", berichte ich ihr pflichtgemäß. „Ich habe auf deine Empfehlung gehört und einen ersten Kontakt gesucht, indem ich mit einem Leihhund auf der Hausroute deiner Oma ebenfalls Gassi mit dem - mir bis dahin fremden - Tier gegangen bin."

„Woher hattest du so schnell einen Hund?"

„Ich kenne jemanden beim Tierheim."

„Alles klar." Laura versteht schnell.

„Natürlich beschnüffeln sich unsere Hunde bei der Begegnung, und natürlich ist nichts leichter, als in dieser Situation mit jemandem ein Gespräch zu beginnen, der so viel Zeit hat wie eine einsame Rentnerin."

„Klar!"

„Ich fragte ein bisschen nach diesem und jenem und stellte fest, dass auch hier zutraf, was eigentlich bei Menschen in diesem Alter IMMER zutrifft: Sie wollen reden. Ich stellte mich als jemand vor, der bei einer K.I.-Firma arbeitet und eine Software herstellt, die darauf spezialisiert sein wird, dass die Nachkommen einer verstorbenen Person diese auch lange nach ihrem Tod immer noch um Rat fragen können."

„Klingt nach Science-Fiction", wendet Lara skeptisch ein.

„Bisher schon. Aber mit den neuen Möglichkeiten selbstlernender künstlicher Intelligenz ist das seit Nov. 2022 absolut gängig (siehe ChatGPT). Aber deine Oma Gertrud war genauso skeptisch. Deshalb schlug ich ihr vor, einen Test zu machen.

Wir gingen zu ihr nach Haus, hübsche kleine Stadt-Villa, bisschen angestaubt vielleicht, und ich ließ sie erzählen. Nach ca. 40 Minuten sollte sie der K.I. Fragen stellen, die man nur beantworten kann, wenn man ihren Erzählungen zugehört hat.

Natürlich konnte die K.I. das und deine Oma war begeistert!

Und wie zu erwarten war, wollte sie mehr erzählen, aber an dieser Stelle musste ich offiziell gehen und sagte ihr, dass ich sie in den nächsten Tagen anschreiben würde."

„Warum hast du abgebrochen? Und schreibst du sie wirklich nochmal an?"

Damit hat Laura offenbar nicht gerechnet.

„Ich muss mir vorher über ein paar Dinge klar werden, zu denen ich auch deine Meinung hören will", gebe ich meine Zweifel zu bedenken. „Für mich ist das eine Frage der Ethik."

„Ich höre."

„Zum einen will ich in meinem Job niemanden bescheißen. Aber auf der anderen Seite auch niemanden verraten. Damit stehe ich vor einem Dilemma:

Ich habe nicht die Zeit, deiner Großmutter Tage und Wochen zuzuhören.

Diese Zeit braucht es aber, denn ansonsten kann ich kein Vertrauen aufbauen, was wiederum nötig ist, um ihr körperlich näher zu kommen. Schließlich haben wir es hier nicht mit einer geilen Alten aus einer fiktionalen Pornogeschichte zu tun, sondern mit einem Menschen, der Einsamkeit und Hoffnung kennt."

„Das habe ich jetzt ehrlich gesagt nicht von euch Jungs aus dem Forum erwartet. Geht's um Geld?"

„Erstens bin ICH nicht das Forum und zweitens ist die Bezahlung eine klare Sache: Darüber sprechen wir nicht und was kommt, das kommt. Und was nicht, das nicht.

Der Punkt ist ein anderer. Ich werde ihr früher oder später sagen, dass ich beauftragt wurde, aber das kann und werde ich nur, wenn DU nicht die Einzige bist, die dafür in Frage käme. Denn das würde einem Verrat gleichkommen. Falls dem so wäre, rufe ich Gertrud ab jetzt nicht mehr an und schreibe ihr auch nicht mehr."

„Da brauchst du dir keine Sorgen machen."

„Sehr gut!

Zweitens: Ich würde Gertrud weiter auf die Festplatte sprechen lassen und ihr jedoch niemals versprechen, dass das jemals verwertbar sein wird. Ich will sie nicht vorsätzlich belügen. Sie wird das akzeptieren, denn sie möchte erzählen, und das wiederum schadet ja niemandem. Jeder Mensch möchte etwas hinterlassen. Und wenn es nur ‚Ratschläge an Unbekannt' sind.

Apropos ‚Hinterlassen': Wie kann es sein, dass du ihre Enkelin bist, wenn sie wahrscheinlich Jungfrau ist?"

„Meine Mutter war ihre Pflegetochter."

„OK, dann kann ich ja mit gutem Gewissen loslegen, denn deine Oma ist eigentlich eine attraktive, nette, sympathische und kluge Frau, und nichts liegt mir ferner, als sie in irgendeiner Form zu hintergehen."

„Lügst du Frauen denn NIEMALS an?", fordert Laura mich heraus. „Ich kann das kaum glauben."

„Doch. Aber nicht, wenn es sich vermeiden lässt.

Bei Menschen, deren Weltbild durch die Wahrheit zerstört würde, schließe ich eine Lüge nicht aus. Sie leben in einer sogenannten ‚kognitiven Dissonanz' und hier würde eine Wahrheit manchmal nur bewirken, dass man sich selbst für ein paar Augenblicke besser fühlt.

Weil man sich über diese Person erheben kann.

Aber die Person selbst würde dadurch oft ihres Lebenssinnes beraubt."

Darüber muss Laura ganz offensichtlich nachdenken.

„Du meinst, du belässt es lieber dabei, Leute in einer Lüge leben zu lassen, nur damit es ihnen besser geht? Damit ihr Leben oder ihr Handeln einen Sinn hat?"

„Damit sie nicht in eine plötzliche Leere gestoßen werden, damit ein vielleicht leidvolles Leben immer noch für etwas Besseres, Höheres bestimmt ist. Auch wenn es dieses hehre Ziel, dieses Ideal oder den guten Zweck gar nicht gibt."

„Klingt nach 2000 Jahren Katholischer Kirche", folgert Laura scharfsinnig.

„Klingt das nicht irgendwo nach JEDER Art von Religion? Aber keine Sorge, ich werde sie weder bekehren oder von irgendetwas abbringen, noch das Ganze weiter thematisieren."

.................

Zweites Treffen.

Gertrud ist regelrecht schwatzhaft. Es ist kein dummes Zeug, was sie erzählt, aber sie hat ein Mitteilungsbedürfnis, und dafür bin ich nicht hier.

Eigenarten des Hundes, Krankheiten im Alter, ihre Blumen oder „wie das hier in dieser Gegend früher aussah", muss ich mir nicht aus reiner Höflichkeit anhören.

Deswegen gehe ich in die Offensive.

„Gertrud, ich begehre dich!"

„Ach komm', jetzt hör' aber auf! Hast du eigentlich schon dieses Bild gesehen, das ich letztens im Internet gekauft habe? Ich habe es drüben ins Wohnzimmer gehängt. Komm', ich zeige es dir..." Sie erhebt sich vom Tisch.

„Gertrud, setze dich bitte hin!"

Sie setzt sich mit fragenden Augen.

„Hast du verstanden, was ich gesagt habe?"

„Ja, das habe ich... aber das meinst du doch nicht so...", erklärt sie ungläubig und verlegen.

„Warum sollte ich es denn sagen, wenn ich es nicht so meine?", frage ich ohne den Hauch von Humor oder Verständnis.

„Ach, was weiß denn ICH...", erneut macht sie Anstalten, sich zu erheben. „Das ist auch nicht mein Thema. Aber dieses Bild ist wirklich ungewöhnlich, weil..."

„Gertrud!?"

Sie hält ein.

„Es geht jetzt hier NICHT um dieses Bild", erkläre ich ihr mit fester Stimme. „Ich habe dir eben etwas gesagt, und wenn wir hier einen Dialog führen wollen, dann ist das nicht damit getan, dass du bei Unsicherheiten in ein anderes Thema flüchtest!"

„Aber ich flüchte doch nicht! Komm', erzähl mir das draußen weiter, wir gehen eine Runde mit Püppi spazieren! Wo ist er denn.....?.....Püppi!!"

„Gertrud, lass den Hund, wo er ist!" Ich erhebe mich kurz vom Tisch und schließe die Küchentür, damit der Pudel uns nicht stört und Gertrud nicht ins Streicheln und Kraulen abdriften kann.

Sie schaut mich ratlos an. Hat sie alle Avancen bisher immer mit Ablenkungen, mit Bildern oder Pudeln abgewehrt?

Ich frage sie genau DAS und sie verneint. Sie leugnet es, sie bezeichnet es als „Quatsch", aber unterm Strich manifestiert sich in mir die Erkenntnis, dass sie genau DAS getan hat.

„Was bitte soll denn an MIR schon begehrenswert sein?", fragt sie halb desillusioniert, halb bestimmend. Sie will das Thema dringend wechseln, so wie ältere Menschen es ziemlich oft wollen, wenn eine unbequeme Tatsache angesprochen wird.

Ich will ihr keine Wahrheit aufdrängen, aber ich will ihr jetzt auch keine Themenflucht mehr ermöglichen. Dazu bin ich nicht hier, und das hat sie in ihrem Leben schon oft genug gemacht.

„Ich begehre dich, weil du eine wunderschöne Frau bist."

Sie schaut mich an und wird rot.

„Was bitte soll denn an mir schön sein? Ich bin 81!"

Ich erhebe mich vom Küchentisch und schreite zu ihr hinüber, biete ihr meine Hand an. Sie nimmt sie und steht ebenfalls auf.

Wir stehen voreinander. Sie ist mit ihren ca. 1,74 nur sechs oder sieben Zentimeter kleiner als ich.

„Zunächst hast du wunderschöne Augen und eine reizende, schlanke Figur..."

„Nun, ich gehe ja auch jeden Tag mit Püppi auf..."

„Psssssst!", schneide ich ihr das Wort ab. „Es geht jetzt hier nicht um den Hund." Ich ergreife ihre zweite Hand. „Akzeptiere es einfach, dass man mit 81 auch noch tolle Augen und eine anziehende Figur haben kann, auch wenn nicht mehr alles so drall ist wie bei einer Zwanzigjährigen."

„Nun ja, ich..."

„Pssssst!", stoppe ich sie abermals und ziehe sie sanft an mich heran.

Unsere in der Küche voreinander stehenden Körper berühren sich nun fast.

„Außerdem riechst du sehr gut."

Ich spreche bewusst leise und sanft, damit sie ebenfalls von ihrem neutralisierenden Gewohnheits-Tonfall wegkommt.

Nun sagt sie endlich nichts mehr.

Sie scheint es verstanden zu haben.

„Darf ich bitte an deiner Wange riechen?", frage ich höflich, aber bestimmt.

Sie nickt wortlos.

Ich trete etwas näher an sie heran, unsere Kleidung berührt sich, setze meine Nase an ihre Wange und atme tief ein.

„Ist es jetzt gut?", fragt sie gespielt genervt, und ich denke im ersten Moment, ich höre nicht richtig.

Ihre Worte sind in diesem Moment so dermaßen unpassend, dass es nicht mehr sein kann als die Verteidigung ihrer letzten Bastion.

„Nein, ist es NICHT", antworte ich bewusst sanft und ruhig. Ich drücke ihre Hände ein kleines Bisschen, so dass sie merkt, dass ich diese Nähe nicht verlieren möchte.

Oder dass ich das gewonnene Territorium nicht kampflos wieder aufgebe.

Sie blickt mich fragend an.

„Außerdem fühlen deine Finger sich schlank und warm an." Ich halte sie bewusst etwas fester, damit sie nicht intuitiv zurücktreten kann. „Und finde deinen Duft...", wieder setze ich meine Nase etwas vor und berühre damit zum ersten Mal ihre Wange, „...absolut bezaubernd."

Nun versucht sie nicht mehr zu flüchten, ist aber extrem angespannt.

Ein letztes Mal kommt ihr mein Gesicht etwas näher: Meine Nase berührt ihr Ohrläppchen, meine Lippen für den Bruchteil einer Sekunde die faltige Haut ihrer Wange, dann gebe ich sie langsam frei und trete ein paar wenige Zentimeter zurück.

Ich will sie nicht überfordern.

Sie soll sich nicht fühlen wie ein Fluchttier, das man festgesetzt hat.

„Gehen wir ins Wohnzimmer?"

Sie nickt. Ich lasse nur eine ihrer beiden Hände los.

Gebe ihr damit nur einen Teil der Freiheit zurück.

Ich möchte, dass sie weiß, dass die Zeiten ihrer Ausflüchte jetzt hier und heute bei mir beendet sind.

Ich führe sie mit der Hand zum Sofa und setze mich auf einen Stuhl, direkt vor sie. Ich will mich nicht seitlich wenden müssen, wenn ich mit ihr spreche. So kann ich ihre Augen besser im Blick - und ihre Hand besser in meiner Hand - halten.

Das scheint für sie akzeptabel zu sein.

„Ich weiß nicht, was du an mir findest...", versucht sie ihre Gedanken zu sortieren. „Ich bin alt, du könntest hundert jüngere Frauen haben, jeden Tag!"