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Zauberhafte Schwerkraft

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"Warum sagst du das?"

"Weil du mich für alle anderen Männer verdorben hast." Sie blickte zu ihm hoch. "Ich habe ja schon viel erlebt, aber so etwas ... " Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. "Ich kann es einfach noch nicht glauben."

"Du bist aber auch mitgegangen ... Ich dachte schon, gleich fängt das Bett Feuer", grinste Sascha sie an.

"Ach du", lachte Eva und stupste ihn in die Seite. "Sehe ich dich wieder?"

"Wenn du willst, gebe ich dir meine Nummer."

Eva schluckte. "Ach ja ... " Ihre Stimme klang plötzlich belegt und Sascha sah, wie sie traurig eine Schnute zog. " Im Eifer des Gefechtes habe ich das glatt verdrängt." Sie rollte sich zur anderen Seite, schwang die Beine aus dem Bett und ging in den Flur, wo ihre Handtasche auf der Kommode lag.

Sascha stand auf, rief: "Ich bin mal kurz im Bad", und zog die Tür hinter sich zu. Als das Wasser auf ihn herabprasselte, und er gerade nach der Seife greifen wollte, wurde die Schiebtür der Dusche aufgeschoben und Eva trat an ihm hinein.

"Ist zusammen duschen noch mit drin?", fragte sie, wieder mit diesem schüchternen Schulmädchenblick. Ohne auf seine Antwort zu warten, nahm sie das Stück Seife und schäumte seine Brust ein.

*

Ein paar Tage später war Sascha in der Stadt unterwegs, als er in der Fußgängerzone Julia auf sich zukommen sah. Eine seiner eisernen Regeln lautete, nie eine Kundin in der Öffentlichkeit anzusprechen, und so drehte er sich unauffällig zur Seite und betrachtete die Auslagen eines Drogeriemarktes.

"Hei Sascha. Hast du mich nicht gesehen? Oder willst du mich nicht sehen?"

"Hallo Julia. Entschuldigung. Aber ich spreche nie Frauen auf der Straße an."

"Ja, ich verstehe. Magst du vielleicht einen Kaffee mit mir trinken?"

"Von Herzen gerne", antwortete Sascha, und ein Lächeln zog über sein Gesicht, als sich Julia in seinen Arm einhängte.

Julia trank ihren Kaffee schwarz, und den in Zellophan eingepackten Keks legte sie sofort auf seine Untertasse. "In meinem Alter wiegt jede Kalorie gleich das Doppelte", lächelte sie und führte die Tasse an ihre vollen Lippen.

Nach ein paar belanglosen Sätzen schob Julia ihre Hand über seine, blickte ihm in die Augen und fragte dann, mit leiser aber fester Stimme: "Hast du am Wochenende Zeit für mich. Bitte! Bitte mach es möglich!"

Sascha hatte zwar eine Voranmeldung für Samstag, aber die war eher wage und bezog sich zudem auf einen Theaterabend, mit anschließendem Essen in irgendeinem Luxusrestaurant. Etwas, worauf er nicht unbedingt Lust hatte. Er nickte, während er eine Zigarettenpackung aus der Tasche holte und Julia eine anbot.

"Nein. Nicht jetzt", schüttelte Julia den Kopf. "Von Samstagmittag bis Sonntagmittag? Ginge das?"

"Das sind zwei ganze Tage, Julia!"

Julia interpretierte seinen Gesichtsausdruck richtig und winkte ab. "Das geht schon in Ordnung." Sie suchte in ihrer Handtasche nach einen Stück Papier, kritzelte eine Adresse darauf, zog einen 100 Euro Schein aus ihrer Geldbörse und schob beides unauffällig in Saschas Richtung. "13 Uhr. Ist das in Ordnung für dich?"

Sascha steckte den Schein ein und betrachtete die Adresse. "Irgendwelche Wünsche? Gehen wir aus? Anzug? Smoking?"

"Ich denke, eine zweite Unterhose wird reichen", grinste Julia schelmisch. "So, jetzt muß ich aber los." Sie steckte einen Zwanziger unter ihre Tasse, stand auf und beugte sich zu ihm hinunter. "Ich freue mich!"

"Ich freue mich auch", antwortete Sascha. Er schaute ihr noch lange nach.

*

Zu Hause angekommen, sah Julia die Kontrolleuchte ihres Anrufbeantworters blinken. Sie hörte die Nachricht ab, lachte mehrere Male, drückte eine Taste und fast im selben Augenblick hob ihre Tochter den Hörer ab. "Du hast mich gerade verpaßt, Liebes. Ich war in der Stadt einkaufen."

"Ja, ja", lästerte Doreen gleich los. "Wieder mal Geld unter die Leute gebracht, wie?"

"Wenn's sonst keiner tut", grinste Julia in den Hörer hinein. "Wie geht es dir? Erzähl mal, was du so treibst."

"Ach. Hier in der WG ist echt tote Hose. Die haben's einfach nicht drauf. Immer nur lernen und büffeln. Ich glaube fast, denen wachsen die Nasen noch an den Büchern fest."

"Wenn ich mich richtig erinnere, gehört das zum Studium dazu", sagte Julia mit einem leicht tadelnden Unterton.

"Ja, schon. Ach, mir hängt das alles im Moment ziemlich zum Hals raus."

"Ach, so schlimm wird es schon nicht sein. Aber sag: Wann kommst du denn mal wieder vorbei?"

"Am Ende des Monats. Da haben wir ein paar Tage keine Vorlesungen. Wenn es euch paßt, dann komme ich für ein langes Wochenende. Ich habe auch schon ein paar Freundinnen gemailt."

"Ich würde mich wirklich über deinen Besuch freuen. Dann können wir uns mal wieder in aller Ruhe ausquatschen."

"OK. Ich melde mich in ein paar Tagen wieder."

"Ich habe dich lieb, Kind."

"Ich dich auch, Mom."

Julia schaute auf die Uhr, nahm die Fernsehzeitung und setzte sich in ihren urgemütlichen Schaukelstuhl. Sie ließ die Wahl zwischen Columbo und Bella Block erst einmal offen, ging hinunter in die Küche und öffnete eine Flasche Wein, die sie zusammen mit einem Glas hoch auf ihr Zimmer nahm. Mit ihren Gedanken bei Sascha kickte sie mit dem Fuß die Türe hinter sich zu, stellte Glas und Flasche auf ihren Nachttisch und zog sich aus. Im Bad ließ sie fünf Minuten heißes Wasser aus der Brause regnen, bevor sie sich abtrocknete und mit Bodylotion einrieb. Aus ihrem Wäschefach nahm sie ein weites, luftig-leichtes Seidenhöschen und ein dazu passendes Bustier. Noch einmal ging sie ins Bad, tupfte sich etwas Shalimar an den Hals und zwischen die Brüste. Sie schaute in den Spiegel und warf übermütig den Kopf hin und her, wobei ihre Haare für einen Moment waagerecht in der Luft lagen.

Sie hatte es sich gerade auf ihrem Bett gemütlich gemacht, mit der Fernbedienung Bella Block angewählt, als sie jenseits der Tür die schweren Schritte ihres Mannes hörte. Ängstlich zog sie den Kopf zwischen die Schultern und griff nach der Zudecke, die neben ihr lag. Da flog auch schon mit einem lauten Knall die Türe auf, und Udo trat ins Zimmer. Wie Julia sofort sah, war er sturzbetrunken.

"Na, Eheweib", krächzte Udo mit stolpernder Stimme. Er begann sich auszuziehen, wobei er sich mit einer Hand an der Wand abstützten mußte. "Wieder mal Zeit für die ehelichen Pflichten, wie?"

"Verlaß sofort das Zimmer", schrie Julia panisch. "Ich denke, wir hatten das ein für allemal geklärt!"

"Nichts ist hier geklärt", grölte Udo. Er sabberte und sein Blick war starr auf den fast nackten Körper von Julia gerichtet. Er stolperte ans Fußende, kniete sich darauf und rutschte langsam zwischen ihre Beine, die sie noch geschlossen halten konnte. "Du bist meine Frau, und als solche hast du Pflichten. Hörst du!"

*

Zur selben Zeit, nur wenige Kilometer entfernt, stieg Sascha aus einem Taxi, gab den Fahrer ein saftiges Trinkgeld, und betrat das Grundstück, in dessen Mitte ein schneeweißer Bungalow im italienischen Stil stand. Die Zwillinge hatten Sascha geordert, und wenn sie das taten, dann wählten sie dazu das Haus einer Freundin, welche die Eskapaden der beiden zwar nicht guthieß, auf der anderen Seite aber einem Abend mit Kino, Essen, Bar und Hotelzimmer nicht abgeneigt war. Ihre Freundinnen, die sie seit der Schulzeit kannte, waren in dieser Beziehung mehr als spendabel.

"Hallo Lena", grinste Sascha, als ihm eine der Zwillinge splitterfasernackt die Tür öffnete.

"Ich bin aber Lisa", grinste die Nackte ihn keck an, griff nach seinem Schlips und zog ihn ins Haus.

Kaum schlug die Tür hinter ihm ins Schloß, hing Lisa an seinem Hals und steckte ihm die Zunge in den Mund. Aus dem Augenwinkel sah Sascha Lena auf sie zukommen. Sie war bis auf ein schmales Samtbändchen um den Hals ebenso nackt wie ihre Schwester, und Sascha merkte sich: Rotes Band Lena, schwarzes Band Lisa. Daß die beiden, um ihn zu verwirren, am Abend die Bändchen mehrfach tauschen würden, kam ihm überhaupt nicht in den Sinn.

Nach zwei Stunden brauchte Sascha die erste Pause. Bis dahin hatte er das Standardprogramm standhaft durchgehalten. Oral, vaginal, anal, die Schwestern waren einfach unersättlich. Im Halbstundentakt wechselten sie, und während sich die eine von Sascha ficken ließ, befand sich die andere im Bad um sich frisch zu machen, oder saß in der Küche, und dezimierte die Sektvorräte der nicht anwesenden Gastgeberin.

Als Sascha nach einer halben Stunde Pause, und zwei Gläsern Sekt, sich mit dem Hinweis auf den Königstiger entschuldigte, erklärte Lisa - oder war es Lena? - seine Pause kurzerhand für beendet, und zog ihn lachend hinter sich her, Richtung Badezimmer. Sascha war einer der wenigen Männer, die auch mit halberigiertem Glied urinieren konnten, und als die beiden das erst einmal spitzbekommen hatte, war der Natursekteinlauf ein fester Bestandteil ihres Programms geworden. Sascha, dessen Ding das nicht gerade war, dachte dann an die vielen bunten Scheine, und pullerte in Lena, oder vielleicht doch Lisa?

Ausgelaugt, müde, wund, und am Ende seiner Kräfte stieg Sascha am frühen Morgen aus dem Taxi, gab ein gutes Trinkgeld und kaum war sein Körper aufs Bett aufgeschlagen, zeugten erste Schnarchlaute von einem schon fast komatösen Schlaf.

*

Julia erwachte mit einem lauten Schrei aus ihrem Albtraum. Langsam nur wurde ihr bewußt, wo sie sich befand und was mit ihr geschehen war. Sie führte die Hände zusammen, sie waren schweißnaß, wie der Rest ihres Körpers. Das Bett war zerwühlt, die Weinflasche auf dem Nachttisch umgefallen, und auf dem Teppich hatte sich ein riesiger, dunkelroter Flecken gebildet. Julia weinte leise Tränen, als sie ins Badezimmer ging. Erschöpft ruhte sie sich einen Moment auf dem Badewannenrand aus, bevor sie die restlichen Meter zur Toilette schaffte. Als sie ihr Spiegelbild sah, schlug sie erschrocken die Hände vors Gesicht. An den Oberarmen zeichneten sich dunkle Male ab, ebenso an den Innenseiten ihrer Schenkel. Sie duschte, bis ihre Haut krebsrot war.

Julia hatte sich angekleidet, eine Tasse Kaffee getrunken, und betrachtete ihr Spiegelbild vor dem Spiegel, der über der Kommode im Flur hing. Sie trug eine langärmelige Bluse und modische Jeans mit aufgestickten Straßsteinchen. Sie schaute sich noch ein letztes Mal prüfend an. Nein, die Spuren der vergangenen Nacht waren nicht zu sehen. Die Haustür ließ sie achtlos ins Schloß fallen, und mit durchdrehenden Rädern schoß die schwere Limousine die Ausfahrt heraus. Sie schnitt einen quietschgelben Kleintransporter, dessen Fahrer sofort wild hupte. Julia bekam das alles nur am Rande mit. Sie wollte nur eines: Mit jemandem über das sprechen, was ihr passiert war.

*

"Du siehst aber gar nicht gut aus, Liebes", waren Klaudias erste Worte, als sie Julia die Tür öffnete. "Komm schnell rein."

Julia saß verschüchtert auf der Couch, ihre Hände umklammerten ein Spitzentaschentuch, ihr Blick war starr nach draußen gerichtet. Sie hatte Klaudia immer wegen ihres Gartens beneidet. Ihre Freundin hatte das, was man gerne als 'grünen Daumen' bezeichnet.

"Du mußt dich endlich von ihm trennen", sagte Klaudia, die sich neben ihrer Freundin auf den Boden gekniet hatte, leise, aber bestimmt.

Julia nickte, trocknete ihre Tränen und sah ihre Freundin hilfesuchend an. "Er ist eigentlich gar kein schlechter Mensch, weißt du? Aber seit seine Tochter aus erster Ehe an Leukämie gestorben ist, ist er nicht mehr er selbst."

"Ja. Das hast du mir schon mal erzählt. Und das ist gewiß ganz schlimm. Aber es ist noch lange kein Grund, weswegen er dich immer öfter verprügelt."

"Aber das tut er doch nur, wenn er getrunken hat."

Klaudia ließ entnervt den Kopf sinken. "Du willst es einfach nicht verstehen." Sie schaute hoch und streichelte Julia die feuchte Wange. "Wenn es nur ein einmaliger Ausrutscher gewesen wäre, dann wäre das zwar immer noch nicht in Ordnung, aber dann könnte man darüber reden. Aber so? Mensch Julia, wach doch endlich auf!"

"Du hast ja Recht, Klaudia. Es ist nur so, er tut mir einfach leid. Du hättest ihn sehen sollen, als er die Nachricht vom Tod seiner Tochter bekam. Er ist auf der Stelle zusammengebrochen und hat nur noch geheult. An dem Tag hat er mit dem Trinken angefangen. Ausgerechnet er, der nie einen Tropfen getrunken hat. Erinnerst du dich nicht? Selbst zu Sylvester hat er mit Sprudel angestoßen."

"Das stimmt allerdings. Hör mal, wenn du dich nicht scheiden lassen willst, was hältst du von einer Therapie? Bei Hannes und mir hat das damals geholfen."

"Ihr wart bei einer Therapie? Das wußte ich gar nicht."

Klaudia zuckte mit den Schultern. "Na ja. Es ist nicht gerade etwas, mit dem man hausieren geht. Wenn du verstehst."

"Und wie war das so?"

"Anstrengend. Sehr anstrengend. Und es klappt wohl auch nur, wenn beide es wirklich wollen. Aber du sagst ja selbst, daß Udo ... "

"Ich muß darüber nachdenken", sagte Julia. Sie stand auf und griff nach ihrer Handtasche.

"Wenn du willst, gebe ich dir die Nummer der Therapeutin. Sie ist gut. Aber auch nicht gerade billig."

"Scheiß auf Geld", versuchte Julia zu scherzen.

"Wir telefonieren", verabschiedete sich Julia.

"Ja, das machen wir", antwortete Klaudia, und blieb so lange in der Tür stehen, bis Julia den Wagen gestartet hatte. Dann ging sie ins Haus und schüttelte verärgert den Kopf. "Abknallen sollte man das fette Schwein. Einfach abknallen!"

*

Samstagmittag

Sascha schaute verzweifelt auf die Karte, die er über das Lenkrad ausgebreitet hatte. Aus der Stadt hinaus war kein Problem gewesen, und auch auf der gut ausgebauten Landstraße hatte er den Weg ohne Schwierigkeiten gefunden. Aber dann ging es nur noch durch kleine Dörfer, die Straßen wurden schlechter und schlechter, bis er auf einem Waldweg stand und nicht mehr weiter wußte. Er faltete die Karte zusammen und beschloß noch einen Kilometer zu fahren. Wenn er dann immer noch nicht am Ziel war, würde er Julia anrufen.

Nach weniger als 300 Metern ging von dem Waldweg ein kleiner Seitenweg ab. Sascha hielt an und sah am Ende des Weges eine Blockhütte, und davor stand Julias Wagen. Er setzte zurück, bog in den Weg ein und parkte neben der schwarzen Limousine. Kaum ausgestiegen, flog die Tür der Hütte auf und Julia lief ihm mit wehenden Haaren entgegen. "Ich bin so froh, daß du gekommen bist", rief sie freudig und legte ihre Arme um seinen Hals.

"War ein hartes Stück Arbeit, dich zu finden", grinste Sascha.

"Wie lange hast du denn gebraucht?"

"Gut anderthalb Stunden."

Julia lachte, trennte sich von ihm und ergriff seine Hand. "Normalerweise brauche ich keine Stunde. Wenn wenig Verkehr ist, schaffe ich es in 40 Minuten. Wie oft hast du dich verfahren?", lachte sie ihn glücklich an.

"Darüber schweigt der Gentleman", grinste Sascha und ließ sich von Julia ziehen.

"Ich zeig dir alles. Es ist nur eine kleine, einfache Hütte. Aber hier sind wir ungestört."

Die Hütte entsprach dem Bild, welches man von Westernfilmen her kannte. Aus massiven Baumstämmen errichtet, mit kleinen Fenstern und einer überdachten Terrasse, schien sie für die Ewigkeit gebaut zu sein. Als Sascha durch die Tür trat, befand er sich in einem zirka 40 Quadratmeter großen Raum, von dem zwei Türen abgingen. Das Schlafzimmer bot gerade mal Platz für zwei Betten, die zusammen geschoben waren, und einen doppeltürigen, hohen Schrank. Das Badezimmer war noch kleiner, aber wie Sascha erleichtert feststellte, gab es sowohl eine Toilette, wie auch eine Dusche. Alles machte einen rustikalen Eindruck, wurde aber ganz offensichtlich fachmännisch in Schuß gehalten und gepflegt. Liebevoll arrangierte Accessoires verrieten, daß eine weibliche Hand mit im Spiel war.

Julia trat hinter der kleinen Küchenzeile hervor und reichte Sascha ein Glas Sekt zur Begrüßung. Sie stießen an, schauten sich in die Augen und lächelten. "Ach, ehe ich es vergesse", sagte Julia, stellte ihr Glas ab und nahm ihre Geldbörse vom Tisch. Sie sah erstaunt auf, als Sascha seine Hand auf ihre legte.

"Nicht. Ich will für dieses Wochenende kein Geld von dir."

Julias Blick war eine einzige Frage. "Bitte?"

"Sagen wir einfach, ich mache Urlaub."

"Gerne. Wirklich gerne", sagte Julia und legte ihre Handtasche zur Seite. Sie hob ihr Glas und prostete Sascha zu. Sein jugendliches Grinsen aber konnte Julia nicht täuschen. Da war mehr, als er ihr gesagt hatte, und sie würde schon noch herausbekommen, was er ihr verheimlichte.

*

"Können wir nicht mal 'ne Pause einlegen", stöhnte Sascha.

"Nach einer knappen Stunde machst du schon schlapp?", lästerte Julia putzmunter. Sie ließ seine Hand los und lief ein paar Meter vor. "Ist es nicht herrlich, hier draußen?", rief sie ausgelassen. Sie breitete die Arme aus, so als ob sie die Welt umarmen wollte.

"So ein richtiger Naturbursche war ich noch nie", entschuldigte er sich.

"Das macht nichts. Du brauchst nur jemanden, der dir all das Schöne näher bringt!"

Und da war er auf einmal. Der Zauber, der sich manchmal in der Luft befindet, wenn Frau und Mann aufeinander treffen. Die beiden schauten sich in die Augen, faßten einander an den Händen, ihre Lippen näherten sich und verschmolzen miteinander. Für ein paar Minuten waren sie alleine an diesem Ort, auf dieser Welt, in diesem Universum.

Als sie sich trennten, und Julia in seine Augen sah, fragte sie leise: "Was denkst du?"

"Vor zehn Jahren hätte ich wahrscheinlich mein Messer aus der Hosentasche genommen, und ein Herz in den nächsten Baum geritzt. Und 'Sascha liebt Julia' mittenrein."

Julia hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, ihre Augen wurden feucht und die ersten Tränen kullerten über ihre Wange.

"Tut mir leid", entschuldigte sich Sascha sofort. "Das wollte ich nicht."

"Deshalb wolltest du kein Geld von mir. Stimmt's?"

Sascha nickte stumm und faßte Julia am Arm. "Autsch!", schrie sie auf und legte ihre Hand schützend über die schmerzende Stelle.

"Was ist? Habe ich dir wehgetan?"

"Es ist nichts", entgegnete Julia. "Ich habe mich nur böse gestoßen."

Den Rest des Weges schwiegen beide, hielten sich aber an der Hand und warfen sich ständig Blicke zu. Bis sich der Wald lichtete und Sascha das Blockhaus sah.

Julia beugte sich zu Sascha hinunter und gab ihm einen Kuß. "Ich bin nur mal kurz unter der Dusche."

"Und ich hole mir ein Bier. Wenn ich darf."

"Du darfst alles", schmunzelte Julia und verschwand hinter der Badezimmertür.

Sascha überlegte angestrengt, warum er das zu Julia gesagt hatte. Jedes Wort stimmte, keine Frage. Aber er hatte sich vorgenommen, die Gefühle, die er für Julia empfand, für sich zu behalten. Er sah sowieso keinen Sinn darin, sich irgendwelche Hoffnungen zu machen. Sie war über 30 Jahre älter, er selbst hatte nun nicht gerade das, was man als einen seriösen Job bezeichnen würde, und das Schlimmste: Julia war verheiratet! Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, nahm noch einen Schluck, zerquetschte die Dose in der Faust, stand auf und zog sich das verschwitzte Shirt über die Schultern. "Ich komme!", rief er übermütig und riß die Tür zum Badezimmer auf.

Julias Anblick war ein Schock für ihn. Ihr Körper war übersät mit Hämatomen, die in rot, blau und violett ihre ansonsten makellose Haut verunzierten. Julia zuckte erschrocken zusammen und versuchte sich zu bedecken. "Es ist nichts", versuchte sie zu sagen, aber da war Sascha schon zu ihr getreten, und legte, übervorsichtig, seine Arme um sie und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Sie hatte ihren Kopf an seine Brust gelegt, sie zitterte und hielt sich so fest sie konnte an Sascha fest. Dann auf einmal fing sie an zu lachen und schaute zu Sascha auf. "Deine Hose wird ja ganz naß."

"Ach scheiß drauf. Erzähl mir lieber, was hier los ist."

"Ich erzähle es dir später. Versprochen! Aber laß mich jetzt noch einen Moment alleine. Ja? Ich komme gleich raus."

Sascha saß auf der Veranda, die Beine hochgelegt, und überlegte angestrengt, was mit Julia passiert sein könnte. Ein leiser Verdacht kam ihm in den Sinn, verwarf ihn aber sofort wieder. Hatte Julia ihm nicht gesagt, ihr Mann sei lieb und nett? Nur halt ein wenig inaktiv, wenn er verstehen würde!