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Zur Domina gemacht Teil 01

Geschichte Info
Anna trifft auf Laval, Schicksalhafte Entscheidung.
8.7k Wörter
4.64
19.8k
12

Teil 1 der 22 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 06/18/2020
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Rekrutiert

„Deckung hoch! Konzentriere dich, Mädchen!"

Der stämmige Trainer deutete einen Schlag mit seiner Linken zum Gesicht seiner Sparringspartnerin an, die diesen mit ihrem rechten Unterarm hektisch zu blocken suchte. Ihr Lowkick, mit dem sie seinen Angriff zu kontern suchte, ging fehl, sehr zum Ärger ihres Lehrers.

Peter wischte sich mit dem Handgelenk seiner Rechten den Schweiß von der Stirn und begann sich von neuem der jungen Frau anzunähern. Trotz dessen er die fünfzig schon ein paar Jahre hinter sich gelassen hatte, schien er keine Probleme damit zu haben mit der zwanzigjährigen, blonden Kickboxerin mitzuhalten. Auf seiner Vollglatze spiegelte sich der Schein der Turnhallenbeleuchtung wieder, während seine grauen Augen sein Ziel verfolgten.

Seine Gegnerin war mit 1,75 m hochgewachsen, für eine Frau breitschultrig und besaß, trotz des harten Trainings, eine sehr weiblich wirkende, kurvenreiche Figur. Ihr Gesicht zeigte Entschlossenheit und Willenskraft, ihre dunkelbraunen Augen blieben stetig auf den Mann vor sich gerichtet, um nach einem verräterischen Zeichen für dessen bevorstehenden Angriff zu suchen.

In dem Moment, indem sie der Bande des Rings ausweichen musste, schlug ihr Trainingspartner zu, ließ eine linke Gerade in ihre Deckung krachen, gefolgt von einem Cross, der ihre Verteidigung aushebeln sollte. Sie duckte sich unter seinen Schlägen weg, hatte seinen Frontkick, mit dem er seinen Angriff abschloss, aber zu spät bemerkt. Getroffen taumelte das Mädchen zurück, beugte sich vorn über und hielt sich mit beiden Händen den Bauch, in dem sich rasendschnell Übelkeit bemerkbar machte.

Peter war enttäuscht. Hätte er nicht Kraft aus seinem Tritt genommen, wäre das Training wohl jetzt zu Ende gewesen.

„Zu spät! Viel zu spät. Was ist nur los mit dir? Hast Du Liebeskummer? Ist etwas mit deinem Bruder? Mensch Anna, so hast du am Sonntag gegen die Lena keine Chance. Du machst mich zum Gespött des Vereins, wenn du dich im Ring so anstellst wie heute."

„PETER!" Rief ein schlanker, in einem eleganten schwarzen Sportsakko gekleideter Mann vom Eingang der Turnhalle aus.

Der Trainer hielt sein Blick auf das Mädchen gerichtet, das nach vorne über gebeugt gegen das beklemmende Gefühl ankämpfte, das sich in ihrem Bauch rasend schnell ausbreitete. Sie würde gleich wieder ihre Fassung wiedererlangen, das wusste der Trainer aus Erfahrung. So hart hatte sie sein Tritt auch nicht getroffen.

„Pause! Fünf Minuten." Aus seiner Stimmlage war deutlich seine Enttäuschung herauszuhören.

„Hallo Pierre! Warte, ich komme zu dir runter."

Das Mädchen setzte sich auf einen kleinen Hocker in einer Ecke des Rings, griff zu der neben ihr stehenden Wasserflasche und beobachtete neugierig die beiden Männer. Es war nicht üblich, dass Peter das Training unterbrach, es musste schon einen triftigen Grund dafür geben.

„Ist sie das?" Fragte Pierre neugierig und hielt seinen Blick interessiert auf das Mädchen gerichtet.

„Ja, was sagst du?"

Peters Bekannter zeigte unverhohlen seine Begeisterung.

„Perfekt ist sie. Aus ihr kann ich auf jeden Fall etwas machen. Meinst du, sie willigt ein? Wenn sie ablehnt, könnte dein Ruf darunter leiden. Das möchte ich vermeiden."

Peters graue Augen musterten Pierre ausgiebig. Klar hatte er ein Gewissen, aber half er Anna damit nicht nur aus deren Misere heraus? Sicher, der Freund würde sich ihm gegenüber erkenntlich zeigen, sollte er mal dessen Hilfe benötigen, aber profitieren würde letzten Endes Anna und allein darum ging es ihm. Pierre hatte weitreichende Möglichkeiten und konnte eine Frau wie sie im Leben voranbringen.

„Ich vertraue auf dein Verhandlungsgeschick. Sie braucht dringend eine Chance, also sei ihr gegenüber nicht zu knickrig." Forderte Peter von seinem Freund.

Pierre beobachtete das Mädchen über die Schulter ihres Trainers hinweg. Kurz hatten sich ihre Blicke getroffen, doch war er es gewesen, der sich wieder abgewendet hatte. Sie wirkte selbstbewusst und diese Art von Sport brachte die nötigen Eigenschaften mit sich, die sie brauchen würde um ihn zufrieden zu stellen.

„Sie gehört schon mir, dessen kannst du dir sicher sein."

Peter lächelte.

„Dann sieh zu, dass du sie hier rausholst!"

„Gut! Wir haben einen Deal. Ruf sie her, ich will mit ihr reden."

Der Trainer war einverstanden, wandte sich um und kehrte zum Ring zurück. Er blickte die junge Frau aufmunternd an und deutete auf seinen Freund.

„Schluss für heute. Ich habe da jemanden, den ich dir vorstellen möchte."

Sichtlich überrascht, ihren Blick auf den Trainer gerichtet, stand sie auf und kam langsam zu ihm rüber.

„Was will der Typ von mir? Ist es wegen meinem Kampf am Sonntag?"

Peter verneinte.

„Komm erst einmal runter, Mädchen."

Trotz dessen Anna ihrem Trainer vertraute, machte sie sich Sorgen. Irgendetwas kam ihr seltsam an dem Typ vor, dessen Aussehen weder zu ihrem Wohnviertel und gleich zweimal nicht zu dieser Turnhalle passte. Geübt stieg sie durch die Seile, sprang elegant vom Rand des Rings herunter und hielt mit federnden Gang auf den ihr unbekannten Mann zu.

Der war fasziniert von der Frau und musste aufpassen, dass er ihr gegenüber einen klaren Kopf behielt.

„Pierre, das ist Anna. Anna das ist Dr. Pierre Laval." Peter wandte sich seiner Schülerin zu. „Du kannst Pierre duzen, wenn du möchtest, ich lass euch dann mal allein."

Peter entfernte sich ohne auf die Reaktion seiner Schülerin zu warten und ging rüber in seinen „Kabuff", wie er das kleine Trainerbüro nannte.

Das Mädchen zeigte sich verstört, wusste nicht, was dieser Kerl von ihr wollte. Dass Peter sie beide allein gelassen hatte, passte einfach nicht zu ihren bisherigen Erfahrungen im Verein. Sie blickte ihrem Trainer nach, sah, wie er in seinem Zimmer verschwand und die Tür hinter sich zuzog. Dr. Laval spürte ihre Unsicherheit nur all zu deutlich. Es war an der Zeit sie zu beruhigen.

„Peter hat mir erzählt, dass du dich in einer schwierigen Situation befindest. Dein Vater ist alkoholkrank und arbeitslos? Du hast wegen ihm diesen Sport angefangen, nicht wahr?"

Anna wandte sich zu dem Mann um und blickte ihn erschrocken an. Das hatte Peter von ihr erzählt?

„Sei nicht sauer, er will dir helfen und mir einen Gefallen tun. Daran ist nichts Verwerfliches." Dieser Laval schien ihre Gedanken erraten zu haben.

Er öffnete den oberen Knopf seines Edelsakkos und schob die rechte Hand hinein, um etwas aus dessen Innentasche herauszuholen.

„Hier. Nimm! Einzig was ich dafür verlange, ist, dass du mir zuhörst. Alles Weitere liegt dann bei dir."

Er hielt ihr ein Kuvert hin, dass sie zögerlich an sich nahm, öffnete und dann erbleichte.

„Und dafür soll ich mich jetzt von dir ficken lassen oder was?" Mutmaßte sie. Was sollte dieser Laffe sonst von einer wie ihr wollen?

Anna suchte Abstand zu dem Mann, überlegte ob sie nicht einfach zur Tür laufen sollte, um zu verschwinden. Peter, was hast du mir angetan? Dachte sie sich, unschlüssig darüber wie sie zu reagieren hatte.

„Nein! Nichts dergleichen. Zuhören sollst du mir. Und wirklich nur das."

Der Mann deutete auf eine der Holzbänke, von der aus man das Geschehen im Ring verfolgen konnte.

„Setzen wir uns? Das Geld ist nur ein kleiner Vorgeschmack von dem, was du bei mir verdienen könntest."

Anna dachte nach. Vierhundert Euro! Sie hätte die nächsten Wochen Ruhe und bräuchte sich darüber keine Sorgen mehr machen, dass der Vater ihr das Haushaltsgeld vorenthielt oder einfach versoff.

„Gut. Aber sie fassen mich nicht an."

Laval schüttelte lachend sein Haupt.

„Beruhige dich doch bitte! Nichts dergleichen wird passieren."

Sie ging hinter ihm her und setzte sich neben ihn, dabei ein Meter Abstand zu ihm haltend. Sie wartete darauf, dass eine Bombe platzen würde, wusste nur nicht, um welche Art es sich dabei handeln könnte.

„Ich bin Schönheitschirurg und ein wohlhabender Mann, Anna. Da langweilt einen das Leben schnell, wenn man glaubt, alles erreicht zu haben. Also sucht man den Kick, das Besondere, etwas das auch mit Geld nur schwer zu finden ist."

Anna hörte dem Mann zu, erwiderte aber nichts. Sollte er ruhig reden, irgendwann würde er schon auf den Punkt kommen.

„Diesen Kick habe ich gefunden und viele andere Männer und Frauen ebenfalls. Weißt du, um was es beim Sadomasochismus geht?"

Anna blickte den Mann erschrocken an und stand auf.

„Was soll das jetzt? Sind sie so ein kranker Perverser? PETER!"

Sie wandte sich zu dem Zimmer des Trainers um, doch dieser schien sie nicht gehört zu haben. Indessen bemühte sich Laval, sie zu beruhigen.

„Vierhundert Euro. Erinnerst du dich? Höre mir einfach weiter zu." Ihre Unsicherheit ihm gegenüber, schien ihn zu amüsieren.

Anna blieb widerwillig in seiner Nähe stehen, sich wieder zu ihm zu setzten, kam jetzt aber nicht mehr für sie in Frage.

„Ich wünsche mir zwei Sachen von dir, Anna. Du lässt dich von mir operieren, des Weiteren möchte ich dich zur Domina ausbilden."

Die junge Frau glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Spann der Typ jetzt völlig?

Laval schien es ernst zu meinen, blieb ruhig sitzen und legte lässig sein rechtes Bein über das Linke.

„Du hast fast perfekte Voraussetzungen. Du bist relativ groß, hast beeindruckende Proportionen und sehr gleichmäßige Gesichtszüge. Ich würde aus dir eine Traumfrau machen..."

Er grinste.

„Das heißt genaugenommen eine Traumdomina!"

Anna runzelte die Stirn. Kam auf Laval zu und gab ihm das Kuvert zurück.

„Tut mir leid. Aber sie haben nicht mehr alle. Für solch eine Scheiße habe ich keine Zeit."

Sie wollte rüber zu Peters Zimmer gehen, als Laval ihr nachrief.

„Zwanzigtausend Euro dafür, dass du dich von mir operieren lässt, noch mal denselben Betrag, wenn ich dich zwei Jahre lang ausbilden darf. Danach kannst du selbst entscheiden, ob du Friseurin werden möchtest, wie mir Peter erzählt hat oder doch lieber 300 Euro die Stunde verdienst."

Anna ging noch ein paar Schritte weiter, blieb stehen und drehte sich dann langsam zu ihm um.

„Meinen sie das wirklich ernst?"

Laval nickte.

„Jedes einzelne Wort. Kommst du wieder her und wir besprechen alles Weitere?"

Anna zögerte, zeigte sich aber schließlich einverstanden.

„Was für eine Operation?"

Laval musterte das Mädchen fachmännisch und hob seine Hand an ihr Gesicht. Anna wich ihr aus, wollte nicht von ihm berührt werden.

„Soweit ich sehen kann, müsste ich deine Brüste etwas vergrößern. Was hast du für eine Körbchengröße? 70 B? Ich würde eine 80 D daraus machen, dann wirkst du noch weiblicher und kannst dich dennoch gut bewegen. Dein Po müsste etwas hervorgehoben werden, er wirkt im Vergleich zu deinem Oberschenkel etwas klein. Deine Lippen könnten voller sein, deine Wangenknochen noch etwas prägnanter, um mehr Strenge hinein zu legen. Das Permanent-Make-up tut sein übriges. Alles langjährige Routine für mich, nichts Wildes."

Laval blickte ihr ohne Reue auf den Schritt.

„Ich weiß nicht, wie es um deine Scheide bestellt ist, aber auch sie kann ich dir perfekt formen, da würde ich dir die Wahl lassen."

Annas Gesicht war immer noch von ihrer Skepsis gezeichnet. Schönheitsoperation? Sie hatte noch nie über so etwas nachgedacht.

„Warum sollten sie mir das schenken?"

Laval lächelte.

„Als Referenz? Ich möchte aus dir den Mustertyp einer dominant wirkenden Frau machen. Dazu bilde ich dich noch aus und stelle dir sogar die Ausrüstung. Kunden für dich habe ich genug und du wirst bald das nötige Knowhow haben, um sie an dich und damit auch an mich zu binden. Erst einmal für zwei Jahre? Danach kannst du selbst entscheiden, in welche Richtung du dich entwickeln möchtest."

Anna verstand langsam. Der Mann mochte pervers sein, aber letzten Endes ging es ihm nur um sein Geschäft.

„Warum ich?"

Laval lächelte und blickte zur Tür des Kabuffs.

„Peter hat mir einiges von dir erzählt. Deine Notlage macht dich für meinen Vorschlag empfänglich und dein Sport zeigt mir, dass du ein gesundes Maß an Fleiß, Disziplin und Körperbeherrschung hast. Hinzu kommt dein Wille, jemanden solange weh zu tun, bis er aufgibt und du seinen Widerstand gebrochen hast. Außerdem verachtest du deinen Vater, richtig? Viele deiner Empfindungen ihm gegenüber, wirst du in dein Spiel mit deinen Gästen einbauen können."

„Wann bekomme ich das Geld?"

Laval öffnete seine Brieftasche.

„Einen Vorschuss jetzt, den Rest, nach dem du mir den Vertrag unterzeichnet hast."

„Vertrag?" Fragte sie misstrauisch.

Der Chirurg nickte.

„Wir sichern uns beide mit ihm ab und jeder von uns hat eine Übersicht von dem, was der andere von ihm fordert. Außerdem kann ich mir dann deiner Diskretion sicher sein, auch wenn du schnell begreifen wirst, dass der Stellenwert einer professionellen Domina kein schlechter ist."

In Annas Kopf rasten die Gedanken. So viel Geld. Alle ihre Probleme wären damit auf einen Schlag gelöst. Domina? Sie hatte welche im Fernsehen gesehen, ihre Anzeigen im Internet gefunden und nach diversen Bestsellern war Sadomasochismus mittlerweile zum kulturellen Allgemeingut geworden. Warum sollte sie nicht als Fetischmodel posieren und ein paar alten Säcken den Popo versohlen? Was sprach dagegen? Dieser Mann war reich und würde schnell ein anderes Mädel finden, dass sein Angebot liebend gerne bereit war anzunehmen. Auch würde er es nicht nötig haben, ihr etwas vorzumachen.

Laval richtete sich ein wenig auf, streckte sich und musterte das Mädchen neben sich mit einer gewissen Spannung. Ihre Nervosität hatte sich noch nicht gelegt, es würde eine Zeit lang dauern, bis er sie soweit hatte, dass er mit ihr arbeiten konnte.

„Also?"

Statt einer Antwort, blieb es bei einer Geste. Anna nickte dem Mann zu, hielt aber nach wie vor zu ihm Abstand.

„Sehr schön. Freut mich, dass wir uns einig geworden sind. Hier ist meine Karte. Ich möchte, dass du Morgen um acht Uhr zu mir kommst. Wir besprechen dann alles Weitere. Bist Du pünktlich, gibt es einen weiteren Bonus für Dich."

Peters Rechtfertigung

Anna war zum Büro des Trainers hinübergegangen und setzte sich auf die Arbeitsplatte des Schreibtisches, nachdem sie den kleinen Raum betreten hatte. Gespannt blickte sie auf ihren Trainer runter, der neben ihr in seinem Bürostuhl saß, aber ihr gegenüber kein Wort rausbrachte.

Laval hatte sich von Peter verabschiedet, er wusste also, dass dessen Verhandlung mit Anna erfolgreich verlaufen war. Warum hatte er dann ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen?

„Ich wollte dir helfen, Mädchen, nichts weiter."

Anna betrachtete den Mann neben sich skeptisch. Er wich ihrem Blick aus und schien merkwürdig nervös zu sein.

„Ist er pervers?" Wurde er von der jungen Frau gefragt.

Peter spielte mit einem Sandsackhandschuh und legte ihn schließlich zurück auf den Schreibtisch, von dem er ihn kurz zuvor herunter genommen hatte.

„Wenn du wissen willst, ob er zur SM-Szene gehört, ja das tut er."

„Und du?"

Peter blickte die junge Frau verwundert an.

„Ich?"

„Ja, du!"

Dass er schwieg, beantwortete ihre Frage genau genommen schon.

„Und worauf stehst du genau?" Fragte Anna weiter. Ihr Tonfall bekam jetzt etwas Spöttisches.

„Es geht hier nicht um mich, Mädchen." Polterte Peter los.

„Hast du Pierres Vorschlag angenommen?"

Anna nickte, erschrocken über seinen Ausbruch.

„Gut, dann wirst du ausgesorgt haben. Such Ralf und dir eine Wohnung, dann ist euer Arschloch von Vater endlich Geschichte für euch."

„War das der Grund, warum du diesen Mann hierhergeholt hast?"

„Auch, ja."

Peter blickte ihr, das erste Mal seitdem sie seinen Raum betreten hatte, ins Gesicht.

„Ich habe dir heute einen großen Gefallen getan. Du wirst das irgendwann verstehen."

„Und da bist du dir sicher?" Fragte die junge Frau nach einigem Zögern.

„Er wird dir einmalige Möglichkeiten eröffnen, Anna!"

Sie blickte an dem stämmigen Mann vorbei, überfordert mit der Situation.

„Vertrau ihm! Er wird etwas aus dir machen und dafür Sorge tragen, dass es dir und deinem Bruder an nichts fehlt. Geh dich jetzt umziehen, okay?"

Das Mädchen erhob sich, verließ die Kammer des Trainers und ging zu der Umkleidekabine hinüber, die sich auf der anderen Seite der Halle befand. In Gedanken war sie immer noch bei diesem Arzt und sein Angebot, es kam ihr alles so unwirklich vor. Doch reichte ihr Peters Wort nicht mehr? Er war einer der wenigen Menschen gewesen, die bereit dazu waren, ihr und dem Bruder zu helfen.

Zuhause

„Ich bin wieder da." Anna trat in die abgedunkelte Wohnung hinein, horchte und schloss behutsam die Wohnungstür hinter sich.

„Komm her! Warum kommst du zu spät?" Dröhnte die Stimme des Vaters aus dem Wohnzimmer heraus.

Die junge Frau hing ihre Jeansjacke an den Haken und sah nach der Zimmertür ihres Bruders, sie war verschlossen. Sie würde gleich nach ihm sehen, vorher aber war dieses fette Arschloch dran.

„Ich war beim Training, das weißt du ganz genau."

„Werde nicht frech. Warum hast du nicht eingekauft?"

„Weil du unser Geld versoffen hast und der Monat noch zwölf Tage hat?" Stellte sie mit zorniger Stimme fest.

„Ich habe Hunger. Klingel bei Gülen und frag nach, ob sie etwas für uns hat."

Anna trat ins Wohnzimmer, in dem ihr Vater sich auf dem alten verschlissenen Sofa ausgestreckt hatte und rüber zu dem Bildschirm des kleinen Röhrenfernsehers blickte.

„Klingel doch selbst. Mir gibt sie nichts mehr. Wahrscheinlich weil sie ganz genau weiß, wer von uns dreien davon fett wird."

„Geh rüber, habe ich gesagt!" Brüllte der adipöse Mann.

„Ach halt doch die Fresse. Ich brauche dich nicht fragen, Ralf hat nichts zum Essen bekommen, richtig?"

Der Vater stöhnte, versuchte sich aufzuraffen, doch sein übergewichtiger Körper ließ es nicht zu. Er hätte sich vorher erst auf den Bauch drehen müssen, anders vermochte er nicht mehr aufzustehen.

„Hast du ihn wenigstens ins Bett gebracht?" Fragte die Tochter voller Zorn.

Er antwortete ihr nicht und tastete stattdessen nach der angebrochenen Bierflasche, die neben ihm auf dem niedrigen Fernsehtisch stand.

„Ob du ihn ins Bett gebracht hast, habe ich dich gefragt!" Schrie Anna den fünfzig Jahre alten Mann an.

„Fick dich, du kleine Fotze! Ruf das Jugendamt, dann kommt er ins Heim und ist glücklich." Brüllte er zurück.

Anna trat an die Couch heran und spuckte ihrem Vater ins Gesicht. Die Mutter hatte es mit ihm nicht mehr ausgehalten, aber war sie darum besser gewesen als er? Sie hätte ihre Kinder mitnehmen und vor diesem Monster schützen können, stattdessen war sie verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Sie hielt es nicht einmal für nötig, Alimente für sie beide zu zahlen.

Anna trat raus auf den Flur und blieb vor der Tür des Kinderzimmers stehen. Sie horchte, doch es blieb alles ruhig. Vorsichtig drückte sie die Türklinke herunter und ging in das Zimmer hinein. Im Schein des Flurlichts sah sie ihren Bruder schlafen, hektisch dabei atmend, sich von einer Seite auf die andere rollend.

„Ralf!" Mit gedämpfter Stimme flüsterte sie ihrem sechsjährigen Bruder ins Ohr. Immer wieder, bis er schließlich seine kleinen Augen öffnete.

„Komm! Wir machen einen Ausflug, ja?"

Der kleine Junge richtete sich auf, blickte die Schwester fragend an und rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. Dann umarmte er sie und zog sie zu sich herunter.

„Wohin? Ist schon Aufstehzeit?" Fragte er sie verstört.

Anna lächelte, half ihm aus dem Bett heraus und wies ihn an, seinen Schlafanzug auszuziehen.

„Hilf mir ein bisschen mit, Süßer!"

Sie holte ein paar frische Kleidungsstücke aus dem Schrank, eine Reisetasche aus dem Zimmer des Vaters und stopfte wahllos Kleidung hinein. Der Junge beobachtete sie dabei, verstand aber nicht, warum sie das tat.

„Wohin gehen wir? Draußen ist es dunkel."

„Woanders hin. Hier bleiben wir nicht länger."

„Ich habe Hunger." Stellte der kleine Junge mit gequälter Miene fest. Die Schwester zeigte ihm, dass sie verstanden hatte und küsste ihn auf die Wange.