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Ein Quäntchen Mut 01

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Andy43
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Steffen schaute mich zunächst an, schloss dann aber wieder seine Augen. Es dauerte eine ganze Weile bis es ihm kam. Ich höre mich noch wiederholt flüstern, es sei in Ordnung, ich es sehen wolle, er auf meine Titten spritzen dürfe. Er brannte so wie ich darauf es zu tun, doch gestand er mir danach, dass er sich trotz seiner Geilheit in jenem Moment habe überwinden, gegen starke Bedenken habe ankämpfen müssen.

Es war ein vehementer, erlösender Orgasmus, der mich zurückzucken ließ, als sich sein Sperma voluminös auf meinen Oberkörper entlud, meine Titten benetzte, heftig gegen Hals und Kinn spritzte und langsam Richtung Nabel an mir herunter sickerte.

Steffen war außer sich. Sein Körper zitterte. Er melkte geradezu mit seinen verkrampften Fingern an sich. Nie hätte ich mir Steffen dabei so ausmalen können.

Ich schaute an mir herab und fing Steffens Sperma mit meinen Händen auf, welches in Form zäher Tropfen an meinem Kinn herunter hing. Ich ordnete es dieser Situation zu, seiner exzessiven Geilheit, die er in all seinen Fantasien mit mir auszuleben suchte. Sperma war mir schon damals nicht unangenehm. Diese 'Ficksauce', wie ich sie heute nenne, ist mir beim gelegentlichen Sex mit Männern zu einer willkommenen, schmackhaften Zutat geworden. Doch war ich in jenem Augenblick über die opulente Menge erstaunt, die mir der Orgasmus meines Bruders bescherte.

Steffen reichte mir sein Shirt, während er nach Luft ringend vor mir stand. Ich schaute auf seinen pumpenden Riemen, der sich allmählich beruhigte, gab ihm, wie aus förmlicher Dankbarkeit heraus, einen flüchtigen Kuss auf seine rosige Eichel, die mir heiß zu glühen schien, tupfte mir dabei unwillkürlich einen herben Tropfen seines Ejakulates an die Lippen und verschwand daraufhin ins Bad und schloss die Tür.

Für einen Moment stand ich reglos vor dem Spiegel, fixierte meine Sinne, betrachtete den feinen, glasigen Tropfen an meiner Lippe, erkundete mit den Augen meinen Oberkörper, fühlte die intime Nässe auf meiner Haut, ließ dann meine Fingerspitzen über meine Brüste wandern, spielte gebannt mit seinem erogenen Ejakulat, roch daran und fuhr mir, nun wieder vor jeglichen fremden Blicken verborgen, mit meiner Zunge über die Lippen und kostete den kleinen Tropfen, bevor ich mich wusch.

Steffen lag entspannt auf dem Bett. So schlüpfte ich wieder zu ihm unter die Bettdecke.

„Alles in Ordnung?"

„Ja, alles in Ordnung", antwortete ich leise.

„Wusste gar nicht, dass du so talentiert bist."

„Was meinst du?"

„Du hast eine schnelle Zunge."

Ich schmunzelte.

„Ist eine Sache, die ich gerne mache..., einen Schwanz blasen."

Steffen drehte sich zu mir auf die Seite, legte eine Hand an mein Gesicht und betrachtete es eine Weile. Er zog mich schließlich so nahe zu sich heran, dass wir eng umschlungen aneinander lagen, unsere Gesichter, unsere Lippen sich fast berührten. Ich betrachtete seine dunklen Augen in denen ich zu lesen versuchte und griff mit einer Hand in sein schwarzes Haar. Ich genoss seine körperliche Nähe, dieses Gefühl der tiefen Verbundenheit. Es mündete in einem erst zaghaften, doch dann immer leidenschaftlicherem Kuss. Wir küssten uns wie frisch verliebte; zärtlich, wie ungestüm.

So verbrachten wir den Morgen im Bett, eng aneinander liegend, schweigend, küssend, streichelnd, redend.

„Dir ist klar, das Vater mich erschießen und Mutter dich für den Rest deines Lebens in den Keller sperren würde, wüssten sie, was wir miteinander machen."

Ich dachte darüber nach.

„Dir war also klar, dass Vater dich 'erschießt'..., trotzdem bist du dieses Risiko eingegangen, um dir von mir einen blasen zu lassen und auf meine Titten zu spritzen?", erwiderte ich verschmitzt.

„Ja..., wenn man..."

„Wenn man...?"

„Wenn man für einen Menschen tiefe Zuneigung verspürt..., ihn liebt, obwohl ich nicht weiß, was das für eine Art Liebe ist, die ich für meine Schwester empfinde."

Ich schaute Steffen verwundert an, kroch an ihm hoch und legte meinen Oberkörper auf seine Brust.

„Ich habe keine Angst vor dunklen Kellern, es ist mir egal. Ich liebe dich auch..., und der Schwanz meines Bruders bereitet mir dabei seltsamer Weise kein Kopfzerbrechen mehr, selbst wenn ich daran denke, was du mit ihm noch alles machen könntest."

Steffen schaute mich fragend an.

„Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du in Gedanken an mich nur an meine Titten gedacht hast."

„Nein, hab ich nicht."

„Komm schon, raus damit."

„Es liegt daran..., dass du..., du bist halt genau der Typ Frau den ich mag. Blond, schlanke Figur, nicht zu große Titten, runder Hintern, für mich wärst du perfekt. Du bist attraktiv, intelligent und weißt genau, was du willst. Ich stehe auf solche Frauen wie dich."

„So wie auf Sabrina..., sie ist doch ein heißes Mädchen?"

„Ja, aber sie war mir zu egoistisch, mir manchmal einfach zu sehr auf materielles fixiert und ziemlich arrogant obendrein. Sie hat sich wohl mehr von mir versprochen, als ich ihr geben konnte und wollte. Zuletzt kam Sabrina auch nur noch zum Ficken hierher..., dagegen..., eine Frau wie du..., ich meine..., für mich wärst 'du' perfekt."

„Also auch..., für Sex?", forschte ich mit leisem, schalkhaftem Unterton.

Steffen lächelte nur verschämt, während seine Wangen sich dabei merklich röteten.

Sein Bekenntnis waberte mir durch den Kopf.

„In deinen Augen bin ich also nicht so wie Sabrina?"

„Was speziell den Charakter angeht, kein Vergleich, nicht im Mindesten."

Ich bedankte mich bei ihm mit einem flüchtigen Kuss.

„Eine Frau, die dich wirklich kennt..., so wie ich..., wird dich nicht mehr hergeben wollen."

„Ja..., ich glaube, du kennst mich am besten."

„Deshalb komme ich dich auch oft besuchen und gehe dir auf die Nerven. Ich habe das Gefühl, dass wir einander brauchen."

„Ich weiß nicht, ob das so gut ist, ich meine, die Vorstellung..."

„...mit mir zusammen zu sein..., im Bett zu liegen..., mit mir womöglich..., zu schlafen..., macht dir angst."

„Ja und nein..., ich fürchte, wir sind schon zu weit gegangen."

„Ein Gedanke liegt manchmal nicht weit von der Wirklichkeit entfernt", resümierte ich leise. „Du hast schon öfter mit mir geschlafen..., in deinen Gedanken, nicht wahr..., mir geht es da auch nicht anders", gab ich ihm offen zu. Ich habe auch Bedenken. Es gibt keine Liebe, die vernünftig ist. Ich denke, wir müssen das nicht immer verstehen wollen."

Steffen sinnierte.

„Es reicht mir, wenn du mich verstehst", meinte Steffen.

„Mit dir zu schlafen..., kann ich mir..., nicht nur vorstellen..., insgeheim wünsche ich es mir sogar..., auch jetzt in diesem Moment..., aber wir sollten uns noch zeit lassen", erwiderte ich nachdenklich. „Lass uns jetzt Frühstücken."

*

Der Sex mit Steffen war berauschend. Steffen konnte dabei zärtlich sein, fordernd, schuf romantische Momente und es war für mich äußerst befriedigend. Ich war zu dem Zeitpunkt ganz gewiss nicht unbedarft, doch kannte ich eine derart tiefe Leidenschaft beim Sex noch nicht. Eine Leidenschaft, die einen Menschen wie im Rausch, zu exzessiven Gefühlsausbrüchen treiben konnte. Wir verhielten uns wie süchtig. Es war auch dieser Umstand, der uns später erkennen lies, dass eine Lösung her musste. Der Sex und der damit verbundene Überschwang an Gefühlen tat uns nicht gut, stand uns letztendlich im Wege. Damit ließ sich keine Zukunft gestalten, von der wir wussten, dass sie einen jeden von uns in eine andere Richtung führen sollte. Dennoch bildete diese gemeinsame, intensive Zeit, einen wichtigen Abschnitt unseres Lebens.

Während Mutter und wohl auch Vater darunter zu leiden schienen, dass ihre Kinder flügge wurden, gar nicht oder nur selten zu hause waren, lagen Tochter und Sohn zusammen in einem Bett und fickten wie die Besenbinder. Mutter hatte ja nun keine Kinder mehr zu versorgen, so dass Vater irgendwie in die Bresche springen musste, ob er wollte oder nicht. Er reagierte wie immer darauf und verkroch sich manchmal sogar am Wochenende in sein Büro, was er früher nie tat.

Steffen und ich dagegen hockten oft mit Freunden zusammen in seiner Wohnung, gingen zusammen aus, trieben Sport und entdeckten dabei, wie viel wir doch gemeinsam hatten. Manch einer in unserem Bekanntenkreis wunderte sich darüber, wie gut wir uns doch verstanden, wie freundschaftlich wir miteinander umgingen, kannten sie uns doch aus nicht so harmonischen Kinder- und Jugendtagen.

Ich darf mir heute gar nicht ausmalen, wären sie dahinter gekommen, dass wir im Grunde ein Liebespaar waren. Es gab nichts besonderes daran zu vermuten, wenn ich Steffen bei passender Gelegenheit in den Arm nahm oder ihm zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange gab. Niemand störte sich daran, im Gegenteil. Sie bewunderten unseren Umgang miteinander und hielten uns für Vorbildhaft, was das Verhältnis von Geschwistern angeht. Dennoch waren wir zu jener Zeit auf der Hut, uns in aller Öffentlichkeit Händchen haltend zu zeigen, uns gar verliebt zu küssen, obwohl uns oft danach war.

Die einzigen Menschen, die sich über unser gutes Verhältnis zunehmend wunderten, waren unsere Eltern, soweit sie es mitbekamen. Mutter war in unseren Augen bedenklich irritiert, obwohl ihr die späte und liebevolle Harmonie ihrer Kinder sichtlich gefiel. Mutter blühte geradezu auf. Heile Welt. Vater nahm die Harmonie offensichtlich ungerührt zur Kenntnis, was uns nicht verwunderte und manchmal hatte wir den Eindruck, er fühlte sich davon gestört, wurde es ihm zu viel.

Ich schlief und arbeitete die Woche über zu hause. Steffens Zimmer wurde bald nach seinem Auszug für mich zu einem Arbeitszimmer umgestaltet. Das Studium machte Spaß, wenn ich auch manchmal ziemlich ackern musste. Mutter versorgte mich wie immer mit allem. Sie war in ihrem Element. Vater zahlte das Studium. Für Mutters verfängliche, neugierige Fragen, wo und mit wem ich denn wieder das Wochenende verbringen wolle, mussten wie immer meine Freundinnen herhalten.

Steffen mühte sich redlich mit seiner Arbeit fuß zu fassen. Als Programmierer war er dank seines Fleißes zusehends gefragt. Dennoch blieb genügend Zeit für uns.

In dieser Zeit besaßen wir bald keinerlei Bedenken mehr. Die Hemmschwelle sank schnell. Wir fühlten uns frei und ungezwungen. Wir standen in keinem Konflikt. Selbst intimste Dinge, die man gewöhnlich voreinander verbarg, verloren ihre Schamhaftigkeit. Das war das Lieblingswort unserer Mutter, wenn sie uns klar machen wollte, dass man sich so vor anderen Menschen nicht zeigt oder verhält. Das galt insbesondere für alle Mitglieder in unserer Familie. Für sie beschrieb dieses Wort einen wichtigen Wesenszug für einen gesitteten Menschen und dieses Wort markierte irgendwann eine bestimmte Grenze für das Zusammenleben von Steffen und mir. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt erlaubte Mutter es, dass ihre heranwachsenden Kinder sich gemeinsam im Bad für den Tag zurecht machen durften, solange sie uns dabei zur Hand gehen musste und somit in unserer Nähe war.

Mit dem Tag meiner ersten Regelblutung wurde dieser Umstand zu einem Synonym für Schamhaftigkeit, und das bis dahin von Steffen und mir gemeinsam genutzte Badezimmer, nach Meinung unserer Mutter, zu einem Ort, an dem diese wesentliche Eigenschaft Gefahr laufen müsste, durch neugierige Blicke untergraben werden zu können.

Ich hab die Einstellung meiner Mutter bis heute nicht verstanden. Ich weiß aber, dass sie das Beste für uns wollte. Steffen und ich benutzten in der oberen Etage unseres Hauses ein eigenes Badezimmer, neben dem auch unsere Zimmer lagen. Ein zweiter, abschließbarer Spiegelschrank wurde aufgehangen, in den meine Pflege- und Hygieneutensilien verstaut wurden. Mutter begann eine strikte Trennung zu verordnen. Die Tampons mussten unter Verschluss gehalten und insbesondere unsere Unterhosen strikt getrennt werden.

Wir gingen nun nacheinander ins Bad und wurden so, wie unsere Unterwäsche, voneinander getrennt. Ging es morgens mit mir nicht schnell genug, oder speziell an den Tagen, wenn ich meine Regel hatte, wurde Steffen ins Bad meiner Eltern beordert. Auch dort stand für ihn eine Zahnbürste im Becher bereit. Neben Vaters Rasierzeug. Auch Mutter hatte einen eigenen Spiegelschrank. Abschließbar. Die Gefahr einer Versuchung erliegen zu können, bestand für Steffen also de facto nicht. Bei mir war das wohl zu erwarten, denn wie Mutter mir manchmal vorhielt, war ich ihr im Umgang mit meinen Tampons und meiner Unterwäsche zu 'oberflächlich'. Es durfte also etwas nicht an die 'Oberfläche', was gemäß ihrer Vorstellung von familiären, intimen Umgangsformen, dagegen zu verstoßen schien. Ein kindlicher Widerspruch half da nicht.

Wie gesagt, ich verstand es damals nicht. Heute verstehe ich ihre Absichten, jedoch trifft ihr Verhalten bei mir auf Verständnislosigkeit. Tatsächlich war es wohl so, dass Mutter immer fürchtete, sich ständig für unser ungezwungenes und unüberlegtes Verhalten schämen zu müssen. Das verband sie wohl auch mit der Aufforderung an mich, sich gefälligst schamhaft zu verhalten. Der Grund für ihr Verhalten war also, dass ich eine Frau wurde und ihr Frauenbild, jenes Bild, das sie von sich selbst hatte, auf mich übertrug. Die Tatsache, dass ich zu einer reifen Frau wurde, hatte also weitreichende Konsequenzen für jene, die mir familiär vertraut waren. Insbesondere für Steffen.

Blicke ich zurück, konnte der Kontrast zu ihren nun erwachsenen Kindern nicht größer sein.

Verbrachte ich ein Wochenende bei Steffen, duschte ich dort, lief nackt durch seine Wohnung, rasierte meine Achseln, brachte meine Schambehaarung in Form, cremte meine nackte Haut mit Bodylotion oder führte mir auf der Couch sitzend einen Tampon ein, während Steffen konzentriert an einem Programm schrieb und sich dabei manchmal in den Schritt seiner engen Jeans griff, weil sie ihn dort kniff oder sich nur in einem Slip vor mir stehend, wie selbstverständlich am Sack kratzte. Unser intimes Verhalten störte uns aneinander nicht. Nicht im geringsten. In seiner Wohnung durften Steffen und ich nunmehr ohne Bedenken 'oberflächlich' sein.

Ich habe mich einmal ernsthaft gefragt, ob Vater jemals mitbekommen hat, wie Mutter sich einen Tampon einführt. Es ist seltsam, aber genauso, wie meine Eltern nie auf die abwegige Idee kommen würden, ihre Kinder könnten miteinander Geschlechtsverkehr haben, so unvorstellbar erscheint mir der Gedanke, mir jene Szenerie ausmalen zu sollen, in der meine Eltern Steffen oder mich gezeugt haben.

Steffen und ich sind aus dieser Beziehung hervor gegangen. Doch über lange Jahre hinweg verfestigte sich in mir das Gefühl, dass es wohl leider 'nur' eine Beziehung war und kein Verhältnis. Wenn auch, wie ich sagen muss, noch ein Restgefühl in mir ist, es könnte anders sein.

Aus meiner Beziehung zu Steffen ging ebenfalls etwas hervor. Tiefe Zuneigung und Liebe. Der Sex mit ihm war ein beiderseitiges Zugeständnis. Ja, ich gehe noch weiter und behaupte, dass jeder Orgasmus, den Steffen mir bereitete, das finale Erleben dieses Gefühls von tiefer Zuneigung und Liebe für mich war. Wir hatten also ein echtes Verhältnis.

Mir ist bewusst, dass ich auf diese Zeit auch mit einem verklärten Blick schaue. Doch empfanden wir beide so und es war wunderschön.

Mir ist beim Schreiben dieser Zeilen vieles klar geworden. Um so weiter Steffen und ich uns von jenen familiären und erzieherischen Verhältnissen räumlich entfernten, uns diesen Einflüssen auch innerlich entzogen, desto verständiger, offener, freier und umsichtiger wurden wir uns selbst gegenüber, gingen wir, soweit es möglich war, von da an genauso mit jenen Menschen um, die uns im Leben ebenso entgegen kamen, wichtig wurden, viel bedeuteten. Die räumliche Entfernung, dieses Loslösen, sowie das gleichzeitige emotionale aufeinander Zugehen, durch das Überschreiten jener unsichtbaren Grenzlinie, förderte einen weitreichenden inneren Wandel, ja, dieser innere Prozess brachte geradezu eine neue Identität, wie auch ein anderes Weltbild hervor. Uns ist auch klar, dass dieser Prozess, dieser Wandel, trotz aller Hindernisse und Unannehmlichkeiten, nicht enden wird, wohin er uns auch führen mag. Doch darin besteht unser Glück.

*

Steffen ist Autodidakt. Sein Informatikstudium brach er ab. Es langweilte ihn. Stattdessen saß er vor seinem Computer und blätterte dabei in dicken Büchern, in denen für mich nur Hieroglyphen standen. Manchmal machte es Angst ihn so zu sehen, so verbissen bei der Arbeit. Er opfert alles seinem 'Baby'. Er wollte sich wohl etwas beweisen. Wie Vater. Konnte es ihm aber nie recht machen. Es hat sich finanziell für ihn gelohnt. Er liebt seine Arbeit, geht darin auf. Wenn ein Programm fertig ist und ohne Bug läuft, dann kann er sich darüber freuen wie ein Kind. Ich denke, er ist nicht wie Vater geworden. Aber ich passe dennoch auf. Er weiß, dass er mehr fühlt, als er zeigt, und er weiß, dass ich es weiß. Er ist mir daher der liebenswerteste Mensch.

Wir werden beide jenes Wochenende nicht vergessen können, an dem wir miteinander schliefen, ich Steffen zum ersten Mal in mir fühlen sollte. Es ging alles ziemlich schnell. Schneller und heftiger, als wir beide es erwarteten, anders, als es sich jeder von uns jemals in Gedanken ausmalte. Wir hatten unsere Erfahrungen, so war es kein 'erstes Mal' für uns, aber doch wie das erste Mal.

Ich sah ihn damit im Bad stehen. Er hielt die Schachtel mit den Antibabypillen in der Hand und schien kurz über dieses unübersehbare Faktum, das neben seinem Rasierzeug gelegen hatte, zu grübeln, bevor er die Schachtel wieder an Ort und Stelle legte. Es ging in ihm etwas vor.

Ich bin eine Frau, die mögliche Missverständnisse aus dem Wege räumt, bevor sie für mich zum Problem werden können.

„Ich nehme sie ohne Pause. Ist besser für meinen Hormonhaushalt, ich bekomme immer ziemliche Regelschmerzen", erklärte ich ihm quasi im Vorbeigehen.

Mir war jedoch klar, das etwas anderes in ihm vorging. Dazu muss ich etwas ausholen.

Wir waren seit einigen Monaten ohne Partner. Dass ich weiterhin die Pille nahm, einfach zu erklären. Dies war also gar nicht das eigentliche Problem. Das Besondere lag in dem Umstand, dass wir dazu erzogen wurden, uns erst spät für Sex und dann auch nur mit einem festen Lebenspartner entscheiden sollten. Mutter nahm sich dazu als Vorbild. Ich musste als heranwachsende Frau mit starken Regelschmerzen hart bei meiner Mutter darum kämpfen, die Pille verschrieben zu bekommen. Die Nebenwirkungen der Regel mit entsprechenden Medikamenten zu lindern und mich zudem zu einer selbstbewussten Frau zu entwickeln, lagen dicht beieinander. Das war mir als Mädchen in diesem Alter nur intuitiv klar. Es war der Arzt, der mich dabei unterstützte. Er wusste es wohl. Auch er hatte eine Tochter in meinem Alter. Sie besuchte die gleiche Schulklasse.

Die Antibabypille dient der Verhütung. Dazu ist sie da, wenn man von ihren therapeutischen Zwecken in Bezug auf den Hormonhaushalt einmal absieht und dem damit verbundenen Unwohlsein während der Regel. Darüber hinaus bedeutete 'die Pille' jedoch in unserem, besonderen Falle, sich mit dem Gedanken auseinander zu setzen, dass, würden wir uns dazu entscheiden miteinander zu schlafen, aus moralischer Sicht ein zweifaches Damoklesschwert über uns hängen würde. Zum einen konnten wir uns nicht sicher genug fühlen, trotz der Pille möglicherweise doch ein Kind zu zeugen, und zum anderen durfte, neben der Möglichkeit es doch tun zu 'können' oder gar es zu 'wollen', unser geschwisterliches, sexuelles Verhältnis gar nicht bestehen. Zumindest nicht aus der Sicht 'aller' Eltern dieser Welt und damit schließe ich auch jene Eltern ein, deren Kinder in einer inzestuösen Beziehung leben und so selbst zu Eltern werden könnten. Steffen und ich hätten also ebenso Eltern und somit eine Familie sein 'können'.

Sicherlich war ein Kondom eine Lösung zur Verhütung, aber das war ja nicht das eigentliche Problem. Es waren die möglichen Folgen und Konsequenzen aus einer solchen, ungewöhnlichen Beziehung. Wir standen plötzlich in einem Konflikt, den uns unsere Erziehung bescherte. Ein Weltbild, deren Normen und Werte einer bestimmte Moral und Ethik entstammten. Es lastete auf uns ein psychischer Druck über das Richtige und Falsche eine Entscheidung treffen zu müssen. Ich hasse das Wort 'Inzest', weil es nicht nur wie eine Anklage, sondern zugleich wie eine damit verbundene Strafe klingt. Wir empfanden unsere tiefe Liebe und Zuneigung füreinander nie als ein Tabu, und sie war uns niemals Fluch oder gar Strafe bei aller denkbaren Konsequenz.

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