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Alisha -- Vorgeschichte 02

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Es waren Andeutungen über Andeutungen, aber der erste Gedanke der mir in den Sinn kam, war wie zum Teufel man sich ungestört in einen Pferdestall schleichen konnte, gab es dort wo sie lebte Pferde? Kam sie aus reichem Elternhaus? Sie wirkte auf mich nicht wie ein Pferdemädchen, das mit Wendy und co aufgewachsen war. Vielleicht verdrängte ich auch einfach die Tatsache, dass Alisha mich mit doppeldeutigen Fantasien konfrontierte und auf diese Weise meine Toleranz austestete. Dennoch kam ich nicht umhin, sie auf ihre Fantasien anzusprechen:

Ich: Also, ich muß schon sagen, das sind ganz schön krasse Fantasien

Alisha: Bist du jetzt endlich schockiert? ;)

Ich: Ich weiß nicht Vielleicht schon, ja

Alisha: Oh je, das tut mir leid Aber du wolltest wissen was in mir vorgeht DAS ist ein großer teil davon Ich habe diese fantasien schon viele jahre Und es wird immer stärker Das bedürfnis es auszuleben gegen alles was die gesellschaft sagt „du darfst das nicht" „das gehört sich nicht" „das ist krank" „du bist krank" Fickt euch alle!

Ich: Hmm, ja ich verstehe glaube ich schon was du meinst Sex in unserer Gesellschaft ist die größte Heuchelei die es überhaupt gibt Vor allem als Frau muß das schrecklich sein Männer haben sich die Welt so eingerichtet, dass ihre Sexualität normal ist Man erwartet es von uns nicht anders Pervers zu sein, egoistisch, triebgesteuert Aber wenn Frauen begehren, geil sind, ficken wollen Sind sie Huren, Schlampen, ehrlos

Alisha: Ja, genau das ist es Boah, ich hasse die kirche mit ihrer doppelmoral Ihre feigen sogenannten werte Die doch nur unterordnung bedeuten Vor gott zu knien, einem stück holz an der wand Und ihre selbsternannten tugendwächter Die einem die luft zum atmen nehmen Aber selbst alle sünden begehen, wenn keiner hinschaut

Ich: Na ja, unsere Gesellschaft ist ja zum Glück nicht mehr so religiös Auch wenn die christlichen Werte und Moral uns natürlich noch prägen Oder hast du mit der Kirche zu tun? Ich mag mich täuschen, aber du bist doch eher so die Teufelsanbeterin, oder? ;)

Alisha: Klar, satanistin, ich esse katzen und verkehre mit ziegenböcken ;)

Ich: Haha lol Danke für das Kopfkino, das kann ich mir bildlich vorstellen :D Aber ernsthaft, ich bin aus der Kirche ausgetreten sobald ich volljährig war seitdem habe ich damit nichts mehr am Hut es spielt in meinem Leben keine Rolle mehr Wenn du noch in der Kirche bist, du musst einfach nur zum Amtsgericht gehen und einen Antrag stellen

Alisha: Ja, ich bin noch in der kirche

Ich: Aber warum denn?

Alisha: Es gibt Gründe, leider Es ist kompliziert

Ich: Ok Magst du es mir erzählen?

Alisha: Irgendwann Nicht jetzt

Es war wieder einer jener Momente, in denen deutlich wurde, dass es Dinge in Alishas Leben gab, die sie mir gegenüber nicht ansprach. Und auch wenn ich nicht die Absicht hegte, sie zu Offenbarungen zu drängen, hatte ich doch das Gefühl, dass es hier etwas gab, was zwischen uns stand. Es war ihr gutes Recht, Geheimnisse zu haben. Die Frage war nur, auf welche Weise diese auch mich betrafen. Es war ein paar Tage später, als ich der Antwort darauf einen Schritt näherkam.

Kapitel 6

Ich hatte damit begonnen, einen Abend zu organisieren, an dem wir Alishas Unterwerfungs-Fantasie in die Tat umsetzen würden. Dazu bot sich mein Studio in F. als Location an, und Freiwillige zu finden war auch nicht schwer. Schwieriger war es, einen Termin zu finden, an dem alle Beteiligten konnten, aber auch hier hatte ich schon eine Vorstellung.

Je weiter die Pläne gediehen und ihrer Verwirklichung harrten, umso euphorischer wurde Alisha. Sie schien von einer sexuellen Energie erfüllt, die bisweilen schon etwas Fanatisches hatte. Es war als ob sie nur noch an diese eine Sache dachte, überwältigt von ihren Fantasien. Unsere Chats wurden immer expliziter, während Alisha mich mit einer Flut von Fotos und Videos bedachte, deren Inhalte auch stetig drastischer wurden.

Im Rückblick verstehe ich, dass ich ihr an dieser Stelle bereits verfallen war, dass ich meine Entscheidung, ihren Weg mit ihr zu teilen, längst getroffen hatte. Im Rückblick, wie gesagt. Zu jenem Zeitpunkt war es aber für mich schwierig, die Balance zu finden, zwischen meinem Begehren für Alisha, und der dunklen, verstörenden Seite, die sie mir offenbarte. Was sich ereignete, war daher das letzte Aufbäumen der Moral, die die Gesellschaft mir in mein Bewusstsein gepflanzt hatte. Und an deren bereits kränkelnden Stamm Alisha nun ihre Axt legte.

Schlag um Schlag.

Alisha: Omg ich bin so geil die ganze zeit Ich kann die finger nicht von mir lassen Ich kann es nicht erwarten!!!

Ich: Ich auch nicht Es wird grandios Eine Orgie für die Geschichtsbücher!

Alisha: Legendär! Ich träume jede Nacht davon Ich kann mich auf nichts mehr richtig konzentrieren Ich war gestern fünf Mal auf der Toilette um zu masturbieren

Ich: :D

Hinter dem Emoji verbarg sich meine Irritation, warum sie dafür auf die Toilette ging. Wohnte sie mit jemandem zusammen? Vielleicht wollte ich die Antwort auch gar nicht wissen. Ich fragte nicht nach...

Alisha: Ich möchte, dass ihr mich richtig fertig macht Dass ihr mich benutzt No mercy

Ich: Kein Mitleid? Keine Grenzen?

Kaum hatte ich meine Fragen abgeschickt, kam mir mein Ton schon arrogant vor. Verdammte Online Kommunikation. Es dauerte einen Moment, bis Alisha antwortete.

Alisha: Ich möchte kein Mitleid! Ich scheisse auf Mitleid! Und was meine Grenzen sind, bestimme ich Ich, allein

Ich: Sorry Sollte nicht arrogant rüberkommen Die Frage war schon ernst gemeint Es ist wichtig, dass wir darüber reden, was geht und was nicht Wo die roten Linien sind

Alisha: Ja, schon klar Es tut mir leid, alles cool Aber darum geht's mir ja gerade Zu erkennen wo meine Grenzen liegen Und was das für mich bedeutet In meiner Fantasie gibt es kaum Grenzen

Ich: Ja, das merke ich!

Alisha: Meinst du?

+++

In der Folge schickte sie mir wieder eine Reihe von Videos und Bildern mit pornographischen Inhalten, die sie jeweils mit der gleichen Frage kommentierte: „Meine Grenzen?"

Obwohl ich mittlerweile einiges gewohnt war von ihr, gelang es ihr diesmal doch, mich zu schockieren. Es waren Szenen voller Dunkelheit, Exzess und Gewalt, bei denen ich an manchen Stellen unsicher war, ob sie konsensuellen Sex zeigten. Gangbangs in einer Härte, die mich sprachlos machte. Frauen, die geschlagen wurden, in einer Intensität, die ich nicht mehr nachvollziehen konnte. Inszenierungen satanischer Rituale, der Vereinigung mit Dämonen, die eher Horrorfilme waren. „Spiele" mit Erniedrigung, die in Bereiche abdrifteten, für die mir die Vorstellungskraft tatsächlich fehlte. Es floß Speichel, Sperma, Urin, Erbrochenes, Menstruationsblut, Unbeschreibliches. Ich kam mir vor wie Alexander DeLarge in Clockwork Orange, der im Schnelldurchlauf die Abgründe menschlicher Sexualität präsentiert bekam, um sein Gehirn zu waschen. Erstmals hatte ich wirklich Zweifel. Was machte Alisha mit mir? Was zur Hölle war falsch mit ihr?

Diese Videos anzuschauen, eröffnete mir einen Blick in ihr Inneres, der mich entsetzte. Ich war nicht bereit dafür. Vielleicht hätte ich es sein können, wenn wir uns in einem intimeren, privateren Rahmen darüber ausgetauscht hätten. Aber so empfand ich Alishas Fantasien zunehmend als Affront.

Mehrfach schickte sie mir auch Fotos, in denen sie entsprechende Fantasien für sich inszeniert hatte, in denen sie sich selbst erniedrigte, sich strangulierte, oder in anderen Formen Gewalt antat. In einem Bild erweckte sie den Eindruck, mit einem rituellen Dolch zu masturbieren. Es lief mir kalt den Rücken hinab. Ein anderes war so schockierend, dass ich mich setzen musste als ich es anklickte, so weich wurden meine Knie.

Es war ein Selfie, schräg von der Seite fotografiert und zeigte Alisha, nur in Slip und einem Unterhemd. Mit der linken Hand hatte sie das Hemd so hochgezogen, dass Bauch und ein Teil der Brust zu sehen waren. Von ihrem Oberschenkel über den Po, Bauch, Brustbereich und Oberarm zog sich ein Kaleidoskop schillernder Hämatome, in allen Formen und Rot-, Blau- und Gelbtönen, zu denen die Haut fähig war. Es war ein entsetzlicher Anblick.

„Scheisse, was ist da passiert? Und warum schickst du mir das?" Ihre Antwort kam mir kalt und zynisch vor. „Was passiert ist? Das Leben? Gefällt es dir nicht?"

Ich spürte, wie mir etwas entglitt. In mir begann sich eine Abwehr zu entwickeln, gegen das was Alisha mir präsentierte. Tat sie es, um mich zu provozieren? Mich zu testen? War ihr nicht bewusst, wie abseitig dieses -- Verlangen? -- war? Konnte man es überhaupt noch so bezeichnen? Harte, verletzende Worte kamen mir in den Sinn.

Aber es waren die drei nächsten Videos, die sie mir schickte, die mir den Rest gaben. Es handelte sich um sexuelle Praktiken, die so jenseits von allem lagen, was als normal angesehen werden konnte, dass mir die Worte fehlten. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass es nicht erlaubt war, derartige Videos überhaupt nur zu verbreiten.

Das erste war ein Video, das eine Frau beim Sex mit einem Dobermann zeigte. Samt krönendem Abschuß. Das zweite hatte Koprophilie zum Inhalt, genauer gesagt zwei Frauen, von denen eine als Sklavin den Mund gefüllt bekam, unter erkennbarem Ekel. Beim dritten Video handelte es sich um ein inszeniertes Snuff-Video, bei der ein maskierter Einbrecher eine Frau erst zu Tode strangulierte, um sich anschließend noch sexuell an ihr zu vergehen. Die Performance der Schauspielerin war erschreckend gut. Noch nie hatte ich Vergleichbares gesehen. Ich war überfordert und wusste nicht recht, wie ich damit umgehen sollte.

Ich: Alisha, das ist mir zu krass Echt jetzt Was soll das? Auf so was stehst du? Ernsthaft?

Alisha: Und wenn?

Ich: Und wenn? Na ja, ich weiß nicht Ich finde das schon irgendwie Also

Alisha: Na los, sag es doch „abartig" „nicht normal" „krank"

Ich: Ja Sorry

Alisha: Danke So ist das wenigstens geklärt

Ich: Was heisst geklärt? Ich komm darauf nicht klar Echt nicht

Alisha: Das war Sarkasmus

Ich: Ja, schön für dich

Alisha: Was weißt du denn schon?

Ich: Zumindest mehr als ich wissen wollte, danke

Alisha: Bist du jetzt echt angepisst deswegen?

Ich: Ja, ne Alles cool Habe nur grad Bilder im Kopf, die ich nie wieder loswerde Und mich strafbar gemacht, oder? Das ist doch strafbar?

Alisha: Keine Ahnung, das ist doch wirklich egal jetzt

Ich: Egal? Wie kann dir das egal sein? Willst du dass ich solche Sachen mit dir mache? Komm, sag schon!

Alisha: Was ich will, ist meine Sache, ok? Ich brauche keine Verurteilung, die habe ich schon genug in meinem Alltag Ich dachte, du verstehst mich Tolerierst mich, wie ich bin

Ich: Wie du bist? Ich habe überhaupt keine Ahnung wie du bist Wer du bist Ganz ehrlich Ich weiß nicht, ob ich das kann Das ist mir zu krass

Alisha: Schade

Ich: Wieso schade?? Echt, du lässt es so aussehen als ob es das normalste der Welt ist Aber das ist es nicht! Das ist einfach nicht normal!

Alisha: Nicht normal, klar Erinnerst du dich noch an deine eigenen Worte? Wenn frauen begehren und so? Kommt ein Kerl und sagt es ist pervers

Ich: Alisha Es tut mir wirklich leid Aber nein, ich finde das nicht mehr ok Vielleicht solltest du dir eher Hilfe suchen

Alisha: Boah Weißt du eigentlich wie verletzend das ist???

Ich. Sorry aber das meine ich Ernst

Alisha: Das ist echt so verletzend Aber das verstehst du nicht, oder? Gar nichts verstehst du Ich wollte nie „normal" sein Vor nichts habe ich solche Abscheu Aber dass du mir diesen Vorwurf machst Nach allem, was wir hatten, was wir geteilt haben Meine intimsten Gefühle, Gedanken Alles Dreck, oder?

Ich: Was wir geteilt haben? Du teilst doch gar nichts mit mir Ich weiß überhaupt nichts von dir Oder gibt es noch mehr Abgründe, die du mir zeigen willst?

Alisha: You wish Es gibt noch soviel mehr Abgründe, fragst du? Ich bin der Abgrund Aber das interessiert dich ja eh nicht Schon klar, ich bin der abartige Freak War schön, mal über den Rand zu schauen Schön mit Sicherheitsabstand Ficken kann man mich auch So dreckig und erniedrigend wie es halt noch gesellschaftskonform ist Aber wehe sie hat ihre eigenen Wünsche Ihr eigenes Verlangen Das der Moral widerspricht Dann muß sie bestraft werden Wie immer Schade Ich dachte du wärst anders

Ich: Ich glaub echt ich bin im falschen Film! Du machst mir Vorwürfe! Ich komm echt nicht klar darauf

Alisha: Es tut mir leid wenn ich dich schockiere Wenn dich das überfordert Aber das ist ein Teil von mir Und ich schäme mich dafür nicht Ich würde nie Dinge von dir verlangen, die du nicht möchtest Aber wenn du mich in deinem Leben willst, dann nur als der Mensch der ich bin

Ich: Ich weiß nicht ob ich das kann

Alisha: Heisst das, es ist vorbei? Mit uns?

Ich: Es tut mir leid, Alisha Aber ich kann das nicht.

+++

Es dauerte nur Sekunden, dann klingelte mein Telefon. Wütend drückte ich ihren Anruf weg. Ich fühlte mich überwältigt, mein Ego vibrierte vor verletztem Moralempfinden. Sie rief noch mehrfach an, ohne dass ich antwortete, dann ließ sie es. Stattdessen kamen wieder Nachrichten von ihr auf Whatsapp:

"Es tut mir leid! Bitte sprich mit mir!"

Ich antwortete ihr nicht mehr. Kurze Zeit später schrieb sie erneut:

„Ich kann verstehen dass du verunsichert bist Bitte (!!) melde dich wieder bei mir Lass uns nicht so auseinandergehen"

+++

Tage und Wochen vergingen, in denen ich nicht reagierte, verstört und verunsichert darüber wie ich mich verhalten sollte. Ich wusste, dass es falsch war, sie zu ignorieren, aber der Blick in ihre Abgründe hatte mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich war schlicht überfordert, mit der Situation angemessen umzugehen. Ich steigerte mich in Arbeit, um zu verdrängen, aber natürlich bekam ich Alisha nicht aus meinem Verstand, kehrte immer wieder zu ihren Fantasien zurück, ihren Bildern. Fühlte mich elend dabei, auch wenn ich vermutete, dass es ihr nicht bessergehen würde, eher im Gegenteil.

Wenig überraschend, war es erneut ein Blick in ihr Inneres, der mich dazu brachte, meinen männlichen Stolz zu überwinden. Es war ein handgeschriebener Brief von ihr, der nach drei Wochen an der Postadresse meines Studios eintraf. Ihn aus dem Kasten zu holen, versetzte mir einen Stich in der Brust. Ich vermisste sie extrem, und hatte doch Angst vor dem, was im Brief stehen würde. Denn es würde eine Entscheidung notwendig machen. Erst Stunden später öffnete ich den Brief, saß im sonnigen Abendlicht am Mainufer, und las:

Ich hoffe so sehr, dass es dir gut geht! Es tut mir so leid, dass ich dich so vor den Kopf gestoßen habe. Ich wünschte ich könnte es ungeschehen machen. Und doch ist es ein Teil von mir. Es zerreißt mich innerlich. Die letzten Wochen waren die Hölle, ich fühle mich nur schlecht deswegen, voller Schuldgefühle. Und ich vermisse dich so sehr, unsere Gespräche, die Ehrlichkeit. Du hast allen Grund, wütend auf mich zu sein, verletzt zu sein. Aber ich möchte auch, möchte dich bitten, dass du verstehst was meine Sicht darauf ist. Es gibt Dinge in meinem Leben, die sehr schwierig sind. Dinge, die ich dir vorenthalten habe. Das ist meine Schuld, aber ich habe gelernt, dass ich mich schützen muss, dass ich aufpassen muss wem ich vertraue. Und ich habe noch nie jemanden so schnell an mein Innerstes herangelassen, wie dich. Auch wenn das für dich vielleicht wie Hohn klingt, es ist die Wahrheit. Ich vertraue dir. Und ich möchte, dass wir wieder zueinander finden. Auch wenn es schwierig ist. Ich möchte, dass du verstehst, was in mir vorgeht. Warum es mich verletzt, wenn ich über mein Begehren definiert werde. Weil der Mensch der ich bin, sich darauf nicht reduzieren lässt.

Mein Leben ist sehr schwierig und ich lebe nicht wirklich in Freiheit. Ich lebe in einer Art Institution, die mein Leben sehr stark einschränkt und kontrolliert. Es hat mit meiner Vergangenheit zu tun. Ich leide an Depressionen und Borderline. Ich verletze mich selbst seit der achten Klasse. Nach unserem Streit ist es wieder ausgebrochen, ich war so verzweifelt, ich musste in die Notaufnahme. Ich schreibe dir das nicht, um dir ein schlechtes Gewissen zu machen, du hast KEINE SCHULD (!!!) daran. Aber ich möchte, dass du weißt, dass das was wir hatten mir zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl gegeben hat, dass ich verstanden werde, dass ich als der Mensch respektiert werde, der ich wirklich bin.

Ich werde dir meine ganze Geschichte erzählen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Jetzt kann ich es noch nicht, es belastet mich zu sehr und ich kann es dir nur erzählen, wenn du mir gegenübersitzt. Aber ich verspreche dir, dass es keine Geheimnisse mehr geben wird. Aber bitte, bitte melde dich wieder bei mir! Alisha.

Ihr Brief überwältigte mich. Tränen liefen über mein Gesicht und ich kam mir so elend und schmutzig vor, wie selten zuvor in meinem Leben. Gleichzeitig verspürte ich eine brennende Sehnsucht nach ihr, danach ihrer Seele Linderung zu verschaffen. Und genau so sehr machte er mir Angst, der Abgrund an Schmerzen, der in ihren Worten zum Vorschein kam, und in den es mich unweigerlich hineinzog. Es gab die Stimme der Vernunft in mir, die laut schrie, lass die Finger von ihr, sie ist psychisch krank, sie braucht Hilfe, und keinen Mann der ihrem Hang zur Selbstzerstörung womöglich Nahrung gibt.

Natürlich rief ich sie noch am gleichen Abend an.

+++

Wir telefonierten mehrere Stunden, redeten über ihren Brief, unsere Gefühle und Ängste, und darüber, wie es für uns weitergehen könne. Sie hielt sich auch jetzt mit allzu viel Details über ihr Leben zurück, erklärte mir aber doch, dass sie in einem katholischen Internat ihre Schule absolvierte, in dem sie anscheinend ziemlich schlecht behandelt wurde, und dass sie auch keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie hatte, nachdem „schlimme Dinge" passiert seien. Dass sie über ihr Alter gelogen hatte damit sie die Fotos bei mir machen konnte, und noch nicht 21 sondern erst 19 war, schockierte mich dann schon gar nicht mehr. Ich verstand nach und nach, wie komplex ihre Persönlichkeit wirklich war, und bekam einen Eindruck davon, wieviel Schmerzen sie in sich tragen musste.

Und vor allem merkte ich, dass ich ihr einfach nicht widerstehen konnte. Das Alter war ein Problem, aber irgendwie schien es auch zweitrangig angesichts der Gesamtsituation. In manchen Belangen schien sie mir um einiges reifer zu sein, als ich. Meine moralischen Anwandlungen kamen mir plötzlich seltsam vor. Es war schwierig, in dieser Situation zu entscheiden, was richtig oder falsch sei. Alisha war eine überdurchschnittlich intelligente, selbstbewusste junge Frau und hatte eine schwierige Vergangenheit, die sie offensichtlich massiv geprägt hatte. Ich respektierte sie dafür. Sie erweckte auf mich nicht den Eindruck eines Menschen, der nicht seine eigenen Entscheidungen treffen konnte. Welche Art von Beziehung wir führen würden, war mir zwar immer noch unklar, aber auch das schien mir eher zweitrangig zu sein. Wichtiger war, das wir füreinander da waren, gegen alle Widerstände, dass wir uns genügend Zeit ließen, um uns kennenzulernen. Dass ich sie als den Menschen akzeptieren konnte, der sie war. Dass ich über ihren Schatten sprang.

Wir schrieben und telefonierten wieder regelmäßig und kehrten auch zu unseren sexuellen Fantasien zurück. Mein erweitertes Wissen über ihre Geschichte half mir, ihr Begehren, auch wo es abseitig und verstörend war, besser einzuordnen. Sie erzählte mir auch von sexuellen Erlebnissen, die sie im letzten Jahr hatte, die ihrer Persönlichkeit noch einmal mehr Tiefenschärfe verliehen.

So hatte sie anscheinend eine gute Freundin, die einzige wirklich echte Freundin in ihrem Leben, wie sie betonte, und mit der sie auch Sex hatte. Die beiden hatten sich über einen Chat kennengelernt, waren gleichalt, und lebten in der gleichen Stadt. Alisha beschrieb sie als „chubby goth girl", als experimentierfreudig und versaut, und auch auf ihre Weise „belastet" mit allerlei psychischem Ballast. Die beiden trafen sich regelmäßig, hörten Musik, zogen einen durch, und schauten Pornos, was meist damit endete, dass beide übereinander herfielen. Alisha zeigte mir ein paar Bilder, die sie von sich gemacht hatten. Offensichtlich hatte ihre Freundin auch die Bilder gemacht, die Alisha mir damals als erstes von sich geschickt hatte.