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Am anderen Ende der Welt ...

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„Na ja, nachdem wir keine Zeit mehr miteinander verbracht haben, musste ich mir doch eine andere Beschäftigung suchen."

„Ha ha! Jetzt geh endlich duschen, damit ich deinen Mief nicht mehr riechen muss!"

Kopfschüttelnd ging ich ins Bad. Ihr freches Mundwerk hatte sie wirklich noch behalten. Ich zog es jedoch vor mich meiner Jeans erst im Badezimmer zu entledigen.

Die unzähligen Stunden am Schreibtisch bedingt durch mein Studium hatten mir widerliche Rückenschmerzen beschert. Auf Anraten meines Arztes sollte ich ein wenig Krafttraining machen, damit ich meine Bauch- und Rückenmuskulatur stärke. Aus einer medizinischen Notwendigkeit wurde irgendwann ein Hobby und die Folge war, dass auch ich mich verändert hatte. Jedoch war ich mir darüber nie so wirklich bewusst. Erst Ivette's Blick machten mir dies klar, aber ich konnte das alles nicht so richtig einordnen. Die Strapazen des Fluges, das Jet Lag, Ivettes neues Erscheinungsbild und was auch immer ließen mich keinen klaren Gedanken fassen. Ich war zu jenem Zeitpunkt einfach nur froh über eine erfrischende Dusche.

Wenige Stunden später trafen wir uns mit ihren Freunden in einem netten australischen Pub. Mein Hunger hatte derweilen ein Maximum erreicht, sodass ich im Pub einfach nur nach dem größten Gericht fragte, das angeboten wurde. Überrascht von meiner Bestellung brachte mir die nette Dame eine doppelte Portion eines unglaublich leckeren Känguru-Eintopfs mit einer beachtlichen Menge Weißbrot und Salat. Ich aß nicht, ich schaufelte förmlich in mich hinein. Wer die guten, alten Bud Spencer Filme kennt, weiß wovon ich rede. An jenem Abend hätte ich meinem Filmidol aus Kindheitstagen sicherlich das Wasser reichen können. Ivette und ihre Freunde verfolgten ungläubig meine Fressorgie und wie ich alles mit Unmengen an Bier herunterspühlte.

„Ich verstehe beim besten Willen nicht, wie du es schaff einen solchen Waschbrettbauch zu haben?"

„Was?", konnte ich nur mit vollem Mund hervorbringen, ohne weiter auf die Frage meiner Cousine einzugehen, denn der Eintopf war einfach zu lecker und mein Hunger einfach zu groß. Völlerei war mir schon immer die liebste Todsünde. Nur zu gut, dass ich nicht katholisch bin.

Nach diesem Festmahl war ich dermaßen voll, dass jeder weitere Bissen wahrscheinlich meinen Magen zum bersten gebracht hätte. Ich musste erstmal meinen Gürtel öffnen, um mir etwas Platz zu verschaffen, und sackte geschafft in der Sitzecke zusammen. Erst jetzt, nachdem mein Hunger endgültig verflogen war, realisierte ich so richtig, dass ich in Gesellschaft war. Immer noch bekam ich ungläubige Blicke zugeworfen und wusste nicht wirklich, wie ich darauf reagieren sollte. Neben Ivette und mir saßen noch zwei Mädels, Cynthia und Jessy, die Mitbewohnerinnen meiner Cousine, sowie zwei Typen, Brandon und Mick, an unserem Tisch.

„Dude, I've never seen anybody eating like that!", wurde das Schweigen schließlich von Brandon, einem Monster von Kerl gut einen Kopf größer als ich, unterbrochen.

„I am sorry guys! But I was starving to death."

Alle fingen an zu lachen, obwohl ich nicht wusste warum. Das war nämlich mein voller Ernst. Na egal, damit war jedoch das Eis gebrochen und lockere Konversation war die Folge. Da ich der Neue war, stand ich so ziemlich im Mittelpunkt und musste mich ähnlich einem Kreuzverhör unzähligen fragen stellen. Aber es war keinesfalls unangenehm. Das Bier floss in Strömen und es wurde ein lockerer Abend. So bekam auch ich immer wieder ein Bisschen über die anwesenden Personen mit.

Die beiden Mädels kamen beide aus Australien und studierten an der Uni in Perth. Jessy war ein zierliches, dunkelhaariges und sehr hübsches Mädchen, das hier aus der Gegend stammt. Sie hatte eine gewisse schüchterne Art, die einfach passend zu ihr war und sie jugendlich süß wirken ließ. Ein Mädchen, dass einem erst auf den zweiten Blick auffällt, aber dadurch nicht minder attraktiv ist.

Cynthia war fast das genaue Gegenteil. Ein wasserstoffblondes, üppig proportioniertes Mädel, das nur so von Weiblichkeit strotzte und mit ihren Reizen auch nicht geizte. Ihr bestens ausgestattetes Dekolleté hatte einen förmlich eingeladen. Sie kam jedoch von der anderen Seite Australiens aus der Nähe von Sydney. Zahlreiche Accessoires ließen darauf schließen, dass sie aus reichem Elternhaus stammt. Ihre perfekt gemachten Fingernägel deuteten weniger darauf hin, dass sie sich ihr Studium mit Arbeit finanzieren musste. Im Laufe des Abends konnte ich immer wieder feststellen, dass sie mir interessierte Blicke zuwarf. Und ganz ehrlich, einem Abenteuer mit diesem Prachtweib war ich sicherlich nicht abgeneigt.

Die beiden Jungs waren mir auf Anhieb sympathisch. Mick war Australier und arbeitete auf der Farm seiner Eltern nördlich von Perth. Ein einfach gestrickter Typ, drahtige Statur und uriges Erscheinungsbild. Ich wunderte mich noch, wie er Anschluss an diese Studentengruppe gefunden hatte, bis ich erfahren habe, dass er und Jessy ein Paar sind und schon seit Schultagen eine feste Beziehung hatten.

Brandon kam aus den USA, genauer gesagt aus Alaska, und studierte ebenfalls an der Uni. Dieser Kerl faszinierte mich total. Wenn er das 0,5L Bierglas in der Hand -- ach was, das war viel mehr eine Pranke -- hielt, dann wirkte es eher wie ein kleines Schnappsglas. Ich gab sicherlich schon eine gute Statur mit meinen 1,85 m ab und war ebenfalls gut trainiert, aber Brandon war ein Bär von einem Mann. Keiner von diesen Steroid-fressenden Vollpfosten aus dem Fitnessstudio, sondern ein vor Kraft strotzendes Ungetüm. Es wunderte mich nicht einmal mehr, als er mir erzählte, dass er nach der Schule als Holzfäller gearbeitet hatte, um das Geld für das Studium zusammen zu bekommen. Da ihn Australien schon immer gereizt hatte und auch die Sprache kein Problem darstellte, zog es ihn schließlich hier her.

Der Abend war echt super, aber die Strapazen der letzten 35 Stunden in Verbindung mit dem Alkohol gingen nicht spurlos an mir vorüber. Ich war einfach nur todmüde. Am liebsten wäre ich direkt auf dem Tisch eingeschlafen. Ivette und ich verabschiedeten uns sodann von den anderen und gingen in Richtung Apartment. Sie hakte sich bei mir ein und wir schritten langsam die Straße entlang.

„Du, Max?"

„Jepp, was gibts?"

„Ich wollte mich einfach nochmal persönlich bei dir entschuldigen für alles, was ich damals über dich gesagt und wie ich dich behandelt habe! Es tut mir wirklich so unendlich Leid!"

„Ach, Liebes. Mach dir keinen Kopf darüber! Ist alles schon vergessen. Ich bin einfach nur froh, dass es wieder so ist wie früher zwischen uns." Dabei gab ich ihr einen fürsorglichen Kuss auf ihre Stirn. „Lassen wir das Geschichte sein, aus der wir etwas gelernt haben ... hoffentlich."

„Ok, soll mir recht sein." Sie umklammerte meinen Arm fester und ich konnte förmlich ihre Erleichterung spüren. Für ein paar Dutzend Meter war wieder Stille zwischen uns eingekehrt.

„Du, Max?"

„Ich höre!"

„Was wird eigentlich deine Freundin darüber sagen, dass du hier mit einer Australierin flirtest?"

„Was meinst du?"

„Also ich bitte dich! Es war ja mehr als offensichtlich, dass Cynthia dich förmlich ausgezogen hat mit ihren Augen. Und es hatte nicht den Anschein, als ob du dem flirtreichen Small Talk mit ihr abgeneigt gewesen wärst."

„Also erstens: ich habe keine Freundin. Und zweitens: kann man mir das verübeln?!"

„Was? Keine Freundin? Na dann bist du wohl unter die Gigolos gegangen und schleppst die Mädels nun Reihenweise ab, seit dem du Inhaber eines Waschutensils bist." Dabei schlug sie mir scherzhaft auf den Bauch.

Ich musste lachen über ihre Aussage. „Ja, schön wärs. Seit ich und Anja -- du kanntest sie ja noch -- uns getrennt hatten und ich mit dem Trainieren angefangen habe, wurde ich extrem faul, was Frauen und Beziehungen anging."

„Waaas?" Ivette begann zu lachen. „Dann hast du ein Jahr lang nur '5 gegen Willi' gespielt?!"

Auch ich musste lachen. „Gott, habe ich dein freches Mundwerk vermisst. Du bist doch unglaublich!" Als wir uns wieder beruhigt hatten, knüpfte ich wieder an vorher an. „Aber mal sehen. Wer weiß?! Vielleicht geht ja mal wieder was. Vielleicht mit Cynthia? Abgeneigt wäre ich bestimmt nicht."

„Cynthia? Wirklich?" Ivette klang fast schon empört.

„Ja, was spricht dagegen?"

„Wie soll ich sagen? ... Ich finde nicht, dass die die Richtige für dich wäre. Sie passt nicht zu dir! Mädchen wie sie werden bezeichnet man hier als 'slut'."

„Oh ... würde das aber die Sache für mich nicht noch einfacher machen?!" Ich musste grinsen bei meiner Aussage.

„Du Arsch!", war Ivette's Antwort, die von einem ordentlichen Schlag auf die Schulter begleitet wurde.

„Ok, ok ... aber seit wann nehme ich eigentlich Ratschläge von dir an, was Frauen angeht?"

„Na ja, eigentlich hast du das schon immer!" Sie grinste mir dabei frech ins Gesicht und ich musste mir eingestehen, dass sie auch Recht dabei hatte.

Endlich erreichten wir das Apartment. Ich wäre am liebsten schon im Eingangsbereich zusammengeklappt. Noch nie war die Müdigkeit ein so erbitterter Gegner für mich. Es war wie Ali gegen Frazier, jedoch mit der Erkenntnis, dass ich gleich auf der Matte liegen werde. Ich wollte nur noch schlafen. Das Problem: ich wusste nur nicht wo. Ein Gemeinschaftsraum mit einer Couch war nicht vorhanden und einen Schlafsack hatte ich auch nicht dabei gehabt.

„Sag mal ... ich hab mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Aber wo penn ich eigentlich heute Nacht?"

„Wie früher?!"

Ich wusste sofort, was sie meinte. Wir hatten uns ja früher schon des Öfteren ein Bett geteilt. Aber in jenem Moment überkam mich ein Anflug von Unwohlbefinden über den Vorschlag, was sogleich jedoch von meiner Müdigkeit ausgeknockt wurde. Ivette ging noch kurz ins Bad, während ich einfach meine Klamotten auf einen Stuhl warf und mich, wie gewohnt, nur in Boxershorts ins Bett legte. „Macht es dir was aus, wenn ...", vernahm ich noch von Ivette aus dem Badezimmer, als mein Hirn den kompletten Shutdown für die Nacht einleitete und ich in einen tiefen Schlaf fiel.

Als ich meine Augen am nächsten Morgen öffnete, deutete die vorherrschende Helligkeit auf die Dämmerungszeit hin. Normalerweise bekommt mich nichts dazu so früh wach zu werden, doch das Jet Lag raubte mir trotz aller Anstrengungen der vergangenen Stunden den Schlaf. Ich verspürte eine wohlige Wärme an meinem Oberkörper, die mich bestimmt für einige Zeit im Bett gehalten hätte, doch als ich an mir herunter sah, war ich schreckhaft zusammengezuckt. Ivette lag angeschmiegt neben mir. Ihr Kopf ruhte auf meiner Brust, während ihr linker Arm um meinen Bauch gelegt war. Aber das war gar nicht, was mich so schockierte. Sie war nämlich nackt! Zumindest ihr Oberkörper!

Ich konnte keinen klaren Gedanken in diesem Moment fassen, so wie dieses wunderhübsche Geschöpf halb auf mir lag. Ich spürte ihre makellose, weiche Haut und ihre kleinen, festen Brüste an meinem Oberkörper. Mir wurde ganz anders dabei; heiß und kalt zugleich. Ich musterte ihr unglaublich süßes Gesicht, die kleine Stupsnase, die vollen Lippen, die reizvoll langen Wimpern, die schön geformten Wangen ... einfach alles passte perfekt zusammen in diesem Gesicht. Ich konnte keinen Makel finden. In jenem Moment war es wohl das vollkommenste Gesicht der Welt für mich. Seelenruhig ruhte Ivette's Kopf auf meiner Brust und atmete gleichmäßig vor sich hin, als ob es das normalste der Welt wäre. Aber das war es einfach nicht! Nicht auf diese Art und Weiße! Dieses Mädel war meine Cousine; zugegeben eine wirklich heiße Cousine, aber verdammt nochmal MEINE COUSINE!

Ich wollte wirklich nicht herausfinden, ob der brettharte Knüppel zwischen meinen Beinen eine normale Morgenlatte oder das Resultat des Mädels an meiner Seite war. Ich schlich mich vorsichtig und leise aus dem Bett, wie ein Navy Seal aus feindlichem Gebiet. Ivette durfte in diesem Moment einfach nicht aufwachen. Ich wusste nicht mal was ich denken sollte. Wie hätte ich erst ihr gegenüber reagieren sollen?!

Eine kalte Dusche war jetzt dringend notwendig. Andere Gedanken mussten her. Mein Hirn konnte das einfach nicht verarbeiten; wie ein Otto-Motor, den man mit Diesel füttert. Nach 15 Minuten unter eiskaltem Wasser, als mein Körper vom Hals abwärts praktisch taub war, stiegt ich aus der Dusche. Mein haptischer Sinn war zwar vorerst verschwunden, dafür hatte ich das Gefühl, dass der Reset-Schalter meines Hirns betätigt wurde.

Glücklicherweise hatte ich niemand durch meine Duschorgie aufgeweckt. Es war gerade mal 6.45 Uhr. Ich brauchte Beschäftigung. „Genau! Kaffee und was zum beißen!", kam es mir in den Sinn. Ich griff mir einen Schlüsselbund, der auf dem Küchentisch lag, und verließ die Wohnung. Hoffnung so etwas wie deutsche Brötchen zu finden, hatte ich kaum. An Suche nach gutem Brot bin ich schon bei meinem halbjährigen USA Aufenthalt verzweifelt. Aber ein paar Blocks später fand ich einen Bake Shop, der ganz akzeptable Backwaren im Angebot hatte.

Zurück im Apartment war immer noch alles ruhig. Ich setzte Kaffee auf und deckte den Tisch auch für die drei Mädels. Halb acht, alles war bereit, aber es schien immer noch niemand aufgewacht zu sein.

„Egal, auf die anderen warte ich nicht.", sagte ich mir und machte mich über das Frühstück her. So allein am Tisch schweiften meine Gedanken immer wieder zum heutigen Morgen ab. Das war gar nicht gut. Ich brauchte Ablenkung.

„Was zum lesen! Genau!" Eigentlich war es nicht verwunderlich, in einem Mädchenhaushalt keine Tageszeitung oder ein Automagazin vorzufinden. Modemagazine und Klatschzeitschriften gab es aber so weit das Auge reichte.

„Was soll's?! Bei Sturm ist jeder Hafen recht.", dachte ich verzweifelt und ich griff nach dem erstbesten Magazin.

Eineinhalb Stunden später, aufgeklärt über sämtliche aktuellen Modetrends, in Kenntnis gesetzt über alle neuen und gescheiterten Beziehungen der A-, B- und C-Promis, und einem gefühlt um 90% gesenkten Testosteronspiegel, vernahm ich das erste Geräusch aus dem Apartment. Ich hoffte noch, Jessy oder Cynthia wären aufgewacht, doch Ivette betrat im Morgenmantel die Küche.

„Wow, du hast Frühstück gemacht!"

„Ja.", brummte ich hinter der Zeitschrift hervor ohne Ivette anzuschauen.

„Oh Mann, das kann ich gar nicht glauben! Du ließt eine Weibermagazin?!"

„Ja ... da bist du nicht die Einzigste.", gab ich resigniert von mir und fühlte mich ein weiteres mal meiner Männlichkeit beraubt.

„Hast du gut geschlafen?" Ivette schmierte sich mittlerweile ein Brötchen.

„Ja. Bis ich aufgewacht bin und mich der Schock meines Lebens traf!" Das dachte ich mir in jenem Augenblick, doch geantwortet habe ich nur: „Ja."

„Super! ... Und danke übrigens für das leckere Frühstück!"

„Gern geschehen. Aber abgesehen vom Frühstück hast du nichts zu sagen? Warum du, zum Beispiel, nackt zu mir ins Bett gestiegen bist?" Aber auch das habe ich nur in meinen Gedanken zu Ivette gesagt, denn meine Antwort war lediglich: „Gern geschen."

Die folgenden Minuten verstrichen ohne Wortwechsel zwischen uns. Meine Cousine verschlang hektisch das Frühstück, während ich mich weiterhin hinter der Zeitschrift vergrub, ohne wirklich zu lesen.

„So! Dann muss ich mal los. Die Arbeit wartet nicht." Ivette stand auf, kam zu mir herüber und gab mir einen sanften Kuss auf meine Wange. „Danke nochmal für das Frühstück. Ich hab dir die Nummern von Brandon und Mick aufgeschrieben, falls du was mit denen unternehmen willst. Leider muss ich die Tage arbeiten und kann deshalb tagsüber nichts mit dir unternehmen. Aber mit den Jungs wirst du deinen Spaß haben."

Damit verließ Ivette die Küche und wenige Minuten später auch das Apartment, um auf die Arbeit zu gehen. Somit konnte ich ihr zumindest die nächsten Stunden aus dem Weg gehen. Ich musste mir jedoch etwas für die nächsten 8 Tage und vor allem Nächte einfallen lassen, bis ich meine geplante Motorradtour durch Australien antreten würde.

„Brandon und Mick!", war meine logische Schlussfolgerung. „Bei denen muss ich mich direkt mal melden." Im selbigen Moment betrat Cynthia in einem knappen Morgenmantel die Küche, als ob sie nur darauf gewartet hatte, dass meine Cousine das Apartment verließ.

„Good morning, Max. How are you?" Ihre prallen Brüste wollten schier aus dem Morgenmantel herausspringen, doch ich war mit ganz anderen Problemen beschäftigt.

„Good morning, Cynthia. Breakfast is prepared. Feel free! I'm sorry but I have to care about something."

Unter anderen Umständen hätte ich die Situation bestimmt ausgenutzt, aber ich war gefangen in meinem eigenen Film. Wie bestellt und nicht abgeholt, ließ ich dieses aufreizende Mädel in der Küche stehen, um ein paar Telefonate zu tätigen.

Der Anruf bei Brandon blieb unbeantwortet. Als nächstes rief ich Mick an, der hörbar überrascht war. Ich teilte ihm mit, dass ich nicht wüsste, was ich mit dem Tag anfangen sollte und für alles offen wäre. Da er gerade in Perth unterwegs war, um ein paar Dinge zu besorgen, bot er an mich abzuholen. Weil ich sowieso nichts mehr hasse, als sinnlos in den Tag hinein zu leben, nahm ich sein Angebot dankend an, auf der Farm seiner Eltern auszuhelfen, was er mir zuerst eher scherzhaft unterbreitete.

Ich war überrascht auch Brandon dort vorzufinden. Handfeste Arbeit war wohl sein Ding. Er half ab und zu auf der Farm aus und verdiente sich dadurch ein bisschen Geld dazu. Ich war einfach froh eine Beschäftigung zu haben und es machte zudem auch verdammt viel Spaß, z.B. die Schafe auf Motocross Maschinen zusammen zu treiben.

Nach diesem erlebnisreichen und anstrengenden Tag haben wir noch bei Mick's Eltern zu Abend gegessen, als mir eine geniale Idee kam. Diese waren ziemlich überrascht von meinem Vorschlag für Unterkunft und Verpflegung die nächsten Tage für sie zu arbeiten. Da die Chance relativ gering war, eine so billige Arbeitskraft zu finden und Hilfe eigentlich immer nötig war, willigten diese schließlich ein.

Da ich noch meine Sachen benötigte und Mick sowieso kurz bei Jessy vorbeischauen wollte, fuhren wir zum Apartment der Mädels. Dort herrschte reges Treiben. Alle sprangen von einem Zimmer in das andere, wie eine Gruppe wilgewordener Kängurus. Ich schaute Mick nur fragen an, aber auch er schien das nicht zu verstehen und zuckte nur mit den Schultern. Erst als man uns erblickte, wurde das Treiben unterbrochen. Jessy fiel ihrem Freund um den Hals und Ivette tat es ihr gleich -- bei mir.

Ich fühlte, wie meine Beine die Konsistenz von Götterspeise annahmen beim Anblick von Ivette. In einem knappen Sporthöschen und einem locker sitzenden Top kam sie auf mich zu. Nicht im geringsten herausgeputzt, kein Make-Up oder ähnliches, aber trotzdem unglaublich hübsch, fiel sie mir um den Hals. Ich wäre am liebsten schreiend weggelaufen! Es fühlte sich so verdammt gut an, aber gleichzeitig so falsch. Ich war hin und her gerissen.

„Und wie war dein Tag?"

„Super! Hab mit den Jungs auf der Farm gearbeitet. War anstrengend, aber hat mir richtig gut gefallen! So gut, dass ich die nächsten Tage bei Mick's Eltern weiterhin aushelfen werde."

„Die nächsten Tage?"

„Ja, wollte meine Klamotten deswegen holen. Ich übernachte bei Mick, damit er mich nicht jeden Morgen abholen muss."

Die Fröhlichkeit verschwand schlagartig aus Ivette's Gesicht und eine melancholische Stimmung war in ihrem Blick zu erkennen.

„Kaum sehe ich dich mal wieder, verschwindest du erneut. Das ist nicht fair!"

„Ach, Ivette. Du musst doch sowieso die nächsten Tage durchgehend arbeiten. Und bevor ich nichts zu tun habe ... Aber an den Abenden werden wir uns ja sehen. Und wenn ich von den Motorradtour zurück bin, dann hast du auch frei. Wir werden schon noch etwas zusammen unternehmen. Versprochen! Und außerdem steht noch unser Ausflug nach Sydney auf dem Programm."

Ich bereute sofort mein Zugeständnis. An die Zeit nach der Motorradtour hatte ich noch gar nicht richtig gedacht. Ivette war von all dem nicht vollends überzeugt, aber ich hatte ja nicht völlig unrecht und so willigte sie schließlich ein. Kurze Zeit später machten wir uns auf den Rückweg.