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Anitas Welt Staffel 3 Episode 02

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"Also sollte ich mit Wettkampf-Judo aufhören", stellte Kathi überraschend fest.

"Warum?", fragte ich.

"Weil mir das schon ein ganzes Jahr lang im Bauch herumgeht. Weil ich auf dem absteigenden Ast bin, und weil ich mich eigentlich auf mein Abi konzentrieren muss."

Ich grinste. "Klappt doch."

Anita klatschte Beifall. "Braucht ihr mich noch? Ich habe die dumme Befürchtung, unsere zwei Racker überfordern meinen Ehemann."

"Lass ihn ruhig auch mal merken, was passiert, wenn er dich so einfach mit Zwillingen schwängert."

Anita feixte. "So einfach war das gar nicht, ihn davon zu überzeugen. Aber jetzt wo die beiden da sind..."

"Ich hätte noch eine Frage", sagte ich. "Wie soll das denn funktionieren? Falls ich Kathi dazu überreden kann, es mit mir zu versuchen."

"Das liegt ganz bei euch. Es wäre auf jeden Fall nützlich, wenn ihr beieinander wohnen würdet, damit ihr intensiv miteinander —" Sie grinste. "— reden könnt."

Kathi blickte irgendwie seltsam.

"Hört sich vernünftig an", sagte ich.

Kathi seufzte auf. "Unter einer Bedingung", sagte sie dann.

"Spuck's aus."

"Ich kann jederzeit Schluss machen."

"Nope", sagte Anita. "Wenn du damit anfängst, kannst du nicht einfach einen Rückzieher machen. Gebt euch einen festen Zeitraum. Wie wäre es bis zu deinem Abitur; das sind ja nur noch ein paar Monate."

"Kann ich dann wenigstens bei dir Rat einholen, wenn ich ihn brauche?"

Anita breitete die Arme aus. Kathi sprang auf und ließ sich von ihr umarmen.

Anita nickte mir zu, ich stand auf und schloss mich den beiden an. "Ihr könnt mich immer anrufen. Zu jeder Tag- und Nachtzeit. Ich bin immer für euch da."

2

Nachdem Anita uns alleingelassen hatte, blickten wir uns lange Zeit stumm an.

"Ich ...", sagte Kathi, verstummte aber wieder. Dann holte sie Luft. "Ich war schon als Kind in dich verliebt."

"Ich weiß. Auf den ersten Blick."

Sie nickte. "Ich habe mich verändert."

Ich lachte auf. "Du gibst dir keine Mühe, das zu verstecken."

Sie blickte an sich herunter. Heute Nachmittag trug sie ein kurzes Kleid mit gar nichts drunter. Heiß! Einfach nur heiß.

"Deine Brüste sind toll geworden", sagte ich. "Ich hoffe, du lässt sie mich irgendwann mal richtig sehen."

Sie zögerte nur eine Sekunde, stand auf, griff nach ihrem Rocksaum und zog sich das Kleid über den Kopf.

"Schlampe?", sagte ich und zeigte auf ihr Tattoo. "Das passt doch gar nicht zu dir."

Sie grinste. "Woher willst du das denn wissen? Und wieso ist meine Leibeigene angezogen und ich bin nackt?"

"Ich... Du willst es tun?" Ich zog meine Boots und Socken aus.

"Testweise. Keine unwiderruflichen Veränderungen fürs erste."

Mir wurde heiß. "Du denkst doch nicht an ein Brandzeichen?"

Sie zuckte zusammen. "Um Himmels willen. Nein!"

"Weil ... Ich würde das tun, für dich. Ich liebe dich."

"Elfie, ich ..." Sie richtete sich auf.

Ich war dabei, meine Jeans und meinen Slip herunterzuziehen, und hatte einen guten Blick auf ihre rasierte Muschi. Auf ihre feucht glänzende Muschi. "Es macht dich an", stellte ich fest. Ich zog Sweatshirt und Unterhemd zusammen über den Kopf und stand nackt vor ihr. Dann sank ich in die Knie.

"Natürlich macht mich das an, wenn du dich nackt ausziehst. Ich bin ja kein Stück Holz. Aber das mit dem Hinknien wollen wir gar nicht erst einreißen lassen. Beim Sex sind wir gleichberechtigt."

Das konnte ich mir nun gar nicht vorstellen. Aber ich stand wieder auf.

"Du hast aber wirklich ganz schön zu viel auf den Knochen."

Ich wurde rot. "Es tut mir leid. Laufen wir in Zukunft wieder?"

"Darauf kannst du Gift nehmen."

"Mit Hundeleine und Halsband?"

Sie blickte mich schief an. "Absolut nicht. Auf jeden Fall nicht in der Öffentlichkeit und auch nicht bei uns zu Hause. Mama würde ausflippen. Wenn du so etwas ausprobieren willst, können wir mal einen Sexclub besuchen."

"Das würde mich schon interessieren."

Sie schüttelte nur den Kopf. "Was ist aus meiner unschuldigen Elfie geworden?"

"Eine volljährige Elfie, die viel zu viele schlechte Erfahrungen gemacht hat?"

"Auch mit Hundehalsband?"

"Stachelhalsbänder waren in Hamburg eine Zeitlang in Mode. Aber wenn du wissen willst, ob ich SM-Erfahrungen habe: Nein." Ich legte meinen Kopf schräg. "Wie lang willst du eigentlich noch warten, bevor du deinen neuen Besitz ausprobierst?"

Kathi verzog das Gesicht. "Wir müssen unbedingt einen anderen Begriff dafür finden."

"Wie willst du es denn sonst nennen, wenn ich dir gehöre?" Lange, bedeutungsschwere Pause. "Also: Was machen wir als Nächstes?"

"Kommt darauf an, wie lange du Zeit hast."

Ich zuckte die Schultern. "Heute den ganzen Tag. Ich habe am Wochenende zwanzig Stunden gearbeitet und bin erst morgen für die Spätschicht eingeteilt."

Sie setzte sich auf einen Sessel, schlug die Beine übereinander und musterte mich von Kopf bis Fuß. Bei jedem anderen hätte ich angefangen, meinen Körper mit seinen Fettrollen zu verstecken. Nicht bei meiner Blutsschwester. Nicht bei meiner neuen Eigentümerin. Ein Wort, das für mich durchaus richtig klang.

"Kein SM", sagte sie nachdenklich. "Und sonst?"

"Fast nur Kerle."

Sie hob ihre Augenbrauen.

"Ich habe es einmal mit einem Mädchen versucht, aber das war eher peinlich."

Sie grinste frech. "Habe ich dich für den Rest der Frauenwelt verdorben?"

Ich zuckte die Schultern. "Kann gut sein, aber wenn du es entscheidest, versuche ich es nochmal."

Diesmal hielt sich ihr Zusammenzucken in Grenzen, aber ich sah, dass sie ihre Oberschenkel aneinanderpresste.

"Ansonsten", sagte ich demonstrativ nachdenklich. "Oral bin ich ganz gut. Deep Throat habe ich auch schon erfolgreich ausprobiert. Anal, kein Problem." Ich klatschte mir auf den Hintern.

"Ich will unsere Beziehung nicht ausnutzen", sagte sie leise, "und dich schon gar nicht bei irgendwelchen Kerlen herumreichen wie ein Stück Pizza." Sie hob die Hand. "Ich weiß, dass du gemerkt hast, wie sehr mich dein unterwürfiges Gerede scharf macht. Das ist aber kein Grund zur Übertreibung. Wir machen folgendes: Zwei Türen weiter ist ein Badezimmer. Dusch dich, nimm dir einen Rasierer und rasiere dich. Ich würde dir ja gerne etwas anziehen, das ein bisschen attraktiver ist als zu enge Jeans und ausgeleiertes Sweatshirt, doch in deiner Größe haben wir hier nichts. Also ziehst du das nachher wieder an."

"Verstanden."

"Keine Unterwäsche, keine Schuhe, keine Socken. Dann kannst du dir später immer noch überlegen, ob du so in Zukunft leben willst."

Ich lachte auf. "Danke, Herrin, dass du mir Kleidung erlaubst."

Sie streckte die Zunge heraus. Doch dann wurde sie plötzlich ernst. "Und so sehr ich dich am liebsten gleich hier vernaschen würde: Wann warst du zum letzten Mal beim Arzt und hast dich richtig durchchecken lassen?"

Schulterzucken. "Lange her."

"Hattest du ungeschützten Sex? Was ist mit Verhütung?"

Noch ein Schulterzucken. "Ich verstehe, was du meinst."

"Kümmere dich so schnell wie möglich darum. Vorsorgeuntersuchung, Gesundheitszeugnis, Impfungen und ein Verhütungs-Implantat." Sie feixte. "Danach darfst du meine Familie ausprobieren. Lisa ist schon seit gestern Abend scharf auf dich."

"Ich ... Verstanden."

"Wegen 'beieinander wohnen': Wo wohnst du denn?"

"In einem viel zu teuren möblierten Zehn-Quadratmeter-Zimmer in der Krämpfervorstadt. Da würde ich lieber heute als morgen raus."

Sie lachte auf. "Du erinnerst dich vielleicht noch, dass ich jahrelang mit Mama in einem Bett geschlafen habe. Mein derzeitiges ist mir eigentlich zu groß. Also sehe ich kein Problem darin, wenn du bei mir einziehst.

Geh jetzt. Lass dir eine halbe Stunde Zeit. Ich rede mit Mama und Papa wegen bei mir Einziehen." Ihr Gesicht fiel herunter. "Und ich muss vor ihr zu Kreuze kriechen. Das kann hart werden."

*

Ich stand am oberen Ende der Treppe und wunderte mich, was das für klatschende Geräusche waren, die ich gehört hatte.

"Du dachtest", sagte eine Stimme, die ich als die von Kathis Mutter identifizierte, "du könntest mich verarschen?"

"Nein, Mama." KLATSCH! "Danke, Mama."

"Und dein temporäres Tattoo sollte mich einfach nur provozieren?"

"Äh—" KLATSCH! "Danke Mama!"

Das erste, was ich sah, war ein nackter Hintern, auf dem sich mehrere Handabdrücke rot abzeichneten. Kathis Hintern, und ihre Mutter hatte sie übers Knie gelegt.

Wenn ich Anita richtig verstanden hatte, hatte Kathi das durchaus verdient. Ich grinste in mich hinein, während ich barfüßig die Treppe hinunterlief. Kinder durfte man nicht verhauen, aber Kathi war ja schließlich volljährig.

Köpfe drehten sich zu mir. "Komm nur näher", sagte Kathis Mutter. "Damit du es auch genießen kannst."

"Mama!"

Sie fuhr mit der Fingerspitze über die roten Stellen und Kathi zischte richtiggehend auf.

"Weißt du", sagte ihre Mutter, "wie lange ich mir das schon wünsche?"

"Ein Jahr?", sagte Kathi verzerrt.

"Mindestens fünf", gab ihre Mutter zurück. "Gleich am ersten Tag mit Frank hätte ich dich schon am liebsten übers Knie gelegt."

"War ich so schlimm?"

"Steh auf und zieh dein Kleid runter. Ja, das warst du."

"Ich ..." Kathi rappelte sich auf. "Ich werde versuchen mich zu ändern."

Ihre Mutter sprang auf und umarmte sie. "Nicht zu sehr", flüsterte sie so laut in Kathis Ohr, dass ich es aus drei Meter Entfernung noch hören konnte. "Bleib du selbst." Dann blickte sie zu mir herüber. "Elfie."

"Frau — äh — Schuppach?"

"Laura. Ich habe gehört, du willst bei uns einziehen?"

Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht wirklich interpretieren. "Ich —" Ich richtete mich auf. "Ja, das will ich, wenn ich darf."

"Du musst dir mit meiner Tochter ein Zimmer teilen."

Mir fiel ein Stein vom Herzen. "Kein Problem für mich." Ich grinste. "Ich kann auch in der Besenkammer schlafen."

Sie wackelte mit dem Zeigefinger. "Keine Provokationen. Du benimmst dich mir gegenüber gefälligst wie jedes andere Familienmitglied. Welche Regelungen du mit meiner Tochter hast, interessiert mich nicht."

"Verstanden, Fr— Laura."

"Komm her und lass dich drücken."

Ich rannte in ihre Umarmung.

3

Der Abend wurde sehr lang, und ich lernte die ganze Familie kennen. Und die deVilles. Mir blieb fast das Herz stehen, als mir klar wurde, dass "Tom" tatsächlich der Multimillionär Thomas deVille war, und sich hier mit Ehefrau, Tochter und Schwiegertochter wie ein ganz normaler Mensch gab und mehr Augen für seine Zwillinge als für die Roboter hatte, die hier herumkurvten und seinen Namenszug zur Schau stellten.

Irgendwann landete ich mit Kathi in einem Bett — beide nackt, und dennoch kuschelten wir uns einfach aneinander und schliefen sofort ein. Genau. Kein Sex, einfach nur schlafen.

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war Kathi schon weg. Ich zog mich an — ohne Unterwäsche, natürlich — und machte mich auf nach unten.

Die Personenanzahl hatte sich deutlich reduziert. Nur noch Laura war da und begrüßte mich mit einer leidenschaftlichen Umarmung.

"Ich — Vielen Dank." Ich schluchzte fast. Das war so anders als in meiner Familie.

"Ich glaube, du brauchst das", sagte sie.

Ich nickte wortlos.

"Kaffee, Tee, Milch, Kakao?", fragte mich der Roboter.

"Kaffee, schwarz", sagte ich möglichst deutlich. "Ein Croissant mit Butter und rohem Schinken. Ein Drei-Minuten-Ei."

Er rollte davon.

Laura lachte. "Du hast Erfahrung mit Robotern?"

"In dem Hotel in Hamburg, wo ich gearbeitet habe, hatten sie auch welche." Ich wies mit dem Daumen hinter mich. "Allerdings nicht das neueste Modell."

"Beziehungen", grinste Laura. "Zu Hause haben wir die kleinere Variante."

"Ihr wohnt gar nicht hier?"

"Fünf Leute in acht Schlafzimmern und vier Bädern? Um Himmels willen. Selbst mit Susi, die saubermacht, wäre das nichts für mich.

Nein, kennst du die Vierzehn Heiligen?"

"Klar. Die sehen jetzt richtig gut aus."

"Wir haben sie renoviert. Also Angermann und Söhne und Schuppach und Tochter."

Ich lachte auf. "Meinst du damit Kathi?"

"Nein. Lisa arbeitet auch bei Angermann."

"Und sie ist eine Tochter für dich?"

Sie lächelte. "Sohn, Tochter, Geliebte, Geliebter ..."

Ich kicherte. "Hast du gesehen, wie si-er vorgestern Abend angezogen war?"

Laura nickte. "Die beiden haben mir ein Selfie geschickt, bevor sie ins Carola gefahren sind."

"Schon mutig."

Laura holte tief Luft. "Wenn man bedenkt, wie wir uns damals kennengelernt haben..."

Ich nickte. "Lisa hat sich toll rausgemacht. Ich dagegen ..."

"Du wirst es auch schaffen." Sie strich mir zärtlich über das Haar.

"Danke. Ich — Was denkst du wirklich über die Sache mit mir und Kathi?"

Sie zuckte die Schultern. "Du kennst meine Vergangenheit?"

"In viel mehr Details als ich jemals gewollt hätte."

Sie grinste. "Du hörst dich viel erwachsener an als Kathi."

"Ich habe wahrscheinlich viel mehr schlimme Erfahrungen gemacht."

"Zeit, dass es besser wird. Also ich habe in meiner 'aktiven' Zeit eine Menge an sogenannten Perversitäten kennengelernt. Die meisten davon haben den Leuten gutgetan und mir nicht geschadet. Dominanz und Unterwerfung ist für gesunde Menschen ein Vehikel zur Entspannung. Wenn ihr beide etwas daran lernt, habe ich nichts dagegen."

"Danke", sagte ich leise. "Ich hätte nicht gedacht, dass du das so unterstützt."

Sie lachte auf. "Anita kann schon sehr überzeugend sein. Und wenn Kathi sich freiwillig übers Knie legen lässt, damit ich ja sage ..."

Ich kicherte. "Hätte ich ihr nicht zugetraut."

Sie zuckte die Schultern. "Sie liebt dich halt."

Ich erstarrte. War es so einfach?

Nach dem Frühstück fuhr Laura mich in ihrem weißen SUV zu meinem Zimmer; ich räumte alles aus, woran mir etwas lag, und zog bei Schuppachs ein. Altstadt, zu Fuß gerade mal zehn Minuten vom Carola. In der Gegend hätte ich nie das Geld gehabt, um mir auch nur eine Besenkammer zu mieten.

Das Haus war dreistöckig mit Keller. Im Erdgeschoß gab es — wie im Glashaus, aber viel kleiner — nur einen Raum; Küche, Ess- und Wohnzimmer in einem.

Im ersten Obergeschoß gab es zwei Zimmer für Kathi und Lisa; das Elternschlafzimmer war oben unterm Dach. Ich grinste. Umgekehrt wäre normaler gewesen, doch ich konnte mir vorstellen, dass Laura nicht gewollt hatte, dass ihre minderjährige Tochter ständig einen Grund hatte, am Schlafzimmer vorbeizukommen.

Umgekehrt hatte Laura scheinbar schon vor ein paar Jahren Kathi beim Sex erwischt und nichts gesagt, und jetzt hatte sie mit ihrer Tochter an deren achtzehntem Geburtstag geschlafen.

Ob sie es wohl wiederholen würde? Laura war Mitte dreißig und eine attraktive Frau, Frank noch jünger und ein Bild von einem Mann. Kein Vergleich zu meinen Eltern, dem Alkoholiker und der Nutte.

Früher, wenn ich irgendwelche Sexgeschichten gelesen hatte, in denen Töchter mit ihren Eltern schliefen, hatte ich nur den Kopf geschüttelt. Eltern und Sex passte zusammen wie Nordpol und Sahara. Aber hier ...

"Ist was?", fragte Laura. "Du hast so seltsam geschaut."

Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe nur nachgedacht. Kathi sagt dann immer, meine Gedanken wären im Weltraum unterwegs. Es gibt genug Leute, die mich für beschränkt halten, weil ich dann reichlich doof aus der Wäsche blicke."

Sie grinste. "Kathi nicht?"

Ich seufzte auf. "Ich kann die Ellenbogenstöße nicht zählen, die sie mir in der Grundschule verpasst hat, damit ich aufpasse. Hat aber leider auf Dauer nicht viel geholfen. In der Mittelstufe bin ich dann komplett versackt."

"Das tut mir leid."

"Ich — Ich weiß, dass ich nicht dumm bin. Nur unkonzentriert. Aber das zu wissen hat nicht geholfen — nicht ohne Kathi und ihre Ellenbogenstöße."

Laura runzelte die Stirn. "Du solltest noch einmal mit Anita oder Doro drüber reden, die haben vor ein paar Jahren einem Tagträumer geholfen erwachsen zu werden."

Meine Augen wurden groß. "Echt? Aber eigentlich ist für mich der Zug abgefahren. Keine richtige Schule, kein richtiger Beruf ..."

Laura nahm mich in die Arme. Schon wieder. Meine Mutter hatte mich im Leben nicht so oft umarmt, wie diese Familie es an einem Tag getan hatte.

"Da ist noch gar nichts abgefahren. Du bist noch nicht einmal zwanzig. Du hast dein Leben noch vor dir." Sie trat zurück. "Schau mich an. Mit achtzehn hatte ich eine zweijährige Tochter und war gerade dabei, meinen Schulabschluss nachzuholen. Insofern bist du viel besser dran als ich es damals war."

Ich nickte. "Ja. Danke. Ich werd' mich anstrengen."

Sie grinste. "Das ist die richtige Einstellung."

Ich hatte gerade Zeit, meine Tasche und einen Müllsack voller Klamotten in eine Ecke zu schmeißen, mich für die Arbeit umzuziehen und loszulaufen.

An diesem Tag war ich öfters geistesabwesend als sonst, malte mir in meinen Tagträumen aus, wie meine Zukunft mit Kathi wohl aussehen würde.

Und dann geschah die Katastrophe. Ich servierte Rotwein, stellte mir vor, wie es wäre, ihn aus Kathis Nabel zu schlürfen, bekam nicht mit, dass eine Frau zum selben Zeitpunkt hinter mir stehenblieb, als die am Tisch aufstand, ohne auf mich zu achten.

Bumm. Rotweinglas umgefallen, weiße Bluse versaut. Ich stolperte rückwärts und trat auf den kleinen Hund, zu dem die Frau hinter mir sich gerade herunterbeugte. Der Hund jaulte auf, die Frau schrie wie am Spieß, ich zuckte nach vorne und der Rest des Flascheninhalts landete auf dem Kopf des Herrn am Tisch.

Purer Slapstick, wenn man es im Fernsehen sah.

Das Ende der Karriere im renommiertesten Restaurant von Thüringen, wenn man mittendrin war und als Ursache für das ganze Chaos herhalten musste.

*

Eine Stunde später lag ich auf dem Bett in Kathis Zimmer, meinen Kopf in ihrem Schoß, und heulte wie ein Schlosshund.

"Ich kann doch nichts dafür", jammerte ich. "Wenn die Frau am Tisch..."

"Ganz ruhig, Kleines", sagte Kathi und strich immer wieder über meinen Kopf. "Ganz ruhig. Das ist nicht das Ende der Welt."

Ich begann hysterisch zu lachen. "Kleines" hatte sie zu mir gesagt, wo sie gerade mal die Hälfte von mir wog. Und es war das Ende der Welt. Die Chefin hatte mir klargemacht, dass, auch wenn es nicht meine Schuld gewesen war, sie nicht riskieren konnte, dass irgendeiner von den Gästen mich noch einmal sah.

"Ich gebe dir ein gutes Zeugnis", hatte sie gesagt. "Aber mehr kann ich nicht für dich tun. Du kriegst dein Geld bis zum Monatsende, dann hast du Zeit, dir etwas Neues zu suchen."

Ich verschluckte mich, hustete wie blöd und dann begann ich wieder zu heulen.

"Hör auf!", brüllte Kathi plötzlich. "Krieg dich ein!" Und nach ein paar Sekunden. "Runter auf die Knie!"

Ich blickte sie verwirrt an, rutschte aber doch vom Bett und kniete mich zu ihren Füßen hin. "Du wolltest doch nicht ..."

"Still!", fauchte sie. "Wenn das die einzige Möglichkeit ist, dass du dich wieder einkriegst... Tief atmen. Langsam atmen. Leg deine Hände auf die Oberschenkel und richte deinen Oberkörper auf."

Ich tat, was sie sagte. Sie wusste wohl, was sie tat.

Dann stand sie auf und lief hin und her. "Kopf runter. Augen zu. Konzentrier dich auf dich selbst. Atmen."

Ich muss ein grauenhaftes Bild geboten haben. Ich hatte immer noch meine Uniform an, doch die war inzwischen vom Rotwein, Tränen und Rotz versaut ohne Ende. Meine Haare hingen mir ins Gesicht.

"Wir müssen das Beste daraus machen", sagte sie nachdenklich. "Ich hatte schon überlegt, wie ich es schaffen kann, mit dir zu trainieren, mein Judo nicht schleifen zu lassen, meine Zwischenarbeit zu schreiben und für die Prüfungen zu lernen." Sie schnipste mit den Fingern. "Vanessa!"

"Vanessa?"

Vanessa Schuppach war die Mutter von Frank und Max, und damit Lauras Schwiegermutter. Sie war Ende vierzig, hatte aber einen viel jüngeren Eindruck auf mich gemacht.

"Genau. Du fährst gleich morgen früh nach Eltville."

"Was?"

4

"Eltville" war ein kleiner Ort am Rhein. Schuppachs hatten sich dort ein Zweifamilienhaus gekauft, als Bernd in Toms Firma als Forschungsleiter angefangen hatte.