Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Das Bangkok Syndikat 11

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Haben Sie diese Frau zufällig schon vorher einmal gesehen?"

Tam schüttelte seinen Kopf. Er kannte viele Leute in Patong, putzte und arbeitete nicht nur im Hotel, sondern auch in einer Bar in der Innenstadt. Eine Frau, wie diese, wäre ihm mit Sicherheit aufgefallen. Für eine Thailänderin hatte sie etwas Untypisches, ja Kompromittierendes an sich, das ihm mit Sicherheit in Erinnerung geblieben wäre.

Zufrieden legte der Detektiv seine Hände auf die Schultern des jungen Mannes. Er fand ihn attraktiv, nett anzusehen, seine sensible Art und feinfühlige Ausdrucksweise gefiel ihm außerordentlich. Chai fühlte deutlich, dass Erregung von ihm Besitz ergriff.

„Komm! Lass uns schlafen gehen.", verfiel der Detektiv vom Sie ins du.

Tam drehte sich langsam zu dem kleinen, unansehnlichen Mann um. Wie hatte er das jetzt gemeint? Der Detektiv lächelte, die Unsicherheit, die der Junge ihm zeigte, amüsierte ihn.

„Jetzt los? Es soll dein Schaden nicht sein."

Durch diese Worte hatte der Junge die letzte Gewissheit.

„Woher weißt du es?"

Na Ajutthaja ließ seine Finger über das Genick des Jungen gleiten, konnte sehen, wie ein wohliger Schauer durch dessen Körper lief. Sein Gefühl hatte ihn also wieder einmal nicht im Stich gelassen.

„Ist das nicht egal?"

Der Junge wandte sich ihm nun endgültig zu, verneinte aber. Er spürte immer noch die Hand des kleinen Mannes in seinem Genick, legte seinen Kopf schief, um diesem Moment mehr Nähe zu geben.

„Du weißt es doch selbst."

Tam hatte recht, Chai wusste es nur zu gut. Schwule wurden als Menschen zweiter Klasse angesehen, mit seinen Äußerlichkeiten sogar drittklassige. Wie viele Aufträge würde er wohl noch bekommen, wenn seine Neigungen bekannt werden würden? Dieser Gedanke ängstigteq ihn immer wieder aufs Neue.

Er sah den Jungen aufstehen und zu sich herunterbeugen. Er war um einiges größer, als er selbst. Tams Gesicht näherte sich dem seinen, Chai fühlte dessen Hand an seiner linken Wange, schloss die Augen und wartete auf den Moment, der sie miteinander verschmelzen lassen würde. Dann spürte er den sanften Druck auf seinen Lippen und die Zungenspitze, die sich den Weg in seinen Mund bahnte.

„Komm!"

Chai griff nach Tams Hand und führte ihn zum Bett. Dieser Moment war etwas Besonderes, er spürte eine Nähe zu dem Hotelangestellten, wie er sie bislang nie erlebt hatte. Er freute sich auf dessen Berührungen und den Moment, wenn sie sich miteinander vereinen würden. Ein letzter Blick streifte den Monitor ... ja, kein Zweifel, es war die richtige Spur.

27. Fünfzehnter Tag, abends, Bangkok

Unsicherheit spiegelte sich in Toms Augen, als er Nori betrachtete, die ihm den Rücken zugewandt und sich über Uaan gebeugt hatte. Wie sehr er dieses Weib doch hasste. Wie gerne er sie auf die gleiche Art und Weise zerstören würde, wie sie es mit ihnen tat. Er schloss kurz seine Augen, warf dann einen Blick auf seine Freundin, die, ein entrücktes Grinsen im Gesicht, einen Moment seligen Glücks durchlebte. Die Thai-Domina wirkte zufrieden, verzichtete beiden gegenüber auf unnötige Gewalt an diesem Abend. Sie hatte ihnen sogar einen großen Plastikbehälter mit Essen gebracht, welches diesmal weder bei Uaan, noch bei ihm Brechreiz auslöste.

„Du bist morgen wieder dran, Tom. Ruhe dich aus, damit du wieder eine nette Show abliefern kannst."

Dem Deutschen schwindelte. Er hatte nach seiner schrecklichen Begegnung mit dem Inder kaum geschlafen, war immer wieder schweißgebadet und von schlimmen Alpträumen geplagt aufgewacht. Nori neigte ihren Kopf zur Seite, als schien sie zu spüren, woran er dachte.

„Du wirst dich daran gewöhnen. Glaub mir."

Tom blickte sie hasserfüllt an.

„Wieso denkst du das? Wer schlägt und foltert hier wen? Wer von uns wird hier vergewaltigt?"

Die Miene der Domina kippte nicht ins Negative, stattdessen umspielte ein leichtes Lächeln ihre Lippen. Sie würde ihn an diesem Abend nicht auspeitschen. Vielleicht deshalb nicht, da sie sich noch zu gut an ihre ersten eigenen Erfahrungen zurückerinnern konnte. Tom war verzweifelt und genau dieses Gefühl sollte er auch seinen Kunden zeigen.

„Du wirst sehen, dass ich recht habe. Dennoch solltest du mich nicht provozieren, denn ich bin die Einzige, die eure Lage entweder ein wenig erleichtern, oder aber deutlich verschlechtern kann, besonders die von der Kleinen hier."

Uaan sah glücklich zu ihr auf. Für sie war die Welt in diesem Augenblick in Ordnung.

„Dir haben wir doch all diesen Wahnsinn hier erst zu verdanken. Wir haben dir nichts getan, gar nichts. Keiner von uns. Du bist eine brutale, herzlose und gemeine Bestie, Nori. Ich hoffe nichts mehr, als dass dir eines Tages all das vergolten wird, was du uns angetan hast."

Tom hatte leise gesprochen, doch immer noch laut genug, dass seine Peinigerin jedes Wort verstanden hatte. Die Domina zuckte mit den Schultern, blieb vollkommen unberührt von seinen Worten. Was glaubte dieser Deutsche denn schon zu wissen? Sie würde in spätestens zwei Monaten das Geld beisammen haben, um sich endlich freikaufen zu können. Was dann aus den beiden Deutschen und Uaan werden würde, war ihr schlichtweg egal. Wang würde schon eine entsprechende Lösung finden. Das Leben dieser Kreaturen war vor einiger Zeit auch das ihre gewesen. Wie konnte dieser deutsche Hurenficker also annehmen, an ihre Moral appellieren zu dürfen? Dennoch fand sie im Moment keinerlei Wut in sich, zumindest heute wollte sie ihn nicht schlagen. Würde er ihr aber morgen neuerlich mit einer derartigen Insubordination begegnen, würde er die Bestie in ihr einmal richtig kennenlernen.

„Du ruhst dich aus! Morgen wurdest du von zwei Männern gemietet. Ich möchte, dass sie Spaß an dir haben und wiederkommen. Der Inder war zufrieden und will sich nochmals an dir befriedigen. Sorge dafür, dass es bei den beiden Kunden morgen ähnlich ist. Je länger du das Interesse der Schwulen an dir aufrechterhalten kannst, desto länger können wir auf die eigentliche Show verzichten."

Tom starrte sie aus hasserfüllten Augen an. Hätte er eine Waffe, wäre sie jetzt tot, er würde nicht eine Sekunde zögern. Sein Wunsch nach Rache half ihm, in dieser Situation einen klaren Gedanken zu fassen und Ekel, Abscheu und Schmerz des kürzlich Erlebten zu verdrängen. Es musste einen Weg nach draußen geben, auch wenn er ihn im Moment noch nicht erkannte.

Er brauchte ein Ziel, einen Punkt, auf den er sich konzentrieren konnte, um sich seine klaren Gedanken zu bewahren. Nori beugte sich noch einmal zu ihrer kleinen Landsfrau hinunter und redete in der Landessprache auf sie ein. Dann wandte sie sich nochmals dem Deutschen zu.

„Ihr schlaft jetzt! Morgen wird ein anstrengender Tag für dich werden."

Die schwere Stahltür wurde verriegelt und das Licht in der Zelle gedimmt, dann hörte man die Stiefelabsätze der Domina langsam leiser werden. Er zögerte noch einen Moment, dann raffte er sich auf und rutschte vorsichtig von der Matratze. Uaan hob ihren Kopf und sah ihn fragend an.

„Was hat sie dir gesagt? Und lüg mich ja nicht an!"

Uaans Miene wandelte sich von einer Sekunde auf die andere. Sie zeigte tiefe Bestürzung, als ob sie bei etwas Schwerwiegendem erwischt worden wäre. Nervös wippte ihr Oberkörper vor und zurück, die kleine Thailänderin starrte vor sich hin, als ob sie nach jener Euphorie suchen würde, die sie durch seine Frage verloren hatte.

„Sag schon! Was hat Nori dir gesagt?"

Uaan reagierte nicht, schien sich vor ihm regelrecht zurückzuziehen. Nun rastete Tom endgültig aus.

„WAS HAT DIR DIESE GESTÖRTE GESAGT? REDE ENDLICH!"

Tom schäumte vor Wut. Am liebsten hätte er sie durchgeschüttelt, wenn er nicht gefesselt gewesen wäre. So war er versucht, sie mit seinen Füßen zu stoßen. Doch sie reagierte noch immer nicht auf seine Aufforderungen, wippte weiterhin wie entrückt vor und zurück, begann hektisch zu atmen, während ihre Lippen eine bläuliche Färbung annahmen. Schaum trat aus ihrem Mund, sie schien einen Anfall zu erleiden.

Augenblicklich wich seine unbändige Wut tiefer Sorge. Erschüttert sah er auf das zusammengekauerte Bündel Mensch, das zusehends heftiger röchelte und die Luft mit pfeifendem Ton in die Lungen saugte. Vorsichtig kniete er sich neben Uaan, drückte seinen Oberkörper an den ihren und versuchte, sie mit seinen begrenzten Möglichkeiten zu beruhigen.

Draußen im Gang waren Schritte zu hören, Nori kehrte also zurück. Er überhörte das Entriegeln und Öffnen der Tür, zu laut waren die Töne, die Uaan unkontrolliert von sich gab. Jedoch spürte er zwei Hände, die in sein Halsband griffen und ihn nach hinten zogen. Ein stechender Schmerz drang in seine rechte Seite, die Thai-Domina hatte ihm einen harten Tritt versetzt. Dann beugte sie sich zu Uaan hinab, legte ihren rechten Arm um deren Körper und redete beruhigend auf sie ein. Sie wusste, dass die kleine Thailänderin einen Absturz hatte, dass es nicht ihre Glückgefühle waren, die durch die Droge verstärkt worden waren, sondern Ängste und Panik. Sie ahnte den Grund und würde Tom dafür zur Rechenschaft ziehen.

28. Sechzehnter Tag, früher Morgen, Patong, Phuket

„Ich muss jetzt los, Chai!"

Der Detektiv schreckte aus seinem Tiefschlaf und hatte im ersten Moment einige Probleme, sich zurechtzufinden. Über ihren Köpfen summte die Klimaanlage, von der Straße her hallten die Rufe betrunkener Passanten durch die beiden Fenster ins Zimmer. Ein schwarzer Schatten beugte sich über ihn, schon spürte er einen Kuss auf seiner linken Wange und das Streicheln einer Hand in seinem Gesicht.

„Werden wir uns wiedersehen?"

Na Ajutthaja hob seinen Arm und öffnete seine Hand. Tam legte die seine hinein, so hielten sie einander einen Moment lang fest.

„Ja! Das werden wir, wenn auch du es willst."

Sie hatten eine leidenschaftliche Nacht miteinander verbracht, all ihre Erfahrung in den gemeinsamen Akt eingebracht und sich gegenseitig das geschenkt, was den jeweils anderen erregte und zutiefst zufriedenstellte. Immer noch verweilte dieses Lustgefühl in Chais Körper, die Erregung und Lust, aber auch die Erschöpfung nach all der Anstrengung, die ihm diese Vereinigung abverlangt hatte.

„Wann hast du heute frei?"

Tam zeigte dem Detektiv eine betrübte Miene. Vor ihm lagen vierzehn Stunden Arbeit.

„Erst am frühen Abend wieder. Bist du dann noch da?"

Chai sortierte seine Gedanken. Er hatte hier noch einiges zu tun. Vor allem Alain hatte mit seinen wechselnden Liebhaberinnen eine deutliche Spur hinterlassen, die er jetzt unbedingt aufnehmen musste. Vielleicht konnte er so näheres über ihr genaues Reiseziel in Bangkok erfahren. Er dachte an die besagte Adresse, die von den drei deutschen Männern hinterlassen worden war. Sie hatte zu einem Waisenhaus geführt, eine Fährte, die scheinbar ins Nichts wies. Doch warum hatte die Gesuchte ausgerechnet diese Anschrift hinterlassen?

„Chai?"

Der Detektiv schreckte aus seinen Gedanken und entschuldigte sich bei seinem jungen Freund.

„Natürlich! Ich freue mich auf dich."

Tam sah ihn nachdenklich an.

„Wie wird es für dich weitergehen?"

Chai hatte sich seine nächsten Schritte bereits überlegt.

„Ich werde mich nach den Mädchen umsehen beziehungsweise herauszufinden versuchen, ob man sie irgendwo kennt. Ich habe einige gute Bilder ausgedruckt. Vielleicht erkennt sie ja jemand."

Tam legte seine linke Hand auf Chais Brust.

„Wenn du willst, schreibe ich dir gern die Namen einiger Bars auf, in denen du deine Suche beginnen könntest."

Der Detektiv lächelte, griff nach den Schultern den Jungen und zog ihn an sich heran. Nochmals gaben sie sich einige Augenblicke ihren Zärtlichkeiten hin. Chai spürte Tams rechte Hand vorsichtig und sanft über seinen Schritt reiben.

„Ich danke dir.", flüsterte der Detektiv.

Tam löste sich langsam, setzte sich an den Tisch und kritzelte einige Zeilen auf ein weißes Blatt Papier.

29. Sechzehnter Tag, abends, Patong, Phuket

Na Ajutthaja war zutiefst frustriert. Bislang hatte er keines der Mädchen gefunden. Weder die Wirte in den Bars, noch die Straßenmädchen selbst hatten ihm weitergeholfen. Er hatte genau jene Lokalitäten, die Tam ihm aufgeschrieben hatte, der Reihe nach abgeklappert. Per SMS hatte ihm sein Liebesgefährte der letzten Nacht noch die Namen von drei Liebesdienerinnen geschickt, ebenso deren üblichen Aufenthaltsort. Doch es war wie verhext, er hatte keine von ihnen angetroffen. Nochmals kramte er die Liste aus seinem Mantel. Wie viele unerledigte Namen standen noch drauf? Ein kurzer Blick genügte, zwei waren noch übrig geblieben. Geschickt faltete er seinen Stadtführer auseinander und suchte die vorletzte Adresse.

Behände zwängte er sich durch den Strom der Menschenmassen, studierte zwischendurch immer wieder die Karte und sah schließlich in einiger Entfernung eine Neonreklame blinken, die den Namen der gesuchten Bar anpries. Er steckte seinen Führer wieder in die Manteltasche und hielt zielstrebig auf die Lokalität zu.

War es sein Instinkt, seine Erfahrung oder vielleicht doch nur bloßer Zufall? Einen kurzen Augenblick lang glaubte er, das Gesicht einer Frau gesehen zu haben, welches ihn an eine der Frauen auf dem Videoband erinnerte. Er drehte sich um, sah sie gerade noch mit der dunklen Menschmasse eins werden. Hastig eilte er ihr hinterher, stieß Passanten zur Seite, ignorierte deren Beschimpfungen und Rufe.

„Entschuldigen Sie! Halt! So warten Sie doch!"

Gleich mehrere Passanten drehten sich mit fragenden Blicken zu ihm um. Chai aber drängte durch sie hindurch und legte der Fremden seine Hand auf die rechte Schulter. Überrascht blieb die Frau stehen, musterte ihn verstört und versuchte, ihn einzuordnen. Nein, diesen Mann hatte sie mit Sicherheit noch nie gesehen.

„Ich kenne Sie nicht! Lassen Sie mich in Ruhe."

Der Detektiv aber hielt sie weiterhin fest und bemühte sich, die junge Frau zu beruhigen.

„Warten Sie! Wir haben gemeinsame Bekannte, es ist sehr wichtig."

Sie sah ihn fragend an, blieb aber stehen. Chai bat sie an den Rand der breiten Promenade, blieb hinter ihr, als sie voranging und schließlich bei einem Tuk-Tuk-Stand stehenblieb. Das Mädchen war nicht dumm. Würde dieser seltsame Mann sie belästigen, würden die Fahrer mit Sicherheit eingreifen und ihr helfen.

Erwartungsvoll blickte sie auf ihren kleinen Landsmann hinab. Zwar war auch sie nicht wirklich groß gewachsen, doch immerhin überragte sie ihn um einige Zentimeter.

Der Detektiv griff in seine Manteltasche und zog ein Bündel Papiere daraus hervor. Er blätterte darin, ohne zu ihr aufzusehen. Endlich hatte er den Ausdruck gefunden und hielt ihn ihr vors Gesicht. Er hatte mit Absicht ein Bild gewählt, auf welchem nur sie, nicht aber Alain zu sehen war, zumal er befürchtete, dass sie ihm andernfalls möglicherweise ihre Hilfe verweigern würde.

„Das sind Sie, richtig?"

Sie wirkte unsicher, sah sich flüchtig zu den Männern um, die, an ihre Fahrzeuge gelehnt, auf Kundschaft warteten. Chai nahm einige Geldscheine aus der anderen Manteltasche und überreichte diese dem Mädchen.

„Es würde sich für Sie lohnen, wenn Sie mir einige Fragen beantworten."

Die thailändische Liebesdienerin zählte nach und war schließlich einverstanden.

„Darf ich fragen, welchen Namen Sie tragen?"

„Yada. Mehr möchte ich Ihnen aber nicht sagen."

Der Detektiv verstand. Wahrscheinlich wollte sie ihrer Familie keine Schande bereiten, obwohl diese von ihrem Einkommen profitierte.

„Yada, ich möchte Ihnen ein Bild von jemandem zeigen. Es ist sehr wichtig, dass Sie mir ehrlich antworten. Vielleicht geht es sogar um Leben und Tod."

Der Blick des kleinen, hässlichen Mannes wirkte beinahe flehentlich auf das Mädchen. Sie nickte ihm zu, sah sich das von ihm gereichte Foto an und wurde blass.

„Sie kennen ihn, richtig?"

Yada nickte.

„Ja. Ich war zwei Tage mit ihm zusammen."

Chai musterte sie mit zunehmender Neugier. Etwas schien dieses Mädchen mit dem gesuchten Deutschen verbunden zu haben. Jedenfalls gewann er den Eindruck, dass sie Alain nicht einfach nur als Kunden betrachtet hatte.

„Können Sie sich an diese Frau hier erinnern?"

Yada betrachtete das Foto der so selbstbewusst und hart wirkenden Brillenträgerin eingehend. Diese kam ihr bekannt vor, sie versuchte, sich zu erinnern.

Hatte sie diese Frau nicht an der Bar sitzen gesehen, genau an jenem Tag, als Alain sie sich ausgesucht hatte? Was hatten die Jungs über diese Frau geredet? Sie versuchte, ihre bruchstückhaften Erinnerungen zusammenzufügen. Je mehr sich das Bild vervollständigte, umso schmerzlicher wurde ihre Erinnerung an diesen Tag, hatte sie sich doch bei weitem mehr von dem jungen Deutschen versprochen.

„Sie war kein Mädchen wie wir, glaube ich. Sie hatte etwas mit Sadomaso zu tun. Zumindest hat das der Dicke erwähnt. Christian hat der geheißen, wenn ich mich richtig erinnere. Er war total in sie verschossen und hat am Strand immer wieder auf sein Handy gesehen, als sie mal nicht bei ihm war. An diesem Tag hatte er sie noch nicht gesehen und konnte sich auch nicht sicher sein, ob sie sich überhaupt noch einmal bei ihm melden würde."

Der Detektiv sah das Mädchen nachdenklich an. Eine Domina vielleicht? Schläge und Tritte? Es würde genau ins Bild passen.

„Haben Sie diese Frau schon früher einmal auf der Insel gesehen?"

Yada schüttelte ihren Kopf.

„Nein! Es war das erste Mal."

Chai kramte ein weiteres Foto hervor und zeigte es ihr.

„Können Sie mir sagen, wer das hier ist?"

Yada nickte heftig. Dicke Tränen quollen aus ihren Augen und zeichneten in langen Linien die Farbe des Lidschattens auf ihre Wangen.

„Ihr Name ist Uaan! Ich habe sie schon so lange nicht mehr gesehen."

Ein Schluchzen schüttelte den Körper der jungen Prostituierten.

„Wir haben überall nach ihr gesucht, waren sogar bei der Polizei, doch die sorgen sich nur um die Touristen und haben bis jetzt keinen einzigen Finger gerührt. Denen ist nur wichtig, dass die Presse nichts erfährt, damit die Geschäfte in der Stadt nicht gestört werden."

„Wie lange haben Sie schon nichts von Uaan gehört?"

Yada kramte ein pinkfarbenes Handy aus ihrer Handtasche und drückte auf einige Tasten. Dann zeigte sie dem Ermittler die letzten Nachrichten, die sie an ihre Freundin geschickt und von dieser erhalten hatte. Chai runzelte die Stirn. Uaan hatte auf sämtliche Fragen nach ihrem Aufenthaltsort ausweichend reagiert, Yada in keiner einzigen SMS konkrete Angaben zukommen lassen.

„Sonst schreibt sie mir immer, wo sie ist. Allein schon aus dem Grund, damit ich ihr helfen könnte, wenn ihr etwas zustößt. Eine reine Sicherheitsmaßnahme, verstehen Sie?"

Der private Ermittler nickte.

„Was wollten sie in Bangkok?"

„Uaan hat mir erzählt, dass sie eingeladen worden sind, die Stadt zu besichtigen und dort Spaß zu haben. Sie hat sich in den Farang verliebt, wollte ihn unbedingt für sich gewinnen. Er sollte sie heiraten, so weit reichten ihre Pläne sogar schon."

Chai war enttäuscht, er hatte nicht annähernd so viel erfahren, wie er sich erhofft hatte.

„Uaan ist also mit nach Bangkok geflogen?"

„Ja! Unvorstellbar! Vor drei Wochen hat sie sich noch Geld von mir geliehen. Ich wollte es kaum glauben, dass sie sich dann plötzlich diesen Flug leisten konnte."

Der Detektiv kritzelte auf seinem Notizblock herum.

„Und wenn sie eingeladen worden ist? Vielleicht von Tom?"

Yada zuckte mit den Schultern. Sie hatte keine Ahnung.

„Sie werden sie finden, oder?"

Chai zeigte dem Mädchen eine nachdenkliche Miene, seine anfängliche Euphorie war spürbar abgeschwächt. Seine bisherigen Ermittlungsergebnisse erschienen ihm dürftig. Was hatte er denn schon, außer einem Foto und einer Vermutung?

„Was werden Sie als Nächstes unternehmen?"

Yada blickte dem kleinen, hässlichen Kerl erwartungsvoll ins Gesicht.

„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich hatte mir mehr Informationen von Ihnen erhofft."

Die junge Frau sah betrübt drein, entnahm ihrer Handtasche ein Papiertaschentuch und tupfte sich Augen und Wangen trocken.