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Das Buch der Träume - 01

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„Du bist der Einzige, der davon weiß. Meinen Freundinnen könnte ich nie davon erzählen."

„Ich fühle mich geehrt."

„Ich erzähle dir morgen, wie es gelaufen ist, wenn du willst."

„Natürlich will ich das. Und ich drücke dir alle verfügbaren Daumen."

~~~~~

Nacht. Endlich. Nias Zeichen. Und ein Wald in gleißendem Sonnenlicht. Derselbe wie in der ersten Nacht?

„Vater Jan. Du wirst schon sehnsüchtig erwartet", wurde mir offenbart.

Nicht von Nia, das war Itha, die sich da aus dem Gebüsch schälte.

„Wo ist Nia?"

„Sie wird bald hier sein. Sie treibt einen Thurga zum Kampfplatz."

„Laras Thurga."

„Genau. Nia hat es dir erzählt?"

„Nein, Lara hat."

„Sie spricht mit dir über Abea?"

„Wie mit einem Kind von einem Abenteuer aus ihren Träumen."

Itha schmunzelte.

„Dann ist es gut. Du bist ein interessanter Zweckling, Vater Jan."

Oh ... wie dieses Interesse zu verstehen war, war nur zu offensichtlich. Sie bewegte sich ganz dicht um mich herum, taxierte mich mit klarem Wohlwollen.

„Warst du nicht erfolgreich ... bei deiner Jagd in meiner Welt?"

„Doch, natürlich. Ein Appetithappen. Mehr nicht. Du siehst wie ein volles Mahl aus. Nia lobt dich in höchsten Tönen."

„Aha. Hm ... also ist Lara hier in der Nähe?"

„Weit genug weg. Auf dem Weg zum Kampfplatz. Wir sind allein."

Jetzt war sie hinter mir angekommen. Ich konnte ihren Körper nicht fühlen. Wohl aber ihre hitzige Ausstrahlung. Ihren Atem in meinem Nacken.

„Ehm ... ich weiß nicht, was du da vorhast ..."

„Dann ist es gut."

„Ich fühle mich ja geschmeichelt, aber ..."

„Du hast Muskeln. Nicht wie dieser Zahnstocher vorhin."

„Aha. Aber deine Schwester ... betrachtet mich wohl ... als ihren Besitz?"

„Natürlich."

Oh... jetzt strich sie langsam über meine Schultern und Arme.

„Und das ..."

„Was ihres ist, ist meins. Wir sind Schwestern", kam die beunruhigende Antwort in meinem Rücken, während mein Hinterteil überprüft wurde. „Wunderbar in Form."

„Danke, aber ..."

„Alles in guter Form", führte sie weiter aus, während ihre Hände nun langsam nach vorne wanderten. „Schönes Stück."

„Oh ... ich glaube nicht, dass Nia ..."

„Dass ich was nicht?", wunderte sich meine stolze Besitzerin, die sich wie ihre Schwester völlig lautlos aus einem anderen Gebüsch schälte.

„Er weiß nicht, dass Schwestern teilen. Bist du ein Einzelkind, Vater Jan?", wurde ich von Itha interviewt.

Unter erschwerten Bedingungen, denn sie brachte „das schöne Stück" gerade richtig in Wallung.

„Ich ... ooff ... bin ... kein ... Einzelkind."

„Dann ist es gut."

Nia kicherte und küsste mich zur Begrüßung.

„Du musst noch viel lernen, Vater Jan. Und wirst uns allen ganz viel Spaß machen."

„Ach so. Ehm ... du hast den Thurga zum Kampfplatz getrieben?"

„Genau. Hast du ihm erzählt, was geschieht?"

„Er wusste es. Lara hat es ihm erklärt."

„Sie hat? Erstaunlich. Es ist ein großer Tag für sie. Erst das Konzert, und jetzt die Prüfung."

„Ja ... ooh ..."

„Itha ... nicht so wild. Verschwende nicht die Saat."

„Ein schönes Stück."

„Und es passt. Dir bestimmt auch."

„Ehm ... will nicht eine von euch ... ich meine, als Absicherung ... Laras Kampf ... oooh ..."

„Willst du ihn sehen?"

„Na, sie kann doch mich ... nicht ... ooh ... Mädel ... du ..."

„Itha, stopp. Sie wird dich nicht sehen, wie sie uns vorhin nicht sehen konnte. Willst du?"

„Ja, das würde ich sogar sehr gern."

Itha hatte nun endlich mein schönes Stück freigegeben und tauchte vor mir auf. Sah es sich mit verträumten Blick noch kurz an, dann wurde sie ernst und sah mir direkt in die Augen.

„Bist du dir sicher? Du wirst einen Teil von ihr sehen, den du noch nicht kennst."

„Was meinst du?"

„Das Wilde", steuerte Nia nickend bei.

„Sie ist meine Tochter. Sollte ich sie nicht so sehen, wie sie ist?"

„Dann ist es gut", vermeldete Itha.

Auch Nia schien mit der Antwort zufrieden, holte ein kleines Gefäß mit einer Art Korken hervor und öffnete es. Sie träufelte eine winzige Menge Pulver auf ihre Handfläche und blies es in meine Richtung, während sie etwas in einer fremden Sprache murmelte, bei dem nur der Name Lara für mich verständlich war.

„Jetzt sieht sie dich nicht. Wir gehen", informierte mich Itha.

„Darf ich noch etwas fragen?"

„Tu das schnell. Im Wald reden wir nicht. Am Kampfplatz auch nicht", antwortete Nia.

„Wie gefährlich ist es für Lara ... ich meine, in der wirklichen Welt, wenn sie hier verletzt wird? Oder ... Schlimmeres ..."

„Wirkliche Welt?", wunderte sich Itha.

„Er hat noch lustige Ideen. Sei unbesorgt, Vater Jan. Verletzen kann sie nur ihren Stolz und ihr Selbstvertrauen. Und das wird sie nicht. Sie ist bereit."

„Sie ist bereit. Es ist gut", bestätigte sie ihre Schwester. „Jetzt schweig still, Vater Jan. Sonst bringt der Wald dich für immer zum Schweigen."

Seufzend folgte ich den beiden Amazonen, versuchte krampfhaft ihre lautlosen Bewegungsabläufe nachzuahmen, was mir allerdings nicht gelang. Für meine Verhältnisse bewegte ich mich schon erstaunlich leise, aber bei jedem krachenden Zweig oder nur raschelndem Laub erntete ich warnende, manchmal missbilligende Blicke der Schwestern.

Warum, erfuhr ich schneller als mir lieb war. Als ich gerade mal wieder trotz aller Vorsicht auf einen Zweig getreten war, flogen drei dunkle Schatten in unglaublicher Geschwindigkeit aus dem Dickicht auf uns zu.

Mit einer ebensolchen reagierten die Schwestern. Die drei hundeähnlichen Tiere beendeten ihr Leben unter den blitzenden Schwertern von Itha und Nia, wobei letztere das dritte halbierte, bevor es zuschnappen und mich verletzen konnte.

Sie sah wohl, dass ich mich bedanken wollte, aber legte sofort den Zeigefinger ihrer linken Hand auf den Mund; machte danach eine ausladende Geste damit. Ich verstand. Was auch immer das für Viecher waren, das hier war ihr Gebiet und sie sicher nicht die Einzigen.

Selbst der „Kampf", wenn man das Sekunden währende Schlachtfest so begreifen wollte, war absolut lautlos erfolgt. Die Tiere hatten nicht einmal Gelegenheit zu einem Todesschrei bekommen. Die Schwestern säuberten ihre Klingen am Fell der verendeten Tiere und marschierten ungerührt weiter.

Und ich gab mir noch mehr Mühe, lautlos zu sein. Musste einen Aufschrei niederkämpfen, als eine Schlange sich aus einem Baum auf mich fallen ließ, ihren Versuch mich hernach zu beißen, aber mit Kopflosigkeit bezahlte. Itha schmunzelte mich an und steckte ihr Schwert wieder ein.

Mir wurde klar, dass ich ohne meine beiden weiblichen Bodyguards keine fünf Minuten in dieser Umgebung überstanden hätte. Ein Wunder eigentlich, dass ich die erste Nacht überlebt hatte. Oder hatte mich Nia die ganze Zeit über bewacht und lautlos Angreifer aus dem Weg geräumt?

In der Konzentration auf den Weg und die Lautlosigkeit verlor ich jedes Zeitgefühl und wäre fast auf die urplötzlich stehen gebliebene Nia geprallt. Itha grinste und legte mir eine Hand auf die Schulter. Deutete auf eine Herde Tiere, die friedlich am Waldrand, den ich nun auch bemerkte, graste.

Friedlich war relativ, wie ich sehr schnell erfuhr, denn zwei Großkatzen tauchten wie hingezaubert zwischen ihnen auf, und verwandelten zwei der pferdegroßen Tiere in ihr Abendessen. Ohne sie vorher zu töten, denn ihre durch und durch gehenden Schreie begleiteten uns noch eine ganze Zeit.

„Es ist gut", sprach Itha als wir uns von dieser brutalen Szene ein ganzes Stück entfernt hatten und in ein steiniges, hügeliges Gelände übertraten. „Jetzt kannst du lärmen."

„Nicht lang, der Kampfplatz ist nicht fern", schränkte Nia diese Aussage ein.

„Was waren das für Katzen, die..."

„Bodhis. Gefährlich. Nicht streicheln", witzelte Itha und brachte ihre Schwester damit zum Lachen.

„Aha. Und die Viecher im Wald?"

„Allegas, noch gefährlicher. Sie haben Giftzähne, wenn sie dich damit ritzen, bist du hin", erklärte Nia grinsend. „Sehr saubere Tiere, die lassen von dir nicht mal Knochen."

„Der Wald ist kein Ort für Zwecklinge", meinte Itha mit einem hochmütigen Blick. „Zumindest nicht ohne Beschützerin. Dann ist es gut."

„Wir sind nahe. Still jetzt, Lara hat schon das Ohr einer Kriegerin. Der Thurga hört noch besser."

Wir kletterten einen immer steiler werdenden Hügel hinauf. Selbst wenn ich hätte sprechen wollen, wäre mir das vor Anstrengung schwergefallen. Natürlich versuchte ich dabei, nicht laut zu atmen, was schon schwierig genug war.

Ein ausgetretener Pfad führte uns erst waagerecht, dann langsam hinab in eine zerklüftete Felsschlucht. Nia deutete warnend auf den Weg. Ich verstand, es lagen lose Steine und kleinere Felsbrocken herum, auf die ich nicht treten durfte.

Wir schoben uns durch einen schmalen Spalt zwischen zwei hoch aufragenden Felsblöcken, der zu einem ausladenden Überhang führte, an dessen äußerstem Rand sich die beiden Kriegerinnen hinsetzten und die Beine baumeln ließen. Nia machte eine einladende Handbewegung und ich tat es ihnen gleich.

Der Kampfplatz war eine vielleicht vierzig Meter durchmessende annähernd kreisförmige Schlucht, die mit kleineren und größeren Felsbrocken gesprenkelt war. Eine flache Felsscheibe befand sich in ihrem Zentrum.

Auf der Lara stand, uns den Rücken zuwandte. Etwas unangenehm berührt sah ich, dass sie völlig nackt war. Ihr Körper glänzte eigenartig im Sonnenlicht, das zumindest auf dieses Zentrum schien, weitere Bereiche lagen im Schatten.

Uns schräg gegenüber, etwas höher als wir, hockte Denia, die uns kurz fröhlich ansah, um sich dann wieder auf meine Tochter zu konzentrieren. Lara hielt zwei Schwerter in den Händen, ein kurzes, gerades in der linken, und eine lange gebogene Klinge in der rechten.

Sie stand absolut bewegungslos wie eine Statue. Kein Laut war zu hören, zumindest nicht für mich. Itha fasste meine Hand, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen und deutete auf das dunkle Wesen, das sich unter uns im Schatten eines größeren Blocks bewegte.

Weder auf dem Bild noch bei meiner eigenen Begegnung im Wald hatte ich seine tatsächliche Größe einschätzen können. Nun löste es sich kurz aus dem Schatten des einen, um in den des nächsten Felsens einzutauchen. Oh mein Gott. Das Viech war mindestens doppelt so groß wie Lara.

Die Form hatte ich deutlicher auf dem Bild erkennen können. Ein konisch zulaufender Rücken, der in einem massigen Hals mit einem mächtigen Schädel mündete und entfernt an einen Büffel erinnerte. Allerdings kein Huftier, sondern die mächtigen Beine mündeten in krallen-bewehrten Tatzen.

Auf denen sich das mächtige Tier lautlos, aber betont langsam bewegte. Lautlos? Lara drehte sich ganz langsam um. Sie wusste genau, wo sich der Thurga befand, das war offensichtlich. Verblüfft starrte ich auf den halb fraulichen, halb kindlichen Körper meiner Tochter.

Die im Vergleich zur Realität vergrößerten Brüste und sehr altersgemäßen spärlichen Scham. Blut lief oder war an ihren Schenkeln heruntergelaufen. Für einen Moment dachte ich, dass die Auseinandersetzung eventuell bereits vorher begonnen hatte, dann aber verstand ich die Ursache.

Meine Tochter hatte ihre Regel, dies seit einiger Zeit, immerhin kaufte ich Pads und Tampons für sie ein. Auch ohne das großartig erklärt zu bekommen, verstand ich weiterhin, dass der Blutgeruch für die Begegnung eine Rolle spielte, das Tier wahrscheinlich halb wahnsinnig vor Gier machte.

Der Thurga machte den ersten Zug. Rannte zwei Meter aus dem Schatten und sprang mit einem mächtigen Satz auf einen mannshohen Brocken, noch gute fünf Meter von Lara entfernt. Die sofort in eine Angriffshaltung ging, ihr linkes Bein vorstellte und einknickte, den Oberkörper in einer gespannten Haltung leicht beugte.

Nia unterbrach für einen Moment meine atemlose Beobachtung und drückte mir eine kleine klebrige Masse in die Hand, führte sie dann an den Mund. Etwas irritiert steckte ich mir das säuerlich schmeckende Zeug in den Mund und führte die Kaubewegungen durch, die sie mir zur Nachahmung suggerierte.

Die Kontrahenten auf dem Kampfplatz belauerten sich weiter, nun beide bewegungslos. Aber nicht lautlos. Der Thurga grollte dumpf, dabei immer lauter werdend. Mir sträubten sich die Nackenhaare bei diesem Geräusch.

Noch mehr aber von Laras Reaktion, die erst grinste und dann ihre Zähne bleckte, dabei fauchte wie eine Katze. Seit wir dort saßen, war mir vor Aufregung und wahrscheinlich auch Angst ziemlich übel gewesen. Diese Übelkeit war wie weggewischt, seitdem ich das Zeug im Mund hatte.

Hatte Nia das geahnt, und mich verarztet? Ich würde sie hinterher befragen. Noch immer bewegten sich weder Lara noch das Monster. Deren Gesichtsausdruck gab mir einen ersten Hinweis auf „das Wilde", was ich an ihr noch nie gesehen hatte.

Das Fieber, mit dem sie diesem Kampf entgegensah. Was ich so noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Und was Lust erschreckend ähnelte. Jetzt bewegte sich der Thurga, der sich wohl auf dem Felsen klein gemacht hatte, richtete sich auf und verlagerte sichtbar sein Gewicht auf seine Hinterläufe.

Dann sprang er mit einem mächtigen Satz auf Lara zu. Oder den Ort, wo sie gerade noch gestanden hatte. Sie hatte den Sprung antizipiert und wich mit einer blitzschnellen Bewegung aus. Und nicht nur das, der an ihr vorbeirauschende Thurga erhielt eine erste klaffende Wunde an seiner rechten Flanke, die sie ihm mit der gebogenen Klinge beibrachte.

Was den nicht im Mindesten zu irritieren schien, denn er schnellte herum und wischte mit den ausgefahrenen Messer-langen Krallen nach meinem Kind, die sich zwar duckte und wegsprang, aber doch blutige Striemen an ihrem Rücken davontrug.

Mir stockte der Atem, als sich das Monster auf sie stürzen wollte, und diesen Versuch mit einer weiteren tiefen Wunde an seinem mächtigen Hals bezahlte, aus der das Blut wie aus einer Fontäne spritzte. War das schon ein tödlicher Treffer gewesen?

Vielleicht auf lange Sicht, aber kampfunfähig machte es die Bestie keinesfalls. Ein wilder, grausamer Kampf begann. Das Monster schnappte nun, tatzte, versuchte, die immer wieder blitzschnell ihre Position wechselnde kleine Bestie zu treffen.

Denn was sie mit dem Giganten dort anstellte, machte sie zu einer solchen. Und die große war für sie kein echter Gegner. Sie schien mit dem Monster zu spielen, es hagelte Treffer, die kaum wahrnehmbar waren. Mühsam wehrte sich das Tier mit seinen Mitteln, bis Lara vom Spiel genug hatte.

Sie schlug die sie immer wieder angreifende rechte Tatze mit einem mörderischen Schlag einfach ab, stieß zweimal blitzartig mit dem Kurzschwert in den Kopf des brüllenden und kreischenden Wesens, das sich nur kurz auf den drei noch unverwundeten Tatzen hielt.

Zusammenbrach, als Lara auf es draufsprang und endgültig massakrierte. Jede Ader seines Körpers zu öffnen schien, über und über mit dem Blut des sterbenden Tieres bedeckt, dem sie mit dem Kurzschwert die Augen ausgestochen hatte.

Das Grollen und Kreischen ging in markerschütternde Schreie der Pein über, während das Menschlein auf dem mächtigen Körper des Wesens weiter und weiter auf das längst geschlagene Tier einhieb, in dem Blut und Leid des Thurgas badete.

Das Gesicht zu einer mörderischen Fratze entstellt, voller Lust an Schmerz und Qual, die sie noch weitertrieb, bis sie genug hatte, einen wilden Schrei ausstieß und dem ohnehin nur noch zuckenden Körper des Giganten mit dem Kurzschwert den überfälligen Gnadenstoß zwischen die Augen gewährte.

Die drei Schwestern hatten sich unbemerkt von mir erhoben, und streckten ihre Arme wie Flügel in die Höhe, was in diesem Moment auch die fast vollständig mit Blut bedeckte Lara tat, dabei den Kopf in den Nacken kippte und ein Wort in den Himmel rief, das ich nicht verstand.

Wie gelähmt und jeder Emotion unfähig sah ich, wie Denia den Felsen herunterkletterte und lachend auf sie zulief. Nia fasste mich an die Schulter.

„Komm, Vater Jan, du hast genug gesehen", sagte sie mir und fügte schnell an: „Sie hört uns nicht, nur noch die Stimme des Blutes. Was sie jetzt tun wird, möchtest du nicht sehen."

Da war ich mir sogar sehr sicher, dass sie damit recht hatte. Mühsam rappelte ich mich auf, sah noch, wie meine Tochter von der herangeeilten Denia kurz umarmt wurde, die ihr dann half, den mächtigen Kadaver auf den Rücken zu drehen.

Ich sah aber auch, dass sie mehr Treffer erhalten hatte, als das in den blitzartigen Aktionen und Bewegungen zu sehen gewesen war, auch an ihrer Seite und den Oberschenkeln tiefe, klaffende Wunden hatte. Nia folgte meinem besorgten Blick und schüttelte den Kopf.

„Ihre Wunden wird Denia heilen, mach dir keine Gedanken. Komm jetzt, Vater Jan. Wir gehen an einen ruhigen Ort."

Ich zitterte am ganzen Körper, als ich schließlich auf meine Beine kam. Drehte wider besseres Wissen noch ein letztes Mal den Kopf zu meiner Tochter, die laut lachte, als Denia an dem männlichen Attribut des verendeten Thurga zog.

Nahm noch die Ausholbewegung des rechten Armes meiner Tochter wahr, dann zog mich Nia einfach weg.

„Du willst das nicht sehen, Vater Jan."

Die beiden Frauen nahmen mich in die Mitte und stützten mich, bis wir wieder an den schmalen Durchgang zwischen den Felsen kamen, wo wir uns einzeln durchzwängen mussten. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich ohne ihr Heilmittel meinen Mageninhalt über die Felsen verteilt hätte.

Wie betäubt ließ ich mich von den beiden Kriegerinnen weiterziehen, nahm kaum noch wahr, wo wir uns befanden. Erst nach langer Zeit durchbrach Itha das Schweigen.

„Das war gut."

Nein, diesmal konnte ich ihr nicht zustimmen. War aber ohnehin unfähig, zu reden.

„Es war nötig, das musst du verstehen, Vater Jan. Es war das Ritual der Reinigung", erklärte mir Nia mit sanfter Stimme. „Es ist mehr als nur einen Thurga zu besiegen. Ihr Blut vermischte sich mit seinem Blut. Der Thurga ist die grausamste aller Kreaturen in Abea."

„Er tötet oft aus Lust", unterstützte sie Itha. „Nicht, um sich zu ernähren. Dazu reichen ihm kleine Tiere, wie Schwobs oder Naris. Die großen jagt er, um sie aus Lust langsam und qualvoll zu töten."

„Durch die Vermischung des Blutes reinigt sich die angehende Kriegerin vom Dunkelsten. Vom Blutrausch, den sie dieses eine Mal vollständig zulässt, dann nimmermehr", setzte Nia die Erklärung fort.

„Jetzt tötet sie nur noch, wenn sie es muss. Nicht mehr, wenn sie es will", steuerte Itha bei. „Es wurde Zeit. Was sie in der Unterkeit getan hat..."

„Das muss er nicht wissen", unterbrach Nia sie schnell. „Jetzt ist sie sicher, vor ihrem Dunkelsten."

Sie pausierte noch eine Weile, und fuhr dann fort.

„Und auch der Mörder ihrer Mutter."

„Was?"

„Wisse, was sie hier lernt, könnte sie auch in eurer Welt anwenden. Gereinigt geht sie nun dahin zurück", meinte Itha mit einem feierlichen Gesichtsausdruck.

„Sei stolz auf dein Kind, Vater Jan. Mit dem Ritual hat sie sich für den Weg des Lichts und nicht der Dunkelheit entschieden. Und den langen Weg zur vollkommenen Kriegerin endgültig begonnen."

„Deshalb ist es gut", schloss Itha die Erklärungen ab.

„Dann ist es gut", antwortete ich mit tonloser Stimme.

Die beiden Frauen sahen sich schnell an.

„Verstehen wirst du es nach und nach. Nimm es hin. Es ist, wie es ist. Wir werden dich jetzt auf andere Gedanken bringen."

„Schönere Gedanken", bekräftigte Itha. „Dort am See."

Nach dem Felsspalt hatten sie mich nur noch beide an den Händen weitergezogen. Jetzt nahmen sie mich wieder in die Mitte.

„Dort", zeigte mir Nia mit richtungsweisendem Arm, wovon Itha sprach.

Im Zentrum eines Blütenmeeres lag ein herzförmiger See, dessen Wasser wie ein Diamant im Sonnenlicht glitzerte. Was unmöglich erschien, denn es gab keinerlei Wellenbewegungen, die dafür verantwortlich sein konnten.

Am Ufer balzten kleinere und größere Vögel, alle mit vier Flügeln, soweit ich das aus der Entfernung ausmachen konnte. Ganze Schwärme landeten oder erhoben sich wieder in die Luft. Ein helles Singen lag in der Luft.

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