Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Das Buch der Träume - 04

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Auch das haben wir lange diskutiert. Ob wir eine Art Fatalismus entwickelt haben, und nur versuchen, einem unerträglichen Schicksal einen tieferen Sinn zu geben. Der Verlust von Partnerschaften, Liebesbeziehungen, Familienverbänden wie es sie einst gab, abgesehen von der zunehmenden Anzahl von gleichgeschlechtlichen, ist selbstverständlich ein hoher Preis. Für einen Zweck oder eine Bestimmung, die wir nur stipulieren, aber niemals zweifelsfrei erkennen können. Der vermeintliche Sinn könnte genauso eine Illusion sein, wie die Idee, dass eine natürliche Entwicklung nur bei Gleichheit aller Vertreter der Art möglich ist."

„Mit anderen Worten, wir wissen es nicht. Und hatten auch bisher keine Ursache anzunehmen, dass die Welt für uns anderes vorgesehen hatte als das, was sich abzeichnete", schloss eine der am ältesten aussehenden Damen. „Nun bedauere ich, dass ich die Antworten auf unsere Fragen wohl nicht mehr miterleben werde."

„Wir wurden gerade mit einer Fülle neuer Fakten konfrontiert, über die wir weiter diskutieren müssen. Versteht uns bitte nicht falsch: Ihr seid hier mehr als nur willkommen, nur sollt ihr verstehen, dass wir versuchen werden, alles so einzuordnen, wie es sich tatsächlich darstellt. Wir haben unsere Leben darauf ausgerichtet, uns Veränderungen anzupassen, und sie zum Wohle aller zu nutzen, wo möglich, ihnen entgegenzuwirken, wenn nötig. Daher eine weitere Frage: Bei Lara ist euren Erzählungen zufolge die Angleichung an die abeanische Lebensuhr für Frauen bereits ersichtlich, oder es deutet vieles darauf hin. Was macht dich so sicher, dass dies bei dir ebenfalls so ist, außer der Prophezeiung? Wie sehr hast du dich wirklich mit dem Text auseinandergesetzt?"

„Gar nicht", gab ich zu. „Als Text lag sie zu unserer Zeit noch nicht vor. Wir haben sie uns erzählen lassen, wie alles, was den ersten Krieger und die erste Kriegerin betraf, als klar wurde, dass wir damit gemeint sind. Sicher kann ich mir natürlich nicht sein, aber ich fühle es, dass der Teil der Prophezeiung eingetroffen ist. Ich spüre, dass meine Körperuhr angehalten oder zumindest verlangsamt ist. Auch ... als wir in unseren Körpern eintrafen, reagierte die Welt, bevor die Erweckung geschah. Als ich den Gesang der Kanin-Blumen hörte, jubilierten sie für die Welt über meine Rückkehr. Und alles, was Chann war, verschmolz mit Jan. Alle Erinnerungen waren da, alles Wissen, auch das um die Prophezeiung."

„Also glaubst du daran, dass euch die Welt nicht für euren Frevel strafen wollte, sondern auf die Reise schickte, um das genetische Muster heranzuführen, das ihren Lauf verändert? Euch stattdessen die Unsterblichkeit gewährt, die du und deine Tochter ihr so dreist entreißen wolltet?"

„Was meinst du mit gewährt?", schaltete sich Lara jetzt ein.

„Was die Prophezeiung aussagt", wunderte sich die Sprecherin. „Die Rückkehr der ersten und der ersten letzten, der ewigen. Ihr seid die ersten Krieger, und ihr seid die ersten letzten, die ewigen Krieger. Mit anderen Worten, die ersten Unsterblichen auf dieser Welt."

„Das ist unsere Interpretation des vorliegenden Texts. Es gab abweichende Meinungen, weil Tira sich einer etwas blumigen Sprache bediente, die nicht immer klar und eindeutig war. Er war ein Magier, kein Philosoph, und er schrieb nicht nieder, was er hörte, sondern was er wusste. Sein Wissen war zweifellos begrenzt."

„Es ist nicht gesichert, dass es seine Vision war. Es wäre auch möglich, dass es eine Seherin aus seiner Zeit war, die sie nur an ihn weitergab, und ..."

„Nicht schon wieder, Odea, darüber haben wir erst vor zwölftausend Jahren hundertzwanzig Jahre lang diskutiert ...", wurde sie von einer anderen unterbrochen.

„Ja, aber haben wir ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt? Einen echten Konsens gefunden? Ich denke weiterhin ..."

„Irrelevant. Lasst uns nicht abschweifen. Seht ihr nicht, was diese Nachricht bei unseren Gästen auslöst? Jan, Lara, vergebt uns. Das muss ein Schock und gleichzeitig eine unermessliche Freude für euch sein", holte uns Deiasa mitten in dem von ihr sehr richtig wahrgenommenen Gefühlschaos ab.

Natürlich, ihre empathischen Fähigkeiten. Sie musste gefühlt haben, dass ich mir vorkam, gerade ins Bodenlose zu fallen.

„Es ist eine Möglichkeit", versuchte die älter wirkende, die zuvor ihr Bedauern über ihren nicht mehr so fernen Tod ausgesprochen hatte, einzuschränken. „Eine Interpretation, der wir alle ... fast alle ... einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit zugeordnet hatten. Unklar war uns, was dies bei den Nachkommen bedeutet. Denn über die Lebenszeit derer wird nur in Bezug auf den ersten Sohn gesagt, dass er das natürliche Alter seiner Gefährtinnen erreicht, es sei denn man interpretiert hier ..."

„Spekulation", unterbrach sie Odea. „Dort waren wir schon viel weiter, es wird später gesagt ..."

„Genug!", meldete sich eine andere zu Wort. „Was regt ihr euch über mögliche Interpretationen auf? Die zwei sind hier, wir werden in weniger als einem Sonnenumlauf schon mehr wissen, und in jedem weiteren noch mehr. Die Zeit der Spekulationen ist vorüber. Wir werden es erleben, zumindest einige von uns. Das Kind, der Sohn, ist keine theoretische Möglichkeit mehr, sondern eine täglich wachsende Wahrscheinlichkeit. Was, wer und wie er ist, was er tut, brauchen wir nicht mehr anzunehmen, wir werden es erleben."

Ich nahm jedes Wort wahr, verstand jedes Wort, doch drang nichts mehr zu mir durch. Unsterblich. Wir waren unsterblich? Ich suchte vergeblich in mir nach einer Antwort. Nein, ich wusste es nicht, ich fühlte es nicht. Ich fühlte, dass die Lebensuhr des Körpers angehalten war, wie damals bei uns nach den ersten Verlängerungen. Aber wie lange? Für immer?

Während die Frauen sich langsam der Meinung der letzten Sprecherin anzuschließen schienen, sah ich Lara in die Augen. Alle Reife, Erfahrungen, Sicherheit eines bereits langen Lebens im ersten Körper waren wie weggewischt.

Sie wirkte, wie ich vermutlich auch, wie ein kleines Kind, das fassungslos war, das lang ersehnte Geschenk so plötzlich und unvermutet bekommen zu haben. Trotzdem wir ... nun, unartig gewesen waren. Hatte die Welt das wirklich so eingerichtet? Wenn ja, wie? Die Stärke des Nus war größer, aber ...

„Möchtet ihr zwei euch vielleicht zurückziehen? Ich kann mir vorstellen, dass ihr euch jetzt privat austauschen wollt, über das, was ihr vernommen habt", sprach uns Deiasa nach einiger Zeit wieder an.

„Ihr ... braucht uns nicht mehr?"

„Oh, zumindest was unsere Diskussion jetzt angeht. Ihr habt uns Gesprächsstoff und Denksportaufgaben für ein paar weitere tausend Jahre verschafft. Darüber hinaus ... können wir gerne unsere interessante Auseinandersetzung von gestern Nacht fortsetzen. Das wäre mir schon ein Bedürfnis. Aber nun denkt erst einmal an euch und eure eigenen. Ihr wollt doch sicher noch trainieren? Denia soll euch unsere Ausbildungseinrichtung zeigen. Nichts bringt die Erdung besser zurück als ein guter Kampf."

Wir fanden Denia unweit des Wagens, mit dem wir gekommen waren, im Gespräch mit mehreren anderen Frauen. Die uns sehr genau musterten, aber deutlich zurückhaltender waren, als die in Markem.

„Wie ist es gelaufen? Wisst ihr nun, was ihr wissen müsst?"

„Mehr als das. Wir sind beide ..."

„Unsterblich", platzte Lara heraus.

„Ja, die Prophezeiung. Das wusstet ihr nicht?", fragte Denia erstaunt.

„So genau hatten wir sie nun nicht in Erinnerung. An den Satz, den sie zitiert haben, kann ich mich jedenfalls nicht erinnern, du etwa?"

Lara schüttelte den Kopf.

„Ist doch egal, wenn's stimmt", sagte sie dann mit leuchtenden Augen.

Ja, das war uns wichtig gewesen. Um wirklich das, was wir als unseren Auftrag begriffen, erfüllen zu können. Lara würde das mit Sicherheit tun ... aber ich? Irgendwie hatte mich das Gespräch mit den weisen Frauen ganz schön aus der Bahn geworfen.

Was hatte ich erwartet? Dass ich hier als Messias gefeiert wurde? Sich alle vor meine Füße warfen und anbeteten? Vielleicht nicht, aber dass sie mich als notwendiges, nach gewisser Zeit überflüssiges Anhängsel der wahren Vertreter meiner Art sahen, nun auch nicht.

„Was stört dich?", wollte Denia wissen, die mich und meine Reaktionen mittlerweile sehr gut kannte.

„Nun, die Damen ... hatten so ihre eigenen Gedanken, ob es wirklich eine gute Idee ist, die Welt wieder ins Gleichgewicht zurückzubringen. Männer voll zurück in das Leben."

„Ah, die Theorie der natürlichen Entwicklung. Itha hat mir davon erzählt. Du solltest dich mit ihr darüber unterhalten, sie kennt sich gut damit aus. Sie sieht sie recht kritisch, hat oft mit Mutter darüber diskutiert."

Lara schien das nicht besonders zu beschäftigen. Nun, es betraf sie ja nicht. Sie beschäftigte etwas Anderes. Wir würden gleich Arsara, die Leiterin des Ausbildungszentrums für Kriegerinnen, kennenlernen. Nias Aussagen zufolge, nach ihrer Mutter die beste Kriegerin auf dieser Welt.

Dass sich dies nun geändert hatte, würde sie wahrscheinlich am liebsten gleich unter Beweis stellen. Der Komplex war groß, eigentlich viel größer, als wir nach Denias Angaben, wie viele Auszubildende sich in der Regel dort aufhielten, vermutet hatten.

Wir fanden Arsara mit einer Gruppe von zehn Aspirantinnen beim Nahkampf-Training. Da Arsara mit dem Rücken zu uns stand und uns zunächst zumindest offiziell nicht wahrnahm, konzentrierte sie sich weiterhin auf ihre ... nun, sagen wir es höflich ... eher derbe Kritik an der Ausführung ihrer barsch vorgetragenen Anweisungen.

Okay, warum sollte es hier anders als beim Bund sein.

„Weitermachen", kam die letzte Anweisung, dann drehte sich um und lag Sekunden später in Denias Armen, denn natürlich hatte sie unseren Eintritt bemerkt, immerhin war sie eine vollkommene Kriegerin.

„Eh, du hast abgenommen ... steht dir. Tut mir leid wegen deiner Prüfung. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt. So, und ihr seid also die Krieger von der anderen Welt, von der alle sprechen."

„Nicht nur das", antwortete Denia schnell für uns, und fügte hinzu: „Aber das sollten wir zunächst in Mutters Haus, oder privat besprechen. Das ist Jan, und das ist Lara, falls du ihre Namen noch nicht gehört hast."

„Eure Namen und euer Ruf eilen euch voraus. Nia lobte euch in den höchsten Tönen. Na, davon werde ich mich ja selbst überzeugen können. Ich bin Arsara und werde schon dafür sorgen, dass ihr die Ausbildung bekommt, die euch zur Vollkommenheit führt, wenn ihr meinen Anweisungen folgt."

Sie sah Itha von den anderen dreien am ähnlichsten, war auch blond und blauäugig, obwohl die Tatsache, dass sie von einem anderen Vater stammte, das eher zufällig erscheinen ließ. Und sie fing sofort Laras Vibe und Intention auf.

„Wollt ihr euch die Sache nur anschauen, oder gleich mittrainieren?", fragte sie daher nur pro forma, und mit einem süffisanten Grinsen, das an ihre Mutter erinnerte.

„Von mir aus können wir gerne gleich mittrainieren", beeilte ich mich zu sagen.

„Gut. Wie ihr seht, üben wir Defensiv- und Blockschläge. Aktar, Snev, führt den Kriegern vor, was ich meine. Ihr anderen seht zu, denn ihr habt es immer noch nicht begriffen."

Die beiden Angesprochenen vollführten eine Reihe von auch uns bekannten regulären Attacken und ebenfalls bekannten Verteidigungen.

„Schlaft nicht ein, verdammt, etwas mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf."

Okay, jetzt taten sie das in doppelter Geschwindigkeit, und mit deutlich mehr Wucht. Die Verteidigerin konnte nicht mehr parieren und ging unter dem Schlaghagel der Angreiferin zu Boden.

„Snev, du versuchst immer noch zu antizipieren, lass es. Aktar, guter Angriff, das Brechen des Musters geschah genau an der richtigen Stelle. Gesehen? Wollt ihr es probieren? Denia, nimm du den Krieger, ich zeig's der kleinen Erdenkriegerin", ging sie jetzt tatsächlich schon auf die unausgesprochene, aber deutlich sichtbare Herausforderung ein. „Und ihr schaut gut zu und lernt aus ihren Fehlern. Verteidigt euch, Erdlinge."

Denia drang sofort und mit gewohnter Schnelligkeit auf mich ein. Es gelang mir aber, von wenigen Ausnahmen abgesehen, alle ihre Schläge zu parieren. Sie war gut, aber mir mittlerweile nicht mehr ebenbürtig.

Ich ließ ihren Angriffswirbel eine Weile über mich ergehen, dann nutzte ich Fehler in ihrer eigenen Deckung, um sie von den Beinen zu holen. Erste erstaunte Rufe waren von den zuschauenden Aspirantinnen zu hören.

Die bezogen sich allerdings weniger, oder nicht nur, auf unsere eher kurze Auseinandersetzung, denn auf das, was Arsara und Lara da vollführten. Das lief nämlich in der dreifachen Geschwindigkeit ab, und war optisch kaum noch nachzuverfolgen.

Wenn Arsara überrascht über die perfekte Defensive Laras war, zeigte sie es nicht. Auch wenn irrsinnig schnell, hatte sie bislang nur bekannte Kombinationen eingesetzt. Nun zeigte sie Dinge, die wir noch nie zu sehen bekommen hatten, und Lara eigentlich hätten überraschen müssen.

Wahrscheinlich auch getan hätten, wenn Lara nur Lara und nicht auch Laraw gewesen wäre. Die inmitten des Schlag- und Trittorkans gelassen fragte:

„Darf ich mich nur verteidigen oder auch zurückschlagen?"

Jetzt war Arsara wirklich für einen Moment perplex und brach ihren Angriff ab.

„Wo hast du das gelernt? Das bekommt nicht einmal Nia so hin."

„Von meinem Vater", gab Lara schmunzelnd zurück. „Oh, du hast Denia einfach ausgeknockt, ich dachte, das sollten wir nicht?", kommentierte sie Denias mühsames Aufstehen, das ihr anzeigte, was bei uns vorgefallen war.

„In der Tat, ihr solltet euch nur verteidigen. Krieger, halte dich gefälligst an meine Anweisungen. Also gut, dann greif mich an, Tochter und zeig, was dir dein Vater noch beigebracht hat."

Das ließ sich Lara nicht zweimal sagen. Arsara wusste nach der Qualität ihrer Abwehr sicher schon in etwa, was sie zu erwarten hätte. Wirklich vorbereiten auf Laras tatsächliche Attacken konnte sie das nicht. Umso beeindruckender war, wie sie ihr Widerstand leistete, wirklich fast alles parierte.

Obwohl Lara schon jetzt Schlag- und Tritt-Techniken einsetzte, die sie nicht kennen konnte. Ihre Reaktion war auch ganz anders als erwartet. Sie fing an zu grinsen und ließ die Geschichte eine Weile über sich ergehen.

„Stopp", meinte sie schließlich nach einer Weile. „Sehr gut, ich wusste nicht, dass ihr auf eurer Welt so interessante Kampftechniken habt. Das wird vielen von euch hier helfen, weil es euch lehren wird, auf Unbekanntes reagieren zu müssen, wenn ich euch mit ihnen paare. Sehr schön, das wird uns alle weiterbringen."

„Es gibt auf unserer Welt den Spruch: Angriff ist die beste Verteidigung", rechtfertigte ich mich im Nachhinein für die kurze Beendigung meines Kampfes mit Denia.

„Ach so? Na gut, dann zeig mir das, Krieger Jan, du hast meine ausdrückliche Erlaubnis."

Und schlug übergangslos auf mich ein. Verdammt, meine große Klappe bezahlte ich sehr schnell mit einigen wirklich harten Treffern, denn so schnell und ansatzlos ihre Angriffe kamen, war selbst für mich fast zu viel.

Aus der Verteidigung kam ich erst einmal nicht heraus; sie gab mir einfach keine Gelegenheit, etwas Anderes zu tun, als zu reagieren. Als ich es dann doch versuchte, lag ich Sekunden später im Sand.

„Der Spruch mag auf eurer Welt gelten, hier stimmt er nicht. Merkt euch das alle. Konzentriert euch bei einem überlegenen Gegner zunächst auf die Verteidigung und wartet auf den einen Fehler, den ihr nutzen könnt. Kommt er nicht, versucht den Rückzug oder die Flucht. Verstanden?"

„Darf ich das auch versuchen?", fragte Lara lauernd.

„War klar, dass du das fragst. Du willst einen richtigen Kampf. Gut, aber wisse, dass ich bei dir nicht den Eindruck habe, mich zurückhalten zu müssen."

„Den habe ich auch", schmunzelte Lara und begann das Gefecht, von dem hier sicherlich noch Jahre gesprochen werden würde.

Es war ein sensationeller Kampf. Und ich hatte Laraw in vielen Kämpfen erlebt, gegen großartige und einzigartige Gegner, denen ich selbst in meiner Hochform im früheren Körper nicht das Wasser reichen konnte. Arsara war noch eine Nummer stärker.

War Lara ebenbürtig, an Geschwindigkeit, Schlagkraft, Improvisationsvermögen, Finten-Reichtum, Überraschungsmomenten. Es war unglaublich, was die beiden da miteinander anstellten. Alle anwesenden Aspirantinnen sahen dem Gefecht mit offenstehenden Mündern und großen Augen zu.

Das war Kampfkunst in absoluter Perfektion, und sie war über eine halbe Stunde zu bewundern, in der keine der beiden einen entscheidenden Vorteil erringen konnte. Das machte mir ein bisschen Sorge, denn ich wusste, wie Lara in solchen Situationen oft reagierte.

Mit ihrem plötzlichen Verschwinden hatte Arsara trotz allem nicht gerechnet, nicht rechnen können. Parierte verblüffenderweise trotzdem noch eine Reihe von Schlägen der Unsichtbaren, bevor sie dann schwer getroffen zu Boden ging, und die grinsende Lara wieder sichtbar wurde.

Arsara lag am Boden und lachte, genau wie Nia das damals getan hatte. Aber aus einem anderen Grund.

„Mutter, ich hätte es wissen müssen, dass du es bist", rief sie nämlich aus, als sie sich wieder eingekriegt hatte.

Oho?

„Deine Mutter beherrscht die Unsichtbarkeit also auch", entgegnete Lara ruhig und half der jetzt sichtlich überraschten Arsara auf. „Ich bin aber wirklich Lara. Nicht nur, aber auf jeden Fall keine angenommene Form. Und du warst eine würdige Gegnerin."

„Und du bist mir eine Erklärung für meine erste Niederlage seit mehr als tausend Jahren schuldig. Gut, ich verstehe. Ihr macht hier weiter und setzt alles um, was ihr gerade gelernt habt. Und wir vier unterhalten uns anderswo. Folgt mir."

Sprach's und ging wieder zu Boden. Verzog das Gesicht.

„Das heißt, wir müssen wohl erst die heilenden Schwestern bemühen. Du hast mir den Oberschenkelknochen gebrochen."

„Nein, ich heile dich, Schwester", sagte Lara sanft und berührte den Oberschenkel der nun wirklich verwirrten Arsara, die aber sehr schnell spürte, was diese dort bei ihr vollführte.

„Ihr steckt voller Überraschungen", meinte sie und grinste Lara an, die nicht nur ihre Behandlung beendet hatte, sondern dreist mit der Hand etwas höher wanderte.

„Hey, Lara ... da hast du sie nicht verletzt", bremste ich ihren spontanen Enthusiasmus, der Arsara gar nicht mal unangenehm gewesen zu sein schien.

„Hätte ja sein können. Getroffen habe ich sie dort. Irgendwas Anderes, was ich flicken kann?"

„Nur meinen Stolz", kam die blitzschnelle Antwort. „Die Quetschungen und Prellungen möchte ich gerne behalten, als Erinnerung an das, was hier gerade geschah."

„Nun, deinen Bruch kannst du jetzt unter diesen abheften, er ist vollständig geheilt."

„Wie du das machst, musst du mir unbedingt zeigen. Auch den Unsichtbarkeits-Trick, Mutter weigert sich immer noch standhaft. Klar, weil ich sie sonst vielleicht doch noch besiegen könnte."

„Ich sehe keinen Grund, das nicht zu tun, aber kriege langsam das Gefühl, dass es immer besser wäre, erst einmal eure Mutter zurate zu ziehen", erwiderte Lara und erntete dafür Kopfnicken von Denia und ihrer Schwester.

Arsara führte uns in ihren privaten Wohnbereich, so etwas wie ein Büro hatte sie offenbar nicht. Die Niederlage schien sie nicht zu frustrieren, sie erkannte an, dass Lara ihr nicht nur mindestens ebenbürtig gewesen war, sondern, wie sich das für eine Kriegerin gehörte, alles Verfügbare zu ihrem Vorteil genutzt hatte.

Wir setzten uns auf bequeme Stühle. Die perfekt in die der Lokation gänzlich unangemessen wirkende gemütliche und verspielte Einrichtung passten. Sie hörte sich geduldig unsere Erklärungen an, und nickte dann.

„So etwas in der Art hatte ich mir schon gedacht, aber nicht mit der Prophezeiung in Verbindung gebracht. Das flickt auch meinen Stolz, von der Mutter aller Kriegerinnen besiegt worden zu sein, ist einfach eine Ehre. Und nicht nur immer wieder von meiner. Aber auch ihr, edler Krieger, habt eine erstaunliche Geschwindigkeit und Stärke ... für einen ... Mann."