Das große Spiel

Fiona knickste erneut. Noch tiefer und noch weiter vorgebeugt. "Ich erwarte Eure Entscheidung."

"Du solltest sie vielleicht ab und zu übers Knie legen, mein Junge", meldete sich ihr Vater von hinten. "Ich habe das sträflich vernachlässigt."

"Ich sehe", sagte Drago über ihren Kopf hinweg, "dass mein neuer oberster Ratgeber seinem Amt durchaus gewachsen ist. Ich werde deinen Rat, wohlwollend erwägen. Und du, meine Königin, darfst aufstehen."

"Danke, Eure Majestät." Fiona erhob sich und griff nach dem angebotenen Arm ihres Gatten.

Drago schüttelte den Kopf. "Hast du dieses Feixen gesehen, Roland?"

Ihr Vater lachte leise vor sich hin. "Impertinent, mein König. Einfach impertinent."

Fiona gab Drago einen Klaps auf den Arm. "Nun benehmt euch nicht wie kleine Kinder", sagte sie. "Das Ganze war also eine abgekartete Sache."

"Nun ja", sagte ihr Vater. "Dein neuer König hat mir vor einem halben Jahr ganz privat an den Kopf geworfen, dass er mich für zu weich hält."

"Ich hätte Barmbeck schon vor Jahren einen Jagdunfall erleiden lassen. Der Kerl ist einfach schlecht für die Moral im Königreich."

"Und ich konnte ihm da nur zustimmen. Also dachte ich, ich könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen."

"Ehrenvoll abdanken", sagte Fiona nachdenklich, "mich unter die Haube bringen und Barmbeck einen Widersacher präsentieren, dem er eine brutale Vorgehensweise abnehmen würde." Sie runzelte die Stirn. "Das waren aber drei Fliegen."

Drago lachte brüllend. "Insubordination!", keuchte er.

Ihr Vater zuckte lächelnd die Schultern. "Ich war auch in deiner Beziehung zu weich, Fiona. Aber ich muss auch zugeben, dass keiner der Kerle, der vor Drago um deine Hand angehalten hat, auch nur einen Schuss Pulver wert war."

Fionas Hand krallte sich um den Arm ihres Ehemannes. Der war sicher eine ganze Tonne Pulver wert. Eher eine Tonne gediegenes Gold. Und sie beschloss, dafür zu sorgen, dass die Damen des Reiches genauso sehr ihre Grenzen achten würden wie Barmbeck die seine. Drago gehörte ihr allein!