Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Die Galamex-Saga - Teil 01

Geschichte Info
Liebe zwischen den Sternen? Neue Welten? Glück?
34.5k Wörter
4.74
11.4k
29
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 7 teiligen Serie

Aktualisiert 04/20/2024
Erstellt 06/21/2023
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Anmerkung des Authors: Wer auf der Suche nach "der schnellen Nummer" ist, ist bei dieser Geschichte falsch - richtigen Sex gibt es erst am Schluss dieses Kapitels. Das Setting ist Sci-Fi, von der "zahmeren" Sorte. Also keine Ausserirdischen, keine exotischen Sexmaschinen, keine Mittelchen, die Männer in "Superpotent" und Frauen in "äusserst willig und sexhungrig" verwandeln.

*** Ornella ***

An Tagen wie diesen, hasste ich meinen Job. Korrektur: Ich hasste meinen Job. Denn seit ich den Posten angetreten hatte, waren alle Tage wie dieser.

Die Ankunftshalle war gerammelt voll mit Siedlern. Der beissende Geruch von Novoxin, der Flüssigkeit die für den Cryoschlaf verwendet wurde, war allgegenwärtig. Die Neuankömmlinge würden noch tagelang danach riechen. Dazu mischte sich gelegentlich noch der Gestank von Erbrochenem: Das Erwachen in der Schwerelosigkeit verursachte bei vielen Menschen Übelkeit. Bei anderen wiederum wurde sie erst durch die Veränderung der Schwerkraft ausgelöst, wenn sie von der Schwerelosigkeit des Transportschiffes in die Ankunftshalle gelangten, die sich in einem der sich drehenden Ringe der Raumstation befand. Nach einem halben Jahr hatte sich meine Nase immer noch nicht daran gewöhnt. Für einen kurzen Augenblick zog ich es in Betracht, den olfaktorischen Desensibilisierungsspray zu verwenden, entschied mich jedoch dagegen. Der Spray war schweineteuer, wie alle anderen Güter die importiert werden mussten. Korrektur: Wie praktisch alle anderen Güter, denn auf Galamex 2 wurden nahezu ausschliesslich Nahrungsmittel produziert.

Fast schlimmer als die Gerüche war der Lärm, insbesondere der von plärrenden Kindern. Die Kleinen litten oft genug am meisten unter den Tücken unterschiedlicher Schwerkraft, überfüllten Hallen und langen Wartezeiten. Dementsprechend verschafften sie ihrem Missfallen lautstark Gehör. Mein diesbezügliches Mitgefühl hielt sich gezwungenermassen in Grenzen. Nicht weil ich Kinder nicht mochte, sondern weil man es in meiner Stellung nicht lange machte, wenn man nicht ein Mindestmass an emotionaler Distanz wahrte - was mir ehrlich gesagt immer schwerer fiel. Zahllose hoffnungsvolle Gesichter standen in der Halle herum, in diesen fernen Winkel der Milchstrasse gelockt vom Versprechen auf ein besseres Leben. Die Wirklichkeit würde die meisten, Korrektur: beihahe alle von ihnen früher oder später eines Besseren belehren.

Das Galamex-System war vor rund vier Jahren erforscht und dessen zweiter Planet für eine Besiedlung freigegeben worden. Dabei hatte man meiner Meinung nach mächtig geschlampt. Obschon Galamex 2 jede Menge terrestrischer Eigenschaften besass, wie zum Beispiel flüssiges Wasser auf der Oberfläche, lebensfreundliche Klima-Bedingungen, ein stabiles Magnetfeld oder eine nahezu atembare Atmosphäre, so mangelte es ihm an nennenswerten Bodenschätzen, die für eine autarche Besiedlung notwendig gewesen wären. Zudem hatte sich der Boden in fast allen Gebieten als unfruchtbar erwiesen, da er die notwendigen Stoffe vermissen liess, welche die irdische Flora für Wachstum benötigte, während giftige Substanzen im Überfluss vorhanden waren. Ich konnte mir nach wie vor nicht wirklich erklären, warum man den Planeten zur Besiedlung freigegeben hatte.

Ich warf einen letzten Blick in die Halle, setze mich und öffnete meinen Schalter. Es würde wieder ein verdammt langer Tag werden. Ich hasste meinen Job.

*** Cygnus ***

Ich überprüfte den Inhalt meines Rucksacks zum dritten mal.

Natürlich hatte sich der Inhalt seit der ersten Überprüfung, kurz nachdem ich aus dem Cryoschlaf erwacht war, nicht geändert. Es war nach wie vor alles da - meine gesamten Besitztümer, die Kleidung die ich am Leibe trug ausgenommen. Ganz oben lag mein Computer, ein älteres Modell, dessen Hülle zerkratzt war. Ich hatte ihn während meiner Ausbildung zum Terraformer erhalten. Seine Leistung konnte zwar nicht mit jener der aktuellsten Generation mithalten, doch dafür hielt der Akku länger. Zudem konnte er sowohl mit Wärme als auch mit genügend starkem Licht, wie jenes des Zentralgestirns von Galamex, betrieben werden. Darunter lag mein teuerster Besitz. Den Gensequenzierer hatte ich auf der Erde an einer Auktion ausrangierter Modelle der Flotte ersteigert. Er war mit Sicherheit noch älter als mein Computer. Dennoch hatte er mich den Grossteil meiner Ersparnisse gekostet, fast vier mal so viel, wie ich für meine Parzelle auf Galamex 2 bezahlt hatte. Gleich daneben lag das Säckchen mit den zwei Dutzend Eicheln. Ganz unten lag eine Kiste, die ein Standard-Bioset enthielt: Diverse chemische sowie einige komplexere Substanzen, Reagenzgläser, eine kleine Zentrifuge, ein Nanoskop, ein Mini-Ofen und weitere Kleinigkeiten, die ich bei meinem Vorhaben brauchen würde.

Der für mich persönlich wertvollste Besitz befand sich in einer Seitentasche. Es war ein fünfzig Centimeter langer Kunststoff-Zylinder, in dessen Inneren sich ein fein säuberlich zusammengerolltes Film-Poster aus dem zwanzigsten Jahrhundert befand. Darauf war die (für mich) schönste Frau abgebildet, die je abgelichtet worden war.

Zufrieden mit meiner dritten Inspektion verschloss ich meinen Rucksack und blickte auf die Schlange an Menschen, die vor mir stand. Sie bewegte sich nur alle zehn Minuten weiter, daher würde es wohl noch einige Stunden dauern, bis ich den Abfertigungsschalter erreichen würde. Irgendwie musste ich die Zeit bis dahin totschlagen, daher kramte ich mein ComPad aus der Jackentasche hervor und aktivierte es mit meinem Fingerabdruck. Der kleine Bildschirm leuchtete auf und zeigte als erstes an, dass eine ungelesene Nachricht auf mich wartete. Ich hatte sie drei Tage vor meinem Abflug von der Erde erhalten und ignoriert, weil ich wusste von wem sie war und mir ziemlich gut vorstellen konnte, was darin stand. Aber da nun mehr als zweitausend Lichtjahre und eine Reisezeit von rund drei Monaten zwischen mir und den Absendern lag - und ich derzeit sowieso nichts besseres zu tun hatte, öffnete ich sie.

Lieber Cygnus

Auf die Gefahr hin, Dich wieder zu verärgern: Bitte, sieh von dieser verrückten Idee ab. Du bist unser einziger Sohn, unser Ein und Alles. Wir lieben Dich mehr, als es Worte auszudrücken vermögen, und wir hassen den Gedanken daran, dass Du Deine Ausbildung, nein - Dein Leben! - wegwirfst, um einem unmöglichen Traum nachzujagen. Die Kolonien sind ein gefährliches, tödliches Unterfangen. Die Nachrichten berichten jeden Tag über die vielen Toten die die Besiedlung neuer Planeten fordert. Sei doch kein Narr! Als Terraformer könntest Du bei der Flotte Karriere machen. Und wenn die Flotte, wie Du sagst, nichts für Dich ist, dann könntest Du bei einem der grossen Unternehmen anheuern. Alles wäre sicherer statt als unabhängiger Siedler auf irgendeinem Planeten auf eigene Faust das Glück zu suchen! Du bist ein intelligenter, junger Mann. Du bist nicht dumm. Also begehe nicht eine Dummheit!

Wir bitten Dich inständig: Steig nicht in dieses Raumschiff! Wirf Dein Leben nicht weg!

In Liebe

Selina und Giacomo Montichiari

Ich las den Brief nochmals durch, während mich eine Mischung aus Trotz, Trauer, Wut, vielleicht sogar Angst und Verzweiflung zu übermannen drohte. Mein Entschluss die Nachricht nicht vor meiner Abreise zu lesen, war richtig gewesen. Auch wenn sie in schriftlicher Form vorlag, konnte ich die Worte in meinem Kopf in der Stimme meines Vaters hören. Er hatte es schon immer verstanden, die richtigen Worte zu finden, um mich zu manipulieren. Und obschon ich ihn liebte, hasste ich ihn manchmal dafür. Wie oft hatte er mich davon zurückgehalten, Risiken einzugehen?

Ich schüttelte die Gedanken an meine Eltern ab als sich die Schlange wieder einige Meter nach vorne bewegte. Das ComPad verstaute ich wieder in meiner Jackentasche, packte meinen Rucksack und rückte nach. Dann überprüfte ich dessen Inhalt erneut.

*** Ornella ***

Das erste was mir an dem jungen Mann vor mir auffiel, war seine Brille. Eine derart veraltete Sehhilfe kannte ich nur aus dem Geschichtsunterricht. Warum hatte er seine Augen nicht operativ korrigieren lassen?

Das nächste war die Verblüffung in seinem Gesicht. Er blickte mich an, als ob er gerade einen Geist gesehen hätte. Oder einen Engel. Zwar war ich selbstbewusst genug um zu wissen, dass ich mit gutem Aussehen gesegnet worden war - ich erntete oft genug entsprechende Blicke, hauptsächlich von Männern, aber auch von Frauen. Doch der Ausdruck im Gesicht des jungen Mannes grenzte regelrecht an Ehrfurcht, als wäre ich irgendeine mystische Figur, die durch ein Wunder zum Leben erwacht ist. Ehrlich gesagt war mir etwas unwohl dabei. Ich war froh, dass wir durch eine Scheibe getrennt waren.

"Name? Flug?" fragte ich erneut, mit dem professionellsten Lächeln welches ich zustande bringen konnte.

"Äh-ja, äh, Verzeihung. Mein Name ist Cy-Cygnus Montichiari. Ich bin mit dem Flug Delta-Fünfzehn angekommen."

Ich gab seine Daten ein. Kurz darauf erschien sein Dossier auf meinem Bildschirm.

"Alles klar, Herr Montichiari. Willkommen auf Galamex 2."

"Wir sind doch nach wie vor auf einer Raumstation, richtig?" fragte der Mann vor mir, ein breites Grinsen im Gesicht. Es verlieh ihm eine überraschende Wärme. Wäre die Brille nicht gewesen, hätte ich ihn vermutlich sogar als attraktiv bezeichnet.

"Korrektur: Willkommen im Orbit von Galamex 2", erwiderte ich. Einerseits fand ich es nervig, korrigiert zu werden. Andererseits wusste ich Präzision zu schätzen. Der junge Mann war mir auf Anhieb sympathisch. "Wie ich ihren Daten entnehmen kann, sind sie Eigentümer der Parzelle AXF-11287. Ist das so richtig?"

"Ich glaube schon, Augenblick - " er kramte etwas ungeschickt ein ComPad hervor, aktivierte es und überprüfte seine eigenen Daten. " - Ja, das ist korrekt: AXF-11287 - oder auch 'mein kleines Stück vom Paradies'", fügte er glucksend hinzu.

Niedlich, aber naiv. Ich hatte zwar keine Ahnung, welche Vorstellungen er von seiner Parzelle hatte, aber es gab keinen Ort auf diesem verdammten Planeten, der das Prädikat 'paradiesisch' verdient hätte. Ich rief eine Satellitenaufnahme und die Daten seiner Parzelle ab. 'Höllisch' wäre wohl eine bessere Bezeichnung gewesen. Der Boden enthielt jede Menge Eisen, welches oxidiert war, ähnlich wie auf dem Mars. Auf dieser roten Fläche wuchs nichts. Es würde auch nie etwas darauf wachsen. Zwar befand sich in der Mitte der zehn mal zehn Kilometer grossen Landfläche ein kleiner See, doch die Konzentration an Kaliumcyanid war derart hoch, dass es ohne entsprechende Filterung nicht trinkbar war. Die Gegend war absolut lebensfeindlich. Ich überlegte, ob ich ihm die schlechten Aussichten für 'sein kleines Stück vom Paradies' offenbaren sollte, entschied mich jedoch dagegen. Zum einen weil es nicht meine Aufgabe war, ahnhungslosen Siedlern aufzuzeigen, welchen Griff in die Kloschüssel sie mit ihrem Kauf getätigt hatten. Zum anderen weil ich seiner offensichtlichen Begeisterung kein jähes Ende bereiten wollte. Dafür würde dieser verdammte Planet früh genug sorgen. Stattdessen überprüfte ich die tatsächliche Planetare Lage.

"Ihre Parzelle liegt zwar in der subtropischen Zone, jedoch 7530 Kilometer von Main Town entfernt. Die nächste Siedlung, Crow Town, liegt 212 Kilometer von ihrem Grundstück entfernt. Ein Shuttle fliegt in drei Stunden von der Raumstation nach Crow Town. Sollten sie dieses verpassen, müssen sie weitere 24 Stunden warten, bis das nächste Shuttle dorthin fliegt. Übrigens entsprechen 24 Stunden auf Galamex 25,17 Stunden auf der Erde. Ich schicke ihrem ComPad ein entsprechendes Update mit den Einstellungen für ihre Zeitzone."

"Nicht nötig, ich habe mein ComPad bereits auf Galamex-Zeit umgestellt."

Naiv, aber immerhin nicht gänzlich unvorbereitet. Mein professionelles Lächeln wurde etwas sanfter.

"Wie alle neu eintreffenden Siedler erhalten sie bei ihrer Ankunft auf dem Planeten eine Standard-Überlebensausrüstung: Einen thermischen Schlafsack, eine stationäre und eine mobile Lampe, einen Allzweck-Kocher, eine Schaufel und eine Axt sowie Proviant für einen Monat. Zusätzlich zur Überlebensausrüstung haben sie noch folgende Gerätschaften erworben: zwanzig Solarpanele zur Stromerzeugung, eine Schubkarre und, äh..." Ich traute meinen Augen nicht und las den Eintrag auf der Liste nochmals durch. "Einen Erzverarbeiter?"

"Meine sprichwörtliche Goldschmiede", antwortete der junge Mann mit einem beinahe verträumten Lächeln. Ich überflog nochmals die Daten betreffend seiner Parzelle. Nicht der geringste Hinweis auf jedwedes Erzvorkommen - wie überall auf dem Planeten. Ich revidierte meine Meinung über ihn erneut: Er war nicht naiv, er war schlicht und ergriffen verrückt.

"Die Ausgabe der Ausrüstung in Crow Town ist gleich neben dem Shuttlehafen", fuhr ich trocken fort. Wie gesagt: Es gehörte nicht zu meinem Job, Neuankömmlingen ihre Dummheit (oder ihren Wahnsinn!) vor Augen zu führen - so sehr es mich innerlich auch schmerzen mochte, dass dieser sympathische, durchaus attraktive junge Mann ins eigene Verderben lief. "Ein Gleiter wird sie und ihre Güter zu ihrem Grundstück befördern. Danach sind sie auf sich gestellt. Haben sie noch Fragen?"

Er zögerte "Nu-nur eine", sagte er, während sein anfänglicher, ehrerbietender Gesichtsausdruck zurückkehrte. "Wü-würden sie es in Betracht ziehen, mi-mit mir, äh, Mittag zu essen?"

*** Cygnus ***

Ich konnte mein Glück nicht fassen. Unwillkürlich fragte ich mich, ob ich mich vielleicht noch im Cryoschlaf befand und dies alles nur ein Traum war. Auch wenn ich es besser wusste, da sich der künstlich induzierte Langzeitschlaf wesentlich von normalem Schlaf unterschied, einschliesslich der Tatsache, dass der Cryoschlaf aufgrund der mangelnden neuronalen Aktivität keine Träume zuliess, kamen mir die aktuellen Zustände absolut surreal vor.

Ich erinnerte mich noch gut an einen Artikel über Doppelgänger den ich mal gelesen hatte. Angeblich lebten zu jedem Zeitpunkt sieben Menschen irgendwo in der Milchstrasse, die einem zum Verwechseln ähnlich sahen. Über eine solche Ähnlichkeit in historischem Kontext sagte der Artikel jedoch nichts aus. Und doch sah die Frau vor mir genauso aus wie jene auf dem vierhundertjährigen Poster. Das ich bei meinem Abenteuer ausgerechnet einer Doppelgängerin der Schauspielerin aus dem zwanzigsten Jahrhundert über den Weg gelaufen war, war ein höchst eigenartiger, absolut unwahrscheinlicher Zufall. Ich glaubte nicht an Schicksal, aber ich war dennoch bereit, es zumindest als gutes Omen anzusehen.

"Ich glaube nicht, dass dies angebracht wäre", antwortete sie etwas verlegen. "Zudem endet meine Schicht erst in fünf Stunden. Bis dahin sind sie längst auf der Oberfläche."

"Da-dann vielleicht, äh, vielleicht ein anderes mal?"

Ihr Blick wurde etwas sanfter, vielleicht war darin sogar etwas Mitleid. Auf gewisse Weise empfand ich letzteres als verletzender als die Rückweisung meiner Einladung zum Essen. In diesem Augenblick erinnerte sie mich an meine Eltern. Ich wischte den Gedanken beiseite. Inzwischen hatte ich mich damit abgefunden, dass die meisten Menschen mich für einen armen fehlgeleiteten Irren hielten.

"Das dürfte schwierig werden. Ich lebe auf der Station und betrete den Planeten nie - ein Flug hin und zurück ist ziemlich teuer. Daher ist es wohl recht unwahrscheinlich, dass wir uns je wiedersehen werden."

Ich war mir nicht sicher, aber ich hätte schwören können, dass etwas Bedauern in ihrer Stimme lag.

"Na schön. Ein letzter Versuch. Sollten wir uns tatsächlich, entgegen jeglicher Wahrscheinlichkeit wiedersehen, werden sie dann mit mir essen gehen?"

Sie lachte, nicht abschätzig sondern tatsächlich amüsiert.

"Sie sind ganz schön hartnäckig, das muss ich ihnen lassen! Einverstanden: Sollten wir uns je wiedersehen, werde ich mit ihnen Essen gehen, Herr Montichiari."

"Eine letzte Sache noch, bevor ich ihren Schalter räume: Wie heissen sie?"

"Ornella. Ornella Rossi."

Fünf Stunden später, als die Frau aus meinen Träumen wohl gerade ihre Schicht beendete, kam der abgenutzte Gleiter am Ufer des Sees auf meinem Grundstück zum stehen. Der Fahrer, ein stämmiger Kerl mit osteuropäischem Akzent, stand auf und trat nach hinten in die Ladebucht. Der Erzverarbeiter nahm den Grossteil der Fläche in Anspruch, der Rest wurde von den Sonnenpanelen belegt.

"Hier ausladen?" fragte der Mann.

"Nur die Panele. Die Maschine brauche ich etwas weiter den Hügel hoch. Da sollte eine Höhle sein, in die sie reinpasst."

Ich gesellte mich zu ihm und half dabei, die Panele sowie die dazugehörigen Stromkabel zu entladen. Danach trottete ich neben dem Gleiter her, während der Mann ihn die leichte Steigung hinauf fuhr und ihn so hin manövrierte, dass sich dessen Ende der von mir genannten Höhle zuwandte.

"Zu schwer für uns. Muss Repulsoren verwenden." Er befestigte vier kugelförmige Geräte an meinem Erzverarbeiter und aktivierte sie mit seinem ComPad. Meine Maschine wurde etwa 30 Centimeter in die Luft gehoben. Dann liess er die Laderampe nach unten gleiten und schob den Erzverarbeiter mühelos in die Höhle. "Gut hier?"

"Perfekt!"

Nachdem er die Repulsoren wieder auf dem Gleiter verstaut hatte, streckte mir der Mann seine Hand entgegen.

"Übrigens, ich bin Borys." Ich schüttelte seine Hand. Sein Griff war fest und schon beinahe schmerzhaft. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.

"Sehr erfreut, Borys. Ich bin Cygnus. Darf ich mich noch erkenntlich zeigen? Wie lautet deine ID?" Ich kramte meinen ComPad hervor, um ihm etwas Geld zu überweisen, doch er winkte lächelnd ab.

"Du behältst dein Geld. Das Leben auf Galamex ist hart, und du wirst jeden Stellari brauchen."

"Wie du meinst, Borys." Ich blickte ihm nach, während er wieder in den Gleiter stieg. Bevor er jedoch losfahren konnte, deutete ich ihm an, die Scheibe runterzulassen. "Falls ich Material von hier nach Crow Town transportieren möchte, kann ich dich dann kontaktieren?"

Er hielt einen Augenblick inne. "Wie schwer?"

"Wieviel Gewicht kann dein Gleiter maximal tragen?"

"20 Tonnen. Ist aber teuer. 300 Stellari pro Transport."

"Das passt. Gib mir deine ID, damit ich dich kontaktieren kann."

Ich blickte dem Gleiter nach, wie er in der Morgendämmerung verschwand. Mein erster Tag auf Galamex 2 war angebrochen.

*** Ornella ***

"Es tut mir leid, Rossi, aber ihr Antrag auf Versetzung wurde abgelehnt."

Pamela Dysson, die Frau die vor mir sass, war mindestens doppelt so alt wie ich. Aufgrund der Leibesfülle vermutlich auch doppelt so schwer. Kein Wunder hatte sie ihr Büro im Null-G-Bereich der Station bezogen. Sie war die Stationsleiterin, oberstes Organ der Flotte im Galamex-System und daher meine höchste Vorgesetzte. Ich war von der Zurückweisung meines Versetzungsantrages, den ich eine Woche zuvor eingereicht hatte, nicht wirklich überrascht. Was mich jedoch ärgerte war die Tatsache, dass sie es offenbar nicht einmal in Betracht gezogen hatte, dieses ans Flottenkommando weiterzureichen. Nachrichten zur Erde benötigten mindestens 5 Tage, um ihr Ziel zu erreichen, solche mit niedriger Priorität (wie meine) eher 20 Tage. Ebensolange hätte eine entsprechende Antwort gedauert, Bearbeitungszeit nicht mit eingerechnet. Da ich also eine Antwort nach nur einer Woche seit Antragstellung erhalten hatte, konnte dies nur eines bedeuten: Sie, Pamela Dysson, hatte meinen Antrag abgelehnt. Sie hätte zumindest den Schneid haben sollen, das Kind beim Namen zu nennen, statt so zu tun als hätte eine höhere Instanz darüber entschieden. Entweder hielt sie mich für strohdumm, oder ihr war meine Meinung schlichtweg egal. Vermutlich traf beides zu.

"Wäre dann nicht zumindest eine interne Versetzung möglich, Commander?" fragte ich, meinen Ärger unterdrückend. Was auch immer ich von ihr halten mochte, sie hatte auf der Station nun mal das Sagen. "Ich bin deutlich überqualifiziert für meinen aktuellen Posten. Wären meine Fähigkeiten nicht besser für die Flugleitstelle geeignet?"