Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Das Leben ist Manchmal Seltsam 06

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Einerseits tat es mir tatsächlich etwas Leid. Aber nur für Peter, denn ich wusste, das er sich doch etwas zwischen den Stühlen, also zwischen Mama und mir, sah und ich kriegte ja mit, dass er sich irgendwie doch noch bemühte, etwas zu retten, was meiner Ansicht nach gar nicht mehr zu retten schien. Andererseits war ich aber auch logischerweise froh, dass sie es wohl doch nicht hinkriegten. Denn, grade auch nach dem Zwischenspiel mit Thorsten, merkte ich an mir selbst, dass Peter es war, was ich wollte.

Mama war mal wieder unterwegs. Ich bemerkte, dass sie neuerdings öfter Überstunden machte, oder sonstwie "dringend was zu erledigen" hatte. Das kannte ich eigentlich so gar nicht an ihr. Ich sah sie oft verstohlen mit ihrem Handy in der Hand. Würde ich es nicht besser wissen, sollte man meinen, dass sie etwas Anderes, oder besser, jemand Anderen am Start hätte. Aber das konnte ich mir ernsthaft nicht ganz vorstellen. Das wäre eigentlich nicht ihre Art.

Das sah ich mir eine Weile mit an und ich beschloss, Peter mal danach zu fragen, erwartete von ihm jetzt aber nicht wirklich eine vollständige Antwort.

Ich sprach Peter also drauf an und er bestätigte mir tatsächlich meinen Eindruck. Mehr noch, er erzählte mir, dass Mama wohl einen Anderen hätte. Jetzt war ich doch überrascht, das hätte ich Mama so nicht zugetraut.

Peter machte mir auch klar, dass er sich eine eigene Wohnung nehmen würde, wenn es so weiterginge mit Mama. Jetzt war ich nicht mehr überrascht, sondern leicht geschockt. Ich war nicht geschockt, wegen Mamas offensichtlicher Affäre, sondern mehr wegen dem eventuellem Auszug. Denn, wenn Peter wirklich ausziehen würde, was wäre dann mit uns, mit Peter und mir? Peter versuchte mir meine Bedenken auszureden. Es würde sich bei uns nichts ändern. Bald wäre ich 18 und ich könnte tun und lassen, was ich wollte. Und ich könnte jederzeit zu Peter, wann immer und solange ich wollte. Ich dachte bei mir: "Na ja, wie tröstlich." Ich konnte mir in dem Moment beim besten Willen nicht vorstellen, wie das ablaufen sollte.

Als Peter mich zu beruhigen versuchte, kam mir die Sache mit Thorsten wieder in den Sinn und ich begann, Peter davon zu erzählen. Während meiner Erzählung kam mir aber der Gedanke, dass ich grade etwas ganz Blödes tue. Peter würde sich enttäuscht von mir abwenden. Mama war grade dabei, die Ehe mit Peter endgültig in den Abgrund zu schubsen und jetzt komme ich auch noch mit Thorsten um die Ecke, auch wenn ich klar machte, dass ich Thorsten nie mehr wiedersehen würde, könnte und wollte. Wie, oder was sollte Peter denn da denken und fühlen?

Es kam anders. Ich begann zu weinen und fühlte mich schuldig, Peter auch noch im Stich zu lassen. Seinen Augen zufolge, lag ich mit meiner Vermutung wohl nicht ganz daneben. Aber Peter stand auf, kam zu mir und nahm mich verständnisvoll in die Arme. Er meinte nur, dass auch er mal 18 gewesen und mir nicht böse wäre. Ich konnte es ihm nicht ganz abnehmen. Aber Peter blieb dabei, was mich wunderte, aber auch beruhigte. Ich erkannte jetzt selbst wieder, wie wichtig es ist, miteinander offen zu reden. Am Anfang hatten Peter und ich ja nie miteinander geredet, was ja zu den bekannten Missverständnissen führte. Eine solche Offenheit schmerzt zwar manchmal, aber am Ende befreit sie auch. So weiß Jeder, woran er ist.

Soweit zur Theorie. Diese Theorie sollte einige Zeit später zur Realität werden. Ich war mit Freunden unterwegs und kam heim. Zuhause angekommen merkte ich, das eine seltsame Spannung in der Luft lag. Mama und Peter saßen in der Küche und ihre Gesichter verhießen nichts Gutes. Sie riefen mich zu sich und mein Eindruck bestätigte sich.

Sie erzählten mir, dass Mama wohl ihre Affäre zugab und Peter daraus seine schon mir gegenüber erwähnten Konsequenzen ziehen würde.

Obwohl ich ja sowas schon geahnt hatte, traf mich jetzt der Schlag. Peter würde ausziehen und Mama würde irgendwann mit dem Neuen auftauchen. Mir ging durch den Kopf, dass der Neue jetzt schon bei mir verloren hätte, weil er mir durch sein Erscheinen Peter vertrieben hätte.

Im Grunde war es also ein typisches "Zurück-zum-Anfang". Alles wieder von vorne. Peter ist weg und der Neue würde versuchen, mich mit irgendwelchen uninteressanten Entschuldigungen und sonstwas zu nerven. Ich hatte jetzt schon keinen Bock drauf und die Schnauze voll, obwohl ja noch gar nichts passiert war.

Bald ist mein achtzehnter Geburtstag und danach würde ich meine eigenen Wege gehen, wohin auch immer. Ich hatte wirklich von dem ganzen Hin und Her die Faxen dick. Es reichte mir endgültig.

Die Stimmung wurde nach diesem Outing natürlich nicht besser. Für mich wurde es noch schlimmer, denn Mama brauchte ihre Affäre ja nicht mehr zu verheimlichen. Sie traf sich ganz offen mit diesem Markus, was Peter natürlich mehr und mehr wurmte. Und mich auch.

Das Ganze ging soweit, das Mama kam und ging, wie es ihr grade beliebte. Peter wurde immer frustrierter, weil er wohl auch Probleme hatte, eine Wohnung zu finden. Ich wusste gar nicht, was daran so schwer sein sollte. Ich hatte damals doch noch gar keine Ahnung.

Das Ganze wirkte sich auch auf mich aus. Da Peter mehr mit sich selbst beschäftigt war und nervlich ziemlich angegriffen war, fühlte er sich nun von Allem und Jedes irgendwie genervt. Sogar mich pampte er mal an, nur weil ich versuchte, ihn mit Streicheleinheiten und liebevollen Worten aufzumuntern. Er entschuldigte sich zwar augenblicklich bei mir, aber die Stimmung ging so noch mehr in den Keller. Das wurde mittlerweile richtig zu einem Wechselspiel. Jeder nervte Jeden und fühlte sich von Allen genervt, was wiederum den jeweils Anderen nervte, und so weiter.

Ich hoffte inständig, dass die ganze Kacke endlich vorbei ist. Sehr viel länger würde ich diesen Quatsch nicht mehr aushalten wollen und können.

Ich vertraute mich Aishe, meiner damals besten Freundin an. In der Zeit war ich sehr oft bei ihr, einfach nur, um mich auszuheulen und mal wieder Luft zu kriegen. Das half mir ein wenig über die Zeit.

Peter und ich unterhielten uns viel über die unerträgliche Situation und waren uns einig, das wir uns keinen Keil zwischen uns treiben lassen wollten.

Nach ein paar Wochen hatte Peter die zündende Idee, in ein Hotel zu ziehen, um den ganzen Wirbel etwas zu entkräften. Er meinte, dass es das Beste wäre, auch für mich. Denn so könnte ich auch zu ihm, wann immer ich wollte und könnte so dem Ganzen wenigstens zeitweise entfliehen.

Es war für mich jetzt nicht unbedingt so wirklich die ultimative Lösung der Dinge, aber es wahr mir immernoch lieber als das, was momentan ablief. Um ehrlich zu sein, war mir mittlerweile so ziemlich alles egal und recht. Hauptsache, das ganze Hickhack würde endlich ein Ende nehmen, egal wie und egal, was hinterher käme.

Mama machte es sich da ganz einfach. Sie ging einfach zu ihrem Markus und war so außerhalb der Schusslinie. Manchmal hatte es den Anschein, als wäre ihr völlig wurscht, was mit Peter und mir passiert.

Peter zog tatsächlich in ein Hotelzimmer und meine anfänglichen Bedenken, dass Peter und ich nun auch mehr und mehr auseinandergehen würden, bestätigten sich nicht. Im Gegenteil, mit der Zeit bauten wir wirklich unser Verhältnis aus. Ich blieb des Öfteren über Nacht bei ihm und Beide schafften wir es mehr und mehr, wieder zur normalen Tagesordnung überzugehen, was uns Beide merklich guttat. Peter ging seiner Arbeit nach und ich machte meine Schule. Ich traf mich wieder, wie gewohnt, mit Freunden und meine Laune stieg wieder mehr und mehr.

Wenn ich dann mal zuhause war, war auch Markus ab und zu anwesend. Ich glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, dass er mich nur nervte und ich mich ihm gegenüber auch so verhielt. Wenn ich Peter davon erzählte, schmunzelte er immer hintergründig. Klar, denn wer sollte besser wissen, wie sowas bei mir aussieht, wenn nicht er.

Ein gutes Viertel Jahr später hatte Peter endlich eine passende Wohnung gefunden. Als er mir davon erzählte hätte ich vor Erleichterung und Freude im Kreis springen können. Endlich würde es jetzt mal wieder in halbwegs geordneten Bahnen weitergehen.

Und da ich ja in den vergangenen Wochen und Monaten selbst gesehen hatte, dass alle Ankündigungen und Versprechen von Peter wirklich eintrafen, hatte ich auch jetzt keinerlei Bedenken mehr, das er, oder vielleicht auch wir, den nächsten Schritt machen würden.

Ich durfte Peter zur Vertragsunterschrift begleiten. Anschließend würde er mir die neue Wohnung zeigen. Ich war gespannt, wie ein Flitzbogen und konnte es kaum erwarten. Dann war es soweit und als ich das neue Reich betrat, sprang sofort mein Herz in die Höhe. Groß, hell, freundlich, scheinbar unendlich Platz, super aufgeteilt und eigentlich viel zu groß für eine einzelne Person. Na ja, wenn mal die Einrichtung drin ist, würde sich wohl alles relativieren. Aber trotzdem sah Alles sehr vielversprechend aus.

Als Peter mich von Zimmer zu Zimmer führte, preschte wieder die Frau in mir hervor und ich begann im Geiste, die Wohnung einzurichten. Peter nahm es belustigt zur Kenntnis. Nach einer Weile unterbrach er meinen Einrichtungswahn mitten im Wort, indem er mich nahm und einfach leidenschaftlich küsste, bis ich still war. Als er so meinen Puls endlich mal runtergeküsst hatte und mich loslies, merkte er mit lachendem Gesicht an, dass er schon wüsste, wie er die Wohnung einrichten würde und dass ich noch Zeit genug hätte, meine Ideen einzubringen. Ich wäre schließlich noch so oft und lange da.

Ich stutzte kurz und sah im in die Augen. War schon lange her, dass ich Peter habe lachen sehen. Und seine Augen strahlten auch wieder.

Als ich seine letzte Bemerkung hörte, das ich noch so oft da wäre, wollte ich schon fragen, ob ich mit ihm zusammen einziehen dürfte, aber das verkniff ich mir, erstmal. Ich glaube, Peter war bestimmt froh, nach diesem monatelangem Chaos einfach mal zur Ruhe kommen zu können. Er hatte ja Recht, ich würde ja noch so viel Zeit bei ihm verbringen. Dessen konnte er jetzt sicher sein.

Spätestens ab dem Zeitpunkt gab es nichts mehr, was mich von ihm hätte abhalten können. In diesem Sinne war das Thema Männer für mich endgültig gelaufen, auch wenn ich noch so jung war. Nur Peter selbst hätte noch einen Strich unter uns machen können.

Seit Peters Auszug ins Hotel gingen wir Beide auch mehr und mehr dazu über, uns beim Namen oder Kosenamen zu nennen, auch in der Öffentlichkeit. Es ging uns einfach leichter von den Lippen und es bürgerte sich quasi wie von selbst nach und nach ein. Ach ja, und nebenbei erwähnt, wir lebten unsere Intimitäten in vollen Zügen aus. Es verging eigentlich kein einziger Tag, an dem wir in seinem Hotelzimmer nicht zusammen waren. Um es mal etwas unfein, aber treffend auszudrücken, wir vögelten uns die Seelen aus dem Leib.

Mit Markus wurde es eher schlimmer, als besser. Seine ewigen flapsigen Bemerkungen über Peter und seine ewigen Versuche, mich zu gängeln, nervten nicht nur, sondern brachten mich zeitweilig richtig in Rage. Ihm passte es nicht, das ich mittlerweile mehr Zeit bei Peter, als zuhause verbrachte. Er ließ keine Gelegenheit aus, sich über ihn auszulassen, obwohl er merken musste, das bei mir mehr und mehr die Lunte brannte. Zum guten Schluss versuchte er noch, mich mit irgendwelchen Vorhaben so einzuspannen, das ich praktisch gar keine Zeit mehr gehabt hätte, zu Peter zu gehen. Markus wollte mich offensichtlich davon abbringen. Aber das konnte er getrost vergessen. Und Mama? Wenn ich geglaubt hätte, in irgendeiner Form von ihr unterstützt zu werden, wäre das Einer meiner größten Irrtümer gewesen.

Einmal schrie ich sie sogar an, ob sie nicht sehen würde, was ihr Markus bei mir abzieht. Aber Mama zuckte nur mit den Schultern. Markus würde es doch nur gut meinen. Gut? Mit wem? Mit mir bestimmt nicht, höchstens mit sich selbst.

Bei einer anderen Gelegenheit zog Markus richtig über Peter her. Fast hätte ich Peter angerufen, damit er mal vorbei käme, um Markus mal zu erklären, wo der Hammer hängt. Aber ich tat es nicht, sondern platzte aus: "Jetzt pass mal auf, du Vogel. Peter lässt nicht seine Frau im Urlaub sitzen, um mit einer Urlaubsbekanntschaft durchzubrennen. Er macht sich Gedanken über unsere Familie und reißt sich bei Mama umsonst den Arsch auf. Du hast ja nicht mal den Arsch in der Hose, bei deiner eigenen Frau dazu zu stehen und lässt dich am Telefon verleugnen. Und jetzt halt endlich deine blöde Klappe und lass Peter in Ruhe."

Mit diesen Worten packte ich einige Sachen und verließ mit krachender Wohnungstür die Wohnung. Ich hielt es da einfach nicht mehr aus und wollte weg, nur noch weg. Weg von Mama, und vor Allem weg von diesem Blödmann. Noch ein einziges Wort von ihm über Peter und ich hätte dem Vollidioten irgendwas über seine dämliche Rübe gezogen.

Bei meinem Sturm aus dieser Bude vernahm ich noch so etwas wie "zickige kleine Göre" von Markus. Ich stockte kurz und überlegte, nochmal zurückzukommen, aber ich ließ es. War auch besser so, keine Ahnung, was sonst passiert wäre.

Draußen auf der Strasse ließ ich erstmal einen Brüll, den man wahrscheinlich bis zum Nordpol hören konnte. Meine ganze Wut schmiss ich in diesen Brüll. Einige Leute, die zufällig vorbeikamen, schauten mich an, als wäre ich eine Umweltkatastrophe, was mir aber mal sowas von egal war.

Das war der berühmte eine Tropfen zuviel, der das Fass endgültig zum überlaufen brachte und mich genauso endgültig zu Peter trieb. Der grinste sich nur eins, wenn ich ihm von meinem Verhältnis zu Markus erzählte. Er ließ mich machen, denn er kannte mich ja in solchen Situationen. Er mischte sich auch nicht ein. Nicht weil es ihm, wie wohl Mama, egal war. Nein, er konnte sich lebhaft vorstellen, das Markus von mir von Morgens bis Abends mit Worten richtig Dresche bekam.

Und Peter machte das, aus meiner Sicht, einzig Richtige. Er nahm mich einfach wortlos in die Arme und holte mich so wieder runter.

Es kamen jetzt zwei turbulente Wochenenden auf uns zu. Zum Einen Peters Einzug in die neue Wohnung und eine Woche später mein heiß ersehnter achtzehnter Geburtstag, der natürlich etwas größer ausfallen sollte, als üblich.

Der Umzug kam. Ein Kollege von Peter half uns. Uns, das heißt Peter und ich. Markus hatte sich wohl auch angeboten, was Peter aber dankend ablehnte. Der Idiot wollte wohl ganz sicher gehen, das Peter jetzt wirklich weg wäre.

Mein Tagesablauf in der Zeit ist schnell beschrieben. Bei Peter übernachten, zur Schule gehen, nach der Schule zu Peter zum Helfen. Danach kurz nach Hause, Markus seine tägliche Dosis Breitseite geben und wieder ab zu Peter. Auch die Zeit, die ich zum Lernen brauchte, verbrachte ich bei Peter. Da hatte ich wenigstens meine Ruhe und ich hatte in Peter immer Jemanden, der mir auf vernünftige Fragen vernünftige Antworten gab.

So verging die Woche bis zu meinem Geburtstag sehr schnell.

Der Geburtstag war, kurz gesagt, der gnadenlose Hammer. Wir hatten einen Saal mit einem Caterer gemietet. Ein paar Bekannte aus meiner Schule hatten eine Band und sie erklärten sich kurzerhand bereit, für Musik zu sorgen. Für umsonst, quasi als Geburtstagsgeschenk. Fast Alle, die ich eingeladen hatte, kamen. Teilweise waren auch die Eltern dabei, die ich Alle kannte. Die aber verdrückten sich lieber in eine ruhigere Ecke des Saals und ließen uns jungen Leute machen. Ab und zu, wenn ich mal zu ihnen schaute, sah ich nur belustigte Gesichter, die sich wohl an ihre eigene Jugendzeit zurückerinnerten.

Kurz vor Mitternacht wurde ich von einem Kumpel nach draußen gerufen. Dort würde wohl Jemand auf mich warten. Ich vermisste Niemanden und war neugierig. Draußen angekommen, schlug meine Neugier in Genervtheit um. Markus stand da, mit einem Geschenk in der Hand. Er gratulierte mir und wollte mich umarmen. Das aber ging mir entschieden zu weit. Zur Abwechslung begriff er mal auf Anhieb und ging wieder. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich mich überhaupt bedankt hatte, wie es artige Mädchen nunmal so tun. Ist auch egal. Ich, als "zickige kleine Göre" tue sowas eben nicht. Das Geschenk schmiss ich ungeöffnet in den nächsten Mülleimer. Ich weiß bis heute nicht, was drin war und es interessiert mich auch nicht. Und, da es niemand bemerkte, fragte auch niemand danach, noch nicht mal Markus selbst. Und selbst wenn er gefragt hätte, hätte ich ihm höchstens erklärt, in welcher Mülltonne er es wiederfinden würde, wenn die Stadtwerke es nicht schon abgeholt und auf die nächste Deponie geschmissen hätten.

Irgendwann begannen sich die ersten Leute zu verabschieden. Einige wurden von ihren Eltern abgeholt, Andere gingen in Grüppchen wahrscheinlich noch irgendwo hin zum Weiterfeiern. Wieder Andere blieben noch länger. Es waren die üblichen Verdächtigen, die typischen Klebhosen, die nie ein Ende finden. Als Peter sie so langsam freundlich hinauskomplimentierte, motzten Einige auch noch. Ich kam Peter etwas zu Hilfe und auch die Letzten lösten sich allmählich auf.

Nur noch Peter, Mama und ich waren da. Ehrlich gesagt, ich hätte noch stundenlang weiterfeiern können. Ich war quasi grade so schön auf Betriebstemperatur. Aber wie heißt es so schön? Man soll gehen, wenn es am schönsten ist.

Ich stand kurz vor dem Gabentisch, der gefühlt bis zur Hallendecke gestapelt war. Mein Gott, wann soll ich das Alles durchsehen und mich bei jedem Einzelnen noch bedanken? Erstmal fingen wir mal damit an, die Geschenke in Peters Auto zu packen. Währenddessen kam Markus und wartete im Auto sitzend auf der anderen Straßenseite. Er wagte nicht, auszusteigen. "So ein feiger Hund", dachte ich mir. So feige wäre Peter sicher nicht.

Wir waren fertig mit Einräumen und verabschiedeten uns von Mama mit Bussi-Bussi.

Wir stiegen ins Auto. Peter winkte beim Einsteigen Markus zu: "Guten Abend, Herr Sandholz." Das Gesicht von Markus fiel in die Länge und er guckte weg. HA HA, upps, das war ganz nach meinem Geschmack. Hätte ich Peter gar nicht zugetraut. Ich fand ´s cool. Soweit zum Thema Feigheit.

Zuhause bei Peter angekommen, machte sich jetzt so langsam doch die Feier bemerkbar und so brauchte ich nicht lange, bis ich in Peters Doppelbett fiel und sofort einschlief.

Jetzt war ich 18, endlich endlich 18.

Als ich aufwachte war es schon fast Mittag. Ich stand auf und ging in die Küche. Peter hatte schon längst den Frühstückstisch gedeckt. Also setzte ich mich dazu und wir frühstückten. Wir unterhielten uns über die Feier und ich bedankte mich zum xten Mal bei Peter. Die Feier war wirklich Mega.

Und Peter fragte mich nach meinem Verhältnis zu Markus. Ich erzählte ihm, wie schon so oft, einige Begebenheiten und meine Reaktionen darauf. Und Peter bat mich tatsächlich, Markus eine Chance zu geben, weil er vielleicht doch gar nicht so übel wäre. Letztendlich könnte er ja nichts für Mamas und seinem Problem und er hätte ja nur die Gunst der Stunde genutzt, die Mama ihm eingeräumt hätte. Ich reagierte nur verständnislos. Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein.

Und Peter merkte an, das wir Beide eigentlich ja auch nicht besser wären, ehrlich gesagt. Na ja, da hatte er Recht. Ob es Mama nun wollte, oder nicht, wir hatten Mama hintergangen. Das konnte man drehen und wenden, wie man wollte. Irgendwie kam in mir die Frage hoch, ob es wirklich richtig war, was Peter und ich angefangen hatten. Und ich fragte Peter danach. Ich weiß nicht warum, aber grade bekam ich Gewissensbisse gegenüber Mama. In diesem Sinne musste ich mir mal die Frage stellen, was ich Mama und auch Markus eigentlich vorwarf. Doch eigentlich nichts Anderes, als das was Peter und ich schon viel länger taten. Darüber aber redete niemand.

Oha, bricht jetzt aus mir der Gerechtigkeitswahn aus?

Peter gab mir zwar Recht, bezog sich selbst aber im gleichen Atemzug mit ein, denn er, als erfahrener Erwachsener, hätte es stoppen können, oder sogar müssen. Also entschieden wir uns, das wir Beide nicht ganz unbeteiligt waren und wenn Jemand Schuld wäre, dann wir Beide.