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Der Ha(a)rem 01

Geschichte Info
Jeder hat ein Geheimnis.
12.8k Wörter
4.7
5.8k
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Disclaimer:

Die Geschichte behandelt, wenn auch nicht ausschließlich, vorwiegend den Fetisch für (lange Kopf-)Haare. Ohne entsprechende Neigung wird sie vermutlich wenig ansprechend sein.

Wie immer freue ich mich über Kritik, Wünsche & Anregungen!

Robert

Robert war froh darüber, dass das Wochenende vorbei war und an seinem Schreibtisch Platz nehmen konnte. Simone hatte ihn dazu überredet, besser gesagt genötigt, eine Cocktailparty für sie und ihre Freundinnen zu schmeißen. Er durfte Cocktails servieren und jeden noch so albernen Essenswunsch der Gäste auf seinem Grill zubereiten. Wie sehr er es hasste, seine Frau und die anderen Damen, die sich etwas auf Geld und Status einbildeten, beim Gackern über belanglose Themen und dem Lästern über die Frauen, die keine Zeit hatten zu kommen, zu beobachten und zuzuhören.

Simone wusste das natürlich, was es für sie noch reizvoller machte.

Robert war seit über 25 Jahren mit Simone verheiratet. Sie war attraktiv gewesen, hatte aber schon immer einen fragwürdigen Charakter. In der Hoffnung, dass sie mit dem Alter reifer wurde, hat er sie dennoch geheiratet. Diese Hoffnung hatte sich nicht erfüllt - eine Andere jedoch schon. Simones Vater war Inhaber eines kleinen, aber sehr erfolgreichen Unternehmens, bei dem er Karriere machte und sich über die Jahre zum Geschäftsführer hochgearbeitet hatte. Und während seine Ehe von Feindseligkeiten seiner Ehefrau geprägt war, pflegte er zu seinem Schwiegervater ein exzellentes Verhältnis.

Leider bedeutete dies, dass Privat- und Geschäftsleben unweigerlich miteinander verbunden waren. Simone war sich dessen ebenfalls bewusst. So genoss sie es, ihn bei jeder Gelegenheit zu demütigen, bloßzustellen oder schlichtweg zu nerven. Und Robert blieb nichts anderes übrig, als diese zu schlucken.

"Schlechte Laune?", begrüßte ihn Heike mit zwei Kaffeetassen in der Hand. Dankend nahm er sie in seine Hände.

"Cocktailparty", sagte er knapp in mürrischer Tonlage. Heike erwiderte ein Grinsen, was ihm ebenfalls ein Schmunzeln abrang.

Heike war einige der wenigen positiven Dinge in seinem Leben, die er SImone zu verdanken hatte. Sie war Simones langjährige Friseurin und Freundin, zumindest Simones Empfinden nach, gewesen. Als ihr Salon Pleite ging und sie vor dem finanziellen Ruin stand, hatte Simone ihn dazu gedrängt, sie in irgendeiner Weise anzustellen. Widerwillig, aber machtlos, war er der "Bitte" seiner Ehefrau nachgekommen. Das war vor knapp 3 Jahren gewesen und Robert war begeistert von ihrer Entwicklung. Heike zeigte sich nicht nur fleißig, sondern auch sehr begabt und war so ein echter Gewinn für das Unternehmen. Im Posten der Abteilungsleiterin war sie bei ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zwar nicht sehr beliebt, er hatte jedoch ein exzellentes Verhältnis zu ihr aufgebaut. Vermutlich bewertete er ihre unnachgiebige und akkurate Art aus seinem Blickwinkel positiver als die Leute, die sie zufrieden stellen mussten. Die Ergebnisse sprachen aber eindeutig für Heike.

Obwohl Heike durchaus durchklingen ließ, dass Simones aufbrausende Art auf wenig Gegenliebe bei ihr stieß, versuchte Robert das Thema so gut es ging zu vermeiden. Nicht, dass sich Heike versehentlich verplapperte, wenn sie das nächste Mal bei Ihnen zuhause wäre, um Simones unrealistischen Anforderungen an einen Haarschnitt gerecht zu werden.

Dies diente seinem und auch Heikes Schutz. Seiner Einschätzung nach war Simone genauso wenig Freundin für Heike, wie sie Ehefrau für Robert war und die soziale Beziehung nur den Umständen geschuldet war.

Er nippte an seinem Kaffee.

"Nun - was steht an die Woche?"

"Ich bin noch mit dem Frankreich-Projekt beschäftigt. Zudem sind die ersten Bewerbungen auf die ausgeschriebene Stelle eingegangen. Ich hab sie dir vorsortiert und mir erlaubt, ein paar Bemerkungen zu machen."

Robert blickte auf den kleinen Stapel ausgedruckter Dokumente. Sie musste an diesem Montag sehr früh mit der Arbeit begonnen haben.

"Dann will ich dich gar nicht länger aufhalten", sagte er und Heike nickte verständnisvoll. Sie drehte sich um und marschierte aus seinem Büro.

Robert sah ihr noch kurz nach.

"Ach ja, Heike..."

Sie drehte ihren Kopf über die Schulter zu ihm.

"Danke", sagte er in voller Ehrlichkeit.

"Nicht dafür", sagte sie lächelnd und verließ den Raum.

Corinna

Corinna räumte das letzte Kleidungsstück in ihren neuen Kleiderschrank. Zufrieden blickte sie in den leeren Karton auf dem Boden. Es war der letzte Umzugskarton, den sie ausgeräumt hatte, und sie fühlte sich nun, als sei sie nun final in ihrem neuen Leben angekommen. Die letzten Monate hatten ihr Leben auf den Kopf gestellt. Sie hatte auf einem Wochenendausflug mit ihren Freundinnen aus der Heimat Jan kennengelernt und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Sie hatte beinahe jedes Wochenende zwei lange Bahnfahrten auf sich genommen, um ihn zu sehen, bevor der Entschluss stand, zu ihm zu ziehen, sobald sie mit ihrem Studium fertig war. Kurze Zeit später war es so weit.

Jan war der Typ Mann, von dem sie dachte, ihn niemals zu bekommen. Er war witzig, lebenslustig und selbstbewusst. Sie fand ihn fast beängstigend gut aussehend, immer im Zweifel, ob sie seinen Ansprüchen genügte. Typen wie er waren normalerweise nicht mit Frauen wie ihr zusammen. Umso glücklicher war sie darüber, dass sie scheinbar etwas in ihm ausgelöst hatte.

Jan hatte einen gut bezahlten Job, über den er nicht viel redete, und sie zog zu ihm in das Haus, das für ihn alleine viel zu groß war. Doch sie wäre auch zu ihm in eine 2-Zimmer-Wohnung gezogen. Seine Herkunft hatte nichts mit ihren Gefühlen zu tun.

Ihre Freundinnen hatten Zweifel an ihrer Entscheidung, selbst an Jan, geäußert. Dies machte sie wirklich wütend, wenn sie daran dachte, wie glücklich sie war, seit sie ihn kennen gelernt hatte. Die Zweifel, dass er der Richtige für sie war, teilte sie nicht und taten ihr weh. Immerhin hatte es ihr die Entscheidung, wegzuziehen, einfacher gemacht. Und hier war sie nun.

Sie hatte das Chaos geordnet und sie hatte das Gefühl, dass es ihm gut tat, wenn eine Frau in seinem Leben war. Sie war bereit, das neue Kapitel in ihrem Leben zu schreiben. Seit 2 Monaten lebte sie nun mit ihm, zumeist zwischen Kartons, was Jan im Gegensatz zu ihr nicht zu stören schien.

Jan war allgemein gemütlich und nicht sehr ordentlich, was wohl vorrangig daran lag, dass er viel Zeit in seinem Job verbrachte. Und obwohl sie keinen finanziellen Druck hatte, wollte sie unbedingt in ihrem neuen Lebensabschnitt auch in das Arbeitsleben starten.

Sie umarmte Jan, der ihr einen Kuss auf die Stirn gab.

"Ich bin so glücklich", sprudelte es aus ihr heraus.

"Ich auch", antwortete er ihr in gewohnt kurz angebundener Manier.

"Wollen wir heute Abend den Beginn unseres neuen Lebens zusammen feiern?", sagte Corinna in freudiger Erwartung.

"Heute? Heute ist eher schlecht - ich habe mich für heute mit den Jungs verabredet."

Corinna war etwas enttäuscht darüber, aber sie wusste ja, wie gern er Zeit mit seinen Freunden verbrachte.

"Oh okay", sagte sie und verbarg dabei ihre Enttäuschung.

"Lass uns das nachholen", sagte er darauf und damit war sie einverstanden.

"Und am Wochenende würde ich dich gerne meiner Mutter vorstellen."

Corinna umarmte ihn. Das bedeutete, dass es ihm ebenfalls ernst war.

Wieder wurden ihr einige Zweifel genommen, ob sie wirklich gut genug für ihn war.

Heike

Heike hatte natürlich den quälenden Unterton in Roberts Stimme bemerkt. Verwundert war sie darüber nicht. Sie kannte Simone nur zu gut. Seit Jahren schenkte sie ihr das Vertrauen, wenn es um ihre Haare ging und natürlich nutzte Simone die Zeit dafür aus, um über alles und jeden, was ihr nicht in den Kram passte, abzuledern. Heike hatte sich nicht selten gefragt, ob Simone hinter ihrem Rücken ebenfalls derart niveau- und respektlose Äußerungen über sie von sich gab, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, dass es jemanden schlimmer traf wie den armen Robert. Deshalb bevorzugte sie es lieber die liebens- und vertrauenswürdige Friseurin zu mimen, die zu einer Art Freundin wurde. Immerhin hatte er ihr diesen Job beschert, der sie gerettet hatte. Auch wenn sie sich sicher war, dass Simone erwartete, dass Heike scheitern würde und Robert so einen Klotz ans Bein zu binden.

Doch diese Genugtuung konnte und wollte sie dieser unsäglichen Dame nicht gönnen. Das war ein Grund für Heikes unbändigen Arbeits- und Leistungswillen. Der andere war, dass Robert sie mit offenen Armen empfangen hatte. Er hatte sie nicht als Ballast betrachtet und ihr eine faire Chance geboten, welche sie letztendlich nutzen konnte. Es war nur fair, dieses Vertrauen an Robert zurückzuzahlen, der selbst unter den widrigen Umständen stets freundlich und respektvoll war.

Mit der Zeit hatte sie ihn besser kennen gelernt. Dabei wurde ihr Eindruck stets positiver. Es nötigte ihr einige an Respekt ab, wie positiv Robert blieb, obwohl er sich in einer derart verzwickten Situation befand. Keiner ihrer Kollegen konnte sich das Ausmaß der Negativität vorstellen, die sich Robert in seinem Privatleben ausgesetzt sah, da er davon niemandem etwas zeigte. Niemandem, außer ihr. Vermutlich ahnte er, dass sie mehr wusste, als sie ihm gegenüber sagte.

Robert tat ihr unfassbar leid. Er war ein charmanter und höflicher Mann, zudem für ihren Geschmack unheimlich gutaussehend. Es fiel ihr schwer zu akzeptieren, dass er in dieser Situation gefangen war.

Je mehr sie ihn kennenlernte, desto mehr verfiel sie ihm.

Anfangs hatte sie sich nur gewundert, wie Simone einen solchen Mann so behandeln konnte. Mit der Zeit schlug das Ganze in regelrechten Hass um.

Sie hatte ihn nicht verdient. Robert verdiente eine Frau, die ihm gerecht wurde.

Und während sie noch an seinen Gesichtsausdruck von heute Morgen dachte, drifteten ihre Gedanken in ihre Fantasiewelt ab.

In dieser Welt schmiegte sie sich an seine Brust, während er sie fest an sich drückte.

Die traurige Erkenntnis, dass es nie so weit kommen würde, holte sie in die Realität zurück.

Jan

Jan stellte sein Mittelklasse-Coupe auf dem kleinen Waldparkplatz ab. Es war der Ort, den er schon so oft aufgesucht hatte. In ein- und in Zweisamkeit. Der Ort war tagsüber kaum und nachtsüber gar nicht frequentiert. Die Chance, hier von jemandem gesehen zu werden, ging gleich null.

Er atmete durch. Seit einiger Zeit hielt er sein Smartphone in den Händen, ohne dies zu bedienen. Der Bildschirm zeigte seit Minuten die gleiche Meldung an.

"Kontakt Larissa wirklich löschen?"

Sein Finger hatte den Bildschirm über der "Ja"-Schaltflächen beinahe berührt, da hatte er ihn doch ruckartig zurückgezogen.

Er war kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Larissas Kontakt zu löschen bedeutete sie vermutlich nie wieder zu sehen. Er hatte darauf hingearbeitet, um an diesen Punkt zu kommen. Und mehr denn je, fragte er sich, ob er das wirklich wollte.

Jan kam aus einem reichen Elternhaus. Sein Vater starb, als er noch klein war, und seine Mutter erbte sein ganzes Vermögen. Mehr Geld, als die beiden in drei Leben ausgeben konnten. Seine Mutter war fortan bemüht darum, dass aus ihm "etwas wurde". Seine schulischen Leistungen waren maximal ausreichend, eine Ausbildung brach er ab. Seine Mutter war nicht glücklich darüber, doch sie unterstützte ihn stets weiter. Es tat ihm weh, sie so enttäuschen zu müssen, doch er hatte sich zu sehr an das sorgenfreie Leben gewöhnt. Seine Mutter konnte dies akzeptieren, doch es gab eine Sache, die ihr wichtiger war als alles andere:

Eine Frau an seiner Seite. Hübsch und gebildet sollte sie sein. Anständig und kein "Flittchen". Jan konnte sich nicht daran erinnern vor Corinna jemals mit einer Frau zusammen gewesen zu sein, die diese Kriterien erfüllte. Weder die losen Beziehungen in seinen frühen zwanzigern, von denen einige sogar das zweifelhafte Vergnügen zuteil wurde, Jans Mutter kennenzulernen um dann festzustellen, dass diese nicht willkommen waren noch, und insbesondere, Larissa, mit der er die letzten Jahre verbrachte.

Jan liebte diese Frau. Nicht im romantischen Sinne, sondern ihre Art. Sie war optisch weit davon entfernt, eine Traumfrau zu sein. Allein ihre Körperfülle wäre Grund genug für Jans Mutter gewesen, die Beziehung abzulehnen. Doch es gab nichts, was Larissa nicht mitmachte. Ihre Lust war beinahe unersättlich. Keine Praktik war ihr zuwider und sie war immer neugierig darauf, Neues auszuprobieren. Jan hatte schnell gelernt, ihre masochistischen Fantasien zu bedienen. Es war kein Jahr her, da betranken sie sich keine 10 Meter von seinem aktuellen Standort gemeinsam. Anschließend führte er sie nackt, geführt an einer Hundeleine durch den Wald.

Nur einen Tag später fickte er sie auf demselben Parkplatz, während Jan ihr dabei zusah, wie sie einem Fremden den Schwanz blies. Von all den versauten Dingen hatte sich diese Erfahrung am meisten in sein Gedächtnis gebrannt.

Er konnte es kaum erwarten, diese Dinge immer weiter zu treiben. Bis ihm seine Mutter ein Ultimatum setzte.

Sie wollte eine Schwiegertochter und zwar bald. Und Jan wusste, dass dies nicht Larissa sein kann. Er war auf das Geld angewiesen. Sie ließ ihm keine Wahl. Und so war es an der Zeit, die Beziehung zu Larissa zu beenden.

Sein Weg führte ihn zu Corinna . Er mochte sie wirklich. Sie war nett und hübsch, ohne besonders aufzufallen. Zeit mit ihr zu verbringen, fiel ihm leicht, da sie unkompliziert war. Und vor allem erfüllte sie die Erwartungen seiner Mutter, was ihm sein Leben weiterhin sichern sollte.

Es fiel ihm nicht leicht, Corinna so zu "benutzen". Sie hatte es nicht verdient und deshalb beschloss er, sein Leben nun fortan wirklich zu ändern.

Larissa war die Vergangenheit. Corinna die Zukunft.

Und so drückte er nach langem Zögern schließlich auf "Ja".

Robert

Das Gespräch mit Heike hatte ihm gut getan. Sie schaffte es irgendwie immer, seine Laune anzuheben. Er hatte sie wirklich zu schätzen gelernt und rügte sich selbst dafür, im Bezug auf Sie voreingenommen gewesen zu sein. Vermutlich dachte er, von Simone kann nichts Gutes kommen. Doch Heike war nicht wie die Möchtegern "desperate housewives" wie der Rest von Simones Bekanntschaften. Sie war normal und bodenständig, von ihrem Einsatz mal ganz abgesehen.

Sie war sicher eine attraktive Frau mit einer schlanken und sportlichen Figur. Als ehemalige Friseurin verstand sie es, ihr Äußeres zu pflegen und ihr Make-up war immer gut gewählt, ohne billig zu wirken. Soweit ihm bekannt war, gab es keinen Partner in Heikes Leben und er würde sich nicht wundern, wenn sie viele Verehrer hätte. Sich selbst zählte er hierbei nicht dazu. Heike hatte zwar einen super Körper und ihre eindringenden, grünen Augen hatten eine gewisse Anziehung und die großen weißen Zähne bildeten ein geheimnisvolles Grinsen, wenn sie aus ihrem breiten Mund hervortraten. Doch die aschblonden Haare, die sie zu einem Pixie frisiert hatte, bei dem sie regelmäßig die Seiten auf eine viel zu kurze Länge trimmte, waren gar nicht sein Geschmack. Was vielleicht besser so war, ansonsten wären ihm sicher schon einige falsche Gedanken gekommen.

Er ließ sich in den Sessel fallen und nahm den Stapel Papiere in die Hand. Heike hatte sie sorgfältig zusammengestellt, auf jedem klebte ein kleiner Notízzettel mit ihrer Einschätzung. Sie hatte ein gutes Gespür für Mitarbeiter entwickelt und er konnte sich fast blind auf sie verlassen. Er nahm diejenigen an, bei denen Heike in Grün positive Anmerkungen gemacht hatte und überflog sie. Selbiges machte er mit den Neutralen - die mit roter Schrift markierten Dokumente legte er ungesehen beiseite. Er stellte Heike einen Termin ein, um mit ihr nach dem Mittag zu besprechen, wen sie einladen wollten.

Der Vormittag verstrich und Robert genoss die Ruhe, die sein Büro ihm bot. Die Mittagspause kam schneller, als er bemerken konnte und er lehnte sich für einen Moment zurück.

Dabei fiel sein Blick auf den Stapel, den er achtlos auf die Seite seines Schreibtisches geworfen hatte. Der Notizzettel auf dem obersten Deckblatt zeigte "Keine Berufserfahrung" in roter Schrift und war über ein großes Bild einer Bewerberin geklebt.

Er lehnte sich nach vorne und griff die zusammen getackerten Seiten.

Das Bild auf dem Deckblatt war ungewöhnlich groß gehalten. Er blickte in das Gesicht einer jungen Frau, Robert schätzte sie auf Mitte 20, die ihn mit braunen, freundlichen Augen anblickten. Sie hatte ein rundes Gesicht und schmale Lippen. Es schien als trage sie kein Make-up, was sie entsprechend natürlich wirken ließ.

Doch was seine Aufmerksamkeit erregte, war etwas anderes. Dicke, braune Strähnen umrahmten ihr Gesicht und fiel ihr über den Oberkörper. Das Bild war oberhalb der Brüste abgeschnitten, so dass er nicht sehen konnte, wie lang ihr Haar war. Dies ließ Raum für entsprechende Vorstellungen. Ihr glattes Haar wirkte sehr gepflegt und es war traumhaft anzusehen.

Robert schaute minutenlang darauf und entschied sich, die Dame näher kennenlernen zu wollen.

Corinna

Jan hatte bereits früh das Haus verlassen, sodass Corinna das Bad ganz für sich hatte. Sie duschte ausgiebig und im Anschluss widmete sie sich ihrem Styling. Für gewöhnlich bevorzugte sie es pragmatisch: Ungeschminkt, die langen Haare zum Dutt und ein einfaches Shirt. Doch das war ihrem ersten Vorstellungsgespräch natürlich nicht angemessen. Es war die Stelle, bei der sie am wenigsten eine Antwort erwartet hatte, da es etwas ambitioniert war, sich darauf zu bewerben. Dementsprechend wollte sie natürlich sicherstellen, dass alles passt.

Sie hatte ihre ohnehin glatten Haare nach dem Föhnen noch einmal nach geglättet und einen sauberen Mittelscheitel gezogen. Zufrieden betrachtete sie das Ergebnis. Wenn es eines gab, was sie an sich mochte, waren es ihre Haare. Sie musste zwar einiges in die Pflege investieren, doch das Ergebnis war es wert. Sie hatte volles und dickes Haar, um das sie von vielen ihrer Freundinnen beneidet wurde. Ein kürzlicher Friseurbesuch hatte dafür gesorgt, dass jede einzelne Spitze ihrer Mähne gesund war. Sie warf es über die Schulter in den Rücken. Wie ein Vorhang legte sich ihr braunes Haar darauf und endete knapp, und auf einer Länge gerade abgeschnitten, über ihrem Hintern.

Sie wählte eine schlichte blue Jeans und eine schwarze Bluse, die einen kleinen Teil des Dekolletes ihrer 80C-Brüste zeigte und ihr kleines Bäuchlein gut kaschierte. Sie blickte auf die Uhr und hatte reichlich Zeit, was sie beruhigte.

Dann fuhr sie los und atmete noch einmal tief durch, bevor es losging.

Sie war aufgeregt, als sie den Raum betrat und auf dem Stuhl Platz nahm. Sie führte das Gespräch mit einem Mann, dem Geschäftsführer, sowie einer Frau, die Abteilungsleiterin für die ausgeschriebene Stelle war.

Der Mann wirkte locker und freundlich, stellte ihr eher Fragen zu ihrem Lebenslauf, Hobbies und Erfahrungen, während die Frau sehr ins Detail ging, was ihre Fähigkeiten betraf.

MIt der Zeit fühlte sie sich im Gespräch mit ihr immer unwohler, da sie viele Fragen nicht wirklich beantworten konnte, was sie zutiefst verunsicherte. Der Geschäftsführer blieb jedoch weiterhin freundlich und entspannte die Stimmung etwas.

Nach gut einer Stunde war das Gespräch vorbei. Corinna hatte kein gutes Gefühl, doch sie versuchte es positiv zu sehen und auf den Erfahrungen für zukünftige Gespräche aufzubauen.

Sie verabschiedete sich freundlich und trat die Heimreise an und überlegte, was sie mit dem angebrochenen Tag anfangen soll.

Heike

"Und, was denkst du?" fragte Robert in einem ungewöhnlich euphorischen Ton.

Erwartungsvoll blickte er sie an.

"Naja - ich sehe mich in meiner ersten Einschätzung bestätigt. Ich denke, für diese Stelle ist sie einfach zu unerfahren. Sie hat ja noch gar nie gearbeitet." antwortete Corinna wahrheitsgemäß.

"Sicher, da magst du recht haben. Ich mag jedoch ihren Enthusiasmus." sagte er daraufhin.

Gh0z
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