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Der Pornograf III - 08

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Ich glaube als Kind habe ich oft in den Armen von Mom meinen Weltschmerz ausgeweint. Wenn ich krank war, wenn ich mich verletzt hatte, wenn ich einfach schlecht drauf war. Heute hatte ich Mom im Arm. Eine verdammt glückliche Mom, die ein paar Krokodilstränen zu viel hatte. Das war mir von meinen Weibern bestens vertraut und, verdammt noch mal, es machte mich auch glücklich. Am Abend, vor dem Einschlafen, kam mir dann der Gedanken, dass dieses ganze lockere Getue, mit nackten Mädchen, auch mal mit nackten Jungs oder gar mit Paaren, nichts, überhaupt nichts mit mir als Person zu tun hat. Sex ist für mich ein Job. Da bin ich ganz der Fotograf. Der Pornograf, wenn es sich ergab. Sex ist für mich aber auch meine Familie. Für meine beiden Frauen bin ich da ganz der Mann. Es ist einfach meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass es ihnen an nichts fehlt. Nun gut, da gab und gibt es ein paar weibliche Wesen, mit denen ich auch, selten, eine Beziehung hatte, die nicht so ganz in das Weltbild eines Normalbürgers gehört. Renate? Sie war meine erste Frau – psychisch und physisch gesehen. Sie ist inzwischen verheiratet. Ob wir je nochmals miteinander schlafen werden? Nein, ausschließen kann und will ich es nicht. Ich könnte es mir sogar vorstellen. Kitty? Nun, ich denke, sie hat es inzwischen nicht mehr so nötig. Aber ausschließen – nein, da muss ich mir selbst gegenüber ehrlich bleiben, ausschließen möchte ich es nicht. Was bleibt dann? Kikki natürlich. Ein Sonderfall. Das Haus Radama hat sie sogar auf die Liste meiner Nebenfrauen gesetzt. Lis und Kim irgendwie auch. Ich entschloss mich, es einfach der Zukunft zu überlassen.

Sonst? Ich war schon ein Lümmel, aber die Mickimäuse fielen total aus. Marni, Jutta, ja auch Heidi eigentlich ebenfalls. Gab es da noch jemand? Ach ja, Mitzi. Na ja. Sie war für mich eigentlich eine wirkliche Nebenfrau, mit Betonung auf neben. Mitgenommen, neben den anderen. Ich beschimpfte mich innerlich als Schweinehund. Dann stellte ich fest, sie war halt ein Opfer der Gutmütigkeit von Lis und, damals zumindest, ihrer Neugierde. Nun ist sie ein Opfer der Gewohnheit; Mitzi, nicht Lis natürlich. Wer sagte das nur einmal, wir seien halt Gewohnheitstiere? Ich kam nicht drauf. Gab es da noch jemand? Nicht wirklich. Was blieb also? Meine Frauen – gut, ich bin bereit Kikki irgendwie doch dazuzuzählen. Auch wenn sie – scheiße, ihr Alter – Blödsinn. Vier Frauen darf ich haben, die Haupt- und drei Nebenfrauen. Jammer. Dann hatte ich zumindest mit Kitty eine Nebenfreundin – und Mitzi? – Ich bin doch ein ... Was? Ich schlief ein, bevor ich das Problem lösen konnte.

Soll ich es gestehen? Ja, ich schlief gut. Irgendwie konnte ich meine Seitensprünge gar nicht so ernst nehmen. Genau so wenig wie es meine Frauen tun, Lis und Kim. Ich habe nun mal einen seltsamen Beruf. Na und? Er bringt Geld. Lüge. Das alleine war es überhaupt nicht, er machte mir Spaß. Nicht nur mir, Lis und Kim auch. Einerseits, weil es mir Spaß macht, andererseits der Hühner – Blödsinn, der Mäuse wegen. Mein Beruf tat viel dazu, dass es uns gut ging. Verdammt gut. Verdammt gut ist, fiel mir beim Aufwachen ein, wenn es einem nicht interessiert, wie viel man auf dem Konto hat, solange es einem gut geht, und gut, gut ging es uns auf jeden Fall.

Kitty und Rasa kamen am Dienstag. Rasa ist eines der Mädchen von Kitty, eine Freundin, wie die Anderen auch. Ich hatte sie in Teheran mal fotografiert, bei Gillian, und ich wusste, sie gehört, wie alle Mädchen von Kitty, zum Haus Radama von Karaj.

Der Dekan und der Staatssekretär, wurden am Mittwoch erwartet. Prüfung ist Donnerstag, am Abend war eine Abschiedssause geplant. Die Studenten und Lothar fahren dann am Freitag zurück.


Kitty und Rasa, aufregend schöne, sehr gut gekleidete Damen, sorgten für Furore. Nicht nur bei Lothar und Luise, auch bei den Studenten. Am Rande unserer Terrasse sah ich immer wieder ein paar der Lümmel auftauchen. Ihre Kameras schwenkend, um Aufmerksamkeit bei den anscheinend neuen Models zu erheischen.


„Ach weißt du was, Paul, den armen Jungs fallen ja fast die Augen raus. Rasa und ich könnten gut ein paar zu uns passende Fotos brauchen. Die Jungs bekommen das bestimmt hin. Für 2 Stunden stehen wir ihnen gerne Modell“, bemerkte es Kitty. „Natürlich zu einem kleinen Honorar – wie ich hörte ...“

„Das ist doch auch eine lustige Abwechslung“, lachte Rasa.

Pop bedankte sich überschwänglich. Dann fiel ihm ein: „Könntet ihr euch Donnerstag, vielleicht auch zur Verfügung stellen? In Bademode und Dessous? Da ist Prüfung. Wir haben 12 Models, aber es sind ja auch 31 Leute. Paul selbst braucht ja nicht mehr zur Prüfung.“

„Ja, das tun wir sehr gerne. Ich fürchte, es wird uns sogar viel Spaß machen. Müssen wir da ganz züchtig gekleidet sein oder darf man schon ein wenig von uns sehen?“, lachte Kitty und Rasa nickte.

„Züchtig weniger, ein wenig sittsam schon. Die Prüflinge sollen ja, im ersten Durchlauf, Werbefotos für Wäsche und Bademode machen. Auch für Reizwäsche. Diese Bilder sollen natürlich anregen solche Wäsche zu kaufen. Anreizen sozusagen. Im zweiten Durchlauf sind dann erotische Bilder dran, da haben die Probanden Bilder zu machen, die beim Betrachten schon den Blutdruck etwas steigen lässt. Es darf aber keine Pornografie sein. Das ist sicher eine arge Gratwanderung, für alle“, erklärte Pop. „Aber das zu lernen, war ja auch Ziel unsere Bemühungen in diesem Seminar.“

„Ach, ich muss nicht mehr zu Prüfung? Bin ich schon vorab durchgefallen?“ Fiel es mir erst nach einer Weile auf.

„Nein, Meister Paul“, sagte Lothar. „Wir mussten ein wenig sehr tief in die Trickkiste greifen. Der Dekan und der Staatssekretär werden bereits morgen deinen Meisterbrief unterzeichnen. Denn du wirst der Prüfungskommission als Mitglied angehören.“

„Wir haben nämlich schlichtweg vergessen, dass nach der Prüfungsordnung ein Meister dabei sein muss“, lachte Pop. „Das wird uns im nächsten Semester wohl kaum mehr passieren.“

Ich fürchte, ich wurde rot vor Stolz. Lis kam in meine Arme geschlüpft, Kim auch. Ich bin Meister. Ein Meisterpornograf. „Sara, hole bitte drei Flaschen Champagner, von dem Guten, und versorge uns mit Gläsern. Lasst uns auf meinen Meistertitel anstoßen, morgen ist bestimmt zu viel Trubel“, bat ich.

„Wenn d’moinscht. Des mach ih glatt“, meinte Sara.

Seit wann habt ihr eine schwäbisch schwätzende Thai?“, wollte Kitty prompt wissen. Kim erklärte es ihr.

Da ja Lothar und Luise mit am Tisch saßen, konnte ich Kitty schlecht nach ihrer Arbeit fragen. Ich sagte ihr, auf Persisch, dass ich sie und Rasa gerne heute Abend bei uns auf dem Zimmer sehen würde. Sie möge hier, im Übrigen, bitte nur die elegante Freundin sein. Kitty und Rasa hatten das längst begriffen. Es sind Damen.

„Habt ihr wenigstens einen Kleiderfundus?“, wollte Kitty dann – und wenn das nicht spöttisch ironisch war - wissen. „So arme Damen wie wir, müssten sonst womöglich gleich völlig nackt auftreten. Die Unterwäsche die wir tragen ist vielleicht für erotische Fotos nicht so sehr geeignet. Wenn ich da an dieses Wäscheheft denke ...“

Willi bekam einen Lachanfall. Mom auch. Kim und Lis gingen mit ihnen ins Lager. Die Damen wurden danach mit großem Hallo von den Studenten in Beschlag genommen. Aus den Bildern sah man, dass sie auch keinesfalls zimperlich bei den Aufnahmen waren. Nun ja. Ich fürchte allerdings, ihnen, den Studenten und wohl auch den Studentinnen, hat es viel Spaß gemacht.

Heute wurde uns das Abendessen, getrennt von den fröhlichen Studenten am Pool, auf unserer großen Terrasse serviert. Paolo hatte sich richtig Mühe gegeben. Es stellte sich heraus, dass Lis mit ihm gesprochen hatte. Sie will ihn bis September engagieren, wenn er die feine italienische Küche auch kann. Er bewies uns heute Abend, dass er sie ohne jeden Zweifel beherrscht.


„Das geht natürlich nicht mit Mensapreisen“, lachte Lis. „Ich habe seinen Etat aufgestockt und zugesagt, was über den normalen Rahmen hinausgeht, könne er direkt bei dir, Kim, abrechnen. Am Samstag kommen ja unsere verwöhnten Gäste. Apropos Gäste, ihr habt doch Mikel nicht vergessen, er kommt in zwei Stunden an?“


Mikel kam mit der Spätmaschine aus London. Um Zehn. Er will morgen, nach der Prüfung, mit ein oder zwei der Studenten einen Vertrag abschließen. Natürlich wollte er auch Bilder aufkaufen.

Kim konnte Mikel schon immer sehr gut leiden, so holte sie ihn mit Luigi zusammen ab. Lis und mir, gab es Gelegenheit, mit Kitty und Rasa zu reden. Wir hatten Kitty ja nach der Hochzeitsreise nicht mehr gesehen. Rasa kannten wir, wie gesagt, eher oberflächlich.


„Die ersten zwei Wochen waren nicht so einfach“, erzählte uns Kitty. „Im Schwarzwald lag Schnee und die Arbeit wuchs uns fast über den Kopf. Renate besorgte uns ein paar kräftige Bauernburschen und - mit einmal ging es vorwärts. Die Jungs waren höchst zufrieden damit, als wir vorschlugen wir würden anstelle von Geld, unsere Schuld lieber - nun ja. Ihr könnt es euch denken. Uns machte es allen viel Spaß, es war unser erster Kontakt zu deutschen Männern. Nur ich kannte bis dahin ja einen.“ Sie kicherte, nicht unbedingt Damenhaft. „Unsere Zimmer, auf alle Fälle, sind erste Sahne. Elegante Suiten, in denen wir auch wohnen. Zwei Hilfskräfte und eine Masseurin haben einfache aber große schöne Zimmer. Sie empfangen ja auch keine Gäste. Zwei weiter Hilfen schlafen bei Renate im Hotel. Den großen Salon haben wir verkleinert, er wird sowieso selten genutzt. Die meisten der Herren sind lieber auf den Suiten. Bei ihren Damen. Dafür haben wir jetzt, unten, eine ganz tolle Badelandschaft: Sauna, Dampfbad, Hot Whirlpool und Massageräume.“

„Und habt ihr auch schon Gäste? Ich meine - du weißt schon. Kunden?“, wollte Lis wissen.

„Unser Glück begann damit, dass ein großer Kongress im Hotel war. Viele ... Nein, ich denke, das gehört hier nicht her. Auf alle Fälle, hatten wir eine Menge Kunden. Ich musste auch ran, obwohl ich ja die Chefin bin. Nun, der Kongress wurde von Leuten aus der Region besucht und dauerte eine Woche. Unsere Hoffnung wurde erfüllt, wir haben uns aber auch viel Mühe gegeben. Jede konnte sich zwei, drei feste Kunden angeln, mit im Schnitt wöchentlicher Wiederkehr. Gute und gepflegte Kunden, mit denen man als Frau etwas anfangen kann. Von Renate kommen natürlich auch öfters mal Anfragen, ich meine von ihren Hotelgästen. Meist geht da aber eine meiner Mädchen hinüber. Obwohl, ein paar Herren waren auch schon mit großem Vergnügen bei uns. Die meisten kamen wieder.“

„Wie schön für euch. Ich kenne mich inzwischen in euerer Arbeit etwas aus“, grinste Lis. Dann erzählte sie von ihrem Abenteuer in Tokio. Kitty und Rasa lachten sich natürlich halb tot. Obwohl, oder vielleicht auch weil, beide Freudenmädchen sind, konnten sie sich gut vorstellen, was damals in Japan lief.

„Wenn du Bedarf hast, wir haben auch zwei solche Künstler. Ich werde dich gerne an sie vermitteln“, lachte Rasa.

„Ich denke nicht, nein, ich weiß es; mein Bedarf ist gedeckt. Ich werde jetzt Mutter und habe mir die Hörner abgestoßen. Obwohl – abgestoßen – ich glaube Deutsch ist doch eine sehr komplexe Sprache.“ Das gab natürlich, wer hätte es nicht begriffen an was sich Lis mokierte, schon wieder ein großes Gelächter.

„Ach Kitty“, setzte sie fort. “Es war eine so schöne Zeit. Ich denke oft daran zurück. Allerdings ohne jede Sehnsucht. Es war meine Jugend, meine schöne, erfüllte Jugend. Jetzt bin ich Mutter und glaubt mir, eine glückliche Mutter. Aber sag, wie geht es dir persönlich. Hast du einen ordentlichen Kunden oder gar einen Freund?“

„Freund keinen, ich habe da keinen Bedarf. Mit dem treu sein, habe ich es halt nicht so. Später vielleicht, wenn es dann nicht zu spät ist. Ich habe aber jetzt zwei Stammkunden. Beide sind gut und freundlich. Sie brauchen einmal in der Woche eine Frau, die Eigenen sind ... egal. Diese wissen aber, wo ihre Männer sind. Ich wurde sogar um ein Bild gebeten, das sie zu Hause vorzeigten. Eines von deinen, Paul. Sie kamen wieder. Ich denke, ich muss den Ehefrauen also zugesagt habe.“

„Da würde ich liebend gerne mehr darüber wissen“, lächelte Lis. „Aber Diskretion ist natürlich Ehrensache für dich. Vielleicht eine kleine Andeutung, ganz pauschal? Ich gestehe, in so manchen Dingen bin ich halt immer noch sehr neugierig.“

„Meine liebe Freundin Lis, stelle dir einmal vor, du hattest einen Unfall und bist dauerhaft gelähmt oder, du würdest eine fürchterliche Allergie gegen Männerschweiß bekommen. Was würdest du da tun? Beantwortet das deine Frage? Frau Gräfin?“

„Scheiße. Oh.“ Lis nahm die Hand vor den Mund. „Das sagt eine Dame doch nicht. Das bringt mich natürlich, ich denke noch an damals in Teheran, auf die Frage, wie kommt ihr überhaupt mit der Sprache und der schwäbischen Küche zurecht?“, wechselte sie schnell das heikle Thema.

„Die Arbeit mit Hans und Renate hat sich gelohnt. Es lässt sich nicht verleugnen, schon vom Aussehen her, dass wir Ausländer sind. Aber darin liegt offensichtlich auch ein gewisser Reiz für die Herrenwelt. Das mit dem Essen geht gut. Renate lässt für das Personal natürlich etwas Einfaches kochen, bürgerlich, wie es hier heißt. Notfalls haben wir auch unsere eigene kleine Küche. Bisher haben wir sie sehr selten gebraucht. Wenn, dann haben wir höchstens ein Problem damit, dass kein Imam in der Nähe ist. Nicht, dass wir besonders gläubig sind, aber die Mädchen haben halt doch mal Zuspruch nötig. Ich habe jetzt von Prinzessin Rama gehört, es gäbe bald in Konstanz einen.“

Wir ratschten noch lange über dies und das, dann stand Mikel und Kim in der Türe. Für ihn war Kitty ein Begriff, kennen tat er sie nicht. Große Begrüßung. Er wurde von Lis natürlich gebührend abgeschleckt und die Damen Kitty und Rasa hatten auch keine Probleme mit einem sympathischen Kerl wie Mikel. Auch wenn er ein Engländer ist – cool und distanziert. Normalerweise.

Danach fiel er erst mal über mich her. „Du weißt es ja noch nicht, deine Bilder aus Russland sind wieder mal der Hit. Sonderausgabe Teens und zwei Sonderausgaben der Fiesta. Wie geplant. Eine davon haben die Russen gekauft. In Russisch. Beatrix Mai kommt auch wieder groß raus, Kim und du haben ihr wohl sehr eifrig erzählt. Dann haben wir ein Programmheft für die Mädchen in Arbeit. Und soll ich dir was sagen? Der Verlag hat je 2 Vorstellungen in London und in Paris gekauft. Als Gewinn in einem Preisausschreiben. Die Auflage steigt und steigt. Soll ich womöglich böse sein deswegen?“

Erst gegen Eins kamen wir ins Bett. Kitty kam eine Viertelstunde später angeschlüpft. Bedarf an Sex hatte sie keinen, aber mit uns dumm quatschen, da hätte sie sich besonders darauf gefreut. Lis und Kim offensichtlich auch. Ich schlief ein. Gegen Vier wachte ich kurz auf. Ratsch, ratsch, ratsch. Ich drehte mich rum und schlief weiter. Meine Weiber können da unermüdlich sein, wenn so eine lange Zeit wie diesmal, nichts Neues los ist.

Pop und Lothar verkündigte den Studenten heute die Prüfungsprozedur. Nun kam doch ein wenig Aufregung bei den Studenten auf. Mikel und Willi bereiteten Umschläge vor, in denen Aufgaben aus der Praxis beschrieben waren. Natürlich dem Stil einer staatlichen Prüfung gemäß. Pornografie ist verboten, Kunst und Mode war gefragt. Das Shooting wird sich über den ganzen Tag erstrecken. Die Klausuren in den anderen Fächern, die Pop und Lothar lehren, waren ja schon durch. Ich erfuhr, dass diese Prüfungen sogar einige Tage zu früh waren, damit das mit meinem Meister klappt. Ich musste da ja auch mitmachen. Diese Prüfung war allerdings für uns alle ein Klacks. Die Profs brachten das einfach gut rüber, unnötige Ablenkungen gab es auch nicht. Die täglichen Fotos? Schon längst waren sie für alle mehr Spaß und Vergnügen, als Arbeit und Last. Der vorgezogene Termin dieser Theorieprüfungen wurde vom Ministerium akzeptiert, da hier, im fernen Italien, die Gefahr, dass Prüfungsaufgaben durchsickern, gering war. Die Telefongebühren, falls einer daran dachte, waren zu hoch. Pop war sicher, dass auch keiner auf die Idee kam und Kim, verantwortlich für diese Dinge, hatte darüber hinaus das Telefon unter Kontrolle. Es fuhr auch keiner in die Stadt.

Der Dekan und der Staatssekretär kamen pünktlich zum Mittagessen. Lis, ganz Dame des Hauses, setzte Kitty und Rasa geschickt in die Nähe der Herren. Die beiden brillierten mit klugen Reden. Ich war fast geschockt, was aus dem ehemaligen VIP-Mädchen Kitty wurde. Wirklich Damenhaft. Lis hatte sich ebenfalls in Schale geworfen; elegantes Schneiderkostüm und neue Frisur, von Rasa gemacht. Ich hätte meine Frau am liebsten gleich abgeschleppt. Kim und Sara trugen lange Seidenkleider thailändischen Stils. Da kann man sich mit den beiden jederzeit sehen lassen, wenn es darauf ankommt.

Nach dem Essen wollte der Dekan und der Staatssekretär herumgeführt werden. Die Studenten hatten im Speisesaal, der kaum noch genutzt wurde, eine Ausstellung ihre besten Bilder arrangiert. Nach Themen sortiert. Die Herren waren beeindruckt, Pop und Lothar waren stolz. Ich wurde übersehen und haute bald ab. Ich tröstete ein paar aufgeregte Studenten, dann war es Zeit für die Cocktailstunde.


Der Dekan und der Staatssekretär waren pünktlich. Kim und Sara servierten gekonnt die Getränke, Kitty und Rasa reichten (gerne) sehr elegant die Häppchen. Eitel Sonnenschein bei allen.

Der Staatssekretär stand auf, ich dachte er wolle vielleicht auf seine Suite oder einfach aufs Klo. Doch er suchte nur seine Aktentasche. Er zog einen Umschlag heraus. Lothar, neben ihm stehend, klatschte in die Hände: „Meine Damen und Herren. Darf ich sie bitten, ihre Aufmerksamkeit dem Herrn Staatssekretär zu widmen.“

Alles widmete. Das konnte man auch gut mit einem Glas in der Hand. Wenn nötig auch mit einem Teller voll Häppchen.


„Liebe Anwesenden. Es ist mir die unverhoffte Ehre zuteil geworden, heute, offiziell, den Dank des Kultusministers, und das auch noch auf italienischem Boden, einem Bürger von Stuttgart, für eine Pioniertat, in der Ausbildung junger Menschen, obwohl er selbst noch sehr jung ist, auszusprechen. Darf ich sie bitten ...“

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