Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Der weltberühmte Pianist...

Geschichte Info
hat nicht seinen besten Tag -- Erstes Frendgehen.
10.2k Wörter
3.92
28.1k
0
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Der weltberühmte Pianist hat nicht seinen besten Tag

-----------------------------------------

Diese Erzählung schließt unmittelbar an "Auf Schlingerkurs in den hafen" an.

-----------------------------------------

Die erste Zeit meiner Ehe war vielleicht die glücklichste Zeit meines Lebens. Wie liebten uns heiß und innig, unter Dieters Führung blühte auch die Hamburger Vertretung seiner Firma auf, ich konnte mein Studium weiterführen, wir hatten keine finanziellen Sorgen und machten in den Ferien manche schöne Reise. Unsere Hochzeitsreise führte uns nach Irland, wo wir in einem Ferienhaus in grüner Natur, "unbelästigt" von sogenannten Sehenswürdigkeiten, unsere junge Liebe genießen konnten.

Im folgenden, meinem ersten "verheirateten" Semester, machte ich den Führerschein, und zur auf Anhieb bestandenen Fahrprüfung schenkte mir Dieter ein eigenes Auto, einen gebrauchten Käfer zum Erst-einmal-Üben und eventuellen Kaputtfahren. Ich liebte mein erstes eigenes Auto sehr, fuhr es, bis es wirklich nicht mehr ging, und lehnte Dieters wiederholte Angebote ab, mir ein "besseres" zu kaufen.

Von meinen klatschsüchtigen Freundinnen blieb schließlich nur Trudi übrig -- bis heute --, die mir in vielem ähnlich ist, vor allem mit ihrem etwas losen Mundwerk. Ich erzählte ihr von Zeit zu Zeit gemäßigt Intimes aus meiner Ehe, wofür sie sich mit entsprechenden Berichten revanchierte, was sie mit ihren Freunden erlebte. Neben diesem Klatsch konnten wir uns in Allem aufeinander verlassen; wir gaben uns Ratschläge bei Problemen und trösteten uns bei Liebeskummer.

So unbeschwert ging es etwa drei Jahre lang, eine Zeit, die mir im Nachhinein wie eine Ewigkeit vorkommt. Dieser Abschnitt meines Lebens endete, als ich eines Abends meine Mutter anrufen wollte. Ich hatte es eine halbe oder dreiviertel Stunde vorher schon einmal versucht, aber es war besetzt. Als ich es noch einmal versuchen wollte, drückte ich die Wahlwiederholungstaste, und was mußte ich hören: eine weibliche Stimme, die vom Tonband flötete: "... kannst du dich ohne Zeitdruck bei uns entspannen ... Französisch bis zum Schluß ... ich bin blond und 25 ... meine Kollegin Natascha ist brünett, 35 und vollschlank ... du findest uns in der So-und-so-Straße Nummer 6, geh durch die Toreinfahrt zum Hinterhaus und läute im dritten Stock bei Sommer!"

Ich begriff nicht gleich, was das bedeutete, drückte die Redial-Taste und hörte mir den Sermon noch einmal an. Allmählich dämmerte es mir, daß dies die Werbungsansage einer Dame des Gewerbes war. Dieter hatte offenbar in der letzten halben Stunde diese Nummer gewählt und das Band abgehört. Hatte er sich auch die Adresse notiert? Ging er etwa zu Huren?

Ich rief dann kurz meine Mutter an, und beim Abendessen war ich ziemlich wortkarg.

"Fühlst du dich nicht gut?" fragte Dieter.

"Nein, es ist gar nichts, ich habe nur Kopfschmerzen. Ich glaube, ich gehe früh zu Bett!"

Dort stellte ich mich schlafend, so daß Dieter gar nicht erst versuchte, etwas mit mir anzufangen.

Ich konnte es nicht fassen. Ich war eine 23jährige fesche junge Frau, in Sexdingen aufgeschlossen, mit einem intensiven Intimleben mit Dieter; ich konnte mich nicht daran erinnern, mich ihm auch nur einmal verweigert zu haben, nicht einmal während meiner Tage. Uns störte die etwas blutige Angelegenheit nicht; ich kann bestätigen, daß ich Sex dann besonders intensiv erlebt habe. Hatte Dieter es nötig, sich auch anderswo zu vergnügen? Heute weiß ich: Die meisten Männer haben es nötig. Sie rekapitulieren mit ihren Geliebten oder im Puff schöne Erlebnisse mit ihren Ehefrauen, und der Sex mit ihren Frauen ist besonders schön und intensiv, wenn sie an das letzte Zusammensein mit ihrer Gespielin denken.

Am nächsten Tag traf ich mich mit Trudi, und sie bestätigte, daß dies eine Hure war. Sie erklärte mir auch -- was ich damals noch nicht wußte --, daß "fanzösisch" die im Gewerbe übliche "deutsche" Übersetzung von Fellatio ist. Dieses Wort kannte ich aus Dieters Sexberatungsbüchern. -- Ich vergaß zu erwähnen, daß mehrere solche Bücher in Dieters Bibliothek standen. Er holte sie, als er herausfand, daß ich für solche Dinge aufgeschlossen war, aus der hinteren Ecke seines Bücherschranks in die vordere Reihe hervor, und wir studierten sie gemeinsam. Dabei fanden wir lachend heraus, daß wir manche der dort empfohlenen Praktiken schon für uns "entdeckt" hatten, andere waren uns zu extrem oder zu akrobatisch.

"Und, Trudi, was soll ich denn nun machen, wenn Dieter zu Huren geht?", fragte ich weinend.

"Was sollst du machen? Du kannst wenig machen! Es gehen doch alle Männer zu Huren!"

"Alle?"

"Na, fast alle -- jedenfalls sehr viele, das sagen alle Statistiken. Ich mußte das auch erst lernen. Mit meinem Heiner" -- Trudis derzeitigem Freund -- "habe ich abgemacht: Huren, wenn es unbedingt sein muß, ja; andere Freundinnen: nein!"

"Und das hältst du aus?"

"Muß ja! Allerdings könnte ich mir bei Heiner vorstellen, daß ihm Huren zu teuer sind, solange er mich hat."

"Sollte ich nicht mit Dieter darüber reden?"

"Das kannst du natürlich tun -- entweder klärt sich die Lage, oder es führt direkt in die Katastrophe!"

"Das sind ja schöne Aussichten!"

"Na ja, was soll man sagen -- für die meisten Frauen kommt im Leben der Moment, wo sie rauskriegen, daß ihr Mann fremdgeht. Und mit Huren -- ohne weitere Konsequenzen -- ist es -- finde ich -- noch am erträglichsten. -- Ich, trotz meinem Heiner, bin ja auch kein Kind der Traurigkeit!"

"Du hast --?"

"Ja, ich habe Heiner auch schon betrogen, zuletzt letzte Woche mit einem ehemaligen Schulfreund. Es hat sich so ergeben, und wie es weitergeht -- wer weiß?"

"Wird es weitergehen?"

"Wahrscheinlich! Melanie, das mußt du lernen: So ist das Leben! Treue Ehepartner sind selten wirklich treu, sie können ihre aushäusigen Aktivitäten nur gut verheimlichen! Und mit Huren --"

"-- ist es am noch am besten -- das sagtest du bereits!"

Und ich heulte wie ein Schloßhund. Und meine so treuen Eltern? Ich verdrängte diesen Gedanken sofort.

"Kann ich denn gar nichts machen?", fragte ich, als ich mich wieder etwas gefangen hatte. "Wo findet man überhaupt solche Adressen und Telephonnummern? Ich denk, das gibt es nur auf St. Pauli?"

"Hast du Klosterschülerin -- nimm mir das nicht übel, liebste Melanie!" Trudi umarmte mich ganz lieb, "hast du eine Ahnung! Bei euch wurde wohl nie die Bild oder die Morgenpost gelesen -- bei meinen Eltern auch nicht. Kauf dir mal eine MoPo --"

"MoPo?"

"So nennen die regelmäßigen Leser -- du fährst doch morgens auch meistens in der S-Bahn! -- ihre Morgenpost -- und sieh dir die Kleinanzeigen auf den hinteren Seiten an! -- So, entschuldige, ich muß los, ich habe noch eine Vorlesung. Reden wir morgen weiter?"

"Okay! Ich fahr dich eben zur Uni!"

"Das ist ganz lieb, Melanie! Kopf hoch, das packen wir schon, im schlimmsten Fall gemeinsam!"

Als ich Trudi beim Philosophenturm abgesetzt hatte, steuerte ich den nächsten Zeitungskiosk an und kaufte eine Bild und eine Morgenpost. Ich versteckte sie sofort in meiner Tasche, denn als Intellektuelle wollte ich nicht mit solchen Revolverblättern gesehen werden. Ich war irrsinnig neugierig, hatte aber auch noch eine Vorlesung zu überstehen, und ich traute mich nicht, beim Warten auf den Beginn im Hörsaal diese Zeitungen zu entfalten und die Kleinanzeigen zu suchen.

Ich fuhr nach der Vorlesung nach Hause -- Dieter war noch nicht da -- ging in mein Zimmer, holte verstohlen die Zeitungen hervor und blätterte sie durch. Man weiß es ja: wenig Text, viele Bilder, auch von fast nackten Mädchen -- schönen Mädchen, das muß man der Bild lassen -- und da waren sie, die Kleinanzeigen: "Andrea aus dem Urlaub zurück -- Telephonnummer", "Die heiße Adresse in Eilbek 14--22 -- Telephonnummer", "Französisch-Unterricht in der Innenstadt -- Telephonnummer" und so weiter.

Ich begann, Dieter nachzuspionieren: Ich ging in sein Zimmer und inspizierte den Schreibtisch, fand aber nichts Verdächtiges.

Dann ging ich ans Telephon und begann, die Nummern der Kleinanzeigen der Reihe nach anzurufen. Bei den meisten antwortete eine Bandansage von der Art, wie ich sie schon kannte, aber einige Damen meldeten sich mit "Hallo!". Beim vierten "Hallo!" faßte ich Mut und fragte:

"Wann und wo kann ich dich erreichen?"

Aber ich hatte meine Stimme nicht genügend verstellt und bekam die Antwort:

"Leg sofort auf, du blöde Tussi!"

Beim nächsten "Hallo!" sagte ich mein Sprüchleim mit noch tieferer Stimme, und es gelang mir, Arbeitszeiten und Adresse herauszubekommen. Und bei der nächsten Dame war ich noch mutiger und fragte weiter:

"Und du schreibst, du machst auch spanisch. Was ist das eigentlich?"

"Du bist wohl noch keine 18, Bubi! Frag doch deine Mama!"

Dann gab ich es auf.

Nachdem Dieter gekommen war, war ich beim Abendessen wieder sehr wortkarg. Aber dann fragte ich unvermittelt:

"Dieter, was ist eigentlich ,französisch`?"

"Wie kommst du jetzt da drauf?"

"Also, sag schon, was ist ,französisch`?"

"Das ist, wenn die Frau dem Mann den Schwanz lutscht. Du weißt doch, du machst das wunderbar!"

"Lenk nicht ab! -- ,Das ist, wenn man ... ` ist eine schöne Definition!" -- Ich war ja auf dem Weg, Studienrätin für Deutsch zu werden! "Und warum sagst du nicht zu mir: ,Heute möchte ich gern, daß du mir französisch machst`, oder so ähnlich?"

"Ja, Melanie, aber ,französisch` sagt man eigentlich nur in Hurenkreisen. Woher hast du diesen Ausdruck? Von mir nicht!"

"Nein, aus dem Telephon, nachdem du so eine angerufen hast!" Und ich skizzierte ihm den Hergang.

Der erwischte Dieter wurde immerhin noch über beide Ohren rot.

"Ja, Melanie --", druckste er herum. "Ja, Melanie, das ist so --"

"Bumst du nun mit solchen Da--?"

"Das ist so bei uns Männern, daß --"

"Bei euch Männern! Und bei uns Frauen?"

"-- bei uns Männern -- manchmal überkommt es einem so zum Beispiel in der Mittagspause, und es hat doch auch gar keine Bedeutung -- ich lieb dich doch --" Dabei kam er mir zärtlich näher.

"Pfoten weg! Und bei uns Frauen? Du hast noch nicht geantwortet!"

"Das ist doch ganz etwas anderes!"

"Wieso ist das ganz etwas anderes? Ich hab auch manchmal Lust auf Sex am Mittag oder wenn du auf Geschäftsreise bist -- ich will nicht wissen, was du da machst! Ich werde nächstens auch -- wenn sich die Gelegenheit bietet -- laß mich gefälligst in Ruhe!", rauschte in mein Zimmer und schloß ab.

Und Dieter hatte es sogar zugegeben! Wenn er gesagt hätte, er höre diese Bandansagen ab, um sich aufzugeilen -- damals hätte ich ihm das noch geglaubt!

Hier kam mir das erste Mal der Gedanke, ob ich wirklich ein ganzes langes Eheleben treu und monogam bleiben könnte. Beim Gedanken, daß ich -- ganz eventuell und hypothetisch -- auch wieder einmal einen Freund haben könnte, wurde mir gleich viel besser. Ich schlief darauf in dieser Nacht einen guten, tiefen Schlaf auf der Liege in meinem Zimmer.

Die nächsten Tage war Dieter sehr kleinlaut, er entschuldigte sich noch einmal, es sei eben so mit Männern, und er wolle die Hurenbesuche versuchen aufzugeben -- ",Versuchen` finde ich gut!", warf ich ein. Aber wir rauften uns wieder zusammen, ich schlief wieder im Ehebett, und drei Tage nach dem Vorfall hatten wir auch wieder Sex miteinander. Trotzdem war es irgendwie nicht mehr wie früher: mein Mann ein Hurengänger, und auch ich hatte in meinem Bewußtsein mit einem -- noch imaginären -- Freund die Ehe gebrochen.

So ging es die nächsten Jahre. Ich schloß mein Studium ab und absolvierte die Referendariatszeit, der Firma von Dieter ging es immer besser, damit auch uns finanziell, Dieter versüßte sich wahrscheinlich weiterhin manche Mittagspause -- er ließ sich aber nie wieder erwischen -- und mein Freund blieb noch imaginär. In unser Sexleben war eine angenehme Phase der Gewöhnung eingetreten, die manche vielleicht als langweilig empfunden hätten, aber ich hielt und halte es mit der Dialektik: "Immer dasselbe, aber auch jedes Mal anders!"

Nach wiederum etwa drei Jahren kam es immer öfter vor, daß Dieter abends "etwas länger" im Büro blieb. Das tat er als erfolgreicher Geschäftsmann schon immer -- für ihn gab es natürlich keine 40-Stunden-Woche --, aber jetzt wurde es auffällig, fast immer dienstags und donnerstags. Einmal, als ich im Büro anrief, war er "schon nach Hause gefahren", -- aha! --, aber wenige Minuten später kam er wirklich nach Hause. Ich erwischte Dieter nicht mit fremden Frauenhaaren in seinem Auto, sondern mit Blütenblättern an einem Tag, an dem er mir keinen Strauß mitgebracht hatte -- was er immer noch recht oft tat, das mußte ich Dieter lassen.

Ich wollte es wissen und ging ihn frontal an:

"Dieter, du hast eine Freundin!"

"--?"

"Ich bin sicher, du hast eine Freundin! Jeden zweiten Tag kommst du angeblich so spät aus dem Büro, und jetzt diese Blumen?!"

"Rosemarie -- das heißt meine Sekretärin --"

"Du mußt mir nicht erklären, wer Rosemarie ist, ich bin ja auch per Du mit ihr -- also mit Rosema --"

"Nun hör mich doch fertig an! Rosemarie hatte Geburtstag, und ich hab ihr einen Blumenstrauß gebracht!"

Damit hatte ich ihn:

"Du bist ein schlechter Lügner! Rosemarie hatte vor einem dreiviertel Jahr Geburtstag, und dazu hatte sie uns eingeladen -- wie du dich vielleicht erinnerst!"

"Also gut, Melanie, du hast gewonnen. Es ist die Verkäuferin von dem Gemüsegeschäft --"

"Die Frau Brandt?"

"Genau! Der ist ihr Mann weggelaufen, und sie hat im Geschäft so geweint, und da hab ich versucht, sie zu trösten --"

"Die ist doch über vierzig, eine Oma! Na, du bist jetzt ja auch bald soweit! Und da hast du deinen beschützenden Arm um sie gelegt und hast sanft mit ihr geredet, und du hast sie nach Haus gefahren, und da hast du weiter sanft mit ihr geredet, und nach gar nicht langer Zeit hast du ihr ihren Mann ersetzt!"

"Nicht gleich!"

"Nicht gleich, aber bald! Jetzt langt es mir! Wenn du lieber mit deiner -- Erika heißt sie, glaube ich? -- rummachst, dann tu das, und sag mir, wenn du damit fertig bist!"

Diesmal schlief ich zwei Wochen in meinem Zimmer. Dann erklärte mir Dieter hoch und heilig, er habe mit Erika Schluß gemacht, "und willst du nicht wieder ins Ehebett zurückkehren, deine Liege ist doch sehr unbequem!"

Das war sie in der Tat, und nach zwei weiteren Schmolltagen kehrte ich wieder ins gemeinsame Bett zurück, jetzt aber ziemlich fest entschlossen, mir einen feschen Freund zu suchen und auf meine "alten Tage" noch etwas Neues zu erleben, auch meine Wirkung auf Männer zu testen, zumal ich nicht den Eindruck hatte, daß die Affäre zu Ende gewesen wäre -- oder war es schon die nächste -- so aufgekratzt, wie Dieter war, wenn er mindestens einmal pro Woche wieder einmal angeblich "etwas später" aus dem Büro kam. So benahm er sich am Anfang unserer Ehe am Sonntagmorgen nach einer Liebesnacht.

Ich wußte nicht, was ich nun anstellen sollte. Wenn Dieter mich vögelte, was er immer noch recht oft tat, empfand ich nichts, weil ich immer denken mußte, daß dieser Schwanz in mir gestern oder vorgestern Nachmittag in diese Tussi gespritzt hatte. Was hatte die, was ich nicht hatte? Was konnte die, was ich nicht konnte? Ich war, bis das mit der Freundin kam, so verliebt in ihn gewesen, daß er alles mit mir hätte machen können (jedenfalls alle Praktiken und Stellungen ohne Gewalt), wenn er mich nur gebeten oder dazu verführt hätte. Überhaupt das Verführen: Trudi hatte mir dringend geraten, Dieter hin und wieder zum Sex zu verführen, zum Beispiel von der Glotze weg oder am Werktagmorgen vor der Arbeit. Das habe ich auch des öfteren mit gutem Erfolg praktiziert; jetzt tat ich das nicht mehr.

Ich war verzweifelt. Ich hatte mit Dieter keinen Orgasmus mehr. Daß ich mich oft selbst befriedigte (was ich früher kaum nötig hatte), bemerkte er offenbar gar nicht, obwohl ich es manchmal im Bett neben ihm machte. Ich sann auf Rache. Ich wollte wieder Sex mit einem Mann haben, den ich wirklich liebte und der auch mich befriedigen konnte. An Scheidung dachte ich noch nicht. Ich hoffte, Dieter käme zur Raison, wenn er merkte, daß auch ich mein Vergnügen und meine Befriedigung auch woanders finden konnte.

Ich dachte nach, mit wem ich die Rache durchführen könnte. Ich hatte mein Studium beendet und eine gute Anstellung gefunden. Ich ging in Gedanken meine Kollegen, die ledigen, aber auch die verheirateten, durch und fand einige, mit denen ich es mir vorstellen konnte, ins Bett zu gehen. Aber ich traute mich nicht, von mir aus Avancen zu machen, und auch die Kollegen benahmen sich korrekt, da sie mich als glücklich verheiratete Kollegin kannten. Ich weiß nicht, ob sie es bemerkten, daß ich allmählich immer kürzere Röcke und immer engere Hosen anzog; im Nachhinein weiß aber auch ich nicht, ob das die richtige Methode war. Vielleicht hielten mich die Kollegen für etwas verrückt, und das hielt wohl manche Kollegen ab, mich direkter anzusprechen.

Es half auch nichts, daß ich zum Betriebsausflug kurz vor der Ferienzeit, bei dem eine Wanderung, eine Essen, Kaffee, Tanz, Abendessen und wieder Tanz angesagt war, bei herrlichem Sommerwetter knappe Hot Pants anzog, in denen (oder außerhalb derer) meine Beine sehr vorteilhaft aussahen (nachdem ich mich vergewissert hatte, daß auch andere Kolleginnen in kurzen Hosen kommen wollten): alle tanzten mit mir, aber keiner versuchte etwas mit mir anzufangen, im Gegenteil, man fragte, wie es Dieter gehe (der im Vorjahr, wo ich ganz neu an der Schule war, am Betriebsausflug teilgenommen hatte), und bedauerte, daß er dieses Jahr nicht dabei sei, er sei doch so lustig und charmant gewesen. Ja, jetzt sah ich es mit anderen Augen, wie er damals mit meinen Kolleginnen geschäkert hatte. War etwa seine Geliebte eine von ihnen?

Nun liebe ich die klassische Musik und ging oft in Konzerte. Dieter, der diese Musik nicht so sehr mag, begleitete mich immer seltener, in der letzten Zeit gar nicht mehr. Bei den Konzerten traf ich immer wieder einen jungen Mann -- etwas älter als ich --, der im selben Stadtviertel wohnte wie Dieter und ich. Wir kannte uns vom Sehen, sprachen wohl auch manchmal in der Pause miteinander über das Konzert, verabschiedeten uns mit einem "Auf Wiedersehen beim nächsten Mal!", und manchmal trafen wir uns auch wieder in der S-Bahn auf dem Nachhauseweg. Er stieg dann an derselben Station aus wie ich, wir verabschiedeten uns und gingen unserer Wege zu unseren Wohnungen. Er kam immer allein und trug auch keinen Ring, woraus ich schloß, daß er solo war. Nach dem Reinfall auf dem Betriebsausflug wollte ich es mit ihm beim und nach dem letzten Konzert vor der Sommerpause versuchen.

Dazu fuhr ich ausnahmsweise einmal mit meinem Auto zur Musikhalle und hatte das Riesenglück, einen Parkplatz zu finden, der nicht kilometerweit entfernt war. Das Konzert verlief wie gewöhnlich, aber der weltberühmte Pianist interessierte mich heute wenig. In der Pause trat ich zu meinem Auserwählten, der wohl nichts ahnte. Wir tranken auf meinen Vorschlag ein Glas Sekt und unterhielten uns angeregt über das Konzert. Beide fanden wir den langsamen zweiten Satz der Beethovensonate zu schnell und damit viel zu wenig abgehoben vom den schnellen ersten und dritten Sätzen. Der weltberühmte Pianist hatte heute wohl nicht seinen besten Tag, fanden wir lachend.

"Hoffentlich haben wir heute einen guten Tag!", wagte ich das Gespräch weiterzuführen. "Sagen Sie, wie heißen Sie eigentlich?" Das wußte ich nämlich wirklich nicht.

"Theodor Weinberger", stellte er sich vor.

"Und ich heiße Melanie Knaack; aber nennen Sie mich einfach Melanie! Und darf ich Theodor oder Theo zu Ihnen sagen?"

Ich durfte. Dann klingelte es zum zweiten Teil des Konzerts, wir stellten unsere Sektgläser ab, und ich konnte ihm noch sagen: "Theo, heute bin ich mit dem Auto da. Kann ich Sie nachher mitnehmen?"

"Vielen, vielen Dank, Melanie, gerne! Bis nachher!", und wir gingen auf unsere Plätze.

Ich will nicht labern von unsichtbaren Kraftfeldern, die uns miteinander verbanden, aber ich fand, ich hatte meine Sache soweit gut gemacht. Nach dem Konzert trafen wir uns an der Garderobe wieder.