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Die einsame Highland Farm - Mai 23

Geschichte Info
Zwei schwer verwundete Seelen finden gemeinsame Heilung.
11.6k Wörter
4.78
18.5k
32
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JoeMo1619
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Die einsame Highland Farm

© JoeMo1619

Vorbemerkung: „Die einsame Highland Farm" ist konzipiert als Fortsetzungsroman in Echtzeit. Die nachfolgende Geschichte spielt sich im Zeitraum von März bis Mai 2023 ab, die Fortsetzungen liegen also in unserer gemeinsamen Zukunft. Ich habe vor, diese Romangeschichte über die kommenden Monate, vielleicht sogar zwei Jahre, weiter in Echtzeit zu schreiben. Gerade mit der Erfahrung meiner „ernsthaften" historischen Romane ist dies ein auch für mich spannendes Experiment eines Erwachsenenromans in fortschreitender Entwicklung.

(1) März bis Mai 2023

Bis vor einem halben Jahr war ich, Walter Hamsun, ein erfolgreicher und selbstbewusster Mann. Zweiundvierzig Jahre alt hatte ich nach meinem Universitätsabschluss als Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieur durch meine Sachkenntnis, meine Ingenieurneugierde und mein gewinnendes Auftreten sehr schnell Karriere im Bereich der Entwicklung neuer Verbrennungsmotoren gemacht. Seit meinem 32. Geburtstag und meinem Eintritt in die Geschäftsführung des etablierten, von meinem Onkel gegründeten Unternehmens war ich auch zu einem Drittel Mitaktionär gewesen.

Meine geschäftliche wie persönliche Krise setzte 2019 ein, als aufgrund der immer heftiger werdenden öffentlichen Diskussion um Global Warming und dem Beitrag der CO2-Emissionen von Verbrennungs-motoren die Zukunft dieser Motorentechnologie eintrübte. Bis dahin reibungslos kommende Folgeaufträge sowohl von Rennsportfirmen als auch großen Automobil- und Motorenbauern wurden spürbar spärlicher. Die Geschäftsführung einschließlich meiner Person hatte bis dahin die Alternative von reinen Elektroautos mit gänzlich unterschiedlicher Motoren- und Antriebstechnologie nicht sonderlich ernst genommen und reagierte auf die zurückgehende Auftragslage erst einmal mit konservativen Kostensenkungsmaßnahmen. Dann brach im Winter/Frühjahr 2020 die COVID-19-Pandemie aus und stellte die Welt in bisher unbekanntem Maß auf den Kopf.

Zwei Jahre später war unser weltweit anerkanntes Motoren-entwicklungsunternehmen insolvent. Ein letzter Versuch, einen chinesischen Hersteller für eine Firmenübernahme zu motivieren, scheiterte nach mühsamen und zeitraubenden Verhandlungen.

Parallel zu diesem Absturz in die geschäftliche Erfolglosigkeit zerbrach auch meine seit zwölf Jahre bestehende Ehe. Meine Ehefrau hatte auch unter dem psychischen Druck der diversen COVID-Lockdowns und panischer Angst vor dem finanziellen und sozialen Abstieg trotz unserer gemeinsamen, zehn Jahre alten Tochter einen eigenen Zukunftsweg eingeschlagen und mit ihrem Frauenarzt ein Verhältnis begonnen, dass zu einer überraschenden Schwangerschaft geführt hatte. Die Scheidung war irgendwie eine logische Folge, wobei sie, durch zwei sehr fähige Anwälte ausgehandelt, ohne Rosenkrieg abgewickelt werden konnte.

Jetzt im März 2023 stand ich vor den Trümmern meines bisherigen Lebens: Firma weg, Familie weg, eigentlich, wenn ich es richtig betrachtete: Zukunft weg. Mein einziges Glück war das Erbe von zwei stattlichen Mehrfamilienhäusern im Südwesten Londons, die erst in meinen Besitz gekommen waren, als meine Ehefrau bereits die Scheidung eingereicht hatte. Auch hier hatte der COVID-19-Virus seine Hand im Spiel, meine Großmutter war fünfundachtzigjährig an der Pandemie gestorben und hatte mir die Häuser als Alleinerben vererbt.

Die ganzen langen und in diesem Jahr extrem regnerischen Wintermonate hatte ich in meinem Apartment -- das Familienhaus war im Zuge der Scheidung an meine Ehefrau gegangen - gesessen und gegrübelt, wie ich denn die zweite Hälfte meines Lebens wieder erfolgreich gestalten könnte. Aber selbst in langen, alkoholschwangeren Diskussionen mit den wenigen echten Freunden, die mir nach der Doppelkatastrophe noch verblieben waren, war mir keine zündende Idee gekommen. Nach dem deprimierenden Weihnachtsfest hatte aber mein Freund Lee Philips mir auf der Silvesterparty ‚einen Floh ins Ohr gesetzt'.

„Du bist doch lange Jahre mit Begeisterung durch die Berge gewandert. Warum machst Du Dich nicht auf eine richtig herausfordernde Wanderung? Es gibt keine Firma mehr, die auf Dich wartet. Und Familie ohnehin nicht. Mach Dich auf einen selbst gewählten Weg! Natur und Wind machen Deinen Kopf frei. Dann bekommst Du frischen Mut und neue Ziele!"

Ich musste Lee zustimmen, in der Tat hatte ich mir viel zu viele Jahre keine vernünftige Erholung gegönnt, erst recht nicht zur zeitgleichen körperlichen und geistigen Erfrischung. So stand ich nun Mitte März in Stranrear am äußersten Südwesten Schottlands und machte mich, professionell gekleidet und ausgerüstet, auf den Weg Richtung Norden. Ich liebte Schottland von früheren Urlaubsreisen und hatte es bedauert, dass meine Ehefrau lieber wärmere und sonnenreichere Urlaubsziele im Süden bevorzugt hatte. Jetzt musste ich keine Rücksicht mehr darauf nehmen. Meine Wanderroute hatte ich für den ersten Abschnitt detailliert geplant. Ich wollte die gesamte schottische Westküste bis zu dem geheimnisvollen Ort Durness im äußersten Nordwesten wandern, von dem ich gehört und gelesen hatte, dass es dort einen ‚John Lennon Memorial Garden' gab, ein mehr als ungewöhnlicher Ort für den großen, viel zu früh gestorbenen Beatle. Dann wollte ich Richtung Osten über Schottlands nördlichsten Punkt in Dunnet's Head bis zum Ausgangs- oder Zielpunkt aller Trans-UK-Wanderungen in John O'Groats marschieren. Die weitere Route würde ich dann unterwegs entscheiden. Ich überlegte sogar, von diesem Standort aus den langen Weg bis runter nach Land's End in Cornwall zu marschieren.

„Schauen wir mal", hatte ich zu Lee Philips bei unserem letzten Abend im Pub gesagt. „Du hast als einer der wenigen echten Freunde meine neue Mobilnummer. Kannst ja mal anrufen, wie es mir geht."

Lee versprach, dies zu tun.

Ich brauchte fünfundvierzig mehr oder weniger lange Wandertage, um die rund eintausend Kilometer von Stranrear bis John O'Groats zurückzulegen. Ich war gut eingelaufen, als ich dies gesetzte Etappenziel erreicht hatte, hatte ich viele interessante Menschen und eine unglaubliche Gastfreundschaft gerade in den kleineren schottischen Orten kennengelernt und fühlte mich trotz des teilweise regnerischen Wetters unterwegs zum ersten Mal seit vielen Jahren frisch, fit und gut erholt. Ich hatte viel nachgedacht und eine ganze Reihe von Ideen und Plänen für meine persönliche Zukunft entwickelt und durchdacht. Nur die richtig zündende Idee war nicht dabei gewesen.

Ein langes Pub-Gespräch mit einem Veteranen der Royal Army, der den Wanderweg von Land's End nach John O'Groats für die Charity ‚Help for Heroes' absolviert und dabei Spendengelder eingesammelt hatte, motivierte mich, diese lange Route tatsächlich als mein nächstes Ziel anzugehen. Ich hatte aber meinem Gesprächspartner gut zugehört:

„Nehme nicht den in den Karten ausgezeichneten, angeblich kürzesten Weg. Der führt nämlich teilweise entlang von stark befahrenen Hauptstraßen, wie der A9. Und da macht das Marschieren keinen Spaß."

Nachdem der pensionierte Soldat ein wenig über meinen Hintergrund erfahren hatte und wusste, dass eigentlich niemand auf mich warten würde, hatte er seinen Ratschlag ergänzt: „Nimm die hervorragenden Wanderkarten von Ordnance Survey und suche Dir eine eigene Route übers Land und durch die Natur. Du brauchst sicher länger, aber gewinnst dadurch viel."

Ich hatte diesen Ratschlag aufgegriffen und mich in Wick, dem nächst größeren Ort in Caithness, mit neuem Kartenmaterial ausgerüstet. Ich wusste bereits durch meine erste Etappe, dass Google-Maps und ähnliche Anbieter mich genau nicht mit den Informationen versorgten, nach denen ich suchte und meine Route auswählen wollte. Hatte ich ursprünglich erwogen, von Wick aus mit der Eisenbahn zurückzureisen, war jetzt der Marschenthusiasmus in mir ausgebrochen. Der Frühling hatte mir zehn trockene und windarme Tage beschert und meine Wanderlust wieder anheizt.

Über die Moorlandschaft des Küstenhinterlands von Caithness war ich zurück nach Thurso marschiert, hatte dann das stillgelegte Schnelle-Brüter-Kernkraftwerk in Dounreay passiert und war dann nach einer Übernachtung in einem kleinen Hotel in dem Ort Melvich über die einspurige A 897 nach Süden abgebogen. Ständig ansteigend führte die kleine Straße zwischen Farm- und Crofthäusern mit einigen Neubauten in das größte Torfnaturschutzgebiet Schottlands bei Forsinard, den Peatland Flows. Da das fast einhundert Jahre alte Hotel nach einem Besitzerwechsel immer noch geschlossen war, war ich glücklich, wenigstens eine B&B-Übernachtungsmöglichkeit am Bahnhof gefunden zu haben. Ich wusste, dass ich die nächsten Tage vermutlich auf mein Minizelt angewiesen war, wenn ich die nächsten fast einhundert Kilometer quer über die fast menschenleeren nördlichen Highlands laufen würde. Aber ich freute mich auf diesen Streckenabschnitt.

„Wo in Europe gibt es noch solch unberührte und menschenleere Natur", hatte ich im Telefongespräch mit Lee Philips gesagt, das ich von Thurso aus geführt hatte. „Der Veteran in John O'Groats erzählte mir, dass der Vormarsch der Army auf den Falklandinseln durch ähnlich menschenleere Landschaft gelaufen war. Nur mit dem Unterschied, dass von Zeit zu Zeit argentinische Soldaten als Hindernis auftauchten."

Lee hatte lachend geantwortet. „Na, wenigstens das Risiko gehst Du nicht ein. Ich kann mir keine bewaffneten Abwehrstellungen in den schottischen Highlands vorstellen. So weit ist die Unabhängigkeits-bewegung dort noch nicht."

Als ich am nächsten Tag den Ort Kinbrace mit seinen zehn Häusern passierte, begann der Himmel grau zu werden. „Vermutlich hat der Wetterbericht doch recht", murmelte ich zu mir selbst, „und es beginnt morgen wieder eine Regenphase." Ich fluchte innerlich, denn auf dem vor mir liegenden Streckenabschnitt gab es relativ wenig natürlichen Wind- und Regenschutz. Trotzdem widerstand ich der Versuchung, in Kinbrace den Zug zu nehmen. Ich vertraute meiner Ausrüstung und meiner mittlerweile gewachsenen Wandererfahrung.

Die Übernachtung im Zelt in der Nähe der nächsten Estate ging noch trocken, aber bereits ziemlich windig von statten. Als ich aber am nächsten Morgen die schmale Straße verließ und auf eine als Fahr- und Wanderweg kartierte Single-Trek-Road Richtung Süden abbog, begann es zu regnen. Unangenehmerweise nahm der Wind weiter zu, zudem hatte ich dummerweise vollen Gegenwind. Ich kämpfte mich weiter vorwärts. Ich wusste durch das Gespräch mit meiner letzten Wirtin in Forsinard, dass ich am Nachmittag eine ehemalige Estate erreichen würde, die nach einem Großbrand nicht mehr bewohnt würde. Vielleicht konnte ich dort trockenen Unterschlupf finden und dies jetzt Unwetterstärke erreichende Regengebiet aussitzen. „Wartet ja keiner auf mich", gestand ich mir fast verzweifelnd ein. „Da kann ich auch ein paar Tage warten." Proviant hatte ich Gottseidank genug dabei.

Zweieinhalb Stunden kämpfte ich mich auf der unbefestigten, zunehmend matschiger werdenden Straße Richtung Durran Estate als ich endlich Loch Durran und einige Häuser beziehungsweise Scheunen und Schuppen erkennen konnte. "Hoffentlich kann ich irgendein Scheunentor öffnen und mich gegen Regen und Wind schützen", murmelte ich zu mir selber, meinen letzten Wanderwillen mobilisierend, um das schützende Ziel zu erreichen. Die erste Scheune, die sich nach einem flüchtigen Blick durch ein halbblindes Fenster als Sägewerk identifizierte, war verschlossen. Als ich hoffnungsvoll auf eine zweite Scheune zulief, erkannte ich ein zu einem Drittel geöffnetes Tor, im Inneren schien -- für mich vollkommen überraschend -- Licht zu brennen. Als ich auf das Scheunentor zulief, trat plötzlich eine Gestalt in die Toröffnung, die aufgrund des Lichtscheins im Rücken nicht näher identifizierbar war. Sie trugt augenscheinlich Armeeuniform, nur die Mütze war durch eine schwarze Baseballkappe ersetzt, die das Gesicht vollkommen abschirmte. Sie hielt einen gewaltigen Schraubenschlüssel in der Hand.

„Was suchen Sie hier?" rief die Gestalt mir mit erstaunlich hoher Stimme zu, während ich mich mittlerweile mehr torkelnd als laufend der Toröffnung näherte.

„Schutz, einfach Schutz."

Die Gestalt machte plötzlich einen Schritt zur Seite. „Dann kommen Sie erst einmal rein. Hier drinnen regnet es nicht. Und der Sturm ist auch nur draußen."

„Danke", murmelte ich fast unhörbar, als ich die beleuchtete Scheune betrat, die sich direkt als Maschinenschuppen entpuppte. „Danke", wiederholte ich mich, schüttelte das Regenwasser von Jacke und Hose wie ein Hund und strich die Kapuze nach hinten. Dann blickte ich die Gestalt an, die nun voll von der Scheunenbeleuchtung erhellt wurde. „Ich habe so gehofft, hier Deckung vor diesem Unwetter zu finden", keuchte ich hervor. „Die letzten Stunden waren sehr schwer."

„Dann erst Mal willkommen auf Durran Estate", antwortete die Gestalt und schob seine Baseballkappe so hoch, dass man sein Gesicht sehen konnte.

Ich kniff meine Augen zusammen, so als wenn ich meinen Augen nicht trauen würde. „Eine Frau in Uniform?" Ich sprach vor lauter Verblüffung zu mir selbst so laut, dass es die Gestalt hören konnte.

„Richtig!" Jetzt nahm die Gestalt die Baseballmütze komplett von ihrem Kopf, schritt auf mich zu und streckte ihre Hand aus. „Mary Mackay."

Ich ergriff zur Begrüßung ihre kräftige Hand und stellte mich ebenfalls mit Namen vor. „Walter Hamsun. Ich glaube, Sie und Ihre Farm retten mir gerade das Leben." Ich schnaufte ein paarmal tief durch. „Ich glaube, ich hätte nicht mehr lange durchgehalten."

„Wir gehen gleich ins Farmhaus rüber", antwortete Mary, drehte sich um und ging zu einem roten, sicherlich sechzig Jahre alten Massey Ferguson Trecker, der mit hochgeklappter Motorhaube mitten in der Scheune stand. Sie legte den Schraubenschlüssel auf eine rollende Werkbank neben dem Trecker und drehte sich zu mir um. „Sie haben nicht zufällig Ahnung von Motoren?"

Ich schaute sie mit dem wahrscheinlich dümmsten Gesichtsausdruck an, zu dem ich imstande war. „Wieso?"

„Weil dieser Mist-Trecker seit einigen Tagen nicht mehr laufen will. Und ich habe heute Mittag ein Stoßgebet gen Himmel geschickt, dass endlich ein Mechaniker hierherkommt, um diesen Motor wieder zum Laufen zu bringen. Ich brauche den Trecker! Dringend!"

Ich nickte unwillkürlich mit meinem Kopf, hatte jedoch meine Stirn in kritische Falten gelegt. „Doch. Ich verstehe was von Motoren."

„Oh!" Mary lächelte zum ersten Mal. Schwach und etwas verlegen, aber immerhin. „Sind sie ein Engel? Vom Himmel geschickt?"

Ich musste jetzt laut lachen. „Nicht unbedingt. Immerhin habe ich keine Flügel." Ich nickte noch einmal, meine Worte bekräftigend. „Aber ich verstehe wirklich etwas von Motoren. Ist mein Beruf. Zumindest gewesen."

„Sehr schön", klatschte Mary in ihre Hände. „Dann sorge ich erst einmal dafür, dass Sie trocken werden. Und dann dürfen Sie mit Ihren Engelshänden meinen Trecker behandeln." Sie ging auf das Scheunentor zu und betätigte den Lichtschalter. „Wir müssen noch einmal raus in den Regen. Sind aber nur ein paar Schritte bis zum Farmhaus." Sie ließ mich aus der Scheune austreten und schob hinter mir das Tor zu. Dann lief sie auf ein zweigeschossiges Cottage zu, welches etwas versetzt einhundert Meter entfernt lag. „Los geht's!"

Direkt im vorgebauten Eingangsbereich wurde ich von zwei bellenden Border-Collies „begrüßt", die erst Ruhe gaben, nachdem Mary sie lautstark zur Ruhe gerufen und mit je einem Hundeleckerli versorgt hatte. Ich entledigte mich im Vorraum meines Rucksacks, meines Regenzeugs und meiner Wanderschuhe und begann plötzlich wie Espenlaub zu zittern. Ich war erkennbar bis auf die Haut durchnässt als auch durchgeschwitzt und merkte erst jetzt, wie ausgekühlt mein Körper war.

„Kommen Sie rein." Ich folgte Mary ins linker Hand liegende Wohnzimmer, der von einem Ofen angenehm warm beheizt wurde. Hinter der Ofenscheibe konnte man hellrot lodernde Flammen sehen. Mary öffnete die Ofentür und legte drei weitere Holzscheite auf. Dann drehte sie sich zu mir um. „Jetzt ausziehen! Und mir alle nassen Anziehsachen geben."

Ich war von diesem militärisch-barschen Befehl so überrascht, dass ich ihm ohne Widerrede folgte und einen kompletten ‚Full-Monty' hinlegte. Mary genierte sich nicht im geringsten, mir dabei zuzusehen und das Endergebnis noch einmal von oben bis unten zu inspizieren.

„Das sieht nicht so gut aus", lautete ihr klarer Kommentar, nachdem sie die vielen hell- bis dunkelroten Hautpartien, die im Bereich oberhalb der Knöchel fast violett gefärbt waren, identifizierte.

Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Nackt vor einer attraktiven, voll bekleideten Frau zu stehen und dann einen solchen Kommentar zu hören, schockierte mich schon. Mary konnte das Entsetzen in meinem Gesicht sofort sehen.

„Du hast massive Unterkühlungen", klärte sie mich auf. Ihre Anrede war angesichts meiner Nacktheit mit einem Schlag persönlicher geworden. „Habe ich ein paar hundert Mal gesehen. Bis hin zu schweren Erfrierungen." Meinen fragenden Blick beantwortete sie nicht, sondern gab gleich das nächste unmissverständliche Kommando. „Da müssen wir mehr als eine warme Dusche unternehmen." Dann warf sie mir einen flauschigen, dunkelvioletten Morgenmantel zu, der über einer Sessellehne gelegen hatte. „Wir sind fast gleich groß. Der könnte für die nächsten Minuten passen." Sie hatte recht, wie ich feststellen konnte. Mary begann ohne weitere Erklärung, sich selbst ihrer Uniformkleidung zu entledigen. Ich betrachtete ihren Striptease mit einer Mischung aus Verwunderung und Bewunderung. Aus der olivgrünen Bekleidung schälte sich eine sehr durchtrainierte, hochattraktive Frau heraus. „Wir gehen jetzt gemeinsam unter die Dusche. Und ich massiere Deine unterkühlten Hautpartien mit einem warmen Massageduschkopf, damit Du wieder warm wirst."

Ich leistete keinen weiteren Widerstand. Die Ankündigung, gleich mit dieser attraktiven Frau unter einer warmen Dusche zu stehen, hatte etwas Paradiesisches an sich. Mary nahm mich bei der Hand und führte mich durch einen schmalen Gang ins Badezimmer. Zu meiner Überraschung war dieses bestens eingerichtet und hochmodern, was in diesem traditionellen Farmhaus nicht unbedingt zu erwarten war. Es hatte in der Tat eine geräumige Dusche, in der wir problemlos zu zweit Platz fanden.

„War meine erste große Renovierungsarbeit", bemerkte Mary. „Ich wollte wenigstens einen kleinen Ort mit Luxus als ich hierher kam." Sie grinste mich an, wobei ich immer noch mehrere Fragezeichen im Gesicht hatte und sichtlich nicht wusste, ob ich hier im falschen Film war. „Ich habe zu lange zu viele schlechte Badezimmer und Duschen genutzt."

„Wo denn?"

„In diversen Armeelagern und den dortigen Krankenhäusern."

„Wieso denn da?"

„Weil ich zwölf Jahre als Krankenschwester in der Royal Army gedient habe." Mary hatte mittlerweile die Dusche angemacht, die überraschenderweise bereits nach wenigen Augenblicken angenehme Wassertemperaturen von sich gab. „Auch das ist ein Luxus hier", schaute sie mir ins Gesicht, während sie zusätzlich zur von oben herabregnenden Deckendusche einen Multifunktionsduschkopf in die Hand nahm und einstellte. „Diese Farm hat keinen Mangel an Wasser und keinen Mangel an Strom. Wir können hier so lange warm oder heiß duschen, wie wir wollen!" Mit diesen Worten begann sie, meine unterkühlten Körperstellen mit einem sehr warmen Massageduschknopf zu besprühen und gleichzeitig zu massieren. Sie unterbrach sehr schnell die Massage und deutete mit der freien Hand auf eine Plastikflasche. „Spritz mir mal eine ordentliche Ladung davon in die Hand."

Ich tat wie befohlen und registrierte ein sehr aromatisch riechendes Bodyshampoo, mit dem Mary mich jetzt unter Fortführung der Massage einseifte. „Oh, tut das gut", stöhnte ich leise. Ich genoss Marys Behandlung zunehmend. In der Tat entkrampften sich meine zuvor ziemlich weh tuenden Körperteile unter der einseifenden Massage. Dafür meldeten sich andere Körperteile, die vorher im kühlen Ruhezustand verharrt hatten, ebenfalls mit Wohlbefinden.

JoeMo1619
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