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Die Göttin des Nylons

Geschichte Info
Ein Mädchen kämpft gegen Scham, Scheu und Verklemmtheit.
12.7k Wörter
4.7
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Ein Mädchen kämpft gegen Scham, Scheu und Verklemmtheit.

********************

Roland findet Frieda, die Freundin seines Sohnes, nach einem Streit der beiden völlig aufgelöst vor. Sie fleht ihn um Hilfe an: Was kann sie tun gegen ihre extreme Schüchternheit und den ständigen Zwang zur Ganzkörperverhüllung, den sie empfindet?

Er schlägt ein paar einfache Experimente mit etwas offenherzigerer Kleidung vor. Sie lässt sich zögernd darauf ein, doch es entsteht schnell mehr daraus. VIEL mehr!

HINWEIS: Enthält Nylon- und Natursekt-Szenen. Nicht notwendigerweise getrennt voneinander...

Dingo

********************

.

„NEIN!"

Roland runzelte die Stirn und ließ die Zeitung sinken. Schon seit mehreren Minuten hatte er mitbekommen, wie die Stimmen oben lauter geworden waren. Jetzt hatte sein Sohn Philian die Tür seines Zimmers aufgerissen. Brüllend.

Eine andere Stimme. Jung und weiblich. Beschwichtigend.

„Nein, ich bleibe NICHT. Ich mus hier RAUS!"

Roland seufzte und legte seine Lektüre zur Seite. Das hörte sich nicht gut an.

Die Tür oben wurde mit Wucht zugeschmettert. Ein Rhinozeros trampelte die Treppe hinunter. Gleich darauf knallte die Vordertür, ein Motorrad röhrte hoch und brauste davon. Dann kehrte wieder Ruhe ein. Drückende Stille im Haus.

Roland presste die Lippen zusammen. Was sollte er tun? Hm -- am besten gar nichts. Philian und seine Freundin Frieda waren erst acht Wochen oder so zusammen, und eigentlich hatte er gedacht, das würde auch erst mal halten, so verliebt wie die beiden taten. Jetzt schon ein solcher Streit? Erstaunlich -- die rosarote Phase dauerte doch üblicherweise länger? Aber gut, da musste wohl jeder mal durch.

Er sah aus dem Fenster. Der Mai hatte bisher sehr durchwachsenes Wetter gebracht. Im Moment schien zwar die Sonne, aber der Boden im Garten war noch ganz nass. Das hieß, er konnte sich nicht raus zur Gartenarbeit verdünnisieren, bis die Kleine aus dem Haus war. Hoffentlich ging sie bald, er hatte nicht die geringste Lust auf Drama. Wenn es einen Vorteil hatte, dass Lina ihn verlassen hatte, dann der deutliche Gewinn an Ruhe und Frieden im Haus.

Seufzend nahm er die Sonntagszeitung wieder auf. Doch er konnte sich nicht richtig auf das politische Feuilleton konzentrieren, denn er war mit einem Teil seiner Aufmerksamkeit nicht bei dem Text vor seiner Nase. Schlecht, denn der war zu anspruchsvoll, um ihn nebenher zu lesen und verwandelte sich umgehend in altmongolisch.

Anfangs hatte er Frieda nur als schüchternes, kleines Ding wahrgenommen, das die Augen hinter den Haaren verbarg und es kaum wagte, ihn anzusehen, wenn sie ihm artig die Hand gab. Er hatte sich noch gewundert: Sein Sohn gehörte doch selbst zu den eher introvertierten. Warum suchte er sich dann so eine Freundin?

Geändert hatte sich das vor etwa vier Wochen, mit einem Paukenschlag. Er hatte die beiden ins Restaurant eingeladen, und die Kids waren ganz aufgeregt, mal in ein richtig schickes französisches Restaurant zu gehen. Sie hatten sich aufgebrezelt, Philian mit einem neuen Jackett, und Frieda hatte er zum ersten Mal in einem Kleid gesehen. So schlecht sah sie gar nicht aus -- warum sie wohl sonst immer mit überweiten Pullis und Schlabberjeans herumlief?

Beim Aussteigen vor dem Restaurant kam plötzlich ein Kurierfahrer angeschossen, auf dem Gehweg. Er sah ihn gerade noch rechtzeitig, um Frieda an den Armen zu packen und aus dem Weg zu reißen. Sie hatte aufgeschrien vor Schreck. Als sie dann verstand, was ihr gerade beinahe passiert wäre, da hatte sie sich an ihm festgeklammert. So fest, dass er am nächsten Tag blaue Flecke von ihren Fingern auf den Armen fand.

Er hatte ihr den Rücken getätschelt und sie hatte sich widerstrebend Phil in die Arme drücken lassen, weiß wie eine Wand. Den ganzen Abend hatte sie ihn heimlich angestarrt, wenn sie dachte, er sähe es nicht. Zwar war er froh, dass sie nicht in Tränen ausbrach, sondern den Schock ganz gut wegsteckte. Doch ein wenig seltsam fand er es schon.

Ab da hatte die Chemie gestimmt. Das Mädchen verhielt sich ihm gegenüber ganz anders. Offen und fast vertrauensvoll. Immer wieder hatte er bemerkt, dass sie ihn verstohlen musterte. Phil verriet ihm, dass sie ohne Vater aufgewachsen sei. Wahrscheinlich sah sie ihn also als eine Art Vaterersatz. Nun gut, warum auch nicht?

Mit einem Ohr lauschte er. Oben herrschte Grabesstille.

Hm.

Schließlich warf er die Zeitung auf den Tisch, stand auf und ging zögernd zur Treppe. Ärger auf Philian erfüllte ihn. Was, wenn seine Angebetete jetzt oben lag und sich die Pulsadern aufschlitzte oder so einen Scheiß? Er hätte sie wenigstens nach Hause bringen können, oder?

In dem Moment öffnete sich oben die Tür und Frieda kam heraus. Sie blieb stocksteif stehen, als sie ihn am unteren Ende der Treppe erblickte. Ihr kleines Gesicht sah verheult aus, die Nase rot, die Augen verschwollen. Eine Hand krampfte sich so hart um das Geländer, dass die Fingerknöchel weiß aufleuchteten.

„Äh -- alles in Ordnung? Alles gut?", sagte Roland mit einem harmlosen Lächeln und verfluchte sich sofort wegen der wenig einfühlsamen Wortwahl. Das sah doch ein Blinder, dass nicht alles gut war.

Doch Frieda nickte nur. Zweimal, ruckartig, wie eine Aufziehpuppe. Sie machte einen Schritt, noch einen. Steif und mechanisch kam sie die Treppe heruntergestakt, die Augen starr geradeaus gerichtet. Roland fragte sich, ob sie ihn überhaupt wahrnahm. Sie strahlte einen derartigen Schmerz aus, dass ihm unwillkürlich der Brustkorb eng wurde.

„Soll... ich dich heimbringen, Frieda?", fragte er besorgt.

Sie blinzelte und schien ihn zum ersten Mal richtig zu sehen. Die Maske auf ihrem Gesicht zerbrach, darunter kam Qual und Elend zum Vorschein. Mit einem würgenden Aufschrei taumelte sie die letzten zwei, drei Stufen hinunter, und dann lag sie auch schon um seinen Hals.

Verdattert legte Roland seine Arme um das Mädchen und tätschelte den bebenden Rücken. Sie heulte an seiner Brust, in langen, schmerzhaften Schluchzern, aber eigentümlich still, fast geräuschlos. Die gepresste Pein schien in Wellen von ihrem Körper auszustrahlen, beinahe wie Radioaktivität. Er schluckte und drückte sie besänftigend. Was konnte man schon anderes tun, in so einer Situation? Außer, heimlich den Duft ihrer Haare in der Nase zu genießen. Shampoo und junger Frauenkörper.

Nach ein paar Minuten beruhigte sie sich ein wenig, das krampfhafte Zusammenziehen ihres Körpers fühlte sich nicht mehr ganz so schlimm an. Schließlich zwang sie sich zu einem langen, zitternden Atemzug und blinzelte zu ihm hoch.

„Tschuldigung", schniefte sie. „Ich... hab dein Hemd nass geheult."

„Macht doch nichts." Er lächelte begütigend. „Besser."

„J-ja." Ein Schauer durchrann sie. „Denke schon..."

Sie hatte immer noch die Hände um seinen Nacken gelegt. Er hielt immer noch ihren Rücken. Ganz nett eigentlich, ging ihm durch den Kopf. Tatsächlich hatte er schon eine ganze Weile kein weibliches Wesen mehr so nahe an sich herangelassen. Seit Lines überstürztem Aufbruch nicht.

Er sollte jetzt die Hände wegnehmen, das war ihm klar. Sie höflich fragen, ob er sie nach Hause fahren sollte. Und das tun, egal was sie antwortete. Sich hier in den Konflikten seines Sohnes zu verheddern, das konnte ihn nur in Schwierigkeiten stürzen. Mal ganz zu schweigen von dem, was sie Falsches von ihm denken konnte. Also auf keinen Fall nachfragen, was da los war.

„Möchtest du darüber reden?", hörte er sich sagen. „Das hat sich ja böse angehört von hier unten."

Sie seufzte müde und ließ ihn nun los. Auch er nahm die Hände von ihrem Rücken. „Das... war wohl meine Schuld", murmelte sie dumpf. „Ich -- ich habe mich blöd angestellt. Das geht mir oft so."

„Wieso denn blöd?"

„Philian wollte mir was schenken." Sie kicherte, ein herzzerreißendes Geräusch. „Ich...wollte es nicht. Das hat er nicht verstanden."

„Was wollte er dir denn schenken?"

Sie blinzelte und schluckte. „Unterwäsche", flüsterte sie dann.

„Ach so?" Er blinzelte überfordert. Zum einen von der Vorstellung, dass sein gerade mal neunzehnjähriger Sohn Unterwäsche für ein Mädchen kaufte. Zum anderen vom Thema selbst. Das rührte einen Punkt an...

„Schöne Unterwäsche." Sie rieb sich die Augen und sprach nüchtern, fast teilnahmslos. Roland fragte sich, ob ihr ganz klar war, was sie da sagte und wem sie gerade ihr Herz ausschüttete. Oder hatte er in ihren Augen die Rolle als Ersatzvater schon fest übernommen?

„Und... die willst du nicht?", musste er einfach fragen.

„Doch. Schon. Irgendwie. Aber... ach, Scheiße!"

Erneut quollen Tränen aus ihren Augen. Schönen, sanften, braunen Augen, trotz des kläglichen Zustands, in dem sie war.

„Weißt du was? Komm erst mal mit. Du siehst aus, als ob du dringend einen Kaffee bräuchtest."

Roland schob sie im Arm in Richtung Küche. Sie trottete mit wie ein Roboter und schniefte, während sie sich über das Gesicht rieb. Er setzte sie auf einen der Barhocker vor der Mitteltheke und atmete heimlich auf, als sie seinen Arm losließ und sich mit beiden Ellenbogen schwer auf die Platte stützte. So viel Nähe war er einfach nicht mehr gewöhnt.

Die drei Minuten, die er an der Kaffeemaschine hantierte, vergingen im Schweigen. Er stellte ihr eine der beiden Tassen hin und nippte an der eigenen. Sie trank automatisch und keuchte, als das starke, heiße Gebräu zu ihr durchdrang. Ein Blinzeln, ein Aufsehen, fast erstaunt. Den Rest schluckte sie so gierig, als ob sie sich absichtlich die Speiseröhre verbrühen wollte. Als sie die Tasse abstellte, wirkte sie schon fast wieder wie ein lebendiger Mensch.

Verstohlen betrachtete Roland sie. Äußerlich ein ganz normales, junges Mädchen. Achtzehn Jahre alt, soweit er wusste. Klein, und obenrum zierlich gebaut, nur die Hüften rundeten sich deutlich. Die Beine nicht allzu lang, die Hände im Verhältnis klein. Sie trug das mittelbraune Haar meist hochgesteckt, so auch jetzt. Ein paar Strähnen waren entkommen und hingen links und rechts herunter, das gab ihr ein wildes Aussehen.

Kein Lippenstift, keine Wimperntusche, auch sonst keine Schminke im blassen Gesicht. Im Moment stellte das einen Vorteil dar, denn sonst würde sie jetzt erst recht aussehen wie ein Zombie, so verheult und verquollen, wie sie war. Doch sie schminkte sich auch sonst nicht. Oder kaum. Nur ein einziges Mal hatte er sie mit einem Hauch von Farbe auf den Lippen erlebt. An dem Abend im Restaurant.

„Es geht mich ja nichts an", eröffnete er das Gespräch. „Wenn du willst, fahre ich dich gleich nach Hause. Aber wenn du magst, können wir reden."

„Nicht nach Hause, bitte." Sie legte sich die Arme um den Leib und erschauerte.

„Wie du möchtest." Er machte eine einladende Geste. „Ich glaube es ging um, ah, Unterwäsche?"

„Genau", murmelte sie, die Augen niedergeschlagen. „Ich... habe nur so ganz normale Sachen. Phil meinte, das wäre doch schade, und er würde mich gerne mal in diesen Lingerie-Shop in der Bahnhofstraße einladen, damit ich mir dort was Hübsches aussuche. Weil er findet, dass ich, uh, so schön bin, und dass mir das sicher stehen würde."

„Das war doch sicher nett gemeint von ihm."

„Ja. Klar." Ein hilfesuchender Blick. „Ich fand es auch total lieb von ihm. Aber er wollte dann gleich absprechen, wann wir dort hingehen. Nächste Woche schon. Ich habe erst herumgedruckst und alles Mögliche vorgeschützt. Da ist er sauer geworden und meinte, ich wollte ja eigentlich gar nicht richtig."

„Und -- stimmt das denn?"

„Also... ja." Sie nickte ergeben. „Der Gedanke, dass ich da in diesen Laden muss, und mich mit den Verkäuferinnen unterhalten..." Ein Frösteln durchlief ihren Leib.

„Ist das so unangenehm für dich?" Roland setzte sich neben sie. Mit genügend Abstand natürlich. Dennoch schweiften seine Augen von selbst neugierig über die Figur des Mädchens. Sie trug einen ihrer unförmigen Pullis, der ihre überschaubare Oberweite komplett schluckte. Die Jeans, auch eher locker als eng geschnitten, lag im Sitzen auf dem Hocker straff um die Schenkel. Das sah nett aus.

„Ja, total. Blöd, ich weiß." Sie zuckte resigniert mit den Schultern. „Aber ich kann es nicht ändern."

„Hm, okay. Aber -- war das alles? Ging es wirklich nur um den Einkauf in diesem Laden? Deshalb war Phil so sauer, dass er einfach rausstürmt und losdüst?"

Sie schluckte. Ihr Kopf ging noch tiefer. So, als ob eine Tonnenlast auf ihren Schultern liegen würde. „Es... es war nicht das erste Mal, dass wir da... dass er anderer Meinung war als ich", flüsterte sie.

Roland sagte nichts. Das war der entscheidende Punkt, spürte er. Entweder sie kam jetzt damit raus oder nicht. Er konnte nur abwarten.

Ein abgrundtiefer Atemzug. „Phil... will mit mir schlafen." Ihre Stimme war kaum zu vernehmen.

„Und du willst das nicht?" Roland bemühte sich um eine sanfte, verständnisvolle Stimme. Innerlich musste er grinsen. Echt jetzt? Dieser Klassiker mal wieder?

„Das ist ja das Komische." Sie hob den Kopf und sah ihn an, mit riesigen Augen. „Ich will ja auch. Eigentlich. Aber -- es ist... ich verstehe selbst nicht, warum das alles so kompliziert ist für mich."

Er nickte nachdenklich und schürzte die Lippen. Am liebsten hätte er sich jetzt mit einem neunmalklugen Spruch aus der Affäre gezogen, sie in sein Auto gepackt und nach Hause gekarrt. Aber jetzt hatte sie sich ihm schon anvertraut. Er hatte gefragt, und jetzt musste er darauf einsteigen. Alles andere wäre erst recht link gewesen. Nun, hoffentlich würde sein Sohn es ihm eines Tages danken, wenn er ihm den Weg ins Bett mit diesem jungen Ding ebnete.

„Erzähl doch mal von deinen Eltern", schlug er vor. „Du lebst mit deiner Mutter, richtig?"

„Meine Eltern?" Sie runzelte die Stirn. „Was haben die denn damit zu tun? Aber es ist richtig, ich habe nur meine Mutter. Mein Vater hat uns verlassen, schon vor langer Zeit. Da war ich fünf Jahre alt."

„Und -- wie steht deine Mutter so zu Sex, und zu Reizwäsche?"

„Zu Sex?" Sie glotzte ihn schockiert an. „Äh -- keine Ahnung. Ich habe nie erlebt, dass sie einen Freund hatte. Oder... einen Mann. Sie war immer -- meine Mutter, halt."

„Und das kommt dir nicht komisch vor?"

„Also..." Sie zog die Stirn kraus und wirkte jetzt ein wenig lebendiger. „Nein. Eigentlich nicht. Ich dachte immer, so ist das halt, wenn man älter ist."

„Also über dreißig hat man keinen Sex mehr?" Er deutet ein ironisches Grinsen an.

„Nein... natürlich nicht", lachte sie unbehaglich und wich seinem Blick aus. Also ja.

„Was würde denn deine Mutter sagen, wenn du mit einem Spitzen-BH und passendem Höschen nach Hause kommst, und es ihr zeigst?"

„WAS?" Frieda fuhr hoch und lachte fahrig. „Das wäre... Oh Gott, wäre mir das peinlich. Und ihr erst."

„Ja -- aber warum?", bohrte er nach.

„Na ja, weil... also, ich weiß auch nicht so recht. So wäre es halt." Sie schüttelte den Kopf, irritiert über das eigene Unvermögen, das genauer zu fassen. „Sie sagt mir immer, wenn man sich lasziv ins Schaufenster stellt, dann muss man sich nicht wundern, wenn man als Nutte gesehen wird."

„Aha. Also jeder, der sich eine etwas hübschere Unterwäsche gönnt, ist eine Nutte, ja?"

„Ja."

Das kam sofort und ganz automatisch. Eine Sekunde später schreckte sie hoch, schlug sich eine Hand vor den Mund und sah Roland an, mit riesigen Augen.

„Merkst du was?", fragte der weich und fühlte sich eigentümlich angerührt von ihrem Blick. Und von diesen unglaublich großen, ausdrucksvollen Pupillen in der Farbe von Haselnüssen.

„Du meinst -- sie hat mir das... vermittelt?"

´Na klar, du naives Landei!´, seufzte er innerlich. ´Ich dachte, die Kids heute hätten dieses Basics von Prägung und Sozialisation durch das Elternhaus heute alle kapiert. Da lag ich offenbar falsch.´

„Pass auf", meinte er und tätschelte sie am Oberarm. „Ich fahre dich jetzt heim. Lass dir mal in Ruhe alles durch den Kopf gehen. Vielleicht fragst du ja auch deine Mutter mal, ob sie schon mal was Hübsches für drunter hatte. Früher, vielleicht. Und warum sie das heute nicht mehr mag. Wahrscheinlich gibt es einen Grund dafür."

Sie nickte, den Blick in die Ferne gerichtet. Das reichte wohl erst mal als Stoff fürs Nachdenken.

Und ihm reichte es für diesen Tag an Kontaktzeit mit einem blutjungen Mädchen.

***

Ein paar Tage später, am Sonntagabend, saß Roland gerade im Sessel und zappte durch das aktuelle Netflix-Angebot, da klingelte das Telefon. Der Festnetz-Apparat. Er sprang auf und eilte zum Telefonschränkchen im Flur. Phil war zwar oben, aber das Klingeln eines Festnetz-Apparates würde ihn nicht zum Aufstehen bewegen. Er vertrat die Meinung, dass man veraltete Technologie nicht unterstützen sollte -- daher konnte man natürlich nicht von ihm verlangen, dass er die Treppe runterkam und dran ging.

„Roland Fischmeyer?"

„Hallo Roland, Frieda hier", hörte er ihre Stimme, berstend vor unterdrückten Gefühlen. „Äh -- kann ich mit dir reden? Oder ist Phil in der Nähe?"

„Klar. Kein Problem." Er ging zurück ins Wohnzimmer und schloss die Tür hinter sich. „Was gibt es denn?"

Sie wollte explizit mit ihm reden? Ohne das Phil davon wusste? Hm -- wahrscheinlich sollte er aufpassen, dass er da nicht in eine seltsame Position zwischen den beiden geriet.

Er stellte sich ans Fenster und sah hin den Garten hinaus. So würde er in der Spiegelung sehen, falls hinter ihm die Türe aufging. Falls Phil hereinkam. Der war vor dem Abendessen zurückgekehrt, mit mürrischem Gesicht, und hatte sich gleich in sein Zimmer verzogen. Seitdem hatte er nichts mehr von ihm gesehen oder gehört.

„Ich habe mit meiner Mutter gesprochen", sprudelte es aus Frieda heraus. „Ich weiß jetzt, was dahintersteckt. Sie hat nämlich eine Schwester, Cora. Mit der hat sie gebrochen, ich kenne sie gar nicht. Sie wollte nicht darüber reden, aber ich habe nicht lockergelassen. Cora ist eine, äh, Prostituierte."

„Verstehe", nickte Roland und dachte schnell nach. „Sie hat sich früher immer hübsch angezogen, vermute ich."

„Genau. Ich glaube, Mutter war neidisch auf Cora, weil die wohl besser aussah, als beide jung waren. Sie haben sich ständig gestritten, als Kinder, und als Jugendliche. Und später, als Cora auf die ´schiefe Bahn´ geriet, da hat sie gesehen, wohin das führt, wenn man sich als Frau so herausputzt."

„Wenn jede Frau, die sich gerne schön anzieht, auf dem Strich landen würde, dann würde dort ein ziemliches Gedränge herrschen", grinste Roland.

„Das... ist mir auch klar. Im Kopf." Sie lachte gepresst. „Ich verstehe schon, wie das zusammenhängt. Und wie sie mich davor bewahren wollte, so zu enden wie ihre Schwester. Das hat sie wohl auch geschafft. Aber -- was mache ich jetzt?"

„Ich vermute, du musst mit der Zeit rauskriegen, was du selbst willst." Roland rieb sich über die Augen. Er fühlte sich müde. Diese Therapeutenarbeit für unreife Kids war nichts für ihn. „Indem du es ausprobierst. Mit Phil, zum Beispiel."

„Ja..."

Schweigen am anderen Ende.

Dann, zaghaft: „Roland? Darf ich... könntest du mir nicht ein wenig helfen?"

„Ich? Wie denn?"

Ein Atemzug. „Mit Phil... ist es schwierig. Aber mit dir fällt es mir leichter, denke ich. Du warst so lieb zu mir, da kürzlich. Vielleicht könnte ich erst mal für dich was... anziehen?"

Roland blinzelte. Meinte sie das jetzt ernst? „Du willst dir hübsche Unterwäsche anziehen und mir das zeigen?", fragte er ungläubig nach.

„Ist das blöd?", schreckte sie gleich zurück. „Ich..."

„Nein. Natürlich nicht", beruhigte er sie schnell und spürte, wie sein Herz schneller schlug. Dieses gerade mal volljährige Mädchen, in Reizwäsche? Vor ihm? „Ich war nur überrascht."

„Bei dir würde ich mich sicher fühlen", meinte sie. „Ich meine, du willst ja nichts von mir."

„Klar. Natürlich nicht." Er räusperte sich.

„Bei Phil hätte ich Angst, dass er dann gleich denkt, ich will sofort mit ihm ins Bett hüpfen. Aber das will ich nicht. Das... wäre zu schnell."

„Verstehe."

„Vielleicht -- kann ich was im Internet bestellen." Sie kicherte unterdrückt. „Dann muss ich nicht in den Laden."