Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Die Kunststudentin

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

»Ich denke, ich verstehe, was du meinst«, sagte sie und zeichnete weiter. »Es ginge mir vermutlich genauso.«

»Auch... auch...«, hob er an.

Sie schaute zu ihm herüber und sah, dass es ihm schwerfiel, weiterzusprechen. Sie ließ ihm Zeit und ermutigte ihn freundlich: »Ja?«

Er seufzte tief und gestand schließlich: »Ich bin auch nicht gut darin, Konversation zu betreiben. Deswegen gehe ich allen aus dem Weg.«

»Das nehme ich dir nicht ab. Warum meinst du, nicht gut darin zu sein, dich mit anderen zu unterhalten? Wir führen doch im Moment ein ganz normales Gespräch. Oder?«

»Ja..., nein. Ich weiß auch nicht. Im Moment mit dir ist es irgendwie anders.«

»Versteh mich jetzt nicht falsch!«, sagte sie. »Könnte es damit zu tun haben, dass es dir im Moment leichter fällt, weil du eh schon die Hosen heruntergelassen hast?«

»Bitte! Wie soll ich das verstehen?«, beschwerte er sich.

»Genau so, wie ich es gesagt habe. Ich denke, dass das Entblößen mehr mit dir macht, als du dir bewusst bist. Dadurch, dass du deine Scham überwunden hast, dich vor einer Gruppe zu entkleiden, hast du auch etwas von der Scheu verloren, dich mit anderen, im jetzigen Fall mit mir zu unterhalten. Da du vermutlich aber noch deinen alten Gewohnheiten folgst, indem du den anderen nach der Zeichenstunde aus dem Weg gehst, hast du noch gar nicht mitbekommen, dass du dich sehr wohl mit anderen unterhalten kannst.«

Er überlegte kurz, bis er antwortete: »Es klingt schon irgendwie logisch, was du sagst. Auch wenn deine Formulierung... nun ja... fragwürdig ist. Komplett überzeugt hast du mich noch nicht. Ich denke weiterhin, ich bin immer schlecht darin... Smalltalk zu betreiben.«

Obwohl er sah, dass sie ihm helfen wollte, fühlte er sich unwohl in seiner Haut, weil es sich zu sehr nur um ihn drehte. Um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, fragte er: »Wenn Kunst dein Hauptfach ist, was möchtest du später einmal machen?«

Sie empfand es als angenehm, wie sich das Gespräch zwischen ihnen beiden entwickelte. Die nette Unterhaltung lockerte die steife Situation auf und entgegnete: »Was denkst du denn?«

»Ich weiß nicht... dies ist hier ja keine Akademie für Design...«, überlegte er und ließ einen weiteren Blick über sie gleiten. Der Auswahl ihrer Kleidung zu urteilen, schloss er etwas mit Mode aus. »Hmm, vielleicht in Richtung eigenständige Künstlerin oder als Restauratorin?«

»Restauratorin... interessant, die Idee hatte bisher noch keiner.«

»Ich komme auch nur darauf, weil ich vor kurzem eine Reihe von Thrillern gelesen habe, in denen die Hauptperson ein Doppelleben führt. In dem einen ist er Restaurator für alte Meister und in dem anderen ist er ein Geheimagent beim Mossad.«

»Ich kann dir versichern, ich habe keine Absicht, in dem einen oder anderen Bereich zu arbeiten«, sagte sie lachend. »Mit deinem ersten Gedanken, eine eigenständige Künstlerin werden zu wollen, liegst du gar nicht so weit daneben. Ich will das Zeichnen von Comics zu meinem Beruf machen.«

»Comics?«, rief er aus und schaute sie erstaunt an.

»Ja! Überrascht?«

»Und wie! Damit hätte ich nie gerechnet.«

»Warum nicht? Auch die muss irgendjemand zeichnen!«

»Ja natürlich. Du bist... du bist nur irgendwie nicht der Typ dafür?«

»Nicht der Typ? Wie stellst du dir denn einen Comiczeichner vor?«, fragte sie.

»Eher jemanden im fortgeschrittenen Alter.«

»Wie kommst du da drauf?«

»Ich habe einmal im Fernsehen gesehen, wie die neuen Zeichner der Asterix-Comics vorgestellt worden sind.«

»Das ist doch etwas ganz anderes! Der Zeichner Uderzo und der Verlag haben das Erbe an zwei übergeben, die die Erwartungen auch erfüllen können, die an die Comicreihe gestellt werden. Die zwei sind in die Fußstapfen von Giganten getreten! Jemand jüngeres hätte ein solches Angebot niemals bekommen.«

»Das klingt ja fast so, als fändest du das ungerecht«, stellte er fest.

»Ungerecht? Diesen Gedanken hatte ich dabei nie! Ich würde so ein Angebot auch nicht annehmen!«

»Warum nicht? Hätte man dann denn nicht ausgesorgt?«

»Finanziell vermutlich schon. Aber die Belastung durch den Erfolgsdruck wäre erheblich. Ein Versagen an so prominenter Stelle würde vermutlich das Ende einer Karriere bedeuten! Ich würde das derzeit auch aus einem ganz anderen Grund ablehnen.«

»Weswegen denn?«

»Ich müsste Charaktere und eine Umgebung übernehmen, die sich jemand anderes ausgedacht hat! Mich reizt es ja gerade, eigene Figuren zu erfinden und sich in einer Geschichte entwickeln zu lassen. Außerdem möchte ich später einmal eine Graphic Novel illustrieren.«

»Und wie sind deine Chancen?«, fragte er. »Gibt es viel Konkurrenz?«

»Sehr sogar! Wie in allen künstlerischen Berufen«, bestätigte sie.

»Und das schreckt dich nicht ab?«

»Eigentlich nicht. Man muss nur gut sein.«

»Und bist du gut?«

»Ich denke schon. Schau doch selbst!«, forderte sie ihn auf und trat von der Staffelei zurück.

»Bist du denn fertig? Wenn ich jetzt aufstehe, bekomme ich diese Pose später nicht mehr genau so hin.«

»Ja, ich bin so weit fertig. Die letzten Feinheiten mache ich zu Hause.«

»In Ordnung«, erwiderte er, ging zu ihr hinüber und nahm ihr Werk in Augenschein. Sie hatte nicht übertrieben, stellte er fest. Die Zeichnung von ihm war ausgezeichnet. Obwohl er sich nicht als Kunstexperte bezeichnen würde, erkannte er, dass Laura mehr getan hatte, als ihn nur mit einem Bleistift auf Papier einzufangen. Sie hatte sich das Bild zu eigen gemacht und ihn in einem eigenen Stil festgehalten.

Während er sich die Details weiter ansah, bot sie ihm etwas von dem an, was sie als Aufmerksamkeit mitgebracht hatte. Er wählte, zum Dank nickend, einen Apfel aus und pfiff vor Bewunderung durch die Zähne.

»Was ist?«, fragte sie.

»Klasse! Du hast nicht übertrieben. Du bist wirklich gut! Und das in so kurzer Zeit! Toll! Ich könnte das nicht.«

»Was könntest du nicht?«

»Einen Menschen zeichnen wie du.«

»Das ist nicht so schwer. Hast du es denn schon einmal probiert?«

»Nicht wirklich... bisher habe ich nur technische Zeichnungen gemacht.«

»Warum nicht?«

»Weil ich es nicht kann und keine Möglichkeit hatte, es zu lernen.«

»Soll ich dir zeigen, wie es geht?«

»Nein, brauchst du nicht«, lehnte er freundlich ab.

»Doch komm, ich zeig's dir... sagen wir: So lange, wie du deinen Apfel isst. Okay?«

»Gut, wenn du möchtest.«

Sie legte ein neues Blatt auf, nahm einen weichen Bleistift und erklärte: »Als erstes teilst du dein Blatt mit wenigen Strichen ein. So planst du, welchen Ausschnitt einer Landschaft oder einer Szene du festhalten willst. Einige andere nutzen dafür auch eine gleichmäßige Kästcheneinteilung als Orientierung. Wenn die steht, zeichnest du mit dünnen Linien die Umrisse, um die Proportionen festzulegen.« Mit flinken Strichen deutete sie die vor ihnen liegenden Fensterfront an und fuhr fort: »Wenn das getan ist, kommt die Feinarbeit. Das ist alles!«

»So, wie du das beschreibst, klingt es so einfach«, bewunderte er.

»Komm, ich lege ein neues Blatt auf und dann versuchst du es einfach mal.«

»Okay«, sagte er gedehnt und schaute sich im Zeichensaal um, »und was soll ich zeichnen... die Bank?«

»Am Anfang sollte man immer mit einfachen Motiven starten. Michelangelo hat ja auch nicht mit der Sixtinischen Kapelle angefangen. Die Bank ist eine gute Idee!«

Er nahm den Bleistift und begann in anfangs ungelenken Bewegungen seine Zeichnung. Sie stand neben ihm und an Stellen, wo er Schwierigkeiten hatte, führte sie kurz seine Hand. Während sie ihm half, wurde ihm irgendwann bewusst, dass er weiterhin im Adamskostüm neben ihr stand. Mit einem kurzen Blick hinüber vergewisserte er sich, dass ihr dies nichts ausmachte. Trotzdem spürte er leichtes Herzklopfen, da sie so nahe bei ihm war.

Während sie verfolgte, wie die Bank auf dem Papier Gestalt annahm, fragte sie: »Und, was machst du, wenn du nicht Model sitzt? Ich vermute, du bist auch Student.«

»Ja, ich studiere Maschinenbau.«

»Und, was willst du später einmal machen?«

»Meine Eltern würden sich freuen, wenn ich unseren Betrieb übernehmen würde, wenn sie in Rente gehen.«

»Was produziert ihr denn?«

»Hauptsächlich machen wir Spezialanfertigungen für die Lebensmittelindustrie.«

»Deine Eltern würden sich freuen, sagst du. Was ist mit dir? Möchtest du das auch?«

»Auf der einen Seite ja. Der Betrieb läuft gut.«

»Aber? Du klingst nicht gerade euphorisch«, bemerkte sie.

»Nun ja, du musst wissen, das Verhältnis zu meinen Eltern ist nicht so einfach. Mein Vater hätte eher kein Problem damit, wenn ich den Betrieb später nicht übernehmen würde. Er sagt, dass ich meinen eigenen Weg gehen muss. Meine Mutter bestimmt andererseits gerne über das Leben Anderer und sie hat sich in den Kopf gesetzt, dass ich die Familientradition weiterführen soll.«

»Verstehe. Das ist bestimmt nicht einfach.«

In den nächsten Minuten nahm die Bank mitsamt ihren Verzierungen auf dem Papier Gestalt an.

»So, und war das jetzt schwer?«, fragte sie, als er die Stifte auf der Staffelei ablegte,

Er schaute erst verlegen zu Boden, bis er meinte: »Ja, du hast ja recht! Aber, ich habe es nicht allein geschafft. Zwischendurch hast du mir geholfen.«

»Das stimmt zwar, aber nur, damit es ein wenig schneller ging. Du hättest das genauso hinbekommen. Wie wäre es, wenn du dir jetzt ein etwas komplizierteres Motiv vornimmst?«, schlug sie vor.

»Und was? Hier ist nicht viel.«

»Da hast du leider recht«, bestätigte sie, »der Saal ist ziemlich trostlos.«

Er fasste sich ein Herz und fragte: »Und wenn du kurz auf der Bank Platz nehmen würdest?«

»Klar, das kann ich machen!«, sagte sie, ging hinüber und überlegte einen Moment, bis sie eine Pose einnahm, die der ähnlich war, die er bei ihrer ersten Zeichenstunde eingenommen hatte. »Ist das so gut?«, fragte sie.

Er schaute sie an und nickte. Ihrem Rat folgend, teilte er das Blatt ein und begann zu zeichnen. Nach einer Weile seufzte er schwer.

»Was ist?«, fragte sie.

»Dein Rock..., die Falten..., das bekomme ich nicht hin.«

Laura schaute an sich herunter und verstand, wo sein Problem lag. In unruhigen Wellen fiel der Stoff ihres Rocks über ihre Beine. Sie schaute zu Johannes und sah, wie er seine Schultern hängen ließ. Entmutigt stand er an der Staffelei und blickte sie ratlos an. Ein Moment betretenen Schweigens trat ein.

Kurz blickte er zu ihr, bis er wieder seine Zeichnung fixierte. In seinem Hinterkopf blitzte eine Idee auf. Diese kam ihm jedoch so abwegig vor, dass er sie sofort wieder verwarf. Doch dann erinnerte er sich an etwas von vorher, nahm allen Mut zusammen und fragte: »Hast..., hast du schon einmal Modell gestanden?«

»Du meinst..., so wie du?«

Er nickte.

»Nein«, antwortete sie zögernd, »noch nie.«

»Könntest..., würdest du es kurz für mich probieren?«

Sie haderte mit sich, bis sie antwortete: »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«

»Was nicht kannst? Dich hier... freimachen... oder Modell stehen?«

»Vermutlich beides...«

»Das Modell stehen ist nicht schwierig. Man muss nur ein wenig Ausdauer haben, in der Pose zu bleiben und sich dabei nicht zu bewegen. Das Andere betreffend: Hat hier nicht vorhin jemand gesagt: ›Was wäre schon dabei?‹«, fragte er etwas beherzter, nachdem sie seinen Vorschlag nicht kategorisch abgelehnt hatte, und setzte ein leicht verschmitztes Lächeln auf. »›Es wäre doch auch nichts anderes, als auf einer Holzbank in einer Sauna zu sitzen‹.«

Sie schaute ihn an, ließ dann ihren Blick wieder sinken und betrachtete verlegen ihre Füße.

Sie ahnte: Aus dieser Situation kam sie nicht mehr heraus! Um sein Selbstbewusstsein zu stärken, hatte sie ihn ermutigt, das Zeichnen auszuprobieren, denn ihrem ersten Anschein nach traute er sich viel zu wenig zu. Jetzt benutzte er aber ihre eigenen Worte, um sie zu überzeugen. Vielleicht hatte sie ihn doch unterschätzt. Wie dem auch sei, überlegte sie sich, an dieser Stelle konnte sie guten Gewissens keinen Rückzieher mehr machen, ohne unglaubwürdig zu wirken oder sich lächerlich zu machen. Dessen ungeachtet, fragte sie sich, was denn wirklich dabei war? Er stand ja auch seit Wochen als Aktmodell vor dem Kurs.

»Gut, ich mach's!«, sagte sie und vergewisserte sich, dass inzwischen niemand anderes den Saal betreten hatte. Sie ging hinter den Paravent und kam kurze Zeit später mit einem Bademantel bekleidet zurück, den sie dort vorgefunden hatte. Während sie ablegte und auf der Bank Platz nahm, bemerkte sie, dass er sie nicht anstarrte, wie viele es sonst in der Sauna immer in einem solchen Moment taten, wenn sie ihr Handtuch auf der Bank ausbreitete. Anstatt nicht abwarten zu können, sie nackt zu betrachten, tauschte er währenddessen das Blatt auf der Staffelei gegen ein frisches aus und ließ sich dabei augenscheinlich viel Zeit. Sie vermutete, dass er sich daran erinnert hatte, wie es ihr missfiel, dass andere ihr ohne jegliches Schamgefühl in den Ausschnitt oder unter den Rock starrten. Sie war davon angetan, dass er Verständnis für ihre Situation zeigte und bemüht war, ihr den Augenblick des Entblößens zu erleichtern.

Als er wieder zu ihr hinüber schaute, verschlug es ihm der Atem. Auf der Bank gegenüber saß...!

Ihm fehlten die Worte. Durch die hereinscheinende Sonne von der rechten Seite angestrahlt, die andere im Halbschatten liegend, saß da eine traumhaft schöne Frau vor ihm! Die Anmut ihrer Gestalt wurde dadurch betont, dass ihr Haar offen über ihre Schulter floss, nachdem sie das Band gelöst hatte.

Vorhin hatte sie den Namen Michelangelo in den Raum geworfen. Wie hieß dessen berühmtes Zitat? Seine Eltern hatten ihn in seiner Jugend doch durch so viele Museen und Kirchen geschleppt. Nach einem kurzen Moment erinnerte er sich wieder: ›Ich sah den Engel im Marmor und schnitzte, bis ich ihn befreite‹? Wie ein solcher Engel kam sie ihm in diesem Moment vor! Ihre nachlässige und geschmacklos wirkende Kleidung hatte vollständig kaschiert, welch schöner Körper sich darunter befand. Während er ein weiteres Mal nervös die richtige Lage seines Zeichenblattes kontrollierte, fragte er sich, ob sie sich ihrer Wirkung bewusst war. Keine Fotografie einer nackten Frau oder ein Porno-Clip aus dem Netz hatten jemals eine vergleichbare Wirkung auf ihn gehabt. Lediglich einmal vor Jahren, als er im Nachtprogramm den Vier-Stunden-Film ›La Belle Noiseuse‹ anschaute, hatte die Hauptdarstellerin, eine junge Frau, die einem Maler Modell saß, ihn vergleichbar gefesselt. Es kam ihm vor, als würde sein alter Traum wahr werden, einmal eine solche Frau im wirklichen Leben aus der Nähe betrachten zu können.

Er besann sich seiner Aufgabe und ermahnte sich, an das zu denken, was er vorhin selbst gesagt hatte, dass er es nicht gut fand, wenn Männer Frauen wegen ihres guten Aussehens anstarren würden. Er teilte das Blatt ein, wie sie es ihm erklärt hatte, und versuchte danach, ihre Umrisse und die der Bank als Erstes zu skizzieren.

Während Laura sich darauf konzentrierte, ihre Pose zu halten, dachte sie über die Situation nach. Sie wunderte sich über sich selbst: Letztendlich war es ihr leicht gefallen, nackt vor ihm auf dieser Bank zu posieren. Der Unterschied zum nackt in einer Sauna zu sein war, dass sich dort oft ältere Herren befanden, die merkwürdigerweise genau immer dann den nächsten Saunagang antraten, wenn sie ebenfalls einen neuen begann. Sie blickte aus den Augenwinkeln zu Johannes hinüber und es fiel ihr positiv auf, dass er sie niemals lüstern anstarrte. Er schaute immer nur kurz zu ihr herüber und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Apropos Arbeit, überlegte sie sich: Sie durfte nach diesem kurzen Exkurs für ihn nicht vergessen, dass sie zwei weitere Zeichnungen anzufertigen hatte. Wie lange würde er wohl noch brauchen, fragte sie sich und warf erneut einen Blick zu ihm hinüber. Er war weiterhin vertieft in seine Arbeit und ihre Augen wanderten schon wieder zurück zu dem Fixpunkt an der Decke, als sie im Augenwinkel eine Veränderung wahrnahm! Sie lenkte ihren Blick zu ihm zurück, ohne ihren Kopf zu bewegen, und fand sich bestätigt! Die Form seines Penis' hatte sich verändert -- er hatte ein wenig an Länge zugenommen. Er war nicht erigiert oder dicker geworden, lediglich länger. Sie kehrte zu ihrem Fixpunkt zurück, da sie nicht ertappt werden wollte, dort hinzustarren.

War es normal, überlegte sie, dass Penisse sich unvermittelt verlängerten? Bei den Männern, mit denen sie bisher intim gewesen war, hatte sie deren Geschlechter entspannt gesehen oder komplett versteift, selten in einem Zwischenzustand. Diese Veränderung weckte ihre Neugier und damit verbunden, durchlief sie ein unerwartetes, leichtes Kribbeln. Sie wanderte mit ihren Augen wie beiläufig durch den Saal und verharrte erneut bei ihm, nur für einen Augenblick, bevor sie weiter ‚schlenderte'. Sie hatte den Eindruck, als ob sein Geschlecht wieder ein wenig länger geworden wäre, war sich jedoch unsicher, da eine weitere Veränderung hinzugekommen war: Er hing nicht mehr nur gerade herunter, sondern stand in einem leichten Winkel ab!

Wie ein Blitz schoss es ihr durch den Kopf: Es erregte ihn, sie zu zeichnen und sie spürte, wie sie errötete. Was sollte sie tun? Die Zeichenstunde abbrechen? Ihr fehlten jedoch zwei Bilder. Nur die Sache mit ihm abbrechen und sich auf ihre eigene Aufgabe konzentrieren? Das fand sie ihm gegenüber nicht fair. Er gab sich solche Mühe mit seiner Zeichnung. Außerdem, hatte sie selbst nicht vorhin gesagt, es wäre ein ganz natürlicher Vorgang, ohne den es sie alle nicht geben würde? Am besten wäre es, entschied sie, es einfach zu ignorieren und so zu tun, als wäre nichts geschehen. Sie warf einen erneuten, kurzen Blick zu ihm hinüber und der Beginn einer Erektion war nicht mehr zu übersehen. Sein Glied hatte weiter an Länge und Umfang zugenommen und stand inzwischen fast waagerecht ab. Noch nie hatte sie die Zunahme der Erregung eines Mannes so in die Länge gezogen beobachtet, als wäre es eine Zeitlupenaufnahme. Diese Transformation faszinierte sie, sie kannte sie ja nicht von sich selbst. Wann diese Wandlung wohl abgeschlossen war? In seinem Gesicht versuchte sie abzulesen, ob er sich seines veränderten Zustands selbst bewusst war. Weder aufsteigende Schamesröte noch ein anderes Anzeichen von Nervosität waren bei ihm zu erkennen! Dass er sich so unter Kontrolle hatte, konnte sie sich nicht vorstellen. Vor kurzem hatte er doch davon gesprochen, dass er immer Angst hätte, dass ihm genau dies während einer Zeichenstunde passieren würde. Bevor sie sich wieder auf ihren Fixpunkt konzentrierte, glitt ihr Blick kurz erneut an ihm hinab: Sein Glied war zu einem strammen Stab geworden, der inzwischen leicht nach oben zeigte! Die Vorhaut war ein Stück zurückgeglitten und hatte die Spitze der Eichel freigelegt. Ein erneuter Schauder, zweifelsfrei ein wohliger, lief ihr über den Rücken und sie spürte die vertraute Veränderung, wenn sich die feinen Häarchen auf ihren Armen aufstellten und die Haut um ihre Brustwarzen herum sich zusammenzog! Hoffentlich schaut er nicht so genau hin, wünschte sie sich.

Johannes hatte sich in den letzten Jahren die Fähigkeit erarbeitet, alles um sich herum auszublenden, in eine Art Tunnel einzutauchen und sich in Gänze auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Sein anfängliches Herzklopfen, dieser wunderschönen Frau gegenüberzustehen, hatte sich gelegt und er fokussierte sich vollständig darauf, dass seine Zeichnung dem Original gerecht wurde. In diesem Moment warf er einen kritischen Blick auf das, was er bislang erreicht hatte. Er fand, dass ihm ihre Beine und die Rückenpartie verhältnismäßig gut gelungen waren. Als Nächstes wollte er sich ihrer rechten Vorderseite zuwenden, die ihm im Profil zugewandt war. Da blieb sein Blick an ihrer Brust haften. Als er begonnen hatte zu zeichnen, war ihre Brustwarze nur auf Grund ihrer dunklen Farbe auf der makellosen Rundung wahrzunehmen. Nun trat sie plötzlich deutlich hervor! Er schloss aus, dass sie fror und sich deswegen ihre Nippel aufgestellt hatten, denn es war warm im Zeichensaal, ja bald zu warm und demnächst müssten sie die Jalousien herunterlassen. Als einzig weiterer Grund für diese Reaktion fiel ihm sexuelle Erregung ein. Bisher hatte er wenig Erfahrung mit dem weiblichen Geschlecht. Nur während der Schulzeit war er einmal mit einem Mädchen gegangen. Über Küssen und ein wenig Streicheln der nackten Oberkörper waren sie nicht hinausgekommen. Doch auch diese Möglichkeit verwarf er als zu abwegig, denn was war an der augenblicklichen Situation erotisch? Sie hatte kein Interesse an ihm gezeigt und er hatte alles vermieden, ihr auch nur anzudeuten, dass er sie attraktiv fand. Was konnte demnach der Grund sein?