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Die Piratenbraut - Teil 08

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Auch vom Premierminister verabschiede ich mich, wie von einem alten Freund. Ich danke ihm nochmals für die wichtige Unterstützung bei der Befreiung der Frauen. Er winkt ab und betont, dass er nur seine Pflicht getan hätte, aber wir wissen beide, dass ein solches Verhalten in einer von Männern dominierten Welt nicht selbstverständlich ist. Ich drücke ihn fest an mich.

„Viel Glück William. Bei dir weiß ich meine Heimat in guten Händen", verabschiede ich mich.

Als der Tag des Aufbruchs naht, schickt der Herbst bereits seine ersten Boten voraus. Ich bin ganz froh, dass wir endlich aufbrechen und uns wieder in wärmere Gebiete begeben. Der Abschied ist natürlich lang und tränenreich. Vor allem Mary hält mich lange fest und drückt mich an ihre Brust. Sie dankt mir nochmal für die Hilfe und ich verrate ihr, dass ich das Haus meiner Eltern auf sie habe umschreiben lassen.

„Aber warum denn?", ist sie ganz überrascht.

„Ich bin weit weg und mein Zuhause ist nicht mehr hier in London. Ich weiß das Haus bei dir in guten Händen und wenn ich einmal wieder nach London komme, bin ich bei dir sicher herzlich willkommen", erkläre ich ihr.

„Natürlich bist du immer herzlich willkommen. Ganz sicher!", meint Mary und drückt mich nochmal.

„Und du bist auf Silhouette immer herzlich willkommen", antworte ich ihr.

Wir haben beide Tränen in den Augen. Uns ist beiden klar, dass dies durchaus ein Abschied für immer sein könnte. Der zweite in unserem Leben. Wir wissen aber auch, dass wir uns nie aus den Gedanken und aus dem Herzen verlieren werden.

Auch zwischen Mary und Sofie sowie zwischen Isabelle und Amy ist der Abschied sehr herzlich und tränenreich. Wir wissen alle, dass wir uns eine lange, lange Zeit nicht mehr sehen werden. Aber jeder ist mit seiner Wahl zufrieden.

Als wir schließlich mit der „Annie" in See stechen stehen viele Menschen am Pier und winken uns hinterher. Es sind unsere Familien und Freunde, aber auch alle Frauen, die wir befreit haben sind gekommen. Dazu haben sich auch einige Schaulustige gesellt.

Sofie und Amy sind nervös. Einerseits lassen sie einen Teil ihrer Familie zurück und andererseits brechen sie in eine neue, unbekannte Zukunft auf. Mein Vater und Kate dagegen sind äußerst gelassen. Während wir am Heck stehen und den Menschen am Festland zuwinken, haben sie mit ihrem alten Leben scheinbar schon abgeschlossen und stehen am Bug und halten sich im Arm, während sie auf das offene Meer hinausblicken. Hier in London hält sie nichts mehr. Sie blicken nur noch ihrer gemeinsamen Zukunft entgegen.

Für Blake und mich ist es ein erneuter Aufbruch. Anders als beim letzten Mal, aber trotz allem ein Aufbruch. Natürlich sind wir inzwischen reiseerprobt und für uns ist das Ganze einfach eine neue Etappe in unserem Leben.

„Ich freue mich auf Kinder mit dir", sage ich zu Blake.

„Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn ich mit einer kleinen Annie auf den Knien spielen kann", lächelt er mich glücklich an.

„Haben wir die richtige Entscheidung getroffen?", frage ich ihn etwas unsicher.

„Was meinst du?", versteht er meine Frage nicht ganz.

„Ich meine damit, dass ich will, dass unsere Kinder in unserem Paradies aufwachsen und nicht hier in der Stadt."

„Unsere Kinder werden dir ein Leben lang dankbar sein, wenn sie vergleichen könnten. Davon bin ich überzeugt", antwortet er und ich sehe, wie ehrlich er es meint.

Während wir miteinander reden, schaue ich noch zum Pier zurück und sehe dort Blakes Vater stehen. Er schaut sehr ernst drein und ich kann seine Laune nicht wirklich einschätzen. Zum einen kenne ich ihn zu wenig und zum anderen ist er inzwischen bereits zu weit weg dafür.

„Hast du gesehen? Dein Vater ist gekommen und steht dort am Pier", sage ich zu Blake.

„Ja, ich habe ihn gesehen. Aber ich glaube für meine Mutter ist es besser so", sagt er ein wenig traurig.

„Kate ist glücklich mit meinem Vater, die braucht nicht zu erfahren, dass er dort drüben steht", sage ich und blicke zum Bug. „Aber wie ist es mit dir?"

„Auch für mich ist es so besser", antwortet Blake mit fester Stimme, „Einen wirklichen Vater hatte ich nie. Dein Vater hat nur einen Fehler gemacht. Es war ein großer Fehler mit schwerwiegenden Folgen, aber er hat diesen eingesehen und bereut ihn zutiefst. Man sieht, dass er dich über alles liebt und dir ein Leben lang dankbar dafür sein wird, dass du ihm verziehen hast. Mein Vater hingegen würde nie einsehen, dass er einen Fehler gemacht hat."

„Aber er ist gekommen", werfe ich ein.

„Dein Vater war in der kurzen Zeit mehr Vater für mich, als mein eigener Vater es jemals in meinem Leben war", antwortet Blake fast trotzig und beendet damit die Diskussion.

Irgendwie tut mir sein Vater leid. Er hat alles verloren, was ihm hätte wichtig sein können im Leben. Aber Blake hat Recht. Er hat es sich selbst zuzuschreiben und es ist fraglich, ob er sich jemals wirklich ändern könnte.

Blake, der das Kommando über das Schiff vom Steuermann übernimmt, lässt alle Segel setzen und die „Annie" nimmt rasch Fahrt auf. Wir gleiten geräuschlos über das Meer dahin. Das Wetter ist traumhaft und der Wind genau richtig, so dass es kaum schöner sein könnte, so wie wir über das Meer gleiten.

„Wow, ist das schön!", ist Sofie ganz begeistert.

„Jetzt verstehe ich, warum du unsere Abfahrt kaum erwarten konntest", fügt Amy hinzu.

„Das werdet ihr erst wirklich verstehen, wenn wir unser Ziel erreicht haben. Dort erwartet uns das Paradies auf Erden", antworte ich.

„Es muss wirklich schön dort sein. Deine Augen strahlen immer ganz hell, wenn du von dieser Insel sprichst", ist Amy voller Erwartung.

Die Reise verläuft relativ ruhig. Das Wetter hält und der Wind ist uns auch günstig gestimmt, so dass wir gut vorankommen. Blake hat als Kapitän keine besonders harte Aufgabe. Es macht ihm sichtlich Spaß, wieder einmal das Kommando führen zu können. An Land hatte ich die Zügel in der Hand. Deshalb bin ich froh, dass hier er das Sagen hat und damit das Gleichgewicht wieder hergestellt ist.

Nach unserem Zwischenstopp auf den Kanaren nähert sich uns schon bald ein Schiff von hinten. Blake behält das Schiff, das unter englischer Flagge fährt im Auge, aber es scheint ein normales Handelsschiff zu sein.

„Auch wenn das Schiff unscheinbar wirkt und die Matrosen sehr geschäftig aber nicht auffällig herumwerkeln, habe ich ein ungutes Gefühl", sage ich zu Blake, den ich auf der Kommandobrücke besuche.

„Mir gefällt der Kahn auch nicht. Normalerweise gibt man sich zu erkennen, begrüßt den anderen oder so. Aber diese da tun, als ob sie uns nicht sehen würden", fügt er hinzu.

Sie sind kaum schneller als wir, aber sie holen ganz langsam auf. Auch wenn wir eigentlich das schnellere Schiff haben, hat Blake nicht alle Segel setzen lassen und ist eher gemächlich unterwegs. Da wir es nicht eilig haben, hat er sich für die angenehmste Reisegeschwindigkeit entschieden. So, wie wir unterwegs sind, liegt das Schiff sehr ruhig im Wasser. Auch wenn bisher keiner unserer Gäste unter Seekrankheit leidet, muss man es nicht herausfordern, denn bisher war der Seegang recht ruhig.

„Ich lasse noch ein paar zusätzliche Segel setzen. Ich möchte den Kahn hinter uns wissen", brummt Blake und erteilt die entsprechenden Anweisungen.

Wenig später sind wir mit höherer Geschwindigkeit unterwegs und das andere Schiff bleibt etwas zurück. Aber sie ziehen nach und setzen ebenfalls weitere Segel. Langsam kommt mir die Sache doch sehr suspekt vor und ich suche das fremde Deck mit dem Fernglas ab. Mir stockt der Atem! Gut versteckt hinter einem Aufbau erkenne ich einen Mann, der Vasquez gleicht. Das gibt es doch nicht! Der kann doch unmöglich auf diesem Schiff sein!

„Schau den Mann hinter dem Aufbau vorne rechts an. Kommt er dir bekannt vor?", frage ich Blake und reiche ihm das Fernglas.

„Scheiße, das ist Vasquez. Was macht der Typ auf diesem Schiff?", brummt Blake und lässt sofort weitere Segel setzen.

„Das Spiel beherrschen wir auch", fügt er noch hinzu.

Das Aufrüsten bei den Segeln geht eine ganze Zeit lang so weiter. Bei jedem weiteren Segelsetzen grinst Blake gemein.

„Jetzt bist du am Ende der Fahnenstange angelangt", lacht er schließlich, als Vasquez wieder einmal zusätzliche Segel setzen lässt.

„Wir können noch weitermachen?", frage ich ihn, obwohl ich es weiß.

„Natürlich, noch eine ganze Weile. Aber jetzt lassen wir ihn erst einmal zappeln", meint Blake. Er lässt aber doch weitere Segel setzen, um den Abstand wieder herzustellen.

Wir segeln nun eine geraume Zeit so dahin und Blake hält Vasquez, der sich immer noch nicht zu erkennen gegeben hat, auf sicherer Distanz. Mehrere Tage und Nächte treibt er dieses Spiel und ich habe den Eindruck, er genießt es, seinen Gegner zu necken.

„Warum setzt du nicht alle Segel und wir lassen ihn hinter uns? Wir könnten ihn doch problemlos abhängen", frage ich ihn ein paar Tage später.

„Man soll seinen Feind nie aus den Augen verlieren", meint er trocken.

„Wir können ihn doch nicht bis zu den Seychellen hinter und herziehen, nur damit du dir ein Spielchen mit ihm erlauben kannst?", werde ich langsam etwas ärgerlich.

„Bleib ruhig, ich will ihn ein für alle Mal loswerden. Aber dazu müssen wir Geduld haben", antwortet er ganz ruhig.

„Und wie soll das gehen?", verstehe ich seine Überlegungen nicht.

„Du wirst es schon noch erleben. Ich hoffe auf die Stürme vor Namibia", grinst er und nun wird auch mir klar, dass er einen Plan hat.

Na gut, wenn er einen Plan hat, dann bin ich mal gespannt, wie der aussieht und ob er klappt. Aber ich vertraue Blake und bedränge ihn nicht weiter. Er ist ein erfahrener Seemann und hat schließlich vor unserer Zeit auf Silhouette einige Jahre auf dem Meer verbracht. Er wird schon wissen, was er tut. Offenbar will er nicht einfach die Kanonen herausholen und Vasquez versenken.

Erneut vergehen Tage, in denen der Abstand zwischen uns und dem anderen Schiff in etwa derselbe bleibt. Blake spielt gekonnt mit den Segeln, sodass sich der Abstand zwar manchmal vergrößert und manchmal verkleinert, er aber unseren Widersacher auf Distanz hält. Das Wetter ist weiterhin schön und wir kommen gut voran. Das Beobachten und das auf Abstand halten von Vasquez gibt der ansonsten eher ruhigen, ja fast schon langweiligen Reise etwas Spannung.

Irgendwann zeigen sich ganz weit vor uns am Horizont ein paar kleine Schäfchenwolken. Als Blake sie mir voller Begeisterung zeigt, bin ich überrascht darüber und frage ihn, warum er sich über diese Wölkchen so freut.

„Die lösen unser Problem", grinst er.

„Wie meinst du das?", frage ich ihn etwas irritiert.

„Warts nur ab, du wirst es schon noch verstehen. Aber jetzt bist du an der Reihe. Ich lasse Vasquez herankommen und du musst ihn dann so richtig schön ärgern", weist er mich an.

„Was heißt, richtig schön ärgern?", verstehe ich nicht ganz seine Absicht.

„Er muss so richtig vor Wut auf dich und uns kochen. Er soll unvorsichtig werden", erklärt er mir.

Dann gibt er Anweisung, ein Segel abzunehmen, damit wir wieder etwas langsamer werden und Vasquez aufholen kann. Ich nehme erneut das Fernglas zur Hand und suche das Deck des anderen Schiffes ab. Zunächst ist keine Spur von Vasquez zu sehen. Aber als wir sie näher heran lassen, als sonst, kommt Bewegung in die Männer an Deck des anderen Schiffes und tatsächlich, einer muss Vasquez geholt haben. Er versteckt sich zwar immer noch hinter dem Aufbau, sein Bauch aber schaut überdeutlich hervor und verrät ihn.

„Hey Vasquez, du brauchst dich nicht verstecken, das ist kindisch. Dein dicker Wanst verrät dich trotzdem. Den kann man nicht so leicht verstecken", rufe ich zum anderen Schiff hinüber.

Ich sehe, wie mich alle anstarren. Wir sind jetzt tagelang nebeneinander hergesegelt, ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Weder sie noch wir haben versucht Kontakt aufzunehmen. Und jetzt auf einmal rufe ich hinüber. Vasquez ist ebenfalls überrascht und weiß im ersten Moment nicht recht, wie er sich verhalten soll. Dann aber tritt er hinter dem Aufbau hervor und kommt an die Reling.

„Was ist los?", brüllt er herüber.

Ich kann ihm ansehen, dass er sich darüber ärgert, dass ich ihn entdeckt habe. Sein hochroter Kopf verrät ihn.

„Was machst du da. Irre gehören doch in die Anstalt", versuche ich ihn zu ärgern und kann an seinem wutverzerrten Gesicht ablesen, dass ich Erfolg mit meiner Taktik habe.

„Ich bin ausgebrochen. Du siehst, dass ich nicht verrückt bin. Du bist diese gottverdammte Piratenbraut!", brüllt er zurück.

„Du und nicht irre? Das glaubst du wohl selbst nicht? Anstatt das Weite zu suchen, bist du hier und lässt dich wieder einfangen", necke ich ihn weiter.

„Wenn ich dich in die Finger kriege, du verdammte Schlampe, dann werde ich dich so lange durchficken, dass du mich um Gnade anflehst", brüllt er herüber.

„Alles leere Wort! Pass nur auf, dass es dir am Ende nicht so ergeht, wie deinem Kumpel. Oder das Minischwänzchen fällt dir schon ab, bevor du es auspacken kannst. Das hat Angst vor einer ordentlichen Frau", provoziere ich ihn einfach weiter.

„Du und eine ordentliche Frau. Du bist doch nur so eine läufige Hündin", gibt er verärgert zurück.

„Die Piratenbraut eine läufige Hündin? Du bist wohl nicht ganz richtig im Kopf. Ach, wo kommst du noch her? Ah ja, aus der Irrenanstalt. Na ja, dann verstehe ich, warum du so viel Blödsinn laberst", gebe ich ihm gutgelaunt zurück.

Nun kocht Vasquez definitiv. Aber seinen Leute ist der Schrecken deutlich ins Gesicht geschrieben. Offenbar hat ihnen Vasquez nicht erzählt, mit wem er es aufnehmen will. Der Steuermann beginnt auf ihn einzureden und auch andere Leute setzen Vasquez zu. Er aber lässt sich nicht beirren. Ich höre Wortfetzen, die mir zeigen, dass heftig gestritten wird, dass aber Vasquez damit droht, dies als Meuterei zu sehen und alle hart bestrafen zu lassen, die seine Befehle nicht befolgen.

„Armer Vasquez, vier Schiffe hast du schon geopfert. Deshalb haben sie dir wohl nur noch diesen ramponierten Kahn gegeben. Naja, ich würde dir auch kein schönes Schiff mehr anvertrauen", lege ich nach.

Vasquez kocht nun richtig. Er flucht und schimpft wie ein Rohrspatz und droht mir mit allem Möglichen, sollte er meiner Habhaft werden. Ich habe noch nie einen Mann so aufgebracht gesehen. Allein mein Anblick versetzt ihn in Rage und das Hirn scheint auszuschalten.

Blake setzt nun die vollen Segel und wir nehmen richtig Fahrt auf. Wir bringen sehr schnell eine große Distanz zwischen uns und Vasquez. Im Fernrohr kann ich seine Verzweiflung sehen, weil er nicht mehr mit uns mithalten kann. Blake hat ihn bewusst immer ganz nahe heran gelassen, um in ihm die Hoffnung zu schüren, er könnte uns eines Tages einholen, wenn wir unachtsam sind. Er hatte insgeheim gehofft, wir würden eines Tages einen Fehler machen und dann wäre er am Zug.

So aber muss er einsehen, dass wir ihm entkommen und er keine Möglichkeit mehr hat, uns nachzusetzen. Zwar müsste Vasquez erfahren genug sein, um von Anfang an zu wissen, dass Blake noch lange nicht alle seine Segel gesetzt hat und ihn deshalb hätte locker abhängen konnte. Aber offenbar war der Wunsch der Vater des Gedanken und da Vasquez offenbar einen großen Groll gegen mich hegt, scheint er auch das Offensichtlichste verdrängt zu haben.

Seine Wut auf mich muss gewaltig sein. Dass er nach seinem Ausbruch aus der Irrenanstalt nicht einfach das Weite sucht und sich irgendwo auf der Welt verkriecht, sondern mir nachsegelt, das ist ein untrügliches Zeichen. Offenbar ist sein Ego dermaßen groß und wurde von mir gleich zweimal so schwer angeschlagen, dass er nicht anders kann, als sich rächen zu wollen. Sowohl die Versenkung seiner Schiffe, als auch der Vorfall beim Ball und seine Einlieferung in die Irrenanstalt, scheinen ihm fast um den Verstand gebracht zu haben.

„Nun komm, mein Freund", lacht Blake und behält Vasquez mit dem Fernrohr so lange im Auge, wie es nur geht.

„Was hast u vor?", frage ich ihn neugierig.

„Du wirst schon sehen", lacht er selbstzufrieden. „Diesmal habe ich den Plan."

Wir jagen einige Zeit mit voller Geschwindigkeit über den Ozean. Zu meiner Verwunderung trifft Blake aber alle Vorbereitungen, die Segel schnell wieder abnehmen zu können. Unseren Gästen gibt er Anweisung, sich unter Deck zu begeben und erst wieder herauf zu kommen, wenn sie von ihm dazu aufgefordert werden.

Aus den harmlosen Schäfchenwolken vor uns sind inzwischen ausgewachsene Gewitterwolken entstanden, diese türmen sich meterhoch auf und der Himmel verdunkelt sich Zusehens. Wir schießen mit großer Geschwindigkeit auf die Gewitterfront zu und Blake lässt erst im letzten Moment die Segel abnehmen, als bereits der Wind heftig an ihnen zerrt. Da er schon alle Vorbereitungen dazu getroffen hat, geht das in wenigen Minuten und als wir endgültig in die Wolkenfront eintauchen, sind die Segel abgenommen und das Schiff verlangsamt deutlich seine Fahrt.

Während die Matrosen nun unter Deck gehen, binden wir uns mit Seilen neben dem Ruder an. Das Unwetter, das innerhalb weniger Sekunden über uns hereinbricht, ist heftig. Mit Urgewalt zerrt der Sturm an uns und will uns vom Schiff reißen. Wenn wir nicht angeleint wären, hätten wir keine Chance.

„Jetzt können wir nur noch warten", meint Blake ernst und sucht mit dem Fernrohr die Wolken hinter aus ab.

Es ist beeindruckend, so von den Wolken und dem Sturm umgeben und eingezwängt zu sein. Man kann keine 100 Meter weit etwas erkennen. Danach verschwindet alles in einer Mauer aus Wolken und Regen. Es ist beeindruckend dunkel, fast schon Nacht. Dort, wo doch ein Lichtstrahl die Wolken durchbrechen kann, bildet sich ein gelblich-roter Schimmer und taucht seinerseits die Umgebung in ein gespenstisch anmutendes Licht.

Es vergeht beinahe eine Stunde, als so etwa 50 Meter links von uns ein Schiff vorbeischießt. Es ist eindeutig der Kahn von Vasquez, der unter vollen Segeln durch den Sturm schießt.

„Er macht immer wieder dieselben Fehler. Man muss ihn nur richtig ärgern und darin bist du Meister", grinst er diabolisch und zwinkert mir zu.

„Das war dein Plan? Ihn zu ärgern, damit er mit voller Kraft in den Sturm hinein fährt?", wird mir langsam klar.

„Ich war mir sicher, der wird nicht klüger und macht denselben Fehler ein zweites Mal, nur um dich einholen zu können", meint er selbstbewusst.

In dem Moment kann ich durch den Sturm hindurch ein lautes Krachen hören und sehe, wie die gesamte Takelage unter der Last der nassen Segel und des Windes nachgibt und in sich zusammenbricht. Dabei wird das Schiff so schwer beschädigt, dass es nur noch hilflos dahintreibt. Durch das Fernrohr sehe ich, wie der Hauptmast beim Umstürzen Vasquez voll erfasst und unter sich begräbt. Das kann er nicht überlebt haben! Noch bevor ich reagieren kann, verschwindet der Kahn auch schon wieder in der Mauer aus Wolken und Sturm.

„Das hat er nicht überlebt", meint nun auch Blake, der ebenfalls beobachtet hat, wie Vasquez vom umstürzenden Mast erschlagen wurde.

Kapitel 38 -- Rückkehr ins Paradies

Der Sturm beutelt uns ordentlich durch, aber wir überstehen ihn ohne Schäden. Ich bin froh, als wir endlich die Gewitterfront hinter uns lassen. Blake lässt wieder die Segel setzen und wir nehmen unsere Fahrt wieder auf.

„Du bist echt ein Fuchs", lobe ich Blake und grinse. „Du willst wohl meinen Ruf ruinieren?"

„Ich wollte nur zeigen, dass ich es auch drauf habe", antwortet er zufrieden lachend.

Das Leben auf dem Schiff normalisiert sich rasch wieder und außer uns beiden und dem Steuermann, hat niemand mitbekommen, was geschehen ist. Wir lassen sie in der Meinung, dass es ein ganz normaler Sturm war. Einige von ihnen wollen höchsten wissen, wo das andere Schiff abgeblieben ist, aber sie geben sich mit der Erklärung zufrieden, dass wir sie im Sturm verloren haben.

Als wir in einen wunderschönen Sonnenuntergang segeln, sind alle düsteren Gedanken wie weggeblasen. Alle stehen staunend am Bug und bewundern das herrliche Farbenspiel das den Himmel und den Ozean zu einer Einheit verschmelzen lässt. Uns bietet sich ein wunderschönes Naturschauspiel, das alle mit großer Begeisterung verfolgen. Natürlich sind die Sonnenuntergänge auf See besonders schön. Vor allem mein Vater, Kate, Sofie und Amy, die noch nie aus der Stadt hinausgekommen sind, verfolgen es mit großer Bewunderung. Aber dieses Mal ist es auch für uns Wasserratten etwas Besonderes, weil jetzt nach dem Gewitter die Luft eine unglaubliche Reinheit hat und uns diese positive Stimmung, nach der Finsternis im Sturm, vorkommt wie eine Wiedergeburt.