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Die Schaufensterpuppe Kap. 13

Geschichte Info
Treffen der Puppen. Eine Menagerie der Seltsamkeiten.
10.4k Wörter
4.55
3.2k
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Geschichte hat keine Tags

Teil 13 der 14 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 07/22/2021
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Etwa ein Jahr nach dem Gerichtsverfahren gegen die Betreiber der Agentur bekam ich einen Brief.

Ich stand wieder einmal im Schaufenster und trug ein schickes Ponykostüm. Streng genommen war ich nackt und trug die Abdeckung, welche meine Muschi verdeckte. Der Vibrator in dem Dildo, welcher dieses Stück Silikon an Ort und Stelle hielt, lief schon den ganzen Tag auf kleiner Stufe und hielt meine Erregung auf einem ziemlich hohen Niveau.

Gertrud hatte mir vor einigen Tagen dieses schicke Geschirr angezogen. Es war aus rotem Leder gefertigt und alle Lederteile waren mit Punzierungen reich verziert. Meine Füße steckten in Stiefeln, die wie sehr realistische Hufe aussahen und deren Schäfte mit Fell bedeckt waren.

Dazu trug ich ein Kopfgeschirr mitsamt Trense, die mir quer durch den Mund lief und ein Sprechen unmöglich machte. An dem Kopfgeschirr, welches genau wie das Körpergeschirr aus rotem Leder gefertigt war, war eine rotbraune Mähne befestigt und an dem Anschluss für die Versorgungseinheit war ein Schweif befestigt dessen Haare die selbe Farbe hatten, wie die Mähne.

Meine Arme waren in einem Monohandschuh gefangen, der sehr eng geschnürt war und meine Arme fest einzwängte. Gertrud hatte mir nicht meine Bewegungsfreiheit genommen, sondern mir befohlen, stehen zu bleiben. Bewegen durfte ich mich noch, um den Passanten, die sich dafür interessierten, das Geschirr zu präsentieren.

Dies war etwas, was vor einem Jahr noch undenkbar gewesen wäre, doch wie ich erfahren hatte, machten dies die meisten Schaufensterpuppen so, seitdem alles an die Öffentlichkeit gekommen war. Zumindest die, die noch als solche arbeiteten, doch das war offenbar die Mehrheit, denn nun waren es hauptsächlich Geschäfte, welche eher hochpreisige Produkte verkauften, die lebende Schaufensterpuppen einstellten, um ihre Waren zu präsentieren.

Nun stand ich also im Schaufenster und Julia, die in ein hübsches Reiteroutfit gekleidet war, hielt die Zügel, welche an meiner Trense befestigt waren, als der Briefträger sich vor das Schaufenster stellte und zwei Briefe an die Scheibe hielt. Ich sah genauer hin und sah, daß diese an Julia und mich adressiert waren. Den Absender jedoch konnte ich nicht erkennen.

Julia sah nun ebenfalls auf die Briefe und deutete zur Ladentür. Ich sah, daß der Briefträger zur Tür ging und hörte, wie er eintrat. Er unterhielt sich kurz mit Erika, die wie so oft in letzter Zeit an der Kasse stand und gab ihr diese Briefe.

Erika kam, als der Briefträger wieder gegangen war, zu uns und gab Julia die Briefe.

Diese öffnete ihren Brief und las ihn, während ich gerade mein Kostüm einem jungen Paar präsentierte, welches sich anscheinend dafür zu interessierte. Ich drehte mich etwas zur Seite, um den Beiden den Monohandschuh zu präsentieren und ihnen zu zeigen, wie weit er die Bewegungsfähigkeit meiner Arme einschränkte.

Die Beiden bedankten sich mit einem Nicken und gingen weiter.

»Hey, wir sind eingeladen worden«, sagte Julia nun.

Mit einem unartikulierten »Hää?«, drehte ich mich zu ihr und las den Brief, den sie mir hin hielt.

Der Brief war von einem der Anwälte verfasst, welche die Insolvenzverwaltung der Agentur übernommen hatten und eine Einladung an alle Puppen, zu einem Treffen. Dieses Treffen sollte in zwei Monaten stattfinden und eine ganze Woche dauern.

»Und?«, fragte Julia und sah mich abwartend an.

Auf dieses Treffen würde ich tatsächlich gerne gehen wollen und so nickte ich ihr zu.

Am Abend, als Gertrud und Heike kamen, um uns die Versorgungseinheiten anzuschließen, berichteten wir den Beiden von den Briefen. Ich hatte Julia gebeten, meinen ebenfalls zu öffnen und festgestellt, daß es der gleiche Brief war. Gertrud und Heike dachten nicht lange nach und sagten uns, daß wir auf dieses Treffen gehen sollten. Doch dies war natürlich kein Grund, uns jetzt schon aus dem Schaufenster zu holen und so blieben wir noch zwei weitere Wochen in diesem Outfit stehen.

In den zwei Wochen vor dem Treffen war ich nur gelegentlich im Laden, dann aber an der Kasse, um Erika, die wieder als Puppe im Schaufenster stand, dort zu vertreten. Die meiste Zeit verbrachte ich allerdings in unserer neuen Wohnung im Dachgeschoss. Diese Wohnung, welche sich über zwei Etagen erstreckte, war sehr gemütlich eingerichtet und Gertrud hatte im Wohnzimmer sogar eine Nische einbauen lassen, in der es für mich eine eigene Versorgungseinheit gab. In dieser stand ich oft, wenn sie Besuch hatte, als reines Dekoobjekt, aber auch schon mal mehrere Tage am Stück, wenn es Gertrud gefiel.

Sie hatte auch ein richtiges Spielzimmer eingerichtet, in dem wir während dieser zwei Wochen oft spielten.

Sie hatte für Julia und mich schon kurz nachdem wir die Briefe bekommen hatten, die Zugfahrt und ein Zimmer in einem Hotel für uns reserviert. Zwar hätten wir auch jemanden als Begleitperson mitbringen können, doch wir hatten beschlossen, daß Julia und ich alleine fahren würden. Einerseits, weil sowohl Heike als auch Gertrud Kunden hatten, deren Termine sie nicht verschieben konnten und andererseits sollten wir auch einmal raus kommen und alleine etwas unternehmen, wie Heike sich ausgedrückt hatte.

»Ich bin noch nie Zug gefahren«, sagte Julia bereits zum dritten Mal. Dabei waren wir, außer mit der Straßenbahn, mit der wir zum Bahnhof gefahren waren, noch keinen Meter mit dem Zug gefahren.

Wir saßen auf einer Bank auf dem Bahnsteig des Hauptbahnhofes und tranken den überteuerten Kaffee, den ich eben in der Bäckerei besorgt hatte.

Gerade, als ich etwas sagen wollte, hörte ich das Geräusch des Zuges und stand gemütlich auf. Als Julia das bemerkte, sprang sie hektisch auf und lief den Bahnsteig entlang dem Zug entgegen.

»Wo willst du denn hin?«, fragte ich und deutete auf die Markierungen an den Pfeilern, die anzeigten, daß wir uns bereits im richtigen Bereich befanden.

Kurze Zeit später saßen wir im Zug in einem fast leeren Großraumabteil, in dem Gertrud uns zwei Sitzplätze reserviert hatte. Wir hatten das Glück, nur einmal umsteigen zu müssen und auch im Anschlusszug hatte Gertrud uns Sitzplätze reserviert.

Ich beobachtete Julia amüsiert dabei, wie sie aus dem Fenster schaute, als der Zug sich in Bewegung setzte und sich etwas erschrak, als der Zug in den Tunnel einfuhr, der sich dem Bahnhof anschloss.

Wir fuhren gerade aus der Stadt heraus, als ein Schaffner kam und uns nach unseren Fahrkarten fragte. Julia kramte hektisch in ihrer Handtasche, während ich in aller Ruhe meine Karte vorzeigte. Endlich hatte sie ihre Karte gefunden und zeigte sie dem Schaffner.

»Eigentlich wäre das ihr Platz«, sagte der Schaffner zu Julia und deutete auf den Sitz neben mir.

Julia sprang sofort auf und wollte sich neben mich setzen, doch der Schaffner winkte ab und sagte: »Wenn jemand kommt, der den Platz reserviert hat, sollten Sie sich umsetzen, aber so lange können Sie noch sitzen bleiben.«

Mit einem freundlichen Nicken ging er weiter, während ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen konnte.

Julia setzte sich sichtlich erleichtert zurück auf den Fensterplatz und schaute wieder in die Landschaft.

Zum einen war ich am Abend vorher noch lange wach gewesen, weil Gertrud noch einmal mit mir spielen wollte und zum anderen wirkte das Rattern des Zuges sehr beruhigend auf mich, so daß ich bereits nach wenigen Minuten eindöste.

Ich wachte auf, als jemand mich antippte und fragte: »Ist der Platz noch frei?«

Ich öffnete die Augen und sah zuerst, daß Julia ebenfalls eingenickt war. Dann sah ich, noch immer etwas verschlafen, zu der Frau auf, die mich angesprochen hatte. »Eigentlich ist das ihr Platz. Und ich glaube, der, wo sie jetzt sitzt, ist auch reserviert«, sagte ich verschlafen und deutete zu Julia.

»Ja, ich weiß. Das ist eigentlich meiner«, sagte die Frau und setzte sich neben mich.

Nun sah ich sie genauer an und mir entfuhr ein erschrockener Aufschrei. Was ich eben noch für das Gesicht der Frau gehalten hatte, stellte sich als mein eigenes heraus, welches sich in ihrem spiegelte. Genauer eigentlich in einer sehr dunkel getönten Scheibe, welche sie vor ihrem Gesicht hatte.

»Ganz ruhig«, sagte die Frau und ich hörte sie kichern. »Ich tu niemandem was.« Sie fasste mit einer schwarz glänzenden Hand an ihren Kopf und ich hörte ein leises Klicken, als sie die Scheibe vor ihrem Gesicht ab nahm. »Hallo, ich bin S792«, sagte sie und streckte mir die Hand entgegen.

»Ähm, Veronika, also 463«, erwiderte ich, noch etwas verwirrt und schüttelte ihr die Hand.

Ich sah sie mir nun genauer an und war etwas verwundert über ihr Aussehen. Denn sie sah überhaupt nicht nach einer Schaufensterpuppe aus. Ihr Kopf war von einem glänzenden Material eingehüllt, welches an verschiedenen Stellen Nahtlinien aufwies. Dieses war überwiegend dunkelgrau, nur einige Teile, wie das Stück über ihrem Nacken und ein Stück über ihrer Stirn sowie ihr Kinn waren dunkelrot. Ihr Gesicht war im Gegensatz zu meinem nicht mit einem Überzug bedeckt, sondern sah ganz natürlich aus. Rund um ihr Gesicht befand sich ein dunkelgrauer Rand, der dieses umrundete, wo sich eben noch die Scheibe befunden hatte, die sie nun in der Hand hielt. Mir fiel auf, daß aus ihren Nasenlöchern Schläuche heraus kamen, die offen über ihr Gesicht liefen und unter dem Rand verschwanden. Wenn die Scheibe an Ort und Stelle war, würde sie diese Schläuche und auch ihr komplettes Gesicht allerdings verdecken.

Ihr Hals war mit einem ebenfalls dunkelgrauen Material bedeckt, welches in regelmäßigen Abständen etwa fingerdicke Wülste aufwiese, die um ihren Hals verliefen.

Ich sah, daß ihre Schultern von weißem Material bedeckt waren und erkannte auch ein Stück rot unter ihrem Mantel heraus schauen.

»Du bist aber keine Schaufensterpuppe«, stellte ich ziemlich dümmlich fest.

Sie lachte mich an und sagte: »Nein, wir sind keine Schaufensterpuppen. Wir arbeiten alle in einer Lasertagarena.« Sie deutete im Abteil herum und nun erst bemerkte ich, daß es etwas lauter geworden war und daß auf vielen Plätzen Frauen saßen, die aussahen wie sie. Auch mir schräg gegenüber saß eine Frau, die allerdings noch ihr Gesichtsschild trug und tatsächlich wie eine Art Roboter aussah. Diese trug keinen Mantel, sondern nur eine leichte Bluse und einen kurzen Rock. Ich sah, daß ihre Arme und Beine mit weißem und orangen Material bedeckt waren und nur an ihren Gelenken und den Händen das Dunkelgrau eines Überzugs zu sehen waren. Mir fiel auf, daß dieser Anzug anscheinend sehr starr und wohl nur an den Gelenken beweglich war.

Denkst du denn, die Agentur hat nur Schaufensterpuppen erschaffen?«, fragte die Frau mir gegenüber mit einer Stimme, die eher an eine Maschine als an einen Menschen erinnerte.

Ich sah sie fragend an und sie schien zu kichern. »Hallo, ich bin S766«, sagte sie und kicherte mit der selben, künstlich klingenden Stimme.

»Hallo«, sagte ich verwirrt.

»Nein«, sagte nun S792 neben mir. »Die Agentur hat alle möglichen Arten von Puppen erschaffen. Sexpuppen, Schaufensterpuppen und halt auch Puppen, die wie Roboter aussehen, so wie wir.«

Ich nickte verstehend. Natürlich, wenn es möglich war, Frauen wie Schaufensterpuppen aussehen zu lassen, dann waren ganz sicher auch andere Versionen möglich, ging es mir durch den Kopf.

»Was bedeutet das S?«, fragte ich.

In diesem Moment wurde es hinter mir noch etwas lauter. Einige Frauen lachten und ich hörte Schritte. Eine Frau rief: »Verdammt, gib mir meinen Arm wieder. Das ist nicht lustig.«

»Dann gib mir meine Hand zurück«, sagte eine andere Frau ruhig.

Ich sah mich um und sah gerade noch, wie eine Frau, der der rechte Arm fehlte, einer anderen etwas gab, was aussah, wie eine Hand. Darauf hin gab die andere Frau ihr tatsächlich einen Arm, der in weißes und blaues Plastik gehüllt war und die erste Frau nahm ihn mit der Linken, hielt ihn sich an die Schulter und mit einer Handbewegung befestigte sie diesen dort. Als ob nichts geschehen wäre, schüttelte sie den Arm und zeigte der Anderen den Mittelfinger.

Mit offenem Mund sah ich noch immer in die Richtung, in der die beiden Frauen eben gestanden hatten, als S792 sagte: »Die Agentur hat nicht nur Puppen verliehen, sie hat auch mit einer Firma zusammen gearbeitet, die sehr gute Prothesen herstellen. Der Preis dafür, so eine zu bekommen ist allerdings das hier gewesen«, sagte sie, öffnete ihren Mantel und klopfte sich auf die Brust, die, wie auch ihr Kopf mit festem Plastik umhüllt war. Nun sah ich, daß ihr Körper komplett mit Plastik in Weiß und rot bedeckt war. Dieses lag fest auf einem dunkelgrauen Überzug, der aussah, wie mein eigener und nur an den Gelenken zu sehen war. Dort war der Überzug mit fingerdicken Wülsten ausgebildet, wie an ihrem Hals. »Das S steht für Schwerbehindert. Alle von uns haben eine Prothese gebraucht, aber die besseren kosten nun mal ziemlich viel Geld, das die Krankenkasse nicht bezahlt. Und die Agentur ist auf jede von uns zu gekommen und hat uns angeboten, für sie zu arbeiten. Im Gegenzug haben wir eben das hier bekommen und sind verliehen worden.«

»Verstehe«, sagte ich und ich erwischte mich dabei, sie anzustarren, bis sie schließlich ihren Mantel schloss.

»Aber der Rest ist wie bei euch. Wir brauchen auch die Versorgungseinheiten und bevor die Agentur geschlossen worden war, konnten wir die Schilde vor den Gesichtern nicht abnehmen. Wir waren halt keine Schaufensterpuppen, sondern Roboter«, erklärte sie.

»Und wie ist es mit Sex?«, entfuhr es mir, da ich gesehen hatte, daß das Plastik auch ihre Schamgegend fest zu umschließen schien. Ohne meinen Überzug wäre ich sicher feuerrot im Gesicht geworden und ich hob die Hand vor den Mund, als ich merkte, wie unhöflich diese Frage war.

S792 sah mich an und fing an, zu lachen. »Das geht schon«, sagte S766 mit ihrer künstlichen Stimme und ich sah zu ihr. Sie sah sich kurz um, hob ihren Rock und sie drückte auf das Plastik über ihrer Scham. Dieses löste sich und gab ihre mit dem grauen Überzug bedeckte Scham frei.

»Meine Fresse, kannst du dich nicht mal benehmen?«, fragte S792 und schüttelte den Kopf.

»Klar kann ich das. Aber Sie hat gefragt«, entgegnete S766. Sie drückte das Plastik wieder an Ort und Stelle und rückte ihren Rock zurecht.

»Wir müssen in fünf Minuten umsteigen«, sagte sie und stand auf, um eine Tasche aus der Gepäckablagen zu holen.

»Woher weißt du das?«, wollte ich wissen.

Statt ihrer antwortete S792. Sie zeigte mir ihr Gesichtsschild und ich konnte sehen, daß in diesem anscheinend eine Art Monitor eingebaut war, auf dem eine Uhr zu sehen war. »In der Lasertagarena bekommen wir taktische Informationen, damit es für die Kunden auch eine echte Herausforderung ist, uns als Gegner zu haben«, erklärte sie und legte das Schild wieder über ihr Gesicht. Es rastete mit einem Klicken ein und auch sie stand auf und holte einen Rucksack aus der Gepäckablage.

Nachdem die Beiden in den Gang getreten waren, weckte ich Julia, indem ich ihre Schulter schüttelte. »Hey, aufwachen«, sagte ich. »Wir müssen umsteigen.«

Julia sah mich unverwandt an und rieb sich die Augen. Wie ferngesteuert stand sie auf und nahm ihre Reisetasche, auf der sie ihre Beine abgelegt hatte, auf. Ich holte meine Tasche aus der Ablage und als wir in den Gang traten, entfuhr Julia ein erschrockener Schrei. Die Frauen, die um uns herum standen, sahen sie an und ih hörte einige von ihnen kichern.

»Sie sind auch Puppen«, sagte ich zu Julia, die sich nun wieder beruhigte und sich neugierig umschaute.

Eine Minute später spürte ich, wie der Zug langsamer wurde und schließlich hielt.

Wir stiegen zusammen mit den Anderen aus und ich stellte fest, daß sie ebenfalls zu dem Gleis gingen, auf dem unser Anschlusszug in einer halben Stunde ab fuhr.

»Fahrt ihr auch zu dem Treffen?«, fragte ich die Frau im weiß-roten Anzug und dem Mantel, die neben mir her ging.

»Nein wir machen gerade Urlaub davon, die Erde zu erobern«, sagte sie lachend.

Ich sah sie etwas verwundert an.

»Schau nicht so«, sagte sie. »Natürlich wollen wir auch zu dem Puppentreffen. Hallo, ich bin S785.«

Ich hatte gedacht, mit S792 zu sprechen und war peinlich berührt, eine Wildfremde einfach so angesprochen zu haben.

»Entschuldige, ich dachte, du wärst S792«, sagte ich.

Die Frau lachte und sagte: »Ich hätte mir doch etwas anderes anziehen sollen. Daß wir beide diese Mäntel tragen kann schon etwas verwirrend sein.«

»Wie kann man euch auseinander halten?«, wollte ich wissen, während wir die Treppe zum Gleis herauf gingen.

»Gar nicht. Abgesehen von den Teamfarben sehen wir alle absolut gleich aus. Sogar unsere Absätze sind unterschiedlich hoch, damit wir auch alle ungefähr gleich groß sind«, sagte sie.

Ich sah zu ihren Füßen und bemerkte, daß diese ebenfalls in dem weiß-roten Plastik steckten und mit recht hohen Absätzen versehen waren, die diese weit streckten.

»Teamfarben?«, fragte ich und sah mich um. Es waren etwa 25 Frauen, die tatsächlich bis auf ihre Kleidung alle gleich aussahen. Nun stellte ich fest, daß die gefärbten Teile ihrer Anzüge in rot, gelb, schwarz, orange und blau gehalten waren.

»Ja, wir arbeiten in einer Lasertagarena. Wir sind 30 Frauen in sechs Teams. Das grüne Team ist allerdings da geblieben, damit wir nicht zu machen müssen, wenn wir alle weg sind«, erklärte sie mir.

Julia und ich setzten uns auf eine der Bänke und auch die Anderen nahmen Platz. Der Bahnsteig war nun überwiegend mit Roboterfrauen bevölkert und Julia und ich fielen dadurch kaum auf. Die wenigen anderen Reisenden schienen sich kaum an uns zu stören, doch hielten sie ein wenig Abstand zu den Roboterfrauen, die herum alberten und sich verhielten, wie eine Schulklasse auf Klassenfahrt.

»Entschuldige, darf ich dich fragen, was du hast?«, fragte ich S792, als wir eine halbe Stunde später im Abteil unseres Anschlusszuges saßen.

»Was meinst du?«, fragte sie.

»Du hast gesagt, daß das S für Schwerbehindert steht«, sagte ich. »Natürlich nur, wenn es dir Recht ist, darüber zu reden.«

»Ohne das alles hier«, sie klopfte sich bei diesen Worten auf die Brust »würde es sowieso jeder sehen, dann würde ich im Rollstuhl sitzen.« Sie öffnete ihren Mantel und beugte sich vor. Dabei fasste sie an ihr Kniegelenk und mit einem Dreh nahm sie ihren rechten Unterschenkel ab. Sie setzte ihn wieder an und sagte: »Autounfall. Das andere Bein ist komplett weg. Diese Prothesen sind einfach erstklassig. Ich kann zwar keinen Marathon laufen aber normal gehen und laufen geht damit ziemlich gut.«

»Ich war zu blöd zum Kochen. Man sollte eben nicht versuchen, jeden Mist nachzumachen, den man im Internet sieht. Tomaten zu frittieren war keine gute Idee«, sagte S766, die nun am Fensterplatz mir gegenüber saß. Sie fasste an ihr Gesichtsschild und löste es mit einem Klicken. Langsam klappte sie es hoch und ich konnte ihr Gesicht sehen. Dieses war komplett vernarbt, nur im Bereich ihrer Augen konnte ich noch gesunde Haut erkennen. Wie bei S792 führten zwei Schläuche von der Seite in ihre Nasenlöcher, aber bei ihr sah ich auch zwei dickere Schläuche, die in ihren Mund führten. Ich fragte mich, wie sie es so schaffte, verständlich zu sprechen.

Und ich ertappte mich dabei, sie unverhohlen anzustarren und drehte verlegen den Kopf zur Seite.

Sie klappte das Schild wieder vors Gesicht und atmete tief ein, bevor sie sagte: »Ich hatte den Kopf direkt über der Fritteuse und hab das heiße Fett nicht nur ins Gesicht, sondern auch in den Hals bekommen. Wäre meine Brille früher runter gefallen, wäre ich jetzt auch noch blind.«

Ich nickte verstehend und wusste nicht, was ich sagen sollte.

»Sprichst du deshalb so komisch?«, fragte Julia, bisher schweigend zugehört und gesehen hatte, geschwiegen hatte.

»Ohne das Gerät kann ich überhaupt nicht sprechen«, antwortete S766 mit ihrer elektronischen Stimme, wobei sie sich gegen den Hals tippte.

Wir unterhielten uns weiter, bis wir endlich nach zwei Stunden ankamen.

Nachdem wir aus dem Zug gestiegen waren und den Bahnhof verlassen wollten, rief jemand laut nach Julia und kam auf uns zu gelaufen. Es waren die Puppen aus der Ausstellung, dich ich nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus kennengelernt hatte. Sie kamen auf uns zu gelaufen, hielten aber kurz inne, als sie an den Roboterfrauen vorbei mussten und fielen Julia um den Hals.