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Die Schaufensterpuppe Kap. 13

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Ich blieb etwas abseitsstehen, bis alle Julia begrüßt hatten und wurde nun ebenfalls von ihnen begrüßt.

Julia stellte alle miteinander vor und wir unterhielten uns noch eine Weile, bevor es Zeit wurde, ein Taxi zu rufen. Julia und ich fuhren in unser Hotel und als wir dort ankamen, wunderte es mich nicht, daß die Anderen nicht im selben Hotel wohnten. Es war bestimmt nicht das teuerste Hotel in der Stadt, aber ganz sicher auch keine billige Absteige. Als wir ankamen, öffnete uns ein Page die Tür und ein anderer nahm unser Gepäck, um es in die Lobby zu bringen.

Während wir zum Empfang gingen, wo wir uns anmeldeten, sah Julia sich immer wieder nach unserem Gepäck um, welches auf einem Wagen dazu bereit stand, in unser Zimmer gebracht zu werden.

Bei der Anmeldung stellte sich heraus, daß Gertrud uns nicht nur angemeldet hatte, sondern auch die Rechnung bezahlen würde. Kurz darauf brachte ein Page uns in unser Zimmer. Er trug auch unsere Koffer und als er gehen wollte, wurde mir klar, warum Gertrud mir mit einem Augenrollen ein paar 10€-Scheine gegeben hatte. Ich holte einen davon aus der Hosentasche und gab ihn dem Pagen als Trinkgeld, bevor er das Zimmer mit einer Verbeugung verließ.

»Und was machen wir jetzt?«, fragte Julia. Ich wunderte mich etwas, da sie sonst nicht gerade die stillste war.

»Was ist los?«, fragte ich deshalb.

»Was meinst du?«, entgegnete sie.

»Na, weil du auf einmal so still bist.«

»Entschuldige. Ich bin noch nie Zug gefahren und in so einem tollen Hotel war ich auch noch nie. Du scheinst dich damit ja ganz gut auszukennen.«

Ich kicherte. »Nö, eigentlich nicht, aber ich sehe mir gelegentlich Filme an.«

Sie schaute mich an und fing erst an, zu kichern und dann laut zu lachen.

Ich fiel in ihr Lachen mit ein und nachdem wir uns endlich beruhigt hatten, nahm ich mein Handy, um Gertrud zu schreiben, daß wir gut angekommen waren.

Wir überlegten, was wir nun tun sollten, immerhin hatten wir noch den ganzen Nachmittag Zeit, etwas zu unternehmen. Wir beschlossen schließlich, uns die Stadt etwas anzuschauen und gingen in die Lobby. An der Rezeption ließ ich ein Taxi rufen und wir warteten in den gemütlichen Sesseln in der Lobby, daß dieses eintraf.

Ein Page kam zu uns, um uns mitzuteilen, daß das Taxi da war und wir folgten ihm zur Tür.

Als wir ihn danach fragten, riet uns der Taxifahrer einen Platz in der Innenstadt, zu dem wir uns schließlich bringen ließen, um einen Stadtbummel zu machen.

Nachdem wir uns die Innenstadt mit ihren vielen historischen Gebäuden angesehen und auch einige Läden unsicher gemacht hatten. Kamen wir zu einem Kino.

Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr im Kino gewesen und so beschlossen wir, uns einen Film anzuschauen. Als wir das Kino verließen, fuhren wir mit einem Taxi zurück ins Hotel und gingen, nachdem wir uns geduscht hatten, sofort ins Bett.

Es war etwas ungewohnt, mit Julia in dem großen Doppelbett zu liegen, anscheinend war bei der Reservierung etwas falsch gelaufen oder, was ich eher vermutete, Gertrud hatte extra ein Zimmer mit Doppelbett reserviert.

Doch nachdem ich auf dem Handy noch etwas gelesen hatte, schlief ich irgendwann ein.

Am nächsten Morgen machten wir uns schick und gingen in den Speisesaal, wo wir ausgiebig frühstückten.

Mittlerweile schaffe ich es, mit vier oder fünf Mahlzeiten am Tag auszukommen, ohne den Brei der Versorgungseinheit zu benötigen und die Ärzte hatten mir Hoffnung gemacht, daß ich es in einem halben oder einem Jahr schaffen würde, wieder ganz normal zu essen. Julia war, was das anging bereits etwas weiter, immerhin hatte sie schon eine Weile normale Nahrung gegessen, bevor wir sie kennen gelernt hatten.

Nach dem Frühstück gingen wir noch einmal in unser Zimmer, um uns umzuziehen. Ich hatte mich für normale Jeans entschieden und trug darüber eine helle Bluse, während Julia wie so oft ein Kleid trug. Ich hatte sie noch nie mit Hosen gesehen, sondern nur mit Kleidern oder Röcken, stellte ich nun etwas verwundert fest.

»Warum ziehst du eigentlich keine Hosen an?«, fragte ich sie, als sie aus dem Bad kam.

Sie sah mich an und streckte mir die Zunge heraus. »Sehr witzig«, sagte sie mit vor Sarkasmus triefender Stimme.

Ich sah sie erstaunt an und mir fiel nicht besseres als ein »Hää?«, zur Antwort ein.

»Als ob du nicht genau weißt, warum ich keine Hosen anziehen kann«, sagte sie.

»Nö, weiß ich nicht, sonst würde ich ja nicht fragen.«

»Du weißt das wirklich nicht?«, fragte sie, nun sichtlich erstaunt.

»Nee, weiß ich nicht«, gab ich zurück.

Sie sah mich abschätzend an und hob ihr Kleid an.

Als ich sah, was sie meinte, fing ich an, zu lachen. Sie trug nicht nur einen Keuschheitsgürtel, sondern auch noch dazu gehörende Schenkelbänder, die mit einer gepolsterten Kette verbunden waren. Nun wurde mir auch klar, warum ich sie schon lange nicht mehr nackt gesehen hatte, außer, wenn wir zusammen im Laden oder im Schaufenster standen.

»Hat Heike dir den verpasst?«, fragte ich.

»Nee, ich fand den einfach schick und trage ihn deshalb dauernd«, sagte sie. Doch ihre Stimme triefte erneut vor Sarkasmus.

Ich kicherte und fragte: »Und du hast keinen Schlüssel dafür?«

»Nee, den hat sie mir nicht mit gegeben. Es gefällt ihr halt, wenn ich ohne sie nichts machen kann«, erwiderte sie.

»Hmm, ich weiß nicht, ob mir das gefallen würde.«

»Das hat Heike mich nicht gefragt. Als ich ihn im Schaufenster an hatte, hat sie ihn mir einfach nicht mehr abgenommen. Aber für sie trage ich ihn gerne«, sagte sie nun mit verträumtem Blick.

Dazu wusste ich nichts mehr zu sagen. Mir war klar, daß ich es nicht verhindern würde, wenn Gertrud mir ebenfalls so einen Keuschheitsgürtel anlegen würde und daß ich wohl genauso darüber denken würde, wie Julia. Aber da sie mir verboten hatte, einen Orgasmus zu bekommen, wenn sie nicht dabei war, erübrigte sich das sowieso. Zwar bin ich das ein oder andere Mal schon in Versuchung geraten, es mir selbst zu machen, doch habe ich dann immer an Gertrud denken müssen und mich beherrscht.

»Wollen wir?«, mit diesen Worten riss Julia mich aus meinen Gedanken.

Ich sah noch einmal in den Spiegel und kontrollierte, ob meine Perücke saß, etwas, worauf ich sicher gerne verzichten würde, zuckte mit den Schultern und ging zur Zimmertür.

Mit dem Aufzug fuhren wir in die Lobby und ließen uns ein Taxi rufen. Dieses brachte uns in ein Kongresszentrum mitten in der Stadt.

Es war Sonntag, 10 Uhr morgens aber der Platz vor dem Kongresszentrum war bereits so voll, daß man den Eingang des Kongresszentrums kaum sehen konnte.

Es waren nur wenige Puppen, sondern sehr viele Leute mit Kameras, von denen vermutlich nur wenige Journalisten waren und jede Menge Schaulustige. Alles erinnerte mich an die Cosplay-Conventions auf denen ich früher gelegentlich gewesen war. Alle wollten einen Blick auf die Hauptpersonen erhaschen und vielleicht ein paar Bilder machen.

Wir drängelten uns in Richtung Eingang und schafften es, fast unbehelligt von den Journalisten, dort hin zu kommen. Am Einlass gab es keine große Schlange und so zeigten wir unsere Einladungen vor und wurden sofort eingelassen.

Die Eingangshalle des Kongresszentrums war sehr groß aber trotz dem recht voll. Allerdings waren hier, anders als draußen, nur Puppen anwesend.

Julia entdeckte ihre Freundinnen aus der Galerie und ging sofort zu ihnen, um sie zu begrüßen.

Ich selbst kannte keine anderen Puppen und fühlte mich daher etwas alleine.

Doch wie auf der Einladung stand, war dieses Treffen auch dazu gedacht, um Bekanntschaften mit Anderen zu machen.

Also schlenderte ich etwas umher und schaute mich erst einmal um.

In einer Ecke sah ich die Gruppe, die wir im Zug getroffen hatten.

Eine von ihnen hielt ein Bein wie eine Trophäe hoch und lief damit in der Halle herum, während eine Andere hinter ihr her hüpfte und nach ihr rief, um ihr Bein wieder zu bekommen.

Ich grinste, schaute den Beiden noch einen Moment lang zu und sah mich weiter um.

Es gab tatsächlich nicht nur Schaufensterpuppen, sondern auch sehr viele Puppen, die ganz eindeutig wie Sexpuppen aussahen und vermutlich auch als solche gearbeitet hatten. Außerdem konnte ich eine Gruppe junger Frauen sehen, die auf den ersten Blick nicht aussahen, wie Puppen. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich allerdings, daß sie wirklich wie Puppen aussahen. Und zwar wie Porzellanpuppen, welche man sammelt und sich zur Dekoration auf den Kaminsims oder die Anrichte stellt. Ihre Gesichter sahen aus, wie gemalt und ihre Augen hatten etwas Unnatürliches. Vermutlich war hier mit dem Skalpell nachgeholfen worden, denn ihre Augen waren sehr groß und ihre Gesichter hatten etwas Kindliches, ganz so wie echte Porzellanpuppen. Auch ihre Kleidung sah aus, wie die jener Porzellanpuppen. Besonders faszinierte mich eine dieser Frauen, die absolut regungslos auf den Stufen einer Treppe saß. Sie hatte glattes, langes, weißes Haar, welches ihr bis zur Hüfte reichte und trug ein schwarzes Kleid mit weißen Rüschen, einen strahlend weißen, mit Rüschen besetzten Spitzenkragen mitsamt glänzenden Knöpfen und einer kleinen, schwarzen Fliege. Der Rock lag fast wie ein Kreis um sie herum auf der Treppe und sie hatte ihre sehr feingliedrigen Hände auf dem Schoß liegen.

Ihr Blick schien in weite Ferne gerichtet zu sein und ein leichtes Lächeln umspielte ihre blass rosa Lippen.

Als sie sich bewegte, erschrak ich sogar etwas, obwohl mir klar war, daß es sich um einen Menschen handelte. Dabei drehte sie lediglich ihren Kopf um zu mir zu schauen.

»Hallo«, sagte sie leise aber sehr deutlich und gut verständlich.

»Ent... Entschuldige«, stammelte ich. »Ich wollte dich nicht so anstarren.«

Sie setzte ein freundliches, breites Lächeln auf, welches überhaupt nicht zu ihr passte und kicherte leise. »Das bin ich gewohnt. Ich habe, zusammen mit ein paar anderen, acht Jahre lang in einem Café gearbeitet. Ich habe nur auf einem Stuhl an einem Tisch gesessen, um Leuten, die dieses Café alleine besuchen, eine Art Gesellschaft zu leisten. Wir durften uns nur dann bewegen und unsere Plätze verlassen, wenn das Café geschlossen war. Aber das ist jetzt ja alles so viel anders geworden. Viele Gäste wollen jetzt mit uns reden und daß wir mit Ihnen zusammen Kaffee trinken. Leute, die wirklich nur eine Puppe als Gesellschaft wollen, gibt es nur wenige. Das war eine ganz schöne Umstellung.« Sie schloss die Augen und seufzte leise.

Sogar dieses Seufzen passte zu ihrem Aussehen. Doch als sie die Augen wider öffnete, setzte sie wieder dieses tiefgründige Lächeln auf und sagte: »Du bist eine Schaufensterpuppe, nicht wahr?«

»Ja, das bin ich.«

»Das stelle ich mir viel interessanter vor. Du hast wahrscheinlich viele schöne Kleider getragen und bist sehr oft umgezogen worden«, sagte sie mit einem sehnsüchtigen Blick.

»Ich arbeite in einem Sexshop. Ich habe manchmal mehrere Monate lang im Schaufenster gestanden, ohne mich zu bewegen«, erzählte ich.

»In einem Sexshop? So richtig mit diesen tollen Sachen aus Latex und Leder und so?«, fragte sie scheinbar fasziniert. »Und mit Sexspielzeug?« Nun glänzten ihre Augen regelrecht.

»Ja, auch mit Latexkleidern und manchmal auch mit Sexspielzeug«, sagte ich, »Und manchmal habe ich auch im Laden in einem Pranger oder auf einem Strafbock gelegen. Die letzten paar Wochen hatte ich ein Ponykostüm getragen. Mit Monohandschuh, Geschirr, Trense, einer Mähne und einem Schweif. Und Julia hatte ein ganz tolles Reiteroutfit an. Aber das war irgendwie nicht mehr wie früher. Früher musste man einfach nur da stehen und ich bin immer tiefer in einen richtigen Dämmerzustand gefallen, wenn ich etwas präsentiert habe. Heute wollen die Leute, daß man ihnen die Sachen, die man trägt, auch von allen Seiten zeigt. Da fällt es mir schwer, diesen Dämmerzustand zu erreichen.«

»Ich weiß, was du meinst«, sagte sie und seufzte nochmals leise. »Ich wünschte, wir würden wieder diese Medikamente bekommen. Mit denen war es viel leichter, sich fallen zu lassen. Aber die gibt es leider nicht mehr.« Sie schaute nun zu mir auf und sah mich fragend an. »Bist du jetzt auch nur in dem Laden oder hast du eine eigene Wohnung?«

Diese Frage verwirrte mich etwas. Sie schien das zu bemerken und sagte: »Wir waren zehn Puppen im Café. Aber jetzt sind wir nur noch zu viert. Die Besitzerin konnte es sich nicht leisten, uns alle weiter zu beschäftigen. Und viele wollten auch nicht im Café bleiben, sondern etwas Anderes machen, wo man nicht dauernd sitzen muss und mehr Geld verdient. Wir haben eine kleine Wohnung über dem Café und wenn es montags zu hat, gehen wir auch aus.«

»Nein, eine eigene Wohnung habe ich nicht. Ich wohne bei Gertrud. Ihr gehört der Laden und sie ist meine...« Ich unterbrach mich, denn zum ersten Mal schien es mir unangebracht zu sein, darüber zu reden, daß ich Gertruds Sklavin war. »Sie ist meine Freundin«, sagte ich deshalb nach kurzem Nachdenken.

»Deine Freundin?« Sie sah mich nun mit einem etwas seltsamen Blick an. »Du hast gerade gezögert, als du das gesagt hast.«

Ich sah kurz zur Seite und wusste nicht, was ich sagen sollte.

Sie bemerkte wohl meinen Blick und fing an, zu kichern. »Entschuldige, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Aber ich bemerke so etwas und manchmal kann ich einfach meinen Mund nicht halten. Wenn man jahrelang Leuten zuhört, die glauben mit einer echten Puppe zu reden, lernt man, so etwas zu bemerken.

»Ich habe nicht viele Menschen, mit denen ich darüber reden könnte. Als ich meiner Familie erzählt habe, wie Gertrud und ich wirklich zueinander stehen, haben mich alle nur komisch angesehen.« An diesem Tag, vor etwa einem halben Jahr, waren wir zu meiner Familie gefahren, weil ich diese endlich wieder sehen wollte, doch nur Monika, meine kleine Schwester, hatte ohne Vorurteile ganz normal mit mir darüber gesprochen. Die Anderen, allen voran meine Eltern, hatten schon Vorurteile, weil ich nun mit Gertrud zusammen war.

»Ich verspreche dir, daß ich dich nicht komisch ansehen werde. Vielleicht bin ich neugierig. Aber ich lebe selbst mit drei Frauen zusammen, da bleiben gewisse Dinge einfach nicht aus«, sagte sie.

Ich schaute zu ihr und sagte: »Gertrud ist meine Herrin und ich bin ihre Sklavin.«

»Oh, das ist wirklich interessant«, sagte sie. »Ich bin zwar sehr neugierig, aber wenn du nicht darüber reden willst, ist das in Ordnung. Vor allem, mit einer Wildfremden.«

»Danke«, sagte ich und wollte gerade etwas sagen, als Bewegung in die Anwesenden kam. Ich sah auf und bemerkte, daß alle auf eine große Tür zu gingen. Neben dieser Tür standen auf jeder Seite einige Tische hinter denen einige Leute standen, die Einladungen kontrollierten und Bänder mit Karten ausgaben.

Sie stand langsam und mit scheinbar gut einstudierten Bewegungen auf und deutete zu der Tür. »Ich denke, es geht balde los«, sagte sie. »Wir sehen uns bestimmt noch mal. Aber ich will jetzt zu den Anderen zurück«, dabei deutete sie auf die Gruppe der anderen Porzellanpuppen, die sich ebenfalls aufmachten, um zu der Tür zu gehen.

Ich suchte Julia, die sich noch immer mit den Puppen aus der Galerie unterhielt und ging zu ihr.

Zusammen gingen wir zu der Tür und als wir bei den Tischen waren, zeigte ich einem Mann meine Einladung. Diese nahm sie entgegen und holte aus einem Karteikasten eine in Folie eingeschweißte Karte heraus. Er befestigte ein Band an dieser und reichte sie mir. »Das ist ihre Eintrittskarte für die nächsten Tage. Verlieren Sie sie besser nicht, sonst müssten wir erst eine neue drucken«, sagte er und gab mir die Einladung zurück, die ich sofort in meine Handtasche steckte. Die Eintrittskarte hängte ich mir an dem Band um den Hals und ging weiter.

Zusammen mit Julia ging ich durch die Tür und befand mich in einer anderen Welt wieder, jedenfalls kam es mir so vor.

Der breite Gang, in dem wir uns nun befanden, hatte zu einer Seite hin große Fenster an denen, zurück gerafft, schwere, rote Vorhänge hingen und der Boden war mit einem dicken, dunkeln Teppich ausgelegt. An den Wänden gab es in regelmäßigen Abständen große Säulen, welche die mit viel Stuck verzierte Decke stützten.

Der Tür gegenüber stand eine große Tafel, die den Weg zu den Konferenzräumen, dem großen Saal, dem Speisesaal, der Galerie, der Bühne und den Gesprächszimmern wies. Auch ein Programm befand sich auf dieser Tafel. Dieses besagte, daß es um elf Uhr eine Eröffnungsveranstaltung im großen Saal geben und um zwölf das Buffet im Speisesaal eröffnet würde.

Es war schon viertel vor elf, also machten wir uns auf den Weg in den großen Saal.

Dieser war tatsächlich sehr groß. Er war hell erleuchtet und mit jeder Menge Stuhlreihen ausstaffiert. Wir suchten uns einen Platz und schauten zu der Bühne, auf der lediglich zwei Rednerpulte standen.

Pünktlich um elf traten zwei Leute auf die Bühne. Einen davon erkannte ich als den Anwalt wieder, der die Insolvenzverwaltung der Agentur übernommen hatte und der nun als Ansprechpartner für uns Puppen da war, bis alle ihre Angelegenheiten geregelt hatten. Die Frau, die sich an das zweite Rednerpult stellte, kannte ich hingegen nicht.

Der Anwalt rückte das Mikrofon zurecht und sortierte einige Papiere, dann gab es ein leises Klacken, welches von überall her zu kommen schien und ein Scheinwerfer wurde auf ihn gerichtet. Langsam wurde es still im Saal und alle schauten zu ihm.

»Meine Damen und Herren Puppen«, begann er zu sprechen. Bisher hatte ich nicht gewusst, daß es auch männliche Puppen gab und in der Eingangshalle hatte ich auch keine bemerkt. »Ich begrüße Sie alle recht herzlich und freue mich, daß Sie so zahlreich erscheinen sind. Insgesamt haben sich mehr als 900 Puppen angemeldet und soweit ich weiß sind auch die Meisten, die sich angemeldet haben, erschienen.

Mein Name ist Gerd Hansen und ich habe in den letzten zwei Jahren die Agentur, bei der Sie alle unter Vertrag standen, verwaltet, deren Schließung überwacht und vorangetrieben und zusammen mit meiner Kollegin Frau Christa Klein, die Meisten von Ihnen betreut und beraten.«

Er machte eine kurze Pause und deutete zu der Frau am anderen Rednerpult.

»Nun ist es soweit, die Agentur ist aus dem Handelsregister gelöst worden und existiert nicht mehr. Dies haben wir zum Anlass genommen und Sie alle eingeladen, um uns von Ihnen zu verabschieden. Die Frage, ob dies ein Grund zum Feiern ist oder nicht, müssen Sie sich selbst beantworten, denn ich habe in den letzten Jahren viele von Ihnen kennengelernt, die es auch bedauern, daß die Agentur schließen musste.«

Ein vielstimmiges Raunen kam auf und er unterbrach seine Rede für einen Moment, bis dieses wieder abgeklungen war.

»Doch lassen Sie mich Ihnen sagen, daß Frau Klein, ich selbst und einige unserer Mitarbeiter jederzeit für Sie da sind, wenn es rechtliche Probleme geben sollte. Es ist uns klar, daß viele von Ihnen weiterhin rechtliche, medizinische, psychologische und soziale Unterstützung benötigen. Dies ist einer der Gründe, warum wir diese Veranstaltung geplant haben, denn es ist der Vorschlag gemacht worden, einen Verein zu gründen, der dies von nun an übernimmt und Sie alle möchte ich dazu Einladen, Mitglied dieses Vereins zu werden.«

Nun stellten er und Frau Klein einen Plan vor, diesen Verein zu gründen und wie dieser aufgebaut sein sollte. Diesem Verein sollten nur wir Puppen angehören und diesen auch verwalten. Er stellte noch einmal Frau Klein vor, die sich bereit erklärt hatte, diesem Verein als juristische Beraterin beizutreten, sie sollte auch zu den wenigen Menschen gehören, die nicht als Puppe diesem Verein abgehörten, wenn dies in der ersten Mitgliederversammlung so festgelegt werden würde.

Anschließend stellte er noch das Programm der Veranstaltung vor. Es gab verschiedene Workshops, Gruppengespräche, Treffen zum Kennenlernen im kleinen Kreis, Beratungsgespräche und einige andere Veranstaltungen. Am Dienstag sollte es ein Treffen hier im Saal geben, auf dem der Verein gegründet werden und auch dessen erste Mitgliederversammlung stattfinden sollte.