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Die Wikingerfibel Teil 02

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Er geht um mich herum und ich kann an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass ich ihm gefalle. Da er aber schon Mitte 40 sein dürfte, gehe ich davon aus, dass er mich aus diesem Grund seinem Sohn überlassen will. Wäre er noch jünger, würde er sich wohl selbst für mich interessieren. Zumindest habe ich den Eindruck, dass ich ihm gefalle.

„Ich will aber nicht Spaß mit deinem Sohn haben", halte ich dagegen.

„Dir ist schon klar, dass das eine große Ehre ist", meint er. Dabei bekomme ich einen Klapps auf den Hintern.

„Warum soll das eine Ehre sein?"

„Ich bin der Stammesführer."

„Von wo?"

„Von Bergen."

„Von so einem großen Stamm?"

„Du warst schon einmal dort?"

„Wo denkst du hin, ich habe nur davon gehört."

„Ich hoffe nur gutes", lacht er laut auf.

„Die einen sagen so, die anderen so", erlaube ich mir, ihn zu necken.

Er hört abrupt auf zu lachen und schaut mich an. Er weiß offenbar nicht, wie er mich einordnen soll.

„Bringt sie zu den anderen und passt mir ja gut auf sie auf", befiehlt er den beiden Männern, die mich immer noch an den Oberarmen festhalten. „Und wehe jemand vergreift sich an ihr."

Sein drohender Ton scheint die Männer allerdings wenig zu beeindrucken. Sie ziehen mich weiter, hinüber zum Dorfplatz. Als uns der Stammesführer nicht mehr sehen kann, bekomme ich von einem der beiden einen Klapps auf den Po.

„Dich würde ich auch zur Frau nehmen", raunt mir der andere lachend ins Ohr.

Mit diesen Worten gibt er mir einen Schubs, sodass ich zu den anderen Frauen stolpere. Ich gebe dabei vor, etwas ungeschickt zu sein und tue so, als würde ich fast hinfallen, um die Männer zu beruhigen. Sie sollen mich nicht für gefährlich halten.

Zunächst blicke ich mich um und versuche, mir ein Bild von der Situation zu machen. Die Frauen sind am Dorfplatz relativ eng zusammengepfercht und müssen stehen. Drum herum stehen in regelmäßigen Abständen Männer zur Bewachung, die auf diese Weise einen Kreis bilden. Dieser ist zwar nicht geschlossen, aber da immer nur eine Armeslänge Platz zwischen dem einen und dem anderen ist, dürfte ein Entkommen schwierig sein.

Ich schätze, es sind 25 bis 30 Männer, die an diesem Raubzug beteiligt sind. Es sind damit ungefähr gleich viele, wie wir und es müsste durchaus machbar sein, sie zu überwältigen. Immerhin haben wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite.

Nun wende ich mich den Frauen zu. Ich gehe auf eine kleine Gruppe zu, die sich gebildet hat. Ich überlege hektisch, ob ich ihnen sagen soll, wer ich bin und was wir vorhaben. Ich entscheide mich allerdings dagegen. Es muss nur eine dabei sein, die mit den Männern aus Bergen sympathisiert oder uns die Schuld gibt, dass ihre Männer in ihr Verderben gesegelt sind, und schon ist die schöne Überraschung beim Teufel.

„Wer bist du denn?"

„Ich komme aus Kopervik und wollte zu euch, um mich zu erkundigen. Unsere Männer sind zugleich mit den euren aufgebrochen, um neue Gegenden zu erkunden, wo sich die Überfälle wieder lohnen sollen", lüge ich.

„Du bist ganz allein?"

„Wir waren zu dritt, als wir nicht weit von hier von Wölfen angefallen wurden. Meine beiden Begleiterinnen wurden dabei getötet. Ich habe es gerade noch geschafft, auf einen Baum zu klettern. Nach einem Tag haben sie von mir abgelassen. Ich musste meine Begleiterinnen beerdigen und stand dann vor der Frage, ob ich den ganzen Weg allein zurücklaufen soll oder ob ich doch besser den Weg zu euch fortsetze."

„Diese Wölfe sind echt eine Plage", jammert eine aus der Gruppe.

„Aber was ist bei euch los?", stelle ich mich dumm.

„Diese Männer haben uns heute überfallen. Sie wollen uns nach Bergen verschleppen und dort verheiraten."

„Einfach so?"

„Sie haben von unserem Unglück gehört und dass wir ohne Männer sind. Da haben sie sich wohl gedacht, dass wir leichte Beute sind."

„Das ist dumm."

„Ja, vor allem weil die Tochter unseres Stammesführers nach Haugesund aufgebrochen ist, um zu fragen, wie es dort aussieht, ob dort die Männer zurückgekommen sind."

„Ruhe, ihr dummen Weiber", brüllt einer der Männer. „Könnt ihr nicht einmal still sein?"

„Müssen wir hier herumstehen? Auf was warten wir?", frage ich keck.

„Das geht dich gar nichts an, du dummes Weib."

„Würden die Frauen sich niedersetzen oder hinlegen können, würden sie schlafen und still sein", halte ich dagegen.

„Das wäre ja noch schöner", lacht er.

„Du wolltest Ruhe. Ich habe nur einen Vorschlag gemacht."

„Na gut, ich frage nach", meint er genervt. Er trottet auch davon und überlässt seinen Platz einem anderen Wikinger.

„Du hast Ähnlichkeit mit Sigrun. Sie hat sich auch immer für alle eingesetzt."

Ich antworte darauf lieber nichts. Ich will sie nicht unnötig anlügen und dumm fragen, wer denn diese Sigrun ist, will ich auch nicht.

„Du bist hübsch. Für dich werden sie bald einen Mann finden", meint eine andere aus der Gruppe.

„Ob der mit mir die erwartete Freude haben wird, bezweifle ich", antworte ich lachend.

„Du willst dich den Männern widersetzen?"

„Eine Frau ist doch nie einfach zu verstehen für Männer", lache ich. Ich muss mich wirklich darum bemühen, mich nicht zu verraten.

„Das ist auch wieder wahr", stimmt sie mir lachend zu. „Mein Mann hat sich auch immer beklagt."

„Bist du traurig, dass dein Mann verschollen ist?", erkundige ich mich.

„Er war, wie die meisten anderen auch. Er hat mich zwar nie geschlagen, das könnte ich nicht behaupten, aber er hat mich oft behandelt, als sei ich zu allem zu dumm. Als wir früher noch Tiere auf der Weide hatten, zu der Zeit, als sie von den Raubzügen noch erfolgreich zurückkamen, da hat er mich oft schlechter behandelt als die Schweine."

„Haben eure Männer auch schon lange keine Tiere mehr von den Raubzügen mitgebracht?"

„Das ist vier oder fünf Jahre her und damals gab es schon nur noch ein paar abgemagerte Schweine und ganz wenige Schafe."

„Dann war es wie bei uns in Kopervik", sage ich.

Sie will noch etwas sagen, doch wir werden unterbrochen. Der Anführer kommt auf uns zu.

„Wer von euch will sich hinsetzen?", ruft er schon von weitem.

„Ich habe nur einen Vorschlag gemacht", antworte ich laut.

„Du bist noch so jung und schon so faul?"

„Ich habe doch nicht wegen mir gefragt. Außerdem kam das Thema auf, als deine Männer sich beklagt haben, dass wir zu laut geredet hätten. Aber was sollen wir auch anderes tun, wenn wir hier herumstehen müssen und nicht wissen, wie wir uns die Zeit vertreiben sollen. Könnten wir irgendwo sitzen oder liegen, dann könnten die Frauen schlafen und würden nicht reden."

„Und wo hast du gedacht, wo wir euch hinbringen könnten?"

„Ich würde vorschlagen, in den Versammlungssaal. Der steht sowieso leer. Aber wenn ihr nicht wollt, dann eben nicht. Es war nur ein gut gemeinter Rat von mir", antworte ich achselzuckend.

Ich blicke ihm betont desinteressiert entgegen. Sollten die Frauen wirklich in den Versammlungsraum gebracht werden, würden wir die Leute aus Bergen aufspalten. Ein Teil wäre drinnen bei uns und ein Teil draußen. Meine Leute hätten dann ein leichteres Spiel. Zudem wären die Frauen weitgehend in Sicherheit.

„Von mir aus!", meint der Stammesführer. „Treibt die Weiber in den Versammlungssaal. Dort sollen sie aber Ruhe geben."

„Los, los, ihr habt gehört. Hinein mit euch!", ruft einer der Männer, die uns bewachen.

Da die Frauen müde vom Herumstehen sind, lassen sie sich nicht lange bitten und machen sich schleunigst auf den Weg. Dabei bemerke ich, dass ganz hinten eine Gruppe von sechs älteren Männern steht. Sie stecken die Köpfe zusammen und schauen sich auffällig nach den Wachen um.

Ich schlängle mich beim Hineingehen so durch die Menge, dass ich zu den Männern komme. Zunächst bleibe ich nur in ihrer Nähe stehen und versuche die Lage einzuschätzen.

„Die dumme Kuh. Warum muss sie erreichen, dass wir in den Saal müssen. Hier draußen hätten wir die besseren Chancen, zu entkommen", meint einer.

„Wer ist das überhaupt. Ich habe sie noch nie gesehen."

„Hübsch, wie die ist, wäre sie mir aufgefallen."

„Ja, die ist echt hübsch und sie hat Mut."

„Was heißt Mut. Sie ist ein Weib!"

„Was soll das denn heißen?", frage ich belustigt.

Die Männer haben offenbar nicht bemerkt, dass ich neben ihnen stehe. Sie waren wohl so sehr in ihr Gespräch vertieft.

„Was gibt es da nicht zu verstehen? Du bist kein Mann."

„Na und? Außerdem bin ich kein Weib, sondern eine Frau."

„Verschwinde und lass uns in Ruhe", fährt mich einer der Männer an.

„Schon gut", beschwichtige ich sie.

Dann mache ich mich auf den Weg zum Saal. Gerade noch so, höre ich einen von ihnen flüstern.

„Wir verschwinden. Entweder jetzt oder nie."

Ich tue so, als hätte ich nichts gehört. Allerdings verlangsame ich meine Schritte und beobachte verstohlen, was passiert. Ich bemerke, wie die Männer sich langsam auf eine kleinere Gasse zubewegen und so tun, als wäre nichts. Allerdings ist ihr Verhalten gerade deshalb auffällig, weil es verkrampft wirkt.

Plötzlich laufen sie los. Zwei Wachleute reagieren sofort und setzen ihnen nach, zwei weitere kommen zu Hilfe. Schon nach wenigen Metern ist die Flucht bereits zu Ende. Die vier Wikinger haben die Flüchtenden umzingelt und halten die Äxte bedrohlich über ihren Köpfen, bereit, jederzeit zuzuschlagen.

„Was ist denn da los?", will der Stammesführer wissen.

Er muss auf den Tumult aufmerksam geworden sein und kommt mit langen Schritten auf die Gruppe zu. Ich bleibe, wie alle Frauen, stehen und beobachte die Szene mit offen gezeigter Neugier.

„Die Männer hier wollten fliehen", erklärt eine der Wachen ohne jede Emotion in der Stimme.

„Führt sie an die Klippe und werft sie hinunter", weist der Stammesführer seine Männer an.

„Warum wollt ihr euch die Hände schmutzig machen?", erhebe ich meine Stimme.

„Du schon wieder?", meint der Stammesführer genervt.

„Ja ich. Ihr müsst sie nicht töten."

„Was sollen wir dann mit ihnen tun?"

„Fesselt sie und lasst sie hier allein zurück, wenn ihr mit uns Frauen abzieht."

„Warum sollten wir das tun?"

„Weil das für diese Männer die größere Strafe ist als der Tod."

„Das verstehe ich nicht", meint er.

„Sie wollten sich allein aus dem Staub machen. Sie haben keine Sekunde überlegt, uns Frauen zu befreien oder etwas für uns zu tun. Diese Männer sind Feiglinge. Wenn ihr sie allein hier zurücklässt, dann wird das ein hartes Los für sie. Ohne Frauen sind sie nicht lebensfähig."

Der Stammesführer schaut sich die Männer an. Sie wirken niedergeschlagen und machen einen elenden Eindruck. Meine offenen Worte sind ihnen offenbar peinlich. Sie könnten einem fast schon leidtun. Aber auch nur fast. Sie wollten sich tatsächlich allein aus dem Staub machen und ich wette, sie hatten nicht die Absicht zurückzukommen, um die Frauen in einem zweiten Moment zu befreien. Sie haben sich nur, um die eigene Haut gekümmert.

„Du bist verdammt vorlaut", meint der Stammesführer.

„Ich bin auch eine Frau"; antworte ich verschmitzt.

„Aber du liegst nicht ganz falsch", meint er nachdenklich. „Was würdest du mit ihnen machen?"

„Ich würde ein Hanfseil nehmen, ihnen die Hände auf den Rücken fesseln und die Beine zusammenbinden. So verschnürt würde ich sie unter einen Baum werfen und liegen lassen. Sie sollen sich selbst befreien, wenn ihr weg seid. Ich hoffe zumindest, sie schaffen es."

„Das ist ja fast grausam", grinst der Stammesführer.

„Das ist doch nur gerecht", halte ich dagegen.

„Macht, was sie gesagt hat!", weist er seine Leute an. „Und jetzt alle Weiber in den Saal. Na los, macht schon! Du auch!"

Zufrieden damit, das Leben dieser Feiglinge gerettet zu haben, mache ich mich auf den Weg in den Saal. Die Frauen folgen.

Während sich die anderen im Saal verteilen und einen Schlafplatz suchen, halte ich mich in der Nähe des Eingangs auf. Da sich die Wikinger sicher sind, dass wir sowieso zu schwach sind, haben sie nur zwei Wachen zurückgelassen, die sich links und rechts von der Tür postiert haben. Ich schlendere gelangweilt auf sie zu.

„Leg dich hin!", weist mich einer der beiden etwas ruppig an.

„Ich kann nicht schlafen."

„Ich dachte, du bist müde."

„Ich habe die anderen gemeint. Aber ich selbst bin aufgeregt."

„Warum das?"

„Ich soll die Frau des Sohnes eures Stammesführers werden."

„Ja und?"

„Wie ist der so?"

„Sverrir? Der ist, wie sein Name schon sagt, wild und ruhelos. Der treibt es mit jeder Frau, die einigermaßen hübsch ist und wenn er sie gehabt hat, sucht er sich gleich wieder die nächste."

„Er kann nicht treu sein?", frage ich gespielt schockiert.

„Er ist ein Mann", meint der Typ achselzuckend. „Ein richtiger Mann!"

„Das gibt ihm das Recht, mich zu betrügen?"

„Du bist doch nur sein Weib", lacht er auf.

Plötzlich höre ich draußen Kampflärm. Die Wachen werden davon abgelenkt und ich reagiere sofort. Ich versetze dem, mit dem ich eben geredet habe und deshalb direkt neben mir steht, einen gezielten Handkantenschlag und befördere ihn damit ins Land der Träume. Dann ziehe ich mein Messer, springe auf den zweiten zu und bevor er reagieren kann, ziehe ich die Klinge über seine Kehle. Es kommt nur noch ein erstickender Laut aus seinem Mund, es spitzt Blut aus den Halsschlagadern und er sackt auch schon leblos zu Boden.

Ich hätte es gern vermieden, den Mann zu töten, aber ich hatte keine Wahl. Ich musste ihn so schnell wie möglich ausschalten. Erst jetzt werden die ersten Frauen auf das Geschehen aufmerksam. Ich weise sie an, still zu bleiben, die Ruhe zu bewahren und sich nicht von der Stelle zu rühren. Erschrocken wie sie sind, tun sie dies auch.

Nur eine junge Frau, ich schätze sie auf 18, höchstens 20 Jahre, kommt auf mich zu. Sie schaut ernst, aber auch zuversichtlich.

„Ich bin Sif. Wer bist du?"

„Ich bin Alva. Ich bin die Stammesführerin aus Haugesund. Sigrun ist zu uns gekommen und wir wollten euch anbieten, mit in unser Dorf zu kommen. Dann haben wir die Männer entdeckt."

„Du kennst Sigrun? Geht es ihr gut?"

„Ich kenne sie und -- ja - es geht ihr gut."

„Was kann ich tun?"

„Behalte die Frauen im Auge und achte darauf, dass sie hier drinnen bleiben. Es ist sicherer als hinauszulaufen und in die Kämpfe mit hineingezogen zu werden."

Während ich das sage, nehme ich eine der Äxte an mich, die der bewusstlose Wikinger bei sich hatte. Ich reiche sie Sif.

„Nimm und schlag ihn nieder, sollte er aufwachen und nicht liegen bleiben wollen."

„Und was machst du?"

„Ich helfe meinen Leuten."

„Du kämpfst?"

„Ja, ich bin eine Kriegerin."

Mit diesen Worten nehme ich die Axt der zweiten Wache und schleiche mich zur Tür. Ich schaue vorsichtig hinaus und versuche mir ein Bild von der Lage zu machen. Am Platz ist der Kampf bereits voll im Gange. Ich schleiche mich weiter und von hinten an zwei Männer heran, die sich einer möglichen Gefahr von hinten offenbar nicht bewusst sind. Ich schlage beide mit einem gezielten Handkantenschlag ins Genick und sie sacken bewusstlos zu Boden.

Dann stürze ich mich ins Getümmel und stelle mich einem der Männer. Er schaut mich zunächst irritiert an, weil er es wohl nicht gewohnt ist, dass sich ihm eine Frau mit einer Axt in den Weg stellt. Deshalb habe ich auch bei ihm leichtes Spiel und wenig später liegt er blutüberströmt am Boden.

Ich bin den Kampf mit der Axt nicht so gewohnt, wie mit dem Schwert, aber ich schlage mich trotzdem nicht schlecht. Ich mische das Kampfgeschehen von hinten auf und komme damit meinen Leuten immer näher. Als Fjell mich entdeckt, kann ich sehen, wie sich ein Leuchten in seine Augen stiehlt.

„Hier nimm!", meint er und hält mir mein Schwert entgegen. „Ich hatte solche Angst um dich."

„Um mich? Du weißt, dass es Selbstmord ist, sich mir in den Weg zu stellen", grinse ich.

„Ich weiß es wohl, aber diese Kerle hier ganz offensichtlich nicht", kontert er.

So nebenbei entwaffne ich einen der Angreifer und verletze ihn am Arm, dass er kampfunfähig ist. Dann blicke ich mich nach dem Stammesführer um. Erst nach einigem Suchen entdecke ich ihn im Getümmel. Er kämpft gerade gegen Knutr. Sofort dränge ich mich in diese Richtung und bin wenig später bei den beiden.

„Komm, überlass ihn mir. Hier geht es sozusagen um eine Familienangelegenheit", sage ich vergnügt zu Knutr.

„Um was?", will er überrascht wissen.

„Er wäre so gern mein Schwiegerpapi geworden. Ich fürchte nur, daraus wird jetzt doch nichts mehr", lache ich.

Damit tritt Knutr zur Seite und ich stelle mich dem Mann entgegen. Er mustert mich mit irritiertem Blick.

„Du kämpfst?"

„Schon seit Jahren."

„Als Frau?"

„Ich bin auch die Anführerin dieser Leute."

„Du bist was?"

„Sie unterstehen meinem Befehl."

„Einem Weib? Die haben offensichtlich keine Ehre im Leib."

„Oder sie sind klüger als ihr. Das kann man sehen, wie man will."

Mein abfälliges Lachen provoziert ihn. Er geht auf mich los und will mir einen Schlag versetzen, den ich allerdings spielend leicht parieren kann. Das scheint ihn zu verwundern und er holt erneut aus. Diesmal springe ich zur Seite und versetze ihm einen Schlag auf die Schulter. Er brüllt auf und ich sehe, wie Blut aus einer Wunde sickert.

„Du solltest dich ergeben."

„Einem Weib? Niemals!"

„Ich hätte dich für klüger gehalten, Schwiegerpapi."

„Nenn mich nicht so."

„Jetzt auf einmal", lache ich. „Du konntest es ja gar nicht mehr erwarten, mich deinem missratenen Sohn zum Fraß vorzuwerfen."

„Missraten?"

„Er hat offenbar, genau wie du, keinen Respekt vor Frauen."

„Weil er sich die Hörner abstößt?"

„So nennst du das also."

„Wie denn sonst? Frauen sind doch da, um Spaß zu haben."

„Den Spaß werde ich dir gleich zeigen", antworte ich verärgert.

Sein erneuter Angriff läuft auch dieses Mal ins Leere, weil ich zur Seite springe. Diesmal schlitze ich ihm allerdings die Rückseite seiner Hose von unten nach oben auf, sodass sein nackter Hintern vom Vorschein kommt.

„He, Schwiegerpapi, du hast den Arsch offen", lache ich laut.

„Du bist eine Plage!", faucht er mich an.

Nun habe ich ihn soweit. Er ist fuchsteufelswild und geht wie ein Stier, der nur noch Rot sieht, auf mich los. Ich aber weiche aus, stelle ihm ein Bein und knie wenige Sekunden später schon auf seinem Rücken. Dabei halte ich mein Schwert an seinen Nacken.

„Gib deinen Leuten den Befehl, das Kämpfen einzustellen und sich zu ergeben!", weise ich ihn an.

„Sonst?"

Statt einer Antwort drücke ich die Klinge etwas kräftiger in seinen Nacken. Ich ritze dabei seine Haut an und die ersten Tropfen Blut quellen unter seinem Haaransatz hervor.

„Das nächste Mal ziehe ich die Klinge von links nach rechts einmal der Länge nach über deine Kehle", fauche ich.

Ich spüre, wie er schluckt. Es fällt ihm sichtlich schwer, sich einer Frau geschlagen zu geben. Aber er muss wohl auch einsehen, dass er keine Chance mehr hat. Ich bin ihm hoffnungslos überlegen.

„Leute, ergebt euch!", ruft er.

„Was sollen wir?", erkundigt sich einer seiner Leute.

„Ihr sollt euch ergeben! Was ist daran so schwer zu verstehen?", bellt er verärgert.

Nur zögerlich beenden seine Leute den Kampf und ziehen sich zurück. Auch meine Leute stellen die Kampfhandlungen ein, bleiben aber auf der Hut.

„Sammelt die Waffen ein und fesselt die Kerle. Dann entscheiden wir, wie wir weiter vorgehen."

Ich halte den Stammesführer noch immer in Schach, während meine Leute seine Krieger entwaffnen und mit Hanfseilen fesseln. Als Knutr zu mir kommt, übergebe ich ihm meinen Gefangen und auch er wird verpackt.

„Hol bitte das Schiff in die Bucht und bring Sigrun mit", wende ich mich an Fjell.

„Ich komme mit", ruft Knutr und eilt Fjell hinterher.

Ich muss grinsen. Er scheint es wohl nicht sehr lange ohne sie auszuhalten. Aber ich gönne es den beiden, wenn sie sich ineinander verlieben und ein Paar werden. Meinen Segen dazu haben sie auf alle Fälle.

Als alle Gegner verschnürt sind, teile ich noch Wachen ein und wir gehen schlafen. Zuvor gehe ich noch in den Versammlungsaal.