Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Die Wikingerfibel Teil 02

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Kapitel 8

Wie versprochen hat uns McBrix Zimmer zugewiesen. Beim Gute-Nacht-Wünschen nimmt er meine Hand und hält sie länger fest als notwendig. Dabei hat er mir sehr eindringlich, aber auch etwas unentschlossen in die Augen geblickt. Es war kaum zu übersehen, dass er sich gewünscht hätte, die Nacht mit mir zu verbringen. Ich nehme an, er hat sich nur nicht getraut, etwas zu sagen.

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nichts gegen eine heiße Nacht mit dem britischen Earl. McBrix ist ein stattlicher Mann und wäre nicht zu verachten. Ich will schon einen lockeren Spruch in diese Richtung von mir geben, da wird mir zum Glück noch rechtzeitig bewusst, in welcher Zeit ich mich befinde. Vermutlich ging es damals nicht so locker zu und eine Frau konnte nicht einfach Mal nur so mit einem Mann in die Kiste springen. Vermutlich erwuchs daraus gleich der Anspruch auf eine Ehe.

Da ich aber genau das vermeiden will, halte ich mich zurück und gehe artig und allein zu Bett. Ich bin ganz schön müde. Es war schließlich ein recht anstrengender Tag. Das Bett in dieser Burg ähnelt den Betten bei den Wikingern. Auch hier handelt es sich um eine einfache Holzkiste, die mit Stroh gefüllt und einem Fell abgedeckt ist. Aber ich schlafe gut, sicher auch, weil ich so müde bin.

Als ich am nächsten Morgen erwache, recke und strecke ich mich wohlig. Die Sonne scheint bereits zum Fenster herein. Etwas widerwillig stehe ich auf und begebe mich in den Saal, in dem wir gestern waren.

„Die große Kriegerin der Wikinger ist auch schon wach", grüßt mich McBrix vergnügt.

„Auch eine große Kriegerin muss einmal schlafen", antworte ich belustigt.

„Weißt du, was mich wundert?", will er wissen.

„Sag schon!"

„Hattest du keine Angst, wir könnten euch im Schlaf überfallen?"

„Ich weiß, dass die Briten Ehrenmänner sind. Zur Sicherheit haben darüber hinaus meine Leute Wachen eingeteilt. So einfach wäre es dir also nicht gefallen, uns zu überwältigen."

„Ich dachte, du bist zum ersten Mal in diesem Land. Zumindest haben das deine Leute gesagt."

„Ich kenne dein Land aus einer anderen Zeit", sage ich etwas kryptisch.

„Was soll das heißen?"

„Das zu erklären, würde zu lange dauern", wehre ich ab.

„Du gibst mir Rätsel auf", meint er. „Du kennst Whisky, du vertraust auf unsere Ehre und doch warst du angeblich noch nie in diesem Land. Dich zu durchschauen ist schwierig."

„Wie meinst du das?"

„Du tust nie das, was man erwarten würde."

„Das ist doch gut", grinse ich.

„Du hast uns überfallen und leitest als Frau eine ganze Gruppe Männer an. Im Kampf schonst du dich nicht und gehst, ohne zu zögern, auf den stärksten Mann los, du besiegst ihn und vertraust ihm dann. Jetzt willst du verhandeln, hast du zumindest gestern angekündigt."

„Ja und?"

„Sieger verhandeln normalerweise nicht. Du hast ja noch nicht einmal gesagt, was du verhandeln willst."

„Das reden wir später. Zuerst brauche ich etwas zu essen."

Ich setze mich an den Tisch und betrachte die angebotenen Speisen. Ich muss ehrlich zugeben, am meisten vermisse ich aus meinem alten Leben den Kaffee am Morgen. Da die Länder, in denen diese Pflanze wächst, noch gar nicht entdeckt sind, habe ich keine Chance jemals wieder dieses herrliche Heißgetränk am Morgen genießen zu dürfen.

Ich nehme mir einen Krug Wasser und etwas von dem Brei, der dort steht. Mehl und damit Brot hat man in dieser Welt wohl auch noch nicht gekannt. Das Getreide wird hier wohl nur zum Schnapsbrennen verwendet.

Der Brei schmeckt auch bei den Briten langweilig. Ich löffle ihn deshalb lustlos und schiebe dann die Schüssel weit von mir, als ich ausgegessen habe und halbwegs satt bin.

„Begleitest du mich?", frage ich McBrix.

„Wenn du es wünschst."

„Dann komm!"

Ich erhebe mich und auch er folgt meinem Beispiel. Wir verlassen die Burg und ich schlage einen Weg über die Wiesen ein. Die Sonne scheint schon recht warm auf uns herab und die Luft ist angenehm. Die Vögel um uns herum zwitschern und scheinen gut gelaunt zu sein. Ich bin es auch.

„Wir sind Wikinger. Wir überfallen andere und rauben, was wir zwischen die Finger kriegen", erkläre ich ernst. Dann lächle ich. „Zumindest war es so, bevor ich gekommen bin."

„Und weil du alles anders machst, wirst du auch in dieser Frage nicht den Traditionen deines Volkes folgen, nehme ich an."

„Es ist nicht ganz mein Volk", stelle ich klar. „Ich habe einen etwas anderen Hintergrund und vermutlich ist auch deshalb mein Handeln anders, als es bisher war."

„Auch deshalb?", erkundigt er sich.

„Ich bin eine Frau", lache ich vergnügt. „Als solche mache ich einige Dinge sowieso anders als Männer es gewohnt sind."

„Verstehe einer die Frauen", jammert er gespielt.

„Daran wird sich wohl in Hunderten von Jahren nicht viel ändern", antworte ich. Dabei muss ich lachen, weil ich ja genau weiß, dass es auch in der Zukunft so sein wird.

„Was sind dann deine Vorstellungen?", will er wissen.

„Wir schauen, was ihr habt und nehmen so viel, wie ihr entbehren könnt, um über den nächsten Winter zu kommen."

„Du willst nicht alles nehmen?"

„Warum sollte ich? Mein Ziel ist es, dass meine Leute Beute machen und mit voll beladenen Schiffen nach Hause zurückkehren. Ich möchte euch deshalb aber nicht die Lebensgrundlage entziehen. Mein Motto lautet: Leben und leben lassen."

„Das finde ich aber nobel", meint er anerkennend.

„Es ist wohl eher eigennützig gedacht."

„Wie das?"

„Wenn wir euch alles nehmen, dann werden wir irgendwann keine Beutezüge mehr unternehmen können, weil es niemanden mehr gibt, der etwas hat. Ich muss euch so viel lassen, dass ihr euch rasch erholen könnt. Sollten wir in ein paar Jahren zufällig wieder zu euch kommen, dann gibt es für uns erneut etwas zu holen."

„Werdet ihr wiederkommen?"

„Ich weiß es nicht. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich mir eine Hintertür offenlassen sollte."

„Gut!", antwortet er. „Ich bin damit einverstanden. Wir schauen, was wir besitzen und wie wir es teilen können."

„Da bin ich froh, weil wir uns dann beide eine Menge Arbeit und unseren Leuten Leid ersparen. Ich habe mir schon gleich gedacht, dass man mit dir vernünftig reden kann."

Daraufhin bleibt er stehen. Er schaut mich etwas unsicher an. Etwas liegt ihm noch auf dem Herzen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich das hören möchte.

„Ich habe noch keine Frau", beginnt er. Dann folgt eine Pause. „Eine Frau, wie du, könnte mir gefallen."

„Soll das jetzt ein Antrag werden?", frage ich schmunzelnd.

„Ich kann mir schon denken, du willst nicht in diesem Land bleiben", antwortet er etwas unsicher. „Ich wollte nur gefragt haben."

„Nein, ich will tatsächlich nicht in diesem Land bleiben. Mir gefällt es hier sogar, aber ich fühle mich dort, wo ich jetzt bin, wohl. Ich habe Freunde, eine Aufgabe und fühle mich angekommen."

„Das würde ich gerne auch von mir sagen."

„Ich bin mir sicher, du wirst die Frau finden, die zu dir passt", versichere ich ihm. „Außerdem bin ich nicht sicher, ob du auf Dauer mit mir zufrieden wärst. Ich kann auch ganz schön nerven, weil ich immer meinen Kopf durchsetzen will."

„Das muss man als Frau wohl auch, wenn man eine Kriegerin der Wikinger werden möchte."

„Vermutlich schon."

„Schade! Aber ich kann dich verstehen", schließt er das Gespräch ab.

Damit drehen wir um und kehren zur Burg zurück.

Die nächsten Tage verbringen wir damit zu schauen, wie wir die Lebensmittel und Tiere der Briten aufteilen können. Diesmal kann ich die Aufgabe nicht einfach abgeben, McBrix besteht darauf, dass wir zwei, Posten für Posten durchgehen.

Da sein Verwaltungsbereich oder wie man das nennen sollte, relativ groß ist, gibt es für uns auch viel zu tun und wir werden vollbeladen nach Hause fahren. Wir beide sind in diesen Tagen allerdings auch so gut wie ständig zusammen. Ich kann immer wieder sehnsüchtige Blicke erkennen, die er mir zuwirft. Ich gehe darauf aber nicht ein und hoffe, dass er es akzeptiert.

Die gemeinsame Arbeit ist langwierig, aber sie lohnt sich. Unsere Schiffe sind am Ende randvoll mit Waren und Tieren. Die Briten haben eine etwas robustere Rinderrasse und ich denke, diese Art wird auch bei uns gut Fuß fassen. Dazu kommen Schafe, Ziegen und Schweine.

Etwas verwundert war McBrix, als ich ihn gebeten habe, besonders viel Korn zu bekommen. Es war ihm ein Rätsel, warum ich es ausgerechnet auf den Weizen abgesehen habe.

„Willst du Whisky brennen?", hat er sich erkundigt.

„Nein, ich habe andere Pläne mit dem Getreide."

„Ach, und was?"

Ich habe ihm daraufhin erklärt, dass man die Körner mahlen und aus dem Mehl Brotfladen backen kann. Ich habe ihm sogar erklärt, wie er Sauerteig ansetzen und aufbewahren kann. Er hat mich nur etwas dumm angeschaut.

„Versuch es. Mahl auf zwei Steinen einige der Körner zu Mehl, vermenge sie mit Wasser und etwas Hefe oder Sauerteig bis es zu einem festeren Teig wird. Diesen legst du in Form von Fladen oder etwas größeren flachen Kugeln auf einen heißen Stein. Du solltest es so lange drauf liegen lassen, bis es fest ist und gut zu duften beginnt. Ihr müsst etwas herumprobieren, wie es am besten schmeckt. Wenn es funktioniert, dann bau eine Mühle und Backöfen."

„Wie soll ich die bauen?"

„Ach ja, du hast ja keine Ahnung, wovon ich rede", fällt mir ein. „Ich zeichne es dir auf."

„Aufzeichnen? Was soll das sein?"

„Warts nur ab."

Ich habe mir am Abend zwei Stücke Leder geben lassen und auf eines den Plan für eine Mühle und auf das zweite den Plan eines Backofens gezeichnet. McBrix hat die Zeichnungen zuerst angeschaut, als hätte ich ein Marsmännchen gemalt. Als ich ihm die Pläne aber erklärt habe, schien er durchzublicken.

Nun ist es endlich so weit und wir können die Rückreise antreten. Die Schiffe sind randvoll beladen und ich bete, dass kein Sturm aufkommt. So schwer wie sie im Wasser liegen, könnte es gefährlich werden.

„Das war einmal ein etwas sonderbarer Überfall", grinst McBrix.

„Es war doch gar nicht so schlimm", halte ich dagegen.

„Wir haben sogar von euch gelernt, das war eine echt schräge Erfahrung", meint er vergnügt.

„Mir hat es Spaß gemacht", grinse ich.

Wir umarmen uns und ich gehe an Bord. Als wir ablegen, winken uns die Briten noch hinterher und auch unsere Männer winken zurück.

Die Reise dauert diesmal deutlich länger. Die schwer beladenen Schiffe kommen wesentlich langsamer voran. Ich hoffe immer wieder, dass wir in keinen Frühlingssturm geraten. Diese Sorge quält aber offenbar nicht nur mich.

„Da, die Wolken, ein Sturm kommt auf", meint Hakon voller Sorge. Wir haben etwa die Hälfte der Reise hinter uns.

Ich schaue zum Himmel und kann weit im Norden Wolken erkennen, die sich etwas übereinander auftürmen. Aber bedrohlich wirken sie auf mich nicht. Deshalb gebe ich Entwarnung.

„Die sind nicht gefährlich."

„Und ob. Die sehen genau gleich aus, wie vergangenes Jahr", beharrt Hakon.

„Das mag schon sein. Aber damals waren die Wolken im Süden, heute sind sie im Norden", halte ich dagegen.

„Im was?", erkundigt er sich verwundert.

„Es geht nicht nur darum, wie Wolken aussehen, es geht auch darum, aus welcher Richtung sie kommen."

„Die dort drüben sind nicht gefährlich?"

„Nein, sicher nicht."

„Und wo wären sie gefährlich."

„Wenn sie von dort kämen", antworte ich. Dabei zeige ich in die genau entgegengesetzte Richtung.

„Warum?"

„Dort entwickeln sich deutlich leichter Stürme, weil es in diesen Gegenden wärmer ist und sich damit Winde in der Luft aufbauen, die sich irgendwann in einem Sturm entladen."

„Winde, wie sollen sich Winde bilden?"

Au weia! Wie soll ich einem Wikinger erklären, wie Winde entstehen. Ich muss versuchen aus der Nummer herauszukommen, ohne, dass er noch mehr Fragen stellt.

„Das hat mit warmen und kalten Luftschichten zu tun. Ganz genau weiß ich auch nicht, wie es funktioniert. Ich weiß nur, dass es so ist."

„Lass doch mindestens die Segel abnehmen", ersucht er.

„Wir halten Kurs!", bestimme ich.

„Ich hoffe, du irrst dich nicht."

Etwas ängstlich beobachtet Hakon den Himmel. Als sich nach zwei Stunden die Kumuluswolken ganz im Norden schon wieder verzogen haben, scheint er langsam aufzuatmen.

„Das verstehe ich nicht", meint er nur.

Der Rest der Reise verläuft problemlos. Allerdings brauchen wir tatsächlich zwei Wochen länger für die Rückreise. Wir treffen diesmal etwas nördlich von Haugesund auf das norwegische Festland und müssen deshalb etwa einen Tag lang an der Küste Richtung Süden segeln.

Dabei fällt mir auf, dass sich an einer Stelle, an der wir vorbeisegeln mehrere Personen an der Küste versammeln. Da die Entfernung etwas groß ist, kann ich keine Einzelheiten erkennen. Fjell glaubt zu sehen, dass sie uns zuwinken und plötzlich damit aufhören, als wir weitersegeln. Ich glaube nicht, dass die Leute nur einfach freundlich sind. Sie müssen einen anderen Grund haben. Aber genau sagen kann ich es nicht, was diese Leute dazu bewegt hat, dieses Verhalten an den Tag zu legen.

Wir kommen schließlich in Haugesund an und gehen in unserer Bucht vor Anker. Schon von Weitem scheinen uns die Bewohner zu bemerken und auch dieses Mal gibt es einen herzlichen Empfang.

Als ich von Bord gehe, nehmen Lifa und Greta sofort in Empfang, auch Maja umarmt mich, hat aber genau genommen nur Augen für ihren Mann und läuft zu diesem, kaum dass sie ihn erblickt.

„Wie war es?", will Greta wissen. „Habt ihr kämpfen müssen?"

„Ja, am Anfang schon. Aber dann haben wir uns geeinigt und die Sache lief ab da ganz einfach. Wir haben auch nur einen Ort überfallen müssen. Die Briten sind etwas anders organisiert als die Dänen. Da gibt es einen Adeligen und wenn der kooperativ ist, dann läuft´s", grinse ich.

„Hast du dich verliebt?", will Lifa plötzlich mit weit aufgerissenen Augen wissen.

„Nein, wo denkst du hin", wehre ich ab. „Er war schnuckelig, das muss ich zugeben, aber ich will doch nicht von hier weg."

„Das wollen wir auch nicht", antworten die beiden, wie aus einem Mund.

Wir lachen alle drei und machen uns auf den Weg zu unserem Hof. Ich bin, wenn ich ehrlich bin, froh wieder in Haugesund zu sein und fühle mich hier inzwischen zu Hause, mehr als ich es in meinen anderen Leben jemals irgendwo behaupten können.

„Wie ist es euch ergangen?", frage ich. „Gab es noch Probleme, weil ihr ein Paar seid."

„Nein, das war ganz locker. Die Frauen sind da eh nicht so verbissen und Männer waren ja keine mehr da", grinst Lifa. „Einen hast du getötet, zwei sind Krüppel und können sich nicht mehr bewegen und der vierte wurde nie mehr gesehen."

„Dann ist ja gut, wenn wir diese vier Quertreiber los sind."

Kapitel 9

„Lebensmittel und Tiere werden wieder zu gleichen Teilen aufgeteilt. Nur das Korn wird alles bei uns am Hof eingelagert. Zusammen mit Greta möchte ich versuchen, Getreide anzubauen und damit eine neue Lebensgrundlage für alle zu schaffen", erkläre ich auf der Ratssitzung nach unserer Rückkehr.

„Was willst du eigentlich mit dem ganzen Getreide", erkundigt sich Fjell.

„Ich will Mehl herstellen."

„Was ist Mehl."

„Das ist schwer zu erklären. Ich würde euch bitten, mich machen zu lassen. Danach zeige ich euch, was es mit Mehl und Brot auf sich hat."

„Wir können mit dem Zeug eh nichts anfangen", meint Fjell.

„Wird daraus nicht dieser Schnaps gebrannt, den die Briten trinken", wirft Hakon ein.

„Ich werde dir auch Whisky brennen", antworte ich lachend. „Wenn du das unbedingt willst."

„Dann bin ich einverstanden", grinst auch Hakon.

Da es in der Zwischenzeit Frühling geworden ist und die Tiere schon wieder auf die Weide getrieben werden können, stellt die neue Beute keine größeren Platzprobleme dar. Deshalb werden die Schiffe entladen und die Beute, wie von mir vorgeschlagen, aufgeteilt.

„Schon wieder so ein fetter Beutezug. Das ist super", höre ich Fjell sagen.

Er steht vor der Burg und ist im Gespräch mit zwei anderen Männern. Sie sind sichtlich zufrieden.

„Diese Alva ist ein Segen für das ganze Dorf. Seit sie bei uns ist, hat sich vieles zum Besseren gewendet", sagt einer der anderen.

„Wo kommt sie eigentlich her?", erkundigt sich der dritte im Bunde.

„Sie kommt aus Bergen, dieser Jarl hat sie mitgebracht."

„Von dem hat man auch nichts mehr gehört."

„Er soll Vater geworden sein und in Bergen leben."

„Aber das erklärt immer noch nicht, warum diese Alva sich so gut bei allem auskennt. Auch, wenn sie aus Bergen kommt", erkundigt sich wieder der erste.

„Ich bin ein neugieriger Mensch und habe alles in mich aufgenommen, was ich erfahren konnte", sage ich und mische mich in die Diskussion ein.

Ich will vermeiden, dass sie sich in Gedanken versteigen, die in die falsche Richtung laufen. Das könnte nur dazu führen, dass Gerüchte aufkommen, die ich am Ende nicht für gut halte. Die drei schauen mich überrascht an, als sie mich sehen.

„Du bist nur neugierig?", will Fjell wissen.

„Ich bin auch viel herumgekommen."

„Aber du kennst dich bei Sachen aus, die du nicht wissen kannst", wirft einer der anderen ein.

„Hallo, dürfen wir unterbrechen?", höre ich einen Mann sagen. Er scheint etwas schüchtern zu sein.

„Was ist?", erkundige ich mich.

„Ein fremdes Schiff hat in unserem Hafen angelegt."

„Und was wollen die Männer."

„Das ist es ja, es sind keine Männer?"

„Frauen?"

„Ja alles Frauen."

„Das ist ungewöhnlich", gebe sogar ich zu.

Ich drehe mich um und entdecke fünf Frauen, die hinter uns stehen und von Männern unseres Stammes bewacht werden. Die Frauen wirken ärmlich und etwas ausgemergelt. Mir ist sofort klar, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht und gebe den Männern zu verstehen, dass sie sich wieder zurückziehen können. Zuerst schauen sie misstrauisch, als ich aber mit den Augen rolle und ihnen mit einem Handzeichen zu verstehen gebe, dass sie endlich verschwinden sollen, kommen sie meiner Aufforderung doch nach.

„Kann ich euch helfen?", wende ich mich an die Frauen.

„Unsere Männer sind weg."

Während Fjell und die anderen beiden etwas überrascht dreinschauen, ist mir sehr schnell klar, dass die Frauen aus einem jener drei Orte kommen müssen, aus denen die Männer stammen, die uns begleiten und dann das Kommando an sich reißen wollten.

„Sie sind nicht mehr zurückgekommen?", erkundige ich mich.

„Nein, sie wollten euch auflauern. Das haben wir mitbekommen", gesteht eine der Frauen. „Habt ihr sie besiegt und alle getötet?"

„Besiegt nicht, wir sind ihnen davongesegelt", antworte ich.

„Warum sind sie dann nicht heimgekommen?"

„Sie sind vermutlich auf dem Weg quer über den Ozean."

„Sie haben das Ziel verfehlt?"

„Ich gehe stark davon aus. Sie kennen sich mit Seefahrt über das offene Meer wohl nicht besonders gut aus."

„Deshalb wollten sie ja dich zwingen, ihnen zu zeigen, wohin sie segeln müssen."

„Ich lasse mich aber nicht zwingen."

„Das verstehe ich", meint eine der Frauen. Sie dürfte die Anführerin der Gruppe sein.

„Wo kommt ihr her?"

„Wir kommen aus Svortland."

„Wie kommt ihr hierher?"

„Wir haben ein kleineres altes Schiff wieder flott gemacht und uns auf den Weg gemacht."

„Wer sind wir?"

„Einige Frauen aus Svortland."

„Es muss euch ganz schön Überwindung gekostet haben, ausgerechnet bei uns nachzufragen."

„Hatten wir eine Wahl?"

„Es tut mir leid, dass ich euch nicht helfen kann. Ich fürchte, eure Männer werden nie mehr den Weg nach Hause finden."

„Was sollen wir dann tun? Wir müssen verhungern."

„Wie viele Frauen seid ihr in Svortland?"

„Wir sind etwa 30 Frauen, zehn davon sind hier."

Mir ist der Ernst der Lage sofort bewusst. Diese Frauen haben nichts mehr. Sie hatten gehofft, dass die Männer reiche Beute bringen, aber stattdessen finden sie nicht einmal mehr den Weg nach Hause. Ich wende mich an Fjell.

„Hol bitte auch die anderen Frauen und bring sie in den Speisesaal. Dann ruf den Rat zusammen. Wir müssen eine Entscheidung treffen."

1...45678...11