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Die zweite Chance

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Erika ist sogleich Feuer und Flamme und erkundigt sich nach schönen Urlaubszielen. Es stellt sich alsbald heraus, dass sie sich selten Urlaub gönnt und die meiste Zeit des Jahres im Geschäft oder zu Hause auf der Couch verbringt. Erneut wird mir vor Augen geführt, wie unterschiedlich unsere Lebensführungen sind, doch irgendwie beginne ich, Erika zu mögen. Sie ist auf natürliche Art und Weise sympathisch, strahlt, wenn sie über ein Thema sprechen kann, das ihr liegt und ich frage mich spontan, warum noch kein Mann in das Leben der 42-Jährigen getreten ist. Nach einer Weile sieht Erika immer wieder auf ihre Uhr und ich erkenne, dass unser erstes Treffen kurz vor dem Ende steht. Ich zahle die Rechnung und begleite Erika zurück zu ihrem Geschäft, vor dem sich erwartungsgemäß keine Warteschlange gebildet hat. Erika bedankt sich für die Einladung, und als ich sie vorsichtig auf die Wange küssen will, dreht sie den Kopf zur Seite und wünscht mir noch einen schönen Tag. Ich bleibe vor der Eingangstür stehen und sehe zu, wie Erika im Hinterzimmer des Ladens verschwindet. Mir ist klar, dass es das zunächst einmal gewesen war, und mache mich auf den Weg.

Meine Gedanken hängen mir nach, als ich ziellos durch die Straßen wandere. Bin ich meinem Ziel näher gekommen? War das ein erster guter Anfang gewesen? Ich erinnere mich an die finale Aufgabe. Ich muss Erikas Herz erobern und sie muss mich in ihr Bett holen. Es kommt einer Herkulesaufgabe nahe, doch ich gebe nicht auf und beschließe, dranzubleiben. Da ich annehme, dass Erika am selben Tag nicht ein weiteres Mal mit mir ausgehen würde, nutze ich die Gelegenheit und mache einen ausschweifenden Stadtbummel. Ich kehre in einem Lokal ein und gönne mir ein ausgiebiges Mittagessen. Später spaziere ich durch den Park und die Fußgängerzone, schaue den hübschen Frauen hinterher, setze mich in mehrere Cafés und feile an meiner Strategie, um Erika von meinen Qualitäten zu überzeugen und sie rumzukriegen. Den Abend verbringe ich auf meinem Hotelzimmer und sehe fern. Ich wäre beinahe der Versuchung erlegen, erneut auf die Pirsch zu gehen und ein williges Weib für die Nacht abzuschleppen, doch irgendwie will ich nicht, dass dieser fiese Elf davon erfährt und es mir erneut unter die Nase reibt. Also bleibe ich abstinent und schlafe irgendwann ein.

Als ich am Morgen erwache, trifft mich ein Geistesblitz. Ich habe viele kitschige und romantische Filme in meinem Leben gesehen und erinnere mich an Szenen aus typischen Frauenfilmen. Meine Exfreundinnen standen auf derart romantisches Zeug und schmolzen jedes Mal dahin, wenn ein schnuckeliger Typ im Film seiner Angebeteten eine besondere Aufmerksamkeit zukommen ließ. Ich beschließe, es diesen Typen nachzumachen und mache mich auf den Weg. Ich suche ein Bekleidungsgeschäft der gehobenen Klasse auf. Ich werde von einer freundlichen jungen Dame bedient, die direkt mein Interesse weckt. Doch ich konzentriere mich auf mein Vorhaben und bemühe mich, die offensichtlichen Reize der vollbusigen Verkäuferin auszublenden. Auch wenn ich nur Vermutungen zu Erikas Kleidergröße anstellen kann, entscheide ich mich für ein schönes schwarzes Abendkleid und bezahle mit dem Geld aus dem Koffer. Erika ist schlank, scheint eine gängige Größe zu tragen und ich habe nicht das erste Mal auf Verdacht ein Kleid für eine Frau gekauft, sodass ich mir sicher bin, dass es passen wird.

Ich vereinbare, dass das Kleid noch am gleichen Nachmittag im Antiquitätengeschäft zugestellt wird, und schreibe ein paar Zeilen auf einem Briefbogen dazu.

„Liebe Erika,

ich habe unser Gespräch sehr genossen und musste leider feststellen, dass das Treffen viel zu kurz war. Ich würde mich gerne ein weiteres Mal mit Ihnen treffen und würde mich freuen, wenn Sie meine Einladung zu einem Abendessen an diesem Tag annehmen würden. Ich erwarte Sie gegen 20 Uhr im Restaurant ,Mondschein' und Sie würden mir eine große Freude bereiten, wenn Sie mein kleines Geschenk annehmen und für mich tragen würden. Ich freue mich auf einen schönen Abend.

Mark"

Mir ist bewusst, wie kitschig die Einladung ist und dass so eine Nummer wahrscheinlich nur in Amerika und vorzugsweise in kitschigen Filmen funktionieren wird. Zudem befürchte ich, dass Erika das Kleid als Mutmaßung meinerseits auffassen wird, dass sie selber keine anständige Garderobe vorweisen kann. Schließlich gebe ich die Lieferung in Auftrag und lege meinen Brief dazu. Ich bezahle, danke der Verkäuferin und sehe ihr zum Abschied auf das pralle Dekolleté und den süßen Knackarsch. Dann widerstehe ich dem Drang, mich vor dem Antiquitätengeschäft auf die Lauer zu legen und die Lieferung abzuwarten und kehre zum Hotel zurück. Ich vertraue auf die Wirkung des Plans und bereite mich auf den gemeinsamen Abend mit Erika vor.

Ab halb acht sitze ich im Restaurant und mustere jeden eintreffenden Gast. Ich trage erneut einen schicken Anzug, dieses Mal mit Krawatte. Die Gäste sind gut gekleidet und ich bin mir sicher, dass Erika mit ihrer Strickjacke wie ein bunter Hund auffallen würde. Ob sie kommt? Hat sie mein Geschenk als anmaßend empfunden? Gegen zehn nach acht werde ich nervös. Hat sie sich nur verspätet oder gibt sie mir einen Korb? Ich trinke Wein, um meine Nervosität zu bekämpfen. Immer neue Gäste betreten das Restaurant, doch von Erika ist weit und breit nichts zu sehen. Als ich schon glaube, dass meine ungewöhnliche Einladung ein Schuss ins Wasser war, betritt eine Frau das Restaurant, die meine Aufmerksamkeit erregt.

Ich erkenne Erika nicht sofort. Die Frau trägt ein schwarzes Kleid über dem schlanken Körper. Das Outfit stellt keinen Vergleich zu dem Vorherigen dar. Das Kleid passt wie angegossen und betont Erikas durchaus vorhandene weibliche Vorzüge. Ich blicke ihr ins Gesicht und sehe die Unsicherheit. Sie fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut. Ob wegen des tiefen Ausschnitts des neuen Kleides oder wegen der Umstände kann ich nicht sagen. Sie sieht sich unsicher um und wird nun von dem Ober angesprochen. Dieser weist auf meinen Tisch und ich erhebe mich und gehe auf Erika zu. Sie schenkt mir ein schüchternes Lächeln, als ich ihr die Hand reiche. Sie räuspert sich und meint: „Ich hoffe, ich gefalle Ihnen in dem Kleid."

„Sie sehen wundervoll darin aus", lobe ich und übertreibe noch nicht einmal. Zwar passt Erikas schüchterne Haltung nicht zu dem eleganten und aufreizenden Kleidungsstück, doch das Teil sitzt wie angegossen und lässt sie direkt weiblicher erscheinen.

Wir nehmen Platz und der Kellner nimmt unsere Bestellung auf. Dann schweigen wir uns an, während ich sie neugierig betrachte. Erika trägt die Haare hochgesteckt. Sie hat ihre Frisur nicht verändert. Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich aufbrezelt, sich schminkt und die Haare macht. Ich finde, sie hat ein ansehnliches Gesicht. Zwar keine wahre Schönheit, aber alles andere als hässlich. Warum ich sie zuvor als hässliches Entlein eingeschätzt habe, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Ich nehme an, dass Erikas schüchterne Mimik ihr nicht steht und das Hübsche torpediert.

„Ich fühle mich etwas unwohl", verrät sie mir.

„Warum? Sie sehen toll aus und werden einen netten Abend mit mir verbringen", stelle ich fest und lächle ihr freundlich zu. Sie sieht verlegen zur Seite und sieht sich dann im Raum um.

„Das Restaurant ist sehr schön ... Normalerweise verkehre ich nicht in derart exklusiven Lokalen."

„Sie sind heute mein Gast, Erika und ich wünsche mir, dass Sie einen schönen Abend verbringen", erkläre ich.

Dann wage ich mich vor und frage: „Sollten wir uns vielleicht duzen?"

Sie nickt zustimmend. „Einverstanden ... Mark."

Ich nehme mein Glas in die Hand und proste ihr zu. Wir stoßen gemeinsam an und Erika nippt vorsichtig von ihrem Wein. „Ich sollte nicht so viel trinken ... Ich vertrage nicht viel."

„Dann bestehe ich auf eine zweite Flasche", meine ich scherzhaft und es scheint, als wenn Erika ein wenig auftauen würde. Wir unterhalten uns angeregt und Erika geht etwas aus sich raus. Ich erfahre Einzelheiten über ihre Familie, zu der sie wenig Kontakt hat, und erzähle meinerseits von meinen Leuten, die ich hin und wieder sehe. Da mir ein Gespräch über Kunst wenig sinnvoll erscheint, gebe ich Informationen zu meinem Beruf zum Besten und schwärme Erika von Urlaubszielen vor, die ich bereist habe oder noch bereisen möchte. Erika hängt an meinen Lippen und scheint sich in meiner Gegenwart wohlzufühlen. Nach einer Weile gestehe ich mir ein, dass mir diese Frau sympathisch ist und ich gerne mit ihr an diesem Tisch sitze.

Ich erinnere mich an meine Aufgabe und rufe mir das eigentliche Ziel vor Augen. Ich muss Erika verführen, um eine zweite Chance zu bekommen.

„Dein Kleid steht dir wirklich ausgezeichnet", erkläre ich nach einer Weile und sehe Erika tief in die Augen. Ich spüre sogleich Erikas Verlegenheit. Sie bekommt nicht oft Komplimente und weiß nicht, wie sie damit umgehen soll.

„Woher kanntest du meine Größe?"

Ich reagiere mit einem Achselzucken. „Das habe ich wohl gut geschätzt ... Gefällt dir das Kleid?"

„Ja, schon ... ich trage selten so etwas Elegantes ... War das nicht unglaublich teuer?"

Ich lächle sie an. „Du bist es mir wert."

Erika wird rot, was ich trotz des gedämmten Lichts im Restaurant erkennen kann. „Warum machst du das?"

„Was?", frage ich neugierig nach.

Erika mustert mich mit strengem Blick. „Das alles hier ... Du lädst mich ein. Erst zum Kaffee und jetzt dieses tolle Restaurant ... Es muss wahnsinnig teuer sein, hier zu essen ... Dann das Kleid."

„Was soll damit sein?", gebe ich mich unwissend.

„Das Teil war ebenfalls nicht billig."

Wir sehen uns schweigend an. Dann atmet Erika tief ein und aus und meint: „Ich verstehe das nicht. Ich kann doch unmöglich der Typ Frau sein, der dir gefällt ... Sieh dich an. Du bist gut aussehend, trittst sicher auf ... Ich bin schüchtern und unscheinbar. Ich passe nicht zu dir."

„Ich hatte nicht vor, dich vom Fleck weg zu heiraten", entgegne ich. „Ich will nur einen schönen Abend mit dir verbringen, sonst nichts."

„Aber warum?", fragt sie mich flehentlich.

Ich suche nach den passenden Worten. Die Wahrheit kann ich ihr nicht sagen. „Ich finde dich interessant und ja ... du bist anders als die meisten Frauen, mit denen ich mich bisher getroffen habe. Aber nicht anders im schlechten Sinn."

Erika wirft mir einen zweifelnden Blick zu. „Ich habe das Gefühl, du spielst nur mit mir und machst dich über mich lustig."

Ich sehe mich um und erkenne, dass die Restaurantgäste vom Nachbartisch uns verschämt beobachten. Ich lege meine Hand auf ihre und erkläre: „Ich versichere dir, dass ich ein echtes Interesse an dir habe ... Lass uns irgendwo hingehen, wo wir ungestört miteinander reden können."

Ich warte ihre Antwort nicht ab und winke den Kellner herbei.

Fünfzehn Minuten später sitzen wir nebeneinander auf einer Bank. Vor uns erstreckt sich ein Park mit bunten Blumenbeeten, die von kleinen nostalgischen Lampen angeleuchtet werden. Es ist angenehm warm und wir beobachten stumm die Passanten, die an uns vorbei flanieren. Ich sortiere meine Gedanken und frage mich, wie mein nächster Schritt aussehen muss. Erika hat Verdacht geschöpft und zweifelt an meinen ehrlichen Absichten. Sie hat recht und ich fühle mich nicht wirklich gut. Auf der anderen Seite erfülle ich ihr gleichzeitig einen sehnlichen Wunsch. Sie hat sich eine Affäre gewünscht oder zumindest einen romantischen Augenblick. Ich wäre bereit, ihr diesen zu ermöglichen, doch dafür müsste sie sich entspannen und mir entgegenkommen.

Vorsichtig schiebe ich meine rechte Hand über die Sitzfläche der Bank und berühre schließlich mit meinen Fingern ihren Handrücken. Erika zieht die Hand nicht weg und lässt mich meine Hand auf ihre legen. Ich rühre mich nicht und warte ab.

„Es tut mir leid", erklärt Erika nach einer Weile. „Ich bin es nicht gewohnt, mit solchen Situationen umzugehen."

„Das macht nichts", antworte ich. „Ich bin eigentlich auch nicht der Typ für Händchenhalten ... Aber mir gefällt es."

Ich lächle sie an. Erika wirkt glücklich, doch sie scheint sich für den angenehmen Moment zu schämen. Ich drücke ihre Hand und frage mich, ob jetzt der richtige Augenblick gekommen ist. Ich denke, es wird kein Besserer kommen und beuge mich zu Erika herüber.

Ich bin ihr nahe und schnuppere einen dezenten Duft. Ein alles andere als aufdringlicher Duft nach Rosen steigt mir in die Nase. Erika blickt starr geradeaus. Ich bin mir sicher, sie weiß, was ich vorhabe. Sie entzieht sich nicht, lässt mich gewähren. Ich drücke ihr einen sanften Kuss auf die Wange und ziehe mich sogleich zurück. Erika zeigt keine Reaktion und blickt weiter nach vorne. Ich folge ihrem Beispiel.

„Das war schön", verrät sie mir.

Ich betrachte sie und erkenne, wie verlegen sie ist. Ich lege meine Hand unter ihr Kinn und drehe ihren Kopf zu mir. Unsere Blicke treffen sich. Wir sehen uns tief in die Augen. Erika schluckt schwer. Ohne Vorwarnung beuge ich mich vor und lege meine Lippen auf ihre. Erika weicht nicht zurück, nimmt mein Kussangebot an.

Ich schmecke ihren Lippenstift, wage nicht, meine Zunge einzusetzen. Nach wenigen Sekunden ziehe ich mich zurück und verlasse die Lippen meiner Sitznachbarin. Erika hat ihre Augen geschlossen und öffnet sie nun. Sie sieht mich an, lächelt verlegen und meint: „Ich küsse ganz bestimmt schlecht."

„Vielleicht musst du nur üben?", schlage ich vor und drehe mich erneut in ihre Richtung. Dieses Mal lege ich meine Hand vorsichtig auf ihren Oberschenkel und setze zu einem weiteren Kuss an. Sie lässt es geschehen und küsst mich leidenschaftlicher als beim ersten Versuch. Wir intensivieren unseren Kuss, und als ich meine Zunge zwischen ihre geschlossenen Lippen schiebe, öffnet Erika den Mund und genießt einen dezenten Zungenkuss. Sie kommt auf den Geschmack und setzt ihre Zunge ebenfalls ein. Es wirkt unbeholfen, aber auch irgendwie süß. Ich bin kein großer Küsser und habe mehr Spaß daran, etwas ganz anderes mit Frauen zu machen, doch mir gefällt, was zwischen Erika und mir abläuft und ich lasse mir Zeit.

Erika kann offenbar nicht genug vom Küssen bekommen und will sich nicht von meinen Lippen trennen. Ich schmecke ihren Speichel, spüre ihre flinker werdende Zunge in meinem Mundraum. Erika legt ihre Hand auf mein Bein, während meine Finger zärtlich über ihr Knie streicheln. Dann endet unser Kuss und Erika wirft mir einen fragenden Blick zu. „Wow ... Das war ... toll."

„Fand ich auch", gestehe ich. Bei den meisten Frauen wäre ich längst in die Offensive gegangen und hätte versucht, meine Hand unter das Kleid oder in den Ausschnitt zu schieben, doch bei Erika verhalte ich mich anders. Diese Frau zwingt mich, zurückhaltend zu sein. Ich erkenne, dass ich nichts überstürzen darf und behutsam vorgehen muss. Ich sehe mich auf einem guten Weg, die von Gibron gestellte Aufgabe zu erfüllen, doch es fühlt sich gleichzeitig gut an und ich muss mich nicht erst überwinden, der Frau neben mir diese Zärtlichkeiten angedeihen zu lassen.

Erika lehnt sich an mich und ich lege meinen Arm um sie.

„Ich fühle mich gut", gibt sie zu. Ich antworte nicht und ziehe sie stattdessen näher an mich heran. Wir blicken nach vorne und lassen die Eindrücke der Umgebung auf uns wirken. Nach einer Weile höre ich Erikas Stimme, die leise flüstert: „Möchtest du mit zu mir kommen?"

Mir ist nicht klar, was in Erikas Wohnung passieren wird. Werde ich meine Aufgabe erfüllen und bin ich dann frei und kann mein bisheriges Leben fortführen? Oder erwarte ich zu viel und Erika steht nicht der Sinn danach, unsere noch junge Beziehung zu intensivieren? Ich beschließe, es auf mich zukommen zu lassen und erwidere: „Ja, gerne ... Es wird doch etwas kühl."

Ich lege ihr mein Sakko über die Schultern und gemeinsam begeben wir uns in die U-Bahn. Die Fahrt dauert wenige Minuten, dann steigen wir aus. Erika nimmt mich bei der Hand und wir schlendern den Bürgersteig entlang. Als wir bei ihr zu Hause ankommen, werde ich unruhig und frage mich, was auf mich zukommen wird.

Ich bin in Gegenwart von Frauen nie nervös und weiß stets, was ich will. Doch in diesem Augenblick ist alles anders. Ich folge ihr in ihre kleine Wohnung, die auf den ersten Blick gemütlich aussieht. Auch hier gibt es zahlreiche alte Möbel und Gegenstände, die mir auffallen. Erika bittet mich, im Wohnzimmer auf der Couch Platz zu nehmen, während sie uns etwas zu trinken holt. Sie gesellt sich mit zwei Gläsern Sekt zu mir und gemeinsam stoßen wir auf den schönen Abend an. Wir küssen uns, und nachdem wir die Gläser auf dem Tisch abgestellt haben, erkunden unsere Hände den Körper des Kusspartners. Ich streichle über Erikas Beine, lege meine Hände auf ihre Taille. Ich wage nicht, ihre Brüste zu berühren, obwohl ich mich kaum noch zurückhalten kann. Erika ist alles andere als das Objekt meiner Begierde und doch sehne ich mich nach ihr. Ich will sie spüren, mehr von ihr haben als nur ihre Lippen und ihre Hände. Ich hinterfrage nicht, warum das so ist, aber ich bin mir sicher, dass es mehr als eine Pflichtaufgabe für mich ist.

Nach einer Weile entzieht sich Erika mir. Sie sieht mich einnehmend an und meint: „Ich war noch nie mit einem Mann zusammen."

„Ich auch nicht", liegt mir auf den Lippen, aber ich erkenne rechtzeitig, dass keine Zeit für Späße ist. Ich öffne die Hintertür für sie und erkläre: „Wir müssen nicht mehr machen."

Sie sieht mich eindringlich an und sagt: „Ich habe keine Ahnung, warum du diese Wirkung auf mich hast. Aber ich fühle mich gut in deiner Nähe und vielleicht ist es an der Zeit, diesen Schritt zu wagen."

Ich lege meine Hand an ihre Wange. Erika neigt den Kopf und schmiegt sich an den Handrücken. Ich fasse in ihr Haar und entferne die Haarklammern. Das dunkle Haar löst sich und fällt locker über ihre Schultern. Als Nächstes nehme ich Erikas Brille ab. Sie lässt es geschehen und ich blicke ihr direkt in die Augen. Sie blinzelt und sieht ohne die Sehhilfe sicher nicht so gut wie mit.

„Du hast schöne Augen", stelle ich fest, woraufhin Erika verschämt lächelt. Ihr schüchternes Lächeln verzaubert mich, und ich bin unfähig herauszufinden, warum das so ist.

Ich fahre ihr mit der Hand durch das Haar und stelle überrascht fest, dass aus dem hässlichen Entlein ein vorzeigbarer Schwan erwachsen ist. Hässlich war Erika auch mit den unvorteilhaften Kleidungsstücken, mit der Brille und mit ihrer speziellen Frisur nicht, doch so wie jetzt gefällt sie mir sehr viel besser. Ich küsse sie erneut und lege meine Hand in ihren Nacken. Wir spielen mit unseren Zungen und geben uns unseren Gefühlen hin. Dann löse ich mich von ihr und betrachte Erika eindringlich. Ich bin kurz davor, Erika zu verführen. Ich erinnere mich, dass dies die Eintrittskarte für den Rest meines Lebens ist. Ich muss nur zugreifen und bin am Ziel angekommen. Ich könnte es diesem fiesen Elf zeigen. Ob Gibron damit rechnet, dass ich so schnell Erfolg haben würde? Ich sehe Erika an. Sie wirft mir erwartungsvolle Blicke zu. Offenbar erwartet sie von mir, den ersten Schritt zu tun. Es wäre ein Leichtes für mich, die 42-Jährige zu verführen und mich zu erlösen ... doch irgendetwas hemmt mich. Es arbeitet in mir. Wo ist die entspannte Lockerheit, die ich in ähnlichen Situationen an den Tag lege?

„Was ist?", fragt Erika irritiert. Ich sehe sie an, fühle mich nicht gut. „Ich muss mal kurz ins Bad."

„Ja ... OK ... Die zweite Tür links."

Ich erhebe mich und schenke ihr im Vorübergehen ein gequältes Lächeln. Ich lasse Erika zurück und betrete den Flur. Ich nehme das Telefon von der Ladestation, das mir beim Betreten der Wohnung auf einem Sideboard aufgefallen ist, und nehme es mit ins Bad. Dort angekommen setze ich mich auf den geschlossenen Toilettendeckel und lege meinen Kopf in beide Hände. Das Telefon ruht auf meinem Schoß und ich beschließe, es zu benutzen. Ich greife in meine Gesäßtasche und hole Gibrons Brief hervor. Ich hatte ihn zuvor eingesteckt. Warum, weiß ich nicht mehr aber nun bin ich froh, es getan zu haben. Ich wähle zum zweiten Mal die Nummer des Elfen und verdränge die Frage, ob Erika die Nummer später in ihrem Telefonspeicher angezeigt bekommen wird. Es klingelt mehrfach, doch niemand nimmt ab.

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