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Dominant Veranlagt 02

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»Fantastisch!«, lobte der Kostümschneider sein Werk und das, was Lea daraus machte, »Hoffentlich bekommen sie keinen Ärger mit Disney, die haben mehr Anwälte als Kunstschaffende unter Vertrag.«

»Wo wir gerade bei Anwälten sind«, sagte Lea und wandte sich zu Betty. Sie legte den mattschwarzen, mandelförmigen Nagel ihres Zeigefingers an ihr Kinn und fragte: »Ich erwarte den Anwalt in zehn Minuten im Keller.«

»Dr. Jano ist in einem Video Call. Es geht um ein wichtiges Projekt«, sagte Betty bestürzt.

Lea schenkte ihr ein nachsichtiges Lächeln und sagte: »Sag ihm, dass er in zehn Minuten im Keller sein soll, der Rest ist sein Problem.«

Betty knickste instinktiv in ihrem rosafarbenen Etuikleid und eilte los. Sie wusste nicht, ob Lea diese Rolle spielte, oder ob sich ihr Aussehen dem Kern ihres Wesens anglich.

»Danke für deine Hilfe«, sagte Lea zu dem Kostümschneider und strich mit ihren langen, schwarzen Fingernägeln zart über seine Wange. Sie schritt zur anderen Seite des Foyers, zur Treppe nach unten.

»Achtung, die Tür!«, rief der Mann. Lea zog den Kopf gerade rechtzeitig ein, um nicht mit ihren Hörnern am Querbalken hängen zu bleiben.

Dr. Jano eilte wenigen Minuten später in Anzug und Krawatte in seinen Folterkeller. Die Beleuchtung des hohen Felsengewölbes war gedimmt. Er wirkte gehetzt und schaute sich im Dämmerlicht um.

»Wo sind sie? Ich bin nicht begeistert, von solchen Überraschungen.«

Er erhielt keine Antwort und lief nach hinten, wo die hochwertigen Foltermöbel standen.

»Buh!«, hörte er direkt neben sich und zuckte erschrocken zusammen. Als er ihren gierig geöffneten Mund und die zornfunkelnden Augen sah, fehlten nur die Vampirzähne, um das Grauen zu vervollständigen. Dabei waren ihre makellos weißen Zahnreihen das Menschlichste an ihrer Erscheinung.

»Oh mein Gott!«, entfuhr es ihm. Die dunkle Fee kam auf ihn zu und machte unerbittlich einen Schritt nach dem anderen. Er lief rückwärts und versuchte, nicht zu stolpern. Dr. Jano war sich sicher: Wenn er fiel, würde sie über ihn hinweg laufen, ihn in den Boden treten und erst dann stehen bleiben, um zu sehen, was von ihm übrig geblieben war.

Lea trieb ihn ohne Eile in den vorderen Bereich des Raums zurück, wo Platz war, um eine Peitsche schwingen zu können. Sie ließ ihre Erscheinung einen Moment wirken, dann sagte sie: »Wir haben uns einige Tage nicht gesehen.«

»Ich war nicht untätig in der Zeit«, sagte Dr. Jano und sah das Ende der Bullenpeitsche auf den Boden fallen. Sie hielt das dicke Ende des geflochtenen Lederstrangs in ihrer Hand. Mit einer kräftigen Armbewegung ließ sie die Peitsche geradeaus schnalzen. Der Knall ließ ihn zusammenzucken.

»Möchtest du den Oberkörper frei machen, oder soll ich dir die Klamotten von der Haut peitschen?«

Lea schaute ungeduldig zu, wie der Anwalt seinen Oberkörper hektisch frei machte und demütig vor ihr auf die Knie ging. Sie ließ die Peitsche mit Schwung seitlich gegen seinen Oberarm schlagen. Das geflochtene Lederband schlag sich um seinen Brustkorb, bis das Ende auf seinen Rücken klatschte. Sie und Dr. Jano wussten, dass ein gezielter Schlag mit voller Wucht Blutergüsse und offene Wunden schlagen konnte. Er schaute sie mit entsprechendem Respekt an.

»Ich wollte nur sagen, dass ich noch hier bin und warte«, flüsterte Lea und gab ihm eine Kostprobe mit mehr Durchzug. Die Lederschlange umwickelte ihn erneut. Die Spitze biss ihn in seine Brust.

»Wir einigten uns auf einen Anwalt, dem sie vertrauen können«, sagte Dr. Jano, »Betty versucht, den besten freischaffenden Anwalt zu erreichen, den ich kenne.«

»Und?«, fragte Lea und ließ die Peitsche nochmals zubeißen. Sie verspürte große Lust, ihn blutig zu peitschen, und hielt sich zurück, um ihn nicht noch für seine Trägheit zu belohnen.

»Er ist in den Flitterwochen und für kein Geld der Welt ans Telefon zu bekommen -- ich bitte um Geduld.«

»In den Flitterwochen?«, sagte Lea mit einem amüsierten Grinsen und peitsche ihn erneut. Er biss die Zähne zusammen und hielt still. Sie neigte sich zu ihm hinab. Ihr Gesicht war für ihn zum Greifen nah und doch unerreichbar.

»Des einen Freud, ist des anderen Leid«, lachte sie diabolisch und griff in den Ärmel ihres Kleids. Sie präsentierte ihm einen Peniskäfig auf ihrer offenen Hand.

»Lege ihn an!«, befahl sie ihm. Dr. Jano nahm das Objekt entgeistert und realisierte, dass er beide Hände benötigte, um seine Hose zu öffnen.

»Ich halte es für dich«, sagte die Herrin der Finsternis. Sie hatte ihre Hand vorausschauend offengehalten. Er legte den Peniskäfig auf ihre Hand zurück, öffnete seine Hose und zog sie mit der Unterhose bis zu den Knien runter. Der Käfig nahm seinen leicht erregten Penis geradeso auf. Er legte den Bügel um seinen Hodensack und verriegelte ihn mit einem kleinen Vorhängeschloss.

Sein Schwanz war unverrückbar von einem Gitter aus bruchfestem Kunststoff umschlossen. Er konnte urinieren und unter der Dusche für ausreichende Hygiene sorgen. Erektionen waren nur begrenzt möglich und unangenehm. In Boxershorts und Anzughosen blieb das Handicap unauffällig.

»Den Schlüssel behalte ich«, sagte Lea, »Betty gebe ich den Ersatzschlüssel für Notfälle, die nichts mit Sex zu tun haben.«

Sie reichte ihm die aufgewickelte Peitsche und fragte: »Hängst du die an ihren Platz?«

»Ja Herrin.«

Lea lief zum Ausgang des Raums. Er fragte: »War dieses überwältigende Kostüm, nur für diesen Auftritt?«

»Nein«, lachte die dunkle Fee, »Das war die Generalprobe.«

Dr. Jano schaute ihr betroffen nach, als sie das Gewölbe mit wiegendem Hintern verließ und eine Hand arrogant auf ihre Hüfte stütze. Den anderen Arm winkelte sie divenhaft schwingend nach oben. Die wenigen Striemen auf seiner Haut fachten seine Schmerzlust an -- Erlösung durfte er im Moment nicht erwarten.

Mit ihrer dominanten Veranlagung und den unumkehrbaren Modifikationen ihrer Erscheinung, konnte sie sich leicht einen Namen in der Szene machen und ein fürstliches Leben führen. Ihm würde ein solcher Glücksgriff kein zweites Mal gelingen. Dr. Jano überkam eine schreckliche Angst, Lea zu verlieren.

*

Am Freitagvormittag stand Lea vor Lukes Schule. Sie trug einen farbenfrohen Glockenrock, halbhohe Pumps und eine weiße Bluse. Anmutig geschminkt und mit einer Sonnenbrille vor den Augen, wartete sie auf ihren Bruder, wie andere Eltern, die ihren Nachwuchs nach der Zeugnisvergabe persönlich abholen wollten.

Als die Grundschüler aus dem Gebäude stürmten, sah Lea ihren Bruder und winkte aus der Ferne. Luke lief auf die schöne Frau zu. Er wusste, dass ihn Lea abholen wollte und er wusste, dass sie nach ihrem Unfall anders aussah.

»Erkennst du mich noch?«, fragte Lea heiter.

»Du siehst angemalt aus«, stellte Luke fest.

»Magst du mich in den Arm nehmen?«, fragte Lea und ging vor ihm in die Hocke. Sie hielt ihre Knie damenhaft geschlossen und breitete die Arme aus.

»Du bist gewachsen«, stellte Lea fest, als sie ihren Bruder im Arm hielt.

»Deine Titten auch und du riechst gut.«

Sie roch, dass Luke dringend duschen musste und ließ sich ihre Freude davon nicht verderben. Lea atmete auf, als er die Umarmung erwiderte. Luke schmiegte seine Wange an ihren Hals, wie früher und sagte: »Du bist es wirklich.«

»Da hat mich der Junge ausnahmsweise nicht verarscht«, hörte Lea eine raue Männerstimme sagen. Sie sah ehemals weiße Socken in Badelatschen und eine graue Jogginghose. Lea ließ ihren Bruder los und stellte sich aufrecht vor ihren Vater. Er stutze, als sie vor ihm stand.

»Ja, ich bin es«, sagte sie gefasst und nahm ihre Sonnenbrille ab. Der Klang ihrer Stimme half ihm über die Schwelle, um seine Tochter zu erkennen.

»Dachte, du wärst im Knast«, sagte ihr Vater. Er war gut darin, ihr gegenüber keine Emotionen zu zeigen.

»Die wollten mich nicht -- so, wie du.«

»Als Luke gesagt hat, dass du ihn abholst und er die Sommerferien bei dir verbringt, dachte ich, er spinnt. Was solls, ein bisschen Freizeit, ohne den Quälgeist, kann mir nicht schaden.«

Lea reichte ihrem Vater einen Zettel und sagte: »Das ist meine Handynummer. Falls was ist.«

»Gehst du auf den Strich? So, wie du aussiehst?«, fragte er beiläufig und steckte den Zettel in seine Hosentasche.

»Lasse uns nicht vor Luke darüber reden«, sagte Lea und ließ seine Vermutung bewusst im Raum stehen. Sollte er ruhig denken, seine Tochter sei eine Nutte -- das war sein Problem, sie wusste es besser.

»Ich könnte dir helfen, ein besseres Leben zu führen, wenn du mit dem Saufen aufhörst. Bis dahin bleibe ich im Konjunktiv.«

»Wo bleibst du?«

»Vergiss es«, sagte Lea und zeigte auf die Sporttasche in seiner Hand: »Sind das Lukes Sachen?«

»Hat er selbst gepackt, die Tasche -- dachte nicht, dass du heute hier auftauchst«, sagte der Vater und warf die Tasche vor Leas Füße. Sie griff nach den Trageschlaufen der Tasche, nahm Luke an die andere Hand und drehte sich um. Luke folgte ihr.

»Sag deinem Vater auf Wiedersehen«, flüsterte Lea.

»Tschüss Papa«, rief Luke und winkte kurz, dann folgte er seiner großen Schwester mit dem Schulranzen auf dem Rücken.

»Wie war dein Zeugnis?«

»Gut, glaube ich«, sagte Luke, »Nach den Ferien komme ich in die dritte Klasse, da ist das nicht mehr so babyeinfach. Kannst du mir dann bei den Hausaufgaben helfen?«

»Ja«, versprach Lea, »Und wenn nicht, kenne ich jemand, der dir helfen kann.«

Betty wartete in einem SUV aus Dr. Janos Fuhrpark. Sie begrüßte Luke freudestrahlend. Er stieg mit seiner Schwester hinten ein. Lea durchsuchte Lukes Sporttasche und stellte fest: »Du hast nur Spielsachen eingepackt?«

»Du hast gesagt, ich soll alles einpacken, was wichtig ist.«

»Shoppingcenter?«, fragte Betty. Lea nickte.

Im Gegensatz zu Lea besaß Betty eine Kreditkarte von Dr. Jano und brachte sie in den nächsten Stunden ungeniert zu Einsatz, bis Lukes neue Garderobe den Kofferraum des SUVs füllte.

Auf Dr. Janos Anwesen ging Lea mit Luke zum großen Pool des Resorts. Er konnte sich spielerisch sauber planschen und neue Kontakte knüpfen. Mangels adäquater Badekleidung lag sie in dem Rock und der Bluse barfuß im Schatten auf einer Liege und las ein Märchen auf einem Tabletcomputer.

»Hallo«, sagte ein Mann in Badeshorts und hielt in jeder Hand einen Cocktail. Lea schaute ihn schweigend an. Er zeigte zum Pool und sagte: »Unsere Jungs haben sich schon angefreundet und da sie alleine hier liegen, wollte ich ihnen einen Drink spendieren.«

Er reichte ihr einen Cocktail und fragte, ob die Liege neben ihr noch frei war.

»Ist da Alkohol drin?«, fragte Lea und roch an dem Getränk.

»Ja«, sagte er und fügte verschmitzt hinzu: »Sex on the beach.«

Lea kippte ihm den Inhalt des Glases vor die Füße und sagte: »Ups, ich bin manchmal so ungeschickt.«

Seine Frage, nach der freien Liege erübrigte sich und Lea konzentrierte sich wieder auf ihren Tabletcomputer.

Nach dem Abendessen war Luke hundemüde. Lea kuschelte mit ihm in ihrem Bett und steckte ihre Nase in sein Haar. Er roch wieder wie ihr Bruder. Sie ließ ihre Fingerkuppen langsam an seiner Wirbelsäule auf und ab streichen, bis er gleichmäßig ruhig atmete. Vorsichtig wandte sie sich aus seiner Umarmung und schlich aus dem Raum.

Betty saß im Wohnzimmer und ließ sich das Märchen von Lea laut vorlesen. Sie deutete mit Gesten an, wenn Lea langsamer lesen sollte.

»Ich weiß«, raunte Lea, »Punkte und Kommas sind eine wunderbare Gelegenheit zum Luftholen.«

Lea legte sich später neben Luke und schlief mit ihm in dem großen Bett. Sie stellte ihren Wecker, um am Morgen vor Luke ins Bad zu kommen, und begnügte sich mit einem schmalen Streifen der Matratze, da Luke mit ausgebreiteten Armen quer zu Schlafrichtung auf dem Bauch lag.

Am frühen Morgen trug sie ihr Make-up auf, um das liebe Mädchen von nebenan sein zu können. Nach dem Frühstück entdeckte Luke die unzähligen Möglichkeiten, die das Resort einem abenteuerlustigen Jungen bot und schloss dabei Freundschaften. Er musste sich lediglich merken, dass er im Ferienhaus mit der Nummer 13 wohnte, und ihm standen alle Attraktionen kostenlos zur Verfügung.

Lea stand mit Franzi am Zaun der Pferdekoppel und beobachtete Luke beim Ponyreiten.

»Dein Junge ist klasse«, sagte Franzi, »Das mit dem Zeltlager heute Abend geht klar. Hab es vorhin mit der Orga geklärt, wir haben noch Plätze frei.«

»Ich möchte was vorlesen«, sagte Lea. Franzi klatschte vor Freude in die Hände.

»Wie läuft das ab?«, fragte Lea.

»Du setzt dich zu uns und wenn es Zeit für die Nachgeschichte wird, fängst du an. Die Kinder werden aufgedreht sein, lass dich von dem Durcheinander nicht irritieren. Je ruhiger du bleibst, desto ruhiger werden sie. Alle bekommst du eh nicht unter einen Hut.«

»Muss ich die Nacht in einem Zelt verbringen?«, fragte Lea. Franzi zuckte mit den Schultern und erklärte, »Wir stellen es den Eltern frei, bei ihren Kindern zu bleiben. Es ist cooler für die Kids, wenn sie das alleine hinbekommen, aber bevor es Tränen gibt ...«

»Luke schafft das und wenn nicht, bin ich ja nicht weit weg.«

»Ich muss los. Wir sehen uns spätestens heute Abend«, sagte Franzi. Lea schaute ihr nach und fragte sich, von was Franzi getrieben wurde. Sie war eine Angestellte dieser Freizeitanlage, die weit mehr leistete, als ein Arbeitgeber verlangen durfte.

Franzi warf in den nächsten Stunden ein Auge auf Luke. Die Kinder wurden bei den Vorbereitungen des Zeltlagers altersgerecht eingebunden. Sie sammelten Holz, bereiteten die Zelte vor und bekamen Würstchen mit Nudelsalat zum Abendessen. Als es dämmerte, trug Franzi eine leere Getränkekiste zum Kühlwagen, um Nachschub zu holen.

Sie fragte sich, warum Lea nicht hier war und erschrak vor der gehörnten Gestalt, die aus einem Schatten zweier Bäume hervortrat. Franzi taumelte, ließ den Kasten fallen und starrte in das fantastische Gesicht, das sie entfernt an Lea und zugleich an ein anderes Geschöpf erinnerte.

»Oh mein Gott«, entfuhr es Franzi.

»Warum sagen das alle?«, fragte Lea milde lächelnd und reichte Franzi die Hand, um ihr aufzuhelfen.

»D... das ist unglaublich«, stammelte Franzi und staunte über die schwarz schimmernden Hörner -- die waren perfekt, wie der Rest.

»Ich habe versprochen, dass ich vorlese und ich mache keine halben Sachen«, erklärte Lea und fragte: »Bringst du mich zum Zeltplatz?«

Franzi nickte und war gefangen von der konsequenten Perfektion, mit der Lea auftrat.

Als die dunkle Fee über den freien Platz vor dem Zeltlager lief, folgte ihr eine Aura der Stille. Kinder starrten sie mit kugelrunden Augen und offenstehenden Mündern an. Die Eltern und Betreuer waren nicht weniger fasziniert. Lea blieb stehen und schaute sich um. Auf dem Waldboden musste sie mit den hohen Schuhen aufpassen, die Blockabsätze erleichterten die Sache. Sie stemmte ihre Hände voller Tatendrang in die Hüfte und fragte: »Wer möchte eine Geschichte vorgelesen bekommen?«

Einzelne Finger hoben sich scheu, bis der Damm brach und alle Kinder die Arme in die Luft hoben.

Lea thronte auf einem Campingstuhl, während alle anderen in einem Halbkreis vor ihr auf dem Boden saßen. In der hereinbrechenden Nacht sorgten Lampen in den Bäumen für eine schummrige Beleuchtung. Lea zog das Tablet aus einer Falte ihres Kleids und schaltete es ein. Das kalte Licht des Displays strahlte ihr Gesicht von unten an. Sie ließ den Blick durch ihr Publikum schweifen und sah Luke. Um es ihm zu überlassen, inwiefern er sich zu ihr bekennen wollte, schenkte sie ihm nicht mehr Aufmerksamkeit als den anderen.

»Wisst ihr, wer ich bin?«, fragte Lea.

»Mefliffizent«, sagte ein Vorschulkind und schmiegte sich nach diesem mutigen Vorstoß verlegen an seine Mutter. Lea schenkte ihm ihr breitestes Grinsen und ließ das so stehen.

»Das ist meine Schwester«, sagte Luke erstaunt, mehr zu sich selbst, als zu seinen Kumpels. Wie die anderen coolen Jungs saß er weiter hinten. Kai, sein neuer Freund, schaute ungläubig zu ihm rüber, schüttelte mit dem Kopf und sagte: »Träum weiter.«

Lea begann die ersten Zeilen von Dornröschen in der Fassung der Gebrüder Grimm vorzulesen. Sie achtete auf eine langsame und betonte Aussprache: »Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag: "Ach, wenn wir doch ein Kind hätten!" und kriegten immer keins.«

Ein überfürsorglicher Vater in der ersten Reihe war der Meinung, seiner kleinen Tochter eine eigene Interpretation des Geschehens im Flüsterton vermitteln zu müssen. Es dauerte einen Moment, bis ihm die drückende Stille bewusst wurde, die ihm galt. Als er aufblickte, spürte er den strafenden Blick der dunklen Fee auf sich lasten und zog den Kopf ein.

»Möchtest du die Geschichte erzählen?«, fragte sie ihn laut und deutlich.

»Nein, ich wollte nur ...«

»Dann SCHWEIG!«, herrschte sie ihn an.

Es gelang ihr in letzter Sekunde, den Blick des Mädchens aufzufangen und ihr ein wohlwollendes Lächeln zu schenken, bevor es zu weinen begann.

»Du musst keine Angst vor mir haben. Kinder stehen unter meinem Schutz, verstehst du?«

Das Mädchen nickte schüchtern.

»Wie heißt du?«

»Sophia«, sagte die Kleine leise.

»Sophia, magst du auf meinem Schoß sitzen, während ich vorlese?«

Lea reichte Sophia ihre Hand.

Sophia löste sich zaghaft von ihrem Vater und kam zu der dunklen Fee gelaufen. Lea hob sie auf ihren Schoß und legte einen Arm um sie.

»Ich lese vor und du passt auf deinen Papa auf. Wenn er Unfug macht, sagst du es mir, OK?«

Sie bedachte Sophias Vater mit einem wahrhaft bösen Blick und sagte mit schneidendem Ton: »Vielleicht will er bestraft werden?«

Lea wusste nicht, wann sie derart bei sich selbst gewesen war. Diese Rolle gab ihr die Narrenfreiheit, die ihr von Natur aus zustand. Der Auserwählte versuchte über die öffentliche Demütigung hinwegzulächeln, während er um sich herum Kinderlachen hörte. Lea war es gelungen, in den Augen der Kinder eine mächtige Verbündete zu sein, während die Erwachsenen gewarnt waren und tunlichst darauf achteten, nicht in den Fokus der dunklen Fee zu rücken.

Als Sophia neugierig über Leas Wange strich, hielten einige Erwachsenen hörbar die Luft an, im Irrglauben, das perfekte Make-up könnte Schaden nehmen. Lea hielt still, schloss ihre dunklen Augenlider und genoss die forschende Kinderhand mit sinnlich entspannten, blutroten Lippen. Das Mädchen erkannte, dass Leas Gesichtskonturen nicht normal waren, und doch fügte sich alles in einer Harmonie, dass es so sein musste.

»Das ist echt«, flüsterte Sophia und alle hörten es, in der andächtigen Stille. Lea öffnete ihre Augen und flüsterte gut hörbar: »Verrate es keinem, wir wollen niemandem Angst machen.«

»OK«, hauchte Sophia lachend und legte ihre Hände in den Schoß, damit Lea weiter vorlesen konnte.

Franzi stand abseits und beobachtete das Schauspiel, bei dem die vorgetragene Geschichte zur Nebensache wurde. Der professionellen Vorleserin aus dem letzten Jahr war es nicht gelungen, die damalige Gruppe bis zum Ende ihres Märchens bei der Stange zu halten. Lea gelang das spielend. Nachdem die dunkle Fee den letzten Satz gelesen hatte, blieben alle sitzen und schwiegen, in der Hoffnung, es würde weitergehen.

Von ihrem zurückgezogenen Platz sah Franzi einen Zuschauer, im Schatten eines großen Baums. Das war dieser Dr. Jano -- der Oberboss, dem hier alles gehörte. Franzi wusste wenig über ihn und vermutlich wusste er nicht, wer sie war. Franzi verbrachte mehr Zeit auf dem Reiterhof als zu Hause. Sie war hier erstmals als Neunjährige zum Reitunterricht gewesen. Ihr Hobby war zu ihrem Beruf und Lebensinhalt geworden. Als sich der Mann ihrer Aufmerksamkeit bewusst wurde, trat er zurück in die Dunkelheit und entfernte sich lautlos.

Lea hob die kleine Sophia von ihrem Schoß und stellte sie auf ihre Füße. Die beiden lachten sich an, während Sophia zu ihrem Vater lief und zu ihm sagte: »Guck, sie ist ganz lieb.«

»Ich weiß«, sagte ihr Papa, »Das gehört zur Show, dass sie ein bisschen böse zu den Erwachsenen ist.«

»Ich mache keine Show, ich meine es, wie ich es sage -- im Guten, wie im Bösen«, stelle Lea klar und schaute den Vater mit einem stechenden Blick an. Sie genoss es, wie er darunter litt und sich ihrem Einfluss dennoch nicht entzog.