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Eiskalter Sommer

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Ohne sich noch einmal umzusehen, verließ er die Wohnung und ließ sich in seinen Wagen fallen. Er drehte den Zündschlüssel und startete durch, geradewegs in Richtung Timo und weit weg von seiner Schwester.

Etwa zeitgleich schlug Julia die Augen auf und musste erst einmal sortieren, wo sie war. Sie hatte eine schlimme Nacht hinter sich, vielleicht die schlimmste, die sie jemals erlebt hatte. Nachdem sie gestern weinend auf dem Gehweg kniete, war sie einige Zeit später aufgestanden und ohne Plan durch die Gegend geirrt. Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Zu ihren "Freunden" zurück wollte sie nicht, da sie zu der Einsicht kam, dass der Umgang mit ihnen sie überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte. Natürlich war sie selber Schuld daran und das erste Mal seit Wochen setzte sich Julia intensiv mit ihrem Verhalten der letzten Monate auseinander und erschrak darüber, was für ein Mensch sie in dieser Zeit war.

Wahre Sturzbäche von Tränen tropften aus ihren Augen und schlugen lautlos auf das Gehwegpflaster, während sie ausgiebig darüber nachdachte, was sie ihrem Bruder seit dem Tod ihrer Eltern alles angetan hatte. Nick hatte sich wirklich den Arsch aufgerissen, um für sie da zu sein. Während Julia noch trauerte, hatte Nick bereits das Ruder in die Hand genommen und verhielt sich wie ein großer Bruder. Er regelte alles, was in seiner Macht stand und hatte es tatsächlich hinbekommen, die Vormundschaft zu erhalten. Und was tat sie? Nörgelte herum, war mit nichts zufrieden und tyrannisierte Nick bei jeder Gelegenheit. Sie schämte sich dafür und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Unzählige Male hatte sie bereits versucht, Nick zu erreichen, doch er reagierte weder auf ihre Anrufe, noch auf ihre Nachrichten. Ein schrecklicher Verdacht keimte in ihr auf.

Was würde sie machen, wenn Nick ....?

Weiter traute sie sich gar nicht, zu denken. Allein der Gedanke, dass ihr Bruder nun endgültig die Schnauze von ihr voll hatte, war einfach zu schmerzhaft. Was sollte sie nur tun, wenn Nick wirklich beschloss, sein weiteres Leben ohne sie zu verbringen. Der Gedanke daran trieb sie fast in den Wahnsinn und ein neuer Weinkrampf schüttelte sie durch.

Sie dachte daran, wie sie bereits als kleines Mädchen immer zu ihm aufgesehen hatte, ihrem großen Bruder und ihrem großen Vorbild. Wenn es ihr einmal schlecht ging, kuschelte sie sich bei ihm ein und alles war gut. Hatte sie einmal schlecht geträumt, schlüpfte sie unter seine Decke, rollte sich zusammen wie ein Embryo, kuschelte sich an ihn und alles war gut. Meist legte er dann seinen Arm um sie, kitzelte sie ein Bisschen, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und alles war gut.

Als sie einige Jahre älter wurde und ihr Interesse sich so langsam auf das männliche Geschlecht fokussierte, stellte sie mehr und mehr fest, was für ein niedlicher Typ ihr Bruder eigentlich war. Das Blonde Haar, die im Kampfsporttraining gezüchteten Muskeln, sein süßer Knackarsch ... . Plötzlich stellte sie fest, dass sie mehr für ihn empfand als es unter Geschwistern sein sollte. Doch nie im Leben hätte sie sich getraut, mit ihm darüber zu reden. Es durfte einfach nicht sein, also erstickte sie die Gedanken bereits im Keim, kuschelte sich, wann immer es nur möglich war, bei ihm an und alles war gut.

Mit der Zeit wurde das Verlangen in ihr immer brennender, die Zeit nach ihrem 18. Geburtstag war wirklich schlimm. Ihr Schoß pochte wie verrückt, sobald sie in seiner Nähe war, die Nippel ihrer Bilderbuchtitten richteten sich auf und brannten wie Feuer, wenn sie sich wie zufällig an ihm rieb. Doch es ging einfach nicht und vielleicht war dies auch ein Grund dafür, dass sie ihn so mies behandelte und immer seltener nach Hause kam. Weil es niemals wahr werden und ihre Sehnsüchte unerfüllt bleiben würden. Nick hätte sie haben können. Er hätte nur mit den Fingern schnippen müssen und sie hätte sich ihm mit Haut und Haaren hingegeben. Hätte alles dafür getan, seinen harten Schwanz in ihrer kochenden Möse zu spüren und ihm ihre Unschuld zu schenken. Doch statt den Mut aufzubringen, mit ihrem Bruder, der auch hierauf mit Sicherheit verständnisvoll reagiert hätte und ja vielleicht sogar schwach geworden wäre, darüber zu reden, behandelte sie ihn wie den letzten Dreck. Aber selbst in dieser schweren Zeit hätte sie jederzeit zu ihm gehen können, sich an ihn kuscheln und alles wäre gut gewesen.

Und jetzt? Stand sie vor einem großen Haufen Scheiße, von dem sie nicht wusste, wie sie ihn jemals wieder aus ihrem Leben schaufeln sollte und plötzlich war einfach nichts mehr gut. Julia war einfach verzweifelt und wusste nicht mehr weiter. Wo sollte sie hin? In die eigene Wohnung konnte sie erst einmal nicht zurück, dafür schämte sie sich viel zu sehr und wollte erst einmal ein wenig Gras über die Sache wachsen lassen. Ihre "Freunde" schieden aus, lieber wäre sie ins Obdachlosenasyl gegangen. Timo und Stefan waren in der Ferienwohnung und weit weg vom Schuss. Sie überlegte krampfhaft und wagte sich nach reiflicher Überlegung, Jennys Nummer zu wählen.

Jenny war bis zu dem Zeitpunkt, als sie sich auf das Gesocks einließ, ihre beste Freundin gewesen. Auch ihr hatte sie einige Male übel vor den Kopf gestoßen, weshalb die Freude über ihren Anruf am anderen Ende der Leitung entsprechend überschaubar war und die Begrüßung recht kühl ausfiel. Doch es dauerte lediglich zwei Sätze, bis Jenny wusste, dass es Julia so richtig dreckig ging. Und auch wenn sie es sich geschworen hatte konnte sie sie einfach nicht hängen lassen. Sie bot Julia an, vorbeizukommen, was diese mehr als dankend annahm. Schnurstracks und mit schnellen Schritten stand Julia eine Viertelstunde später vor Jennys Haustür. Ihre Freundin erschrak aufs Übelste, als sie öffnete und das Bild des Jammers sah, das da vor ihr stand. Auch der letzte Funken Zorn in Jenny verrauchte augenblicklich und sie nahm ihre Freundin zur Begrüßung fest in den Arm.

Bei Julia brachen nun alle Dämme und es dauerte einige Zeit, bis sie aus dem Hausflur ins Wohnzimmer wechseln konnten. Jenny war bereits vorbereitet und neben zwei Gläsern stand eine Flasche mit Hochprozentigem auf dem Tisch. Das dunkle Getränk brannte zwar höllisch in der Kehle, war in der aktuellen Situation jedoch genau das Richtige. Nach dem zweiten Glas begann Julia damit, stockend zu erzählen, was sich zugetragen hatte. Jenny hörte aufmerksam zu und fand auch die passenden Worte, um das Häufchen Elend wieder ein wenig aufzubauen. Allerdings zweifelte sie selbst an deren Wahrheitsgehalt. Auch sie kannte Nick seit Langem und wusste nur allzu gut, was für ein sturer Mistkerl er sein konnte. Diese Erkenntnis behielt sie aber wohlweislich erst einmal für sich. Die Mädchen redeten bis tief in die Nacht und fielen schließlich in einen unruhigen Schlaf.

All diese Dinge geisterten Julia durch den Kopf, als sie endlich realisierte, wo sie sich befand und sie stellte fest, dass sie eigentlich noch kein Stückchen weitergekommen war. Was würde aus dem Verhältnis zwischen ihr und Nick werden. Sie sah auf ihr Handy und war ein wenig enttäuscht, dass es keine weiteren Vorkommnisse zu melden hatte, obwohl sie eigentlich schon damit gerechnet hatte. Sie spielte mit dem Gedanken, ihren Bruder erneut anzurufen, verwarf ihn jedoch schnell wieder, da sie Nick die Zeit geben wollte, die er benötigte.

Etwa eine Stunde später erreichte Nick die Ferienwohnung und schellte seine Freunde aus den Träumen. Auch sie waren erst in den Morgenstunden in einen Schlaf gefallen, der aufgrund des Alkohols allerdings nicht so häufig unterbrochen wurde wie der von Julia. Timo öffnete verkatert und erschrak heftig, als er seinen besten Freund so sah. Unrasiert, übernächtigt und mit Sorgenfalten im Gesicht, die Ihresgleichen suchten. Bewaffnet war er mit einer Kiste Bier, die an seinem rechten Arm hing und den Eindruck machte, als wären ihre Tage bereits gezählt.

"Hi", begrüßte Nick seinen Kumpel knapp und stand im nächsten Moment auch schon im Wohnzimmer. Er ließ sich auf die Couch fallen und kam nach einer Aufforderung Timos auch in kurzen, knappen Sätzen direkt zur Sache. Timos Miene verfinsterte sich mehr und mehr und hatte er gestern noch zumindest ein klein wenig Hoffnung darauf gehabt, diese Geschichte bereinigen zu können, wurde er nun eines Besseren belehrt. Timo war einfach sprachlos.

Mittlerweile hatte sich auch Stefan zu ihnen gesellt und erhielt von Timo eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse, da Nick entgegen seiner sonstigen Art erschreckend wortkarg war. Stefan hatte an den neuen Infos ebenso sichtlich zu knacken.

"Hör´ mal, Nick, ich weiß, wie viele Chancen du Julia bereits gegeben hast und wie sie im Moment drauf ist, aber kannst du dir nicht noch mal einen Ruck ....?"

Mit einer unwirschen Handbewegung brach Nick das Thema ab.

"Darum geht es nicht mehr. Ich bin fertig mit ihr und will schnellstmöglich neu anfangen. Kann ich ein paar Tage bei euch pennen?"

Die Brüder bejahten die Frage. Selbstverständlich konnte Nick so lange bleiben, wie er wollte. Aber die Beiden machten sich auch Gedanken um Julia und selbst wenn Nick es nicht hören wollte, tat Timo es kund.

"Was soll den nun aus Julia werden? Sie geht noch zur Schule und hat jetzt auf einmal die Wahl, die Wohnung zu übernehmen oder unter einer Brücke zu pennen. Sie hat noch nicht einmal ein eigenes Konto, auf das du ihr die Kohle überweisen kannst. Die schulischen Leistungen sind auch im Keller und die wichtigste Person in ihrem Leben tritt ihr gerade auch noch gehörig in den Arsch, wo sie ohnehin schon am Boden liegt. Nick, ich verstehe dich, aber meinst du nicht, sie hat es kapiert? Mensch, gib´ dir verdammt noch mal einen Ruck und geh´ noch mal auf Julia zu!"

Trotzig sah Nick seinen Freund an und antwortete nicht.

"Verdammte Scheiße, du kannst manchmal wirklich ein stures Arschloch sein. Auch wenn es dir nicht passt ist Julia immer noch unsere beste Freundin. Du wirst also sowieso damit leben müssen, wenn wir weiterhin Kontakt zu ihr haben, zu ihr stehen und ihr unsere Hilfe anbieten werden."

"Tut das, Jungs, da ist auch nichts gegen zu sagen. Aber ihr solltet genauso damit klarkommen, dass ich das Thema ein für allemal hinter mir lassen will."

"Erzähl´ mir doch hier keinen Scheiß", schrie Timo. "Du willst mir doch nicht sagen, dass die Sache für dich damit ausgestanden ist."

"Noch nicht ...", gab Nick energisch zurück und erhob sich, schnappte sich den Bierkasten und schritt in Richtung Gästezimmer, "... aber du wirst merken, wenn es so weit ist." Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen betrat er den Raum und ... schloss sich ein!

Timo saß mit offenem Mund im Sessel und wusste nicht, was er sagen sollte. Als er an die Parallelen zu Vanessa dachte, stellten sich ihm sämtliche Nackenhaare auf. Verfluchte Scheiße, es war wirklich ernst. Nick würde diesen verdammten Raum nicht eher verlassen, bis das Thema für ihn ein für alle Mal ausgestanden war. Ganz egal was passierte und selbst wenn er daran verreckte, dem Kapitel Julia sollte nicht eine neue Zeile mehr hinzu gefügt werden.

Geknickt sah Timo seinen jüngeren Bruder an. Dann fasste er einer plötzlichen Eingebung zufolge einen Entschluss und teilte ihn Stefan mit.

"Uns ist wohl beiden klar, dass Nick auf keinen Fall nachgeben wird, oder?"

Stefan nickte bedröppelt.

"Also müssen wir wohl selber aktiv werden. Ich werde mir die ganze Scheiße hier auf jeden Fall nicht antun und Julia im Regen stehen lassen. Was hältst du davon, wenn du hier bei Nick bleibst und ich nach Hause brettere, um mich um Julia zu kümmern. Ich denke, sie kann jetzt wirklich jede Hilfe gebrauchen. Und bei mir wohnen kann sie die nächste Zeit zur Not auch erst einmal, wenn sie die Bude nicht behalten will."

Stefan war sichtlich angetan und auch ein wenig stolz auf seinen Bruder. Auch wenn er nur ein Jahr älter war als er selbst, hatte er eine Art, mit Problemen umzugehen an sich, die ihn beeindruckte. Stefan war sichtlich erleichtert, dass Julia so oder so zumindest erst einmal eine Bleibe hatte und sich Timos Hilfe gewiss sein konnte. Sein Bruder würde den Karren schon wieder aus dem Dreck lenken und Julia in die Spur bekommen, dessen war er sich sicher. Ob er es aber fertig bringen würde, eine Aussöhnung zwischen ihr und Nick herbeizuführen, hielt er zumindest für mehr als fraglich.

Timo machte direkt kurzen Prozess. Er sprang unter die Dusche, schob sich zwei Scheiben Toast in den Hals, saß kurz darauf in seinem Wagen und raste Richtung Julia. Stefan machte sich auf und ging erst einmal eine Runde joggen, um seinen Kopf freizubekommen. Nick würde er die nächste Zeit ohnehin nicht sehen. Es würde noch eine ganze Zeit dauern, bis er so weit war und vielleicht Jemanden zum Reden brauchte.

Während Stefan noch seine Runden durch das kleine Örtchen drehte, war Nick bereits beim dritten Bier angelangt und lief allmählich zur Hochform auf. Es war schon fast unmenschlich, was er sich selbst antat, als er versuchte, alle auch nur irgendwie zu Julia führenden Brücken zu verbrennen. Schmerz, Trauer, Wut, Resignation, Hilflosigkeit, all diese Dinge wechselten sich in einem munteren Reigen ab und brachten Nick bald an den Rand des Wahnsinns. Zusammengekrümmt lag er auf dem Gästebett und heulte hemmungslos.

"Verdammte Scheiße", dachte Nick, "wie soll das funktionieren? Das mit Vanessa war ja schon schlimm, aber Julia .... ."

Bilder seiner Schwester tauchten vor seinen Augen auf, er dachte an die guten Zeiten mit ihr, wie sie gemeinsam auf der Couch lagen und kuschelten. Es versetzte ihm einen Stich ins Herz und seine Gedanken drifteten ab, förderten die erlebten Enttäuschungen zutage, bohrten die ohnehin schon tiefen Wunden noch weiter auf und streuten zentnerweise Salz hinein. Als der Schmerz beinahe unerträglich wurde, tauchten plötzlich wieder schöne Erinnerungen vor seinem geistigen Auge auf. Wie zum Beispiel die Versöhnung nach ihrem 18. Geburtstag, als er zum ersten Mal ... geil auf Julia wurde!

Er dachte daran, wie das Blut kochend heiß durch seinen Körper rauschte, als er zum ersten Mal bewusst wahrnahm, wie gut sich der Druck ihrer perfekten Wahnsinnstitten anfühlte, die sie ihm in die Seite presste, während ihr Kopf in seinem Arm lag. Dachte daran, wie hart und schmerzhaft sein Schwanz damals gegen den Stoff der Jeans gedrückt hatte, wie schwer er zu kämpfen hatte, es vor Julia zu verbergen und wie heftig er damals abgespritzt hatte, als er später im Bett lag und sich Einen auf seine Schwester herunterholte.

Es war einfach ungerecht, Nick stellte fest, dass Julia das heißeste Stück Fleisch war, das er je gesehen hatte. Es passte einfach alles an ihr und so war es nicht verwunderlich, dass er damals jede Gelegenheit wahrnahm, sich an ihrem göttlichen Körper aufzugeilen. Sobald sie sich bückte, wanderten seine Blicke automatisch in ihren Ausschnitt und saugten sich geradezu an den festen, wohlgeformten und fröhlich baumelnden Brüsten fest. Flitzte sie nur im Slip durch die Wohnung, sorgten die Umrisse der sich abzeichnenden Schamlippen für Atemaussetzer und Sauerstoffmangel bei ihm. Es ging sogar so weit, dass er wichsend vor dem Schlüsselloch kniete, während seine Schwester unter der Dusche stand und sich einseifte, ihre scharfen Kurven mit einem weißen Schaumfilm benetzte und die Hand zwischen ihre Beine schob. Das perfekt gestutzte Schamhaar einschäumte und mit zwei Fingern zwischen ihre Schamlippen fuhr. Als er sah, wie Julias Hand sich an ihrer kleinen, heißen Fotze zu schaffen machte, spritzte er in mehreren heftigen Schüben an die Badezimmertür.

Nick wurde sich klar darüber, wie sehr er sie und ihren formvollendeten Körper begehrte, und wäre sie nicht seine Schwester gewesen ...

Er kam sich schäbig dabei vor. Wie ein Wahnsinniger kämpfte er gegen das Verlangen an. Es durfte einfach nicht sein und wäre es jemals herausgekommen, hätte es vermutlich das Verhältnis zwischen ihm und Julia dauerhaft zerstört. Tja, life´s a bitch, wie es in einem Motörhead-Song doch so trefflich heißt, das Verhältnis war nun auch so im Arsch.

Wieder drifteten Nicks Gedanken ab, holten Stück für Stück den Abend in der Disco hervor. Es war also wieder einmal Zeit für eine Runde Schmerzen. Nick köpfte das nächste Bier und stellte niedergeschlagen fest, dass dies der wohl schlimmste Kampf seines Lebens werden würde. Dagegen war die Sache mit Vanessa wirklich ein Scheißdreck und er hatte noch absolut keine Ahnung, wie er seine Schwester jemals aus seinem Herzen verbannen sollte.

Etwa zu diesem Zeitpunkt brach Julia zu einem Spaziergang auf. Sie hatte sich eine ausgiebige, heiße Dusche genehmigt und wollte ein wenig allein sein. Später wollte sie sich dann noch einmal intensiv mit Jenny beratschlagen, aber das hatte erst einmal Zeit. Ohne Ziel schlenderte Julia durch das kleine Städtchen, vorbei an Schaufenstern, ohne die Auslagen jedoch eines bewussten Blickes zu würdigen. Sie hing ganz ihren Gedanken nach, als plötzlich ihr Handy den Eingang einer Nachricht signalisierte. Mit zittrigen Fingern holte sie es heraus und hätte es beinahe fallen gelassen, als der Name ihres Bruders auf dem Display zu lesen war. Was hatte Nick ihr zu sagen? Würde es ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum kompletten Bruch ihrer Beziehung sein oder würde er vielleicht doch ein wenig Herz beweisen und ihr noch eine Chance geben. Julia hatte Angst, panische Angst davor, was in der Nachricht zu lesen war und traute sich eine ganze Weile nicht, sie zu lesen. Dann jedoch gab sie sich einen Ruck und öffnete sie mit der Hoffnung, dass vielleicht etwas Positives in ihr stand.

Ihre Hoffnungen wurden jäh enttäuscht und augenblicklich traten Tränen in ihre Augen, während sie wieder und wieder die Nachricht las.

"Falls du die Wohnung nicht übernehmen möchtest, müssen deine Sachen in 14 Tagen raus sein, da dann ein Nachmieter einzieht. Außerdem brauche ich eine Bankverbindung, an die ich die Hälfte unseres Geldes überweisen kann."

Das war es. Mehr hatte Nick ihr nicht mehr zu sagen und alle Hoffnung, sich mit ihrem Bruder wieder zu vertragen, wurden mit diesen zwei Sätzen zunichte gemacht. Nick würde also ausziehen und sich etwas Eigenes suchen. Sie würde also nie mehr nach Hause kommen und freudig von ihm begrüßt werden, sondern war von jetzt an auf sich gestellt. Julia fühlte sich plötzlich schrecklich hilflos und allein und begann, herzergreifend zu weinen. Nach gefühlten Stunden hatte sie sich wieder etwas gefasst, schlenderte weiter und konnte später gar nicht mehr genau sagen, wieso sie plötzlich vor der Haustür der Wohnung stand, die sie bis gerade eben noch, zumindest theoretisch, gemeinsam mit ihrem Bruder bewohnte. Mit zittrigen Fingern schloss sie die schwere Haustür auf, eilte plötzlich durch den Flur und betrat wenig später die Wohnung. Es gab eigentlich keinen Grund für die Eile und Julia konnte auch nicht genau sagen, warum es ihr plötzlich nicht schnell genug ging. Vielleicht hoffte sie einfach, Nick noch anzutreffen.

Das Bild, das sich ihr nun bot, hatte sie allerdings nicht erwartet. Jede Faser ihres Körpers krampfte sich zusammen und am liebsten hätte sie laut losgeschrien, doch ihr fehlte einfach die Kraft dazu. Es war, als hätte sich eine eisige Klaue in ihren Nacken gelegt, die sämtliches Blut in ihren Adern gefrieren ließ. Dass ein erneuter Schwall Wasser aus ihren brennenden Augen trat, nahm sie gar nicht mehr richtig war. Ihre Aufmerksamkeit galt voll und ganz der bedrückenden Atmosphäre des Raumes. Nick war wirklich kompromisslos und hatte bereits all seine persönlichen Dinge aus dem Zimmer entfernt. Ihr Blick huschte über leere Regale, plötzlich freie Stellen im CD-Ständer, leere Flecken an der Wand, an denen bis vor kurzem noch Bilder ... .

Julia stöhnte auf und trat näher an die Stellen heran. Einige Bilder waren noch unbeschädigt und hingen an ihrem gewohnten Platz, als sei nie etwas passiert. Die Bilder jedoch, auf denen sie gemeinsam mit Nick zu sehen war, waren allesamt eingeschlagen. Wie Spinnennetze zogen sich die feinen Risse durch das Glas der Bilderrahmen. Einige von ihnen wirkten dabei merkwürdig dunkel. Als Julia die gleichfarbigen Tropfen auf dem Boden erkannte, wusste sie, woran es lag. Nick musste sich die Hand aufgeschnitten haben und die dunklen Stellen rührten schlicht und ergreifend vom Blut her, welches in die Risse gesickert und dort eingetrocknet war. Julia taumelte zum Sofa und ließ sich fallen. Sie konnte einfach nicht mehr und war nahe eines Zusammenbruchs. Mit einem lauten Schrei schreckte sie hoch, als sich ihr Handy meldete.