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Gejagt - Teil 01

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„W.., wer sind Sie?", frage ich.

„Fee, habe ich doch gesagt."

„Das habe ich nicht gemeint", antworte ich leicht ärgerlich. „Ich vermute, Sie waren nicht zufällig im Parkhaus."

„Ich habe dich beschattet", erklärt sie. „Ich bin von der Polizei."

„Dass ich nicht lache!", gebe ich Kontra. „Kein Polizist lässt einen Verdächtigen verletzt am Boden zurück."

„Ich bin bei einer Sondereinheit. Meine Aufgabe ist es, dich in Sicherheit zu bringen. Das hat für mich Priorität", meint sie. „Um den Typen kümmern sich andere."

„Dann räumen Kollegen hinter Ihnen auf?"

„Sie sind vermutlich bereits dort und sammelt den Kerl ein", antwortet sie. „Weglaufen kann er ja nicht."

„Sie haben ihm das Knie zertrümmert", sage ich vorwurfsvoll.

„Was glaubst du, was er mir zertrümmert hätte, wenn er mich erwischt hätte und nicht umgekehrt", sagt sie immer noch ohne jede Rührung. „Du hättest auch kein glückliches Ende genommen."

„Aber Sie sind von der Polizei, behaupten Sie."

„Es gibt höhere Ziele. Da kann man nicht zimperlich sein."

„Ich soll ein höheres Ziel sein?", frage ich überrascht.

„Das bist du. Irgendwie!"

Ich verstehe nicht, was an mir so besonders sein soll. Ich bin ein einfacher Student, der noch nicht einmal den Abschluss in der Tasche hat. Was also, soll an mir interessant sein?

„Wo bringen Sie mich hin?"

„An einen sicheren Ort."

„Wollen Sie mich auch entführen?"

„Mann, Nein! Wo denkst du denn hin?"

„Warum duzen Sie mich."

„Nach allem, was wir gemeinsam erlebt haben?", schmunzelt sie. „Außerdem werden wir es noch ein paar Tage miteinander aushalten müssen."

„Bin ich also doch dein Gefangener?"

„Verdammt nein, Tomaso! Ich bringe dich in Sicherheit. Du steckst in großen Schwierigkeiten."

„Warum sollte ich dir vertrauen?", frage ich. „Nur weil du eine Frau bist und besser ausschaust, als der Typ vorhin?"

„Danke für das Kompliment. Ich hoffe, du kannst charmanter sein. Da ist definitiv noch Luft nach oben", kontert sie. „Du wirst mir wohl oder übel vertrauen müssen. Du hast keine andere Wahl!"

„Wo bringst du mich hin?"

„In eine sichere Unterkunft."

„Und wenn ich nicht will?", frage ich trotzig.

Fee wirft mir von der Seite her einen verärgerten Blick zu. Plötzlich bremst sie abrupt ab und fährt auf einen kleinen Parkplatz am Rande der Straße. Sie zieht die Handbremse und stellt den Motor ab. Völlig überrascht beobachte ich, wie sie aussteigt. Was macht sie jetzt schon wieder? Ich verstehe nicht, was das schon wieder soll. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ebenfalls auszusteigen.

„Was ist denn jetzt schon wieder?", frage ich verunsichert.

„Schau doch, wie du allein mit den Typen fertig wirst. Ich habe die Schnauze endgültig voll von deinem Gejammere und deinen Verdächtigungen", fährt sie mich sichtlich verärgert über das Autodach hinweg an. „Fahr doch allein weiter. Ich muss mir so etwas wie dich nicht länger antun. Ich sage einfach, du bist mir entwischt."

Sie zieht das Handy aus der Tasche und will eine Nummer eintippen. Ich fürchte, sie ruft die Kollegen, damit sie sie abholen. Sie meint es tatsächlich ernst.

„Halt! Du kannst mich doch nicht einfach hier stehen lassen?"

„Warum nicht? Du kannst das Auto haben. Glaubst du echt, ich lasse mir von dir alle Frechheiten an den Kopf werfen, die dir gerade in den Sinn kommen. Woher nimmst du dir das Recht, mir die ganze Zeit auf die Nerven zu gehen? Seit wir losgefahren sind, jammerst du herum und beschwerst dich. Scheiß drauf! Wenn du meine Hilfe nicht willst, dann bitte. Aber beklage dich hinterher nicht bei mir, wenn dir die bösen Jungs die Eier abschneiden."

„Jetzt warte doch", bettle ich. Ihr Ausbruch hat mich komplett verunsichert. „Kann sein, dass ich etwas übertrieben habe. Du musst mich aber auch verstehen. Ich wurde von einem Mann angegriffen und bedroht. So etwas passiert mir nicht alle Tage."

„Mir ist bekannt, dass dir der Typ ans Leder wollte. Ich habe dich schließlich vor ihm gerettet. Deshalb könntest du mir schon etwas mehr Vertrauen entgegenbringen."

„Ich weiß doch gar nicht worum es geht. Ich habe keine Ahnung, wer die Guten und wer die Bösen sind."

„Wer der Böse war, ist nicht schwer zu erraten", kontert sie.

„Das bedeutet aber nicht automatisch, dass du die Gute bist."

Fee lässt die Hand mit dem Handy sinken und stützt sich mit beiden Ellbogen am Wagendach ab. Sie legt das Kinn in ihre Hände und schaut über den Wagen grinsend zu mir herüber. Sie weiß genau, dass sie mich weichgekocht hat. Vermutlich war ihr Ausbruch nur ein Bluff.

„Was nun?"

„Verdammt, ich weiß es auch nicht!", platze ich heraus.

„Darf ich dem gnädigen Herrn einen Vorschlag machen?"

„Ja, natürlich. Heraus mit der Sprache."

„Wir fahren zur sicheren Unterkunft und dort erkläre ich dir, was Sache ist. Ich glaube nämlich, du hast tatsächlich keine Ahnung, was abgeht."

„Habe ich eine Alternative?", frage ich. Dabei lächle ich, um meinen Worten die Härte zu nehmen.

„Eher nicht", antwortet sie. Zum ersten Mal an diesem Abend lächelt auch sie.

„Na dann, auf geht's!", sage ich.

Gleichzeitig steige ich wieder in den Wagen. Fee bleibt noch einen Moment stehen und verdreht die Augen. Dann macht sie es mir gleich, steigt ein und startet den Wagen erneut.

„Darf ich fragen, wohin wir fahren?", erkundige ich mich.

„Zum Starnberger See. Dort gibt es ein kleines Haus, in dem wir uns verstecken. Du solltest dich so verhalten, als wären wir ein ganz normales Paar. Dann fallen wir am wenigsten auf."

„Wir beide?"

„Wer sonst?"

„Ein Paar?"

„Nun tu endlich, was ich dir sage!"

„Ok, meine Liebe", gebe ich schmunzelnd zurück.

Ich lehne mich in meinem Sitz zurück. Fee hat Recht. Entweder ich vertraue ihr oder ich gehe meiner Wege. Nach dem, was ich heute Abend erlebt habe, bin ich vermutlich besser dran, wenn ich mich auf sie verlasse. Ohne ihre Hilfe wäre ich jetzt in wesentlich größeren Schwierigkeiten. Außerdem hat sie mir unaufgefordert die Möglichkeit gegeben, ohne sie weiterzufahren. Sie hat mir die Wahl gelassen, auch wenn sie genau wusste, dass ich keine andere Wahl habe.

---

Es ist bereits weit nach Mitternacht, als wir in eine Straße einbiegen, die durch eine kleine Siedlung mit zahlreichen Häuschen führt. Ich vermute, es handelt sich um Ferienhäuser. Fee steuert zielsicher auf eine Einfahrt zu. Erneut zieht sie eine Fernsteuerung aus der Hosentasche, drückt einen Knopf und das Garagentor gleitet nach oben. Wir fahren hinein und hinter uns schießt sich das Tor sofort wieder.

„Da sind wir", meint sie.

Ich bin müde und musste mich während der Fahrt anstrengen, die Augen offenzuhalten. Ich denke, ich bin zwischendurch trotzdem eingenickt. Das Bier von vorhin und die späte Stunde machen sich bemerkbar. Ich bin beides nicht mehr gewöhnt. Trotzdem wollte ich die Kontrolle behalten. Ich habe krampfhaft versucht, nicht einzuschlafen. Ich wollte unbedingt mitkriegen, wohin wir fahren. Und trotzdem muss ich zugeben, ich habe keine Ahnung, wo wir uns befinden. Ich kenne mich in dieser Gegend sowieso nicht aus und es ist Nacht. Ich habe in der Dunkelheit die Orientierung verloren.

Fee stellt den Wagen ab und steigt aus. Ich bemerke, dass sie den Schlüssel stecken lässt. Wenn ich wollte, könnte ich rüberrutschen und losfahren. Das beruhigt mich. Sie will mich also nicht gegen meinen Willen festhalten. Aber warum sollte sie? Ich bin vom Erlebten irgendwie traumatisiert. Sonst wäre ich wohl nicht so darauf fixieren, dass auch Fee mich festhalten könnte. Ich steige aus und schaue mich um. Die Garage ist für ein Ferienhäuschen am Starnberger See überraschend geräumig. Vier Autos haben hier locker Platz.

Fee geht auf eine Tür zu. Erneut betätigt sie die Fernsteuerung und die Tür springt auf. Über einen kurzen Durchgang gelangen wir in eine Eingangshalle.

„Hast du Hunger?", erkundigt sie sich.

„Viel Hunger habe ich im Moment nicht", antworte ich. „Der ist mir vergangen."

„Dann komm mit!", fordert sie mich auf.

Jetzt im Licht des Eingangs, habe ich zum ersten Mal die Gelegenheit, aber auch die Zeit und die Ruhe, mir Fee etwas genauer anzuschauen. Sie ist eine ausgesprochen hübsche Frau. Sie hat eine Bombenfigur. Man sieht sofort, dass sie trainiert. Sie wirkt aber gleichzeitig nicht übertrieben muskulös. Das gefällt mir schon bei Männern nicht. Bei Frauen finde ist es abstoßend. Fee hat einen etwas kleinen Busen. Doch das finde ich eindeutig schöner, als Monstertitten. Durch das Shirt hindurch kann ich ihre Brüste aber nicht wirklich beurteilen.

Das Gesicht ist überraschend zart und die wallenden, blonden Haare verleihen ihm etwas Engelhaftes. Man würde diesem zarten Mädchen mit den feinen Gesichtszügen nie zutrauen, dass sie eine Kampfmaschine ist. Kein Wunder, dass der Typ im Parkhaus sie heillos unterschätzt hat. Das wird wohl den meisten so gehen. Wenn ich sie betrachte, habe ich eher das Bedürfnis sie in den Arm zu nehmen und zu beschützen.

Ihre Augen haben ein wunderbares Blau. Gleichzeitig lodert darin ein magisches Feuer. Sie strahlen unbändige Lebenslust aus. In den Pupillen, das bilde ich mir zumindest ein, sind zwischendurch rote Blitze zu sehen. Es kann aber auch durchaus sein, dass es nur Lichtreflexe sind oder mir aufgrund ihrer taffen Art, meine Phantasie einen Streich spielt. Die Augen sind auf jeden Fall ausgesprochen wachsam. Sie hat damit alles unter Kontrolle.

Ich folge ihr in die Küche. Sie holt aus einem Weinschrank einen Burgunder und aus einem Schank zwei passende Weingläser hervor. Das Haus scheint gut ausgestattet zu sein. Fee drückt mir die Gläser in die Hände.

„Halt mal!", sagt sie.

Dann sucht sie nach Salzstangen und geht vor mir her ins Wohnzimmer. Neben einer großen Couch bleibt sie stehen und bietet mir Platz an. Während ich mich hinsetze, legt sie die Packung Salzstangen auf den Tisch und holt von einer Anrichte einen Korkenzieher. Ihre Bewegungen sind geschmeidig. Sie entkorkt die Flasche und man sieht sofort, dass sie darin Übung hat.

„Den müsste man etwas atmen lassen", meint sie. Ich habe den Eindruck, sie sagt es mehr zu sich, als zu mir. „Beinahe schade, den Wein sofort zu trinken."

Trotz dieser Bedenken schenkt sie ein und setzt sich dann neben mich auf die Couch. Sie scheint keine Berührungsängste zu haben, sonst hätte sie sich in einen der Sessel gesetzt.

„Prost!", meint sie.

Dabei hält sie ihr Glas in die Höhe und wartet auf meine Reaktion. Ich greife mir das zweite Glas und halte es in ihre Richtung.

„Prost!", antworte ich.

Wir stoßen an. Die Gläser sind aus feinstem Kristall. Das höre ich sofort. Der Klag ist unverkennbar, klar und langanhaltend. Fee begutachtet in aller Ruhe die Farbe, riecht am Glas, schwenkt es und nimmt erst dann einen Schluck. Sie ist eine Weinkennerin. Ich selbst verstehe nicht sonderlich viel davon. Mein Vater dagegen ist ein passionierter Weinliebhaber Von ihm weiß ich, wie sich ein Weinkenner verhält. Mein Vater und Fee würden sich blendend verstehen. Da bin ich mir sicher.

„Wie kommst du zum Namen Fee?", frage ich.

„Bei allen Problemen, die du zurzeit hast, interessiert dich ausgerechnet mein Name?", erkundigt sie sich überrascht. Ein Schmunzeln spielt um ihre Lippen.

„Mit irgendetwas muss ich anfangen", verteidige ich mich.

„Mein Vater war altmodisch und hat mir den Namen Felizitas gegeben", erzählt sie. „Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich bereits in der Grundschule den Namen loswerden wollte. Wer heißt denn in der heutigen Zeit noch Felizitas? Immer wieder wurde ich gehänselt. Einer guten Freundin kam die blendende Idee, mich Fee zu nennen. Das hat mir gut gefallen und dabei ist es bis heute geblieben. Von diesem Moment an haben mich alle nur noch Fee genannt. Die meisten kennen vermutlich nicht einmal meinen richtigen Namen."

„Ich dachte schon, es kommt daher, weil du magische Kräfte hast."

„So magisch sind meine Kräfte auch wieder nicht. Ich musste hart dafür trainieren."

„Du machst Kampfsport?"

„Schon seit Jahren."

„Karate?"

„Auch das. Ich habe vieles ausprobiert und vermische in Situationen, wie heute Abend im Parkhaus, die verschiedenen Stile."

„Das wirkte vorhin äußerst brutal", gestehe ich. „Ich hätte das einer Frau nie zugetraut."

„Ich musste den Kerl möglichst schnell ausschalten. Ich hatte keine andere Wahl", erklärt sie. „Ich konnte nicht wissen, ob er allein war."

„Du hast ihn schnell zu Fall gebracht. Das muss ich zugeben."

„Ich bin eben gut in dem was ich tue", kontert sie. Ein stolzes aber nicht überhebliches Lachen spielt um ihre Lippen.

„Kannst du mir bitte erklären, was gespielt wird? Mein Vater hat mich kurz vorher angerufen und gewarnt. Er hat aber nicht gesagt, worum es geht."

Fee schaut mir tief in die Augen. Ich habe den Eindruck, als würde sie überlegen, wie sie es mir beibringen soll. Um Zeit zu gewinnen, nippt sie an ihrem Glas.

„Dein Vater hat in seinem Unternehmen einen neuartigen chemischen Stoff entwickelt. Er hat viele Eigenschaften, die sehr nützlich sind. Einer jedoch ist besonders interessant. In der Elektronik kann er eingesetzt werden, um Systeme gegen Einflüsse von außen abzuschirmen und damit ein stückweit unverwundbar zu machen. Solche Einflüsse können Umwelteinflüsse, wie Regen oder Sonneneinstrahlung sein, vor allem aber macht dieser Stoff auch unempfindlich gegen Störsender und ähnliche technische Abwehrmittel. Das wäre vor allem für die Waffenindustrie von immenser Bedeutung. Waffenlenksysteme könnten nicht mehr geknackt werden, Drohnen wären nicht mehr anfällig gegen Störungen. Störsender wären nutzlos. Aber noch viele andere Möglichkeiten machen diesen neuartigen Stoff so interessant. Er könnte im zivilen Bereich viel Gutes bewirken."

„Scheiße!", entkommt mir.

„Das kannst du laut sagen", pflichtet sie mir bei. „Wohl und Übel liegen meist ganz nahe beieinander."

„Die Waffenlobby möchte diesen Stoff unbedingt in die Finger kriegen", mutmaße ich.

„Auch mit illegalen Mitteln, wie wir gesehen haben."

„War das vorhin einer von ihnen?"

„Er arbeitet für einen von vielen Konzernen, die Interesse an der Erfindung angemeldet haben."

„Was ist mit meinem Vater?", erkundige ich mich.

„Keine Ahnung. Mein letzter Stand ist, dass er untergetaucht ist."

„Untergetaucht oder entführt?"

„Das kann ich dir im Augenblick leider nicht genau sagen. Ich sollte auf dich aufpassen."

„Du warst also nicht zufällig im Parkhaus?"

„Ganz bestimmt nicht. Glaubst du, ich treibe mich aus Jux und Tollerei nachts in Parkhäusern herum?"

„Wie lange werde ich schon beschattet?"

„Seit etwa zwei Wochen."

Ich nehme einen Schluck vom Wein. Seit zwei Wochen werde ich auf Schritt und Tritt verfolgt und habe die ganze Zeit nie Verdacht geschöpft. Mir ist absolut nichts aufgefallen. Das erschreckt mich.

„Du warst die ganze Zeit an mir dran?"

„Nicht immer ich. Es waren auch andere Leute dafür abgestellt, auf dich aufzupassen. Wir haben uns abgewechselt. Außerdem haben wir auch technische Hilfsmittel eingesetzt. Du hast es uns recht leicht gemacht. Du hast dich viel in deiner Studentenbude verkrochen."

„Ich muss meine Abschlussarbeit schreiben", verteidige ich mich.

„Ich weiß!", meint Fee. Dabei schmunzelt sie. „Du bist ein guter Student. Hast hervorragende Noten."

„Auch das weißt du?"

„Natürlich! Es gehört schließlich zu meinem Job, die Person zu kennen, die ich beobachte."

„Werdet ihr Euch abwechseln?"

„Wie meinst du das?", erkundigt sie sich.

„Ich meine, bewacht ihr mich auch in Zukunft abwechselnd? Wer sind die anderen?"

„Warum interessiert dich das?"

„Ich vermute, es ist anstrengend, wenn man sich immer neu auf die Menschen einstellen muss, die mit einem zusammen sind."

„Keine Sorge, ab jetzt kümmere nur noch ich mich um dich."

„Wie das?"

„Bisher brauchten wir dich nur zu beobachten und zu schauen, dass dir nichts passiert. Da war deine Mithilfe nicht gefragt. Jetzt, wo etwas passiert ist und du weißt, was Sache ist, liegt der Focus auf der Zusammenarbeit zwischen dir und der Person, die auf dich aufpasst. Da ist es wichtig, dass wir gut aufeinander eingespielt sind, sollte es brenzlig werden."

„Was meinst du damit, sollte es brenzlig werden?"

„Du bist noch lange nicht aus dem Schneider. Der Typ im Parkhaus war nicht der einzige, der hinter dir her ist. Es gibt auch noch andere, die dir gefährlich werden könnten."

„Du glaubst, es könnte zu ähnlichen Situationen kommen, wie vorhin?"

„Die Wahrscheinlichkeit ist groß", meint sie. „Wenn es dabei zu einer Diskussion kommt, wie vorhin auf der Fahrt hierher, dann können wir unmöglich für deine Sicherheit sorgen. Es ist unumgänglich, dass wir zwei uns blind vertrauen. Ab sofort keine Zweifel und kein Jammern mehr. Ich muss wissen, wie du reagierst, wenn es darauf ankommt, und du musst mich gut genug kennen, um dich blind auf mich zu verlassen. Wir müssen ein gutes Team bilden. Das ist aber nur möglich, wenn immer nur ich bei dir bin. Sofern du also nicht irgendwelche Einwände gegen mich hast, wirst du es in nächster Zeit mit mir aushalten müssen."

„Da hast du aber ein ganz schön nerviger Job. Das bedeutet ja, dass du ab jetzt ständig im Dienst bist?"

„So in etwa", antwortet sie. Dabei schmunzelt sie jedoch. „Ich hätte es aber auch schlechter erwischen können."

„Wie meinst du das?"

„Du bist jung, du bist halbwegs sympathisch und du hast Manieren. Eine Kollegin musste kürzlich einen älteren, sehr ungepflegten und schmierigen Mann überwachen. Der wollte ihr die ganze Zeit an die Wäsche. Wenn du in so einem Fall Tag und Nacht zusammen bist, dann erst ist es nervig."

„Naja, dir wäre das nicht passiert. Du hättest dem Mann beim ersten Versuch eine aufs Maul gehauen und schon hätte er Ruhe gegeben", antworte ich, um die Situation etwas zu entspannen.

„Vermutlich!"

Mein Lächeln ist wohl ansteckend. Auch Fee scheint der Gedanken zu amüsieren und auch sie grinst. Wenn ich ehrlich bin, finde ich sie ausgesprochen sympathisch und attraktiv dazu. Unter anderen Umständen würde ich sie womöglich um ein Date fragen. Aber in dieser Situation geht das wohl nicht. Wir sind die ganze Zeit zusammen und da sollte ich alles vermeiden, was peinlich werden könnte. Wenn ich sie frage und sie ablehnt, dann ist das eine etwas unangenehme Situation für uns beide. Irgendwie bedaure ich das.

„Wie geht es jetzt weiter? Bleiben wir hier und halten die Ohren still?", erkundige ich mich.

„Wir werden ausschlafen. Morgen sehen wir weiter", weicht sie aus.

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Die Sonne lacht durchs Fenster und kitzelt mich in der Nase. Ich erwache aus einem unruhigen Schlaf. Wirre Träume von Monstern und finsteren Gestalten haben mich immer wieder hochschrecken lassen. Mehrfach bin ich in dieser Nacht schweißgebadet und mit pochendem Herzen zu mir gekommen. Das Erlebnis von gestern hat eindeutig Spuren hinterlassen. Das Erwachen ist beinahe eine Wohltat, auch wenn ich mich immer noch müde und ausgelaugt fühle. Deshalb bleibe ich noch etwas liegen.

Neugierig schaue ich mich im Zimmer um. Fee hat mich hier einquartiert. Es war bereits alles vorbereitet, so als würde man nur darauf gewartet haben, dass es zu diesem Überfall kommt. Vermutlich war das für sie bereits vorhersehbar. Allein ich hatte keine Ahnung, was um mich herum vorgeht und in welcher Gefahr ich schwebe.

Das Zimmer ist schlicht aber recht heimelig eingerichtet. Es wirkt ein wenig altmodisch, aber das ist verkraftbar. Alles ist in hellen Farben gehalten, die Wände sind weiß gestrichen. Das große Fenster lässt viel Licht in den Raum. Für ein Zimmer in einem Unterschlupf einer Polizeieinheit ist es auffallend nett dekoriert. Es steht nicht viel Krimskrams herum, aber es sieht trotz allem wie ein Gästezimmer aus, das man in einem beliebigen Privathaus antreffen könnte. Man gibt sich offenbar sehr viel Mühe, für Normalität zu sorgen.

Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Wow! Der Ausblick ist atemberaubend. Vor dem Haus erstreckt sich eine große Wiese. Ich erkenne auch einem wunderschön angelegten Garten. Er teilt sich in einen Teil für Blumen und Zierpflanzen sowie in einen Teil für Gemüse und Obst. Auch einige Nutzbäume sind zu erkennen. Das Grundstück grenzt direkt ans Ufer des Sees. Ein Bootssteg und ein Bootshaus zeugen heute noch davon, dass einst ein begeisterter Segler hier gewohnt haben muss. Der Ausblick über den See ist wunderschön. Die Sonne, die noch nicht hoch am Himmel steht und vom leicht gekräuselten Wasser in alle Richtungen hin reflektiert wird, lässt den See erscheinen, als bestünde er aus flüssigem Gold.