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Himmlische Verführung

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Bevor sie einstieg, verabschiedete sich die Nonne sich noch einmal von mir. Sie sah wirklich erleichtert aus als sie mir die Hand gab. Ihre unglaublich weiche Hand. Unsere Blicke trafen sich und ließen sich nicht mehr los. Ich verlor mich in ihren Augen, in ihren wirklich schönen Augen.

Wir hielten uns immer noch die Hände während wir einfach nur da standen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ sie los und schüttelte kurz den Kopf, als ob sie wieder zu Besinnung kommen musste.

Mit gesenktem Blick und roten Wagen, stieg sei ein. Sie murmelte noch ein halblautes und distanziertes „Danke!" und schloss dann die Tür. Dann fuhr das Taxi los und ließ mich verwirrt und alleine an der Bushaltestelle stehen.

Zwanzig Minuten später saß ich auf meinem Sofa, die Rollläden nur halb geöffnet, so dass der Raum in ein schummeriges Zwielicht getaucht war. Meinen Koffer hatte ich achtlos im Flur liegen lassen. In meinem Kopf rasten die Gedanken. Ich ließ alles Revue passieren und fragte mich, was genau passiert war. Im Endeffekt war ja eigentlich gar nichts passiert. Ich hatte mich während einer Zugreise gut mit einer jungen Nonne unterhalten, nicht mehr und nicht weniger. Und in genau diesem Punkt war ich mir nicht sicher. War da vielleicht doch noch mehr?

Vor meinem geistige Auge sah ich ihren Blick, als wir uns verabschiedeten, ihre Lippen, auf denen noch Unausgeprochenes verweilte.

Ich raffte mich auf. Rumsitzen und Grübeln würde mich auch nicht weiter bringen.

Normaler weise ist das Erste, was ich tue, wenn ich von einer Reise zurück komme, einen Porno einwerfen und Wichsen. Doch heute kam mir das irgendwie falsch vor. Nicht dass ich keine Lust gehabt hätte, aber... Ich verfolgte den Gedanken nicht weiter und ging erst mal in die Küche um mir etwas zu Essen zu machen.

Als ich satt war, ging es mir schon etwas besser, auch wenn mir das erste Mal meine Wohnung irgendwie leer vorkam. Eigentlich genoss ich das Alleine sein, aber...

Schon wieder ein 'aber'. Es gab für meinen Geschmack gerade zu viele 'aber'. Ich musste mich ablenken. Also schaltete ich meine Konsole ein und suchte mir aus meiner Sammlung ein Videospiel aus. Ein Ego-Shooter, schien mir genau das Rechte, um meine wirschen Gedanken vorerst zum Schweigen zu bringen.

Reihenweise fielen meine virtuellen Gegnern meinen gnadenlosen Salven aus diversen Waffen zum Opfer. Und wenn die Munition knapp wurde, machte ich mit der Kettensäge oder den bloßen Händen weiter. Der Bildschirm war rot vor Blut.

Eigentlich genoss ich solche Gemetzel immer, war ich mir doch stets bewusst, dass es nicht real war, aber diesmal hatte ich die ganze Zeit eine Stimme im Hinterkopf: „Was würde SIE davon halten?" Wer SIE war, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.

Erst da fiel mir auf, dass ich gar nicht den Namen der Nonne kannte. Ich redete mir ein, dass es sowieso egal war, denn ich würde sie wahrscheinlich eh nie wieder sehen. Warum wurde mir bei dem Gedanken nur so schwer ums Herz.

Das war der Punkt, an dem ich mir selbst so sehr auf die Nerven ging, dass ich entschloss ins Bett zu gehen. Müde genug war ich auf jeden Fall.

Natürlich wollte sich der Schlaf nicht einstellen, als ich eine halbe Stunde später unter mein Laken gekrabbelt war. Immer wieder musste ich an die namenlose Nonne denken. An eine Nonne, eine verdammte Nonne. Ich musste den Verstand verloren haben. Gut, ich gestand mir ein, dass sie nicht so war, wie ich erwartet hatte, aber trotzdem war sie eine Nonne.

Irgendwann gab mein Kopf auf und schenkte mir dann doch noch etwas Schlaf.

Natürlich war ich am nächsten Morgen früher wach als geplant. Ich wälzte mich noch ein paar Mal unruhig im Bett hin und her, sah aber dann ein, dass es doch keinen Sinn machte, weiter zu versuchen, noch mal einzuschlafen.

Beim Blick in den Kühlschrank, musste ich feststellen, dass ich dringend einkaufen musste. Ich hatte jetzt erst mal eine Woche Urlaub und der Inhalt meines Kühlschranks, wenn ich mich zurück halten würde, würde noch bis zum Mittag reichen, sofern ich zum Frühstück ein Stück Käse mit Ketchup essen würde.

Zum Glück hatte ich wenigstens Kaffee, um auf Betriebstemperatur zu kommen.

Nach einer schnellen Dusche, brach ich zum Einkaufen auf.

Ich hatte kein Auto, weil ich recht gut ohne auskam. Deswegen musste ich gute 15 Minuten durch die Stadt laufen um zum Supermarkt zu kommen. Und erst jetzt viel mir auf, wie viele Nonnen es in dieser Stadt gab. Ich hatte das Gefühl, dass hinter jeder Ecke die nächste schwarz-weiß gekleidete Brigade auf mich wartete. Aber meine Nonne sah ich nirgends. Meine Nonne... ich musste aus der Sonne raus, die tat anscheinend meinem Hirn nicht gut.

Ich hatte natürlich die Hälfte vergessen, viel mir auf, als ich meine Einkäufe weg räumte. Ich musste irgendwie einen freien Kopf bekommen.

Ich schaltete meinen Rechner ein und öffnete meine Entwicklungsumgebung. Ich hatte vor Monaten mit einem Programm angefangen, dass ich unbedingt mal fertig machen sollte. Als ich durch den Quellcode blätterte, stellte ich fest, dass ich nicht mehr ganz nachvollziehen konnte, was ich da geschrieben hatte. Typisches Programmiererproblem.

Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und ließ meinen Blick nach draußen wandern. Es war wirklich schönes Wetter, blauer Himmel mit ein paar vereinzelten Wölkchen, schön warm mit einem lauen Lüftchen. Man sagt ja, dass der natürliche Feind eines Programmierers unter anderem die frische Luft ist, ich hingegen mochte es auch draußen meine Zeit zu verbringen, vor Allem mit dem Laptop.

Ich hatte aber Urlaub, hielt ich mir vor Augen, also eine Zeit zum Entspannen. Also nahm ich mir vor ein wenig spazieren zu gehen und mal endlich die Stadt zu erkunden.

Meistens, wenn ich in der Stadt unterwegs war, ging ich nur in die Innenstadt zum Einkaufen oder zum Bahnhof. Heute entschied ich mich mal dazu, die andere Richtung einzuschlagen.

Ich folgte der Straße die sich langsam den Berg herauf wand. Ich ging an hohen Mehrfamilienhäusern vorbei, die bald von kleinen Einfamilienhäusern mit sauber gepflegten Vorgärten abgelöst wurden. Ich sah Menschen die den Rasen mähten oder Kinder die laut lachend über die Straße liefen.

Irgendwann kam ich in den Teil der Stadt, der wohl am ältesten war. Ich sah hier und dort noch Reste der Stadtmauer und die Gebäude sahen auch entsprechend alt aus. Ich kam mir wirklich vor wie im Urlaub. Hätte ich gewusst, wie schön es hier war, hätte ich schon früher mal eine Streifzug gemacht.

Ich kam auch an einem alten Herrenhaus vorbei, dass als Schloss bezeichnet wurde.

Dann ging die Straße wieder bergab, flankiert von einem dichten Wald.

Vor mir sah ich mehrere Gebäude, die von einer hohen, bewachsenen Mauer umgeben waren.

Als ich näher kam, sah ich die Schrift an der Mauer: Kloster Sankt Agnes.

Plötzlich schwang das Tor auf und eine Gestalt in Nonnentracht trat hervor und hielt kurz inne als sie mich sah. Ich bekam einen kurzen Moment Panik, als SIE auf mich zukam und mich mit den Worten begrüßte: „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast denken sie verfolgen mich!" Die Freude in ihrer Stimme nahm ihren Worten die Schärfe. Bevor ich auch nur die Chance hatte zu antworten fragte sie: „Was tun sie hier?"

„Ich... äh... bin eigentlich nur ein wenig spazieren gewesen, mal ein wenig die Stadt erkunden", stammelte ich vor mich hin. „Und sie?" Ich hoffte auf ein großes Loch, dass mich in dem Moment auf Grund meiner dummen Frage verschlucken würde, doch kam es nicht.

Die Nonne lächelte, als ob meine Frage weder dumm noch sonst etwas war und antwortete: „Ich bin gerade auf dem Weg ins Krankenhaus. Ich bin für die Krankenbesuche zuständig. Möchten sie mich vielleicht ein wenig begleiten?"

Das letzte bisschen Verstand in mir schrie, dass ich nein sagen sollte, als ich mich sagen hörte: „Sehr gerne doch."

Ich wusste, dass das Krankenhaus sehr nah an der Innenstadt lag und nahm an, dass sie den Bus von der nahegelegenen Haltestelle nehmen würde. Statt dessen schlug sie den entgegengesetzten Weg ein. Ich zeigte Richtung Stadt: „Ähm, das Marien-Krankenhaus ist aber da lang."

Sie strahlte mich an: „Ich weiß, ich muss aber zum St. Benedikt."

Oh, ich war verwundert. Das St. Benedikt Krankenhaus war noch weiter weg, als das Marien-Krankenhaus und noch dazu in der anderen Stadt. Als sie meinen verwirrten Blick sah, sagte sie: „Bei solch einem Wetter, gehe ich gerne zu Fuß. Es ist zwar ein wenig weiter, aber so kann ich die Natur genießen."

Es waren gut fünf Kilometer bis in die nächste Stadt, also schon ein guter Weg, aber ich hatte ja Zeit, also folgte ich ihr, ohne weitere Fragen zu stellen.

Schon bald schwenkte sie in den Wald ein und wir folgten dem Weg, der sich durch die Bäume hindurch wand.

„Und, genießen sie ihren Urlaub?", fragte sie plötzlich, nachdem wir eine ganze Weile schweigend gingen.

„Na ja, jetzt schon!", rutschte es mir raus. Ich sah die Röte, die sich auf ihren Wangen ausbreitete. Ich hatte das Gefühl mich ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt zu haben und fügte schnell hinzu: „Es ist aber auch wirklich schön hier!" Ich ließ demonstrativ meinen Blick durch den Wald wandern, konnte aber trotzdem nicht verhindern, kurz auf ihrem Gesicht zu verharren. Für einen ganz kurzen Moment trafen sich wieder unsere Augen. Sofort blickten wir schnell weg und schauten zu Boden. Schweigend setzten wir unseren Weg fort.

Wieder war sie es, die das Schweigen brach: „Ich hab noch gar nicht nach ihrem Namen gefragt."

„Oh, ja, mein Name ist Thomas... Jäger."

„Hallo Thomas Jäger, ich bin Maria Theresa", sagte sie und hielt mir die Hand hin. Ich ergriff sie und schüttelte sie. „Schwester Maria Theresa", fügte sie noch hinzu und das 'Schwester' betonte sie besonders. Wobei ich nicht sicher war ob für mich oder für sich selbst.

„Hallo Schwester Maria Theresa,", gab ich artig zurück. „Nett sie kennen zu lernen.

Dann fragte sie, wie mein vergangener Abend gewesen sei und ob ich mich schon von der Reise erholt hatte.

Ich antwortete etwas ausweichend, denn ich konnte ihr natürlich nicht erzählen, dass ich echt Schwierigkeiten gehabt hatte, sie aus dem Kopf zu bekommen, so seltsam das auch für mich selbst klang.

Sie erzählte mir anschließend, dass die anderen Nonnen nach ihrer Ankunft im Kloster ganz neugierig waren, wie die Hochzeit gewesen sei, bis die Schwester Oberin sie zu Ruhe gerufen hatte. Die Äbtissin schien wohl, ganz Klischee, sehr streng zu sein.

Wir unterhielten uns wieder über alles Mögliche. Ich erzählte ein paar Sachen aus meiner Jugend und sie berichtete, dass für sie in einer Woche ein großer Tag sei. Dann würde sie sich durch das ewige Profess ganz der Gemeinschaft im Kloster verpflichten. Ich wusste nicht, was das genau zu bedeuten hatte, also erklärte sie es mir: „Auf dem Weg zur Nonne gibt es einige Stationen. Zuerst durchläuft man eine einjährige Kandidatur. Dort lernt man das Klosterleben kennen. Danach beginnt die eigentliche Ausbildung, das Noviziat, das ebenfalls ein Jahr dauert. Man wird in Theologie und anderen Disziplinen unterwiesen. Danach ist man zwei mal zwei Jahre lang Jungprofessin, wobei man noch fester in den Orden integriert wird. Und wenn man danach bereit ist, bindet man sich komplett an den Orden, für den Rest seines Lebens."

Ich merkte an, dass das sehr anstrengend klang.

„Ja, das stimmt, es ist nicht immer ganz leicht, aber der Glaube hilft mir.", gab sie zurück. Ich war mir nicht sicher, aber es klang ein wenig nach einer hohlen Phrase.

Ich fragte ein wenig weiter nach: „Haben sie denn nie Zweifel, ob das alles wirklich so richtig ist? Sein Leben ganz Gott und allem zu widmen?"

Sie dachte kurz nach und schien ihre Worte sorgsam abzuwägen: „Jeder zweifelt mal. Und wenn ich mal zweifle, bete ich und mein Glaube stärkt sich wieder."

Ich dachte über ihre Worte nach. Ich war mir nicht sicher, ob ich aussprechen sollte, was in meinem Kopf war, aber ich wagte es einfach. Im schlimmsten Fall würde sie versuchen, mich eines besseren zu belehren: „Also, sie beten weil sie glauben und glauben weil sie beten. Das klingt ein wenig nach Selbstzweck oder? Würden sie ihren Glauben verlieren, wenn sie aufhören würden zu beten?"

Ich erwartete eine Art von Entrüstung, aber statt dessen sagte sie, tief in Gedanken: „Ich weiß es nicht. Beten und Glaube gehört einfach zu meinem Leben. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne Gott zu leben."

Mit solch einer aufrichtigen Antwort hatte ich nicht gerechnet. Wir beide waren so tief in Gedanken, dass jegliches Gespräch erstarb. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es war sich einer Sache so sehr zu verschreiben, dass man sein ganzes Leben hinter sich ließ. Auf der anderen Seite konnte ich das auch nicht wirklich beurteilen.

Irgendwann kamen wir an einer Hütte vorbei. Sie stand etwa 20 Meter tief im Wald, die Rückseite dem Weg zugewandt, an einem kleinen Teich. Auf einem Schild stand: 'Schutzhütte, gestiftet von den St. Josefs Schützen'.

Als wir schon eine ganze Weile an der Hütte vorbei waren, stolperte Maria Theresa plötzlich. Sie schien auf einem Stein ausgerutscht zu sein. Sofort war ich da um Schlimmeres zu verhindern und fing sie auf. Einen Moment verharrten wir, während ich sie im Arm hielt. Sie roch wieder so gut wie am Vortag. Dann schien sie sich von dem Schock erholt zu haben und stellte sich wieder gerade hin. Mit einem unsicheren Blick sagte sie leise: „Danke!" Ich lächelte sie nur an und sie wurde schon wieder rot, als sie die Augen niederschlug.

Als wir unseren Weg fortsetzten sagte sie: „Ich habe mich überhaupt noch nicht bei ihnen für die Taxifahrt bedankt."

Ich winkte ab: „Ach, kein Problem, dafür haben sie mich die ganze Zugfahrt sehr gut unterhalten, also sind wir quitt."

„Das kann ich so aber auch nur zurück geben." Ich weiß nicht wieso, oder besser wollte mir nicht eingestehen wieso, aber bei diesen Worten machte mein Herz einen kurzen Sprung.

Schon bald kam der Waldrand in Sicht und schon waren wir am St. Benedikt.

Vor dem Haupteingang sagte sie: „Wenn sie möchten, können sie gerne warten, dann können wir wieder gemeinsam zurück gehen. Es würde etwa eine Stunde dauern, aber ich will sie natürlich nicht aufhalten, wenn sie was Besseres zu tun haben." Etwas leiser und unsicherer fügte sie hinzu: „Ich würde mich freuen."

Ich hatte natürlich nichts Besseres zu tun. Ich folgte ihr ins Innere. Während sie den Weg zur Kinderstation einschlug ging ich in die Cafeteria. Ich aß ein Stück Kuchen, trank einen Kaffee und spielte ein wenig mit meinem Handy, als sie nach fast genau einer Stunde wieder kam. Wir verließen das Krankenhaus und sie war irgendwie verändert. Traurig und schweigsam.

Als wir schon ein ganzes Stück Weg hinter uns gebracht hatten, fragte ich vorsichtig, ob alles in Ordnung sei. Sie antwortete nicht sofort und als sie sprach, klang ihre Stimme dünn und belegt: „Erik.", sagte sie schlicht, als ob das Alles erklären würde.

Als sie merkte, dass ich sie fragend ansah, sprach sie weiter: „Ein 7 jähriger Junge, an Krebs erkrankt. Ich hab mich in den letzten Wochen um ihn gekümmert und es sah so aus, als ob es ihm besser ginge. Wir haben gemeinsam Hoffnung geschöpft. Er war so fröhlich, wenn wir zusammen gespielt haben. Und dann ist er gestorben, als ich auf der Hochzeit meiner Schwester war. Gott bestraft mich dafür."

Aus einem Impuls heraus nahm ich sie einfach in den Arm und zu meiner Überraschung, ließ sie es zu. Ich wusste nicht recht was ich sagen sollte, aber ich versuchte es: „Ich... glaube nicht, dass Gott sie bestraft. Solche Dinge passieren einfach, ohne Grund, weil es eben so ist. Aber das ist nicht das Wichtige. Wichtig ist, dass sie die ganze Zeit dafür für ihn da waren und ihm Hoffnung geschenkt haben. Und jetzt ist er im Himmel."

Sie schaute mich an und sagte leise: „Aber sie glauben doch gar nicht an den Himmel."

„Das stimmt, aber sie tun es." In ihren Augen waren Tränen, während sie ein herzlich, befreiendes Lächeln nicht unterdrücken konnte. Sie drehte sich weg und rang um Fassung.

Als sie sich wieder zu mir drehte, hatte sie sich wieder gefangen und die Tränen getrocknet.

„Danke schön, das hab ich gebraucht.", sagte sie schlicht.

Mit deutlich leichterer Laune schlugen wir wieder den Weg in den Wald ein. Um das Thema zu wechseln, fragte sie nach meinen Hobbys.

„Hmm, Videospielen ist wohl eins davon."

Sie sagte, sie hätte noch nie ein Videospiel gespielt und fragte interessiert, was man das denn so machen müsse und um was es in solchen Spielen denn ging.

Ich hatte eine Sammlung von fast 200 Spielen für diverse Konsolen und der einzige Plot der mir einfiel, war der von dem Egoshooter, den ich den Abend vorher gespielt hatte, also erzählte ich ihr davon, so unpassend es auch sein mochte: „Also, in einem Spiel, das ich echt gerne spiele, geht es um einen ruchlosen Konzern, der die Tore zur Hölle öffnet um Energie daraus zu gewinnen. Leider brechen Horden von Dämonen aus und man muss als Spieler diese Dämonen aufhalten."

Ihre Augen wurden groß: „Dann spielt man also einen Krieger Gottes!"

Ich dachte an die ganzen Gedärme und Körperteile, die bei dem Spiel über den Bildschirm flogen und antwortete: „Äh, ja, so in der Art!"

Irgendwann standen wir dann wieder vor dem Kloster. Wir waren fast 5 Stunden unterwegs gewesen, auch wenn es mir nicht so vorkam.

„Ich bedanke mich für die nette Gesellschaft.", sagte sie, den Knauf vom Tor schon in der Hand. „Ich weiß, sie haben bestimmt Besseres zu tun in ihrem Urlaub, aber ich würde mich freuen, wenn sie mich morgen wieder begleiten."

Okay, damit hatte ich, ehrlich gesagt, nicht gerechnet. Sie schien meine Anwesenheit genauso angenehm zu finden, wie ich ihre, auch wenn ich wusste, dass sie andere Gedanken dabei hatte als ich.

„Oh, gerne. Wieder um die selbe Zeit?"

Und so hatten wir uns verabredet, am nächsten Tag, wieder um drei Uhr den Weg Richtung St. Benedikt einzuschlagen.

Auf dem Rückweg nach hause hatte ich mir noch einen Döner zum Abendessen geholt und machte mich wieder daran, Dämoneninnereien in der Gegend zu verstreuen. „Ha, ein Krieger Gottes!", lachte ich vor mich hin. „Ich würde gerne wissen, was Maria Theresa jetzt davon halten würde.", dachte ich bei mir, während einer Kreatur der Kopf platzte.

Ich ging an dem Abend noch tief in mich und dachte über alles nach. Ich kam mit mir überein, dass es wohl sinnlos wäre zu leugnen, dass ich mich ein wenig in Maria Theresa - Schwester Maria Theresa - verguckt hatte, so abwegig es auch klang. Ich, ein Atheist bis in die Knochen und eine Nonne, wie seltsam es auch klang. Ich gab mich nicht der Hoffnung hin, dass da jemals etwas draus werden würde. Noch würde ich mir irgendwas anmerken lassen. Ich würde einfach ihre Anwesenheit genießen, solange es ging.

Spätestens nach meinem Urlaub würden wir eh wieder getrennte Wege gehen und ich würde das Alles wieder hinter mir lassen können.

Aber für den Moment war es okay und ich genoss einfach das warme Gefühl, wenn ich an sie dachte. Natürlich stellte ich mir auch die Frage, wie sie unter ihrer Kutte aussah, und kurz vor dem Einschlafen schweiften meine Gedanken so ab, dass ich mich fragte, wie es wohl wäre mit ihr zu schlafen, aber aus Anstand unterdrückte ich jeden weiteren sexuellen Gedanken.

Am folgenden Tag stand ich wieder um drei Uhr vor dem Tor in der Klostermauer und sie ließ mich auch nicht lange warten.

Auf dem Weg durch den Wald erzählte sie mir einige Geschichten über die Stadt. Sie kannte sehr viele davon, historische, aber auch heidnische Mythen, mit Riesen und Zwergen, die sich zwischen den Steinen versteckten. Die Zeit verflog wieder wie im Fluge, als ich sie wieder fast fünf Stunden später am Kloster ablieferte. Wir verstanden uns prächtig und das Thema Religion kam immer seltener zur Sprache.

Auch an dem Tag verabredeten wir uns für den nächsten Tag und ich konnte es kaum erwarten, wieder so viel Zeit mit ihr zu verbringen.