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Hinter den Kulissen

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Die Assoziationen, die durch ihren Kopf flackerten, ergaben nur noch teilweise Sinn. Das war ihr nur recht, sie nahm es glücklich hin. Die Art, wie der oberste Chef ihrer Firma sie durchnahm, hatte sie in eine Umlaufbahn geschossen. Erst die orale Vorbereitung, der Countdown der Bodenstation. Dann der langsame Start -- eine Rakete, die zwar schon mit vollem Schub lief, aber erst allmählich den Kampf gegen die Erdanziehung gewann und Tempo aufnahm. Und schließlich diese stete, massive, unwiderstehliche Beschleunigung...

Dieser Klang! Diese Harmonien! Diese Gefühle!

Sie war ein Einhorn, das über die Milchstraße sprang und einen Schweif aus Sternenstaub hinter sich herzog. Überall, wo dieser Staub herabrieselte und auf Lebewesen traf, da begannen diese mit süßen, dunklen, verbotenen Kopulationsverschmelzungsposaunendingen.

Sie war eine Legende, die Überlieferung einer Fruchtbarkeitsgöttin. Fresken aus Stein, voller gemeißelter Szenen von Menschen und Tieren, die sich vereinten, paarten, während auf marmornen Altären unaussprechliche Szenen abliefen. In ihrem Namen, um ihre Gunst zu erheischen. Nur um ihr Gehör zu finden.

Sie war eine junge Büroangestellte, die von ihrem Vorgesetzten so hart und so gekonnt gefickt wurde, dass ihr die Zähne klapperten, und dass sich jeder Stoß von ihm bis unter ihr Schädeldach fortpflanzte. Der Tisch unter ihr ächzte und knarrte im selben Takt, überbeanspruchtes Holz kündete vom nahenden Bruch.

Sie war ein Säugetier auf Steroiden, ein Weibchen auf Speed. Sie war das Prinzip, das Yin, das X-Chromosom. Sie durchdrang die komplette Existenz, befruchtet von einem Funken, einer Macht von unwiderstehlicher Stärke, einem Organ mit dem Durchmesser einer Galaxie.

Sie war eine unterbezahlte Darstellerin bei ihrem sechsten Auftrag, aufgesogen von der inneren Logik der Aufgabe, absorbiert von einem Skript, von einer überbordenden Fantasie, von der Schubkraft einer globalen Organisation, ein hilfloser Schnipsel im digitalen Wirbelsturm.

All diese Ströme, diese endgültigen Gewissheiten, schwangen sich parallel vor ihr hin, um sie herum, durch sie hindurch. Alle waren wahr, gleichzeitig.

Sie lachte und sang lauter mit dem Crescendo.

***

21 - Zirkus „Kopfkino", Set 33, Dienstag, 12:42 Uhr

„Pinky! Da bist du ja. Komm schnell, wir haben ein Problem."

Unwillig unterbrach sich Pinky von dem Gespräch mit „DemandAndEmotion" ab. Gerade besprach er mit dem Autor die Details des Sets für die nächste Geschichte. Eine tropische Insellandschaft, bestellt für eine traumhafte Urlaubsnummer der Protagonisten. Entspannter Sex im handwarmen, kristallklaren Wasser einer Lagune. Er hatte ein großes Aufblas-Planschbecken reingestellt, einige Eimer mit Sand in eine Ecke gekippt, und eine alte Yucca aus der Requisite in die Ecke gerückt. Ganz gelungen, fand er.

Boy stand vor ihm auf dem Weg und kratzte sich wie wild in den schütteren Haaren. Panik flackerte in seinen Augen.

„Ich bin beschäftigt." Er wies mit dem Kopf auf den Autor und das Set. „DemandAndEmotion" stemmte die Hände in die Hüfte und schaute schon ganz kritisch drein.

„Sorry. Notfall." Boy grinste verzweifelt.

„Ich komm ja schon." murrte Pinky und stieg von den Bühnenelementen auf den Weg. Er mochte es nicht, bei der Arbeit unterbrochen zu werden „Was ist denn los, Mann?"

„Set 33." beschied ihn Boy knapp, wandte sich um, und trabte los. Pinky war gezwungen, in einen Sprint zu fallen, bis er neben ihm war. Das mochte er auch nicht.

„33? Das ist doch Gonzo, oder? Das Chefbüro?"

„Genau. Die Story wird gerade erstellt. Aber da läuft gerade alles aus dem Ruder. Wahrscheinlich hat sogar das Management schon davon erfahren."

„Was? Peter Carsten?"

„Nein. Laurel."

„LAUREL?!?"

Oh oh. Dann war es wirklich was Ernstes. Normalerweise bekam man die Leute von oben nie zu sehen. War ja alles automatisiert.

Sie beschleunigten und rannten beinahe. Die Leser, an denen sie vorbeihuschten, wandten irritiert die Köpfe und sahen ihnen nach. Mist!

„Achtung!", zischte Boy plötzlich und ging in einen künstlich ruhigen Gang über. Ah! Pinky erkannte die Gefahr. Da stand ein dünner Typ vor einem Set und kritzelte auf seinen Notizblock, während er manisch vor sich hin kicherte. Er war ganz in schwarz gekleidet und trug einen breitrandigen Hut, auch schwarz. Verdammt -- wenn der bemerkte, was hier los war, dann würde es ätzende Bemerkungen hageln. Beim Vorüberschleichen warf er einen Blick auf den Notizblock. Da stand in endloser Reihe: „Sic! Sic! Sic! Sic! Sic!..."

In sicherer Entfernung beschleunigten sie wieder und hetzten, bis sie die Location von Set 33 erreichten. Dort standen schon ein paar Leute herum. Ein paar desorientierte Leser, die zwar nichts sehen konnten, aber dennoch spürten, dass sich hier was tat. Ein anderer Darsteller, der gerade frei hatte und verwirrt in die Kulissen starrte. Ein Techniker, zufällig in der Nähe. Eine Autorin.

Pinky schob die Kollegen beiseite und erschrak.

Um Gottes Willen!

Gonzo und Linda fickten auf dem Tisch wie die Besessenen. Der männliche Darsteller rammte seiner Partnerin sein Ding rein, als wollte er ihre gesamten Eingeweide in Matsch verwandeln. Und die schrie in den höchsten Tönen und feuerte ihn nur noch an, mit atemlosen, unverständlichen Wortfetzen. Pinky sah, dass die Säfte, die da bei jedem Stoß aus ihrer leuchtend roten Pussy quatschten, eine Lache auf dem Tisch gebildet hatten. Sie lag praktisch darin und verlor langsam die Haftung auf der Oberfläche. Jeder Schwung des Mannes ließ sie wie auf Schmierseife vor und zurück rutschen.

Der Tisch ächzte bei diesem Ansturm wie ein Segelschiff bei Windstärke zwölf. Pinkys fassungsloser Blick erfasste Schrauben, die sich gelockert hatten, fehlende Dübel und eine gebrochene Verstrebung. Die Unterlage würde keine Minute mehr durchhalten, sofern die beiden nicht sofort zu schmuseweichem Blümchensex wechselten. Und danach sah es definitiv nicht aus.

Ein Rütteln und Knirschen lenkte seine Aufmerksamkeit nach oben. Die Bewegungsenergie des Pärchens wurde über die schwankenden Bühnenelemente auch auf die Kulisse übertragen. Das Regalimitat löste sich zusehends in Einzelteile auf, eine Reihe der Fake-Lederrücken war schon umgefallen.

„Die machen mein ganzes Set kaputt!", hauchte er, Horror in der Stimme. Keine Ahnung, was hier los war -- im Skript hatte er von diesem Wahnsinn jedenfalls nichts gelesen. Doch Scribo hing noch oben auf seiner Position. Er hielt sich mit beiden Händen am Geländer fest, weil die Erschütterungen sich bis zu seiner Plattform fortpflanzten, doch sein vom Signal rot angestrahltes Gesicht signalisierte grimmige Entschlossenheit. Ja, diese Story eierte gewaltig.

Noch schien sie nicht endgültig vor die Wand gefahren. Noch bestand Hoffnung. Doch wenn jetzt gleich der Tisch zusammenbrach, dann war das hundertprozentig das Ende. Dann würde es ein riesiges Chaos geben. Die Geschichte beim Teufel. Und wahrscheinlich würden die Schuldzuweisungs-Fritzen von der Rechtsabteilung ihm die Schuld in die Schuhe schieben. Weil er den Tisch nicht hinreichend verstrebt hatte.

Der alte Bühnenbildner ballte die Fäuste und knirschte mit den Zähnen. Nein! Nicht mit ihm! Er hatte schon Kulissen für die Flitterwochen von King Kong und Fay Wray gebaut, und die hatten gehalten. Er würde sich bestimmt nicht von diesen beiden durchgeknallten Sex-Junkies besiegen lassen!

„Boy! Da rüber. Nimm den Tacker und fixiere die Regalwand von hinten. Achtung, das meiste ist Pappmaché", schoss er seine Anweisungen ab. „Du da, stell dich da drüben hin und stemm dich von außen gegen die Fensterfront. Sie darf nicht fallen, klar? Ihr beide drückt hier dagegen, sonst rutschen die Bühnenteile auseinander."

Mit einem abgrundtiefen Durchatmen zog er die beiden Werkzeuge aus den Holstern, die außen an seine Oberschenkel geschnallt waren: Rechts eine Nagelpistole im XXL-Format, links die Druckkartusche mit dem superschnellklebenden Zement. Die finalen Waffen der Requisite!

Damit den Tisch zu stabilisieren würde kein Problem darstellen. Doch die Story durfte dabei nicht unterbrochen werden, das machte sein Vorhaben diffizil. Scribo konnte die beiden auch nicht auf einen anderen Platz lotsen, auf dem sie weiterbumsen konnten. Das Skript sah nur den Tisch als Platzierung vor, mehr gab es nicht.

„Boy! Halt mal dein Handy in der ausgestreckten Hand, in diese Richtung. Ja, genau so. Und jetzt aktiviere den Klingelton. Maximale Lautstärke. Wir müssen die Aufmerksamkeit der Darsteller ablenken, damit ich unter den Tisch komme. Ich kann ihn stabilisieren, während die Story weitergeht. Aber die beiden dürfen mich nicht sehen, sonst reißt der Handlungsfaden."

Boy starrte ihn mit Riesenaugen an, so als hätte Batman ihn um einen Gefallen gebeten. Dann nickte er krampfhaft, tippte auf sein Smartphone, und hielt es hinter die Zugangstür. Er sah zu Pinky herüber.

Der schluckte und nahm seine Werkzeuge hoch, wie Nicolas Cage es mit zwei Pistolen machen würde.

Showtime!

***

22 - Vorstandsbüro der „Hardsoft AG", Dienstag, 12:50 Uhr

Ein entferntes Klingeln zerrte Gonzo Gonzales, den nackten, verschwitzten Vorstandsvorsitzenden eines renommierten IT-Konzerns, aus seiner Kopulationstrance. Er blinzelte und verlangsamte das Tempo seiner Stöße, lauschte.

Auch Linda vor ihm hatte das Geräusch vernommen und sah fragend zu ihm hoch. Nasse Spuren zogen sich aus ihren Augenwinkeln, doch ihre verzückte Miene wies auf Freudentränen hin. Er zuckte die Schultern und wandte sich halb in Richtung Tür. Da klingelte es erneut.

„Das Telefon draußen, bei der Assistentin", vermutete er schweratmend. „Gleich geht der Anrufbeantworter dran."

„Gut", seufzte sie und lächelte ihn unter halb gesenkten Lidern an. „Dann können wir ja weitermachen. Ich habe gerade sooo was Schönes geträumt. Was mit Einhörnern."

Gonzo musste sich erst sortieren. Er hielt seine Mitarbeiterin immer noch um die Fesseln gepackt, die Füße hochgezogen, die Beine gespreizt. Sie lag keuchend auf dem Tisch, mit schweißnasser Haut und grellroten Flecken am Po, an den Schenkeln und an den Titten. Von ihm? Hm, anscheinend schon. Auf ihrer rechten Brust zeichneten sich Griffspuren seiner Finger als dunkler Umriss ab. Das würde einen denkwürdigen Bluterguss geben.

Er richtete sich mit knackenden Bandscheiben auf und zuckte zusammen. Sein Schwanz verlor gerade seine eherne Härte und sandte einen kurzen, hellen Schmerzimpuls durch die wattige Taubheit, die das Organ durchdrungen hatte. Auch Linda verzog das Gesicht, als er sich in ihr bewegte.

Möglicherweise hatten sie es eine Spur übertrieben.

Er bemerkte die Lache unter ihr. Hatte sie etwa die Kontrolle über ihre Muskeln verloren und gepinkelt? Er schnupperte unauffällig. Nein -- das musste ihr purer Saft sein. Reines Quellwasser sozusagen. Unfassbar, diese Menge! Wenn ihm so etwas jemand erzählen würde -- in einer Geschichte oder so -- dann würde er es als Produkt einer durchgegangenen Fantasie abtun.

Das Klingeln wiederholte sich nicht. Gut. Doch er fühlte sich eigentümlich abgelenkt. Diffus.

„Mir tut alles weh", seufzte Linda und lächelte schwach. „Das war abgefahren, Herr Direktor. Sowas habe ich noch nie erlebt. Aber jetzt fühle ich mich ein wenig überreizt."

„Mh." nickte er. „Am besten jetzt ganz vorsichtig, okay?"

„Ich weiß nicht so recht..."

Wollte sie etwa abbrechen? Aber -- dann würde er nicht in ihren verlockenden Arsch gelangen. Darum ging es doch überhaupt. Damit hatte sie ihn doch überhaupt erst angemacht und rumgekriegt.

„Keine Sorge, ich passe auf dich auf. Ganz sanft." Er schenkte ihr sein bestes Alles-im-Griff-Lächeln. Dann zog er sich ein paar Zentimeter zurück und drang sacht wieder ein.

„BONNNK!"

Eine Erschütterung rann durch den massiven Tisch. So als ob jemand von unten mit einer Nagelpistole einen Stift in das Holz geschossen hätte.

Beide starrten sich mit großen Augen an.

„Ich glaube, ich träume noch." Linda bekam einen Schluckauf. „Hast du das auch gehört? Waren wir das?"

„Bin mir nicht sicher."

Er wiederholte die Hüftbewegung, stieß zu. Noch vorsichtiger.

„BONNNK!"

Der Tisch wackelte wie bei einem Erdbeben. Das konnte nur ein seltsamer Zufall sein, oder? Versuchsweise stieß er zweimal schnell zu.

„BONNKBONNK!"

„Ich glaube, du hast mir das Trommelfell durchgefickt, Süßer", murmelte sie und lächelte dabei, als hätte sie einen Engel gesehen. „Ich höre dich mehr, als ich dich spüre."

Unmöglich! Ein Stoß. Pause. Zwei schnell folgend.

„BONNK! BONNKBONNK!"

Er lachte verblüfft. Das erinnerte ihn an die Versuche in seiner Kindheit, dem eigenen Schatten davonzulaufen. Die Schläge erfolgten exakt synchron zu seinen Bewegungen, egal was er versuchte.

Ratlos lehnte er sich gegen den Widerstand ihrer Schenkel. Verzögert bemerkte er, dass er damit ein weiteres Mal in sie vordrang, und spannte den Nacken an, in Erwartung der nächsten lauten Erschütterung.

Stille. Nur ein leises Britzeln, als würde eine zähe Masse durch eine zu kleine Düse gezwungen.

Das Geräusch erinnerte vage an einen Baumarkt.

***

23 -- Schreibtisch des Autors, Freitag, 23:45 Uhr

„Dingo666" sich die brennenden Augen und starrte auf die letzten Zeilen des Textes. Die Zeichen verloren immer wieder ihre scharfe Kontur, sie verschwammen leicht. Er seufzte. Zu lange am Bildschirm.

Heute würde das nichts mehr werden, er musste morgen weiterschreiben. Doch es widerstrebte ihm, jetzt einfach abzuspeichern. Diese Geschichte steckte im Dreck, und er hatte keine Ahnung, ob er sie wieder flott machen konnte. Er kannte die Gefahr: Wenn er sie einfach so zurückließ, dann würde es sich morgen schwer anfühlen, daran weiter zu schreiben. Mühsam. Nach Arbeit.

Das konnte tödlich sein. Für die Geschichte, nicht für ihn. Denn wenn man aus reinem Spaß an der Freude schrieb, dann stellte dieses Arbeitsgefühl dasselbe für eine unfertige Story dar wie Kryptonit für Superman.

Na prima! Noch so eine halbgare Bildmetapher. Er sollte wirklich ins Bett gehen.

Nein! Er straffte sich und bot alle Konzentration auf. Erst eine Analyse: Was war hier passiert? Warum war aus dem Plan einer kurzen, überschaubaren Geschichte mit Analfokus so ein Monster geworden? Er wollte doch nur mal eben was runterschreiben.

Er holte eine andere Datei in den Vordergrund, den Projektplan für die Story. Da sah alles noch so einfach aus, so logisch. Die Charakterzeichnungen passten, die Synopse der Handlung führte folgerichtig zu den Plotpoints, die Action war gut verteilt.

Doch während des Schreibens war das Ding wie eine außerirdische Spore gewuchert. Sie hatte Ableger unter der Tastatur gebildet, einige psychedelische Blüten sprießen lassen, und sich mit feinen Wurzelknoten auf dem virtuellen Papier der Textverarbeitung verankert. Jetzt hockte sie fett und breit vor ihm und starrte ihn an, Herausforderung in den blinden Augen. Wag es nur, mich zu löschen!

Löschen kam nicht in Frage. Der Text war schon zu lang, zu viel Arbeit steckte drin. Zu viel Herzblut. Zu viel Spaß wegen der Kapriolen seiner Darsteller. Das alles wollte er nicht verlieren, auch wenn das Ergebnis kaum noch Ähnlichkeiten mit dem ursprünglichen Plan aufwies.

Also gut! Die einzige Alternative konnte darin bestehen, die Story wieder unter Kontrolle zu bekommen und einem hinreichend würdigen Abschluss zuzuführen. Die ungeplante Stampede der Protagonisten beim Oral- und Vaginalteil hatte er gestoppt, auch wenn sich die Lösung noch haarsträubender anhörte als der Rest eh schon. Eine Nagelpistole -- beim heiligen St. Tippinger, dem Schutzheiligen aller Hobbyautoren!

Doch jetzt musste er das Kunststück einer Brücke schaffen. Einer tragfähigen Erklärung, wie Gonzo und Linda trotz ihrer überbeanspruchten Geschlechtsteile die Kurve kriegen und auf die analfixierte Zielgerade einbiegen können. Der Arschfick stellte schließlich den Höhepunkt dar. Den Showdown, den Endgegner, den finalen Wumms.

Doch wie nur?

Er wartete. Doch kein Einfall kam. Kein Funke, kein Gruß aus der Zone. Musste er die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er hier doch scheiterte? Der Abgrund des Versagens tat sich unter ihm auf. Ein gähnendes schwarzes Loch, bodenlos und erschreckend. Das eiskalte Nichts des leeren Raums.

Da sickerte eine Idee durch sein müdes Hirn. Die Umrisse eines Plans schälten sich heraus. Anfangs noch so verschwommen wie die kleinen Buchstaben auf dem Schirm, bildeten sie dann rasch eine Mandelbrot-Spirale aus immer kleineren Iterationen.

Interessant. Das konnte klappen.

Er tippte doch weiter, immer schneller.

***

24 - Zirkus „Kopfkino", Set 33, Dienstag, 13:01 Uhr

Die Nervosität am Set war mit Händen zu greifen, so wie kurz vor der Entschärfung einer Bombe. Alle beobachteten die beiden Darsteller, die zwar noch genital verbunden waren, ihre Nummer aber praktisch eingestellt hatten. Gonzo und Linda sahen sich ratlos an.

Boy steckte sein Handy wieder ein. So weit hatte Pinkys Plan wohl funktioniert. Der lag noch unter dem Tisch, reglos, atemlos, seine Werkzeuge in den Händen. Das Zusammenbrechen des Besprechungstischs war abgewendet.

Doch was nun? Sie hatten sich meilenweit vom Skript entfernt. Nein, diese Story würde untergehen wie die Titanic.

„KLACK!"

Irritiert schaute er nach oben. Sein Unterkiefer fiel herab. Das Signal unter Scribos Aufsichtsplattform hatte auf orange geschaltet.

Orange?!?

Er hatte überhaupt nicht gewusst, dass es diese dritte Option überhaupt gab.

Alle ringsum wechselten alarmierte Blicke.

***

25 - Zirkus „Kopfkino", Set 33, Dienstag, 13:01 Uhr

Gonzo fühlte sich, als steckte er in Morast fest. Die Muskeln an seinem ganzen Körper schmerzten vor Verspannung. Von seinem Schwanz spürte er überhaupt nichts. Das war noch schlimmer.

In welche abseitige Raserei hatte er sich da nur hineingesteigert? Als Darsteller durfte man nie die Kontrolle verlieren. Das war das Erste, was man in diesem Job lernte. Doch genau das war ihm passiert. Er schluckte. Nun brauchte er sich keine Gedanken mehr um seine Zukunft im „Betagt"-Genre machen -- man würde ihn heute noch hochkant rauswerfen.

Mein Gott! Was sollte er denn dann tun? Er konnte doch nichts anderes. Kannte nichts sonst, kein anderes Leben. Das hier WAR sein Leben, wie ihm nun dämmerte. Er...

„KLACK!"

Abgelenkt sah er hoch. Riss die Augen auf.

EIN ORANGENES SIGNAL?!? Was im Namen von Lady Chatterley hatte das nun wieder zu bedeuten?

Er wechselte einen Blick mit Linda. Die deutete ein Schulterzucken an.

Langsam. Es musste doch eine logische Erklärung geben. Auf einer Ampel stand Orange für: „Achtung -- gleich geht´s weiter. Mach dich bereit und triff die notwendigen Entscheidungen, um im Verkehr mitzufließen."

Hm. Entscheidungen.

Entscheidung.

Das Signal leuchtete stetig und verbreitete einen warmen Schein. Das sah eigentlich nicht nach Bedrohung aus. Eher freundlich. Es schein zu lächeln.

Eine seltsame Schwerelosigkeit breitete sich in seinen Gliedern aus. Konnte das wahr sein? Das hatte es doch noch nie gegeben!

Konnte es tatsächlich sein, dass der Autor seinen Darstellern die Entscheidung überließ, wie die Story weiterging? Dass er auf sein göttliches Recht der Steuerung verzichtete? Dass er ihn über das orangene Signal um seine Meinung fragte?

Vielleicht war das totaler Quatsch. Vielleicht bedeutete Orange „Achtung, dieses Set wird von einem befreundeten Geheimdienst digital überwacht" oder so. Vielleicht wünschte er, Gonzo, nur, dass er selbst mal entscheiden durfte. Eine verzweifelte Hoffnung, der ihn blendete. Er konnte doch nicht seine Karriere an diese vage Idee binden, oder?

Andererseits -- welche Karriere? Er würde fliegen. Er hatte nichts zu verlieren.

Er richtete sich kerzengerade auf und zog vorsichtig sein betäubtes Glied aus der warmen, weichen Hülle. Linda versteifte sich und sog die Luft zwischen den Zähnen ein. Das tat wohl weh.

Also gut! Dann traf er jetzt eine Entscheidung, egal ob das nun gefragt war oder nicht. Hey, war das nicht sogar das Wesen einer Entscheidung, dass man nicht wusste, was richtig oder falsch war? Das war von Wischnewski. Oder Watzlawick. Oder Willy Wonka oder so. Hatte er mal gelesen.

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