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Hinter den Kulissen

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Er würde kämpfen. Würde sein Möglichstes tun, um diesen Job zu behalten, dieses Leben. Diese „Sinnkrise", die sich so erhaben, so existenziell angefühlt hatte, sie stellte sich ihm nun als unwichtige und vorübergehende Trübung dar. Als vernachlässigbar gegenüber den vielen guten Seiten seiner Tätigkeit, der Stabilität.

Dem tollen Sex!

Ja! Das war das Ziel. Doch dafür musste er jetzt auch in seiner Rolle diese Kurve kriegen. Diffizil. Sehr anspruchsvoll. So etwas hatte er noch nie versucht.

Also Konzentration jetzt! Wer war dieser Vorstandsvorsitzende, den er bisher so lustlos verkörpert hatte? Was würde er tun? Wie würde er entscheiden?

***

26 - Zirkus „Kopfkino", Set 33, Dienstag, 13:02 Uhr

Linda sah zwischen der orangenen Lampe über ihr und dem Gesicht ihres Partnerdarstellers hin und her. Bisher hatte sie nur grüne und rote Lichter gesehen, aber schließlich war sie noch nicht lange bei der Truppe. Sie würde schon erfahren, was das bedeutete. Später.

Doch was war jetzt?

Sie waren mit Karacho aus der Kurve geflogen, so viel war ihr klar. Das, was sich da auf diesem Tisch gerade abgespielt hatte, wich weit vom Skript ab. Durch die Lücken der ramponierten Kulisse konnte sie die Gesichter der Set-Leute erkennen, ebenfalls orange beleuchtet. Lauter erschreckte, ängstliche, ratlose Mienen. Spiegelbilder des Ausdrucks in Gonzos geröteten Augen.

Die rasende Lust war verflogen, größtenteils. Unter den letzten wohligen Nachklängen, die noch in ihren Nervenbahnen summten, meldeten sich verschiedene schmerzende Körperstellen.

Hatte sie es sich so vorgestellt? War das der interessante, abwechslungsreiche Job, den sie wollte? Das aufregende, leicht verruchte Leben einer Sex-Darstellerin?

Gonzo schnaufte seltsam, richtete sich auf, und zog sich aus ihr zurück. Sie biss sich auf die Lippen. Ihr ganzer Unterleib fühlte sich an wie rohes Fleisch.

Sie hatte es gewusst. Sonja hatte ihr davon erzählt, in der Cafeteria, mit halblauter Stimme. Autoren nahmen keine Rücksicht. Sie schrieben die wildesten Szenen. Die Darstellerinnen mussten sich am Set von einer Horde Testosteronbolzen in alle Löcher ficken lassen und sollten dazu auch noch freudig lächeln. Also ob sie nicht genug davon kriegen konnten.

Bullshit! Ihr war diese eine Nummer schon zu viel. Und mit dem analen Teil hatten sie noch nicht mal angefangen. So hatte das keinen Zweck. Das führte zu nichts.

Sie atmete tief ein und registrierte am Rande, dass ihr Hintern in einer kühlen, klebrigen Pfütze lag. Hm?

Eins war klar: Das hier war ihr letzter Tag bei Literotica! Morgen würde sie sich was anderes suchen. Einen hübschen, ruhigen, normalen Job. Vielleicht sogar wieder als Darstellerin, dann aber bei einem Verlag, mit richtigen Autoren. Die behandelten einen hoffentlich besser. Und die Geschichten, die man spielte, handelten von mehr als nur von Sex. Da wurde man nicht so in die Besinnungslosigkeit gevögelt, wie Gonzo das gerade getan hatte.

Obwohl: Wahrscheinlich musste sie ihm dankbar sein. Wenn das erst irgendwann später passiert wäre, hätte sie vielleicht den Absprung nicht mehr geschafft.

Sie nickte innerlich. Ja, Gonzo hatte ihr geholfen. Er schien sowieso kein übler Typ. Professionell, sicher. Doch die Art, wie er sie gerade ansah, die Verletzlichkeit in seinen Augen, das berührte sie eigentümlich.

Gonzo streckte seine Hände aus. Sie nahm sie und ließ sich von ihm hochziehen. Ächzend kam sie ins Stehen und lehnte sich an ihren Partner, um nicht umzukippen. Ihre Knie schienen mit Gelee gefüllt. Er legte seine Arme stützend um sie und streichelte zärtlich über ihren schweißnassen Rücken.

„Ich möchte dich um Verzeihung bitten", murmelte er an ihrem Hinterkopf. „Ich... habe einen Fehler gemacht."

Sie hörte auf das stete Klopfen seines Herzens unter ihrem Ohr. Was meinte er? War das noch die Rolle? War er das selbst? Lief die Story noch? Wie sollte sie reagieren? Was sagen, was tun?

***

27 - Vorstandsbüro der „Hardsoft AG", Dienstag, 13:03 Uhr

Gonzo drückte die Mitarbeiterin schützend an sich. Die letzten Reste des Rauschs verflogen. Die weichen Brüste, die sich da als kühle, leicht klebrige Kissen an seine Vorderseite drückten, lösten keinerlei sinnlichen Reiz in ihm aus. Das war nur eine nackte, junge Frau, der er wehgetan hatte. Die sich vielleicht selbst wehgetan hatte.

Aha, das war also er! Der strahlende, erfolgreiche, unwiderstehliche Topmanager. Der alles so super im Griff hatte. Seine Firma, sein Leben, seine Triebe. Der so selbstsicher und arrogant daherkam wie Donald Trump, fest von der eigenen Unfehlbarkeit überzeugt.

„Ich möchte dich um Verzeihung bitten", murmelte er an ihrem Hinterkopf. „Ich... habe einen Fehler gemacht."

Sie antwortete nicht gleich. Gut so -- er war schließlich der Entscheider. Dann war es auch seine Verantwortung, die Sache jetzt geradezubiegen.

„Du bekommst die Beförderung, Linda", sagte er. „Nicht wegen unserem Deal. Vergiss das alles. Du musst mich nicht noch auch anal bedienen. Ich -- ich möchte etwas gutmachen. Buße tun, wenn du so willst. Außerdem bist du eine starke Persönlichkeit, das weiß ich jetzt. Du wirst deine Abteilung und die Firma voranbringen."

Sie sah zu ihm auf. Ihre fragenden Augen wirkten furchtbar verletzlich.

„Ehrlich?", hauchte sie.

Er nickte mit Nachdruck. „Ich habe etwas Wichtiges gelernt, mit dir. Von dir. Ich sehe jetzt klarer, wer ich bin. Und wer ich sein möchte. Danke, Linda."

Sie legte die Stirn an seine Brust.

***

28 - Vorstandsbüro der „Hardsoft AG", Dienstag, 13:04 Uhr

Linda starrte auf das Gewirr der tiefschwarzen Brusthaare direkt vor ihren Augen. Gonzo meinte es ernst, das spürte sie. Sie hatte gewonnen! Hatte ihr Ziel erreicht, und das sogar, ohne den vollen Preis bezahlen zu müssen. Einen Schritt weiter, in Richtung des perfekten Lebens in der perfekten Villa.

Doch sie spürte keine Freude, keinerlei Triumph. Nicht einmal Genugtuung. Was tat sie da eigentlich? Warum hatte sie diese ganze Scharade überhaupt losgetreten? Ihre eigenen Motive erschienen ihr plötzlich so fern und fremd wie die Rückseite des Mondes. Das Bild einer prächtigen Villa tauchte vor ihrem inneren Auge auf, gebaut auf dem Rand eines Kraters. Luftleere Zimmer, von einer kalten Sonne scherenschnittmäßig ausgeleuchtet. Nicht besonders attraktiv.

Sie hob den Kopf.

„Danke, Gonzo." Ein trauriges Lächeln. „Aber das hat sich erledigt. Ich kündige."

„Was?" Er starrte sie schockiert an. „Aber -- oh, schon klar. Du kannst nicht mehr mit mir arbeiten, in meiner Firma. Du willst weg. Das kann ich dir nicht verdenken, du..."

„Schhh." Sie legte einen Finger auf seine Lippen und er verstummte.

„Nein. Das hat nichts mit dir zu tun", sagte sie fest. „Ganz im Gegenteil. Ich bin dir auch dankbar. Ich habe nämlich auch was gelernt. Dass ich gar nicht richtig weiß, was ich will, und warum ich es will. Ich -- ich brauche Zeit, um das rauszufinden."

Er nickte langsam. „Ich glaube, ich verstehe, was du meinst." Mit einem Seufzen drückte er sie an sich, und sie erwiderte die Umarmung.

Das fühlte sich gut an so. Richtig, irgendwie.

***

29 - Zirkus „Kopfkino", Set 33, Dienstag, 13:05 Uhr

Scribo hing über dem Geländer und spitzte die Ohren, um nur ja kein Wort des Dialogs unten zu verpassen. Was zum Teufel geschah hier? Warum lief dieses Wrack von einer Geschichte immer noch weiter? Normalerweise wäre das Signal schon längst erloschen. Wenn die Autoren nicht weiterwussten, stellten sie einfach die Arbeit ein. Die Darsteller würden gehen, die Kulisse verrotten. Bis die Datei dann irgendwann gelöscht wurde und den Platz hier freigab.

Die beiden Darsteller hielten sich eng umschlungen, wie Kinder in der Dunkelheit. Sie sahen sich in die Augen. Und jetzt streckte sich die Frau, spitzte die Lippen. Sie küssten sich, ganz sacht, und sehr, sehr vorsichtig.

Scribo schüttelte den Kopf. Sollte das jetzt hier in Romantik ausarten? Das erinnerte ja fast an seine Zeit früher bei einem Taschenbuchverlag, der sich auf Arztromane spezialisiert hatte. Kaum das, was die Leser auf Literotica suchten. Nicht mal die Liebhaber der „Romantik"-Sektion oder die Fans von „freudenspender" wollten so einen Kitsch.

Ich geb´s auf!, sagte er sich. Ich kann sowieso nichts machen. Wofür braucht man mich eigentlich hier?

***

30 -- Schreibtisch des Autors, Samstag, 00:40 Uhr

„Dingo666" las die letzten Abschnitte nochmals durch. Seine Stirn zeigte eine Reihe tiefer Falten.

Gut, er hatte seinen Figuren die Entscheidung überlassen. Sie taten, was sie für richtig hielten. Damit hatte die Geschichte zumindest einen Teil ihrer inneren Logik wiedergewonnen. Glaubhafte Charaktere stellten die absolute Grundlage jeder Erzählung dar. Sogar bei hanebüchenen Sexfantasien.

Doch was jetzt?

Wie sollte die Story enden? Es fehlte noch etwas, das war mehr als offensichtlich. Er fühlte sich so erschöpft, so müde...

Nein, er würde jetzt nicht zu Bett gehen. Er würde weiterschreiben. Und das Ende einfach seiner Besetzung überlassen. Was anderes kam jetzt ohnehin nicht mehr in Frage.

Ein Strecken, ein Gähnen. Dann legte er alle zehn Finger auf die Tastatur, eine heroische Geste der Entschlossenheit.

„Bitte, Gonzo und Linda!", sandte er ein stummes Gebet aus. „Helft mir. Bitte enttäuscht mich nicht. Ich werde künftig auch immer nett sein zu all meinen Figuren, das verspreche ich hoch und heilig!"

***

31 - Vorstandsbüro der „Hardsoft AG", Dienstag, 13:06 Uhr

Der Kuss endete mit einem hauchzarten Geräusch. Gonzo verlor sich in den wunderschönen, großen Augen, die ihn aus nächster Nähe gebannt hielten. Ein smaragdgrünes, ein grünblaues. Beide leuchteten.

Vorhin hatte er sie auch geküsst. Fast aufgefressen. Hatte jedes Detail ihrer Mundhöhle selbst erforscht, in Besitz genommen. Doch das hier, das fühlte sich noch viel intensiver an.

Realer.

Er streichelte sacht über den glatten Rücken und küsste Linda erneut. Sie schmiegte sich an ihn und erwiderte den Kuss. Zumindest schien sie wirklich nicht böse auf ihn. Seine Karriere war nicht in Gefahr. Seine Ehe auch nicht, so wie es aussah. Das hätte auch ganz anders ausgehen können!

Ihre Lippen waren so weich, schmeckten so süß. Mit milder Irritation stellte er fest, dass ihn seine Karriere nicht so interessierte, wie das eigentlich der Fall sein sollte. Und seine Frau? Nun, nach zwölf Jahren Ehe war es vielleicht ohnehin an der Zeit, ein paar Dinge zu ändern. Das musste ja nicht gleich Trennung bedeuten.

„Schade, dass du die Firma verlassen wirst", flüsterte er ihr zu. „Sag einfach, was du brauchst. Ein Zeugnis, eine Referenz, was immer. Ich möchte dich unterstützen, wenn ich kann. Wenn ich darf."

„Danke." Sie blinzelte und kicherte. „Tja, dann bin ich ja keine Mitarbeiterin von dir mehr. Wir sind dann beide freier."

„Stimmt. Ich könnte dich ja mal zum Essen einladen." Er drückte sie, spürte ihre schlanke Gestalt. „Das würde ich gerne tun."

„Ich auch. Das -- wäre schön."

Sie sahen sich an. Und küssten sich wieder.

***

32 - Zirkus „Kopfkino", Set 33, Dienstag, 13:08 Uhr

Linda erlaubte sich, den Kuss zu halten. Zu verlängern. Das war schön so. Und solange sie sich küssten, brauchte sie sich keine Gedanken um den Text zu machen.

Ihr Partner improvisierte anscheinend drauflos, und sie musste schauen, wie sie mitkam. Bisher schien das ganz gut zu funktionieren. Eine Dialogzeile ergab die nächste, so etwas wie ein gemeinsames Schwingen hatte sich eingestellt. War das der Flow, von dem sie gehört hatte?

Der Kuss gab ihr die Gelegenheit zum Ordnen der eigenen Gedanken. Die Kündigung stand fest. Sie würde also nie wieder bei einer Story mitspielen. Nie wieder die Pornopuppe eines Autors sein. Sehr schön! Doch sie würde sich an die Zeit bei Literotica als interessante Erfahrung erinnern. Als kleines, verruchtes Intermezzo, als verrückte Jugendsünde.

So schlimm war es auch nicht gewesen. Gut, sie würde die nächsten zwei Tage etwas breitbeiniger gehen müssen. Aber das schien ihr ein geringer Preis für die Erkenntnisse, die sie aus dem Experiment gewinnen konnte. Und wenn sie es genau überlegte: Fast alles, was Gonzo mit ihr anstellte, hatte sich wirklich gut angefühlt. Kein Wunder -- als langjähriger Sexdarsteller hatte er wahrscheinlich mehr Erfahrung als alle anderen Männer in ihrem Leben zusammengenommen. Beinahe schade, dass sie ihn nicht wirklich anal erleben konnte...

Moment!

Sie spürte nach innen, spannte versuchsweise den Schließmuskel. Der fühlte sich warm und gut an. Lebendig. Leise Echos von Gonzos Zungenstößen saßen darin. Ihr Po schein jedenfalls nicht so überstrapaziert wie andere Bereiche in seiner Nachbarschaft.

Ein inneres Glucksen kam aus ihrem Bauch hoch, ein gewisser Leichtsinn.

Sie konnte ja auch ein wenig improvisieren. Die Rolle der Teamleiterin entwickeln, ausgestalten.

***

33 - Vorstandsbüro der „Hardsoft AG", Dienstag, 13:11 Uhr

Linda sann über etwas nach. Das spürte Gonzo an ihren Lippen. Doch das machte ihm nichts aus. Er hatte keine Ansprüche an sie, keine Erwartungen. Es genügte ihm, die Hände auf ihren Hüften zu haben, sie zu spüren. So schön dieses kleinere, bittersüße Nachspiel auch war: Gleich würden sie beide wieder ihre zerknitterte Kleidung überstreifen, sich verabschieden, nochmal küssen, und dann wieder eintauchen in ihre jeweiligen Rollen. In ihr jeweiliges Leben.

Anscheinend war Linda zu einem Entschluss gekommen. Sie richtete sich auf, nahm seine Wangen in beide Hände, und sah ihm in die Augen.

„Ich würde dich gerne um was bitten", flüsterte sie weich. „Aber nur wenn du willst."

„Klar." Er lächelte erfreut. „Was immer du brauchst."

„Brauchen ist vielleicht der falsche Ausdruck." Sie musste grinsen. „Aber ich hätte Interesse. An einem Versuch. Nennen wir es eine Erfahrung."

„Okay?" Gonzo zog die Augenbrauen hoch.

Seine Kollegin kicherte und stellte sich auf die Zehenspitzen, brachte ihren Mund an sein Ohr. „Das war toll mit dir, vorhin. Alles. Sogar der letzte Teil, irgendwie", hauchte sie. „Da fände ich es schade, wenn ich niemals erfahre, wie du dich von hinten anfühlst."

Seine Hände kamen auf ihrer Rückseite zum Stillstand.

„Meinst du damit...?"

„Kannst du mir´s nicht doch noch mal kurz in den Popo machen?" Erneut ein Kichern, silberhell. „Muss keine große Sache sein. Ich bin nur neugierig."

Er nahm sie an den Oberarmen und schob sie eine Handbreit zurück, sah ihr in die Augen. Ja, sie meinte es ernst.

„Das... kommt jetzt unerwartet." Er suchte nach Worten. „Ich weiß nicht -- bist du nicht total raus jetzt?"

„Ja, schon. Mir wird langsam auch kühl hier." Fröstelnd zog sie die Schultern hoch. „Aber als ich hier ankam, war es auch nicht anders. Du hast mich so hübsch angeheizt. Kannst du das nicht nochmal?"

Gonzo musste lachen. Plötzlich fühlte er sich, als sei ein schweres Gewicht von seinen Schultern genommen worden. Er zog die Frau an sich und küsste sie auf den Mund. Sie antwortete. Ein wenig scheu, aber bestimmt. Ihre Lippen schmeckten aufregend.

***

34 - Zirkus „Kopfkino", Set 33, Dienstag, 13:14 Uhr

Sie knutschten eine ganze Weile, wie Teenager beim ersten Mal. Linda spürte, wie ihr nervöses Herzklopfen sich langsam beruhigte. Sie fühlte sich in guten Händen. Buchstäblich. Er streichelte sie sanft und beruhigend, und das tat gut. Ja, sie hatte richtig vermutet. Gonzo als erfahrener Darsteller wusste genau, was zu tun war. Er würde alles richtig machen.

Und sie selbst? Hatte sie tatsächlich Lust auf seinen Pint in ihrem Poloch? Oder war das nur die Rolle einer neugierigen Mitarbeiterin, die sie ausfüllte?

Oder -- bestand zwischen diesen beiden Personen etwa gar kein großer Unterschied? Vielleicht nicht, überlegte sie. Sowohl sie selbst als auch die Linda der „Hardsoft AG" waren junge Frauen auf der Suche, auf einem Erkundungstrip nach dem richtigen Platz. Durchaus neugierig, aufgeschlossen für Erfahrungen, und bereit, mal etwas zu riskieren.

Gonzo nahm sie fest in die Arme und drückte sie, als wollte er sie nie wieder loslassen. „Ist das wahr, was du vorhin gesagt hast?", raunte er dann an ihrer Schläfe. „Das mit Neflix und Dildos und so?"

„Naja, vielleicht habe ich da ein wenig, äh, hochgestapelt." Ihre Fingernägel schabten spielerisch über seine Muskeln. „Aber nicht gelogen. Ich habe mich wirklich schon ein paarmal hinten anbohren lassen."

„Und? Wie war das für dich?"

Er kraulte sie am Nacken. Sie bemerkte, dass sich ein warmer Druck an ihrem Unterbauch bildete. Ah, die Unterhaltung machte ihn also an? Konnte er haben.

„Naja, unterschiedlich. Einmal richtig blöd. Es tat nur weh und hat nicht richtig funktioniert. Ein, zweimal so lala. Ich hab´s ausgehalten, war aber froh, als es vorbei war. Und zweimal ziemlich gut." Sie seufzte und rieb sich an ihm. „Eines war ein One-Night-Stand, der Typ war total scharf drauf. Ich hatte was getrunken und hab mich breitschlagen lassen, obwohl ich es ursprünglich nicht wollte. Zum Glück hatte er einen ziemlich schlanken Schniedel. Das ging einigermaßen, nach ein wenig Dehnmassage. Er hat ganz langsam gemacht und mir Zeit gegeben. Als ich mich an das Gefühl gewöhnt hatte, da fand ich es geil. Er wollte, dass ich zuerst komme, weil er spüren wollte, wie mein Po sich dann von selbst bewegt. Also habe ich mich für ihn bis zum Orgasmus gestreichelt. Das hat sich schon -- besonders angefühlt."

Wer sagte das eigentlich gerade? Klar, es waren ihre echten Erfahrungen, über die sie berichtete. Wahr und ungeschönt. Doch es waren genauso die Erinnerungen einer ehrgeizigen Konzern-Angestellten. Oder konnten es gut sein. Weder das Skript noch eine andere Quelle behaupteten etwas anders.

War es damit die Wahrheit? Für beide rothaarige Frauen, die da gerade mit einem gutgebauten, südländischen Lover sprachen? Korrektur: mit zwei Lovern, natürlich? Oder konvergierte etwa auch der Darsteller Gonzo so mit dem von ihm verkörperten Manager Gonzo?

„Hört sich gut an." Seine Hände fanden ihre Hinterbacken und streichelten sie spielerisch. „Also testen wir mal, ob es mit uns beiden geht. Sag aber bitte sofort Bescheid, wenn es weh tut, oder wenn du nicht mehr willst. Dann brechen wir ab."

„Ja, mache ich." Sie drückte mit dem Bauch gegen seine zunehmend härtere Erektion. „Und du? Kannst du denn noch? Ich kann ja den Eingang wechseln, aber du brauchst dasselbe Werkzeug."

„Klar. Kein Problem. Ich weiß, was ich in so einem Fall machen muss. Das passiert mir nicht zum ersten Mal, denn..."

Er stockte und brach ab. Dann lachte er leise. Sie fiel ein. Aha -- da bekam der erfahrene Darsteller wohl auch seine eigene Identität nicht mehr klar von der Rolle abgetrennt. Der verheiratete Gonzo Gonzales in seiner Büroetage hätte nicht so geantwortet. Der hatte sich in seiner Vergangenheit wahrscheinlich nicht regelmäßig wundgevögelt.

Der Schnitzer spielte keine Rolle, entschied sie. Doch etwas anderes war jetzt noch wichtig.

„Ich habe was mitgebracht." Sie griff nach ihrer Handtasche und holte ein schwarzes Plastikfläschchen heraus. „Das hier hat mir eine Freundin gegeben, die sich auskennt."

„Massageöl? Sehr gut! Das hilft bestimmt." Er nahm das Fläschchen und schüttelte es. Es klang höchstens halb voll. Er sah sie an und zog amüsiert eine Augenbraue hoch.

„Heee, das hab nicht ich verbraucht." Sie schlug spielerisch gegen seine harte Brust. „Sonja hat es mir so gegeben."

„Sonja?"

„Ja, du weißt schon. Sie arbeitet meistens drüben, bei „BDSM" -- äh, ich meine, in der Buchhaltung."

„Ah, klar. Die Sonja."

„Sie meinte, da wäre auch was Beruhigendes drin, das den Muskel entspannen hilft."

„Ja. Sieht gut aus." Er studierte die winzige Aufschrift der Inhaltsstoffe. „Sollte das Richtige sein. Hm -- wir nehmen am besten wieder den Tisch."

Linda warf einen Blick auf die Platte. Die Pfütze dort war fast überall eingetrocknet. Vorhin hatte das Möbelstück ganz schon geknarrt. Aber so heftig würde es ja nicht mehr werden. Hoffentlich.

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