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Homo Superior 09: Der Kommissar II

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Man hatte ihm nie irgendwelche illegalen Machenschaften nachweisen können, was wohl daran lag, dass es jedes Mal zur Intervention von höchster Stelle kam, wenn sich Verdacht gegen ihn regte. BND, MAD und noch anderen in- und ausländische Drei-Buchstaben-Agenturen. Er wäre ein wichtiger Informant, bla, bla, bla.

Inzwischen war er eine Art Berühmtheit, wie es Al Capone im Chicago der Neunzehn-Zwanziger gewesen war. Man fand keinen Zeugen, der auspacken wollte, war sich aber sicher, dass er seine Finger in vielen unlauteren Geschäften hatte.

Vor allem Menschenhandel. Junge Frauen, die angeblich aus dem Teil von Osteuropa stammten, der inzwischen zur EWG gehörte. Die problemlos eine Arbeitserlaubnis bekamen, und die immer zufällig gerade wieder in ihre Heimat zurückgekehrt waren, wann immer sie der Polizei auffielen. Prostituierte, Hausangestellte, Fabrikarbeiterinnen. Pawlow konnte angeblich jeden Wunsch innerhalb kürzester Zeit befriedigen.

Jeden.

Denn es gab noch einen viel dunkleren Verdacht, der immer mal wieder aufpoppte. Man munkelte von Sex-Sklavinnen für Millionäre, von Kindern. Auch wenn über neunundneunzig Prozent davon ganz sicher unhaltbare Vermutungen waren, blieb noch ein kleiner Bruchteil hängen.

Ich lehnte mich zurück. Er konnte Jekaterina weiterverkauft haben. Aber das roch nicht richtig. Er war jetzt seit über zwanzig Jahren mit Olga verheiratet. Er hatte damals eine Familie gründen wollen, ohne seine Geliebte zu schwängern. Der Zusammenbruch der Sowjetunion hatte schon begonnen gehabt, und eine schwangere Frau wäre ein potenzielles Druckmittel gegen ihn gewesen, und eine Behinderung bei einer Flucht.

Ich blickte auf und stellte fest, dass ich wohl wieder einige Zeit abwesend gewesen war. Karl und Moni blickten ganz schön genervt.

"Sucht auf keinen Fall nach ihm auf einem Computer", sagte ich.

Karl nickte. "Klar, Boss."

"Ihr werdet den Namen nicht in den Mund nehmen und auch nicht irgendwo aufschreiben."

Beide nickten.

"Geht runter ins Papierarchiv und sucht raus, was ihr finden könnt. Nehmt keine Akten heraus, benutzt keinen Kopierer. Hier —"

Ich holte mein A-Phone heraus und drückte es Monika in die Hand. "Macht nur damit Fotos. Die werden automatisch in eine verschlüsselte Cloud hochgeladen."

"Die PIN?"

"Braucht ihr nicht. Ihr könnt auch im gesperrten Zustand fotografieren." Ich vertraute den beiden, doch auf meinem Handy war zu viel Material, was außerhalb meiner Familie niemanden etwas anging.

"Verstanden", sagte Karl, nahm sie an der Hand, und die beiden verschwanden.

Pawlow hatte ganz sicher Informanten bei der Polizei. Ich kannte niemanden außer Karl und Moni, denen ich vertraute. Papa wollte ich auf gar keinen Fall in die Sache hineinziehen. Stattdessen —

Ich stand auf. Ich musste mit Thandi reden. Und es war Freitag. Wir hatten Karten für den Tanz der Vampire. Wenn ich nicht jetzt etwas fand, das mich von dem Fall ablenkte, würde ich das ganze Wochenende nur grübeln.

*

Montag, Direktion 5 K 3, Kreuzberg, Friesenstraße

Karl und Moni blickten mich erschöpft an, als ich ins Büro kam.

"Habt ihr etwa das ganze Wochenende im Archiv verbracht?"

Monika feixte. "Weißt du, dass da unten ein Bett steht?"

Karl lief rot an.

Ich verkniff es mir, die beiden nach ihrem Sexleben zu löchern, stattdessen nahm ich mir vor, ihnen eine Hochzeit im Resort Freiheit zu spendieren, wenn es soweit war.

Vater hatte das Ganze eigentlich nur als Fake gedacht, um Pascal und Ruth zusammenzubringen. Aber in der Zwischenzeit hatte sich die Geschäftsidee als sehr lukrativ herausgestellt. Und es führte dazu, dass wir jungen Leute nicht so sehr auffielen.

"Hast du dir die Bilder angeschaut?"

Ich nickte. "Ich —" Sie hatten es sich verdient. "Mir ist eine Sache aufgefallen, um die ich mich kümmern werde. Ihr beide habt diese Woche frei. Ist mit dem Direktor abgeklärt. Macht euch eine schöne Zeit."

Die beiden blickten mich enttäuscht an. Ich legte nur den Finger auf den Mund. Was ich vorhatte, war zu brisant. Es konnte mich mehr als nur meinen Job kosten. Und jeden, der davon wusste.

Monika warf mir mein Handy zu und die beiden verschwanden. Eine Superhochzeit würden sie bekommen. All-Inklusive. Und eine Hochzeitsreise in die Karibik, von meinem eigenen Geld bezahlt.

Ich stieg die schlecht beleuchtete Treppe hinunter ins dritte Untergeschoß. Dort stand versteckt hinter einem Regal mein "Giftschrank". Ich schob das Regal beiseite, schloss den Schrank auf und gab eine Kombination ein, die das verborgene Fach im Fuß aufklappen ließ.

Ich hatte mir den Schrank vor ein paar Jahren eingerichtet, als mir klar wurde, dass nicht alle Polizisten in der D5 so integer waren, wie ich es mir einbildete zu sein.

Wann immer bei meinen Recherchen etwas auftauchte, das nach organisiertem Verbrechen roch, erstellte ich eine Kopie und legte sie in dem Schrank ab. Ich war nicht wirklich überrascht, dass ab und zu welche von den Originalen nicht mehr auffindbar waren.

Was mich bei den Fotos meiner Helfer stutzig gemacht hatte, war eine handschriftliche Notiz eines verdeckten Ermittlers gewesen, der inzwischen nicht mehr lebte. "IPaw <-> Babies?". Jemand hatte sich Mühe gegeben, sie unlesbar zu machen, doch Ruths Computer hatte sie aufgedeckt.

Das Babies —

Eine urbane Legende. Ein Gerücht. Eine Perversion. Ein geheimer Privatclub, in dem man Kinder kaufen konnte. Oder mieten. Oder sich gegenseitig ausleihen. Angeblich. Es hatte nie Beweise gegeben. Der dreiseitige Bericht des Kollegen existierte schon lange nicht mehr. Ich hatte ihn damals zufällig gesehen und kopiert. Eine Ahnung?

Wenn Pawlow sich für kleine Mädchen interessierte — Ich wollte gar nicht darüber nachdenken.

Hier: Ich überflog die Blätter. Nichts Genaues. Nichts, auf das man eine Untersuchung hätte gründen können.

Der Club hatte keine bekannte Adresse. Mitglieder bekamen ein Parkhaus oder eine Straßenkreuzung mitgeteilt, an der sie abgeholt und an die sie zurückgebracht wurden.

Man wurde nur Mitglied durch Mundpropaganda. Der Kollege hatte drei Namen hingeschrieben, mit Fragezeichen hintendran.

Einen davon kannte ich persönlich. Kevin Mueller. Ein deutschstämmiger Amerikaner, der hier jahrelang einen Sexclub der etwas extremeren Art geführt hatte. Der Name "Bizarro Babes" versprach allerdings mehr, als er hielt. Es war nicht der legale Club gewesen, der ihm das Genick gebrochen hatte, sondern der Handel mit immer neuen Designerdrogen, den er nebenher zu laufen gehabt hatte.

Der Handel war in Deutschland zwar nicht illegal, da neue Drogen von Natur aus nicht verboten waren, aber die Kollegen vom FBI hatten dazu eine andere Meinung. Anfang letzten Jahres war Kevin zu einem Heimaturlaub in den Staaten geflogen, doch nie dort angekommen. Hatte wohl einen falschen Anschlussflug genommen. Shit happens, wie Samantha sagen würde.

"Hmmm." Ich verschloss den Schrank, schob das Regal davor und machte mich auf den Weg in die Asservatenkammer. Die Kollegen von der Droge hatten nach Muellers "Verschwinden" seine Wohnung ausgeräumt. Ich hatte mal wieder nur eine Ahnung, aber die hatten sich in letzter Zeit öfters bewahrheitet als in den Jahren zuvor. Und selbst da hatte ich einige Male richtig gelegen.

Ich schaltete das Licht ein und suchte nach der Fallnummer. Super! Drei Regale voller Kartons. Ich wollte auf keinen Fall dadurch auffallen, dass ich die jetzt in mein Büro transportierte, also würde ich jetzt wohl hier im Keller übernachten. Ohne eine Freundin, die mir das Bett warmhielt.

Ich holte Luft, griff nach Karton Nummer eins — und stellte ihn wieder weg. Stattdessen schloss ich die Augen und ging langsam an den Regalen entlang. Mal sehen, ob ich mir Zeit sparen konnte.

Wenn ich schon einen Riecher hatte, dann sollte ich das auch ausnutzen.

Ich blieb stehen, griff nach ganz oben und holte einen Karton herunter. Nummer einhundertzwölf.

Ich stellte ihn auf den nächsten Tisch und begann zu wühlen. Anzüge. Maßanzüge. Feinstes Flanell. Der Mann hatte Geschmack. Und jetzt trug er wohl nur noch Orange. In Guantanamo wahrscheinlich.

Einer der Anzüge war nicht perfekt gebügelt. Einmal getragen und weggehängt. Ich durchwühlte die Taschen — Nichts. Doch dann fiel mein Blick auf den Hosenaufschlag. Ich konnte nichts sehen, doch irgendetwas — Ich griff hinein und fühlte Papier. Ein kleiner Zettel. Handschriftlich. Zwei Ziffernfolgen. Die erste begann mit null drei null. Echt jetzt? Eine Berliner Telefonnummer mit Vorwahl?

Ich hatte nicht gewusst, ob ich überhaupt etwas finden würde. Und wenn, was es sein könnte. Doch wenn das hier das war, was ich vermutete —

Ein Plan schoss mir in den Kopf. Völlig verrückt, aber machbar.

*

Montag, eine Woche später, Friedrichshain, Grünberger Straße

"Das machen wir doch mit links", meinte Thandi.

Inzwischen hielt ich meinen Plan nur noch für verrückt. Es gab viel zu viele Unwägbarkeiten.

Im Babies auftauchen, hoffen, dass auch Pawlow da war, und ihn dann scharf machen — auf meine Frau. Dann improvisieren und hoffen, dass ich es irgendwie schaffen würde, in seinen KGB-Bunker zu kommen und mit meiner Schwester wieder hinaus.

Natürlich hatten wir das Haus eine Woche lang observiert. Es wurde nicht nur von einer Horde breitschultriger Männer mit Bart bewacht, von dem wir zwei als Ex-KGB identifiziert hatten. Es gab nicht nur einen elektrischen Zaun und Anomalien im Infrarotbild, die auf Tretminen hinwiesen. Es gab nicht nur eine zwanzig Meter tiefe Todeszone und Scharfschützen.

Nein. Das Haus hatte jede vorstellbare Art von Sensoren, die einen Eindringling von Mausgröße auf hundert Meter Entfernung erkennen konnten. Für letzteres hatten wir den Beweis auf Video. Das Eichhörnchen hatte es nicht nur nicht überlebt. Es gab nachher nur ein paar Blutspritzer, die fünf Minuten später von der Sprinkleranlage weggewaschen wurden.

Fremde kamen nur mit einer Einladung ins Haus und wurden zudem gründlich durchsucht. Handys, Brieftaschen, Schlüssel und Gürtel wurden weggeschlossen. Manche "Gäste" mussten sogar die Schuhe ausziehen.

Eine Waffe einzuschmuggeln war unmöglich. Selbst eine Wanze würde gefunden werden.

Wir hätten nur unsere Körper, was in Thandis Fall aber durchaus als Waffe durchgehen konnte.

"Ruf endlich an", drängelte Thandi. "Vielleicht ist das ja die Nummer vom Pizzaservice und wir müssen weitersuchen."

Das war allerdings sehr unwahrscheinlich. Die Nummer war nicht registriert. Sie lag in einem Nummernkreis, der für ausländische Diplomaten reserviert war.

Wenn es das Babies war, dann hatte Pawlow wahrscheinlich seine Finger drin. Ich hielt es sogar für möglich, dass es ihm gehörte. Was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöhte, ihn dort anzutreffen.

Ich nahm das Wegwerf-Handy, das ich gekauft hatte, und wählte die Nummer. Freizeichen. Zwei, drei, viermal. Ich wollte schon auflegen, als es knackte. Dann kam ein ausländisches Freizeichen.

Und dann eine mechanische Stimme. "Mitgliedsnummer?"

Ich las die zweite Nummernfolge von dem Zettel ab.

"Personen?"

"Zwei."

"Datum und Uhrzeit?"

"Morgen Abend, Elf Uhr."

"Der OBI-Parkplatz. Ostseestraße."

Es klickte.

"Okay", meinte ich. "Das war definitiv nicht der Pizzaservice. Er hat nicht nach meiner Adresse gefragt."

Dienstagabend, irgendwo im Osten von Berlin

Die Limousine, die uns auf dem Parkplatz abgeholt hatte, war mit zweien der Männer besetzt, die wir vom Überwachungsvideo her kannten. Ein weiterer Hinweis, dass Pawlow mehr mit dem Babies zu tun hatte, als ich gedacht hatte. Wenn es denn das Babies war, zu dem sie uns brachten, und nicht eine von den Müllhalden im Osten, wo immer mal wieder Körperteile auftauchten.

Der Parkplatz lag Luftlinie auch nur einen halben Kilometer von Pawlows Haus entfernt. Doch die Fahrt ging in eine andere Richtung. Natürlich gab es keine Fenster zum Hinausschauen, doch ich hatte schon immer einen guten Orientierungssinn gehabt. Und er war nicht schlechter geworden.

Wir fuhren fast eine halbe Stunde im Kreis, doch zuletzt kamen wir an einer Stelle an, die ich kannte. Hohenschönhausen. Die Gedenkstätte für die politischen Gefangenen der DDR.

Wie ironisch.

Das Auto fuhr in eine Garage, aber die Türen öffneten sich nicht. Stattdessen setzte sich der Boden nach unten in Bewegung. Ein Aufzug!

Die ehemalige Haftanstalt hatte zwei Untergeschosse, doch gefühlt waren wir ein ganzes Stück tiefer, als der Aufzug endlich ruckend stoppte.

Da hatte die Stasi wohl noch Geheimnisse gehabt, die bisher nicht ans Licht der Öffentlichkeit gelangt waren.

Die Autotür öffnete sich, und ich konnte mich im letzten Moment zurückhalten, nicht "Showtime" zu murmeln.

Wir liefen durch einen schwach beleuchteten Flur zu einer Tür, die nach Holz aussah, sich aber wie dicker Stahl bewegte.

Dahinter gelangten wir in eine Garderobe.

"Herzlich willkommen, Herr Mueller. Möchten Sie ablegen?"

Die da sprach, sah aus wie ein etwa zehnjähriges Mädchen. Doch irgendwie fühlte sich das falsch an. Es konnte doch nicht sein, dass Pawlow die Möglichkeit hatte, Frauen jünger zu machen. Oder doch?

Das Mädchen trug eine Art Dienstmädchen-Uniform, allerdings mit freiem Oberkörper und nackten Beinen.

Ich wandte mich zu Thandi um, die derzeit auch wie ein zehnjähriges Mädchen aussah. Sie konnte das. Es war mühselig gewesen, doch es war der Knackpunkt unseres Plans.

"Gib dem netten Fräulein deinen Umhang, Kleines", sagte ich, und meine Schwester gehorchte wortlos.

Sie war nackt darunter bis auf ein Lederhalsband und die Goldkette, deren eines Ende ich in der Hand hielt und deren anderes in einem Piercing in Thandis Schamlippe endete.

Thandi war knapp ein Meter zwanzig groß, etwas zu dürr und schlaksig und hatte noch nicht einmal den Ansatz eines Busens.

Ich dagegen sah dreißig Jahre älter aus als ich war. Muellers letztes Foto hatte einen grauen Ansatz an den Schläfen gezeigt, doch ich hatte das mal locker extrapoliert. Also waren meine Haare viel grauer als es meinem angeblichen Alter von vierzig entsprach.

Ich trug einen Schnurrbart, der mich ständig an der Nase kitzelte. Doch er war Muellers Markenzeichen gewesen, also konnte ich nicht darauf verzichten.

Ich lächelte Thandi aufmunternd zu und setzte mich in Bewegung.

Es war warm. Zu warm für meinen Geschmack, doch ich trug auch mehr am Leib als die meisten Gäste — und deren Begleitungen. Es waren Mädchen und Jungen, Kinder, die man hier missbrauchte. Dieser Club musste schließen. So schnell wie möglich.

Doch leider nicht heute. Nicht, solange wir nicht wussten, was mit unserer Schwester geschehen war.

"Kevin, mein Freund", hörte ich da eine Stimme. Bingo!

Ich wandte mich um. "Iwan Petrowitsch. Wie geht es dir?"

Er umarmte mich und küsste mich auf beide Wangen. "Ich hatte gedacht", raunte er mir zu, "das FBI hätte dich erwischt."

"Hat es auch", raunte ich zurück. "Doch ich habe immer noch ein paar Freunde in Amerika. Ich bin rehabilitiert."

"Sehr gut, sehr gut", dröhnte er. "Eine Runde aufs Haus! Mein Freund Kevin ist zurückgekehrt —" Sein Blick fiel auf Thandi und seine Augen wurden groß. "Und hat ein interessantes Spielzeug mitgebracht."

"Ja", sagte ich und warf im selben Augenblick unsere Planung über den Haufen. "Sie ist der Grund, warum ich mit dir sprechen möchte. Sie ist etwas Besonderes — ein Prototyp."

Seine Augenbrauen hoben sich. "Interessant. Sehr interessant." Er winkte, und ein Mädchen tauchte neben ihm auf. "Katinka, führ bitte meinen Freund ins Séparée. Bring ihm und seinem Mädchen alles, was er will. Und eine Flasche Wodka für mich."

Sie verbeugte sich. "Da, Gospodin." Dann wandte sie sich mir zu. "Wenn Sie mir bitte folgen würden —" Sie wandte sich ab und lief mit kleinen Schritten voran.

"Ich bin in einer Viertelstunde bei dir, Towarischtsch. Mach es dir gemütlich."

Wir liefen durch einen kurzen Flur und durch eine weitere schwere Stahltür. Dahinter lag ein plüschüberfrachteter kleiner Raum mit einem halbkreisförmigen Sofa und einem runden, niedrigen Tisch, wie ich es von Stripclubs kannte.

Ich ließ mich nieder und winkte Thandi zu, sich in meinen Schoß zu setzen.

"Ein Macallan", sagte ich zu dem Mädchen. "Und ein stilles Wasser."

"Ja, mein Herr. Kommt sofort. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt."

Sehr erwachsen, die Ausdrucksweise. Zu erwachsen für ein Mädchen ihres scheinbaren Alters.

Ich streichelte Thandis Wange. "Und, gefällt es dir hier, Kleines?"

Sie nickte. Sie würde den ganzen Abend kein Wort sprechen. Stattdessen hob sie ihren Kopf und blickte mich flehend an. Ich küsste sie auf den Mund.

Der Kuss war absolut nicht mit unseren üblichen zu vergleichen. Es war eher der keusche Kuss zwischen Vater und Tochter als zwischen Liebenden.

Ich hatte mich nie sexuell zu Kindern hingezogen gefühlt, und dieser Abend würde nichts daran ändern, selbst wenn das Mädchen in meinen Armen meine geliebte Schwester war.

Die Tür öffnete sich, und ein kleiner Junge kam herein. Er trug keuchend ein Tablett mit der Whiskyflasche mit Glas, einer Wodkaflasche mit Glas, Eis und Soda. Außerdem stand noch eine unauffällige Halbliter-Plastikflasche darauf. Nur die japanischen Schriftzeichen verrieten, dass es sich um das teuerste Tafelwasser der Welt handelte.

"Gute Abend — äh — mein Herr", sagte der Junge mit leicht zittriger Stimme. Ein himmelweiter Unterschied zu den beiden Mädchen. Das hier war wirklich ein Kind.

"Komm, gib her." Ich nahm ihm das schwere Tablett ab. Hoffentlich war ich damit nicht zu sehr aus der Rolle gefallen.

"Danke mein Herr. Wünschen Sie noch etwas, mein Herr?"

"Nein, danke, Kleiner."

Er drehte sich um und flüchtete geradezu.

Kurz darauf öffnete sich die Tür erneut, und Iwan Pawlow hatte seinen Auftritt.

"Was sollte die Show", fragte ich ihn. "Du lässt kleine Kinder schwere Tabletts schleppen?"

"Nur ausnahmsweise. Der Kleine gehört einem Gast und soll höflichen Umgang lernen."

Er setzte sich und musterte Thandi. "Wie alt ist die?"

"Immer mit der Tür ins Haus?"

"Du hast gesagt, sie wäre etwas Besonderes."

"Sie ist achtzehn. Völlig legal."

"Interessant. Und wie lange hast du sie schon?"

Ich lächelte. "Eine Woche. Wie lang brauchst du für deine?"

"Eine Woche?" Sein Gesicht zeigte Verblüffung. "Wie machst du das?"

Ich lehnte mich zurück und streichelte über Thandis Kopf. "Hast du schon einmal den Begriff 'Supersoldatenprogramm' gehört?"

Er lachte auf. "Nur in Comics. Du willst doch nicht etwa sagen —"

"Die Amis haben 1945 die Operation Overcast aufgelegt, um deutsche Wissenschaftler für die USA zu rekrutieren."

Er winkte ab und schenkte sich einen Wodka ein. "Ist doch ein alter Hut. Schließlich ist daraus die NASA entstanden."

"Einen Teil der Wissenschaftler haben sie statt nach Texas nach Alaska verfrachtet."

"Ja?"

"Mengeles Leute und noch andere. Ärzte und Biochemiker. Und die haben tatsächlich nach einem Serum geforscht, um so etwas wie Captain America hervorzubringen."

Er beugte sich vor. "Und?"

"Sie sind kläglich gescheitert."

"Ha!" Er stürzte seinen Wodka hinunter.

"Es hat genau das Gegenteil bewirkt."

Wäre er ein Hund gewesen, hätten sich jetzt seine Ohren aufgestellt. Sein Blick irrte zu Thandi, und an ihrem nackten Körper hinunter und wieder hinauf.

"Wie bist du daran gekommen?"

"Da tut hier nichts zur Sache. Fakt ist, dass das Serum existiert. Es handelt sich eigentlich um einen Virus, dessen Genom im Labor zusammengestückelt wurde."

"Auswirkungen?"

"Rückentwicklung des Körpers innerhalb von maximal zwei Tagen. Es brennt das Willenszentrum im Gehirn aus und auch das Sprachzentrum."

"Kann sie verstehen, was wir sagen?"

"Was wäre eine Sklavin, die keine Befehle befolgen kann? Thandi, präsentiere dich!"