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JinJin

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Ich hatte bei unserer bisher kurzen Unterhaltung nur starr vor mich hingesehen, doch als jetzt Michaela mir keine Antwort gab drehte ich mich zu ihr. Ich sah kleine Tränen in ihren gekränkten und verzweifelten Augen. Ehrlich gesagt, es machte mir nicht im Geringsten etwas aus. Die Kränkung, die ich von ihrer Seite erfahren hatte, stand in keinem Verhältnis zu meiner mehr oder weniger harmlosen Feststellung. Sie bemühte sich um Fassung als sie mir sagte:

„Michael, hasst du mich so sehr? Ich weiß, ich habe dir sehr weh getan aber um der schönen Zeiten willen, die wir doch auch hatten, bitte ich dich, nein flehe ich dich an mir diese Chance zu einer Erklärung zu geben."

Ich wurde nun langsam sauer.

„Um Himmels Willen, was gibt es da zu erklären Michaela? Du hast meinen Heiratsantrag aus mir damals unverständlichen Gründen abgelehnt. Als ich dann in meiner Verzweiflung zwei Wochen später die Weltreise beschlossen habe und auch sofort abgereist war, höre ich wiederum zwei Wochen später von Robert am Telefon, dass du mit Tobias zusammen bist. WAS GIBT ES DA ZU ERKLÄREN MICHAELA, WAS?????????? Der Grund weshalb du meinen Antrag abgelehnt hast war ja damit sehr offensichtlich. 2 Wochen Michaela, 2 Wochen!!!!!!! Ein bisschen mehr „Trauerzeit" über den Bruch unserer Beziehung hätte ich mir schon gewünscht Michaela. Aber du musst ja sehr froh darüber gewesen sein, dass ich München verlassen habe, so konntest du deine Beziehung mit Tobias sofort bekannt geben. Und das diese Beziehung erst nach unserer Trennung angefangen hat glaubt dir wirklich kein Schwein."

Darauf konnte sie mir natürlich nicht antworten und ließ nun lieber den Tränen freien Lauf. Sie weinte herzerweichend. Aber nicht mit mir!!!!! Ich war richtig froh meinem Herzen Luft gemacht zu haben. Das wollte ich ihr schon seit 3 Jahren sagen und nun war es endlich raus. Endlich. Ich fühlte die innere Ruhe in mir, auf die ich 3 Jahre gewartet hatte. Jetzt war sie endlich da.

Sie weinte immer noch. Ich gab Gas um so schnell wie möglich ihre Wohnung zu erreichen. Ich wollte Michaela nicht länger neben mir haben als unbedingt notwendig. 25 Minuten musste ich mir das Geheule Michaelas anhören, sie hörte einfach nicht auf. Dann war ich endlich an ihrer Wohnung angelangt.

„Wir sind da, du kannst jetzt aussteigen."

Michaela hatte gar nicht bemerkt, dass wir bereits vor ihrer Wohnung standen. Gott sei Dank hatte ich sie ohne die Hilfe Michaelas gefunden. Sie sah mich noch einmal flehend an. Ich sagte nur:

„Gute Nacht Michaela."

Sie sagte gar nichts, stieg aus und rannte zur Haustür ihres Wohngebäudes. Sie sah sich noch einmal nach mir um, aber als ich keine Anstalten machte ihre etwas Weiteres zu sagen oder überhaupt eine Bewegung zu machen, schloss sie auf und war dann Verschwunden.

Eine riesige Last fiel mir von meinen Schultern. Eine Last, die ich, manchmal ersichtlich, manchmal unbemerkt mit mir herumgetragen hatte. Ich sah ein Licht im zweiten Stock angehen und ich dachte mir, dass es Michaelas Wohnung ist. Nun konnte ich abfahren. Ich gab dann auch Gas und nahm sogar einen Umweg über die Umgehungsstraße um mir den angenehmen Fahrtwind durch die Haare wehen zu lassen. Das tat mir so richtig gut. Es war nach 3 Uhr als ich den Porsche wieder in unserer Garage abstellte.

Ich erwachte als ich Annes Stimme an meiner Zimmertür hörte.

„Micha, kommst du runter zum Frühstück? Paps und ich haben auf damit auf dich gewartet."

„Ja Anne, 10 Minuten bitte."

Ich stand auf und sah aus meinem Fenster heraus. Es war herrliches Wetter draußen. Ich nahm schnell eine Dusche und zog mir nur Badeshorts und ein Achsel T-Shirt an und ging runter zu meinen Eltern. Sie saßen unter der Markise der Terrasse und der Tisch war herrlich zu einem Brunch hergerichtet. Da heute Sonntag war hatte eine Bedienstete frei und es war nur die Köchin, die auch im Anbau der Villa wohnte da. Ich hatte sie beide gestern noch nicht gesehen. Die Köchin servierte das Frühstück und sie strahlte als sie mich kommen sah.

„Hallo Michael, schön dich nach so langer Zeit wieder zu sehen. Willkommen zu Hause."

Ich ging zu ihr und nahm sie fest in meine Arme.

„Ich freue mich auch dich wieder zu sehen Ingrid. Du und deine herrlichen Knödel haben mir sehr gefehlt."

„Hahaha, nur die Knödel?"

„Na ja, auch den Braten dazu natürlich."

„Das will ich auch gehofft haben junger Mann. Komm setz dich, ich schenke dir gleich Kaffee ein."

Ich hatte mich immer sehr gut mit Ingrid und Anita, der anderen Bediensteten, verstanden. Sie waren seit vielen Jahren für meine Eltern tätig und gehörten zur Familie. Wir behandelten sie nicht wie Angestellte, dafür waren sie schon zu lange bei uns. Sie hatten mich aufwachsen sehen und auch viele Streiche von mir ertragen müssen. Ich begrüßte Paps und Anne mit Küssen auf die Wangen und setzte mich dann an den Tisch.

Anne lächelte mich an: „Wurde ja gestern spät mit deinen Freunden. Wann bist du nach Hause gekommen?"

„Etwas nach drei Uhr. Ich habe noch Michaela nach Hause gefahren und die wohnt relativ weit weg von hier."

„Ahhhh, Michaela! War sie denn gestern auch dabei? Was macht sie denn so?"

Meine Mutter hatte Michaela wie eine Tochter geliebt und es traf sie damals fast genauso hart wie mich, als wir beide uns getrennt hatten.

„Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung Anne. Keiner wusste, dass sie gestern auch kommen würde. Ich habe sie dann nur nach Hause gefahren, weil es schon spät war und ich sie nicht mit dem Taxi hätte nach Hause fahren lassen können. Was sie macht, arbeitet oder treibt weiß ich nicht."

„Hmmm, verstehe. Aber es ist nett von dir, dass du sie wenigstens nach Hause gefahren hast."

Ich ersparte mir eine Bemerkung dazu und sah nun Paps an und sagte lachend:

„Bist du in einer „Midlife Crisis" Paps? Hast dir ja einen schönes „Aufreißer Auto" zugelegt."

„Hahaha, hat er dir gefallen?"

„Du weißt, ich steh nicht groß auf solche Autos, aber er ist schon eine Wucht."

„Das freut mich dann besonders, da ich schon befürchtet hatte, er würde dir nicht gefallen."

„Muss mir ja auch nicht gefallen, ist ja dein Auto."

„Nein mein Sohn, es ist DEIN Auto."

Er zwinkerte Anne zu und die musste sich nun zwingen nicht laut zu lachen.

„Wie? Wieso? Warum mein Auto? Verstehe nur Bahnhof."

„Es ist unser Geschenk an dich. Für deine Heimkehr. Deinen Golf hattest du ja vor deiner Abreise verkauft und Anne und ich haben uns gedacht, wir machen dir eine Freude mit einem neuen Wagen."

„Woww, das muss ich erst verdauen. Aber ein neuer Golf hätte es auch getan. Aber trotzdem vielen Dank."

Ich stand auf und gab beiden eine herzliche Umarmung.

Meine Mutter lachte nur und sagte auf Türkisch: „Allah kazadan beladan korusun."

Da ich sehr gut Türkisch spreche (meine Mutter bestand darauf, dass wir uns auch auf Türkisch unterhielten) verstand ich sofort: „Möge Gott dich vor Unfällen und Unheil bewahren". Ich bedankte mich ebenfalls in Türkisch:

„Amin. Teşekkür ederim Anne." (Amen. Danke schön Mutter)

Mein Vater lachte: „Es ist erstaunlich, wie locker du dieses Kauderwelsch gelernt hast Sohnemann. In den 35 Jahren, die ich nun deine Mutter kenne, habe ich nur einige Brocken für den Hausbedarf gelernt."

„Hättest dich nur ein wenig anstrengen müssen, dann könntest du jetzt so gut Türkisch wie dein Sohn." Sagte meine Mutter zynisch.

Es war schon immer ein „Streitpunkt" meiner Eltern gewesen, dass Paps sich nicht aufraffen konnte, richtig Türkisch zu lernen. Anne meinte es natürlich nicht böse, aber es gefiel ihr dies Paps immer wieder unter die Nase zu halten.

Wir drei ließen uns das Frühstück so richtig gut schmecken. Als wir dann wieder unseren türkischen Mokka tranken, rief Robert auf meinem Handy an:

„Heyyy Buddy. Die Nacht mit Michaela gut überstanden?"

„Buddy!!! Wir sprechen uns noch. Mich so einfach mit ihr alleine zu lassen. Das zahle ich dir heim."

„Hahaha, wird schon nicht so schlimm geworden sein. Habe ja ihre Blicke, die sie dir den ganzen Abend zugeworfen hat gesehen. Solche liebenden Augen können nichts Böses tun."

„Ach hör mir nur mit dieser Scheisse auf. Erzähle dir später alles. Was ist nun mit Sport heute? Was machen wir?"

„Wie wäre es mit Tennis heute Nachmittag? Im Klub?"

„Klingt gut, aber ich habe einige Zeit nicht mehr gespielt. Solange du mir versprichst mich nicht mit 6:0 6:0 zu erniedrigen bin ich dabei."

„Kann nichts versprechen aber einen Ehrensatz überlasse ich dir natürlich. 5 Uhr ok?"

„Hahaha, ja geht in Ordnung. Sehe dich dann im Klub. Bye."

„Geht ihr Tennis spielen?" fragte Anne.

„Ja, ich habe jetzt 3 Tage keinen Sport mehr betrieben. Muss die überschüssige Energie abbauen."

„Apropos wenig Sport. Wie hast du es damit auf deinen Reisen gehalten?"

„Wenn gar nichts ging bin ich einige Km gelaufen. In Hong Kong habe ich eine Kung-Fu-Schule gefunden und fast die ganzen zwei Jahre dort 4-5 Mal die Woche trainiert, den Rest der Woche bin ich geschwommen."

„Kung-Fu? Wusste gar nicht, dass du dich für solche Sportarten interessierst?"

„Ich auch nicht Anne. Aber ich habe mal an einem Probetraining teilgenommen und es hat mir Spaß gemacht, also bin ich dabeigeblieben."

„Schön. Richte Robert einen schönen Gruß aus und dass ich sauer auf ihn bin, weil er sich hat so wenig bei uns sehen lassen."

„Werde ich Anne, nun wird er ja wieder öfters kommen."

„Ja, hoffentlich. Er ist wirklich ein sehr netter junger Mann."

Ich war schon um 16 Uhr am Tennisklub, da ich mal sehen wollte, wen ich von den Mitgliedern treffen würde. Einige kannte ich natürlich und ich wurde herzlich begrüßt und alle wollten mal bei Gelegenheit meine Reiseerlebnisse erzählt bekommen. Ich versprach es Ihnen und ging dann, nachdem ich bei der Info nach unserem Court gefragt hatte, nach draußen. Robert kam kurz vor 17 Uhr und nach einigen Ballwechseln zum Aufwärmen hatten wir ein lustiges Spiel. Lustig deshalb, dass ich seit meiner Abreise das erste Mal wieder Tennis spielte. Ich hatte in den drei Jahren einfach keine Gelegenheit dazu. Robert fertigte mich kurzerhand 6:1 6:1 ab, und die beiden Sätze schenkte er mich wirklich, sonst wäre es die totale Zerstörung geworden. Wir lachten noch unter der Dusche über meine Fehler und gingen dann zum Terrassen Café des Klubs. Es war ein wunderschöner Sommerabend und die Terrasse war fast voll. Kaum hatten wir uns an einen freien Tisch gesetzt hörte ich wieder Michaelas Stimme, diesmal zwar nicht hinter mir, jedoch musste sie an einem der nächsten Tische sitzen. Als ich um mich blickte, sah ich sie mit drei Freundinnen am übernächsten Tisch sitzen. Sie ging also immer noch jedes Wochenende Tennis spielen. Daran hatte ich nicht gedacht als ich Robert zugesagt hatte, dass wir Tennis spielen könnten. Sie hatte mich noch nicht gesehen, oder tat wenigstens so.

Als ich sie gerade an dem Tisch entdeckt hatte, sah mich eine ihrer Freundinnen und sie rief erfreut auf:

„Heyyy Girls, da ist ja Michael. Micha, Micha, hier sind wir!" Sie winkte mir fröhlich zu. Ich kannte sie natürlich, sie war eine alte Freundin von Michaela und somit auch von mir.

Wieder diese Scheiss gute Kinderstube!!!! Ich stand auf und ging an den Tisch der jungen Frauen. Ich kannte sie alle. Sie sprangen auf und ich wurde herzlich und mit Bussis begrüßt. Michaela war auch aufgestanden und, bevor ich überhaupt reagieren konnte, gab auch sie mir einen Kuss auf beiden Wange, aber dabei leckte sie mir kurz über dieselben.

Jetzt vergaß ich meine gute Kinderstube:

„Was soll der Mist Michaela? Hast du zurzeit keinen anderen den du ablecken kannst? Lass mich bitte in Ruhe mit deinen BILLIGEN Annäherungen!!!!!!!!!!"

Ich betonte das BILLIGEN sehr stark und es traf sie wie Schläge ins Gesicht. Außerdem hatte ich vor lauter Wut fast geschrien und deshalb drehten sich viele der Gäste zu uns um. Michaela blieb wie versteinert stehen. Mit so einer Reaktion meinerseits hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann bitterlich zu weinen. Ihre Freundinnen kamen ihr sofort zu Hilfe und legten ihre Arme um sie.

Die Freundin Michaelas, Petra, diejenige die mich zuerst gesehen hatte, sah mich böse an und sagte:

„Michael, ich verstehe dich ja, aber du hättest das auch netter sagen können und nicht gleich so losbrüllen müssen."

„Ach, rutscht mir doch alle den Buckel runter. Sagt eurer Freundin, wenn sie mit dem Geheule aufgehört hat, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Ich habe die Schnauze gestrichen voll von ihr."

Ich drehte mich um und ging zu Robert zurück, der ebenfalls wie die Frauen, meinen Wutausbruch mit Erstaunen verfolgt hatte.

„Heyyy Buddy, tickst du noch richtig? Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ok, sie hat großen Mist gebaut damals, aber das muss nun wirklich nicht sein und schon gar nicht in der Öffentlichkeit."

Er hatte ja Recht. Das war wirklich nicht nötig gewesen, aber ich war so geschockt gewesen, als ich Michaelas Zunge auf meinen Wangen gespürt hatte. Sie hatte mit dieser billigen Nummer angefangen, nicht ich. Aber trotzdem, es gehörte sich nicht eine Frau in der Öffentlichkeit, im vornehmsten Tennis-Klub der Stadt, so anzuschreien und vor allem zu beleidigen. Ihre Freundinnen führten die noch immer weinende Michaela gerade in das Klubgebäude. Sie tat mir fast etwas leid.

Während einige Gäste immer noch kopfschüttelnd zu uns herübersahen, läutete mein Handy. Als ich sah, wer anrief erhellte sich mein Gesicht. Ich meldete mich sofort:

„Ni hao wo de bao bei"

Die Stimme an anderen Ende sagte:

„Ni hao wo qin'ai de"

Ich lachte und dann führten wir unsere Unterhaltung auf Mandarin fort. Es tat so gut diese Stimme zu hören. Vergessen waren alle Sorgen und der Frust der vergangenen Minuten. Wir unterhielten uns über zehn Minuten und zum Abschied sagte ich:

„Shuimian bu hao, wo de tianshi"

Als Antwort hörte ich:

„Wan'an, wo de shangdi"

Dann war die Leitung tot.

Robert hatte mich die ganze Zeit nur verwundert angesehen, und auch einige Gäste an den Nebentischen sahen mich nun wieder an, diesmal aber nicht kopfschüttelnd über meinen Wutausbruch, sondern weil ich als Deutsch-Türke mich über zehn Minuten fließend in einer Sprache unterhalten hatte, die sie richtigerweise als Chinesisch interpretierten.

„Mann, Buddy, was war das denn? Das war doch Chinesisch, oder?" fragte mich Robert.

„Ja Buddy, Chinesisch, um genauer zu sein, Mandarin. Sie haben dort noch Cantonese. Das sind die beiden chinesischen Hauptsprachen. Mandarin ist Amtssprache in China und in Hong Kong ist es noch Cantonese, aber Mandarin nimmt dort immer mehr zu. Dann gibt es noch ich weiß nicht wieviel andere Dialekte. Die aufzuzählen würde Stunden dauern"

„Woww, du sprichst es anscheinend sehr gut, oder?"

„Na es geht so. Ist natürlich eine schwere Sprache. An die Schrift habe ich mich natürlich nicht ran gewagt, aber sprechen kann ich es inzwischen sehr gut."

„Das ist einfach super. Aber wer hat angerufen? Du hast ja gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd."

„Hahaha, das war nur ein sehr guter Freund aus Hong Kong."

„Ich habe ja keine Ahnung von Chinesisch, aber so wie deine Stimme geklungen hat, war das nicht nur ein Gespräch unter „zwei sehr guten Freunden", da steckt doch noch mehr dahinter."

„Alles zu seiner Zeit Buddy, alles zu seiner Zeit."

In unserer weiteren Unterhaltung vermied ich den Namen Michaela und Hong Kong. Gerade deshalb hatten wir wieder einen unserer schönen Abende mit Robert. Wir aßen auch noch im Klub und verließen ihn gegen 22 Uhr. Robert sah sich meinen neuen Porsche von allen Seiten an und beglückwünschte mich zu dem neuen Auto. Nachdem wir uns herzlich verabschiedet hatten trennten wir uns. Ich fuhr nach Hause und musste feststellen, dass meine Eltern anscheinend auf mich gewartet hatten.

„Hallo Anne, Hallo Paps, was macht ihr so für ernste Gesichter? Ist etwas passiert?"

Meine Mutter zeigte nur auf den Sessel gegenüber der Couch, auf der sie mit Paps saß. Ich setzte mich und Anne sagte:

„Herr Dr. Gaertner hat angerufen. Er war im Tennisklub und hat uns von deinem Wutausbruch erzählt. Kannst du uns bitte erklären, was da vorgeht zwischen dir und Michaela und was dich so auf die Palme gebracht hat?"

Ich blieb gelassen, aber diesen Dr. Gaertner würde ich mir eines Tages vornehmen, das war klar.

„Ok, kein Problem." Und ich erzählte ihnen, beginnend von gestern Abend bis zu dem Zeitpunkt, als Michaela mir über die Wangen geleckt hatte.

„Hmm, verstehe. Junger Mann, jetzt höre mir genau zu. Ihr beide hattet eine nicht so schöne Trennung und dein Schmerz war der Grund, warum wir dich drei Jahre nicht gesehen haben. Wie du uns jetzt geschildert hast, war auch Michaelas „Lecken" nicht gerade die richtige Art und der richtige Versuch dich zurückzubekommen, aber es gibt dir nicht das Recht eine junge Frau, mit der du sieben Jahre zusammen warst, vor allen Leuten so runterzumachen."

Ab und an hatte ich solche Standpauken von Anne bekommen, aber diesmal schien mir ihre Stimme etwas erzürnter als sonst, wenn sie mich wegen meinen Streichen runtergeputzt hatte.

„Ich weiß ja Anne, und es tat mir schon leid als ich zu unserem Tisch zurückgegangen bin. Aber bitte verstehe mich doch auch. Ich habe damals Hals über Kopf München verlassen und hatte in der Fremde keine Möglichkeit, dass richtig und vollständig aufzuarbeiten. Ich hatte keine Bezugsperson, die wusste um was es ging und die mich hätte in meinem Schmerz unterstützen können. Ich habe dies drei Jahre mit mir herumgetragen und war voller Selbstzweifel was ich denn in unserer Beziehung falsch gemacht hatte, dass sie mir das antun musste. Gestern Abend dann ihr Versuch mit mir zu sprechen und mir zu „erklären" was damals passiert war oder warum sie es gemacht hat. Als ich gestern Nacht nach Hause kam war ich sehr glücklich, da ich dachte, dass sich durch meine kühle und abweisende Art die Sache ein für alle Mal erledigt hat. Und dann leckt sie mir heute beim Begrüßungskuss, dem ich nicht ausweichen konnte, die Wange, so als ob wir noch immer ein Liebespaar wären. Da ist mir leider die Hutschnur gerissen."

Paps nickte nur zustimmend und auch Anne waren nun etwas milder gestimmt.

„Das wusste ich nicht mein Sohn. Das du drei Jahre so gelitten hast merkte man dir bei unseren Telefongesprächen nicht an und du hast uns ja auch nie davon erzählt. Wir dachten du hättest deinen inneren Frieden gefunden. Aber da haben wir uns anscheinend getäuscht. Es tut mir außerordentlich leid, dass es dir in dieser Hinsicht so schlecht ergangen ist. Das wussten wir wirklich nicht."

„Ist nicht so schlimm Anne. Ich wollte, dass ihr euch keine Sorgen um mich machen müsst, darum habe ich es nie erwähnt. Auch ging es mir ja nicht 365 Tage im Jahr so schlecht. Ich hatte wunderschöne Tage und Wochen, wo ich herrliche Menschen und Kulturen kennengelernt habe. Aber manchmal wurde mir die Last auch zu schwer und ich habe tagelang die Einsamkeit gesucht. Ich war unter Millionen von Menschen einsam. Es war ein auf und ab der Gefühle, aber das letzte Jahr ging es mir relativ gut. Ich hoffe nun, nach dem unsäglichen Vorfall von heute, dass die Sache endgültig vom Tisch ist und ich wieder nach vorne blicken kann. In China gibt es ein Sprichwort:

„Ni bu wang qian zou, ruguo ni huitou kan kan buduan"

Meine Eltern blickten mich einige Sekunden erstaunt an, bevor dann Anne fragte:

„Erstens: Was bedeutet dieses Sprichwort und zweitens: kannst du Chinesisch??????????"

„Erstens: „Du kommst nicht vorwärts, wenn du andauernd zurückblickst" und zweitens: Ja." Ich lächelte die beiden dabei an.

„Erstens: es ist ein sehr schönes und richtiges Sprichwort und zweitens: das ist ja fantastisch."

Anne stand auf und kam zu mir und setzte sich auf die Sessellehne und umarmte mich und sagte in Richtung Paps.

„Nun schau dir diesen jungen Mann an. Er spricht neben seinen vorher gelernten Sprachen Deutsch, Türkisch und Englisch jetzt auch noch Chinesisch, und du hast es nicht fertig gebracht wenigstens Türkisch zu lernen."