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Legenda Major - Aurorae Mundi

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„Du hast recht, warum bin ich nicht gleich darauf gekommen. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Du bist wie sie, nur etwas jünger", meint sie. „Aber warum hast du deine Magie nicht eingesetzt, um dich zu wehren?"

„Warum sollte ich mich wehren? Wir sind in Frieden gekommen."

„Wer ist das nun?", will Bruno wissen. Er scheint noch zu jung zu sein, um von allein auf die richtige Fährte zu kommen.

„Vor dir steht deine Königin!", sagt Jelena feierlich.

„Meine was? Ich dachte, die sei gestorben. Deswegen haben wir ja den Schlamassel."

„Aurora ist die Tochter und damit die Nachfolgerin von Königin Serena."

„Aber ich dachte Peter ist unser König."

„Du kennst meinen Vater?", frage ich ungeduldig.

„Dein Vater ist auf einer Mission. Wir erwarten ihn für morgen zurück", erklärt mir Jelena.

„Dein Vater?", will Greta wissen.

„Ja, mein Vater lebt noch und ich werde ihn morgen treffen", erkläre ich aufgeregt.

„Dann bleiben wir hier?", will sie wissen.

„Das würde ich gerne."

„Aber die anderen werden sich Sorgen machen", gibt sie zu bedenken.

„Ich werde versuchen Luna zu verständigen. Ich hoffe, meine Gabe funktioniert auch über eine größere Distanz."

„Das hängt davon ab, wie mächtig du bist", erklärt mir Greta.

„Luna, hörst du mich?", versuche ich mich zu konzentrieren.

Ich warte ab, aber nichts tut sich. Ich überlege schon zurückzufliegen und wieder hierher zu kommen, versuche es aber noch einmal.

„Luna, ich bin´s, Aurora. Hörst du mich?"

„Aurora? Bist du das wirklich? Wo bist du?", kommt ihre Antwort in meinem Kopf.

Erleichtert atme ich aus. Erst jetzt wird mir klar, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten habe. Ich bin so aufgeregt, wie selten zuvor.

„Ja, ich bin es. Greta und ich sind bei den Rebellen."

„Geht es euch gut?"

„Ja, sehr gut. Ich werde morgen meinen Vater treffen. Er ist derzeit auf Mission."

„Du möchtest bleiben?"

„Natürlich will ich auf ihn warten. Ich kann zum ersten Mal meinen richtigen Vater kennenlernen. Ich wollte dich nur informieren, damit du dir keine Sorgen machst."

„Das ist lieb von dir. Gute Nacht."

„Gute Nacht und entschuldige die späte Störung."

Mir wird erst jetzt bewusst, dass es schon bald Mitternacht ist. Die Suche hat sich länger hingezogen, als erwartet.

„Luna ist informiert", sage ich zu Greta.

„Du hast sie erreicht?"

„Ja, zum Glück."

„Wie erreicht?", will Bruno wissen.

„Das ist eine lange Geschichte", grinse ich.

„Habt ihr Hunger?", erkundigt sich nun die zweite der Frauen. Ihren Namen kenne ich noch nicht.

„Ja, habt ihr Fleisch, das über dem Feuer gebraten wurde. Meine Mutter hat das so geliebt."

„Das weißt du?", erkundigt sich Jelena. „Ich kann mich auch noch daran erinnern. Ich war völlig überrascht, dass eine Königin gebratenes Fleisch so liebt."

„Weil sie bei ihrer Mutter in bescheidenen Verhältnissen und später als Magd aufgewachsen ist", füge ich erklärend hinzu.

„Sie hat dir wirklich alles erzählt", mischt sich wieder die andere Frau ein.

„Wer bist du, wenn ich fragen darf?"

„Ich bin Lili ..."

„... ihre Zofe und spätere Freundin", ergänze ich.

„Genau die", lächelt nun auch Lili. „Ich hätte nie zu hoffen gewagt, die kleine Aurora wiederzusehen. Wo hast du gesteckt?"

Sie kommt auf mich zu und zieht mich in eine herzliche Umarmung. Nun rinnen die Tränen über ihre Wangen. Sie kann sie einfach nicht mehr zurückhalten.

„Mutter hat mich, als sie wusste, dass es mit ihr zu Ende geht, zu Luna, einer Freundin in einem anderen Land gebracht. Kurze Zeit später starb sie an der Vergiftung. Luna hat mich zur Sicherheit in eine Welt gebracht, die von Menschen bewohnt wird. Dort bin ich bei Adoptiveltern aufgewachsen und zu meinem 18. Geburtstag habe ich zwei Bücher gefunden, in denen die Geschichte einer Frau erzählt wurde, die im Reich der Mitte die Prinzessin war. Das zweite Buch erzählte die Geschichte meiner Mutter."

„Vorher wusstest du nichts von uns?"

„Nein, ich wusste bis dahin nichts über meine Herkunft."

„Was hast du nun vor?", will Lili wissen.

„Ich habe meine Mutter in der Zwischenwelt getroffen. Sie hat es mir freigestellt, ob ich den Anspruch auf den Thron im Reich der Mitte und des Südens erheben will."

„Du hast deine Mutter getroffen?", staunt Jelena.

„Es war wohl ein Wohlwollen der Götter."

„Und nun bist du hier."

„Ich wollte mir ein Bild von der Situation machen."

„Und jetzt?"

„Werde ich versuchen, den Menschen in meinem Reich zu helfen."

„Dich schickt der Himmel!", sagt Lili.

Im gleichen Moment fällt sie mir erneut um den Hals und drückt mich fest an sich. Sie scheint sich wirklich zu freuen, dass ich gekommen bin.

Als sie mich loslässt, schaut sie mir noch einmal in die Augen. Ich bin ganz gerührt. Sie war eine gute Freundin meiner Mutter und ich hoffe, dass sie auch mir eine gute Freundin werden könnte.

Nach Lili kommt Jelena auf mich zu. Sie schaut mir kurz tief in die Augen, dann zieht auch sie mich in eine feste Umarmung. Auch sie hat feuchte Augen. Ich muss schlucken. Zwei so taffe Frauen sind gerührt, weil sie mich sehen.

„Ich hoffe, ihr seid mir genau so gute Freundinnen, wie ihr es meiner Mutter wart", sage ich. Beide nicken mir zu.

„Das werden wir und nun lass uns etwas essen. Wir haben noch Rehbraten", grinst Jelena. „Wie damals, als uns deine Mutter besucht hat."

Wir gehen daraufhin tiefer in die Höhle hinein. Erst jetzt wird mir bewusst, dass es unter dem Berg ein ganzes Labyrinth aus Gängen und Höhlen geben muss. Allerdings vermute ich, dass es auch Öffnungen weiter oben gibt, da der Rauch, wie bei einem Kamin, nach oben abzieht.

Beim Essen erzählen mir die Freundinnen meiner Mutter, dass schon bald nach dem Verschwinden der Königin, Graf Aarenberg einen Angriff auf die Burg unternahm und diese erobern konnte. Er hatte zahlreiche Sympathisanten in den Reihen der Wachen. Mein Vater und seine Vertrauten konnten noch rechtzeitig fliehen und den Widerstand aufbauen.

Aarenberg befreite Lord Kemenor, der seinen Rivalen um die Macht schon wenig später aus dem Weg räumte und sich damit zum alleinigen Herrscher über das Reich der Mitte und des Südens ausrief. Seitdem geht es mit dem Land immer mehr bergab und die Menschen in diesem Land leiden.

Nach einem langen Tag werden wir in eine kleinere Seitenhöhle gebracht, die wie eine Schlafkammer eingerichtet ist, wenn auch eher bescheiden. Greta war den Abend über nicht von meiner Seite gewichen. Sie hatte aufmerksam zugehört und nur selten Zwischenfragen gestellt, wenn sie etwas nicht verstand. Beim Einschlafen murmelte sie schließlich: „Du bist also eine Königin. Gute Nacht!"

„Gute Nacht, Greta", antworte ich.

Kapitel 10

Ich werde von lauten Stimmen und aufgeregtem Herumlaufen geweckt. Als ich mich erhebe und zum Eingang der kleinen Nebenhöhle gehe, bemerke ich, dass alle zum Eingang eilen. Ich blicke mich zu Greta um, die immer noch ins Bett gekuschelt schläft und mache mich ohne sie auf den Weg zur Haupthöhle.

„Ich verstehe das ja selbst nicht, aber ich versichere euch, da ist jemand, der verteilt Lebensmittel. Ich habe selbst eine solche Lieferung gesehen. Es ist, als wäre sie vom Himmel gefallen", sagt ein Mann. Er ist ganz aufgeregt.

Ich habe die Umstehenden erreicht, die sich in einem Kreis um den Mann gruppiert haben. Ich stehe ganz hinten und kann ihn zunächst nicht sehen.

„Wie ist so etwas möglich? Im ganzen Land gibt es Missernten. Wer sollte Lebensmittel zum Abgeben haben? Außerdem kontrollieren Wachen des Lords das ganze Land. Da gibt es kein Durchkommen", wirft jemand ein. Von der Stimme her müsste es Jelena sein.

„Ich kann mir das selbst nicht erklären. Aber ein kleines Mädchen will eine Frau gesehen haben", versichert der Mann. „Bei allen Lieferungen hat man auch einen Brief gefunden, auf dem stand, die Lebensmittel kämen von einer Königin Aurora. So ein Blödsinn."

„Königin Aurora, hast du gesagt, das wäre doch deine Tochter?"

„Die Lebensmittel kommen von meiner Tochter, ja klar!"

„Deine Tochter heißt doch Aurora und wäre nun die rechtmäßige Königin", erklärt Lili.

An ihrem Tonfall kann ich erkennen, dass sie ihm nicht sofort sagen wollen, dass ich hier bin. Offenbar soll es eine Überraschung werden. Ich hingegen bin inzwischen ganz aufgeregt. Der Mann, der dort vorne steht, ist mein Vater. Der Vater, an den ich mich nicht erinnern kann, weil ich damals zu klein war.

„Mein kleiner Drache, wo sie wohl sein mag", höre ich ihn voller Wehmut sagen.

„Ich bin hier, Vater!", rufe ich hinaus. Ich kann mich unmöglich länger zurückhalten.

Die Menschen, die neben und vor mir stehen, werden erst jetzt auf mich aufmerksam und treten zur Seite. Vor mir wird ein Korridor frei und ich laufe los. Ich eile auf den Mann zu und springe in seine Arme.

„Vater! Bist du es wirklich?", rufe ich.

Er nimmt mich und hält mich eine Armlänge auf Abstand. Dabei mustert er mich eingehend. Aber schon bald rinnen Tränen über seine Wangen.

„Kleiner Drache, du bist es wirklich. Du bist meiner Serena wie aus dem Gesicht geschnitten. Du bist so wunderhübsch wie sie."

Er ist, wie in Trance. Ganz offensichtlich kann er es nicht glauben. Nun zieht er mich wieder in seine Arme und drückt mich ganz fest an sich.

„Mein kleiner Schatz, du bist zurückgekommen", schluchzt er.

„Naja, so klein bin ich jetzt auch wieder nicht", scherze ich.

Er muss daraufhin lächeln, obwohl ihm immer noch Freudentränen die Wangen herunterlaufen. Es kommt mir so vor, als würde er mich nie wieder loslassen wollen.

Erst nach einer langen Zeit nimmt er mich bei der Hand und führt mich zu einem Feuer etwas weiter hinten. Dort setzen wir uns hin und ich bekomme ein Frühstück. Auch er isst etwas.

„Steckst du hinter den Lebensmitteln?"

„Sie werden mit einem Drachen geliefert", flüstere ich ihm ins Ohr.

„Dann hatte deine Mutter recht?"

„Das hatte sie."

„Aber wo kommen die Sachen her?"

„Sie kommen von Tante Luna, aus einem Land, in dem es keine Not gibt."

„Wie geht es Tante Luna?"

„Gut, sie hilft mir sehr."

„Ich habe sie nur einmal gesehen. Aber ich habe sie noch in guter Erinnerung. Sie war eine sehr gute Freundin deiner Mutter."

„Mutter hat mir wohl auch deshalb geraten, mich an Luna zu wenden. Sie hat sie Tante Luna genannt."

„Du hast mit Mutter gesprochen? Wie ist das möglich?"

Ich erzähle ihm, wie unsere Begegnung gelaufen ist. Er hört mir aufmerksam zu. Danach will er wissen, wie es mir ergangen ist. Wir reden lange. Inzwischen ist auch Greta aufgestanden und ich stelle sie meinem Vater vor.

Anschließend berichtet mir mein Vater von der Situation im Land. Es sieht nicht gut aus. Der Herrschaft dieses Lord Kemenor muss so schnell wie möglich ein Ende gesetzt werden. Das ist mir schon bald klar.

Als mein Vater mir über die Situation in der Nähe der Hauptstadt berichtet, fällt mir auf, dass er plötzlich traurig wird. Ich sehe ihm das deutlich an. Aber er will mir offenbar nicht sagen, warum dies so ist. Deshalb frage ich ihn direkt.

„Was macht dich so traurig?", erkundige ich mich.

„Das hat nichts mit dir zu tun", wehrt er ab.

„Ich möchte helfen und dazu gehören auch Dinge, mit denen ich noch nichts zu tun habe."

„Es geht um ein kleines Mädchen", sagt er nur.

„Was ist mit dem Mädchen?", werde ich hellhörig. Wenn es um Kinder geht, bin ich besonders sensibel.

„Ach, da kannst auch du nichts machen", wehrt er erneut ab.

„Vater, erzähl mir!", werde ich energisch. „Wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben."

„In der Nähe der Hauptstadt wurde ein Mädchen von den Kriegern des Lords mitgenommen. Sie soll irgendwelche Informationen haben, die man aus ihr herauspressen will. Das arme Ding", meint er.

„Sie hat die Königin gesehen?", frage ich.

„Kann sein, ich weiß es nicht. Sie wurde zuhause abgeholt."

„Heißt das Mädchen Serafina?"

„Ja, genau! Woher weißt du das?"

„Ich habe das Mädchen getroffen und befreit. Sie ist zurzeit bei Luna, weil es dort für sie sicherer ist."

„Du hast sie befreit? Aus dem Kerker des Schlosses?"

„Ja, noch am Tag ihrer Verhaftung:"

„Dann geht es ihr gut?"

„Natürlich geht es ihr gut."

„Aber warum hast du sie nicht zu ihren Eltern gebracht?"

„Weil sie die Schergen des Lords dort mit Sicherheit gleich wieder mitgenommen hätten", erkläre ich.

„Das wäre möglich", meint er nachdenklich. „Aber wir sollten die Eltern informieren, dass es der Kleinen gut geht."

„Das sollten wir. Ich wusste nur nicht, an wen ich mich wenden soll."

„Ich schicke noch heute einen Boten."

„Gut, und wir sollten uns mit Jelena, Lili und allen anderen zusammensetzen und eine Strategie entwerfen, um das Land vom Übel zu befreien", füge ich hinzu. „Je schneller Kemenor Geschichte ist, umso schneller kann Serafina zu ihren Eltern zurück."

Da es inzwischen Mittag ist, begeben wir uns zum Essen. Da auch Jelena und Lili am Feuer sitzen, besprechen wir dabei auch unsere weiteren Schritte.

„Wir werden alle Rebellen informieren, dass die Königin da ist", meint Jelena voller Elan.

„Besser nicht. Informiert sie, dass wir Kemenor und seiner Schreckensherrschaft bald ein Ende setzen werden", rate ich. „Noch sollen nicht zu viele Menschen wissen, dass ich aufgetaucht bin."

„Hast du Angst, es könnte Verräter unter uns geben?", erkundigt sich Jelena aufgebracht.

„Du kennst Kemenor, er ist zu allem fähig. Ich traue ihm zu, dass er Spitzel eingeschleust hat."

„Das könnte sein. Es sind inzwischen zu viele, als dass wir alle richtig einschätzen könnten", gesteht Lili. „Wir sollten vorsichtig sein."

„Aber du verbreitest doch selbst die Nachricht von deiner Wiederkehr", wirft Jelena ein.

„Ich?"

„Mit den Lebensmittellieferungen", erklärt sie mir in einem Ton, wie man mit einem kleinen Kind spricht.

„Ach das! Das ist etwas anderes. Wenn plötzlich Lebensmittel verschenkt werden, ist das mysteriös und für die Leute des Lords ungewöhnlich. Wenn nun die Information auftaucht, dass diese von Königin Aurora kommen, dann verunsichert dies. Es könnte aber genauso falsch sein, weil jemand sich nur einen Spaß daraus macht oder eine falsche Fährte legen will. Wenn jemand schon so verwegen ist, der Bevölkerung Lebensmittel zu schenken, dann ist er auch in der Lage, über deren Herkunft zu lügen."

Sie schaut mich nachdenklich an. Dann aber strafft sie sichtlich die Schultern und setzt sich etwas gerader hin.

„Du willst verunsichern, das ist mir schon klar, aber wir müssen auch handeln. Die Lage wird immer schlimmer", sagt sie sehr entschlossen.

„Jelena, da bin ich ganz deiner Meinung. Aber wir dürfen auch nicht unüberlegt handeln. Wir schmieden einen Plan und wir bereiten Kemenor's Herrschaft ein Ende. Da sind wir uns absolut einig", versichere ich ihr.

„Und was tun wir jetzt?", will sie wissen.

„Habt ihr das Reich des Nordens und des Ostens zu Rate gezogen?"

„Zwischen dem Reich der Mitte und des Südens und jenem im Norden besteht seit Kemenor's Machtübernahme eine gespannte Ruhe."

„Habt ihr sie kontaktiert?"

„Die Reise wäre zu weit und zu gefährlich", wirft mein Vater ein.

„Wer regiert dort?"

„Ich weiß es nicht genau. Soweit ich weiß, immer noch König Xerius. Es könnte aber sein, dass er die Macht bereits an seine Tochter abgegeben hat. Sie soll eine eingebildete Zicke sein."

„Kennst du ihren Namen?"

„Everia, wenn ich mich recht erinnere. Sie müsste etwa in deinem Alter sein."

„Dann ist Xerius so alt wie du?"

„Ein oder zwei Jahre älter."

„Gut, ich werde morgen zu Xerius fliegen. Mal sehen, ob wir zusätzliche Verbündete gewinnen können", sage ich.

„Das ist ein Plan. Darf ich mitkommen?", erkundigt sich Jelena.

Ich werfe einen Blick zu Greta, die mir aber mit einem Schulterzucken und dem passenden Gesichtsausdruck zu verstehen gibt, dass es ihr nichts ausmacht.

„Gut, dann fliege ich nun zurück ins Land der magischen Wesen und komme morgen vor Sonnenaufgang wieder, damit wir unsere Nachbarn besuchen können", fasse ich zusammen.

„Danke!", meint sie nur.

Wir besprechen noch einige Kleinigkeiten und plaudern über verschiedene Dinge. Nach dem Essen mache ich mich mit Greta auf den Rückflug.

Ich berichte Luna von meinem Zusammentreffen mit meinem Vater und den Rebellen. Nach etwas Ruhe mache ich mich auf den Weg, um Lebensmittel zu den Armen im Reich der Mitte zu bringen. Erst gegen Mitternacht falle ich todmüde ins Bett. Lange schlafen kann ich allerdings nicht, weil ich noch vor dem Morgengrauen wieder losfliege.

Kapitel 11

Ich lande erneut an der Stelle, an der ich bereits das erste Mal aufgesetzt habe. Jelena wartet dort bereits auf mich. Als sie mich sieht, wie ich im Landeanflug bin, tritt sie ehrfurchtsvoll zur Seite und lehnt sich an einen der Steinblöcke. Erst als ich mich zurückverwandelt habe, kommt sie auf mich zu.

„Guten Morgen Aurora, du bist ja noch beeindruckender als deine Mutter", begrüßt sie mich.

„Guten Morgen. Das liegt wohl nur an meiner roten Farbe", grinse ich.

„Hat der Farbunterschied etwas zu bedeuten?"

„Soweit ich weiß, heißt es nur, dass ich noch etwas stärker und mächtiger bin als meine Mutter. Ich habe aber auch eine schwierige Aufgabe vor mir."

„Es wird nicht leicht", gesteht auch Jelena.

„Umso mehr sollten wir uns auf den Weg machen", sage ich.

Kurz weise ich sie an, sich an mir festzuhalten und mahne sie, nicht zu schreien. Inzwischen bin ich es bereits gewohnt, dass alle überrascht losbrüllen müssen, wenn sie das erste Mal mit nach oben gerissen werden.

„Keine Sorge, ich kenne das noch von deiner Mutter", grinst sie. „Ich finde es schön, nach so langer Zeit wieder einmal fliegen zu dürfen."

Tatsächlich gibt sie keinen Ton von sich, krabbelt auch relativ rasch an die richtige Stelle und so können wir uns schon wenig später in die Lüfte erheben. Es hat mir zwar keiner gesagt, wo ich hinfliegen muss, aber einer inneren Stimme folgend nehme ich Kurs auf einen bestimmten Punkt. Es wird wohl der Instinkt eines Drachens sein, sein Ziel intuitiv zu finden.

Nachdem ich die Höhe erreicht habe, gehe ich in einen ruhigen Gleitflug über. Ich muss die Flügel nur leicht bewegen und habe trotzdem eine anständige Geschwindigkeit. Dies wird wohl an der großen Spannweite liegen. Ich merke auch, wie sich Jelena, nach einer anfänglichen Anspannung, recht schnell entspannt und schon bald auf mir nur noch lümmelt.

„Alles gut?", frage ich sie.

„Du fliegst ausgezeichnet."

„Bist du öfters mit meiner Mutter geflogen?"

„Ich war eine der wenigen Eingeweihten und durfte öfters mit ihr mitfliegen."

„Deshalb bist du so gelassen."

„Am Anfang war es etwas ungewohnt. Bin schließlich viele Jahre nicht mehr geflogen. Aber schon bald kam wieder dieses unglaubliche Gefühl von Freiheit und Frieden auf. Hier oben ist die Welt noch völlig in Ordnung."

„Hier oben sind auch nur wir zwei", lache ich auf.

„Glaubst du, es gibt keine anderen Drachen?"

„Ich denke nicht."

„Auch nicht im Land der magischen Wesen?"

„Du kennst es? Auch Luna?"

„Ja, deine Mutter hat mich zweimal dorthin mitgenommen. Ich fand es schön dort."

„Dann weißt du auch, woher die Nahrungsmittel kommen, die ich verteile."

„Das ist lieb von Luna."

„Es war erst möglich, weil ich als Drache die Lieferung gefahrlos an ihr Ziel bringen kann."

„Das heißt, dass es auch im Land der magischen Wesen keinen anderen Drachen gibt", stellt sie fest.

„Nein, im Augenblick bin ich der einzige Drache, soweit ich weiß, natürlich."

„Wo werden wir landen?", wechselt sie das Thema.

„Es gibt in der Nähe des Schlosses eine Lichtung. Dort werden wir aufsetzen."

„Woher weißt du das?"

Ich erzähle ihr von den Büchern und, wie ich die Abenteuer meiner Mutter, aber auch jene meiner Namensgeberin, durchleben durfte. Sie zeigt sich beeindruckt und stellt einige Fragen. Ich glaube, sie will nur prüfen, ob ich wirklich alles miterlebt habe. Sie konzentriert sich nämlich auf jene Momente, in denen es niemand gab, der mir davon hätte berichten können, Momente, in denen die beiden alleine waren.

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