Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Legenda Major

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

In diesem Moment greift er an. Er nützt meine Verwirrung voll aus. Ich bin mir sicher, er hat mich bewusst zum Nachdenken gebracht, um mich zu überrumpeln. Eher aus einem Reflex heraus weiche ich aus. Er trifft mich dabei allerdings am linken Oberarm und fügt mir eine tiefe Schnittwunde zu, die zu allem Überfluss auch noch stark blutet.

Die Leute um uns herum ziehen überrascht die Luft ein. Aus dem Lager von Meibert kommen hämische Zwischenrufe. Doch ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen. Trotz der Verletzung gehe ich sofort wieder in Kampfstellung und diesmal bleibe ich aufmerksam.

Aus diesem Grund erkenne ich bereits im Ansatz seiner Bewegungen, dass und wie er mich angreifen will. Diesmal reagiere ich erst im allerletzten Moment, dafür aber schneller und gezielter. Ich weiche aus, schlage noch in der Bewegung selbst zu und verletzte ihn am Rücken. Ich erwische ihn so stark, dass er einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken kann.

Nun höre ich aus den Reihen seiner Gefolgsleute überraschte Laute und aus meinem Lager ermutigende Zurufe, so weiterzumachen.

Allerdings ist dies leichter gesagt als getan. Meibert ist ein gewiefter Kämpfer und nicht so leicht zu schlagen. Das war mir von Anfang an klar. Ich habe mich auf dieses Duell auch nur eingelassen, weil ich auf meine magischen Kräfte vertraue. Von der Kraft her bin ich ihm natürlich unterlegen. Mit Taktik und Wendigkeit kann ich das einigermaßen ausgleichen. Aus diesem Grund ist der konventionelle Kampf, wenn man ihn so nennen will, einigermaßen ausgeglichen.

Ich lasse schnell etwas Magie wirken, um meine Wunde zu heilen. Sie hört auch sofort auf zu bluten. Mehr mache ich nicht, damit es nicht auffällt.

Mein Gegner greift erneut an. Er stürmt auf mich zu, wie ein wildgewordener Stier. Erneut weiche ich lässig aus. Nun aber lasse ich etwas Magie wirken und in seiner Lederrüstung eine kleine Flamme am Po entstehen. Als diese ihn verbrennt, macht er aus einem Reflex heraus, einen Sprung in die Luft, um der Hitze zu entkommen. Das sieht unglaublich lustig aus, wie er aus dem Stand hoch in die Luft springt und das alles auch noch sehr unkoordiniert aussieht. Selbst seine Anhänger lachen laut auf.

Meibert schaut mich grimmig an. Er wirkt, als würde er überlegen. Dass der Schmerz an seinem Hintern kein Zufall sein kann, das weiß er sicher. Allerdings kann ich nicht einschätzen, ob er in der Lage ist, es meinen magischen Fähigkeiten zuzuordnen.

„Du beherrscht Magie?", erkundigt er sich nach einiger Zeit leise.

„Ich? Ich bin doch ein Drache. Da kann ich wohl noch ein wenig Feuer machen", antworte ich ausweichend.

„Das werde ich dir schon noch austreiben. Es hat noch kein Mädchen gegen mich gewonnen."

„Einmal ist immer das erste Mal", grinse ich fies zurück.

Ich will ihn bewusst provozieren, damit er unvorsichtig wird. Zu meinem Leidwesen muss ich allerdings gestehen, dass es nicht ganz so funktioniert, wie ich erwartet hatte. Gut, er wird langsam wütender, aber noch lange nicht so, wie ich es gerne hätte.

Deshalb greife diesmal ich an. Ich lasse eine kleine Wurzel hinter ihm aus dem Boden wachsen und mache drei entschlossene Schritte auf ihn zu. Er macht einen Schritt, um auszuweichen, und wie erwartet stolpert er über das Hindernis.

„Ich habe dir doch noch gar nichts getan", necke ich ihn.

Damit ernte ich erneut Lacher aus dem Publikum. Meiberts Gesichtsausdruck verfinstert sich ein kleines Bisschen mehr.

„Miststück!", faucht er.

„Man sollte nicht kämpfen, solange man noch über die eigenen Füße stolpert", lege ich fies nach.

Damit erreiche ich das gewünschte Ziel. Sein Gesicht läuft rot an und er schnaubt. Sein seelischer Siedepunkt ist offenbar erreicht. Allerdings sagt er immer noch kein Wort. Mir allerdings genügt seine Reaktion, ich habe seine Schwachstelle gefunden.

Erneut gehe ich in Kampfposition und diesmal warte ich wieder einmal, bis er angreift. Da ich jede seiner Bewegungen genau studiere, bin ich bestens vorbereitet, als er auf mich zustürmt. Ich weiche aus und stelle ihm ein Bein. Wie erwartet stolpert er darüber und fällt der Länge nach hin.

Noch während er am Boden liegt, springe ich schnell hinter ihn und schlitze ihm mit meinem Messer das Leder an seinem Hintern auf. Zwar verletzte ich ihn dabei nur leicht, aber sein Beinkleid kleidet nicht mehr, wie es sollte. Erneut gibt es Gelächter als er aufsteht und sein Hintern zum Teil zu sehen ist. Dieses Mal sind die Lacher sogar lauter und offener als zuvor.

„Du lästiger Käfer, ich mache dich platt", faucht er.

Er bemüht sich, schnell wieder aufzustehen. Eigentlich hätte er keine Chance gehabt, hätte ich ihn schnell genug angegriffen und ihm mein Schwert in den Rücken gerammt oder es ihm zumindest ins Kreuz gedrückt. Aber ich bin in Spiellaune und seinen Po der Öffentlichkeit zu präsentieren ist mir wichtiger, als einen schnellen Sieg zu erlangen.

Ich mache das ganz bewusst. Ich will ihn so viel wie möglich der Lächerlichkeit Preis geben, vor allem seinen eigenen Leuten gegenüber. Ihn als dummen und unfähigen Jungen hinzustellen ist mir wichtiger als seine schnelle Niederlage. Es ist bei mir Berechnung. Nach dem Kampf will ich auch vor seinen Leuten als die geeignetere Anführerin dastehen.

Ihm scheint das nicht bewusst zu sein. Allerdings ärgert ihn natürlich, dass ich ihn vor aller Augen immer mehr der Lächerlichkeit preisgebe. Das schmerzt seiner Überheblichkeit und kratzt an seinem Selbstbewusstsein.

Erneut umkreisen wir uns oder besser gesagt, er umkreist mich. Als er sich endlich dazu entschließt, anzugreifen, schafft er es tatsächlich, mir einen weiteren Schnitt zuzufügen. Dieses Mal erwischt er mich am Oberschenkel. Wie schon zuvor, schmerzt die Wunde, ist aber nicht gravierend. Dieses Mal lasse ich sie sofort wieder so weit heilen, dass die Blutung gestillt ist und kein Schmutz mehr eindringen kann. Trotzdem macht das Blut auf meiner Hose Eindruck.

Meibert grinst schon wieder gemein. Er fühlt sich nach diesem kleinen Erfolg schon wie der Sieger des Kampfes. Dabei hat er allerdings die Rechnung ohne mich gemacht. Überraschend schnell greife ich ihn an und trenne ihm gezielt das rechte Ohr ab. Auch diese Wunde ist eher harmlos, hinterlässt aber eine für alle sichtbare Wunde, weil das Blut auf seine Schulter tropft und sein Oberkörper relativ rasch mit roten Flecken übersäht ist.

Mein Gegner greift sich an die Stelle, wo vorher sein Ohr war. Dann blickt er schockiert auf die Ohrmuschel, die im Staub liegt. Das Blut schießt ihm ins Gesicht. Diese für alle sichtbare Verstümmelung dürfte ihn hart treffen. Es bleibt ein nicht mehr gutzumachender Makel. Das ist nicht ideal für seine Eitelkeit.

„Das wirst du mir büßen!", brüllt er vor Wut.

„Was hast du gesagt?", antworte ich.

Dabei halte ich mir lachend eine Hand hinter mein Ohr. Die Zuschauer verstehen natürlich die Anspielung und lachen laut los. Das ärgert Meibert noch mehr. Er springt völlig unüberlegt auf mich zu. Seine Bewegungen sind unkoordiniert. Mit einem gestellten Bein bringe ich ihn zu Fall und setze diesmal sofort meinen Fuß auf seine Brust und die Spitze meines Schwertes an seine Kehle.

„Ergib dich! Du hast keine Chance!", fordere ich ihn auf.

Durch das Publikum geht ein überraschtes Aufschnaufen. Das hätten sich vor allem seine Anhänger nicht erwartet. Doch Meibert gibt natürlich nicht so schnell auf. Völlig überraschend werde ich nach hinten geschleudert und vor mir verwandelt sich mein Gegner in einen Drachen. Ich bin nicht völlig überrumpelt, weil ich ein Bauchgefühl in diese Richtung hatte. Die Zuschauer hingegen halten schockiert die Luft an. Einige wenige geben überraschte Ausrufe von sich.

Ich betrachte den Drachen, der nun auf mich zu gestampft kommt. Er ist etwa vier Meter hoch und grau. Ich bin zunächst doch etwas verwundert, dass ich nicht der einzige Drache bin, dass ich nicht sofort reagiere. Erst als mich der kleine Drache fast erreicht hat und schon seine rechte Vorderpfote hebt, um mich zu zerstampfen, greife ich nach dem schwarzen Strang in meiner Magie und verwandle mich ebenfalls.

Erneut halten die Umstehenden den Atem an und wieder sind Schreckensschreie zu hören. Aber ich nehme auch etwas anderes wahr. In meinem Kopf höre ich ein Wort.

„Scheiße!"

Das muss Gedankenübertragung sein. Ich gehe jedoch davon aus, dass es meine Fähigkeit ist und nicht die von Meibert. Ich kann seine Gedanken lesen und habe das automatisch gemacht, als wir uns beide in Drachen verwandelt haben.

Ich kann seine Redaktion gut verstehen. Schon gegen Pupso hätte er so gut wie keine Chance zu bestehen. Gegen mich jedoch ist ein Kampf aussichtslos. Trotzdem will er sich nicht geschlagen geben. Auch, wenn es purer Selbstmord ist, greift er an. Dabei springt er mit ausgestreckten Krallen auf mich zu. Er setzt offensichtlich alles auf eine Karte. Er will mich überrumpeln und mit seinen Krallen verletzten. Das gelingt ihm aber nicht.

Ich komme ihm zuvor und versetze ihm einen kräftigen Hieb noch bevor seine Krallen meinen Körper erreichen und sich hineinbohren können. Ich weiß nicht, ob er mich überhaupt verletzten könnte, da meine Schuppen dick und hart sind. Aber ich will nichts riskieren. Ich versetze ihm einen gewaltigen Prankenhieb und schleudere ihn damit mitten unter seine Krieger. Wer kann weicht panisch ein ganzes Stück zur Seite. Einige jedoch werden unter dem massigen Körper meines Gegners begraben.

Während er noch auf dem Rücken liegt und verzweifelt versucht, wieder auf die Beine zu kommen, bin ich auch schon bei ihm und drücke meine Pranke auf seinen Kopf. Die Situation ist nun definitiv aussichtslos.

„Ergib dich!", sage ich entschlossen.

„Niemals!"

„Du hast keine Chance mehr."

„Das ist mir egal. Ich will nicht als Besiegter weiterleben."

„Dein Ernst?

„Mein voller Ernst!"

Da er verzweifelt versucht, sich zu befreien, drücke ich zu. Man hört das Brechen von Knochen, sein Schädel gibt nach und der Drachenkörper sinkt schlapp in sich zusammen. Es ist vorbei!

Alle schauen geschockt, wie Meibert als Drache seinen Geist aushaucht. Es herrscht nur betretenes Schweigen. Mir ist klar, dass es brutal ausgesehen haben muss, wie der gewaltige Kopf des Drachens unter dem Gewicht eines noch größeren und noch mächtigeren Drachen zerquetscht wird. Das muss ein Bild brachialer Gewalt gewesen sein. Ich nehme an, dass dies sogar für einen erfahrenen Krieger ein schockierendes Erlebnis sein muss. Deshalb verwandle ich mich rasch wieder zurück.

Ich stehe nun als junge Frau vor dem massigen Körper. Nun hat sich optisch das Gleichgewicht radikal verändert und nun wirkt es, wie der Sieg von David über Goliath. Ich bin nicht mehr Angst einflößend. Genau das wollte ich erreichen. Ein generelles Aufatmen, das durch die Reihen geht, zeigt mir, dass ich richtig gehandelt habe.

Nun bildet sich langsam auch Meiberts Körper wieder zurück und er liegt in menschlicher Form in der Mitte eines riesigen Kreises aus Menschen. Diese kommen wieder langsam näher.

Plötzlich tritt der Kämmerer drei Schritte vor und zeigt mit ausgestreckter Hand auf mich. Wut spiegelt sich in seinem Gesicht wider.

„Ergreift sie, legt sie in Ketten, sie hat euren König ermordet."

Ich halte die Luft an, weil es ein alles entscheidender Moment ist. In diesem Augenblick wird klar, ob der Krieg vorbei ist oder ob die Schlacht nun erst richtig losgeht. Doch es passiert nichts. Kein Mann rührt sich.

„Was ist? Wollt ihr das so hinnehmen?"

Ich sage bewusst nichts. Ich will den Moment nicht stören. Die Krieger aus dem Reich des Ostens machen ein paar Schritte zurück. Aber auch die Krieger aus dem Reich der Mitte verharren in ihrer Haltung.

Plötzlich tritt ein Hauptmann hervor. Langsam und gemessenen Schrittes kommt er auf mich zu. Sein Gesichtsausdruck zeigt absolut keine Regung. Ich warte gespannt, was nun kommt. Er bleibt vor mir stehen, verharrt dort einen Moment und geht dann auf die Knie.

„Es lebe unsere Königin!", ruft er. „Die Vereinbarung war klar und wird vom Heer respektiert."

Plötzlich bricht Jubel aus und das nicht nur unter den Kriegern des Reiches der Mitte sondern auch unter denen aus dem Reich des Ostens. Zu meiner großen Überraschung gehen alle auf die Knie. Nur der Kämmerer und der Kommandeur der Garde bleiben stehen. Sie schauen sich fassungslos um.

„Der Krieg ist vorbei! Ergreift diese beiden!", rufe ich der Menge zu. „Kehrt geordnet nach Hause zurück. Ich werde mich mit der Königin des Südreiches und dem König des Nordreiches zusammensetzen und wir werden einen hoffentlich ewig währenden Frieden besiegeln. Es soll den Menschen in unseren Reichen gutgehen und keiner soll Not leiden. Das ist mein Ziel und mein Auftrag."

Jubel bricht aus. Soldaten ergreifen den Kämmerer und den Kommandeur. Ich weise den Hauptmann, der vorgetreten ist, an das Kommando zu übernehmen und die beiden in den Kerker im Reich der Mitte zu werfen. Ich würde mich später um die beiden kümmern, erkläre ich ihm.

Noch während ich mich umschaue und einige Zeit brauche, um zu realisieren, dass der Krieg vorbei ist, dass eine völlig neue Zeit anbricht und, dass ich meine Aufgabe als „Legenda Major" erfüllt habe, beginnen die Heere abzuziehen. Mit Erleichterung schaue ich zu, wie sie sich auf den Heimweg machen. In den Gesichtern kann ich Erleichterung und Zufriedenheit lesen. Niemand wollte diesen Krieg bis auf einige wenige.

„Du hast die Welt gerettet", sagt Anastasia. Erst jetzt wird mir bewusst, dass sie hinter mir steht, wie auch meine anderen Freunde.

Ich drehe mich um und blicke alle an. Sie strahlen vor Freude, dass es vorbei ist. Anastasia, Nina, Ebur und Sigur nehmen mich nacheinander in den Arm und drücken mich fest. Als mich mein treuer Begleiter in den Arm nimmt, überrasche ich ihn mit einem Kuss. Er braucht einen Moment, dann aber erwidert er ihn und ich lasse mich fallen.

Erst als Sigur mich loslässt, gehe ich zu meinem Vater, der noch immer hilflos mitten auf dem Schlachtfeld herumstehet. Er ist von allen verlassen worden und vollkommen desorientiert.

„Komm Vater, wir gehen zu Ebur und dort werden wir das Gift aus deinem Körper schwemmen."

Ich nehme ihn unterm Arm und begleite ihn zu einem Wagen, der in der Nähe steht. Dem Krieger, der ihn gerade mit Waffen belädt, um diese zurückzubringen, schaue ich in die Augen.

„Wenn du aufgeladen hast, bring bitte meinen Vater zurück zum Schloss", bitte ich ihn.

Er schaut mich verblüfft an. Mir ist klar, dass ihm die Frage auf der Zunge brennt, warum ich meinen Vater nicht selbst mitnehme, sondern wie ein Paket abliefern lasse. Aber er traut sich doch nicht zu fragen.

„Wir hatten nie ein besonders inniges Verhältnis", antworte ich ihm auf die unausgesprochene Frage. „Aber jemand muss sich um ihn kümmern."

Er schaut mich verstehend an, nickt und macht sich mit dem Karren auf den Weg. Ich dagegen mache mich mit meinen Freunden auf den Rückweg. Ich bin froh, dass es vorbei ist.

Kapitel 22

Ich bin auf den Weg zum großen Versammlungsaal. Der Kampf ist nun zwei Tage her. Die Pause hat mir gutgetan. Sie war auch erforderlich, um die Vorbereitungen für die große Konferenz zur Neuordnung der Welt vorzubereiten. Ebur und Anastasia haben dabei die Hauptarbeit übernommen. Inzwischen sind auch die Berater aller Reiche im Nordreich eingetroffen. Anastasia hat sich zu Recht durchgesetzt. Sie hat darauf gedrängt, eine große Versammlung abzuhalten, um die neue Weltordnung auszuhandeln und zu verkünden. Sie hat gemeint, alles müsse seine Ordnung haben. Auch, wenn bereits mein Entschluss feststeht und im Grunde schon alles klar ist, muss die Show stimmen.

Heute, zwei Tage nach dem Kampf, ist es nun soweit. Immer wieder haben Ebur und Anastasia mich gefragt, ob es wirklich mein Wille ist, die Macht über gleich zwei Reiche abzugeben. Sie können das nicht so richtig verstehen.

Mein Vater befindet sich auf der Krankenstation und Eburs oberster Heiler ist sehr bemüht, das Gift aus seinem Körper zu schwemmen. Der Zustand des Patienten verbessert sich auch von Tag zu Tag und langsam wird ihm bewusst, wie schlimm ihm mitgespielt wurde. Trotz unseres kühlen Verhältnisses besuche ich ihn täglich und lasse mich vom Heiler auf den neuesten Stand bringen.

Ich betrete den Saal und es wird schlagartig still. Ich bemerke auf den ersten Blick die Bühne, auf der ein Tisch steht, an dem bereits Ebur und Anastasia sitzen, auch Winibert ist an der Seite seines Sohnes. Sigur kommt hinter mir in den Saal und geht mit mir zum Tisch der Könige, wo er neben mir Platz nimmt. Darauf habe ich bestanden.

Wir haben über uns nicht mehr gesprochen, aber wir halten zwischendurch Händchen, er legt manchmal den Arm um meine Taille, wir küssen uns und er sieht mich unglaublich verliebt an. Aber auch ich muss gestehen, dass ich mich in seiner Nähe unglaublich wohl fühle. Ja, ich liebe ihn und dessen bin ich mir inzwischen bewusst. Wenn das alles vorbei ist, werde ich Klarheit zwischen uns schaffen.

Nina sitzt auf einem Sessel neben dem Eingang und himmelt ihre Königin an. Sie hat noch am Abend nach dem Kampf ihre Sachen gepackt und ist zu Anastasia gezogen. Natürlich hat sie mich vorher schüchtern um Erlaubnis gefragt, aber die habe ich ihr mit einer dicken Umarmung gegeben. Meine Freundin hat über das ganze Gesicht gestrahlt.

„Du bist schwer in Ordnung", hat sie gemeint.

„Das möchte ich hoffen", habe ich lachend geantwortet.

Seitdem wohnt Nina bei Anastasia, seitdem machen die beiden keinen Hehl daraus, dass sie ein Paar sind. Sie gehen händchenhaltend durch die Gänge und ignorieren alle verwunderten Blicke, die ihnen zwischendurch zugeworfen werden.

„Königin Aurora, Herrscherin über das Reich der Mitte und des Ostens", tönt die Stimme des Zeremonienmeisters durch den Raum.

Damit reißt er mich aus meinen Gedanken und ich schaue irritiert in seine Richtung. Ich bin keine Königin und ich will auch keine sein.

Als endlich alle im Raum sind, erhebt sich Ebur. Als Hausherr hat er das Recht, die Sitzung zu eröffnen und zu leiten. Trotzdem ist mir bewusst, dass aller Augen auf mich gerichtet sind.

„Meine Damen und Herren, ich fühle mich geehrt, die Herrscher aller vier Reiche bei uns begrüßen zu dürfen. Es ist ein äußerst erfreulicher Anlass, denn wir wollen für Frieden und Wohlstand in unseren Ländern sorgen", beginnt er.

„Aber wie soll es Friede und Wohlstand geben, wenn eine Königin gleich zwei Reiche unter sich vereint?", ruft einer dazwischen. Ich glaube es ist einer der Berater von Anastasia.

„Beschta, wer hat dich um deine Meinung gefragt", ruft Anastasia verärgert.

Der Mann, der offenbar Beschta heißt erhebt sich daraufhin. Er ist noch recht jung, etwa Mitte Zwanzig und er scheint übereifrig zu sein.

„Der wird dir eines Tages gefährlich. Den solltest du im Auge behalten", raune ich der Königin des Südens zu.

„Es wird auf Dauer nicht gutgehen, wenn es ein Ungleichgewicht gibt", beharrt er auf seiner Position.

Ich bemerke, dass meine Freundin ihm antworten will, ich halte sie aber am Arm zurück und nicke ihr zu. Dann erhebe ich mich.

„Ich denke, Sie sollten es zuerst uns überlassen, sich Gedanken über die Zukunft zu machen", sage ich. Dabei schaue ich diesem Beschta direkt in die Augen. Mir fällt auf, dass er leicht rot wird. „Glauben Sie wirklich, wir hätten uns bisher noch nicht darüber unterhalten, wie es weitergehen soll? Sie könnten uns doch so viel Verstand zutrauen, dass wir nicht unvorbereitet in diese Besprechung gehen und wir sind uns sehr wohl dessen bewusst, dass ein Ungleichgewicht ein Problem darstellen würde. Sie werden sich wundern, wenn ich Ihnen verrate, dass wir das Rätsel schon lange gelöst haben, noch bevor wir in den Kampf gezogen sind."

Nun läuft er definitiv rot an und setzt sich verlegen hin. Er wagt es nicht einmal mehr, mich anzuschauen und bewundert stattdessen sehr angestrengt den Boden. Ich hingegen blicke hoch erhobenen Hauptes in die Runde.

1...1516171819...21