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Magische Welten 03

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„Tut ihr das nicht weh, wenn wir auf sie draufsteigen?"

„Divina ist ein ausgewachsener Drache."

„Trotzdem!"

„Nun mach schon! Ich weiß, was ich tue."

„Ich mag deine Mutter. Sie hat Angst mir wehzutun."

„Wir sollten langsam hier weg!", dränge ich.

Endlich kann ich Mutter auf die Vorderpfote ziehen, Divina hebt sie hoch und wir gehen zum Nacken, wo wir uns beide hinsetzen. Meine Mutter ist ausgesprochen nervös und wackelig auf den Beinen. So kenne ich sie gar nicht.

„Jetzt sei nicht so streng. Sie fliegt zum ersten Mal auf einem Drachen."

„Ja, ja. Habe ich mich auch so angestellt, das erste Mal?"

„Du warst etwas mutiger, aber du hast mich bereits am Tag zuvor gesehen und mit mir gesprochen. Für deine Mutter ist es fast wie das erste Zusammentreffen. Das vom letzten Mal zählt nicht wirklich."

„Ok, du hast ja recht."

Divina erhebt sich und meiner Mutter entkommt ein leiser Schrei. Es ruckelt etwas. Ich bin das gewohnt, aber für sie ist es ein völlig neues Gefühl.

„Keine Angst, Mutter. Es geht alles gut."

Nun stößt sich Divina vom Boden ab und wir fliegen auf das Portal zu. Ich spüre noch, dass wir es passieren, mache mir aber nichts mehr draus. Langsam wird es zur Normalität.

„Möchtest du dein Reich einmal von oben sehen?", meldet sich Divina.

„Wie meinst du das?"

„Wir könnten eine Runde drehen, damit du dir ein Bild machen kannst."

„Das wäre super."

„Mutter, Divina dreht eine Runde über das Reich, damit wir einen Eindruck davon bekommen", informiere ich meine Mutter.

„Muss das sein?"

„Du wirst es lieben, versprochen!"

Tatsächlich fliegt Divina nicht auf direktem Weg zu Gordins Hütte. Sie zieht eine große Schleife über den Himmel und ich kann einen Teil des Schattenreiches sehen. Es ist ein schönes Land. Allerdings wird mir auch bewusst, dass der Unterschied zwischen Arm und Reich groß ist. Daran muss ich etwas ändern.

Etwa eine Stunde später landen wir auf der Wiese vor Gordins Haus. Wir steigen ab und meine Mutter schaut sich um.

„Schön hier."

„Wie hat dir der Flug gefallen?"

„Das war umwerfend. Hätte noch länger dauern können", meint sie verschmitzt lächelnd.

„Wir haben sicher wieder einmal Gelegenheit zu fliegen", beruhige ich sie.

„Jederzeit gerne."

„Das hat anfangs noch anders geklungen", lache ich. Sie zuckt nur grinsend mit den Schultern.

Ich nehme unsere Koffer und gehe auf das Haus zu. Gordin sitzt auf der Bank, wie ich erwartet hatte.

„Du bringst mir Gesellschaft mit", meint er.

„Darf ich vorstellen, das ist Gordin, meine Mutter."

„Kannst du wirklich Gedanken lesen?", will meine Mutter wissen.

„Du hast Hunger und überlegst, wer von uns kochen wird", antwortet Gordin.

„Der kann das echt", meint Mutter.

„Natürlich kann er Gedanken lesen. Es steht so in den Büchern und ich habe es dir auch gesagt."

„Trotzdem es klang so unglaublich."

„Und das Problem des Essens ist immer noch nicht gelöst", meint Gordin. „Übernimmst du das, Amy?"

„Amy und kochen?", lacht meine Mutter laut auf. „Willst du uns vergiften?"

„Keine Sorge, deine Tochter macht das schon."

„Hast du schon mal etwas gegessen, das sie gekocht hat? Der brennt sogar das Wasser an."

„Ärgere dich nicht Amy, sie meint es nicht so", versucht der alte Mann mich zu beruhigen.

„Meine Mutter traut mir wohl gar nichts zu!", motze ich gespielt.

„Doch, mein Kind. Du hast viele Talente, aber kochen gehört nicht dazu."

„In zehn Minuten ist das Essen fertig", sage ich und gehe ins Haus.

Ich höre noch, wie meine Mutter laut lacht. Ich ignoriere sie und trage noch schnell ihren Koffer in mein Zimmer. Danach gehe ich zum Esstisch und wünsche mir ein üppiges Abendessen, das auch wenig später, wie aus dem Nichts, erscheint.

„Essen ist fertig!", rufe ich hinaus.

„Was, schon?", höre ich meine Mutter. „Da bin ich ja gespannt, was das sein soll. Gibt es hier einen Supermarkt mit Fertigprodukten und eine Mikrowelle?"

„Was ist ein Supermarkt und was ist eine Mikrowelle?", höre ich Gordin fragen.

„Also nicht", meint Mutter überlegend. „Wie hat sie es dann so schnell geschafft?"

Als sie in den Raum kommt, staunt sie nicht schlecht. Gordin zwinkert mir verschwörerisch zu und schon machen wir uns über das Essen her. Es schmeckt ihr offenbar sehr, denn sie gibt keine Bemerkung mehr von sich.

Nach dem Essen zeige ich Mutter noch schnell ihr Zimmer und mache mich dann auf den Weg ins Schloss. Mit dem Koffer den Geheimgang entlanggehen ist nicht ganz so einfach, aber ich schaffe auch das. Als ich endlich in meinem Zimmer bin, mache ich mich schnell bettfertig und falle in die Kissen. Ich schlafe sofort ein.

Kapitel 11 -- Der Tod der Königin

Die Tage vergehen und laufen weitgehend immer nach dem gleichen Muster ab. Am Tag entwickle ich zusammen mit Bella und Ferina neue Pläne, wir beschließen eine Steuersenkung, wobei ärmere Bevölkerungsschichten entlastet oder gar befreit werden und ich halte Audienzen und Gerichtsverhandlungen. Die unverschämten Forderungen bei den Audienzen werden immer weniger. Offenbar hat es sich herumgesprochen, dass ich keine Projekte unterstütze, die nur den Reichen und dem Adel dienen und so verzichten offenbar immer mehr Orte darauf, diese zu präsentieren.

Am Abend gehe ich zu Gordin, trainiere mit ihm und anschließend essen wir zu dritt zu Abend. Mutter und Gordin verstehen sich blendend. Sie hat ihm schon nach wenigen Tagen den ganzen Haushalt umgekrempelt und ihn bei einigen Arbeiten eingespannt, so dass er nicht mehr so oft vor dem Haus sitzen kann. Aber das tut ihm nur gut.

Ich werde beim Kampf mit dem Schwert immer besser und auch mit dem Dolch schlage ich mich nicht schlecht. Wo ich noch viel zu lernen habe, ist das Schießen mit Pfeil und Bogen. Aber ich tröste mich, dass ich als Regentin das sowieso nicht so oft brauchen werde. Auf Gordins Rat hin habe ich mir eine Halterung anfertigen lassen, die ich um den Oberschenkel schnalle. Auf diese Weise habe ich immer einen Dolch griffbereit bei mir.

Wir sitzen wieder einmal beim Abendessen. Meine Mutter weiß inzwischen von meiner Gabe und vertraut nun endlich auch meinen Kochkünsten. Plötzlich ruft mich Divina.

„Amy, du musst ins Schloss kommen. Die Königin liegt im Sterben."

„Woher weißt du das?"

„Von ihrem Drachen."

„Gut ich beeile mich. Kommst du mich bei Gordin abholen?"

„Natürlich! Bin schon unterwegs."

Ich ziehe meine Trainingssachen aus, dusche mich schnell und bin wenig später gekleidet, wie man es sich von einer Regentin erwartet, auf der Wiese. In diesem Moment sehe ich, wie Divina einschwebt und vor mir landet. Ich springe auf ihre Vorderpfote und bin schon im Nacken, als sie sich wieder erhebt. Keine Sekunde später schwingt sie sich bereits in den Himmel. In solchen Momenten kommt es uns zugute, dass wir so gut aufeinander eingespielt sind.

Keine zwei Minuten später landen wir am Eingang des Tunnels, ich verabschiede mich und renne auch schon durch den Geheimgang in Richtung Schloss. Bei der Tür angelangt, öffne ich diese vorsichtig, blicke hinaus und schlüpfe in den Gang.

Hastig laufe ich zum Gemach der Königin. Wir haben uns seit meinem Eintreffen im Schloss fast täglich gesprochen und unsere Pläne besprochen. Sie hat mir dabei immer freie Hand gelassen. Nur ab und zu hat sie mir einen Rat gegeben, die letzte Entscheidung lag aber immer bei mir.

In dieser kurzen Zeit habe ich Serina ins Herz geschlossen. Sie ist noch jung und sie ist kein schlechter Mensch. Ihr liegen die Bürger des Landes sehr am Herzen. Vermutlich wäre sie eine gute Königin geworden, wäre sie nicht von ihrem Mann vergiftet und dieser Chance beraubt worden.

„Lasst mich durch", rufe ich den Wachen zu, die vor den Gemächern der Königin stehen.

Sie treten auch sofort zur Seite und ich klopfe an, öffne dann aber ohne auf eine Antwort zu warten. Im Raum entdecke ich Serina, die im Bett liegt und den Heiler der daneben sitzt. Als er mich sieht, zuckt er nur entschuldigend mit den Schultern.

„Lass uns allein", haucht Serina dem Mann zu.

Er erhebt sich, verneigt sich ein letztes Mal vor der Königin und kommt dann auf mich zu. Als er mich erreicht, bleibt er stehen.

„Ihr Leben neigt sich dem Ende entgegen. Ich kann leider nichts mehr für sie machen", sagt er.

Ich kann die Trauer und die Sorge in seiner Stimme hören. Er hat die Königin in den letzten Tage liebevoll betreut und ich habe den Eindruck gewonnen, dass auch er sie ins Herz geschlossen hat.

„Ich weiß und es tut mir unendlich leid."

„Es musste so kommen. Trotzdem hätte ich gewollt, dass dieser Moment noch lange auf sich warten lässt.

„Man kann dem Schicksal nicht entkommen", versuche ich ihn zu trösten.

Auch ich bin traurig. Aber ich habe keinen Einfluss auf den Gesundheitszustand der Königin. Ich kann nur versuchen, ihr in dieser letzten Stunde nahe zu sein. Leider gibt es niemand anderen, der hier ist und genau das macht mich besonders traurig. Sie ist noch so jung, muss sterben und ist dabei fast allein.

„Amy, bitte komm her", sagt Serina mit leiser Stimme.

„Ich bin da, ich bin bei dir!"

„Ich bin so froh, dass Divina dich gefunden hat."

„Ich wünschte, wir hätten uns viel früher und unter anderen Umständen getroffen."

„Sei nicht traurig. Ich bin selbst schuld, dass ich einen Mann geheiratet habe, der mich nie geliebt hat. Ich habe alle Ratschläge in den Wind geschlagen."

„Du warst verliebt!"

„Trotzdem, ich hätte es wissen müssen."

„Wie denn? Er hat dich geschickt hinters Licht geführt und bewusst getäuscht. Es ist ganz sicher nicht deine Schuld."

„Ich hätte es trotzdem wissen müssen"

„Du bist jung und er hat sich von einer ganz anderen Seite gezeigt. Mach dir keine Vorwürfe, die bringen auch nichts mehr."

„Du bist lieb und der einzige Lichtblick. Ich weiß, dass ich das Land in gute Hände gebe. Ich denke, du bist ein Segen für dieses Land."

„Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dem Land eine gute Königin zu sein."

„Du bist es schon, Amy. Das Volk liebt dich bereits für das, was du in diesen wenigen Tagen alles geändert hast."

„Trotzdem habe ich Angst, ob ich das kann."

„Hab Vertrauen in dich. Du schaffst alles."

„Das sagen mir alle und genau das erhöht den Druck noch mehr. Ich kann nur versagen."

„Du kannst nicht versagen. Du übernimmst ein Land, das im Argen liegt. Es kann nur noch besser werden", sagt sie mit einem gequälten Lächeln. Sie liegt im Sterben und will mich noch aufmuntern.

Ich nehme ihre Hand. Sie ist schon kühl und als sie einmal versucht meine zu drücken, da wird mir erst so richtig bewusst, wie schwach sie ist.

„Ich lasse den Kerl hinrichten, der dir das angetan hat. Ich bin eigentlich nicht für die Todesstrafe, aber er hat dein Leben ja auch genommen", sage ich voller Hass auf den Mann, der Serina dies angetan hat.

„Lass ihn am Leben und führe ihm immer wieder vor, was du aus dem Land machst und dass er machtlos ist. Er soll miterleben, wie das Land ohne ihn regiert wird und aufblüht. Das wird für ihn die größere Strafe sein als der Tod", antwortet die Königin.

„Du meinst ... keine schlechte Idee", muss ich grinsen.

„Amy, du weißt, was du mir versprochen hast?"

„Was meinst du?"

„Dass ich in der Grotte der Königinnen, meine letzte Ruhe finden werde."

„Gleich neben Siena. Da niemand mehr nach ihr in der Grotte beigesetzt wurde, gebührt dir dieser Platz."

„Nein Amy, dieser Platz gehört dir. Du sollst eines Tages neben den beiden großen Königinnen dieses Landes liegen. Ich bin zufrieden, wenn ich einen Platz danach sein darf und damit neben dir."

„Bieten wir uns jetzt echt gegenseitig den besseren Platz für die Beisetzung an", muss ich traurig grinsen.

„Ich will nicht streiten. Dazu bin ich zu schwach."

Ich sitze neben der Königin, halte ihre Hand und die Welt um mich herum verschwindet. Ich bete zu den Göttern, dass sie ihrer Seele gnädig sein sollen. Sie hat vermutlich nicht alles richtig gemacht, aber sie hat sich gegen alle Widerstände dafür stark gemacht, dass nicht die Höflinge an die Macht kommen. Sie hat mich suchen lassen, da ich ihre letzte Hoffnung war, die Geschichte zum Guten zu wenden. Und sie hat es geschafft!

„Ich werde alles tun, damit es dem Volk gut geht. Das ist mein Versprechen an deinem Sterbebett", sage ich mehr zu mir als zu Serina.

Ich kann daraufhin ein schwaches Lächeln sehen, das für kurze Zeit um ihre Mundwinkel spielt. Sie muss mich gehört haben, auch wenn ich gedacht hatte, sie würde schlafen.

„Dann kann ich beruhigt gehen. Danke für alles, Amy!", haucht sie.

Dann schließt sie die Augen und ich spüre, wie alle Kraft aus ihrer Hand und dem Körper weicht. Königin Serina ist tot!

Bisher habe ich nicht geweint. Ich wollte stark sein für sie. Aber jetzt, jetzt kullern mir die Tränen über die Wange und ich senke den Kopf auf das Bett. Ich beginne zu schluchzen und mein ganzes Gesicht wird nass.

Ich habe Serina kaum gekannt und doch geht mir ihr Tod sehr nahe. Warum musste sie so jung schon sterben. Das hat sie nicht verdient, das hat doch kein Mensch verdient.

Plötzlich spüre ich eine Hand an meinem Rücken, die mich liebevoll streichelt, um mich zu beruhigen. Ich drehe den Kopf, schaue hoch und mit tränenverhangenem Blick erkenne ich Ferina.

„Sie hat es überstanden", meint sie voller Mitleid in der Stimme.

„Sie sollte leben!", widerspreche ich.

„Wir können das Schicksal nicht ändern. Wir können nur weitermachen und versuchen, die Menschen, die wir im Herzen tragen, nicht zu vergessen."

„Ich werde sie nie vergessen", versichere ich.

„Ich weiß", beruhigt mich meine Freundin. Ja, Ferina ist meine Freundin, eine gute Freundin.

Ich stehe auf und umarme sie. Wir liegen uns einige Zeit in den Armen. Auch die Kanzlerin beginnt zu weinen.

„Du hast sie besser gekannt als ich."

„Sie war ein guter Mensch. Manchmal etwas naiv und sie hatte nicht dein Durchsetzungsvermögen, aber sie war ein guter Mensch."

„Ja, das war sie", bestätige ich. „Ich habe sie nur wenige Tage gekannt. Trotzdem ist sie mir ans Herz gewachsen. Dabei war sie nicht so schwach, wie man meinen möchte. Sie hat alles dafür getan, damit die Macht nicht in die falschen Hände fällt."

„Das stimmt. Da hat sie Großartiges geleistet", bestätigt auch Ferina.

„Was sind nun die nächsten Schritte?", frage ich.

„Wir müssen den Tod der Königin bekanntgeben, ihre Beerdigung vorbereiten und dann deine Krönung", erklärt die Kanzlerin.

„Du weißt, dass sie nicht hier begraben werden wollte?"

„Sie hat mir gestern gesagt, du würdest dich darum kümmern. Sie war dabei so geheimnisvoll."

„Ich werde es dir zeigen. Aber nun wollen wir den Rat zusammenrufen und alles in die Wege leiten."

„Ich verständige Xerimus, damit er die Wachen verstärkt. Man kann nie wissen", ruft sie mir zu und ist auch schon verschwunden.

Ich harre noch eine halbe Stunde bei der Toten aus, dann gehe ich in meine Räume und ziehe mich um. Ich habe mir schon in Hinblick auf den Tod Serinas ein schlichtes, schwarzes Kleid schneidern lassen. Dieses ziehe ich nun an und gehe anschließend zum Thronsaal.

Vor der Tür bleibe ich noch einmal stehen und atme tief durch. Xerimus, der mich an der Tür erwartet hat, schaut mich fragend an.

„Bisher war ich nur die Regentin. Ich hatte die Königin, die noch immer den Anspruch auf den Thron hatte. Nun bin ich allein."

„Du bist nicht allein", versichert er mir.

„Danke. Du hast keine Ahnung, wie viel Kraft ihr mir gebt, du, Ferina und Bella."

„Das tun wir doch gerne."

Ich nicke ihm zu und öffne die Tür. Er kommt gar nicht mehr dazu, dies für mich zu tun. Ich bin zu schnell. Ich bin mir aber auch nicht zu schade, selbst die Tür zu öffnen. Warum auch? Bei meinem Eintreten verstummen alle. Es wird ganz still.

Ich schreite zum Thron und bleibe davor stehen. Alle schauen mich erwartungsvoll an. Was soll ich sagen? Ich muss nachdenken. Dann fasse ich mir ein Herz.

„Meine Damen und Herren, mit großem Bedauern muss ich den Tod von Königin Serina von Siryn bekanntgeben. Heute hat ihr Herz aufgehört zu schlagen. Sie ist in meiner Anwesenheit friedlich entschlafen."

Ich blicke in die Runde. Unter den Räten kann ich tatsächlich auch vier Frauen erkennen. Vier von etwa 20 ist nicht viel, aber es ist ein Anfang. Während mich die meisten Männer eher herausfordernd anschauen, zeigen die Frauen Mitgefühl.

„Ich bitte um eine Minute, in der wir in aller Stille ihrer gedenken. Wir verneigen uns ein letztes Mal vor ihr."

Dabei knie ich mich hin. Ich bekomme aus dem Augenwinkel mit, wie einige verwirrt schauen. Nach und nach aber knien sich alle hin. Ich verharre einige Zeit und erhebe mich danach.

„Königin Serina wird ab morgen im Thronsaal feierlich aufgebahrt werden. Die Bevölkerung kann dann drei Tage lang von ihr Abschied nehmen. Danach wird eine Feier zu ihren Ehren abgehalten, die Beisetzung selbst findet im ganz kleinen Kreis statt", verkünde ich.

„Wie geht es jetzt aber weiter?", erkundigt sich einer aus dem Rat.

„Da ich bereits die Amtsgeschäfte übernommen habe, wird alles normal weiterlaufen. Ich muss mich erst erkundigen, wie es mit der Krönung sein wird."

„Habt Ihr gefragt, ob der Rat damit einverstanden ist, dass Ihr die Amtsgeschäfte übernehmt?", hakt er nach.

„Danach frage ich erst gar nicht. Ich habe Anspruch auf den Thron und mache diesen geltend", stelle ich klar. „Sonst noch Einwände?"

Niemand traut sich noch etwas zu sagen. Der Mann, der dazwischengerufen hat, blickt zwar sauer drein, hält aber auch den Mund. Damit verlasse ich wieder den Thronsaal. Ferina folgt mir.

„Komm mit, ich muss dir etwas zeigen", sage ich zu ihr, als die Tür zum Saal hinter uns geschlossen ist.

„Dauert es länger?", will sie wissen.

„Wir kommen vermutlich erst später zurück."

„Dann müsste ich noch alles in die Wege leiten, damit die Königin aufgebahrt wird", informiert sie mich.

„Gut, dann treffen wir uns in einer halben Stunde in meinem Zimmer."

Ferina ist damit einverstanden und ich gehe in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Als ich mich frisiere klopft es an der Tür und auf meine Aufforderung hin, kommt Ferina zur Tür herein.

„Da bin ich", meint sie. „Was willst du mir zeigen."

„Du hast die Bücher gelesen, die Geschichten von Aurora und Siena."

„Ja, das habe ich dir doch schon gesagt."

„Du weißt, dass darin ein geheimer Gang zur magischen Welt erwähnt wird?"

„Ja, immer wieder. Ich glaube aber nicht, dass es diesen Gang gibt, wer soll so etwas denn glauben?"

„Komm mit!", sage ich.

Ferina schaut mich überrascht an, folgt mir aber, als ich das Zimmer verlasse und zum Eingang des Tunnels gehe.

„Wo willst du hin? Das ist die falsche Richtung", meint meine Freundin.

„Keine Sorge, ich weiß was ich tue", beruhige ich sie.

Wir haben inzwischen die Stelle erreicht, ich schaue mich um und betätige den Mechanismus. Die Tür springt auf und gibt den Eingang frei.

„Was ist das?", will Ferina wissen.

„Komm einfach!"

Ich ziehe sie in den Gang, schalte die Taschenlampe ein und schließe die Tür. Meine Freundin schaut sich staunend um.

„Ist das etwa ...?"

„Komm jetzt, wir haben nicht viel Zeit."

Ich gehe den Geheimgang entlang und sie folgt mir. Ich schaue zwei oder drei Mal zurück und sehe, wie sie sich, während sie mir folgt, immer wieder neugierig umblickt.

„Das gibt es nicht!", entkommt ihr einmal. „Ich kann das nicht glauben", sagt sie ein anderes Mal.

„Du kannst alles glauben. Es ist genau so, wie es in den Büchern beschrieben wird."

„Sag aber nicht, dass am Ende dieses Ganges ein Drache auf uns wartet."

„Ein Drachenmädchen mit dem schönen Namen Divina, um genau zu sein."

„Du nimmt mich auf den Arm."

„Nein, wir fliegen zu Gordin."

„Der unheimliche, alte Mann? Den gibt es noch immer?"

„Er ist alt, aber nicht unheimlich."

„Kann er nicht Gedanken lesen?"

„Das schon, aber das macht ihn doch nicht unheimlich", grinse ich.

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