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Magische Welten 03

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Als ich sie erreicht habe, breite ich die Arme aus und ziehe die junge Frau in eine Umarmung. Sie ist so perplex, dass sie diese erst nach einiger Zeit erwidert.

„Ich habe das Vorhaben genehmigt und die Krone wird sämtliche Kosten übernehmen."

„Aber Euer Berater ...", will sie einwenden.

„Du hast großen Mut bewiesen und hast nicht aufgegeben. Menschen wie dich brauchen wir in unserem Reich. Ich will etwas ändern und ich bin froh, dass es Leute wie dich gibt."

„Armogren hat eine lange Tradition", meint sie.

„Ich weiß", sage ich. „Beantworte mir bitte eine Frage, habt ihr ein neues Rathaus?"

„Es ist immer noch das alte. Es ist ausreichend."

„Würdest du bitte mit mir zu Mittag essen?"

„Eure Majestät, ich bin nur eine kleine Stadthalterin."

„Lass das mit der Majestät, ich bin Amy", biete ich ihr an. „Und lass dir eines gesagt sein. Du bist ein wundervoller Mensch, der sich um andere kümmert, der kämpft und sich einsetzt. Solche Leute sind mir viel lieber als die, die nur auf ihren Vorteil schauen."

„Dann ist es mir eine große Ehre, Eure Maj ..."

„Amy, einfach nur Amy."

Ferina zieht Hildgrund zur Seite und weist sie an, sich auf einen Stuhl im Publikum zu setzen. Ihr Begleiter schaut etwas unsicher und setzt sich schließlich neben sie.

„Wir kommen zu den Gerichtsverhandlungen", verkündet der Zeremonienmeister.

Ich bin gespannt auf den Ankläger. Wenn ich mir das System bei den Audienzen anschaue, dann komme ich nicht umhin zu befürchten, dass auch der Ankläger nicht meinen Vorstellungen entspricht. Sofort kommt mir wieder Siena in den Sinn, die während ihrer Probewoche den Ankläger ihrer Mutter ausgetauscht hat. Ich fürchte, mir blüht ein ähnliches Schicksal.

„Kuribin von Fingen, er hat einem Grafen eine Münze gestohlen", verkündet der Zeremonienmeister.

Während er das sagt, wird ein junger Mann in den Saal geführt. Gleichzeitig springt im Zuschauerraum ein deutlich älterer Herr in die Höhe. Überrascht schaue ich ihn an, weil er der Einzige ist, der sich erhebt.

„Was habt Ihr zu Eurer Verteidigung zu sagen?", frage ich den Beschuldigten.

„Ich hatte Hunger und wusste nicht mehr ein noch aus."

„Gibt es keine Essensausgabe für Arme?", frage ich.

„Nein, so etwas gibt es nur in Armogren", meint der Mann.

„Ankläger, was für eine Strafe verlangt ihr?"

„Ich weiß nicht, ich würde einen Monat Kerker vorschlagen", meint der Mann kleinlaut, der nun vortritt.

„Einen Monat, der hat sie wohl nicht mehr alle. Der Mann ist ein Verbrecher und gehört für immer weggesperrt", brüllt der Mann, der vorhin aufgesprungen ist.

„Und Ihr seid wer, dass Ihr Euch erlaubt, meine Verhandlung zu stören?", frage ich genervt.

„Ich bin der Graf, den er bestohlen hat."

„Aber was gibt Euch das Recht über das Strafmaß zu urteilen?"

„Na hört mal ...", will er aufbrausen.

„Ich höre gut genug und ich kann mir sehr gut mein eigenes Bild machen", fahre ich ihn an. Dann wende ich mich an den Ankläger. „Habt Ihr schon von der Möglichkeit gehört, jemand zu gemeinnütziger Arbeit zu verurteilen?"

„Zu was?", erkundigt sich der Ankläger.

„Wir werden in der Hauptstadt und später in allen größeren Ortschaften, wo es sinnvoll ist eine kostenlose Essensausgabe für Arme und Bedürftige errichten. Kuribin von Fingen wird von mir zu 100 Arbeitsstunden verurteilt, die er beim Aufbau oder dann beim Betrieb dieser Essensausgabe ableisten muss. Verstanden?"

„Ihr meint, er muss nicht in den Kerker, sondern muss Arbeitsstunden ableisten, die der Gemeinschaft zugutekommen?"

„Genau das meine ich. Wer ein echter Verbrecher ist, der gehört in den Kerker und wird auch entsprechend bestraft. Wer aber keine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt, der kann sich nützlich machen."

„Das ist genial!", ist der Ankläger begeistert.

„Das darf doch nicht wahr sein!", beklagt sich der Graf.

„Ruhe oder ich lasse Euch des Saales verweisen."

So gehen die Verhandlungen weiter. Eigentlich ist an diesem Tag nur ein wirklicher Verbrecher dabei, den ich zu Zwangsarbeit im Steinbruch verurteile. Das Geld, das er dabei verdient, kommt seinen Opfern zugute. Ich folge dabei dem Beispiel von Siena.

Mir fällt auf, dass der Ankläger sehr schnell reagiert und in den meisten Fällen gemeinnützige Stunden beantragt und ich dem auch stattgebe.

Als die Verhandlungen vorbei sind, erhebe ich mich und gehe auf den Ankläger zu. Alle schauen mich überrascht an.

„Ich hatte Sorge, Ihr wärt auch nur darauf aus, es den Reichen und Adeligen recht zu machen. Ich habe mich getäuscht und bin sehr angenehm überrascht. Ich bin sicher, wir werden gut zusammenarbeiten."

„Danke für das Lob, Eure Majestät. Ich wiederum hatte Sorge, dass sich nichts ändern würde, dass weiterhin die Armen geknechtet und die Reichen belohnt würden. Ich bin ausgesprochen angenehm überrascht."

Wir lachen beide, ich gebe ihm zum Abschied die Hand und mache mich mit Ferina, Bella, Xerimus, Hildgrund und ihrem Begleiter auf zum Mittagessen. Die beiden aus Armogren sind zunächst verängstigt und äußerst zurückhaltend. Doch sie sehen sehr schnell, dass ich nicht viel von übertriebenen Höflichkeiten halte. Da ich ausgesprochen locker und wenig königlich mit Ferina, Bella und Xerimus plaudere und scherze, schließen nach einiger Zeit sich auch die beiden dem Gespräch an. Ich erfahre dabei sehr viel darüber, wie das Leben auf dem Land sich von dem in der Stadt unterscheidet.

Es ist ein sehr angenehmes Mittagessen und als wir uns trennen müssen, verlassen wir uns als Freunde. Hildgrund besteht zwar darauf, mich mit Majestät anzusprechen, aber dennoch ist der Umgang nicht steif und förmlich.

„Ferina, Bella, Ihr macht Euch wieder an Eure Arbeiten. Ich werde zusammen mit Xerimus die Wachen und das Heer besuchen", gebe ich die Marschrichtung vor.

„Du bekommst morgen einen Haushaltsvoranschlag von mir", verspricht Bella.

„Lass dir Zeit, morgen muss ich nach Hause, um alle meine Angelegenheiten zu regeln. Wir sehen uns übermorgen und können dann über die Finanzen sprechen."

Alle sind damit einverstanden und so mache ich mich mit dem Hauptmann auf, um den Wachen einen Besuch abzustatten. Er hat sie alle in den Innenhof der Akademie beordert. Selbst jene, die frei oder gar Urlaub hatten, wurden von ihm zum Erscheinen verpflichtet.

„Habt Acht!", brüllt ein Offizier über den Platz, als ich mit Xerimus durch eine Tür auf den Hof trete.

Alle knallen die Hacken zusammen und stehen stramm. Überrascht schaue ich den Hauptmann an und bemerke, dass er ein wenig unsicher ist. Er hat wohl bemerkt, dass ich mir das Zusammentreffen etwas anders vorgestellt habe.

„Rührt euch!", rufe ich über den Hof.

Die Wachleute entspannen sich und schauen mich erwartungsvoll an. Mir ist klar, ich muss nun etwas sagen und eine Linie vorgeben.

„Meine Herren, mir ist bewusst, dass bei euch Gehorsam, Disziplin und Hierarchie wichtig sind. Es gilt bestimmte Formen zu wahren und bestimmte Verhaltensweisen einzuhalten. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht auch in einer etwas lockereren Atmosphäre vorstellen und unterhalten können.

Ich bin Amy, habe die Regierungsgeschäfte übernommen und will versuchen, dem Land zu dienen und für das Wohl aller Bürger zu sorgen. Ich hoffe, da haben wir etwas gemeinsam und können uns aufeinander verlassen."

„Das können wir", ruft einer aus den Reihen.

„Wer war das?", brüllt der Offizier von vorhin.

„Lass ihn, wir reden miteinander und ich verstehe das nicht als Einbahnstraße. Ihr dürft mir eure Vorschläge unterbreiten, eure Sorgen vorbringen, weil ich für euch da sein will. Hauptmann Xerimus und alle anderen Offiziere sollten es auch sein. Aber ich nehme mich da nicht aus. Wenn ich euch helfen kann, dann will ich es auch tun."

„Habt Ihr wirklich dem Rat die Bezüge gekürzt?", ruft ein anderer.

„Ich habe sie gestrichen, weil ich der Meinung bin, dass es ein Amt im Dienst des Volkes ist und kein Beruf. Wer dort drinnen sitzt, soll etwas verändern wollen und nicht nur da sein, weil es Geld dafür gibt."

„Bravo! Endlich jemand, der etwas tut", ruft ein anderer.

Langsam lösen sich die Reihen auf und ich werde umringt von den Wachleuten. Sie stellen Fragen und genießen es sichtlich, dass ihnen jemand zuhört.

„Warum sind keine Frauen bei den Wachen?", will ich wissen.

„Das wurde irgendwann so eingeführt."

„Aber das ist doch dämlich", rutscht mir heraus.

„Warum?", kichert einer. Ihm gefällt wohl meine etwas saloppe Ausdrucksweise.

„Mir ist klar, dass Männer in der Regel stärker sind und im Kampf sicher Vorteile haben. Aber in manchen Fällen dürfte es doch ganz gut sein, wenn auch Frauen bei den Wachen sind."

„Ich wüsste keinen", meint einer der Wachleute.

„Ich mache ein Beispiel. Habt ihr Lust eine nervige Prinzessin zu bewachen? Die im rosa Kleidchen herumläuft und mit Puppen spielt?"

„Naja, das wohl weniger. Aber wir haben keine Prinzessin."

„Es wäre für mich als Frau aber auch angenehmer, würde eine Frau zu meinem Schutz abgestellt sein. Sie könnte dabei sein, wenn ich mich umkleide, bei einem Mann wäre das schon etwas unangenehm."

„Da habt ihr wohl recht", gibt der Mann zu.

„Was haltet ihr davon, wenn wir also in Zukunft auch Frauen die Möglichkeit bieten, Teil der königlichen Wache zu werden?"

Ich bekomme daraufhin nur Zustimmung und gemeinsam beschließen wir, das zu ändern. Fast schon freundschaftlich verabschieden wir uns voneinander und ich kann spüren, dass die Männer mit mehr Begeisterung dabei sind. Ich bin mir sicher, dass ich mich auf meine Wache verlassen kann.

Ähnlich verläuft das Treffen mit den Angehörigen des Heeres. Dabei treffe ich bewusst nicht nur die Offiziere, sondern auch ganz normale Soldaten. Hier bin ich schon bald umringt und plaudere mit ihnen. Sie haben von meinen Veränderungen gehört und finden es gut, dass ich neuen Wind in den Palast bringe. Offenbar hat auch schon das Volk von meiner neuen Linie erfahren und findet sie gut. Das zumindest sagen mir einige der Soldaten.

Noch vor dem Abendessen mache ich mich auf den Weg zu Gordin. Ich will das Training ernst nehmen und widme diesem auch die nötige Zeit. Ich esse danach noch mit dem alten Mann zu Abend und fliege dann mit Divina los in meine Welt.

Kapitel 10 -- Die Rückkehr

Es ist fast zehn Uhr abends, als mich mein Drachenmädchen bei den Buchen absetzt. Ich verabschiede mich von ihr und bin jetzt schon traurig, weil ich sie vermissen werde. Aber ich muss kurz in meine Welt zurück, um mich abzumelden.

Ich betrete das Haus durch die Hintertür und gehe ins Wohnzimmer, wo meine Mutter dabei ist, in einem Buch zu lesen. Sie schaut überrascht, als ich im Türrahmen stehe.

„Du bist zurück? Was hat das zu bedeuten?"

„Ich bin auch froh, dich zu sehen, Mama", antworte ich lachend.

„Komm, setz dich zu mir und erzähl deiner alten Mutter, wie es dir ergangen ist", grinst sie.

Dabei klopft sie auf das Sofa und ich setze mich auf den Platz neben ihr. Kurz überlege ich, wo ich anfangen soll zu erzählen.

„Ich bin Regentin in einem Land, in dem einiges im Argen liegt."

„Das heißt viel Arbeit."

„Aber ich kann auch viel bewegen, viel für die Menschen dort erreichen."

„Und die Menschen hier?"

„Diese Frage stelle ich mir schon seit längerer Zeit, Mutter. Ich frage mich, ob diese Welt überhaupt noch zu retten ist."

„So pessimistisch?"

„Es gibt noch viel zu viele Regierungen in großen und wichtigen Ländern, die den Klimawandel, die Luftverschmutzung, die Zerstörung so vieler Lebensräume einfach nicht sehen wollen. Ich fürchte, es werden nie alle an einem Strang ziehen und nur das würde noch etwas bringen."

„Du glaubst, diese Welt wird untergehen?"

„Ich denke nicht, dass sie untergehen wird. Sie wird sich verändern, drastisch verändern und am Ende wird es keinen Platz mehr für den Menschen geben. So wie die Dinos ausgestorben sind, werden es womöglich auch die Menschen tun. Das bedeutet aber nicht, dass es am Ende nicht immer noch eine Welt geben wird, eine bessere womöglich. Die Natur wird sich wieder erholen oder den neuen Umständen anpassen. Nur der Mensch wird es nicht mehr schaffen. Aber um die Welt an sich mache ich mir wenig Sorgen."

„Deshalb kehrst du dieser Welt den Rücken?"

„Ich kehre ihr nicht den Rücken, ich versuche lediglich dort etwas zu bewirken, wo ich es kann und das ist eindeutig das Schattenreich. Dort habe ich eine Aufgabe und kann damit etwas erreichen."

„Was wird aus uns?"

„Keine Ahnung. Ich hoffe, es kommt nicht, wie ich befürchte."

„Du hast dich also entschieden. So schnell?"

„Ja, Mutter, ich habe mich entschieden. Ich werde morgen meine Arbeit kündigen und diese Welt verlassen. Kommst du mit?"

„Wohin? Ins Schattenreich?"

Da huscht ein Lächeln über meine Lippen. Mir ist soeben eine Idee gekommen. Mutter hat meine Veränderung bemerkt und schaut mich neugierig an.

„Ich würde dich mit zu Gordin nehmen. Er ist inzwischen allein und ich bin mir sicher, dir wird es dort gefallen."

„Bei dem alten Mann, der jeden meiner Gedanken lesen kann?"

„Wenn man es erst einmal akzeptiert hat, ist es gar nicht so schlimm."

„Kann ich versuchsweise mitkommen?"

„Natürlich, ich will dich zu nichts überreden."

„Gut, dann packe ich morgen unsere Sachen zusammen."

„Divina wird ganz schön zu schleppen haben", grinse ich.

„Ich nehme nur das Nötigste mit", verteidigt sie sich.

„Du kannst mitnehmen, was immer du willst. Divina ist ein großer, starker Drache."

„Das bin ich", kichert mein Mädchen.

„Dann machen wir das so. Und jetzt ab ins Bett!", meint sie lachend.

Zum ersten Mal seit langer Zeit sehe ich meine Mutter freudig erregt. Sie will tatsächlich noch einmal etwas Neues sehen und erleben. Ich bin mir sicher, es wird ihr in der magischen Welt gefallen.

Wir gehen schlafen und ich träume viel und vor allem wirres Zeug. Mein Unterbewusstsein scheint die jüngsten Ereignisse zu verarbeiten. Am Morgen reißt mich der Wecker aus meinem Schlaf und ich mache mich gleich nach dem Frühstück auf den Weg zum Krankenhaus.

„Sie wollen kündigen? Haben Sie sich das gut überlegt?", meint der Personalchef.

Als ich die schriftliche Kündigung dem Sachbearbeiter hinlege, hat mich dieser mit großen Augen angeschaut. Er ist ohne ein Wort zu sagen aufgesprungen und zu seinem Vorgesetzten gerannt und dieser sitzt nun vor mir.

„Ja, ich habe mir das gut überlegt."

„Sie sind eine hervorragende Notärztin. Was wollen Sie denn auf einmal tun?"

„Ich habe weit weg von hier eine neue Aufgabe übertragen bekommen. Es hat familiäre Gründe."

„Sie wissen schon, dass wir sie nur sehr ungern ziehen lassen."

„Es freut mich zu hören, dass sie mit meiner Arbeit zufrieden waren, aber meine Entscheidung steht fest."

„Dann werde ich Sie wohl schweren Herzens ziehen lassen müssen", meint er. „Ich lasse Ihre Papiere vorbereiten. Sie werden in einer Stunde fertig sein. Benötigen Sie ein Empfehlungsschreiben?"

„Danke, aber bei meinem neuen Job ist das nicht nötig."

„Sie gehen nicht an ein anderes Krankenhaus?"

„Nein, kein Krankenhaus."

„Eine Privatklinik?"

„Nein, auch das nicht."

„Sie wollen sich selbstständig machen?"

„Nein, auch nicht selbstständig. Ich wechsle komplett den Bereich."

„Aber wofür haben Sie dann so lange studiert?"

„Ich habe das vorher auch nicht gewusst. Aber ich bereue es nicht."

„Sie sagen mir nicht, was Sie machen werden?", bohrt er nach.

„Sie würden es mir nicht glauben", antworte ich lachend und verlasse die Personalabteilung.

Nun kommt der schwierigere Teil auf mich zu. Ich muss mich von Gerda verabschieden. Sie wird sich nicht so leicht abspeisen lassen. Sie wird wissen wollen, warum ich kündige und wo ich hingehe.

In Gedanken, wie ich das Gespräch am besten angehen soll, schlendere ich über die Gänge. Doch als ich bei meiner besten Freundin ankomme, habe ich noch immer keine brauchbare Lösung. Ich kann ihr nicht sagen, dass ich ein Land regieren will und sie anzulügen kommt auch nicht in Frage.

„Hallo Amy, ich dachte, du bist im Urlaub", ruft mir eine Stimme entgegen. Es ist Gerda.

„Komm, wir müssen reden", sage ich einfach und nehme sie unterm Arm.

Ich gehe schweigend hinaus vor das Krankenhaus und setze mich mit ihr auf eine Bank. Sie schaut mich ratlos an.

„Bist du krank?"

„Nein, ich habe gekündigt."

„Wie gekündigt?"

„Ich werde an diesem Krankenhaus nicht mehr arbeiten."

„Warum nicht? Was passt dir hier nicht?"

„Nein, das ist es nicht. Ich habe mich hier immer wohl gefühlt. Auch, weil du hier bist. Es hat sich aber etwas ergeben. Ich habe dir von meiner Verwandten erzählt, die krank ist und Hilfe braucht."

„Ja, gibt es die tatsächlich?"

„Die gibt es und sie möchte, dass ich in den Familienbetrieb einsteige. Sie ist dazu nicht mehr in der Lage und außer mir gibt es niemand, der sie ersetzen kann. Niemand aus der Familie."

„Familienbetrieb? Was machen die?"

„Die verwalten Ländereien."

„Oh, das klingt nach Landwirtschaft und stinkenden Ställen."

„Nicht ganz, das ist ein sehr moderner Betrieb."

„Du willst den Arztberuf an den Nagel hängen und Wiesen und Wälder verwalten?"

„Es geht um Familie."

„Bist du mir böse, wenn ich dich dort nicht besuche? Du weißt, ich bin ein Kind der Stadt. Ich würde mich auf dem Land nicht wohlfühlen."

„Ich werde dich besuchen kommen, das verspreche ich."

„Ach Amy, es wird langweilig am Klinikum sein, ohne dich."

„Das machst du schon", lache ich. „Du hast jetzt größere Karrierechancen, wenn ich nicht mehr da bin."

„Mir ist eine Freundin lieber als die Karriere, das weißt du. Wann reist du wieder ab?"

„Noch heute Abend. Ich werde zurückerwartet, weil Entscheidungen anstehen."

„Schon ganz im neuen Element. So wie ich meine Amy kenne. Ständig unter Strom und voller Elan."

Sie zieht mich überraschend in eine enge Umarmung, die ich erwidere. Gerda ist den Tränen nahe und es tut mir echt leid, mich von ihr verabschieden zu müssen. Aber es geht nicht anders.

Ein wenig wehmütig hole ich meine Unterlagen ab und mache mich dann auf den Weg zu meiner Mutter. Es ist inzwischen Nachmittag. Ich helfe ihr noch die letzten Sachen zusammenzupacken und unser Haus abzuschließen. Dann gehen wir auch schon mit Sack und Pack auf den Buchenwald zu.

Meine Mutter ist ganz aufgeregt. Sie plappert die ganze Zeit davon, ob sie etwas vergessen hat, ob sie das Wasser abgestellt und den Herd ausgemacht hat und alles solche Dinge.

„Wo ist denn nun dein Drache?" will sie wissen, als wir die Buchen erreichen.

„Wart´s ab", beruhige ich sie.

„Ist der Drache nicht gefährlich?"

„Du hast ihn doch schon gesehen. Außerdem ist es ein Drachenmädchen und sie ist ganz lieb."

„Sie frisst nur nervende Mütter", kichert Divina.

„Sie freut sich bereits, dich kennenzulernen", sage ich stattdessen.

Wir durchqueren den kleinen Buchenbestand und als ich die letzten Zweige zur Seite schiebe, sehe ich schon den Körper meines Mädchens. Meine Mutter jedoch scheint nicht auf Anhieb zu realisieren, dass ein Drache vor ihr liegt. Divina hat auch bewusst die Augen geschlossen, um nicht sofort aufzufallen.

„Himmel, was ist das denn?", erschrickt plötzlich meine Mutter.

„Das ist Divina."

„Die ist ja riesig!"

„Sie ist ein großer Drache."

„Einer ausgesprochen mächtigen Reiterin", ergänzt sie.

„Und auf den Rücken dieses Monsters soll ich klettern?", will meine Mutter wissen.

„Monster?", beschwert sich Divina.

„Mutter, Divina ist ganz bestimmt kein Monster", tadle ich sie.

„Entschuldige, entschuldigt beide, ich bin nur so aufgeregt."

Aus den Nüstern kommen weiße Wölkchen. Mein Mädchen ist nicht böse und öffnet nun auch die Augen. Meine Mutter schaut gebannt auf die Pupillen, sagt aber nichts dazu, dass sie oval sind. Ich glaube, sie traut sich einfach nicht, noch einmal etwas Falsches zu sagen.

„Wir steigen auf die Vorderpfote und klettern zum Nacken. Dort zeige ich dir, wo du dich hinsetzen und festhalten kannst", weise ich meine Mutter ein.

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