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Magische Welten 03

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Als sie geendet hat, entsteht eine kurze Pause. Sie schaut mich unsicher an. Ich kann erkennen, dass ihr erst jetzt bewusst wird, was sie alles gesagt hat.

„Entschuldigt, Eure Majestät, da sind wohl die Pferde mit mir durchgegangen. Ich wollte nicht anmaßend sein."

„Du warst weder anmaßend noch solltest du dich entschuldigen. Ich kann nur sagen, willkommen im Team."

„Willkommen im was?"

„Da, wo ich herkomme, legt man großen Wert auf Zusammenarbeit, das nennt man Teamarbeit und die Leute, die dabei gut zusammenarbeiten, bilden das Team."

„Ihr meint, Ihr seid mir nicht böse?"

„Ich möchte, dass du das, was du gerade gesagt hast, in konkrete Zahlen und Vorschläge fasst. Unterbreite sie mir und Ferina und wir werden zusammen beschließen, was für das Land gut ist. Sei mutig und wage es, auch ungewöhnliche Schritte vorzuschlagen. Wir müssen etwas verändern und da spielst du mit dem Geld eine große Rolle."

„Wir sollen zusammen entscheiden? Nicht Ihr?"

„Nenn mich bitte Amy und nicht Majestät oder wie auch immer. Sag du zu mir und arbeite mit mir bitte auf Augenhöhe zusammen. Wir wollen alle drei etwas verändern, zum Besseren."

„Ihr, Ihr ...", stottert sie.

„Du, du ...", korrigiere ich sie lachend.

„Aber ich kann doch nicht ...", setzt sie erneut an.

„Du kannst", mischt sich nun Ferina ein. „Amy meint es ehrlich. Ich war am Anfang auch überrumpelt. Sie hat mich zur Kanzlerin gemacht und mir das du angeboten. Kannst du dir vorstellen, wie verwirrt ich war? Aber sie handelt, so wie sie sagt, gemeinsam, im Team. Das finde ich gut und bin mit ihrer Entscheidung den alten Griesgram zu entlassen und dir das Amt zu geben, mehr als einverstanden. Sei mutig, sei weitblickend und vor allem denk an die Bürger dieses Landes."

Ich schaue Ferina überrascht an. So viel Leidenschaft hätte ich ihr nicht zugetraut, noch nicht. Aber sie hat genau das Richtige gesagt.

„Ferina hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir sind nicht da, damit es uns und einigen wenigen gut geht. Es muss dem Volk gut gehen."

„Na dann mache ich mich an die Arbeit."

„Das gefällt mir!", lobe ich sie.

Wir stehen auf und ich ziehe meine neue Beraterin in eine Umarmung. Zunächst steht sie steif da und weiß nicht, was sie machen soll. Dann aber erwidert sie meinen Druck und ich höre ein erleichtertes Ausatmen.

„Danke!", sage ich.

„Danke muss ich sagen", meint sie.

Wir verabschieden uns, Bella eilt voller Tatendrang davon und ich mache mich daran, auch mit den anderen Beratern zu sprechen. Ich folge dabei meist dem Rat meiner Kanzlerin und lasse sie im Amt, wenn sie dafür ist und entlasse sie, wenn Ferina sie für unfähig oder schwierig in der Zusammenarbeit einschätzt.

„Jetzt müssen wir zum Rat", meint Ferina.

„Das wird sich wohl nicht vermeiden lassen", sage ich kichernd. „Sind das auch alles alte Säcke."

„Ja, nur Männer haben das Recht, in den Rat einzuziehen."

„Nur Männer?"

„Wenn einer der Räte stirbt, übernimmt automatisch der älteste Sohn."

„Und wenn eine Schwester älter ist?"

„Dann wird sie übergangen."

„Wenn ein Rat stirbt und keinen Sohn hat?"

„Dann wird ein neuer Rat ernannt. Dies ist auch der Fall, wenn er eine Tochter hat, nur eine Tochter."

„Nur eine Tochter, so ein Blödsinn. Von wem wird der neue Rat ernannt?"

„Von der Königin."

„Das ist ja Kacke", rutscht mir heraus.

„In der Sache stimme ich dir zu, an deiner Ausdrucksweise sollten wir noch etwas feilen, vor allem, wenn wir beim Rat sind", kichert Ferina.

„Auf in den Kampf!", sage ich entschlossen.

Wir gehen zum Thronsaal und diesmal bemühe ich mich erhaben auf das Podest zuzuschreiten. Ich bin der Meinung, dass mir das auch gelingt. Mir fällt, während ich auf den Thron zugehe, ein, dass ich immer noch meine Kleider aus der anderen Welt trage. Vor allem die Sneakers dürften beim Rat nicht auf Gegenliebe stoßen.

Ich habe das Podium erreicht, drehe mich zum Rat um, der vor mir auf Stühlen sitzt, beziehungswiese im Moment vor diesen steht, und sich tief verneigt. Ich steige die zwei Stufen zum Thron hinauf und setze mich hin. Daraufhin richten sich die Mitglieder des Rates auf und setzen sich ebenfalls.

„Meine Herren, ich habe die Amtsgeschäfte übernommen, weil Königin Serina sich nicht mehr in der Lage fühlt, diese weiterzuführen. Da ich in der Thronfolge die einzige bin, fiel ihre Wahl eben auf mich.

Ich komme aus einer anderen Realität, ich werde nicht immer ihren Idealen entsprechen, ich kann ihnen aber versichern, dass ich einzig und allein im Interesse des Landes und des gesamten Volkes handeln werde."

„Aus welcher Realität kommt Ihr?", will einer in der ersten Reihe wissen.

„Aus einer, in der man etwas salopp gekleidet ist, wie ihr seht. Wo es mir sinnvoll erscheint, werde ich mich anpassen, wo mein Stil ein anderer ist, bleibe ich, wie ich bin."

„Ihr werdet Euch den Gepflogenheiten des Landes unterordnen müssen", motzt erneut der Mann in der ersten Reihe.

„Ich muss gar nichts. Ich bin das Gesetz und ich treffe die Entscheidungen. Wenn ich etwas nicht einsehe, werde ich mich nicht beugen", sage ich entschlossen.

Ein Raunen geht durch die Reihen. Der Rat, das hat mir Ferina zuvor in kurzen Worten erklärt, genießt im Volk hohes Ansehen, hat aber nur beratende Funktion.

„Ich habe gehört, Ihr habt den Berater für die Finanzen ausgetauscht. Das könnt Ihr nicht, ohne uns vorher zu fragen", begehrt der Mann erneut auf.

„Ich hielt ihn für unfähig und habe diese Entscheidung zum Wohle des Landes getroffen. Ich sehe dabei keinen Grund, warum ich um Erlaubnis fragen sollte. Ich hätte ihn so oder so entlassen."

In dem Moment steckt mir Ferina einen Zettel zu, den sie von Bella bekommen hat. Ich werfe einen Blick drauf und muss schmunzeln. Sie arbeitet schnell, stelle ich zufrieden fest.

„Meine Herren, es wird auch zwei Änderungen geben, die den Rat betreffen", kündige ich an.

„Das könnt Ihr nicht einfach so beschließen", stellt der Mann klar. Er scheint der Rädelsführer dieser Bande zu sein.

„Ich kann und ich werde, weil es im Interesse des Landes ist", gebe ich Kontra. „Ich kürze vorläufig die Bezüge des Rates auf die Hälfte. Ob es weitere Einschnitte geben wird, wird eine genaue Prüfung der Finanzen ergeben."

Ein Raunen geht durch den Saal. Alle schauen mich empört an. Bella hat mir auf dem Zettel diesen Vorschlag gemacht, da die Bezüge viel zu hoch sind.

„Das ist doch unerhört", bellt der Typ mich an.

„Eigentlich sollte es eine Ehre sein, dem Rat anzugehören und kein Beruf. Eure Bezüge sind unverschämt und ich überlege, ob ich überhaupt bereit bin, etwas dafür zu zahlen. Ich denke, wir einigen uns darauf, dass die Krone die Kosten für die Anreise, die Unterkunft und die Verpflegung übernimmt, wenn Sitzungen stattfinden. Das Amt selbst verstehe ich als Dienst am Volk und bin nicht bereit dafür etwas zu bezahlen."

„Wie jetzt, plötzlich gar keine Entlohnung mehr? Wovon sollen wir dann leben?", protestiert der Anführer.

Ferina schreibt schnell etwas auf den Zettel und reicht ihn mir. Ich nicke ihr dankbar zu und lese, was darauf steht.

„Ihr besitzt Ländereien und könnt dort arbeiten. Ich denke, dann müsste das Einkommen ausreichen. Wer sich aber außer Stande sieht, weiterhin dem Land zu dienen, der kann sein Amt gerne zur Verfügung stellen. Ich werde Ersatz finden."

„Ihr habt gesagt, zwei Änderungen, die den Rat betreffen. Was habt Ihr sonst noch vor?"

„Ab sofort werden auch Frauen in diesem Rat sitzen. Ich schaffe nicht nur die automatische Nachfolge des ersten Sohnes ab, ich lasse auch überprüfen, ob bei den bestehenden Räten eine Schwester übergangen wurde."

„Das könnt Ihr nicht!", brüllt der Mann. „Meine Schwester ist doch ungeeignet, wie Frauen überhaupt."

Empört blicke ich ihn an. Frauenfeindlicher kann man doch kaum noch sein, denke ich. Doch dann wird mir bewusst, dass er sowieso den Rat verlassen muss.

„Dann hätten wir ja schon eine Frau im Rat, Eure Schwester", sage ich hämisch grinsend.

„Das könnt Ihr nicht machen!", bellt er erneut.

„Wachen, bitte entfernt diesen Mann. Er ist nicht mehr weiter Mitglied des Rates. Ich dulde in diesem Reich keine Benachteiligung von Frauen und werde frauenfeindliche Äußerungen hart bestrafen."

„Ich gehe schon von allein. Aber Ihr werdet schon noch sehen, wo Ihr mit dieser Art enden werdet."

Daraufhin verlässt er den Saal. Da aber eh schon alles gesagt ist, beschließe ich die Sitzung und winke Bella zu mir.

„Danke für den Hinweis mit den Bezügen. Ich bin beeindruckt. Du denkst mit."

„Ich dachte, wenn der Rat schon da ist, dann wäre diese Information für dich wichtig", kichert sie. Mein Lob tut ihr sichtlich gut.

„Das war gut mitgedacht. Bravo! Wie viel haben die Räte bisher denn bekommen?", erkundige ich mich.

„Die genaue Summe wird dir nicht viel sagen", meint sie schmunzelnd. „Deshalb will ich einen Vergleich ziehen. Sie haben etwa am Tag so viel an Amtsentschädigung erhalten, wie ein normaler Arbeiter im ganzen Jahr verdient."

„Das ist definitiv zu viel."

„Dein Vorschlag mit den Reisekosten und sonst keine Entschädigung ist genial."

„Dieses Amt soll als Dienst am Volk und am Land und nicht als üppige Einnahmequelle verstanden werden. In Zukunft wird es niemand mehr, nur wegen des Geldes machen."

„Du bist besser als ich dachte", meint Bella verlegen.

„Weil ich in Jeans und Sneakers auftauche und den Eindruck mache, als wäre ich nicht von dieser Welt?", grinse ich.

„Bist du ja auch nicht. Du hast keine Ahnung von unserer Währung", flüstert mir Bella zu.

„Wie hast du das herausgefunden?"

„Wer solche Hosen und solche Schuhe trägt, kommt nicht aus dem Schattenreich", grinst nun auch sie.

Es ist später Nachmittag und ich verabrede mich mit Ferina und Xerimus für den nächsten Morgen, dann eile ich in mein Zimmer, mache mich frisch und bin wenig später auch schon auf den Weg zum Geheimgang. Ich habe mich bewusst im Ostflügel einquartieren lassen, weil ich damit nahe am Geheimgang bin und nicht quer durch das Schloss rennen muss.

Am Ende des Tunnels erwartet mich Divina. Ich kraule ihr ein wenig die Nüstern und streichle ihre Wange.

„Ich habe dich vermisst. War es hart?"

„Ich bin jetzt Regentin des Landes."

„Da bin ich froh."

„Ich weiß nicht. ich bringe alles durcheinander."

„Weil es Veränderung braucht."

„Meinst du? Bitte bring mich zu Gordin."

Mein Drachenmädchen hält mir die rechte Vorderpfote hin, ich steige auf und wir fliegen zum Haus. Gordin erwartet mich schon.

„Dann lass uns mit deiner Ausbildung beginnen", begrüßt er mich voller Tatendrang.

Wir gehen auf eine Lichtung und der alte Mann bringt mir die Grundbegriffe im Umgang mit dem Schwert und dem Dolch bei. Geschlagene zwei Stunden muss ich trainieren und bin am Ende fix und fertig. Gordin ist überraschend wendig und ein Gegner, den man auf keinen Fall unterschätzen sollte.

Als wir beim Abendessen sitzen, berichte ich ihm von meinem Tag. Als ich erzähle, wie mich der abgesetzte Kanzler mit einem Dolch angegriffen hat, schaut mich Gordin ernst an.

„Siehst du, genau für solche Momente üben wir."

„Aber ich bin Notärztin und sollte den Menschen helfen und nicht lernen, sie zu töten."

„Willst du den Frieden, dann rüste zum Krieg, haben schon die alten Römer gesagt. Wenn dein Feind keine Angst vor dir zu haben braucht, dann hat er auch keinen Respekt vor dir und das ist gefährlich."

„Si vi pacem para bellum, den Spruch kenne ich. Aber muss das sein?"

„Ich will ja nicht, dass du mordest und Menschen wahllos abschlachtest. Ich bilde dich aus, damit du dich verteidigen kannst", rechtfertigt er sich.

„Schon gut, schon gut, ich habe verstanden", grinse ich.

„Darf ich eigentlich Menschen, die mir wichtig sind, mit in die magische Welt nehmen?"

„Natürlich darfst du. Wenn du ihnen vertraust. Warum fragst du?"

„Weil in den Büchern steht, dass nur der Königin und dem König der Zugang durch den Tunnel gewährt wird."

„Die Königin und der König dürfen aber auch Vertrauenspersonen mitnehmen. Ich denke, das ist bei dir noch wichtiger, als es bei Aurora und Siena der Fall war."

„Warum das?"

„Siena hatte ihre Eltern, die Bescheid wussten und mit denen sie sprechen konnte. Aurora war allein und hatte niemanden. Du hingegen bist allein, hast aber offenbar bereits Freunde gefunden."

„Ganz allein war ich nie. Ich habe ja dich!", sage ich.

Dann nehme ich den alten Mann in den Arm und verabschiede mich. Bei ihm fühle ich mich verstanden und mir ist egal, ob er in meinen Gedanken liest oder nicht. Er ist für mich zu einer wichtigen Bezugsperson geworden.

Kapitel 9 -- Die Amtsgeschäfte

In dieser Nacht schlafe ich herrlich. Obwohl ich erst spät ins Bett gekommen bin, fühle ich mich am Morgen ausgeruht und voller Tatendrang. Das wird wohl auch die Verbindung mit meinem Drachenmädchen sein. Im Speiseraum treffe ich Ferina und Xerimus. Wir sprechen uns noch kurz ab und machen uns wenig später auf, in den Thronsaal.

Zunächst kommen die Audienzen an die Reihe. Offenbar hat sich seit Sienas Zeiten nicht viel geändert. Ich bin ein wenig angespannt, weil ich so etwas noch nie gemacht habe. Heute trage ich ein Kleid, das mir Ferina gestern noch schnell hat anfertigen lassen und das den Gepflogenheiten am Hof entspricht.

„Die Abordnung von Covodenum bittet um Audienz", ruft der Zeremonienmeister.

Während die Tür geöffnet wird und ein halbes Dutzend Leute auf mich zukommt, schaue ich nach links und entdecke bei den Beratern Bella. Sie steht allerdings etwas abseits. Offenbar sind einige der alten Berater nicht ganz damit einverstanden, dass ich ihren Kollegen ausgetauscht habe, und lassen dies nun die junge Frau spüren.

„Bella, kommst du bitte zu mir her", rufe ich ihr zu.

Etwas zaghaft kommt sie zum Thron. An der Reaktion der anderen erkenne ich, dass dies ungewöhnlich ist. Doch das ist mir egal.

„Setz dich da hin. Ich denke, wir haben heute einiges zu besprechen", sage ich und deute auf den Thron neben mir.

„Aber Amy, ich kann doch nicht ...", will Bella einwenden.

„Mach dir keine Sorgen, der Typ, der letzthin auf diesem Stuhl gesessen hat, kommt garantiert nicht, um ihn dir streitig zu machen", beruhige ich sie.

Alle im Saal schauen mich überrascht an. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ungewohnt ist, dass sich jemand auf den zweiten Thron setzt. Aber ich brauche Bella und will nicht verlangen, dass sie die ganze Zeit steht.

„Meine Damen und Herren, ich habe meinen Führungsstil und der ist pragmatisch. Der Thron neben mir ist leer, also kann sich meine Beraterin hinsetzen, wenn ich sie darum bitte. Oder hat jemand etwas dagegen einzuwenden?"

Es herrscht betretenes Schweigen. Entweder es hat niemand etwas einzuwenden oder es traut sich keiner.

„Na gut, dann setz dich!", weise ich Bella an.

Diese nimmt auf dem zweiten Thron Platz fühlt sich aber sichtlich unwohl. Ich hoffe, das wird sich mit der Zeit legen.

„Gut, wir waren bei der Abordnung von Covodenum. Was ist euer Anliegen", wende ich mich der Gruppe vor dem Podest zu.

„Wir bitten um die Erlaubnis, eine Pferderennbahn bauen zu dürfen und um einen finanziellen Beitrag der Krone."

Ich schaue zu Bella. Diese kramt in ein paar Unterlagen und legt mir einen Plan hin. Am Rande ist vermerkt, dass der Antrag abgelehnt werden sollte, weil zu teuer und überflüssig.

„Wozu soll diese Pferderennbahn dienen?", frage ich den Stadthalter.

„Dort sollen Pferderennen ausgetragen werden", antwortet er lapidar.

„Das dachte ich mir. Aber wie oft im Jahr und wer hat etwas davon."

„Ich denke, wir würden vier Rennen im Jahr abhalten. Das werden sicher gesellschaftliche Ereignisse."

„Für alle Bürger?"

„Nein, natürlich nicht", meint er empört. „Nur für die wichtigen."

„Aha, nur für die wichtigen. Wer ist Ihrer Meinung nach wichtig?"

„Eure Majestät, das ist doch klar."

„Klar ist für mich nur, dass die Pferderennbahn abgelehnt ist und wir für Covodenum einen neuen Stadthalter suchen."

„Wie? Was? Das gibt es doch nicht!"

„Ihr vertretet nicht die Interessen aller Bürger. Wenn es für Euch natürlich ist, dass etwas nur für die sogenannten wichtigen Personen ist, dann seid Ihr in meinem Reich nicht geeignet, als Stadthalter für eine Gemeinschaft zu sorgen. Der nächste Fall bitte."

„Aber Eure Majestät, Euer Berater hat dem Projekt schon zugestimmt."

„Welcher Berater?"

„Der für die Finanzen."

„Seht Ihr ihn?"

„Nein, leider nicht."

„Meine Beraterin für Finanzen ist Bella. Alle Absprachen mit jemand anderem haben keine Gültigkeit mehr."

„Aber er hat Geld von mir be ...", ruckartig unterbricht er sich mitten im Wort.

„Er hat Geld bekommen?"

„Äh, ich habe mich verplappert", weicht er aus.

„Du sagst mir auf der Stelle, ob er Geld bekommen hat!", fahre ich den Mann an.

„Er hat ein Zehntel des Anteils der Krone haben wollen", gesteht er kleinlaut.

„Und du hast ihm das Geld bereits gegeben?"

„Ja vor drei Tagen. Er hat gemeint, damit sei die Sache klar."

Ich gebe dem Hauptmann der Wachen mit einem Kopfnicken ein Zeichen. Er versteht, signalisiert mir das mit einem Nicken und flüstert einem Wachmann etwas zu. Dieser und ein Kollege von ihm machen sich auf den Weg.

„Du bist abgesetzt und lässt auf der Stelle die Amtsgeschäfte ruhen. Auch du wirst bestraft werden. Da du aber gestanden hast, will ich dich nicht sofort in den Kerker werfen lassen. Der nächste Fall bitte!"

Es folgen einige Abordnungen, die ähnliche Wünsche vorbringen. In diesem Reich scheint man sich nur für die Reichen und Adeligen zu interessieren. Bella lehnt jedes Ansinnen ab und ich schließe mich ihrem Rat an. Die Enttäuschung ist groß. In zwei Fällen enthebe ich den Stadthalter seines Amtes, in den anderen belasse ich es bei einer Ermahnung.

„Wir müssen allen Stadthaltern eine Nachricht zukommen lassen, dass wir in Zukunft sehr genau hinschauen und nur noch Projekte genehmigen, die im Interesse der Bürger und nicht einiger Weniger sind", flüstere ich Ferina zu.

„Ich bereite einen Text vor", flüstert sie zurück. „Das Volk wird dich lieben! Du bist ein Geschenk des Himmels."

Ich bin von ihrem Enthusiasmus überrascht, bin aber froh, dass wir ähnlich denken. Bella, die unser Flüstern mitbekommen hat, nickt zustimmend. Ich bin froh, dass mir die beiden zur Seite stehen.

„Der nächste Punkt!", rufe ich.

„Als letztes bittet eine Abordnung aus Armogren um Audienz", kündigt der Zeremonienmeister an.

Diesmal kommen nur zwei Leute auf den Thron zu. Es sind eine junge Frau und ein älterer Mann. Als ich erwarte, dass der Mann zu sprechen beginnt, bin ich positiv überrascht. Die Frau ergreift das Wort.

„Ich bin Hildgrund von Armogren und bitte um eine Unterstützung. Wir möchten Wohnungen für Arme bauen und uns fehlt die Hälfte des erforderlichen Geldes."

„Habt Ihr viele Arme?", frage ich.

„Meine Vorgänger haben sich stets darum bemüht, dass arme Menschen wieder auf die Beine kommen. Aber es passieren immer wieder Unglücke oder Schicksalsschläge und für solche Fälle wären wir gerne gerüstet."

„Was hat der alte Berater zu eurem Vorhaben gesagt?"

„Er hat es abgelehnt. Ich habe aber trotzdem gehofft, dass Eure Majestät ein Herz haben", meinte sie schüchtern.

Ich werfe Bella einen Blick zu. Sie nickt und ich muss lächeln. Sie tickt wirklich gleich wie ich.

„Ich habe ein Herz und ich möchte Euch danken, dass auch Ihr es am rechten Fleck habt. Die Krone übernimmt die gesamten Baukosten für die Wohnungen."

Hildgrund schaut ihren Begleiter an und dann mich. Ihre Augen sind weit aufgerissen und die Kinnlade ist nach unten geklappt. Sie braucht einige Zeit, bis sie sich wieder gefangen hat.

„Ich habe mich nicht verhört? Ihr genehmigt das Vorhaben."

Ich stehe auf und gehe auf sie zu. Sie blickt mich immer noch voller Überraschung an. Ihr Staunen lässt mich lachen und macht mich gleichzeitig auch traurig. Es ist dringend nötig, in diesem Reich etwas zu ändern.

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