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Merlins Kinder 07 Drachenjagd 1

Geschichte Info
Zurück aus der Hölle hat Patrizia Probleme.
10.5k Wörter
4.85
2.5k
1
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 02/13/2024
Erstellt 02/08/2024
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Dies ist die siebte, in sich abgeschlossene Episode über eine Welt, die ein wenig anders als unsere ist.

Es dürfte unmöglich sein, diese Geschichte zu verstehen, wenn man die vorherigen nicht gelesen hat.

Alle an sexuellen Handlungen beteiligten Personen in dieser Serie sind volljährig.

Aus gegebenem Anlass: Copyright© 2024 Phiro Epsilon Das Posten dieser Geschichte, auch auszugsweise, auf einer anderen Webplattform oder unter einem anderen Namen ist nicht gestattet.

07 Drachenjagd

Teil 1 Du bist ein was...?

Christian

(Eine Kleinstadt in Deutschland, Anfang November 2026)

Ich blickte noch einmal auf den Zettel in meiner Hand. Die Adresse stimmte. Ein unscheinbares Wohnhaus in einer Nebenstraße einer deutschen Kleinstadt. Hier sollte ich die Lösung meiner Probleme finden?

Eine Klingel; kein Name. Schulterzuckend drückte ich auf den Knopf.

Schritte kamen näher und die Tür öffnete sich. Ein sehr gutaussehender Schwarzer blickte mich fragend an. "Ja?"

Wow! Was für eine sexy Stimme. "Ich -- Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin. Ich hatte gestern einen seltsamen Telefonanruf --"

Eine weibliche Stimme rief von hinten. "Wer ist es denn?"

"Ein junger Mann", rief der Schwarze. "Er hat sich noch nicht vorgestellt."

Er sprach denselben New Yorker Dialekt, mit dem ich aufgewachsen war. Entweder stammte er aus meiner Gegend oder -- Ich warf einen Blick auf sein Handgelenk. Er trug einen Universaltranslator.

"Mein Name ist Christian Wagner", sagte ich.

"Er sagt, er heißt Christian Wagner", rief er nach hinten.

"Wie sieht er denn aus?"

Sein Blick glitt abschätzend an mir hinunter und wieder hinauf. "Gut!", rief er dann. "Verdammt gut angezogen." Er zwinkerte mir zu.

Mir wurde heiß. Ich hätte doch wohl eher auf die Designer-Klamotten verzichten sollen, aber da ich nicht wusste, wem ich begegnen würde und ich wirklich verzweifelt war, war ich -- wie man so sagt -- all-in gegangen und hatte meinen besten Anzug angezogen.

"Lass ihn rein."

Die Stimme war resolut, doch ich hörte eine gewisse Unsicherheit heraus.

Der Schwarze trat zu Seite. "Komm rein."

"Danke", sagte ich und lief an ihm vorbei. Durch einen relativ langen Flur ging es in eine Wohnung, die nur aus einem einzigen riesigen Raum bestand. Küche, Essbereich, Wohnbereich und in der Ecke ein ziemlich großes Bett.

In der Mitte stand eine junge Frau, bei der ich sicher war, ihr Gesicht schon einmal gesehen zu haben. Sie hielt mir ihre ausgestreckte Hand hin. "Hi, Doctor Wagner", sagte sie auf Englisch mit deutschem Akzent. "Nice to meet you."

Ich schüttelte ihre Hand. "Wir können uns gern in Deutsch unterhalten. Aber Sie scheinen mich zu kennen."

"Das wundert mich auch", sagte der Schwarze von hinter mir.

Sie grinste und sah plötzlich viel jünger aus. Erst jetzt merkte ich, dass ihr bisher ernstes Gesicht mir ein Alter vorgespiegelt hatte, das sie wohl noch nicht erreicht hatte. Sie war womöglich gerade achtzehn -- Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. "Sie --Du bist Patrizia. Patrizia Wegner."

"Ganz genau, Onkelchen."

"Ihr seid also verwandt? Ich bin Leon. Leon Batongo." Er blickte mir tief in die Augen und mir wurde heiß.

Doch ich riss mich zusammen. "Patrizia Wegner", sagte ich nachdenklich. "Jetzt wird mir einiges klar."

Sie wies auf das Sofa. "Setzen wir uns erst einmal. Wenn mein Onkel schon den weiten Weg von den Kanarischen Inseln hierher auf sich nimmt, ohne zu wissen, auf wen er trifft, ist zumindest ein Bier angebracht, oder?"

"Gerne", sagte ich. "Deutsches immer. Du weißt also, was ich derzeit mache?"

Auf dem Weg zur Sitzgruppe kamen wir an der Küche vorbei, wo Leon jedem von uns eine Flasche in die Hand drückte.

"Den neuen Vulkan beobachten, hat Uropa Jay-E letztens gemeint", sagte sie. "Nach Anomalien suchen oder so etwas."

Ich holte tief Luft. "Aber welche Anomalie, weißt du hoffentlich nicht. Das würde ein schlechtes Licht auf unsere Fähigkeiten zur Geheimhaltung werfen." Ich grinste sie an.

Sie runzelte die Stirn. "Mach's bitte nicht so geheimnisvoll, sonst vergesse ich noch meine gute Erziehung und schaue direkt in deinem Kopf nach."

"Ich habe schon gehört, dass du gut bist, aber ich glaube, meinem Mentalblock bist auch du nicht gewachsen."

Plötzlich war da wieder das ernste Gesicht. "'Tschuldige", sagte sie. "Ich hätte das noch nicht einmal sagen sollen."

"Kein Problem. In Anbetracht meines Gemütszustands wäre ich auch dazu bereit."

"Am besten fängst du ganz vorne an zu erzählen."

"Ich -- Nein, vorher muss ich noch eines wissen: Wer war die Frau, die mich angerufen und behauptet hat, ich würde in diesem Haus eine Lösung für meine Probleme finden?"

Patrizias Augen wurden groß. "Sie hat ihren Namen nicht gesagt?"

Ich holte Luft. "Doch schon --"

"Morgana?"

Ich atmete langsam aus. "Es kann doch nicht sein --"

"Es kann sehr wohl sein", unterbrach sie mich. "Meine hochverehrte Urahnin denkt mal wieder, sie müsste mich vor eine Herausforderung stellen." Ihr Blick wurde nachdenklich. "Womit sie möglicherweise recht hat."

Leon schnaubte. "Nicht nur 'möglicherweise'", sagte er, "sondern ziemlich sicher. Du musst aufhören, den ganzen Tag nur herumzugrübeln."

Ich schüttelte den Kopf. "Ihr tut so, als wäre sie wirklich die --"

"Doch!" Sie nickte ernsthaft. "Glaub es lieber. Morgana le Fay ist wohlauf. Und sie hat auf Anregung einer meiner Großmütter jüngst beschlossen, dass ich Herausforderungen brauche. Also: Womit kannst du mich herausfordern?"

Ich lehnte mich zurück. In meinem Kopf wirbelten Gedanken. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Aber wenn Morgana wirklich existierte, dann mochte sie von unserem "streng geheimen" Projekt wissen. Und vielleicht konnte Patrizia, der man in der Familien-Gerüchteküche wahre Wundertaten nachsagte, mir tatsächlich dabei helfen.

"O-kay", sagte ich langsam. "Es scheint, als müsste ich meine Karten auf den Tisch legen. Also ganz von vorne. Vor fast zwei Jahren --"

* * *

(Berlin, Dezember 2024)

"Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs, o hochgeschätzte Exzellenz?"

Johann Ernst Wegner, Vorsitzender des Deutschen Magierats und ein entfernter Onkel aus der deutschen Linie unserer Familie, hob drohend seinen Gehstock. "Ich bin alt", sagte er grinsend, "aber nicht zu alt, einem Jungspund wie dir eine solche Insubordination durchgehen zu lassen."

"Sorry", sagte ich feixend. "Ich dachte, das wäre die korrekte Anrede für jemandem aus dem deutschen Ur- und Hochadel."

"Ihr Amis tut immer so, als wüsstet ihr es nicht besser."

Ich zuckte die Schultern. "Abgesehen von dem Geplänkel --"

"Ich wollte dir zu deinem Doktortitel gratulieren."

Ich runzelte die Stirn. "Das ist aber ein bisschen verfrüht --"

Er grinste über das ganze Gesicht. "Wer von uns beiden sitzt im Prüfungsausschuss dieser Uni? Es müsste schon einiges passieren, dass du nicht summa cum laude abschließt. Es scheint, als ob du doch noch ein bisschen Wegner-Blut in dir hast."

"Wagner", korrigierte ich ihn. "Unser gemeinsamer Vorfahr hieß Wagner. Nur ihr Deutschen habt irgendwann im dunklen Mittelalter --" Ich unterbrach mich. "Danke für die Gratulation. Aber das ist sicher nicht der einzige Grund --"

Er setzte sich auf den einzigen richtigen Stuhl in meinem kleinen Büro. Nun, wenn ich meinen Doktor hatte, stand mir auch ein größeres zu. Ich lehnte mich an das übervolle Bücherregal und blickte ihn fragend an.

"Ich habe einen Job für dich. Passt total in dein Fachgebiet."

Ich hob eine Augenbraue. Meine Doktorarbeit befasste sich mit Vulkanen. Genau gesagt mit "statistischen Abnormalitäten bei aktiven Vulkanen".

Sehr theoretisch und mit sehr vielen "Wenns" versehen, denn die von mir postulierte Ursache der "statistischen Abnormalitäten" war etwas, das kein vernünftiger Wissenschaftler laut aussprechen durfte.

Drachen.

Drachen waren Geschöpfe aus der Mythologie. Nun ja, das waren Vampire und Werwölfe eigentlich auch, doch dass die existierten, waren Fakten und nicht nur Vermutungen. Diese beiden Gruppen hatten vor ein paar Jahrzehnten begonnen, sich in die menschliche Gesellschaft zu integrieren. Inzwischen hatten die meisten Staaten der Erde sie sogar als gleichberechtigte Bürger akzeptiert. Und in manchen Subkulturen genossen sie sowieso Kultstatus. Man brauchte sich nur den neuesten Kinohype anzusehen.

Drachen jedoch -- wenn es sie denn wirklich gab -- waren äußerst scheue Wesen.

Immer mal wieder kam es weltweit zu Sichtungen von großen "unbekannten fliegenden Geschöpfen". Sie tauchten allerdings nie auf Radarbildschirmen auf, Analogfotos und Videoaufnahmen waren immer verschwommen, und Digitalfotos blieben leer.

Aber nachdem ich mich schon immer für diese Geschöpfe interessiert hatte, verbrachte ich die letzten Jahre damit, alle Sichtungen zu sammeln, derer ich habhaft werden konnte. Alle Daten gab ich in eine selbst geschriebene KI ein und ließ sie die Wahrscheinlichkeit ausrechnen, dass meine Vermutung der Wahrheit entsprach, dass nämlich Drachen in aktiven Vulkanen lebten und nur selten ihre Domizile verließen.

Als ich die These als Grundlage für meine Doktorarbeit vorschlug, hätte mich mein Doktorvater in Amerika beinahe in eine geschlossene Anstalt einweisen lassen, was mich dazu brachte, meine deutsche Verwandtschaft um Rat zu fragen.

Johann Ernst Wegner selbst hatte sich bei mir gemeldet und mir eine Assistenzstelle am Institut für magische Geologie hier in Berlin angeboten, die mir ermöglichte, meine Forschung mit Hilfe von Supercomputern zu einem guten Ende zu führen.

"Was für ein Job?", fragte ich argwöhnisch.

"Sagt dir der Name 'Isla Nueva' etwas?"

"Du fragst einen Vulkanologen, ob der den neuesten Vulkan der Erde kennt?" Mein Tonfall war schon ziemlich vorwurfsvoll.

Johann Ernst lachte nur. "Die spanische Regierung hat zugestimmt, dass unser Institut dort eine Forschungsstation betreibt. Wir wollen Sensoren verteilen, um einen möglichen weiteren Ausbruch rechtzeitig zu erkennen."

"Und Menschenleben zu retten", ergänzte ich. Man sollte wirklich nicht glauben, dass es Menschen in die Nähe eines aktiven Vulkans zog, doch der Drang, neues Land in Besitz zu nehmen, war schon immer eine große Antriebsfeder gewesen. Also gab es inzwischen ein Dorf mit derzeit zehn Familien auf der Insel, die hauptsächlich Fischfang betrieben und auf Grund der exorbitanten Preise auch ganz gut davon leben konnten.

"Auch das. Aber --" Seine Stimme wurde richtiggehend verschwörerisch. "Es gibt noch einen weiteren Grund." Er zwinkerte.

Meine Augen wurden groß. "Ich soll nach Drachen suchen! Ganz offiziell?"

"Das bleibt erst einmal unter uns beiden, aber ja. Du sollst versuchen, den oder die Drachen zu finden, die auf diesem Vulkan leben. So es denn welche gibt."

"Möglicherweise noch nicht", sagte ich nachdenklich. "Es kann sein, dass es einige Zeit dauert, bis einer dort einzieht. Es ist ja schließlich nicht klar, ob sie überhaupt so intelligent wie Hunde sind."

* * *

"Also sitze ich jetzt seit zwei Jahren auf dieser Insel herum und hoffe, dass irgendeines meiner Instrumente etwas anzeigt oder, dass irgendjemand bei den täglichen Rundgängen etwas sieht."

"Und?", fragte Leon interessiert. "Habt ihr schon etwas gefunden?"

Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe ein paar vereinzelte Anomalien in den Aufzeichnungen gesehen, aber niemand hat irgendetwas gesehen oder gar fotografiert. Es könnte also sein, dass diese Anomalien etwas ganz anderes bedeuten."

"Oder", sagte Patrizia, "dass du an der falschen Stelle suchst. Aber wieso sollten gerade wir dir helfen können?"

Ich zuckte die Schultern. "Ich habe keine Ahnung. Morgana scheint mehr zu wissen; vielleicht --"

Patrizia winkte ab. "Du wirst weder aus ihr noch Myrddin etwas herauskriegen. Die Zeiten, wo er offen in die Menschheitsgeschichte eingegriffen hat, sind vorbei. Du bist Magier?"

Ich nickte.

"Hast du denn die entsprechenden Erkennungszauber gewoben? Bewegung, Wärme, Kälte?" Ihre Stimme klang viel eifriger als zu Beginn.

"Nicht nur ich. Im Laufe der Zeit hat Johann Ernst immer wieder irgendwelche Spezialisten auf die Insel geschickt, die ihr Glück versuchen sollten."

Ich konnte sehen, dass Leons Grinsen von Sekunde zu Sekunde breiter wurde. "Sie hat angebissen", erklärte er lachend. "Jetzt musst du die Angelschnur nur noch langsam einziehen."

Patrizia runzelte die Stirn. "Natürlich würde es mich reizen, einen Drachen zu finden. Nur --"

"Das Semester hat sowieso schon ohne uns begonnen", sagte Leon.

"Ihr studiert beide?"

Leon nickte. "Theoretische Magie. Und meine Liebste hat auch bis zum letzten Semester Anfängervorlesungen gegeben. Aber --" Er stockte.

Ich verstand. "Es ist etwas geschehen, weswegen ihr den Anfang des Wintersemesters verpasst habt. Ich habe davon gehört."

Die beiden blickten mich überrascht an. Ich lachte auf. "Die Gerüchtemaschine in der Familie Wegner funktioniert recht gut. Und seit ich in Berlin meinen Doktor gemacht habe, gehöre ich anscheinend auch dazu." Dann räusperte ich mich. "Ich sehe kein Problem. Ihr könnt auf der Insel weiter studieren. Unsere Internetverbindung ist hervorragend. Und ich habe schließlich außer meinem Doktortitel auch einen Master in angewandter Magie. Also kann ich euch betreuen."

"Hm", sagte Leon. Dann wandte er sich an Patrizia. "Was meinst du?"

Sie blickte mich nachdenklich an. Dann grinste sie. "Wann geht der nächste Flieger?"

Patrizia

(La Isla Nueva, Mitte November 2026)

"Ich kann immer noch nicht glauben", sagte Leon mit leichter Häme in der Stimme, "dass du mich damals hast überholen können."

"Blutdoping", keuchte ich und versuchte, meinen Laufrhythmus nicht schon wieder zu verlieren. "Total illegal."

"Trotzdem solltest du etwas mehr draufhaben."

Das sollte ich auch, doch hatte mich meine Zeit in der Hölle mehr mitgenommen, als ich mir selbst oder gar anderen gegenüber eingestehen wollte.

Auch wenn meine Gefangenschaft objektiv nur ein paar Tage gedauert hatte, waren für mich, gefühlt, Jahre vergangen. Jahre ständiger Schmerzen und der Furcht, auch noch den kleinen Rest von Seele zu verlieren, der mir geblieben war.

Nach unserer Rückkehr zur Erde hatte sich natürlich meine Familie auf mich gestürzt und jeden ihnen bekannten Zauber zur Wiederherstellung angewandt.

Äußerlich war mir nichts mehr anzumerken -- wenn man von der Explosion meiner Oberweite absah. Vor dem Ausflug in die Hölle hatte ich selten einen BH angezogen, weil meine Brüstchen das absolut nicht nötig hatten.

Jetzt trug ich Euter in Größe D vor mir her. Optisch einwandfrei, aber ohne entsprechende Rüstung viel zu auffällig. Und nun, da Leon und ich durch den jungen Wald auf La Isla Nueva, der jüngsten Insel der Kanaren, joggten, hätte ein Verzicht auf einen gutsitzenden Sport-BH zu noch stärkeren Erschütterungen meines Laufstils geführt.

Ich hielt an und atmete tief ein und aus. "Ich will das hier überleben", keuchte ich, "und keine neuen Rekorde aufstellen."

Leon joggte rückwärts um mich herum. "Mach nicht zu lange Pause", sagte er, "sonst musst du dich wieder warmlaufen."

"Bitte gib mir ein paar Minuten. Willst du nicht auch die Aussicht genießen?"

Leon hielt an, stellte sich neben mich und legte seinen starken Arm um meine Hüften. "Du hast recht", sagte er. "Der Rest des Wegs läuft uns nicht weg."

Dann blickten wir gemeinsam über den Vulkankrater hinaus, in dessen Mitte noch Dampf und Schwefel aus dem Boden kam. Die Lavakruste war dort weniger als einen Meter dick. Darunter brodelte das Magma. Gelegentlich stieß es bis zur Oberfläche vor, aber der letzte wirkliche Ausbruch lag ein Jahrzehnt zurück.

In der Welt, aus der ich kam, war der Vulkanausbruch von 2011 komplett unter Wasser vor der Küste von El Hierro abgelaufen. Der neue Vulkan war überhaupt nicht bis zur Oberfläche vorgedrungen, und der Ausbruch hatte im Frühjahr 2012 geendet.

In der Welt, in der ich nun lebte, hatte sich das Magma aus der tief liegenden Kammer jedoch einen anderen Weg gesucht, den Meeresboden zwanzig Kilometer weiter westlich aufgerissen und innerhalb von fünf Jahren ständiger Eruptionen eine neue Insel aufgeschüttet, die die Einheimischen kreativ "Neue Insel" genannt hatten.

Kurz nach dem Ende des letzten Ausbruchs hatte das Deutsche Institut für magische Geologie in Abstimmung mit der Regierung der Inseln hier eine Beobachtungsstation eröffnet.

Die Wissenschaftler wollten -- im Schutz eines permanenten Bannkreises -- Daten direkt von der Ausbruchsstelle sammeln. Zumindest war das die offizielle Version.

Kurz danach begann auf den Hängen des Vulkans die ersten Pflanzen zu sprießen. Normalerweise dauert so etwas Jahrhunderte, aber mit etwas magischer Hilfe schaffte man es, aus einem kahlen Felsbrocken innerhalb von nur weiteren fünf Jahren eine zumindest stellenweise grüne Insel zu machen. Es gab genug Gras, dass die Hühner und Ziegen der Fischer genug zu fressen fanden.

Es gab einen kleinen, natürlichen Hafen und schon bald siedelten sich einheimische Familien an, denen die anderen Inseln des Archipels zu sehr von Touristen überlaufen waren. Touristen würde es hier für lange Zeit nicht geben.

Schon wegen des Magmasees unter der Mitte des Kraters, aus dem immer noch giftige Dämpfe austraten.

Also standen wir beide an unserem ersten Vormittag ganz allein hier oben und es war totenstill. Keine Vögel, keine Autos und auch keine Dämonen in unseren Köpfen, die ungefragt Kommentare abgaben...

* * *

(Patrizias Elternhaus, September 2026)

Ich erwachte und wunderte mich, dass ich keine Schmerzen spürte. Als nächstes wunderte ich mich, dass auf einer angenehm weichen Matratze lag, mein Kopf auf einem Kissen. Als ich zuletzt wach gewesen war, hing ich -- oder besser gesagt: nur meine Seele -- ausgestreckt in der Hölle, und eine Dämonin, die einmal eine schwarze Hexe gewesen war, folterte mich und entriss mir wieder einmal ein Stück meiner Selbst.

Ich öffnete die Augen und mein Blick fiel auf das Riesenposter des Sonnensystems an der Decke, das Papa mir zum zehnten Geburtstag geschenkt hatte. Seit damals hatte es seinen festen Platz über meinem Bett. In der alten Zeitlinie war es nur bedrucktes Papier gewesen. Hier aber kreisten in Echtzeit Planeten um die Sonne und Monde um Planeten. An der Position der Erde sah ich, dass es September war, und die Kombination von Jupiter und Saturn bewies mir, dass entweder dreihundertfünfzig Jahre vergangen waren oder weniger als ein Monat.

Oder das war gar nicht mein Zimmer, sondern eine neue perfide Art der Folter. Ich steckte wohl immer noch in der Hölle fest --

Tust du nicht.

Eine Stimme in meinem Kopf? Was --

Das verletzt mich aber. Gerade mal eine Woche und du hast mich vergessen.

Die Stimme war weiblich, hörte sich jung an, kam mir bekannt vor -- Nala?

Gott sei Dank. Ich hatte schon befürchtet, du würdest gar nicht mehr aufwachen.

Ich -- Bin ich etwa wirklich -- zu Hause?

Großes Pfadfinderehrenwort.

Ich musste grinsen. Ich war nie bei den Pfadfindern gewesen, aber eine meiner Klassenkameradinnen hatte das immer gesagt.

Was ist passiert? Wer hat mich da unten rausgeholt -- DU???

Die Selbstzufriedenheit meiner kleinen Dämonin ließ sich fast mit Händen greifen. Erinnerungen stürzten auf mich ein. Die Männer hatten versagt und Nala hatte uns alle gerettet.

Aber davor hatte man sie meinen Körper steuern lassen und --

"WAS???"

Ich setzte mich auf. Ein absolut ungewohntes Gewicht ließ mich beinahe nach vorne fallen. "Scheiße!"

Mit beiden Händen versuchte ich den Schaden abzuschätzen.

Die Tür flog auf und Leon kam hereingestürzt, dichtauf gefolgt von Mama und Papa, Oma, Oma und Opa.