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Merlins Kinder 07 Drachenjagd 3

Geschichte Info
Ein kleiner Ausflug - zum Mond
12.4k Wörter
4.93
1.3k
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Geschichte hat keine Tags

Teil 3 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 02/13/2024
Erstellt 02/08/2024
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Ein Hinweis: Mit ist -- nach Jahren endlich -- aufgefallen, dass ich sein Episode 6 das falsche Jahr benutzt habe. Eigentlich sollte zwischen Ep. 5 und 6 ein Jahr vergehen. Ich habe auch irgendwo geschrieben, dass Patrizia jetzt zwanzig ist.

Da es bei Lit sehr mühselig ist, Änderungen auszurollen, bleibt das in den vorherigen Episoden erst einmal falsch stehen.

Teil 3: Per Aspera ad Luna

Zwischenspiel: Scheiß auf Apollo

Studentenwohnheim der Technischen Universität München, 9. November 1967, 13:00 Uhr

"Ich kann's nicht glauben", seufzte Franz-Josef Wegner der Dritte und hob seine Bierflasche in Richtung zu dem kleinen Schwarzweißfernseher in der Studentenbude, die er sich mit Thomas Heckelsen aus Hamburg und Ruben Mendelssohn aus Hannover teilte.

"Was denn?", meinte Ruben.

"Dass die Amis diese Bombe tatsächlich zum Fliegen gebracht haben."

"Das ist keine 'Bombe'", sagte Thomas.

"Ha", machte Franz-Josef. "Zweieinhalbtausend Tonnen Gesamtgewicht und gerade mal zweiundzwanzig, die bis zum Mond fliegen sollen. Ein Prozent Nutzlast. Über neunzig Prozent Treibstoff. Das ist eine Bombe."

"Auf jeden Fall fliegt sie", stellte Ruben fest. Von der Rakete war nur noch ein heller Punkt auf dem kleinen Bildschirm zu sehen.

Franz-Josef schüttelte den Kopf. "Jedem Ingenieur dreht sich doch bei dem Nutzlastverhältnis der Magen um. Wenn Bobby so viel verbrauchen würde..."

Er ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen. "Bobby" war sein VW-Bus, ein fünf Jahre alter Kastenwagen in Weiß und Rot. Eins Komma Zwei Liter Hubraum, Vierunddreißig Pferdestärken, zwölf Liter Normalbenzin auf hundert Kilometer. Der Traum eines jeden Studenten. Die Frauen, die man damit abschleppen konnte...

"Ja, aber Bobby muss nicht zum Mond fliegen", widersprach Ruben.

"Könnte er aber", fauchte Franz-Josef zurück. Er zeigte mit dem Finger auf das Regal über seinem Bett, wo ein naturgetreues Siku-Modell seines Lieblings stand. Ohne Zögern setzte sich dieses in Bewegung und begann um die Deckenlampe in der Mitte des Zimmers zu kreisen.

Keiner der drei Studenten war von dem seltsamen Verhalten des Modellautos auch nur im Geringsten beeindruckt. Wenn man es auch nicht heraushängen lassen sollte, dass man ein Magier war, diese drei hatten sich gerade aus diesem Grund gefunden und zusammengetan. Franz-Josef war ein Spross des berühmt-berüchtigten Zauberergeschlechts, das seine Ursprünge auf den walisischen Erzmagier Merlin zurückführte. Die anderen beiden konnten keinen solch illustren Stammbaum vorweisen, waren aber auch nicht wirklich unfähig.

"Aber das sind gerade mal was -- fünfzig Gramm?", fragte Thomas. "Das Original wiegt eine Tonne."

Franz-Josef hob den Finger, als würde er eine Schulstunde halten. "Vierte Grundregel der Magie: Qualität geht über Quantität."

Die beiden anderen stöhnten herzhaft.

"Die Grundenergie", fuhr Franz-Josef unbeirrt fort, und es war klar zu hören, dass er aus einem der Bücher zitierte, die seine Familie im Lauf der Jahrhunderte angehäuft hatte, "die man für einen magischen Effekt einsetzen muss, ist von der Art der betroffenen Materie abhängig, nicht von der Menge. Die Zusatzenergie wächst mit der Wurzel der Masse. Eine Tonne braucht nur -- äh --"

"Einhunderteinundvierzig Mal", soufflierte Thomas.

"Genau. Einhunderteinundvierzig Mal so viel Zusatzenergie wie fünfzig Gramm. Geschenkt."

Ruben schnappte nach Luft. "Du meinst -- ernsthaft?"

Die drei blickten sich an. Thomas öffnete als erster den Mund und sprach aus, was alle dachten. "Wir könnten vor den Amis auf dem Mond sein."

Patrizia

La Isla Nueva, Ende November 2027

"Ich habe dich vermisst", keuchte ich.

"Ich dachte", presste Leon heraus, "Susanoo und Inada hätten dich mit genügend Sex versorgt."

"Sex, ja", keuchte ich im Rhythmus seiner Stöße. "Aber du bist anders."

Er hielt inne und grinste mich aus zehn Zentimetern Entfernung an. "Inwiefern?"

Ich blickte ihm tief in die Augen. "Ich liebe dich, Napoleon Bonaparte Batongo."

Er wurde plötzlich ernst. "Du solltest das nicht so leichtfertig sagen."

"Das ist ganz sicher nicht 'leichtfertig'", gab ich ebenso ernst zurück. "Ich hätte nie geglaubt, jemanden zu finden, der mich so gut versteht wie du."

"Tue ich das?"

"Absolut. Dir macht es überhaupt nichts aus, wenn zwei Drachen mich durchvögeln, selbst wenn du nicht dabei bist."

Er grinste wieder. "Und noch nicht einmal Sex hatte in der Zeit."

"Echt jetzt?"

Er zuckte die Schultern. "Ich lerne für die Zwischenprüfung. Christian hat mir eine Menge Stoff zum Durcharbeiten gegeben. Und ohne deine Animationen ist das stellenweise ziemlich trocken."

"Hmmm", meinte ich. "Dann werde ich dich wohl ernsthaft animieren müssen."

* * *

Am nächsten Morgen

"Pass auf dich auf", sagte Leon und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich liebe dich nämlich auch."

"Willst du nicht doch lieber mitkommen?"

Er schüttelte den Kopf. "Ich bin ziemlich sicher, dass es ein magisches Problem ist, das du lösen musst. Wenn Misaki von jemandem verzaubert wurde, kann der oder die mich mit links außer Gefecht setzen. Das Mädchen ist ein Drache und ich bin nur ein Mensch."

"Aber was für einer!"

Er lachte auf. "Danke schön. Auf jeden Fall wäre ich die optimale Geisel, wenn jemand an dich rankommen will."

"Das letzte Mal --"

"Das letzte Mal war ich nicht allein. Und Nala war der Joker." Er schüttelte wieder den Kopf. "Du bist stärker als damals. Niemand wird dich je wieder so hereinlegen. Du schaffst das."

Und ich fiel ihm noch einmal um den Hals.

* * *

Carina

Am nächsten Tag

"Komm", sagte eine weibliche Stimme neben mir. "Ich helfe dir mit dem Ding."

"Danke", keuchte ich. "Ich hab' definitiv zu viel Zeug eingepackt."

Meine ganze Welt, um genau zu sein. Dieser Flug zum Mond war meine letzte Chance. Wenn ich es dort nicht schaffte, genug Geld zu verdienen, um meine Schulden zu bezahlen, war ich endgültig am Ende und brauchte gar nicht erst zur Erde zurückzukommen. Mit Studieren war dann endgültig nichts mehr.

Wieder einmal machte sich meine Unerfahrenheit bemerkbar. Ich hatte gedacht, ich könnte mir mit dem Einsteigen Zeit lassen. Jeder Passagier durfte nur ein Gepäckstück mitbringen, und es gab genug Fächer.

Nur -- Alle unteren Ebenen waren schon mit ähnlichen Riesen-Gepäckstücken gefüllt und der Rest der Fächer war eher für zwei Meter-Typen gedacht.

Die Frau neben mir griff zu, ich spürte ein leichtes Kribbeln, und mein Rucksack flog geradezu nach oben. Mein Kopf schoss herum. Die "Frau" war jünger als ich, eher ein Mädchen. Sie war auch nicht übermäßig groß und sah überhaupt nicht wie eine Bodybuilderin aus.

"Du kannst zaubern?", keuchte ich.

"Jepp", gab sie zurück und legte den Kop schief. "Probleme damit?"

Sie sah beileibe nicht aus, wie man sich eine Hexe vorstellte. Einen halben Kopf kleiner als ich, brünett, blaue Augen und ein breites Grinsen auf den Lippen.

Sie trug Jeans und ein T-Shirt wie die meisten Frauen hier auf dem Shuttle zum Mond. Interessanterweise war auf ihrem der Fujiyama abgebildet. Sie stand wohl auf Vulkane. Außerdem war trotz ihrer beachtlichen Oberweite darunter kein BH zu erkennen.

Ich runzelte die Stirn. "Nö", sagte ich dann. "Solange du mich nicht verhext --"

Sie grinste. "Hab' ich nicht vor." Ihr Blick glitt an mir hinunter und wieder hinauf. Dann leckte sie sich die Lippen. "Wüsste nicht, was ich da verbessern könnte."

Ich spürte Hitze in meinen Kopf steigen. "Ich bin nicht lesbisch", stieß ich hervor.

Sie grinste noch breiter. "Kann ich mit leben. Hast du schon einen Sitz?"

Ich blickte mich um. Im Gegensatz zu einem Flugzeug war der Fahrgastraum des Shuttles rund. Die Sitze standen auch recht weit auseinander. Ich hatte mal gelesen, dass es keinen Grund gab, ein von Magie angetriebenes Mondshuttle übertrieben aerodynamisch zu bauen.

Innerhalb der Erdatmosphäre wurde mit einer Geschwindigkeit von etwa einhundert Stundenkilometern geflogen. Zu wenig, als dass der Luftwiderstand sich wirklich bemerkbar machte. Erst in zehn Kilometer Höhe begann die Beschleunigung, die sich im selben Maß bis auf ein G steigerte, wie die Schwerkraft der Erde abnahm. Der einzige Zeitpunkt, wo man merkte, dass man sich durch den Weltraum bewegte, war der, wenn das Shuttle um die Achse rotierte, um dem Mond das Heck zuzuwenden und mit der Verzögerung zu beginnen.

Sie interpretierte meinen suchenden Blick richtig. "Wenn es dir etwas ausmacht, neben einer Hexe zu sitzen --"

Ich schüttelte den Kopf. "Kein Problem." Dann grinste ich frech. "Solange du deine Hände bei dir behältst. Hexe oder nicht."

Sie lachte auf. "Touché. Ich bin Patrizia. Du kannst 'Pat' zu mir sagen."

"Carina. Ohne Kurzform."

* * *

Die sechs Stunden Flug zum Mond wurden kurzweiliger, als ich gedacht hatte. Normalerweise platzte ich vor Fremden nicht damit heraus, dass ich als Prostituierte arbeitete. Doch Pat hielt nicht damit hinter dem Berg, dass sie ebenfalls zu diesem Zweck auf den Mond reiste, nach Luna City, um genau zu sein.

Luna City -- ha! -- war der schon ziemlich prätentiöse Name, den man der einzigen größeren Siedlung auf dem Mond gegeben hatte. Es gab dort so gut wie keine dauernden Bewohner außer ein paar Schwerkranken in einem Sanatorium, die auf der Erde von ihrem eigenen Gewicht erdrückt worden wären und sich den Aufenthalt hier leisten konnten.

Der Rest teilte sich grob in vier Gruppen auf.

Da war zum Ersten die Beschäftigten in der Industrie. Auf dem Mond wurde Helium abgebaut, vor allem Helium 3, das auf der Erde nur in Spuren vorkam. Die Mengen hörten sich nicht nach viel an, doch das Zeug war teurer als Diamant. Außerdem förderte man Wasser, um es mit Hilfe der unerschöpflichen Sonnenenergie in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Wenn auch die Shuttles zwischen Erde und Mond nur mit Magie unterwegs waren, war Wasserstoff der Treibstoff schlechthin für den Verkehr hinaus zu den Asteroiden und anderen Planeten.

Die "Minenarbeiter" auf dem Mond schwangen natürlich keine Spitzhacken, sondern waren hochqualifizierte Ingenieure, Geologen, Techniker und so weiter. Sie hatten Roboter, die die harte Arbeit für sie erledigten.

Die zweite Gruppe umfasste die Forscher. Astrophysiker, die sich um das Riesenteleskop auf der Mondrückseite kümmerten, Agrarwissenschaftler, die Wachstum in niedriger Schwerkraft erforschten oder auch Biologen, die -- mit bisher wenig Erfolg -- versuchten, Menschen an das dauerhafte Leben in der geringen Schwerkraft hier oder im Weltraum anzupassen.

Die dritte Gruppe kümmerte sich um die Infrastruktur. Die Tunnel unter der Mondoberfläche wurden ständig erweitert, verkabelt und gewartet. Die Lebenserhaltungssysteme musste ständig kontrolliert werden, und es musste Nahrung für die Einwohner angebaut werden. Auch hier wieder hochspezialisierte Fachleute, die mit Computern und Robotern arbeiteten.

Last but not least waren da die Menschen, die dafür sorgten, dass der Rest nicht vom unterirdischen Leben ohne natürliches Licht ausflippte. Und da es in den ersten drei Gruppen einen massiven Männerüberschuss gab, war in der letzten der Anteil an Frauen notwendigerweise überproportional hoch.

Und da es für diese auch nicht nötig war, sich mühselig mit der örtlichen Technik vertraut zu machen, waren sie nicht ein halbes oder ganzes Jahr am Stück hier, sondern nur einen oder zwei Monate.

Das Shuttle mit dem Namen LC-5 spiegelte die Tatsache wider. Ein großer Anteil der Passagiere war weiblich, jung und gutaussehend. Sexarbeiterinnen eben. Wie Pat und ich.

Im Gegensatz zu mir hatte sie bisher den Job noch nicht ausgeübt. "Ich will mein Taschengeld aufbessern, bevor ich weiter studiere", hatte sie gesagt und mit den Schultern gezuckt. "Außerdem wollte ich schon immer mal zum Mond fliegen."

Ich seufzte tief. Studieren -- Davon hatte ich auch geträumt, bevor meine Eltern gestorben waren. Ich war sechzehn damals, und nahezu mittellos. Meine Tante hatte mich bis zum Ende der Schule aufgenommen. Doch ich hatte den Schulabschluss versaut und sie hatte mich rausgeworfen.

Zuerst hatte ich mir eine kleine Wohnung genommen und versucht, mit Gelegenheitsjobs meinen zweiten Anlauf auf einen Schulabschluss zu finanzieren. Doch es hatte nicht lange gedauert, bis die paar Kröten verbraucht waren, die meine Eltern mir hinterlassen hatten.

"Wie ist das eigentlich so", stellte ich irgendwann die Frage, die mir auf den Nägeln brannte, seit ich wusste, dass meine Sitznachbarin eine waschechte Hexe war. "Wie verträgt sich eigentlich der Glaube an Magie mit der Wissenschaft?"

Sie holte tief Luft. "Magie ist Wissenschaft", sagte sie -- etwas heftig. Das Thema schien ihr am Herz zu liegen. "Es gibt keine magische Wirkung, die sich nicht auch durch wissenschaftliche Methoden reproduzieren lässt. Zumindest theoretisch."

"Aber", gab ich zurück. "Dieses Raumschiff fliegt mit Magie. Das braucht doch eine Unmenge an -- was weiß ich -- Power. Wie kann jemand das eigentlich hinkriegen?"

"Diese 'Power' kommt nicht aus dem Magier, sondern aus dem Quantenfeld aus dunkler Energie, das uns alle umgibt. Wer das Talent hat, ist sozusagen der Katalysator dafür. Der Magier, der dieses Schiff fliegt, muss den Zauberspruch, der in der Matrix des Shuttles verankert ist, nur aktivieren. Der Rest --" Sie winkte ab. "Kinderspiel."

"Und das Talent --"

"-- haben alle intelligenten Wesen mehr oder weniger. Das sind nicht nur Menschen, sondern auch Feen oder D--" Sie stockte. "Äh, Dämonen", fuhr sie fort.

Hmmm. Was hatte sie eigentlich sagen wollen?

"Aber", fuhr sie fort, "was willst du eigentlich wissen?"

Doch ich kam nicht mehr dazu, zu antworten.

"Liebe Fluggäste", kam eine weibliche Stimme von der Decke. "Wir befinden uns im Anflug auf Luna City. Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein, schnallen sich an und stellen Ihre Tische senkrecht."

Pat lachte auf. "Das hört sich exakt an wie in einem Flugzeug."

"Tja --"

Doch die Stimme fuhr fort. "Bitte achten Sie nach der Landung darauf, beim Aufstehen keine heftigen Bewegungen zu machen. Sie befinden sich in verminderter Gravitation und könnten Ihre Sitznachbarn gefährden. Seien Sie auch um Himmels Willen vorsichtig mit Ihrem Gepäck! Sie brauchen dieselbe Kraft wie auf der Erde, um eine Bewegung zu stoppen."

"Tja --" wiederholte ich grinsend. "Das wohl eher nicht."

Nur schade, dass unser Gespräch so abrupt unterbrochen worden war. Die Antwort, die ich mir erhofft hatte, konnte ich mir in die Haare schmieren. Es sei denn -- "Hast du eigentlich schon eine Unterkunft?"

Sie blickte mich nachdenklich an. "Nö. Warum?"

"Ich hab' gehört, man könnte eine Menge Geld sparen, wenn man sich hier ein Apartment teilt."

Sie legte den Kopf schief und öffnete den Mund.

Ich kam ihr zuvor. "Nur wohnen. Kein Sex."

Sie grinste frech. "Wirklich schade. Aber ich hab' trotzdem nichts dagegen."

Patrizia

Die Kleine -- eigentlich war sie ein bisschen größer als ich und offensichtlich ein paar Jahre älter -- blickte mich immer wieder einmal von der Seite an, während wir gemeinsam das Einreiseprocedere über uns ergehen ließen.

Dass man ein Gesundheitszeugnis wollte, war natürlich klar -- im Nachhinein, da ich noch nie als Prostituierte gearbeitet hatte. Doch bei meinem Talent mit Computern dauerte es nur ein paar Sekunden, um das entsprechende Zertifikat auf meinem Smartphone aufleuchten zu lassen.

Dann zahlten wir für einen Monat Krankenversicherung. Dreihundert LC-Credits war schon etwas happig, doch ich konnte mir vorstellen, dass die Gesundheitsrisiken in meinem neuen "Job" höher waren als der Durchschnitt. Außerdem konnte ich alle meine Ausgaben auf Marias Kreditkarte buchen.

Carina jedoch starrte leicht geschockt auf ihr Handy. Nach allem, was sie mir erzählt hatte, war sie nicht auf Rosen gebettet. Und nach allem, was ich im Internet inzwischen über sie gefunden hatte, musste sie noch einen ziemlich großen Kredit für die Pflege und das Begräbnis ihrer Mutter abstottern.

Als das Computersystem dann nochmal fünfhundert Credits von jedem von uns für unsere Unterkunft wollte -- plus eine Kaution -- drängelte ich mich nach vorne und bezahlte alles zusammen.

"Das kriegst du aber zurück", sagte sie. "So schnell wie möglich."

Ich zuckte die Schultern. "Brich dir nichts ab dafür. Ich bin derzeit noch flüssig." Wie flüssig, verriet ich ihr nicht.

Unsere Unterkunft war klein, aber äußerst zweckmäßig eingerichtet. Wir hatten zwei Schlafzellen mit übergroßen Betten und einem Vorrat an Kondomen in unterschiedlichen Größen und Preisklassen. Es gab auch eine Reihe von Sexspielzeugen, ebenfalls kostenpflichtig. Unsere Kaution würde wohl nicht lange reichen.

"Das ist alles so -- durchorganisiert", seufzte ich. Eigentlich hatte ich "teuer" sagen wollen.

Sie zuckte die Schultern. "Besser als ich es kenne. Wenn du Kondome für jede Größe vorrätig halten willst, kostet das auch Geld und zusätzlich noch Zeit für den Einkauf."

Okay, sie hatte die Erfahrung, die mir fehlte. "Aber das alles geht ins Geld." Ich holte mir einen Kaffee aus der Maschine -- gaaanz vorsichtig, damit nichts herausspritzte -- und ließ mich auf dem Sofa nieder, das so gut wie nicht gepolstert war, sich in der niedrigen Schwerkraft aber ziemlich angenehm anfühlte.

Dann vertiefte ich mich in die Regeln, die das Computersystem auf mein Handy geladen hatte. "Rote Schuhe?", sagte ich verblüfft. "Das ist aber ein bisschen diskriminierend."

"Besser, als wenn du von jedem Kerl angequatscht wirst, nur weil du dich ein bisschen zu sexy angezogen hast."

"Schlechte Erfahrungen?"

"Kannst du sagen."

"Naja", meinte ich. "Die kosten mich wenigstens kein Geld." Ich wies mit dem Finger auf meine weißen Sneakers und sie nahmen sofort eine feuerrote Farbe an."

"Äh", machte Carina. "Diese Zauberei -- Du hast gesagt, dass eigentlich jeder --"

"Jeder, der das Talent dazu hat. Aber du müsstest das eigentlich können -- bei der Familie."

Sie zuckte zusammen. "Was weißt du -- Ich hab' dir doch gar nichts erzählt."

Ich grinste etwas verlegen. "Sorry, aber ich habe dich gegoogelt. Kann ich mir einfach nicht abgewöhnen."

Sie runzelte die Stirn. "Was zum Henker steht über mich im Internet?"

"Carina Schaumayer, geboren am siebzehnten Mai 2001 in Rottach-Egern. Vater Thomas, Großvater Franz, Urgroßmutter -- und da wird es interessant -- Franziska Schwarzer, eine Hexe."

Carina riss ihre Augen weit auf. "Und das steht im Internet?"

"Nicht in dem Teil, wo du herankommst. Aber meine Familie -- Sagt dir der Name 'Wegner' etwas?"

"Wegner?" Sie runzelte die Stirn. "Ist das nicht der Kerl, der als erster zum Mond geflogen ist?"

Ich musste grinsen. Ich war stundenlang nicht aus dem Lachen herausgekommen, als ich davon zum ersten Mal hörte. Drei Studenten, die in geliehenen Taucheranzügen mit einem klapprigen VW-Bus zum Mond fliegen, und dort eine riesige Fahne mit dem Logo einer Münchner Brauerei ausbreiten. Die beste Story aller Zeiten. Meine Familie!

"Franz-Josef, ja, mein Großonkel. Mein Ururopa Johann Ernst ist der Vorsitzende des Deutschen Magierrats. Meine Familie väterlicherseits beschäftigt sich seit über fünfhundert Jahren mit der wissenschaftlichen Erforschung der Magie. Und natürlich haben die alle bekannten Familien von Magiern und Hexen dokumentiert."

"Dokumentiert und im Internet ablegt?"

Ich grinste. "Letzteres natürlich erst in letzter Zeit. Davor gab es eine riesige Bibliothek voller handschriftlicher Wälzer." Ich hatte lange auf Johann Ernst einreden müssen, bevor ich das alles digitalisieren durfte. Ohne meine Zaubersprüche hätte wahrscheinlich irgendjemand jahrzehntelang sitzen und alles abtippen müssen. Und dafür hätte sich keiner in der Familie breitschlagen lassen.