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Neues Haus Neue Schule Neues Leben Ch. 01

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„Hast du dich schon für ein College-Hauptfach entschieden." Er stellte gerade die eine Frage die sicherlich jeder High School Schüler gerne hörte. Leider kam ich nicht in den Genuss James Antwort zu hören, da mein Vater mich bemerkte und mich mit einem strahlenden Lächeln begrüßte.

„Guten Morgen Prinzessin, hast du gut geschlafen." Ich widerstand dem Drang die Augen zu verdrehen - immerhin hatte ich das gestern Abend etwas überstrapaziert -- und beschränkte mich auf ein simples Gesichtsverziehen. Ich hasste es, wenn er mich so nannte, ich war doch keine fünf mehr.

So beließ ich es bei einem unvollständigen Murmeln und ließ mich dem Jungen gegenüber auf einen Stuhl fallen. Er blickte mich mit hoffnungsvoll an, offensichtlich wähnte er sich vor dem Verhör meines Vaters gerettet. Er hätte wohl unrecht behalten -- mein Vater war niemand, der sich von sowas abhalten ließ -, wenn in diesem Moment nicht seine Eltern den Raum betreten hätten. Sie hingegen schaffen es meinen Vater erfolgreich abzulenken.

„Sieh an, ich hatte angenommen wir müssten euch an eurem ersten Tag aus dem Bett ziehen", behauptete seine Mutter und nahm ebenfalls am Tisch Platz, während sein Vater wie selbstverständlich zum Herd ging, ein paar Gewürze aus dem Gewürzregal nahm und meinen Vater von der Pfanne verscheuchte.

„Ich habe deine Kochkünste nur zu gut in Erinnerung", behauptete er, griff nach einem bereitliegenden Löffel und probierte einen Bissen Rührei.

„Hey, ich habe dazu gelernt", verteidigte sich mein Vater, verstummte jedoch als Brian das Gesicht verzog und schnell einige der Gewürze auf der gelben Masse verteilte. „War ja auch noch nicht fertig." Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Sie waren wie Kinder, die sich im Sandkasten stritten.

„So waren sie schon immer", bemerkte James Mutter... Diana. „Gib ihnen 5 Minuten zusammen in einem Raum und sie zanken sich."

„Männerfreundschaft", erwiderte mein Vater nur mit einem Grinsen, als wäre das Erklärung genug und setzte sich zu uns.

„Wo ist eigentlich Mary", wollte Diana wissen.

„Die hat sich inzwischen zu einer schrecklichen Langschläferin entwickelt", log mein Vater schamlos.

„Und was würdest du uns erzählen, wenn du wüsstest, dass wir ihr hinterher alles erzählen", wollte Brian wissen, der mit den Eiern fertig war und begann sie aus der Pfanne auf unsere Teller zu schippen. Mein Vater verzog das Gesicht.

„Verdammt, ich dachte wir sind Freunde", beklagte er. „Aber wenn ihr für meine Frau spioniert, dann erzähle ich euch lieber, dass sie gestern Morgen die ersten Stunden Fahrt übernommen hat und ich im Gegenzug heute mit dem Frühaufstehen dran bin. Eure Entscheidung, welche Version ihr glauben wollt."

Meine Mutter war Anwältin und während mein Vater von Zuhause arbeiten und sich die Termine so legen konnte, wie er es wollte, musste sie meistens früh raus, sodass es der übliche Deal war, dass sie ausschlafen konnte, wenn es ihr möglich war und sich mein Vater um das Frühstück kümmerte.

„Wo wir beim Thema ausschlafen sind, wo ist eigentlich Chris?", fragte ich in die Runde. „Und Sofia", fügte ich etwas verspätet hinzu.

„Die Middle School beginnt erst am Mittwoch", erklärte mein Vater. Ich verkniff mir die Aussage wie unfair, das war, und konzentrierte mich auf das Rührei, das tatsächlich deutlich besser schmeckte als gewohnt.

„Wir müssen übrigens später noch kurz mit euch reden, bevor ihr euch auf den Weg macht", eröffnete Diana mir, was ihr zwei fragende Blicke einbrachte. Offensichtlich hatte auch James keine Ahnung was sie meinte.

„Hast du dich schon über die Fußball Try-Outs informiert?", wollte mein Vater von mir wissen, bevor einer von uns eine Frage dazu stellen konnte. Mein Vater liebte Überraschungen und James Eltern wirkten auch nicht so, als würden sie irgendwas verraten.

„Laut Website sind sie Ende August, aber es kann wohl jeder einfach vorbeikommen, der Interesse hat, also muss ich mich nicht irgendwo anmelden oder so.", antwortete ich deshalb nach einem kurzen zögern. Jegliche Ungeduld meinerseits, würde nur zu ihrer Belustigung beitragen.

Das restliche Frühstück über unterhielten wir uns über die Schule, was bedeutete dass unsere Eltern größtenteils irgendwelche Anekdoten austauschten. Doch sobald alle aufgegessen hatten, führten uns die Älteren nach draußen. Dort stand immer noch der alte Opel Zafira vor der Tür.

„Wir dachten uns ihr könntet etwas Unabhängigkeit gebrauchen, jetzt wo ihr zwanzig Minuten zur Bushaltestelle laufen müsst", erklärte James Mutter und deutete auf den Wagen.

„In der Garage steht noch ein drittes Auto, dass wir uns zusammen mit unserem Teilen können", ergänzte mein Vater und deutete auf den großen Schuppen neben dem Haus, in dem wir gestern unseren Ford geparkt hatten. „Drei Autos brauchen wir eigentlich nicht und wir dachten uns ihr hättet bessere Verwendung dafür als der Gebrauchtwagenhändler."

Ich starrte ihn einen Moment lang verwirrt an, bis bei mich der Groschen beinahe erschlug. Ich fiel ihm um den Hals.

„Danke, danke, danke!" Ich hatte mir ein eigenes Auto gewünscht, seid ich einen Führerschein hatte, aber meine Eltern hatten sich stets geweigert, weil sie behaupteten es sei -- bei der Bushaltestelle direkt vor der Haustür -, unnötiger Luxus.

Auch James schien begeistert, auch wenn er es nicht ganz so wortreich wie ich ausdrückte.

„Aber denkt daran, dass ihr es euch teilen müsst", sagte James Vater nachdrücklich, nachdem ich mich auch bei ihm und Diana und James sich bei meinem Vater bedankt hatte. „Sprecht euch ab, wer wann wo hin will und nutzt den anderen nicht aus. Wenn es Streit gibt, überdenken wir das Ganze noch einmal."

„Wir tun das natürlich aus reinem Eigennutz und werden euch an unsere Großzügigkeit erinnern, wenn wir mal was von euch wollen", behauptete mein Vater mit einem breiten Grinsen. „Vor allem wollen wir euch nicht ständig zur Schule fahren müssen, weil ihr den Bus verschlafen habt."

Wir huschten nochmal zurück ins Haus und holten unsere Schulsachen. Als wir wieder draußen vor unserem neuen Auto standen blickten wir uns eine Weile fragend an.

„Du fährst hin und ich zurück", bot ich schließlich an. Zugegeben, vor allem hatte ich angesichts der durchwachsenen Nacht wenig Lust einen Weg zu fahren, den ich nur aus den verworrenen Erklärungen meines Vaters ableiten konnte -- noch dazu in einem fremden Fahrzeug -, allerdings schien James mir dankbar, dass ich diese verzwickte Frage geklärt hatte und ging bereitwillig zur Fahrerseite.

Ich nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Es mochte ein altes Augen sein, doch es war gepflegt und geräumig. Als der Motor ansprang ruckelte das Armaturenbrett etwas, aber das schien James nicht zu verunsichern, also nahm ich an, dass es nichts bedenkliches war. Immerhin kannte er das Auto.

Schweigend lenkte er den Wagen über den Kiesweg, bis er vor dem Eisentor anhielt, um den klobigen Taster hervorzuholen, den er von seinen Eltern bekommen hatte und der erfolgreich besagtes Tor öffnete. Er gab etwas Gas und bog auf die asphaltierte Straße.

Ich nutzte die Gelegenheit ihn verstohlen aus den Augenwinkeln zu beobachten, während er den Wegweisern in Richtung Stadt folgte. Er war größer als ich, hatte einen etwas blassen Teint und verstrubbeltes braunes Haar, dass gerade eben kurz genug war, um ihm nicht in die Augen zu fallen.

Sein Gesichtk war verschlossen -- ich kam langsam zu dem Schluss, dass das sein Lieblingsausdruck war -- aber seine langen Wimpern verliehen seinen Zügen etwas unerwartet weiches. Ich musste zugeben, dass er eigentlich ziemlich gut aussah, auch wenn ich das meinen Freundinnen nicht auf die Nase binden würde.

„Du spielst also Fußball?", fragte er unerwartet und durchbrach damit die Stille, die sich im Wageninneren breitgemacht hatte. Ich nickte.

„Ja, seit der Middle School. Ich war Starterin in meiner alten High School, aber hier muss ich wohl von vorne anfangen." Darauf erwiderte er erstmal nichts und die Stille drohte sich wieder zwischen uns zu schieben.

„Und machst du irgendwelchen Sport?", bemühte ich mich das Gespräch am Laufen zu halten. Er tat es mir gleich und nickte, bevor er antwortete.

„Ja, Football." Ich warf ihm einen weiteren prüfenden Blick zu. Er wirkte nicht gerade unsportlich, das bestimmt nicht, aber mit den breit gebauten Footballspielern, die ich kannte, hatte er wenig gemein. Er war etwas zu dünn für seine Größe und auch wenn das weite Hemd, dass er trug, wenig Rückschlüsse auf seine Muskelmasse ließ, deutete nichts auf eine allzu große Überraschung hin.

„Welche Position", fragte ich, bemüht nicht zu überrascht zu wirken. „Quarterback", erwiderte er.

„Wow, dann warst du bestimmt mächtig beliebt in deiner alten Schule", bemerkte ich und versuchte das Bild des schweigsamen Jungen neben mir mit dem des Quarterback an meiner früheren High School zu vergleichen, der stets von einer Traube Bewunderer umgeben war, in deren Aufmerksamkeit er sich sonnen konnte. James lachte bitter auf.

„Ich war zweiter Quarterback an einer winzigen Schule, die noch nie irgendwas im Football gewonnen hat. Glaub mir, es gab dort andere Kriterien für Beliebtheit." Offensichtlich hatte ich einen Nerv getroffen, was mich nicht davon abhielt weiter nachzubohren -- ich war eben doch das Kind meines Vaters.

„Aber du wirst hier doch auch spielen und nach allem was ich gehört habe, hat Football hier einen ganz anderen Stellenwert. Du wirst dich vor Bewunderung kaum retten können." Er verzog das Gesicht unglücklich.

„Mal sehen. Ich bezweifle, dass die Mannschaft hier nach einem drittklassigen Quarterback suchen, sie haben sicher genug andere Bewerber."

„Du musst es wenigstens versuchen", versuchte ich ihn zu überreden. Dann kam mir eine Idee. „Ich komme zu deinen Try-Outs, wenn du zu meinen Try-Outs kommst", schlug ich herausfordernd vor.

Das veranlasste ihn dazu, mich einen Moment anzusehen, bevor er seinen Blick hastig wieder zurück auf die Straße lenkte. Zu unserem Glück beschloss kein anderer Autofahrer vor uns eine Vollbremsung zu machen oder von der Gegenfahrbahn auszuscheren, andererseits mochte das allerdings auch daran liegen, dass es schlicht keine anderen Autofahrer gab, die so etwas hätten tun können. Wir waren Mutterseelenallein auf der Straße.

„Mal sehen", antwortete er schließlich ausweichend.

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Der Schulparkplatz war noch ziemlich leer, als ich den Zafira auf einen freien Parkplatz lenkte. Kein Wunder, immerhin waren wir früher hier, um vor Beginn noch unsere Stundenpläne abzuholen. Dennoch waren bereits einige Frühaufsteher anwesend, die in Grüppchen zusammenstanden und sich vermutlich über Themen wie Urlaub, das bevorstehende Schuljahr und den neuesten Tratsch unterhielten.

Wir bekamen ein paar Blicke ab, aber zum Glück schien die Schule groß genug zu sein, dass zwei neue Schüler nichts besonders waren. Die Schule selbst war ein einziger aufragender Betonblock. Die Mauern waren frisch gestrichen und nirgendwo war etwas von der Verwahrlosung zu erkennen, die meine alte Schule geprägt hatte. Über der breiten Glastür, die ins innere führte prangte in großen Lettern „Delltown High".

Ich wappnete mich bereits davor jemanden nach dem Weg zur Verwaltungsbüro zu fragen, doch glücklicherweise gab es eindeutige Wegweiser. Wir durchquerten die großzügige Aula, stiegen eine Treppe in den ersten Stock empor und standen schließlich vor einer schlichten Holztür, neben der auf einem Schild das Wort „Sekretariat" stand.

Normalerweise hätte ich mir einen Moment Zeit genommen, um mich zu sammeln, doch Emily nahm mir diese Möglichkeit, indem sie die Tür aufstieß und hindurchschritt. Ich folgte ihr notgedrungen.

Der Raum entsprach allen Erwartungen, die man an ein Schulsekretariat stellte. Es gab einen kleinen Wartebereich mit mehreren Sitzplätzen, die an der vorderen Wand standen. Dahinter erhob sich ein hoher Tresen, nur durchbrochen von einem schmalen Durchgang in der Mitte und dahinter befanden sich mehrere Arbeitsplätze, zwei davon direkt am Tresen, zwei weitere an Schreibtischen. Links und rechts vor dem Tresen gingen je eine Tür ab, die vermutlich zu separaten Büros führten.

Trotz der frühen Uhrzeit war bereits ein Platz am Tresen und die beiden an den Schreibtischen besetzt. Emily ging ohne Umschweife auf den hageren Mann zu, der hinter dem Tresen saß und uns erwartungsvoll anblickte.

„Mein Name ist Emily Webster", stellte sie sich vor. „Ich bin neu hier und würde gerne meinen Stundenplan abholen." Der Mann rückte seine Brille zurecht und tippte dann etwas auf seinem Computer. Schließlich nickte er.

„Emily Webster", bestätigte er und neben ihm surrte ein Drucker. „Dem Stundenplan beigefügt ist die Nummer und die Kombination deines Spindes. Ich nehme an, du hast dich über unsere Weiterbildungs- und Sportaktivitäten informiert, ich kann dir gerne ein paar Flyer mitgeben, aber alle Schulclubs werden auch auf der Website vorgestellt."

„Danke, aber ich habe mich bereits informiert", antwortete Emily und nahm den ausgedruckten Stundenplan entgegen.

„Sehr gut, aber du solltest einen Blick auf das Schwarze Brett in der Aula werfen, dort findest du aktuelle Informationen darüber welcher Club gerade aktiv nach neuen Mitgliedern sucht. Die Sportmannschaften sind dort natürlich auch vertreten."

„Nochmal danke", wiederholte Emily sich. „Ich werde es mir ansehen." Sie verabschiedete sich höflich und drehte sich zur Tür.

„Wir sehen uns später", sagte sie und grinste mich an. Dann verließ sie den Raum.

Einen Moment lang starrte ich auf die Tür, durch die sie verschwunden war. Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken.

Der Sekretär lächelte mich freundlich an und schob seine Brille, die ihm nicht so recht zu passen schien, erneut zurecht.

„Und wie kann ich dir helfen?"

„James Franklin", erwiderte ich nach einer kurzen Pause. „Ich bin auch neu."

„Natürlich", entgegnete der Mann und wandte sich wieder seinem Computer zu. Ich warf einen Blick auf sein Namensschild auf dem „Larkin" stand, ich nahm an, dass das sein Nachname war. Erneut erwachte der Drucker zum Leben und kurz darauf hielt mir Mr. Larkin meine Unterlagen hin.

„Ich vermute, du hast gehört was ich Miss Webster eben über den Spind und die Schulclubs erzählt habe", fragte er.

„Das habe ich", antwortete ich schnell.

„Gut, falls du irgendwelche Fragen hast oder Hilfe brauchst, zögere nicht zu mir zu kommen." Er zwinkerte mir zu. „Ich wünsche dir einen schönen ersten Tag."

„Dankeschön", sagte ich ehrlich und drehte mich zur Tür. Als ich das Sekretariat verließ warf ich einen Blick auf die Blätter in meiner Hand. In den ersten beiden Stunden hatte ich einen Mathematikkurs in Raum 2.01 -- ich vermutete, dass das bedeutete, dass das Klassenzimmer im zweiten Stock war. Mein Spind war offensichtlich im Erdgeschoss.

Zurück im Treppenraum warf ich einen kurzen Blick auf meine Uhr und entschied, dass Zeit genug war alle Sachen, die ich in den nächsten Stunden nicht brauchte, wegzuschließen und machte mich auf die Suche nach meinem Spind.

Zu meiner Überraschung war es überhaupt nicht schwer ihn zu finden. Es gingen zwar mehrere Flure von der Aula ab, die allesamt zu beiden Seiten von Spinden gesäumt waren, die Spindnummern wurden jedoch angefangen mit dem Gang ganz links hoch gezählt, sodass ich nur in den einzelnen Flure überprüfen musste, mit welcher Nummer der erste Spind begann, bis ich den passenden Flur und wenig später auch den passenden Spind gefunden hatte.

Wenig später befand ich mich mit deutlich leichterer Tasche auf dem Weg in den zweiten Stock. Inzwischen waren die Gänge deutlich stärker bevölkert, aber noch immer zog ich kaum einen Blick auf mich. Selbst als ich das Klassenzimmer betrat, änderte sich das nicht. Offensichtlich war die Schule groß genug, dass sich selbst in den einzelnen Jahrgängen nicht alle kannten.

Dennoch fühlte ich mich unbehaglich, als ich durch die sich in Gruppen zusammengescharten Schüler ging und mir einen unbesetzten Platz weiter hinten in dem Raum suchte. Jeder hier hatte sich in den vergangenen beiden Jahren bereits in einen festen Freundeskreis integriert, wie sollte ich da Anschluss finden.

Bevor ich diesem Gedanken länger nachhängen konnte, betrat die Lehrerin, eine untersetzte Frau mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck den Raum. Auf dem Stundenplan stand, dass eine gewisse Mrs. Brooks den Matheunterricht hielt und das war gut so, denn sie hielt sich nicht mit Begrüßungen oder anderen Formalitäten auf, sondern forderte die Schüler nur auf zu ihren jeweiligen Plätzen zurückzukehren, bevor sie die Klassenliste verlas.

Auch als ich aufgerufen wurde, schien das niemanden sonderlich zu interessieren und nachdem ich mich gemeldet hatte, fuhr Mrs. Brooks ohne Umschweife mit dem nächsten Namen fort.

„Ich bin mir sicher, ihr habt euch in euren Sommerferien ausgiebig mit den Themen, die wir dieses Jahr durchnehmen, auseinandergesetzt, schlagt jetzt bitte Seite 23 auf und bearbeitet Aufgabe 2, 4 5 und 8. Das wird euch eine Ahnung davon geben, ob ihr auf der Höhe seid."

Sie verlor keine Zeit. Die Klasse murrte und ich konnte ein paar Schüler „Sgt. Brooks" murmeln hören, doch mir fiel auch auf, dass keiner in seiner Ablehnung allzu deutlich wurde und jeder der Anweisung sofort nachkam.

Der Rest der Mathestunde verlief ohne besondere Vorkommnisse. Dieser Kurs war meinem alten offensichtlich im Stoff voraus, aber ich war eigentlich recht gut in Mathe und mithilfe des Schulbuchs meisterte ich die Aufgaben zu meiner Zufriedenheit.

Jedenfalls war ich zufrieden, bis Mrs. Brooks am Ende der Stunde unsere Niederschriften einsammelte. Jetzt kamen mir doch einige Zweifel. Jedoch konnte ich nicht mehr viel daran ändern und die Klingel und mein Stundenplan sagten mir, dass ich mich besser auf den Weg ins Erdgeschoss machte, wo mich eine Stunde Biologie bei einem Mr. Porter erwartete.

Also packte ich meine Utensilien wieder in meine Schultasche und folgte der Schülermenge in den Flur.

„Hey", sagte plötzlich jemand hinter mir und ich drehte mich reflexartig um. Vor mir stand tatsächlich ein Junge mit blonden lockigen Haaren. Ich glaubte ihn im Mathekurs gesehen zu haben, war mir aber nicht ganz sicher.

„Wie bitte", fragte ich etwas perplex.

„Hey", wiederholte mein Gegenüber nonchalant und hielt mir die Hand hin. „Ich bin Aiden. Aiden Connor." Ich ergriff die mir hingehaltene Hand nach kurzem Zögern.

„Ich bin James Franklin." Er schüttelte meine Hand energisch und grinste mich dabei an, wobei er seine gesamte Zahnpracht zeigte. „Ich bin neu hier", fügte ich hinzu, da ich vermutete, dass er mich angesprochen hatte, weil er sich wunderte, dass er mich nie zuvor gesehen hatte.

Vielleicht war er einer dieser Menschen, die darauf stolz waren, jeden einzelnen Schüler ihrer Klassenstufe zu kennen. Vielleicht wollte er auch für das Amt des Schulsprechers kandidieren und wollte sich meine Stimme früh sichern. Der Schulsprecher passte zumindest zu seinem Auftreten, jedoch nur bis er auf meine Erwiderung hin das Gesicht verzog.

„Verdammt", verkündete er. „Ich bin selbst neu hier und hatte mir vorgenommen den ersten, der mir vor die Nase läuft, anzusprechen, um von seinen Kontakten zu profitieren. Das ist wohl in die Hose gegangen." Er zwinkerte mir zu und das Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück.

„Aber hey, immerhin ein Anfang, oder. Woher kommst du?" Er machte sich auf dem Weg und sah mich dabei weiter an, sodass mir nicht viel anderes übrig blieb, als neben ihm herzulaufen.

„Aus einem kleinen Kaff im Westen", sagte ich kurzangebunden. „Und du?"

„Aus Phoenix", antwortete er. „Meine Mutter hat entschieden zu ihrem Freund zu ziehen und et voila hier bin ich."

„Dann ist das hier vermutlich das Kaff für dich", mutmaßte ich. Er zuckte mit den Schultern.

„Es ist in Ordnung. Wir haben in der Vorstand gelebt und da ist es auch nicht aufregender als hier, also geht das schon klar. Zumindest wenn nicht alle Lehrer so wie diese Mrs. Brooks sind. Dann müsste ich wohl zu meinem Vater ziehen."