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Niemals! Oder vielleicht doch?

Geschichte Info
Ein Einzelgänger muss sich mit einer Kollegin arrangieren.
10.4k Wörter
4.7
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6
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LESERINFO:

Diese Geschichte ist nur für in der Wolle gefärbte Romantiker geeignet! Für alle anderen ist sie wahrscheinlich kitschig.

Wer mag, kann Tipps abgeben, welche Schauspielerin (in deren jungen Jahren) unserer Protagonistin ähnlich sieht 😊

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NIEMALS! ODER VIELLEICHT DOCH?

Dave kochte vor Wut. Man sah es nicht, weil man ihm Gefühle prinzipiell kaum ansah, aber er war wütend.

Gerade war er nach einem Gespräch mit seinem Vorgesetzten in sein Büro gekommen und ließ sich nun in seinen Stuhl fallen, dass die Gasfeder nur so krachte.

Ihm war doch tatsächlich eine Volontärin zugeteilt worden. Ihm! Er wollte diese Frau nicht! Dave mochte Menschen nicht. Das war auch kein großes Geheimnis, schließlich war es eines der wenigen Gefühle, die man ihm sehr wohl ansah.

Dave drehte sich mit seinem Stuhl zum Fenster und sah auf das Haus gegenüber, ohne es zu sehen. Wieso ausgerechnet ihm? Hätte er gerne mit Menschen zu tun, wäre er Fremdenführer geworden oder Kindergärtner. War er aber nicht. Er war Archivar.

Natürlich musste er dadurch immer wieder mit Kollegen und auch mit Mitarbeitern anderer Museen zusammenarbeiten, damit konnte er umgehen. Aber diese Studentin würde mit ihm in einem Büro sitzen. In SEINEM Büro. Warum??? Die Smithsonian Institution war riesig, Washington war riesig, wieso also ausgerechnet er? Dave hasste sie jetzt schon.

In einem anderen Teil der Stadt trommelte Samantha gerade ihre Freunde zusammen, um mit ihnen auf ihr Volontariat anzustoßen. Sie studierte nun schon seit ein paar Jahren Kunstgeschichte und hatte endlich eine der begehrten Stellen ergattert. Die unterrichtsfreie Zeit hatte gerade begonnen und sie würde drei Monate lang im Archiv der National Portrait Gallery arbeiten. Ihre genauen Tätigkeiten kannte sie noch nicht, grob zusammengefasst würde sie aber bei der Erstellung der Homepages mithelfen, auf denen die Institution nach und nach der Öffentlichkeit ihre Archive online zur Verfügung stellen würde.

Sam war glücklich. Sie war ein sehr offener Mensch, der gerne Neues dazulernte und sich besonders darauf freute, Kollegen mit einem ähnlichen Interessensgebiet kennenzulernen.

WOCHE 1

Entsprechend freudig aufgeregt machte sie sich am Morgen ihres ersten Arbeitstages zurecht. Sie trug Jeans, man wusste ja nicht, ob man anfangs nur zum Kistenschleppen eingeteilt wurde, dazu aber einen roten, eher eleganten Baumwollpullover über einer weißen Bluse. Underdressed zu sein, wollte sie auch nicht riskieren.

Auf die Minute pünktlich stand sie in Daves Bürotür.

"Dr. Marlow? Mein Name ist Samantha Portman. Ich habe heute meinen ersten Tag hier."

Der Mann am Schreibtisch sah auf, brummte etwas und richtete den Blick wieder auf den Bildschirm. Sam blieb unschlüssig stehen. Dann zeigte er auf den zweiten, kleineren Tisch im Raum und sagte: "Sie können hier arbeiten. Das Passwort für das Notebook steht auf dem blauen Post-it. Vergeben Sie ein neues, sobald es läuft. Ich muss wohl nicht dazusagen, dass dieses dann nirgends notiert werden darf. Richten Sie sich ein, ich gebe Ihnen dann gleich etwas zu tun."

Eingeschüchtert ging Samantha zum Tisch und fuhr wortlos den PC hoch. Die nächsten drei Stunden verbrachte sie mit dem Eingeben und Abgleichen von Daten, die sie bekommen hatte. Dann seufzte sie, streckte ihre Arme nach oben hinten, um die verkrampften Schultern zu lockern und stand auf.

Mit einem Blick zum Wasserkocher sagte sie: "Ich mache mir Tee. Möchten Sie auch einen?"

Wieder grunzte ihr Chef nur. Sam wusste nicht, was es bedeutete, aber da er gleich darauf das Zimmer verließ, deutete sie es als ein Nein. Sie ärgerte sich, dass sie sich von seiner Laune so verunsichern ließ. Schließlich war sie kein Mädchen mehr. Sie war 26, hatte einen Großteil ihres Studiums hinter sich und bereits Fachartikel veröffentlicht. Sie hatte keinen Grund, sich unwohl zu fühlen. Bisher hatte sie sich immer damit gerühmt, mit jedem Menschen auszukommen. Also beschloss sie, gleichbleibend freundlich zu sein, ihre Arbeit zu machen und so viel wie möglich zu lernen. Die drei Monate würden vergehen, aber das Wissen würde sie mitnehmen können.

Daves Stimmung hätte kaum schlechter sein können. Er stand mit einer Zigarette im überdachten Raucherbereich und dachte an seine Praktikantin. Er knirschte mit den Zähnen. Es war nicht ihre Schuld. Aber dass sie ihm nicht nur aufgezwungen worden war, sondern auch noch aussah wie seine Traumfrau, schlug dem Fass den Boden aus.

Er sah sie wieder in seinem Türrahmen vor sich. Über 1,70 m groß, sehr schlank, milchkaffeebraune Haut, schwarze schulterlange krause Haare und das Schlimmste: ihre Augen. Schwarz, riesig, mandelförmig. Sie erinnerte ihn an eine der Töchter aus einer Fernsehserie seiner Kindheit, in die er jahrelang als Teenager verliebt gewesen war, auch wenn die Volontärin etwas dunkler war. Er konnte sich nicht an den Namen erinnern, aber er hatte mitbekommen, dass sie mit einem Sänger, an dessen Namen er sich auch nicht erinnerte, eine Tochter hatte. Aus Samanthas Unterlagen wusste er ihr Alter. Sie war fast 20 Jahre jünger als er. Als sie sich vorhin gestreckt hatte, hatte er den Blick kaum von ihren Brüsten lösen können, die unter dem dünnen Pulli gut zu sehen gewesen waren.

Was hatte sich sein Boss bloß dabei gedacht? Hatte er Dave aus der Reserve locken wollen? Lief irgendwo eine Wette, ob sie ihn knacken konnte? Schließlich war seine Einsilbigkeit oft genug das Thema schlechter Witze. Dabei hielt er sich nur an das, was er als Kind gelernt hatte: Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, dann sag gar nichts.

Dave war definitiv nicht unempfänglich für die Reize des anderen Geschlechts, bloß begnügte er sich meistens mit sich selbst und einschlägigen Bildern. Wenn das wirklich einmal nicht reichte, gab es ja genügend käufliche Damen. Rein, raus, danke, zahlen. Er war ein gern gesehener Kunde. Anspruchslos, gepflegt und niemals unangenehm.

Und nun musste er sich mit einer jungen Frau auseinandersetzen, deren Aussehen ihn bezauberte wie noch keine zuvor. Seufzend ging er zurück ins Büro.

Die erste Woche brachten sie größtenteils schweigend hinter sich. Wenn jemand sprach, war es Sam, die es tatsächlich schaffte, freundlich zu bleiben. In den Mittagspausen plauderte und lachte sie mit anderen Kollegen, was es ihr ermöglichte, am Nachmittag wieder neutral zu erscheinen.

Samstagabend traf sie sich mit ihrer besten Freundin Leila, einer Hochzeitsplanerin, zum Essen.

"Hallo, meine Süße! Lass dich umarmen! Wie war deine erste Woche?"

Seufzend setzte sich Samantha zu Leila an den Tisch. "Oje, frag besser nicht. Die Arbeit ist wirklich interessant, aber mein Chef..."

Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf.

"Erzähl, was ist mit ihm?" fragte Leila grinsend.

"Er ist ein richtiger Stinkstiefel. Total wortkarg und wenn er etwas sagt, dann ist es zwar nicht unfreundlich, aber auch nicht freundlich. Er hat noch nie gelächelt."

"Und was sagt er, wenn er etwas sagt?"

"Ausschließlich dienstlich. Dabei sind seine Erklärungen wirklich interessant! Gestern haben wir erstmals zusammengearbeitet, nicht nur nebeneinander. Daher finde ich es doppelt schade, dass wir nicht zueinander passen."

"Und ist er womöglich auch noch hässlich?"

"Nein, gar nicht. Sieht eigentlich gut aus."

"Mensch, Sam, lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Wie gut? Was gut? Wie kann ich ihn mir vorstellen? Groß, klein, dick dünn?", fragte Leila ungeduldig.

Samantha überlegte. "Irgendwie wie James Dean, wenn er über 40 geworden wäre. Sogar so eine ähnliche Frisur. Nur sind bei Marlowe schon graue Haare dabei. Hornbrille. So eine, wie Johnny Depp in den 'Neun Pforten' trägt. Und er hat wunderschöne Hände."

Darunter konnte Leila sich etwas vorstellen. Das Taxieren von Männern war das Lieblingshobby der beiden. Je nachdem, ob sie ihr Opfer zuerst von vorne oder von hinten sahen, gab es bei der Beurteilung eine genaue Reihenfolge: Nase, Lippen und Zähne, Augen, Hände, Po. Wenn sie ihn zuerst von hinten sahen, dann wurde der Po natürlich zuerst bewertet.

Sie vergnügten sich damit schon seit ihrer Pubertät, obwohl beide Mütter ihnen natürlich erklärt hatten, wie ungebührlich und unhöflich das war.

Die Mädchen jedoch hatten sich völlig im Recht gesehen. Schließlich wurde nicht jeder Mann bewertet, es war also als Kompliment zu sehen, wenn er überhaupt in die nähere Auswahl kam. Inzwischen waren sie erfahren genug, um zu wissen, dass jeder über jeden urteilte. Frauen über Männer, Männer über Frauen und am grausamsten Frauen über Frauen. Sam und Leila hatten daher erst recht kein schlechtes Gewissen mehr.

"Erzähl mir noch was über ihn, irgendwas muss es doch noch geben", bat Leila.

"Ja", Sam verdrehte die Augen, "er ist Raucher."

"iiiihhhh!" Beide Frauen wedelten eine imaginäre Rauchwolke vor ihren Nasen weg.

"Und in neun Wochen muss ich mit ihm nach Las Vegas zu einer Fachtagung fliegen. Zusammen mit etlichen anderen Kollegen."

Leila grinste: "Vielleicht findest du ja bis dahin ein Schnuckelchen unter deinen Kollegen oder nach der Ankunft bei den Teilnehmern aus anderen Museen. Du weißt: Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas!"

Zur selben Zeit dachte auch Dave an Samantha. Er musste zugeben, dass es gar nicht mehr so einfach war, nicht mit ihr zu sprechen. Sie hatte sich nie von seiner Laune anstecken lassen, ihre Arbeit war in der kurzen Zeit bereits ausgezeichnet und sie stellte die richtigen Fragen. Die Homepage, an der sie beide arbeiten sollten, hatten sie gestern in ihren Grundformen erstellt, die Details würden nächste Woche folgen.

Dave schaltete den Fernseher an. Das Gerät lief häufig, auch wenn er kaum hinsah. So wenig er mit Menschen zu tun haben wollte, so sehr belastete ihn gleichzeitig die Stille in seiner leeren Wohnung. Lustlos sprang er von Kanal zu Kanal, während er die zwanzigste und letzte Zigarette des heutigen Tages zu Ende rauchte. Eine neue Packung würde er vor morgen nicht öffnen. An den Wochenenden war es immer besonders schlimm, da er zusätzlich zur Sucht auch noch aus Langeweile rauchte.

Bei einer leidlich interessanten Doku über Tizian blieb er kurz hängen, schaltete sie dann aber doch wieder aus. Immer noch aus Langeweile öffnete er seine Jeans und schob die Hand hinein. Als er begann, sich zu massieren, stellte er auf seinem Tablet einen Pornokanal ein. Er wurde rasch hart, schob die Hose bis zu den Oberschenkeln hinunter und widmete sich mit einer Hand seiner Erektion, während er mit der anderen wie mit einem Cockring zudrückte. Als er nach dem Spritzen die Augen wieder öffnete, wurde ihm klar, dass die Frauen seines Kopfkinos alle Samanthas Gesicht gehabt hatten. Dave seufzte frustriert.

WOCHE 2

Es kostete Sam einige Überwindung, montags wieder ins Büro zu fahren, doch die Woche stellte sich als halb so schlimm heraus. Sie gewöhnte sich immer mehr an Marlowes brummige Art und sie kamen mit ihrem Projekt gut voran.

Am Donnerstag diskutierten sie beinahe miteinander. Gut, das war übertrieben, aber es war zumindest so etwas wie ein professioneller Gedankenaustausch.

Als Dave zum Rauchen ging, hielt er am Wasserkocher an, in dem Samanthas Wasser soeben zu kochen begann, hängte einen Teebeutel in eine Tasse, goss ein und stellte die Tasse wortlos auf ihren Tisch.

Ungläubig blickte sie hinein und dann zu ihm auf.

"Tee", grummelte er und verließ den Raum.

Samantha war zu perplex, um sich zu bedanken.

In der Raucherecke dachte Dave über ihre Reaktion nach. Über den Blick, den sie in die Tasse geworfen hatte. Was hatte sie denn gedacht, was darin war? Gift? Vielleicht sollte er wirklich ein wenig netter sein.

WOCHE 3

Dave und Samantha konnten das Problem, das zu ihrem ersten echten Gespräch in der Vorwoche geführt hatte, endlich lösen. Wenn Dave ehrlich war, hatte es seine Praktikantin gelöst. Samantha. Er sollte endlich aufhören, sie in Gedanken 'die Praktikantin' zu nennen.

Sam war unglaublich stolz auf sich. Sie hatte zwar nicht gerade das Rad neu erfunden, aber ihre Lösung ließ sich auf allen Archivseiten der Institution anwenden. In ihrer Begeisterung schrieb sie eine Zusammenfassung und stürmte damit zu Daves Vorgesetzten, Dr. Peter Conway.

Sie konnte tatsächlich seine Sekretärin überreden, sie zwischen zwei Terminen einzuschieben und so konnte sie nach einer relativ kurzen Wartezeit Dr. Conway in alle Einzelheiten ihrer Lösungen Einblick geben. Strahlend sah sie ihn an und wartete auf sein Urteil.

Er sah auf die Texte, Skizzen und Statistiken vor sich, nickte, schaute, nickte, schaute und erwiderte schließlich Samanthas Blick. Ein immer breiter werdendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

"Genial!", war das erste Wort seiner Antwort. Sie lachten sich an. "Ich wusste, dass ich der richtigen Frau die Stelle gegeben habe! Das müssen wir feiern! Darf ich Sie heute Abend auf einen Drink einladen?"

"Sehr gerne!"

Wie auf Wolken schwebte Sam zurück ins Büro. Sie hatte gute Arbeit geleistet, war dafür gelobt worden und hatte eine Verabredung mit einem Mann, den sie beim Vorstellungsgespräch schon supersexy gefunden hatte.

Als sie Dave davon erzählte, sah dieser sie entgeistert an. "Was? Ohne vorher mit mir zu reden?"

Seine Miene war grimmiger als je zuvor. Samantha verteidigte sich: "Ich habe bei Conway nicht behauptet, dass es alleine meine Idee gewesen wäre. In keiner Weise habe ich Sie als schlechten Boss dargestellt!"

"Als ob es darum ginge!" Wütend verließ Dave den Raum. Er brauchte Nikotin.

"Worum geht es dann?", hörte er sie noch rufen, doch er antwortete nicht. Er war sicher, dass das eine von Samanthas schlechtesten Ideen gewesen war.

Auf dem Heimweg rief Sam Leila an. Sie war so aufgeregt und voller Vorfreude auf den Abend, dass sie unbedingt mit jemandem reden musste. Leila ließ sich sofort von ihr anstecken. Die beiden lachten und kicherten wie Teenager und überboten sich gegenseitig mit Ideen, wie der Abend verlaufen würde und was es für Sams zukünftige Karriere bedeuten könnte.

"Wie hat Marlowe reagiert?", wollte Leila wissen.

Samantha seufzte. "Er war wütend, weil ich ohne ihn damit bei Conway war. Aber ich weiß nicht, warum. Seine Gnaden war wieder einmal nicht bereit, mit mir zu reden."

"Also ist er entweder beleidigt, weil er Angst hat, dass du ihn ausbootest, oder er ist eifersüchtig, weil er gerne mit dir ausgegangen wäre."

"Hm. Oder mit Conway. Die allerwichtigste Frage ist aber: Was soll ich heute Abend anziehen?"

"Das lange, enge Kleid mit dem Blumenmuster natürlich. Und die hochhackigen weißen Sandalen, die bis zur Wade geschnürt werden. Deinem Chef werden die Augen aus dem Kopf springen. Oder der Knopf von der Hose!", lachte Leila.

"Hey, brems dich! Seine Hose kann er gern anbehalten!"

"Jaaaa, ich weiß, du gehst aus Prinzip mit keinem am ersten Abend ins Bett. Aber ich sage es dir immer wieder: manchmal versäumst du etwas."

"Das Wort ist 'manchmal'. Du sagst damit selbst, dass ich viele Male nichts versäume. Nein, ich bleibe dabei. Für Sex muss ich verliebt sein."

Samantha konnte direkt vor sich sehen, wie Leila die Augen verdrehte.

WOCHE 4

Am Mittwoch konnte Dave seine Neugier nicht länger im Zaum halten.

"Wie war Ihr Date mit Conway?"

"Äh, nett, wieso?"

"War nur eine Frage", brummte Dave.

"Ja, und das erste Mal, dass Sie etwas Privates von mir wissen wollen."

"Halbprivat. Könnte uns ja irgendwann auch beruflich betreffen."

Als er Samantha leise lachen hörte, sah er sie an.

"Dr. Marlowe, könnte irgendwo in Ihrem Inneren jemand stecken, der sich für andere Leute interessiert?"

Dave sah wieder auf seinen Monitor. "Glaub' ich nicht." Aber er spürte, dass Sam ihn noch eine Weile lächelnd musterte. Er wusste nicht, ob die beiden sich weiterhin trafen und er wusste auch nicht, ob er es wissen wollte.

WOCHE 5

In der fünften Woche geschah etwas, das Dave und Samantha gleichermaßen überraschte.

Auf dem Weg zum Bus sah Dave etwas, von dem er dachte, es könnte seiner Praktikantin gefallen. Er kehrte die paar Schritte um und kaufte es.

Im Büro angekommen überreichte er Sam einen kugelig gebundenen knallbunten Blumenstrauß.

"Sie tragen immer etwas Buntes, ich dachte, der könnte Ihnen gefallen."

Sie nahm den Strauß und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln ehrlicher Freude.

Dave konnte nicht anders. Zum ersten Mal lächelte er zurück und zeigte dabei zwei Reihen perfekter Zähne.

WOCHE 6

Schließlich trat ein, was Dave befürchtet hatte. Es war bereits Ende der Woche und Sam las gerade den wöchentlichen Überblick der firmeninternen Themen, als sie schockiert aufkeuchte.

Dave sah zu ihr hinüber. "Was ist los?"

"Peter wird hier ausgiebig zu seiner hervorragenden neuen Gliederung der Archivhomepages gratuliert. MEINER Gliederung. Er hat einfach meine Idee als seine verkauft!" Fassungslos sah sie zu Dave.

Alles, was den dabei erstaunte, war, dass sie seinen Chef 'Peter' nannte. Sie hatten sich also vermutlich mehrmals getroffen. Dave wollte sich einreden, dass ihm das rein beruflich nicht recht war. Dass Conway Sams Arbeit gestohlen hatte, wunderte ihn hingegen nicht.

Er stand auf, ging zu Sams Tisch hinüber und lehnte sich dagegen.

"Conway ist ein Arschloch. War er immer und wird er auch bleiben. Er betrachtet die Menschen in seinem Umfeld ausschließlich als Steigbügelhalter. Leider."

Tränen des Zorns und der Enttäuschung stieg in Samanthas Augen. Eine davon blieb an ihren unteren Wimpern hängen. Dave streckte vorsichtig die Hand aus und tupfte sie mit der Fingerspitze ab.

"Das ist er nicht wert", sagte er leise.

Seine tiefe Stimme weckte Samantha aus ihrer Starre. Brüsk schob sie Daves Hand weg und lief aus dem Zimmer.

Dave sah ihr nach. Er hätte sie gerne getröstet, doch er hatte keine Ahnung, wie. Er konnte sie so gut verstehen. Bestimmt war er nicht der einfühlsamste Mann auf Erden, aber mit Wut kannte er sich aus.

WOCHEN 7+8

Die nächsten beiden Wochen waren ereignislos. Arbeiten, essen, schlafen und von vorne. Samantha und Dave hatten sich aneinander gewöhnt und schafften es, sich wie ganz normale Kollegen zivilisiert zu unterhalten. Sam konnte viel von ihrem Chef lernen und Dave schätzte es, wenn sie ihn mit ihren Inputs auch einmal zu anderen Blickwinkeln zwang. Sogar zum 'Du' waren sie inzwischen übergegangen. Ab und zu gelang es Sam schon, Dave zum Lächeln zu bringen. Sie ließ es sich nicht anmerken, doch innerlich triumphierte sie jedes Mal und zählte heimlich mit, wie oft es ihr glückte.

Dave hingegen musste sich eingestehen, dass er dabei war, sich in Sam zu verlieben. Es war ihm erstmals klar geworden, als er angefangen hatte, sie an jedem Wochenende mehr zu vermissen. Inzwischen wurden ihm sogar schon wochentags seine einsamen Abende zu lang und er sehnte den nächsten Arbeitstag geradezu herbei.

Er wollte sich nicht verlieben. Es bedeutete, verletzlich zu sein. Und am wenigsten wollte er sich in eine Frau verlieben, die beinahe seine Tochter sein konnte. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sie einen Mann in ihrem Alter fand, sich diesem zuwandte und Daves Herz mitnahm.

WOCHE 9

"Wir haben eine kurzfristige Einladung zu einem Vortrag am Freitagabend bekommen. Hast du die schon gesehen?"

Dave hielt Sam die Karte hin.

"Wir?"

Dave verdrehte die Augen. "Also gut, ich. Aber die Einladung schließt eine Begleitung mit ein. Offenbar gab es zu wenig Anmeldungen."

"Du wurdest also als Notnagel eingeladen? Als Gast zweiter Wahl?", neckte ihn Sam.

"Sozusagen. Aber das Thema ist interessant. Kommst du mit? Auch wenn wir dort nur 'Füllmaterial' sind, damit es auf den Pressefotos nicht leer wirkt?"

Samantha tat, als müsste sie nachdenken. "Meinetwegen. Aber nur, weil ich dabei vielleicht Infos für meine Masterarbeit sammeln kann. Und fürs Networking. Nicht, dass du auf die Idee kommst, es wäre aufgrund deiner freundlichen Einladung."