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Nur die zweite Wahl

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Man muss nicht die 1. Wahl sein, nur am Ende die Richtige.
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Nur die zweite Wahl.

Wütend verlässt Gabi kurz nach ein Uhr ihr luxuriöses Einfamilienhaus im Speckgürtel von Hamburg, wirft die Haustür zu und fährt mit ihrem VW Polo zur nahen U-Bahnstation. Sie hatte sich wieder einmal mit ihrem Mann Peter gestritten. Peter hatte ihr - wie schon so oft in den letzten Wochen und Monaten - vorgeworfen, dass sie nicht genug für ihre Firma arbeiten, nicht genügend Zeit mit ihren Kindern verbringen und den Haushalt vernachlässigen würde. Stattdessen würde sie ihre Zeit entweder im Fitness- oder im Beauty-Center oder mit Sonja, ihrer besten Freundin seit ihrer Schulzeit, verbringen.

Dass auch er bei ihr seit Langem zu kurz kam, erwähnte er nicht. Nach 18 Jahren Ehe hatte sich in ihrem Ehealltag viel Trott und Routine eingeschlichen, auch im zwischenmenschlichen Bereich. So gab es im Durchschnitt nur einmal in der Woche Sex, ganz klassisch am Wochenende und üblicherweise war dieser Sex dann auch eher eine Pflichtübung, als ein „Highlight der Woche".

Kurze Rückblende.

Neben dem Sex mit ihr vermisste er auch die Gabi, die er vor 18 Jahren kennen und lieben gelernt hatte. Die Gabi, die seinerzeit witzig, charmant und belesen war, die ihn wollte, umwarb und begehrte. Sie war damals 24 Jahre alt und hatte sich gerade von ihrem langjährigen Freund und Verlobten Andreas getrennt. Dieser hatte sie, obwohl sie sich schon auf einen Hochzeitstermin geeinigt hatten, monatelang während ihrer Verlobungszeit betrogen.

Peter traf Gabi zum ersten Mal auf der Geburtstagsfeier seines Chefs Hans Neumann. Er war mit 30 Jahren bereits stellvertretender Geschäftsführer einer kleinen aber feinen Hamburger Versicherungsagentur und die rechte Hand des Firmeneigentümers. Gabi war die Tochter seines Chefs und dieser hatte Peter mit ihr bekannt gemacht, offensichtlich nicht ohne den Hintergedanken, die beiden zu verkuppeln. Er hatte auch dafür gesorgt, dass die zwei den ganzen Abend ungestört miteinander verbringen und sich so „beschnuppern" konnten.

Für Peter war es Liebe auf den ersten Blick. Dass Gabi auf Bräutigamschau war, hatte er schnell mitbekommen, und so versuchte er, so gut er es konnte, sich in Szene zu setzen. Anfänglich hatte er sich nicht vorstellen können, bei ihr überhaupt eine Chance zu haben. Zu durchschnittlich war er in Bezug auf Körperbau und Aussehen. Gabi hingegen war schon damals eine ausgesprochene Schönheit und heiß umworben. Aber je länger sich Gabi mit ihm unterhielt und je länger die zwei die Party um sich herum vergessen zu haben schienen, desto mehr gewann bei ihm die Hoffnung Oberhand, dass er doch bei ihr landen könnte.

Eigentlich hätte Gabi ihren gleichaltrigen Verlobten Andreas im Herbst heiraten wollen. Andreas und sie waren seit drei Jahren ein Paar gewesen und sie passten - zumindest optisch - perfekt zusammen. Andreas war ein „Schrank" von einem Mann, einen Meter 90 groß, 100 Kilogramm schwer, muskulös, sehr gut aussehend und in seinem Auftreten äußerst bestimmend. Er war ein Alpha-Mann und aufgrund seiner starken männlich-sexuellen Anziehungskraft auf Frauen ein Weiberheld. Gabi wusste das natürlich, war aber überzeugt, dass er, seit sie beide ein Paar waren, ihr auch treu war. Dass sie damit völlig falsch lag, brachte ihr Vater ans Licht. Er konnte seinen Schwiegersohn in Spe nie leiden und hatte deshalb, als der Hochzeitstermin feststand, noch schnell eine Detektei beauftragt, Licht in Andreas' „Frauen"-Vergangenheit zu bringen. Und der Detektiv brauchte gar nicht lange zu suchen, um fündig zu werden. Bereits nach wenigen Tagen der Recherche stand fest, dass Andreas seine Gabi in den letzten sechs Monaten immer mit mindestens zwei Gespielinnen gleichzeitig betrogen hatte. Er hatte in dieser Zeit nicht immer mit den gleichen Frauen ein Verhältnis. Die Damen wurden von ihm im Abstand von wenigen Wochen regelmäßig gegen neue Eroberungen ausgetauscht.

Hans Neumann konfrontierte seine Tochter mit diesen Erkenntnissen und die trat am nächsten Tag einseitig von ihrer Verlobung zurück und verweigerte Andreas jedwede Aussprache oder sonstige Kontaktaufnahme. Sie bat zwei ihrer Freunde, ihre persönliche Habe aus ihrer gemeinsamen Wohnung zu holen und ließ nach erfolgter Räumung ihrem Ex-Verlobten von einem Boten ihren Verlobungsring und ihre Schlüssel zu der Wohnung übergeben.

Woher Peter das alles wusste? Gabi hatte es ihm im Laufe des Abends selbst erzählt. Sie „beichtete" ihm auch, dass ihr die Trennung von Andreas anfänglich sehr schwergefallen sei, da sie Andreas doch sehr geliebt habe. Aber das sei jetzt alles überwunden. Das Leben muss doch weitergehen, war eines ihrer Mottos.

Peter ergänzte, dass auch er eine Verlobung aus gleichem Grund aufgehoben habe. Ihm hatte damals das Wissen getröstet, dass seine Verlobte gewusst habe, was sie ihm mit dem Seitensprung angetan hatte, dass sie gewusst habe, dass sie ihn damit verletzt und dass die Tatsache, dass sie es trotzdem gemacht habe, ihm offenbart habe, dass er ihr egal gewesen sei. Insofern war er froh, noch rechtzeitig vor der Hochzeit Gewissheit über seine Verlobte erlangt zu haben, dass es aufgrund des nicht mehr vorhandenen Vertrauens keine Basis für ein gemeinsames Leben gibt. Peter fand in jeder misslichen Lage noch etwas Positives.

Gabi sah ihn lange an. Sie meinte zu ihm, dass sie ja Seelenverwandte seien. Dann streichelte sie liebevoll seine Wange und zeigte ihm ein Foto von Andreas und ihr, wie sie in seinen Armen lag. Peter sah es lange an und spürte ein wenig Eifersucht. Sie bestätigte ihm, dass es das letzte Foto wäre, dass sie noch von ihrem Ex-Verlobten habe und zerriss es dann vor Peters Augen in kleine Stücke, die sie anschließend achtlos auf den Boden fallen ließ. Dann trat sie an Peter heran, umarmte und küsste ihn erst vorsichtig, abwartend, dann aber fordernd. Noch in derselben Nacht schliefen sie das erste Mal miteinander und eine Woche später fragte Gabi ihn, ob er sie nicht heiraten möchte. Und überglücklich willigte Peter ein. Die Hochzeit fand an dem Datum und zu der Uhrzeit statt, an dem Gabi eigentlich Andreas hatte ehelichen wollen.

Gabi hatte von ihrem Vater eine große Geldsumme als Mitgift erhalten, die ihr allein zustehen sollte. Dies sollte in einem Ehevertrag geregelt werden. Um Zeit und Geld zu sparen, einigten sie sich einfach, mit kleinen Anpassungen, auf den seinerzeit mit Andreas bereits ausgehandelten Ehevertrag. Sie vereinbarten darin Gütertrennung und zusätzlich zu den bisherigen Regelungen, dass im Falle einer Scheidung, sofern sie gemeinsame Kinder haben sollten, diese selbst entscheiden könnten, wer von ihren Eltern das Sorgerecht für sie zugesprochen bekommen sollte. So war Gabi, sehr pragmatisch.

Zwei Jahre später wurde sie das erste Mal Mutter eines Sohnes. Weitere zwei Jahre danach brachte sie einen weiteren Jungen zur Welt. Die Familie schien perfekt zu sein.

Peter hatte sehr früh nach der Hochzeit seinem Schwiegervater, da dieser sich zur Ruhe setzen und fortan nur noch sein Leben zusammen mit seiner Frau genießen wollte, dessen Agentur zu einem reellen Preis abgekauft und sie in den Folgejahren zu einer der erfolgreichsten und größten Versicherungsagenturen Deutschlands geführt. Nach den Bedingungen des Ehevertrages gehörte ihm die Agentur allein.

Peter verdiente mit seiner Firma viel Geld und war bald in der Lage, den Kredit, den er aufnehmen musste, um den Kaufpreis für die Firma aufzubringen, zurückzuzahlen. Jetzt konnte er seiner Frau das Leben bieten, von dem er meinte, er müsste es ihr ermöglichen.

Sie kauften sich ein schönes Anwesen in Ahrensburg, an der Grenze zu Hamburg.

Gabi hätte natürlich nicht arbeiten müssen. Aber sie wollte auch einen Beitrag zum Erfolg der Firma erbringen. Als gelernte Buchhalterin hatte sie, nachdem es die Betreuung ihrer beiden Kinder zuließ, aus dem Homeoffice 20 Stunden die Woche bei freier Zeiteinteilung die Buchführung der Firma unterstützt. Ansonsten „spielte" sie die Hausfrau, die natürlich von einer Putzhilfe entlastet wurde.

So gingen die Jahre ins Land. Die Kinder wurden größer und unabhängiger. Ihr Mann feierte einen beruflichen Erfolg nach dem anderen. Sie „schwammen" im Geld und konnten sich leisten, was sie wollten. Sie unternahmen viele exotische Urlaubsreisen, immer mit der gesamten Familie, und flogen auch mal für ein romantisches Wochenende nach Paris, Wien oder in eine andere Stadt, aber dann ohne Kinder, die bei ihren Großeltern blieben.

Der Sex mit ihrem Mann, der von Anfang an nicht einem Vergleich mit dem Sex, den sie mit Andreas hatte, hatte standhalten können, wurde im Laufe der Jahre immer eingefahrener. Es lag nicht an seiner „Ausstattung". Peters Penis war dicker als der Durchschnitt der deutschen Schwänze und auch dicker als der von Andreas, aber mit knapp 14 Zentimetern Länge gerade mal im Durchschnitt. Andreas' Schwanz allerdings war mit 18 Zentimetern deutlich länger als der ihres Mannes. Aber sie wusste auch aus vielen One-Night-Stands und Quickies in ihrer Jugend, dass die Länge eines Schwanzes nicht besonders wichtig für ein erfülltes Liebesspiel ist. Und das deshalb, weil Gabi nicht durch die Penetration an sich erregt wurde, sondern durch die Aura des Mannes, der sie fickte, und durch die Art und Weise, wie er es tat. Insofern waren die Maße eines Schwanzes für sie völlig unbedeutend.

Leider war Peter solch ein Mann nicht. Er konnte körperlich nicht im Geringsten mit Andreas konkurrieren. Er war gerade einmal so lang wie sie, wenn sie keine High Heels trug. Andreas überragte Gabi um einen Kopf. Sie konnte zu ihm im wahrsten Sinne des Wortes aufschauen. Andreas' Körper war der eines Gottes der griechischen Sage, muskulös, definiert. Er drückte Stärke und Macht aus. Peters Körper hingegen wies einen leichten Bauchansatz auf und besonders muskulös war er auch nicht.

Andreas' Körper gab Gabi die „Initialzündung", wenn es darum ging, das Liebesspiel zu beginnen, der ihres Ehemannes nur bedingt. Aber auch das war für sie kein Problem, denn eigentlich ging es für Gabi nur um das „wie". Wie wurde sie benutzt? Und in diesem Punkt vermisste sie an jedem Tag ihrer Ehe Andreas' Dominanz im Bett. Sie war darauf fixiert, einfach nur machohaft und egoistisch genommen zu werden. Peter dagegen war stets auf ihre Lust fokussiert. Er war zärtlich und liebevoll. Gelegentlich versuchte er mit kleinen Rollenspielen auch mal eine etwas „härtere" Gangart. Er merkte natürlich, dass seiner Frau beim Sex mit ihm etwas fehlte, aber wenn er nachfragte, wie er es ihr denn besser besorgen könnte, gab sie ihm nur als Antwort, dass sie den Sex mit ihm genießen würde und aus ihrer Sicht alles in Ordnung sei.

Natürlich hätte Gabi ihren Gatten bitten können zu versuchen, sie sexuell zu dominieren, so wie Andreas es mit ihr zu tun gepflegt hatte, und sie im wahrsten Sinne des Wortes nur für die Erfüllung seiner eigenen Befriedigung zu gebrauchen. Er hätte es wahrscheinlich ihr zuliebe versucht, auch wenn es nicht seinem Wesen entsprach. Sie tat es aber nicht. Warum auch immer. Und so gab Peter jedes Wochenende im Bett sein Bestes, aber sein Bestes war für sie nicht gut genug. Er war nun mal nicht Andreas.

Peter war deshalb nie in der Lage gewesen, sie sexuell vollumfänglich zu befriedigen. Natürlich hatte sie mit ihm ihre Orgasmen. Aber der von ihm geschaffene Rausch war nichts verglichen mit der Ekstase, die sie mit und durch Andreas hatte erleben dürfen. Sie realisierte aber auch, dass sie die Sexualität nur körperlich wahrnehmen konnte, wahrnehmen wollte. Weil dies die Sexualität gewesen war, die ihr Andreas gegeben hatte. Liebe, Geborgenheit, Vertrautheit, Verlässlichkeit, alles Gefühle, die ihr Peter sowohl im Bett, aber auch im täglichen Zusammenleben vermittelt hatte, hatten in ihrer Wahrnehmung nichts beim Sex zu suchen.

Gabi war sich bewusst, dass sie aufgrund ihrer Schönheit jeden Mann hätte um den Finger wickeln können. Es wäre für sie kein Problem gewesen, ihren Mann, wann immer es sie gelüstet hätte, nach Strich und Faden zu betrügen. Er vertraute ihr und stellte ihre Loyalität und Treue zu ihm nicht in Frage. Oder war er nur auf seine Firma fixiert und es war ihm deshalb egal, was und mit wem sie es hinter seinem Rücken trieb?

Sie hätte von diesem für einen Abend, für einen flüchtigen Augenblick, Auserwählten erwartet, dass er sie, ohne ihr Einverständnis dazu einzuholen, wie Andreas nehmen müsste, nur auf die Erfüllung seiner eigenen Lust fixiert. Bei ihm hatte sie gelernt, dass ihre Schönheit in seinen Augen nichts bedeutete. Er konnte jede haben, unabhängig von Äußerlichkeiten oder Alter. Und für einen bestimmten Zeitraum wollte er sie haben. In dieser Phase wusste sie, dass sie nicht aufgrund ihres Äußeren geliebt wurde, sondern einfach nur, weil sie eine Frau war. Aber sie wollte auch Exklusivität beim Sex. Sie war nicht gewillt, ihren Liebhaber und angehenden Lebenspartner mit anderen Frauen zu teilen. Das wurde Andreas zum Verhängnis.

Letztendlich war es nicht wichtig, ob Peter hätte ahnen können, dass sie ihn betrügen wollte, denn Gabi blieb ihm treu. Nicht unbedingt seinetwegen, sondern weil die Schmach, die sie selbst erfahren musste, als sie von Andreas betrogen worden war, immer in ihr präsent war.

Sie wusste, dass sie ihren Mann unfair behandelte. Sie verglich seinen Sex mit dem von Andreas, ließ ihn aber im Unklaren, wie er es ihr sexuell recht machen könnte. Er hatte nie eine Chance. Dennoch hatte sie sich mit ihm arrangiert.

Gabi war nicht dumm und war nicht blind. In den vielen kleinen und den wenigen großen Momenten ihres Ehealltags wurde ihr bewusst, wie gut Peter als Ehemann war, immer darum bemüht, darum kämpfend, die Balance zwischen Job, Familie und ihren Bedürfnissen zu halten. Die Befriedigung seiner eigenen Sehnsüchte stellte er dabei hintenan.

Er war nicht nur ein guter Ehemann, nein er war für sie wahrscheinlich der beste Ehemann der Welt, empathisch, liebevoll und immer für sie da, wenn sie ihn, seinen Rat, seinen Zuspruch brauchte.

Ihr Ehemann war aber auch der beste Vater der Welt. Trotz der vielen Stunden im Büro hatte er immer ein offenes Ohr für ihre Jungs. Die Kinder vergötterten ihn. Sie suchten seinen Rat und teilten ihr Leben mit ihm. Er war ihr Alpha, sie nur ihre Mutter.

Sie glaubte, dass er sich, gewissermaßen als Ausgleich für das Luxusleben, das er ihr ermöglichte, in ihrer Schönheit sonnen würde. Natürlich gefiel es ihm, sich mit ihr zu zeigen und damit en passant darauf hinzuweisen, dass er diese wunderschöne Frau an sich hatte binden können. Er konnte die neidvollen Blicke, die er mit ihr an seiner Seite auf sich zog, fast körperlich spüren. Aber noch mehr gefiel es ihm, sie mit zu Kundenterminen zu nehmen, weil sie eine ausgezeichnete, intelligente Gesprächspartnerin war. Das Ehepaar war intellektuell und was die schönen Dinge im Leben wie Kunst und Musik anbelangt auf einer Wellenlänge.

Und dann zog ihre beste Freundin Sonja nach Hamburg. Sie hatte vor einiger Zeit ihren Gatten, der fast doppelt so alt wie sie gewesen war, bei einem Autounfall verloren. Da ihr Mann sehr vermögend und sie die einzige Erbin war, konnte sie gut von ihrem Erbe und den laufenden Witwenrentenzahlungen diverser Versicherungen und Firmen leben. Sie beschloss, ihr Leben fortan als Lebefrau zu führen und hatte schnell allerlei kurzlebige Liebschaften.

Peter konnte sie deshalb nicht leiden und die Abneigung schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Peter störte sich an dem Lebensstil von Sonja. Sie dagegen fand Peter spießig und langweilig. Da die Fronten geklärt waren, gingen die beiden sich aus dem Weg, so gut es ging.

Gabi hingegen hatte nun endlich wieder jemanden, mit dem sie sich jederzeit über Gott und die Welt unterhalten und mit dem sie ihre ehelichen Probleme besprechen konnte. Sie gingen zusammen in den gleichen Fitness-Club, gingen zusammen in Sauna-Landschaften, zum gleichen Kosmetiker und zum gleichen Friseur. Kurzum, sie verbrachte viel Zeit mit ihrer Freundin und vernachlässigte dadurch ihre Pflichten als Arbeitnehmerin, Hausfrau und Mutter.

Allerdings sah sie nur zu, wie Sonja ständig mit Männern flirtete und machte es ihrer Freundin darin nicht nach. Wenn Sonja dann gelegentlich mal von einem ihrer vielen One-Night-Stands ausführlich berichtete, hing sie an ihren Lippen. Sie freute sich mit ihrer Freundin, aber ein derartiges Leben war nicht ihr Ding. Eheliche, partnerschaftliche Treue war ihr sehr wichtig.

Und da Peter in Sonja den Grund für Gabis Müßiggang sah, kam es deshalb immer wieder zwischen Gabi und ihrem Mann zu Streitigkeiten. Und der Abstand zwischen ihren Streiten verkürzte sich von Mal zu Mal. Und das Thema ihrer Zwiste war immer dasselbe: Ihr Müßiggang und die dadurch bedingte Vernachlässigung ihrer wenigen Pflichten.

Peter bot ihr auch immer die gleiche Lösung an, um sie aus diesem Dilemma zu befreien. Doch sie empfand diese als eine Unverschämtheit. Peter schlug ihr nämlich vor, doch einfach ihren Job als Buchhalterin in seiner Firma aufzugeben. Am Geld sollte es nicht scheitern. Dann hätte sie doch schon mal mehr Zeit für sich.

Sie könnten auch noch neben der Putzhilfe zusätzlich eine Haushaltshilfe engagieren. Dann hätte sie noch mehr Zeit für sich und dann vielleicht auch für ihre Söhne. Denn die benötigten gelegentlich mal Hilfe, um zum Beispiel von A nach B transportiert zu werden oder schulische Probleme zu meistern. Sie könnte dann auch die Elternversammlungen und -sprechtage übernehmen. Alles in allem würde sie damit auch nicht allzu viel Zeit verlieren, denn mit 14 und 16 Jahren sind die Söhne sowieso schon sehr selbstständig.

Gabi wusste, dass Peter seinen Vorschlag nicht ernst meinte. Er wollte ihr nur zeigen, dass sie Prioritäten zu setzen habe und ihr Zeitmanagement in den Griff bekommen müsse. Sie war sich bewusst, dass er damit Recht hatte, und dafür war sie ihm böse. Na ja, eigentlich war sie auf sich selbst sauer, dass sie solch einen Streit überhaupt aufkommen ließ. Peter gab ihr doch alle Freiheiten, die sie haben wollte, wenn sie sich im Gegenzug nur ein wenig mehr in ihre Ehe, in ihr gemeinsames Leben einbringen würde. Eigentlich wollte er, dass sie mehr Zeit mit ihm verbringen sollte. Sie wusste, ein Anruf von ihr würde genügen, und er würde sofort seine laufende Arbeit einem seiner Mitarbeiter übergeben und zu ihr kommen. Peter hatte von Anfang an seinen Mitarbeitern Verantwortung und Kompetenzen übertragen. Sie waren demzufolge motiviert und wurden auch monetär am Unternehmenserfolg beteiligt. So hatte es Peter erreicht, dass er sich problemlos aus dem Tagesgeschäft der Agentur ausklinken konnte.

Jetztzeit.

Gabi wartet auf dem Ahrensburger Bahnsteig auf die U1, die sie zum Hamburger Hauptbahnhof und damit in die Innenstadt bringen wird.

Während der Fahrt dorthin hat sie sich mit Sonja gegen 16 Uhr 30 in der Bar ‚Le Roi de Paris' verabredet. Somit bleiben ihr gut zwei Stunden, um sich mit einer Shopping Tour etwas abzureagieren. Gabi nimmt sich wieder einmal vor, ihren Mann nicht so zu vernachlässigen und beschließt, heute Abend mit ihm schönen Versöhnungs-Sex zu haben. Sie stellt sich vor, wie sie dazu ihren Ehemann, nur mit den sündhaft teuren High Heels bekleidet, die sie gleich kaufen wird, verführen wird.

Gut gelaunt verlässt sie kurz nach 2 Uhr den Bahnhof und will überirdisch in die Einkaufsstraße der Stadt, die Mönckebergstraße, gehen. Auf dem Weg zur Fußgängerampel sieht sie dort eine Schar von Asiatinnen stehen, jede so um einen Meter 50 lang. Und aus diesem Menschenpulk ragt ein Mann hervor, im Verhältnis zu den Asiatinnen ein Hüne. Gabi muss ob dieses Anblicks ein wenig schmunzeln. Dann schaut sie sich den Mann genauer an. Sie kann ihn derzeit nur von hinten sehen. Er trägt einen dunklen Nadelstreifenanzug und zieht einen kleinen Trolley hinter sich her. Offensichtlich ein Banker oder Geschäftsmann auf Dienstreise, stellt sie sich vor.

Sie kann nicht von diesem Mann wegsehen. Mit jedem Blick, den sie auf ihn wirft, verlangsamt sich ihr Schritt, bis sie stehen bleibt. Da, jetzt wendet der Mann seinen Kopf und sie kann sein Gesicht im Profil sehen.