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Out of Neverland Teil 09

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Die Sicherheitskontrollen sind langwierig. Doch ich habe Verständnis dafür und warte geduldig. Ganz im Gegensatz zu Marco, der sich lautstark darüber beschwert, dass er so lange warten muss. Mein Gott, dieser Mensch ist kein einfacher Charakter. Die Frau, die den einmal bekommt, hat auch kein leichtes Schicksal.

Als wir endlich passieren und die Räume der deutschen Delegation erreichen begrüßt mich eine Sekretärin. Sie führt mich in den hinteren Bereich. Als wir eintreten und die Umstehenden checken, wer ich bin, herrscht plötzlich überraschte Ruhe, wo noch kurz vorher emsiges Treiben geherrscht hat. Alle schauen mich an. Offenbar hat niemand gewusst, dass ich komme.

Die Sekretärin führt mich ungerührt weiter und öffnet nach zaghaftem Klopfen eine Tür, hinter der sich das Büro der Kanzlerin befindet.

„Hallo Lori, schön dich zu sehen. Wie war dein Flug?", begrüßt sie mich voller Freude.

„Danke, es war cool, aber dieser Marco Alberini wird nie ein guter Diplomat. Wenn ich darf, fliege ich lieber ohne Begleitung zurück", antworte ich und spreche das Thema gleich an, damit ich es nicht vergesse.

„Das kann ich veranlassen. Aber warum? Ist etwas vorgefallen? Ist es ok, wenn dich Sandra auf dem Rückweg begleitet?", antwortet sie und zeigt dabei auf die Sekretärin, die mich hierher gebracht hat.

„Natürlich ist das in Ordnung. Und meine Gründe erzähle ich dir ein andermal", antworte ich und lächle Sandra aufmunternd zu. „Jetzt müssen wir uns auf die Sitzung konzentrieren."

Die Kanzlerin bietet mir Platz in einer gemütlichen Sitzecke an und wir gehen noch einmal schnell die Einzelheiten durch.

„Glaubst du, wir haben Erfolg und können eine Lösung finden?", frage ich die Kanzlerin etwas unsicher.

„Ich weiß es nicht. Ehrlich!", sagt sie, nachdem sie mich längere Zeit nachdenklich angeschaut hat. „Ich hoffe es. Nicht wegen meiner politischen Kariere, sondern wegen der Menschen."

Ich sehe ihr an, dass sie wirklich an die Menschen denkt und langsam verstehe ich, warum sie mich gebeten hat, dabei zu sein. Sie wird immer als Politikerin gesehen werden. Und damit wird alles was sie sagt nur aus politischer Sicht bewertet. Ich hingegen habe keine politischen Ambitionen. Ich könnte tatsächlich eine Chance haben.

„Komm, lass uns zur Sitzung gehen. Ich bin neugierig, wie die anderen reagieren, wenn du mitkommst", meint sie schließlich und lächelt mir verschwörerisch zu.

„Was mache ich?", erkundigt sich Sandra schüchtern.

„Sie weichen nicht von Loris Seite", bekommt sie die klare Anweisung der Kanzlerin.

Als wir den Sitzungssaal betreten wird es still. Alle Männer im Saal starren mich an. Mein sexy Outfit verfehlt sein Ziel nicht. Als wir in den Saal hineingehen, schaut keiner in meine Augen, sie hängen alle mit ihren Blicken an meinem Körper. Eines habe ich auf jeden Fall schon einmal erreicht. Jetzt kennen mich alle und ich habe die Aufmerksamkeit schon einmal auf mich gelenkt.

„Meine Herren, ich habe Lori mitgebracht. Sie hat eine ganz besondere Gabe, sie kann Probleme, die sehr kompliziert scheinen, auf ganz einfache Art beschreiben und dabei die Sicht auf das Wesentliche lenken. Ich würde Sie bitten, ihr zehn Minuten zu gewähren, um zu Ihnen zu sprechen", beginnt Angela.

Schon hier sieht man, wie schwierig das Unterfangen ist. Es gibt tatsächlich einige Gegenstimmen und erst nach einer etwa halbstündigen Diskussion darf ich endlich sprechen. Es wäre wohl viel effizienter gewesen, wenn ich gleich gesprochen hätte. Aber so logisch scheint man in politischen Kreisen nicht zu denken.

Ich sitze neben der Kanzlerin und hinter mir hat Sandra einen Stuhl erwischt. Etwas unsicher stehe ich auf, als endlich entschieden ist, dass ich sprechen darf. Ich versuche den Herren klar zu machen, dass das absolut Wichtigste ist, dass die Gemeinschaft eine Perspektive braucht.

„Wir Bürger haben den Eindruck, als sei die Europäische Union ein Schiff ohne Steuermann. Sie schaukelt auf dem riesigen Ozean herum und ein Ziel ist am Horizont nicht auszumachen. Wir brauchen wieder Menschen mit Visionen, die EU braucht eine Führung!", sage ich eindringlich.

Die Diskussion, die ich mit meinen Ausführungen entfache, zieht sich über das Mittag- und schließlich auch über das Abendessen hinaus bis in die Nachtstunden. Es ist unglaublich ermüdend. Obwohl mich zu Beginn der Sitzung har einige gar nicht reden lassen wollten, werde ich in der Diskussion immer wieder direkt angesprochen und um meine Meinung gefragt.

„Was verstehen Sie schon von Politik? Es ist nicht einfach einen gemeinsamen Kurz zu finden. Das braucht es viel Diplomatie. Das geht alles nicht so schnell! Was sollten wir denn ihrer Meinung nach tun?", greift mich der ungarische Ministerpräsident sogar frontal an.

„Herr Ministerpräsident, ich glaube, wir haben eine völlig andere Sicht auf die Dinge. Sie beschränken sich auf die Innenansicht, auf das, was ein Politiker sieht. Ich dagegen sehe das, was die Menschen, was die Bürger wahrnehmen. Das sind offenbar zwei ganz unterschiedliche Dinge.

Auf dem Flug heute Morgen hierher nach Brüssel hatte ich die Gelegenheit, mit dem Piloten zu sprechen. Er hat sich als einen ganz normalen Menschen bezeichnet. Ich würde sagen, er ist ein vernünftiger Mann aus dem Volk. Doch auch er kann mit der EU nicht mehr viel anfangen.

Es hat den Anschein, als seien die Normen, wie eine Klospülung auszusehen hat, wichtiger, als der Zusammenhalt in Europa. Er hat mir erzählt, welch große Hoffnungen man seinerzeit in Europa gesetzt hat. Wir sind der kleinste Kontinent. Wir müssen zusammenhalten. Österreich oder Luxemburg sind von der Einwohnerzahl her kleiner als Großstädte in Indien oder China. Wir sind nicht der Nabel der Welt. Ihr Ungarn ist, Herr Ministerpräsident, so groß wie ein Vorort von Kalkutta.

Wir müssen umdenken. Wir leben in einer globalen Welt, in der wir uns behaupten müssen, in der es ganz andere Märkte als den deutschen, den französischen oder den italienischen Markt gibt. Das sind Kleinigkeiten im Vergleich zu den neuen Wirtschaftsmächten.

Während wir nicht mehr wissen, wo dieses Europa hinsteuern soll und uns in unnötigen Diskussionen verlieren, werden wir überholt und bemerken es nicht einmal. Wen interessiert es bitte, ob die Klospülung normiert ist, wenn China den Stahlmarkt an sich reißt. Da brauchen wir nicht als Deutschland, nicht als Spanien oder Polen dagegen ankämpfen, da müssen wir als Europa schauen, dass wir den Anschluss nicht verlieren.

Sie haben eine Scheiß-Angst? Das kann ich verstehen. Aber die haben ihre Bürger auch. Geben Sie ihnen deshalb Antworten! Vor allem muss Ihnen klar sein, dass sie sich der Wahl gestellt haben. Das war Ihre freie Entscheidung. Nur jetzt ist es an der Zeit, dass sie sich das Vertrauen auch verdienen, das Ihre Bürger in Sie gesetzt haben. Das sind Sie ihren Bürgern verdammt nochmal schuldig! Sie sollten eine Vorbild sein und nicht durch Ihren Streit und Ihre Unnachgiebigkeit die Menschen noch mehr verunsichern.

Wenn Sie nicht bald die Kurve kriegen und den Bürgern Visionen und neue Hoffnung geben, dann werden die Bürger aus dieser Gemeinschaft davonlaufen. Es hält sie im Augenblick nicht mehr viel zurück! Was denn auch? Wenn Sie hier nur heiße Luft produzieren? Ohne neue Ideen bleibt es nicht nur beim Brexit, dann werden andere Länder folgen.

Ich hoffe, dass sie genauso gut wie ich wissen, dass das nicht nur das Ende der EU ist, das ist auch das Ende des Europa, das wir heute kennen. Dann werden die winzigen Staaten, die wir in Wirklichkeit ja sind, zwischen den Weltmächten aufgerieben. Dazu braucht es nicht erst einen Trump", setze ich zu einer feurigen Rede an.

Ich blicke in die Runde und ernte erstaunte Blicke. Ich habe meinen Teil gesagt und beschließe, mich nun zurückzuhalten. Meine Rede hat auf jeden Fall Eindruck hinterlassen. Die Ministerpräsidenten und Regierungschefs sind zwar immer noch gespalten, aber die Mehrheit konnte ich offenbar doch überzeugen.

Nach langem Tauziehen mache ich dann doch noch einen Versuch und schlage vor, eine Expertenrunde einzusetzen, die hinter den Kulissen Zukunftsgespräche zur Europäischen Union ausarbeitet und einen Weg vorzeichnet. Dieser Vorschlag wird nach längerer Diskussion einstimmig angenommen. In der offiziellen Abschlusserklärung soll nur betont werden, dass man an einer Lösung des Problems gemeinsam arbeiten will. Dabei wird auch der Wille unterstrichen, an der Zukunft der Gemeinschaft zu arbeiten.

„Zufrieden?", frage ich die Kanzlerin.

Die Sitzung wurde unterbrochen, um die Erklärung auszuarbeiten. Wir nützen die Zeit und haben uns in ihrem Büro zurückgezogen.

„Mehr als zufrieden. Es geht mir nicht um die Abschlusserklärung. Wichtig ist die Lösung des Problems", antwortet sie.

„Das wird noch ein langer Weg. Doch auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt", muntere ich sie auf.

„Da hast du wohl Recht", stimmt sie mir zu.

„Brauchst du mich noch? Ich bin müde und würde gerne zurückfliegen."

„Natürlich! Das schaffe ich jetzt auch alleine. Ich danke dir", sagt die Kanzlerin und umarmt mich. „Du hast eine besondere Gabe die Leute zu überzeugen."

„Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Ich bin nicht sicher, ob das nicht wieder alles im Sand verläuft", entgegne ich.

„Dann hole ich dich halt noch einmal zu Hilfe", kontert sie.

Wir verabschieden uns und ich verlasse das Büro. Marco sitzt draußen und versucht mit einer Mitarbeiterin zu flirten. Er ist dabei sehr aufdringlich und ich sehe deutlich, dass er ihr auf die Nerven geht. Das scheint ihm jedoch egal zu sein. Als er sieht, dass ich den Raum verlasse, kommt er hinter mir her gelaufen.

„Fahren Sie nach Hause?", fragt er ganz verwundert. „Mir hat niemand etwas gesagt."

„Das ist auch in Ordnung so. Mich begleitet Sandra, Sie haben Feierabend", antworte ich ihm trocken.

„Eingebildete Schnepfe", höre ich ihn schimpfen, bin aber schon an ihm vorbei und drehe mich wegen ihm ganz sicher nicht noch einmal um.

Sandra hastet mir hinterher und holt mich kurz vor dem Ausgang ein. Sie hat die Limousine bestellt, die uns zum Flugplatz fahren soll. Als wir vor dem Gebäude darauf warten, kommt der Bild-Reporter wieder auf mich zu.

„Sie sind immer noch da?", erkundigt er sich.

„Sie ja auch", kontere ich. Dabei lächle ich ihn freundlich an.

„Und, wie sieht es da drinnen aus? Konnten Sie vermitteln", erkundigt er sich.

„Ich war nur zur Unterstützung der Kanzlerin dabei. Und ja, ich hoffe, dass die Herren da drinnen endlich zusammenarbeiten, zum Wohle ihrer Bürger und der Menschen im Allgemeinen", verrate ich ihm.

„Gibt es Beschlüsse?", erkundigt er sich.

„Ich denke, wenn heute ein gemeinsames Bewusstsein für das Problem geschaffen werden konnte, dann wäre das schon ein großer Fortschritt. Aber sie müssen warten, was die Damen und Herren Ministerpräsidenten sagen", weiche ich aus.

„Würden Sie den heutigen Tag als erfolgreich bewerten?", bohrt er weiter.

„Das wird wohl erst die Geschichte zeigen. Da ist meine bescheidene Meinung hier und heute wohl völlig unbedeutend", antworte ich lächelnd.

Inzwischen stehen auch einige Filmteams um uns herum und filmen mein Gespräch mit dem Bild-Reporter. Deshalb bin ich froh, dass die Limousine kommt und ich dem Trubel entfliehen kann.

„Sie einzuschätzen ist nicht leicht", meint Sandra als wir im Auto allein sind. „Das meine ich positiv."

„Du kannst Lori zu mir sagen. Ich denke, wir sind etwa im gleichen Alter", biete ich ihr an. „Wie meinst du das mit dem Einschätzen?"

„Du kannst dich jeder Situation anpassen. Während der Sitzung redest du den Ministerpräsidenten ins Gewissen, wie kaum jemand sich traut. Bei den Journalisten windest du dich, wie ein Politiker, bleibst dabei aber völlig bescheiden. Du bewegst dich in jeder Situation, wie es gerade richtig ist. Hast du das gelernt?", antwortet sie.

„Mein Geheimnis ist, ich habe nichts zu verlieren und brauche keinem etwas zu beweisen. Ob mich die Ministerpräsidenten lieben oder hassen, ist mir völlig egal. Ich muss sie vermutlich kein zweites Mal treffen und bin nicht bei anderen Entscheidungen auf ihr Wohlwollen angewiesen. Bei der Presse brauche ich mich nicht mit meinen Leistungen zu brüsten. Ich will nicht gewählt werden. So gesehen habe ich leichtes Spiel", grinse ich.

Wir erreichen wenig später den Flughafen und werden direkt zum Flieger gebracht. Sandra ist eine nette Begleitung. Sie ist zuvorkommend und höflich, ganz anders als dieser Marco.

Ich schaue kurz im Cockpit vorbei aber diesmal fliegt nicht mehr Gregor. Ich vermute, es ist auch eine andere Maschine. Also grüße ich kurz und nehme im Passagierraum Platz. Er ist gemütlich umgebaut und bietet verschiedene Sitzgelegenheiten. Ich setze mich in den Couchbereich, weil ich mich entspannen will.

„Darf ich mich neben dich setzen?", erkundigt sich Sandra etwas schüchtern.

„Natürlich, nimm Platz!", biete ich ihr an und sie setzt sich.

Wir warten noch ein paar Minuten auf die Startfreigabe und rollen dann zur Startbahn. Ich bin offenbar so wichtig, dass die Maschine einen Slot bekommt, der für Staatsoberhäupter und andere wichtige Persönlichkeiten freigehalten wird. Das ist auf allen Flughäfen so üblich, hat mir einmal Jan erklärt.

„Du solltest etwas selbstbewusster auftreten. Bescheidenheit ist zwar eine Zier, aber man soll sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Zeig Biss und setz dich durch! Dann wirst du es im Job weit bringen", ermutige ich Sandra. Diese schaut mich jedoch sehr betrübt an.

„Das glaube ich weniger. Ich habe keine Aufstiegschancen", meint sie resignierend.

Ich schaue sie irritiert an. Warum hat sie keine Aufstiegschancen, oder besser gesagt, warum glaubt sie das? Da ist etwas faul. Davon bin ich überzeugt.

„Und warum glaubst du das?", frage ich deshalb nach.

„Du kennst ja Alberini?", antwortet sie zögerlich.

„Ja, diesen Macho, der sich für unwiderstehlich hält", antworte ich spontan.

„Du magst ihn auch nicht?"

„Wie denn? Der glaubt ein Geschenk an die Frauen zu sein. Dabei hat er weder Bildung noch Manieren."

„Deshalb wolltest du ohne seine Begleitung zurückfliegen? Was hat er denn gemacht?"

„Nun ja, er hat sich aufgeführt, wie ein Gockel. Zum Glück war Gregor im Cockpit und ich konnte während des Fluges dort sitzen. Das war mir ganz Recht, denn so bin ich von Alberini zumindest im Flieger verschont geblieben. Aber sag mal, was hat er mit deinen Aufstiegschancen zu tun?", bin ich nun neugierig geworden.

„Er ist Büroleiter für Brüssel. Und weil ich mich immer geweigert habe, Sex mit ihm zu haben, hat er mich mehrfach schlecht bewertet und zurück gestuft."

„Er wollte dich so zum Sex zwingen? Verstehe ich das richtig?", bin ich empört.

„Ja, er hat es mir offen gesagt. Und einmal ist er mir einfach an die Wäsche gegangen. Ich konnte mich zum Glück noch wehren und habe ihm einen Tritt zwischen die Beine versetzt. Ich konnte mich damit seiner erwehren, aber er hat mir das sehr, sehr übel genommen. Es war ihm wohl peinlich, dass er sich vor mir vor Schmerz auf dem Boden gewunden hat. Das hat sein Ego stark angekratzt. Er hat mir geschworen, mir die Hölle heiß zu machen und geraten, meine Stelle zu kündigen. Aber das will ich nicht, das ist eigentlich mein Traumjob", vertraut sie sich mir nun endlich an.

„Und er hat das auch mit anderen Frauen gemacht?", frage ich.

„Genau kann ich das natürlich nicht sagen. Nur Silke hat mir gestanden, dass er im Büro über sie hergefallen ist und sie sogar zu Analsex gezwungen hat. Er habe sie auf den Schreibtisch gedrückt und einfach benutzt. Danach, so hat Silke mir erzählt, habe er seinen Schwanz an ihrem Rock abgewischt und gemeint, sie solle ja den Mund halten, sonst würde sie gefeuert", kommt Sandra langsam in Fahrt.

„Und Ihr habt nie etwas gegen dieses Schwein unternommen?", frage ich entsetzt.

„Wie denn? Er ist doch der Büroleiter", meint sie entmutigt.

Ich bin stinksauer! Da werde wohl ich etwas unternehmen müssen. Ich nehme das Bordtelefon zur Hand und wähle die Nummer der Kanzlerin. Das sind die Annehmlichkeiten, wenn man mit einer Regierungsmaschine fliegt. Angela wartet noch immer auf die Fertigstellung der Abschlusserklärung. Am ersten Text habe man noch unbedeutende Änderungen angebracht, erzählt sie mir.

Da sie Zeit hat, erzähle ich ihr, was ich gerade gehört habe. Sie will von mir wissen, was ich davon halte und ich bestätige, dass so wie er sich mir gegenüber verhalten hat, ich ihm so etwas problemlos zutraue.

„Soll ich ihn feuern? Das könnte Aufsehen erregen", ist sie etwas unsicher.

„Ich glaube, solchen Schweinen gehört das Handwerk gelegt. Zitiere ihn in dein Büro und sage es ihm persönlich. Erstatte du die Anzeige gegen ihn und zeig damit, dass du hintern den Frauen stehst. Eine Kündigung allein wäre viel zu wenig. Natürlich ist der Ausgang des Prozess unsicher, weil Aussage gegen Aussage steht. Aber es sind schon zwei Frauen, die gegen ihn aussagen und ich bin sicher, da gibt es auch noch andere. Sie werden sich trauen, gegen ihn auszusagen, wenn du ihnen klarmachst, dass du auf ihrer Seite bist", empfehle ich ihr.

Sandra sitzt noch immer neben mir und schaut mich voller Überraschung aber auch voller Hoffnung an. Ihr fällt ganz offensichtlich ein Stein vom Herzen, dass endlich jemand etwas gegen diesen Mistkerl unternimmt. Schon zu lange haben die Frauen im Büro unter ihm gelitten.

„Soll ich die Stelle neu ausschreiben? Aber das dauert dann immer so lange. Ich brauche hier in Brüssel dringend einen Büroleiter, der gute Arbeit leistet", spricht die Kanzlerin ihre Gedanken laut aus.

„Ich glaube, du hast schon eine hervorragende Kraft in deinem Team", mische ich mich ein.

„An wen denkst du?"

„An eine Frau", antworte ich. „Nimm Sandra!"

Der jungen Frau neben mir gibt es einen Riss, als ich ihren Namen erwähne. Damit hat sie wohl nicht gerechnet.

„Ich? Was soll ich?", wundert sich Sandra. Sie hört nicht, was die Kanzlerin sagt und versteht deshalb auch nicht den Zusammenhang.

„Aber sie hat schlechte Beurteilungen. Deshalb ist sie auch nur Sekretärin", wirft die Kanzlerin ein.

„Und wer hat diese abgegeben?", hake ich nach.

„Alberini", meint die Kanzlerin.

„Ja eben. Sie hat sich nicht von ihm ficken lassen."

„Und aus Rache hat er sie schlecht beurteilt und herabgestuft?"

„Darauf kannst du wette! Das konnte er sich doch nicht gefallen lassen. Er musste ein Exempel statuieren, nur so konnte er die anderen einschüchtern und seine Herrschaft der Angst aufrechterhalten."

„Herrschaft der Angst trifft es genau", bestätigt Sandra. Offenbar hat sie gecheckt, wovon ich spreche.

„Und ihn durch Sandra zu ersetzen ist für ihn eine noch größere Demütigung, für die anderen dagegen ein klares Zeichen, dass es doch Gerechtigkeit gibt", lege ich nach und jetzt scheint Sandra langsam zu checken, warum wir über sie reden.

„Du bist ein kluges Mädchen", meint die Kanzlerin.

„Deshalb fragst du mich ja auch um meine Meinung", grinse ich ins Telefon.

„Sag Sandra, sie soll sich ausruhen und morgen um zwölf Uhr in meinem Büro in Berlin erscheinen. Sie ist ab sofort die neue Büroleiterin für Brüssel", meint die Kanzlerin und fügt noch hinzu, „Danke!"

Wir verabschieden uns und ich wünsche ihr viel Erfolg bei der Abschlusserklärung. Dann beenden wir das Telefonat und ich wende mich Sandra zu, die mich mit großen Augen anschaut. Sie ist neugierig. Ich sage eine Zeitlang nichts und will sie auf die Folter spannen.

„Sie hat es abgelehnt. Der Typ hat mir meine Kariere versaut", meint sie resignierend.

„Die Kanzlerin hat mir aufgetragen, dir auszurichten, du sollst morgen um zwölf Uhr in ihrem Büro in Berlin antanzen", verrate ich ihr vorerst nur einen Teil.

„Wozu?", ist sie unsicher.

„Weil du die neue Büroleiterin in Brüssel bist. Mit sofortiger Wirkung", sage ich lachend.

Sandra fällt die Kinnlade herunter und sie reißt ihre Augen weit auf. Sie starrt mich eine ganze Weile ungläubig an. Dann aber kommt sie auf mich zu, umarmt mich und drückt mich fest.