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Ripskirt 2.0

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Sam ist Hacker, und Galactica-Fan. Und er hasst seine Ex.
10.8k Wörter
4.3
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Sam ist Hacker, und Galactica-Fan. Und er hasst seine Ex.

Dingo666

********************

„Hart wie Tylium-Erz."

Samuel grinste vor sich hin und tätschelte seinen Schwanz. Die bequeme Jogginghose, mit der er an diesem Abend zum Supermarkt gefahren war, behinderte seine superpralle Erektion kaum.

Er stand an der Ampel und wartete auf Grün. Nur noch eine Querstraße, und er war wieder zu Hause. Ah, wie freute er sich auf diesen Abend! Heute würde er Mariola die dritte Runde servieren! Das geilte ihn so richtig auf. Ja, in dieser Nacht würde der geniale „Starbucker" wieder zuschlagen, mit seinem fantastischen Programm „Ripskirt", Version Zweinull.

Es war kaum etwas los an diesem Abend, hier im Süden von Berlin-Neukölln. Er hasste die miese Gegend, doch die Mieten waren unschlagbar günstig. Wichtig für jemand, der gerade ein Problem auf dem Arbeitsmarkt hatte und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten musste.

Doch daran wollte er jetzt nicht denken. Lieber an die Bilder, die er in den letzten drei Tagen geschaffen hatte. Genauer gesagt: die seine Software „Ripskirt" geschaffen hatte. Doch da er selbst die Software geschrieben hatte -- zugegeben, unter großzügiger Verwendung fremden Codes -- betrachtete er sie als sein Werk.

Er kicherte. Hatte Mariola die Fotos der ersten zwei Sessions schon entdeckt? Zum millionsten Mal stellte er sich vor, wie seine Ex erst knallrot im Gesicht wurde, dann blass. Wie sie vor ohnmächtiger Wut zu zittern begann. Göttlich!

Die Rotphase dauerte ewig, auf diesen Nebenstraßen hier. Hinter ihm erschienen die Lichter eines anderen Autos, sonst war kein Schwein unterwegs bei dem Sauwetter. Das Gewitter war vorüber, doch es nieselte noch leicht vor sich hin. Erst sieben, doch es war schon fast dunkel.

Die Ampel ging auf gelb. Er ließ seinen Schwanz los und griff zum Schalthebel. Hinter ihm quietschte es laut auf, und dann erschütterte ein heftiger Schlag seinen alten Golf. Der Aufprall warf ihn in den Sitz, und nach vorne. Er knallte mit der Stirn auf das Lenkrad und für einen Moment tanzten Sternchen vor den Augen.

Er schüttelte die Benommenheit ab und biss die Zähne zusammen. Das durfte doch nicht wahr sein! Welcher völlig behämmerte Idiot fuhr ihm hier hinten drauf? Was das jetzt wieder für endlosen Scherereien mit der Versicherung geben würde, bis er das Geld hatte. War das Auto überhaupt noch fahrbereit? Er brauchte die alte Kiste! Ein Blick in den Spiegel zeigte ihm einen großen Wagen hinter ihm. Das Straßenlicht illustrierte ein schmales Gesicht hinter dem Lenkrad, mit weit aufgerissenen Augen.

„So eine verfickte Riesenkacke!" knirschte er und schälte sich aus dem Sicherheitsgurt. Sein Kopf fühlte sich heiß an, wie kurz vor dem Platzen. Das mochte an dem Hieb vor die Stirn liegen. Oder an der namenlosen, dunkelroten Wut, die ihn von Kopf bis Fuß durchströmte und sich anfühlte wie ein alter Freund.

Sam riss die Tür auf, ohne auf mögliche andere Verkehrsteilnehmer zu achten, und legte in drei Riesenschritten die paar Meter bis zur Fahrertür des Unfallverursachers zurück. Ein dicker Mercedes. Ein E-Klasse-Coupe, neuestes Modell, erkannte er. Dunkelrot. Schick. Und teuer! Er hebelte die Tür des Wagens mit einem Ruck auf.

„Du Arschloch hast mein Auto geschrottet!" brüllte er den Insassen an. „Und meinen Abend auch, verfickt nochmal! Ich mach dich alle! Ich..."

Er brach ab. Da kauerte ein junges Mädchen auf dem Sitz und starrte aus angstgeweiteten Augen zu ihm hoch. War die überhaupt schon volljährig? Hatte die einen Führerschein, oder war das eine verbotene Spritztour mit dem Wagen von Daddy? Oh Gott! Die Versicherungen würden ewig brauchen.

„Tschuldigung." hauchte die Kleine und sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. „Ich -- ich habe nur kurz auf mein Handy gesehen, und da..." Sie sank förmlich in sich zusammen.

Sam beruhigte sich ein wenig. Seine Unfallgegnerin hatte ausgewählt schicke Klamotten an. Einen Minirock aus Leder, und eine wild geschnittene Bluse mit Metallteilen und Strasssteinen dran. Er kannte sich mit Mode nicht aus, aber das sah nach teuerster Edelmarkenware aus. Die zwei- oder dreitausend Euro, die der Schaden am Heck seiner alten Karre maximal kosten würde, trug sie vermutlich mit sich rum, in dieser silberglänzenden Miniaturhandtasche auf dem Beifahrersitz. Soviel haute eine wie die pro Abend auf den Kopf, in einem schicken Club im Zentrum.

Zudem hatte sie lange, rote Haare. Er stand auf Rotschöpfe! Mariola hatte auch solche Haare, nur etwas kürzer. Etwa auch grüne Augen? Doch das war in der Dunkelheit nicht genau zu erkennen.

Er atmete tief durch und bezwang den Teil in ihm, der jetzt am liebsten seine Faust immer wieder auf das Dach des Mercedes schmettern würde, bis überall kleine Dellen das Luxusgefährt verzierten. So wie ein Zylone es tun würde.

„Du bist versichert, oder?" knurrte er das Mädchen an. „Ich brauche mein Auto, und das kostet mindestens fünftausend in der Werkstatt. Willst du deinen Vater anrufen?"

„Meinen Vater?" Sie riss erschreckt die Augen auf. „Nein! Alles, nur das nicht. Ich -- ich bezahle selbst. Das ist kein Problem. Das habe ich auf meinem Konto. Der Mercedes muss auch gleich morgen in die Werkstatt. Mein Vater ist geschäftlich weg, noch eine Woche. Bis er zurück ist, darf er nichts mehr sehen. Er soll nichts erfahren. Bitte: Keine Polizei. Keine Versicherung. Kein Papierkram."

Sie sah ihn mit einem so jämmerlichen Gesichtsausdruck an, dass er spürte, wie er weich wurde. Nein, verdammt! ermahnte er sich. Die Schlampe war schuld! Nicht immer so nachgiebig gegenüber den Weibern! Erinnere dich, was dir das eingebracht hat. Nie mehr!

„Am besten fahre ich gleich heim, und überweise Ihnen die Fünftausend." schlug sie eifrig vor. „Oder sechs? Zur Sicherheit, damit es reicht?"

„Ach? Ich soll dich einfach so wegfahren lassen? Ohne Sicherheit? Nein nein -- es ist okay, wenn wir das gleich regeln, in bar. Wir fahren jetzt zu einem Geldautomaten, und du gibst mir die Scheine sofort."

„Das geht nicht." seufzte sie. „Ich darf keine EC- oder Kreditkarten abends mitnehmen, sagt Papa. Nur Bargeld. Falls mir die Handtasche geklaut wird. Aber ich habe nur fünfzehnhundert bei mir."

„Das reicht nicht." Er starrte der Kleinen hungrig auf den Busen. Ein schöner Busen, sogar ziemlich groß für jemand der so schmal gebaut war. Und auch die Schenkel unter dem Mini sahen klasse aus.

„Ich könnte Ihnen das Geld auch mit Paypal überweisen." Sie bückte sich nach vorne und suchte im Fußraum nach dem Handy, das ihr wohl beim Aufprall runtergefallen war. Das erlaubte ihm einen hübschen Blick auf ihren unteren Rücken, bis zum Ansatz des Pos. Sie trug einen substanzlosen Stringtanga in lila, so wie es aussah.

Sechstausend bot sie an? Nicht übel. Das würde ihn für einige Zeit über Wasser halten. Solange, bis ein wenig Gras über die Sache bei Pixar gewachsen war. Ein Softwaregenie seines Schlages war nicht lange arbeitslos, da war er sich ganz sicher. Auch wenn man kürzlich unrühmlich rausgeworfen wurde. Wegen sexueller Belästigung. Völliger Quatsch! Die spinnen doch alle, die Amis!

„Gut. Sechstausend, sofort per Paypal auf mein Konto." forderte er. „Dann rufe ich dir auch einen Abschlepper, falls die Karre nicht mehr läuft."

„In Ordnung." Sie hielt ein Smartphone hoch. Natürlich ein brandneues iPhone. Hastig tippte sie darauf herum. Und blinzelte.

„Ich glaube, es ist auch kaputtgegangen." flüsterte sie. „Kein Netz."

„Na prima." Er warf die Hände in die Luft. „Ganz prima."

„Äh -- ich könnte mich auf Ihrem Telefon bei Paypal einloggen." schlug sie eingeschüchtert vor.

„Hab´s nicht dabei. Aber..." Ihm kam eine Idee. „Hör zu." sagte er, in einem strengen Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Ich wohne gleich da drüben, nur ein paar hundert Meter von hier. Du kommst mit zu mir, und loggst dich dort mit meinem Handy ein. Dann kannst du mir die sechstausend rüberschieben."

„Gut!" Sie nickte sofort, wohl froh um eine Lösung.

„Also schön. Du fährst voraus. Da vorne bei der nächsten Kreuzung rechts abbiegen, und den erstbesten Parkplatz nehmen. Ich bleibe hinter dir, also denk nicht, du könntest einfach abhauen."

„Nein." Sie sah hoch und lachte hohl. „Ich kann sowieso kaum noch fahren." Sie hielt eine Hand in die Höhe. Die zitterte heftig vor sich hin.

„Jetzt mach dir keinen Kopf, Süße. Das war eben Pech. Kann ja mal passieren. Wir regeln das, und dann Schwamm drüber, okay?" beruhigte er sie. Wenn sie auf dem Weg noch ein Auto rammte, würde endgültig alles außer Kontrolle geraten.

„Okay!" Sie nickte heftig und drehte den Schlüssel. Der Motor erwachte sofort zum Leben, und sie setzte ganz vorsichtig einige Meter zurück. Sam eilte zu seinem Auto, dabei warf er einen Blick auf seinen Schaden und die Front des Mercedes. Hm, das würde deutlich mehr kosten als sein Golf!

Sie zog vorbei, und für einen Moment überkam ihn Panik, als er den Schlüssel drehte und der Motor nur stotterte. Wenn sie das bemerkte, würde sie bestimmt losrasen, und ihn in Nullkommanichts abhängen, mit ihrem starken Wagen.

„Aaaahhh!" schrie er ohnmächtig und trat in rasendem Zorn auf das Gaspedal, wieder und wieder. Erneut senkte sich der rote Nebel vor sein Sichtfeld, dieser vertraute Begleiter der letzten drei Monate. In einer Sekunde würde er seine Faust durch den Drehzahlmesser schmettern, diesem Wrack von Auto die elektronische Seele herausreißen, und...

Der Motor kam, mit einem Aufheulen, und Sam hängte sich schwer atmend an die roten Lichter vor ihm. Sie fuhr langsam, blinkte, bog ab, und fand auch gleich einen freien Platz. Er unterdrückte den rasenden Zorn in seiner Brust und parkte drei Autos weiter.

„Komm mit." rief er unwirsch, als sie beide die Türen abgeschlossen hatten. Sie trippelte auf ihn zu, ungeschickt auf den hochhakigen Tretern, und hielt ihre Handtasche in den verkrampften Fingern.

„Ich heiße übrigens Samuel." sagte er mit einem gezwungenen Lächeln und streckte ihr die Hand hin. „Du kannst ruhig Sam zu mir sagen, und du. Ich bin achtundzwanzig, also nicht so viel älter als du."

„Jenny." Sie ergriff seine Hand mit Erleichterung in der Miene. „Gerne, Sam." Sie schüttelten sich feierlich die Hände. Ihr Griff war fest, und warm. Er hielt ihre Hand eine Sekunde länger als notwendig, doch das schien sie nicht zu stören.

„Komm. Ich wohne dort drüben" Er legte ihr andeutungsweise einen Arm um die schmalen Schultern und führte sie. Auch jetzt stöckelte sie gleich mit und hatte nichts gegen die vertrauliche Geste einzuwenden. Vielleicht dachte sie, er als Kavalier wollte sie nur vor dem Nieselregen schützen. Oder sie war ganz dankbar für eine Stütze, bei diesen Schuhen.

„Danke, dass wir das so erledigen können." Sie sah mit leuchtenden Augen zu ihm auf. Ja -- tiefgrüne Pupillen, erkannte er. Ah, wie er auf grünäugige Rothaarige stand! Seine Pornosammlung war voll davon. Seine Wut, immer noch unterschwellig brodelnd, wurde von anderen Impulsen überlagert.

„Mein Vater ist, äh, etwas jähzornig. Ich weiß nicht, was er mit mir gemacht hätte. Er liebt seinen Mercedes." sagte sie.

„Ist ja auch ein schönes Auto." nickte er onkelmäßig. „Ich werde ihm nichts verraten. Das bleibt unser kleines Geheimnis, ja?" Sofern du hübsch brav bist und tust, was ich von dir will, setzte er in Gedanken hinzu.

Sie nickte und lächelte befreit. Dann lachte sie sogar. Ihre Augen blitzten schalkhaft. „Mir war langweilig heute, so ganz alleine zuhause. Ich bin losgezogen, um ein wenig Spaß zu haben. Um was zu erleben. Naja, das zweite Ziel habe ich anscheinend schon erreicht. Das ist mein erster Unfall. Ich habe den Führerschein erst ein paar Wochen."

„Gern geschehen." grinste er zurück. „Leg ein paar tausend drauf, und du darfst gerne noch ein paar Mal drauffahren."

„Nein danke." kicherte sie. „Das wird teuer genug. Ab Herbst will ich studieren gehen. In Paris. Da brauche ich mein Geld."

„Du hast gerade Abi gemacht?" forschte er nach und sah ihr von oben in den Ausschnitt. Der war leider nicht besonders tief, doch er erspähte eine hübsche Schlucht zwischen zwei noch hübscheren Brustansätzen. Straff sah das aus! Er schluckte, weil ihm förmlich das Wasser im Mund zusammenlief.

„Ja, vor vier Wochen." Sie zog eine Grimasse. „Nicht so gut, leider. Aber Papi finanziert mir eine Privatuni, in Paris. Und eine Wohnung im dritten Arrondissement."

„Nett." Konnte er noch mehr herausholen als die Sechstausend? Geld schien nicht das Problem dieser Familie zu sein. „In Paris kann man gut feiern, habe ich gehört."

„Und wie!" Sie strahlte über beide Ohren. „Eine Freundin von mir ist schon dort. Vom Feinsten, sagt sie!"

Er lachte und stoppte vor dem Eingang. „Hier. Wir müssen hoch, in den vierten Stock. Der Aufzug ist leider kaputt." Eigentlich gab es keinen, aber er schämte sich ein wenig dafür. Er wohnte in einem schäbigen Haus aus den Zwanzigern, einem klassischen, leicht verwahrlosten Berliner Hinterhof-Mietsbunker. So eine Bruchbude hatte die Kleine wohl in ihrem ganzen Leben noch nicht betreten.

Gemeinsam stiegen sie die Treppen hoch. Jenny sah sich wirklich neugierig um, so als wäre das eine geführte Tour durch die Abgründe des proletarischen Lebens, extra organisiert für gelangweilte Töchter steinreicher Bonzen. Es roch nach Fertigfischfilet, und nach trocknender Wäsche.

Oben öffnete er alle drei Schlösser, die sein Heim sicherten, und ging voraus, schaltete das Licht ein. Hm -- wie üblich sah es wild aus, völlig unaufgeräumt. Schließlich hatte er keinen Damenbesuch erwartet. Sollte er schnell seine Klamotten zusammensammeln? Ach was -- das brachte eh nichts, und würde nur uncool rüberkommen.

Sie streifte mit einem Seufzer der Erleichterung ihre hohen Schuhe ab und sah sich neugierig um. Zunächst warf sie einen Blick in das winzige Badezimmer. Dann bemerkte sie den gewaltigen Schreibtisch mit den Monitoren, und den diversen Elektronik-Basteleien, die dort überall herumlagen.

„Wow." staunte sie. „Bist du sowas wie ein Hacker?"

„Hmmja." grinste er geschmeichelt und zog seine Schuhe aus. „Sowas in der Art."

„Krass." Sie trat näher an den Schreibtisch heran. „He -- das hier kenne ich von irgendwoher." Sie zeigte auf drei Bildschirme, die er zu einem Ensemble verbunden hatte, zusammen mit einigen anderen Anzeigeinstrumenten und Skalen.

Sam zog erstaunt die Augen hoch. Das hätte er ihr nicht zugetraut. „Du weißt, was das ist?"

„Nicht genau." Sie furchte die Stirn, suchte. „Aber es kommt mir bekannt vor."

„Raptor?" schlug er vor.

„Ja, genau! Ein Raptor-Cockpit." Sie strahlte und fuhr zu ihm herum. „Bist du auch ein Fan von „Battlestar Galactica"?"

„Und wie!" grinste er breit. „Die beste Serie aller Zeiten."

„Total." Sie verdrehte die Augen himmelwärts, sehnsüchtig. „Ich habe die Staffeln verschlungen, als ich das erste Mal drauf gestoßen bin. Ist noch gar nicht so lange her."

„Ich konnte es damals kaum abwarten, bis die nächste Staffel rauskam." vertraute er ihr an und genoss die warme Verbindung, so von Serienjunkie zu Serienjunkie. „Früher habe ich sogar mal ein paar Hacks unter dem Codenamen „Starbucker" gedreht."

„Ja, Starbuck gehört auch zu meinen Lieblingsrollen." fiel sie eifrig ein. „Seitdem bin ich ein Riesenfan von Katee Sackhoff. Ah -- und da drüben hast du ja auch das große Modell!"

Sie lief zum Bücherschrank, wo ein Plastikbausatz des legendären Raumschiffes in einem leergeräumten Fach stand. Es war sorgsam angemalt, sogar mit den Rußspuren von Zylonen-Treffern an der Seite. Doch einige Antennen und Kleinteile hingen abgeknickt dran oder fehlten. Das Ding war über zehn Jahre alt, ein Relikt seiner Jugend. Er hatte es vor drei Monaten aus einem Karton gefischt, als er sich ebenso plötzlich wie unrühmlich wieder in Deutschland wiederfand. Nach dem Fiasko bei Pixar.

„Ich kenne nicht viele Mädchen, die auf „Galactica" stehen." meinte er versonnen und musterte sie mit neuem Respekt. „Die meisten mögen nicht mal Star Wars und so."

„Star Wars!" Sie schnaubte abfällig und kicherte. „Ich mag es, wenn alles so dunkel und gefährlich ist. Und schmutzig. Mein Papi sagt, das wäre meine schwarze Seele."

„Hehe." grinste er verständnisinnig. Sie stand auf wild und gefährlich? Das wurde ja immer besser! Doch erst mal das Cash. Er brauchte das Geld!

„Hier." Er reichte ihr sein Samsung. „Da kannst du Paypal aufrufen."

„Oh, super!" Sie griff danach und öffnete den Browser. Dann hielt sie inne und biss sich auf die Lippen.

„Was?"

„Ich hab ein Limit bei Paypal." bekannte sie kleinlaut. „Pro Tag maximal tausend. Das ist noch drin, von Papi. Ich hab´s noch nicht geändert, seit ich achtzehn bin und Paypal auf mein eigenes Konto läuft."

„Soso." War das ein Trick? Wollte sie sich doch um die Bezahlung herummogeln.

„Ich probiere nochmal mein iPhone." Hastig griff sie in die Tasche und zog das Gerät heraus. Doch nach ein paar Sekunden warf sie es enttäuscht auf das Regal, neben das Modell der „Galactica".

„Nein. Geht nicht. Aber -- Moment!" Sie blinzelte ihn an. „Wenn du mich kurz an deinen Computer lässt, dann kann ich dir das direkt auf dein Konto überweisen. Ich habe einen Notfallzugriff. Eine spezielle Bank, weltweit zugänglich. Da kann ich bis zu zehntausend abheben, oder überweisen. Mein Papi hat das für sich eingerichtet, falls er mal irgendwo stranden sollte, er ist oft unterwegs. Ich kann es auch nutzen, im Notfall. Das hier ist ja wohl ein Notfall."

„Hm." Sein Blick ging hin und her, zwischen ihr und seinem Allerheiligsten. Er ließ niemals irgendjemand an sein Gerät. Doch Jenny sah so aus, als könnte sie mit Müh und Not Netflix aufrufen. Und er hatte ja noch verschiedene Überwachungssysteme laufen. Nein, da konnte wohl nichts passieren.

„In Ordnung. Hier." Er schob ihr den Stuhl hin und hob den Bildschirmschoner mit dem langen Passwort auf. Sie nickte und rief eine Website auf, „www.firsttravellerbank.com". Ein spezielles Institut aus den USA, las er auf der aufleuchtenden Website mit. Sie loggte sich ein, und mit einem lauten Signalton poppte ein Warnfenster auf.

„Hm? Was ist das? Das kommt sonst nicht." wunderte sie sich.

„Nur eine Sicherheitsvorkehrung." Er klickte das Fenster weg. Banking-Software benötigte immer zusätzliche Freigaben, das kannte er schon. Und falls ihm etwas Spanisch vorkommen sollte, konnte er immer noch jederzeit den Stecker ziehen.

Wirklich erschien gleich eine Kontenübersicht. Das Limit lag bei zehntausend US-Dollar."

„Sechstausend Euro sind etwa achttausend Dollar." rechnete er schnell und rundete dabei großzügig auf. „Hier sind meine Kontodaten." Er nannte ihr seine Verbindung. Jenny nickte und tippte alles ein. Sie wurde nach einem Bestätigungspasswort gefragt. Sie tippte es, ein kurzes diesmal. Der Computer dachte eine Weile nach, dann schloss sich das Fenster mit einem kurzen Bestätigungsvermerk der Transaktion.

„So. Müsste schon da sein. Schau mal nach, auf dem Paypal-Konto." meinte sie. Er aktivierte seinen Zugang auf dem Smartphone. Richtig. Ein Eingang vor wenigen Sekunden, über etwas mehr als sechstausendsechshundert Euro.

„Hat geklappt." nickte er zufrieden. „Danke, Jenny."

„Ich danke dir, Sam." Sie wirkte sehr erleichtert. Und schon wieder vorwitzig. „Also, dieser Schreck ist mir wirklich in die Knochen gefahren, das kann ich dir sagen. Äh -- du hast nicht zufällig was zu Trinken da, zur Beruhigung? Wodka oder so?"

Er grinste. Die Kleine hatte es wirklich faustdick hinter den Ohren, soviel stand fest.

„Wodka nicht. Wie wär´s mit Gin?"

„Auch gut." nickte sie begeistert. „Mit Gurke?"

„N-nein. Kein Gemüse, sagt mein Arzt immer. Aber Tonic müsste noch da sein."

„Super!"

Drei Minuten später stießen sie an, und Jenny stürzte gierig den Drink hinunter. Er hatte ihn extra gehaltvoll gemischt.

„Mh, lecker." Sie wischte sich die Lippen ab. Dann grinste sie ihn unter halb gesenkten Lidern an. „Du bist der erste Hacker, den ich persönlich kennenlerne. Machst du viele verbotene Sachen? Als „Starbucker"?"