Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Rückkehr zur Erde

Geschichte Info
Astronauten kehren in eine veränderte Welt zurück.
11.9k Wörter
3.93
10.3k
1
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Die R ü ckkehr

Diese Mannschaft einen zusammengewürfelten, bunten Haufen zu nennen, wäre ein Euphemismus gewesen. Das gemeinsame Merkmal war, dass jeder einen guten Grund hatte, die Erde für die nächsten 150 Jahre zu meiden. Ich, zum Beispiel, hatte für eine Horde Gören, die ich nicht mal kannte, Alimente zu zahlen, weil ich es nicht lassen konnte, meinen Schwanz irgendwo rein zu stecken, wo es sich gut anfühlt. Die Folgen lagen mir schon gewaltig auf der Tasche, als eine blutrünstige Horde hungriger Anwälte sich daran machte, mir weitere Kinderchen und entsprechende Zahlungsverpflichtungen anzuhängen. Ich hätte den bestbezahlten Job aller Zeiten annehmen können, und damit nichts anderes als nackte Armut zu erwarten. Hinzu kam, dass eifersüchtige Ehemänner mir zusetzten.

Übereifrige Psychologen wollten mir ein Hypersexualitätssyndrom andichten und viel Geld mit der Therapie verdienen. Zu anderen Zeiten wäre jemand in meiner Lage vielleicht zur Fremdenlegion gegangen. In einer vollends globalisierten Welt war das nicht weit genug weg. Deshalb fragte ich nicht lange, als die Anfrage der verstorben geglaubten Raumfahrtbehörde kam. So hat mich letztlich mein Trieb in die Lage gebracht, in der ich heute bin. Unter Männern gilt es als erstrebenswert, möglichst potent zu sein. Heute denke ich darüber anders: Beneidenswert, wer frei davon.

Aber ich sollte wohl besser von vorne anfangen. Die Raumfahrtbehörde existierte zwar noch, aber ihre Mittel waren immer weiter zusammengestrichen worden und kaum jemand interessierte sich noch für deren Projekte. Nun sollte niemand die Bürokratie unterschätzen. Ihr Erfindungsreichtum ist weit größer, als allgemein angenommen, besonders, wenn es darum geht, die eigenen Stellen zu retten. So kam sie auf die glorreiche Idee, wieder an die heroischen Zeiten der großen Abenteuer im Weltraum anzuknüpfen. Wobei das für die Beamten den unschlagbaren Vorteil hatte, dass sie die Abenteuer nicht selber bestehen mussten, sondern sozusagen vom Logenplatz aus zusehen konnten. Wer die Abenteuer selber bestehen musste, weiß in der Regel, warum es besser ist, die Finger davon zu lassen.

Ein glücklicher Zufall spielte den Bürokraten in die Hände. Die Astronomen entdeckten einen „erdähnlichen" Planeten, in „nur" einigen Lichtjahren Entfernung. „Erdähnlich" hieß, dass er sein Zentralgestirn in einer Entfernung umkreiste, die Temperaturen zwischen minus zwanzig und plus achtzig Grad Celsius wahrscheinlich machten und dass seine Schwerkraft ungefähr das anderthalbfache der irdischen betrug. Außerdem glaubten die Astronomen an das Vorkommen von Wasser auf diesem Himmelskörper.

Alles in allem schien das geeignet, um irgendwelche Wahnsinnigen auf der Oberfläche absetzen zu können, damit sie diesen Planeten erforschten. Er bekam auch einen schönen Name, Epsilon 5, für den es irgendeinen ebenfalls schönen Grund gab, den ich aber vergessen habe. Nun war nur noch die Frage, wie hinkommen? Schließlich war die Entfernung weiter, als zum Brötchenholen um die Ecke. Der Plan sah vor, die Besatzung eines Raumschiffs für den längsten Teil der Reise in Kälteschlaf zu versetzen. Das Raumschiff selber sollte eine raffiniert berechnete Flugbahn nehmen, auf der die Schwerkraft der großen Planeten dazu dienten, es katapultartig aus dem Sonnensystem zu schleudern.

Danach sollte es ein Riesensegel aufspannen, mit dem auch die winzigsten Partikel aufgefangen werden sollten. In einer ausgeklügelten Maschinerie sollten sie, in Energie umgewandelt, dazu dienen, einen zwar schwachen, aber über Jahre wirksamen Antrieb zu unterhalten, der das Gefährt auf nahezu Lichtgeschwindigkeit bringen würde. Unter Berücksichtigung der Zeitdilatation wären Schiff und Besatzung schon immerhin nach 150 Erdenjahren wieder zurück.

Die Ingenieure hatten das Ganze genial ausgetüftelt, nur einen Faktor dabei vergessen: Die Menschen, welche die Mannschaft für dieses Unternehmen darstellen sollten. Wer wäre schon bereit, sich auf eine ungewisse Reise zu begeben, um anderthalb Jahrhunderte später zurückzukehren? Doch nur jemand, der in diesem Leben ganz und gar nichts mehr zu erwarten hatte. So musste die Mannschaft aus einem Reservoir der Hoffnungslosen, Verstoßenen und kriminellen Existenzen ausgewählt werden.

Unser Bordarzt war ein Chirurg mit einem vielleicht etwas zu flinken Skalpell, dessen Name im Zusammenhang mit irgendwelchen Medizinskandalen in den Nachrichten aufgetaucht war. Als eines der Besatzungsmitglieder seine Identität entdeckte, ging es wütend auf ihn los. Mein Eingreifen erwies sich, entgegen meiner Befürchtungen, zum Schutz des Doktors nicht als erforderlich. Als er gleichmütig die Platzwunden seines Kontrahenten nähte, erklärte er bei der Gelegenheit, dass er sich sein Medizinstudium als Preisboxer auf Jahrmärkten verdient hatte. Das verschaffte ihm einen gewissen Respekt, verhinderte aber keine weiteren Schlägereien. Alles in allem glaube ich aber, dass er ein guter Arzt war.

Übrigens trug sich das lange vor unserem Start zu. Das Trainings- und Auswahlverfahren dauerte etliche Monate. Neben fachlicher Qualifikation wurde stärker auf körperliche Fitness geachtet. Immerhin sollten wir nicht nur den Flug, sondern auch ein halbes Erdenjahr bei 1,5 g überstehen. Ich bin noch heute stolz darauf, dass alle das geschafft haben und ich die Mannschaft tatsächlich weitgehend unbeschadet zurückbringen konnte, trotz aller Eigenheiten der Mannschaftsmitglieder, über die ich noch seitenlang erzählen könnte.

Über die Reise selber will ich nicht viel berichten, das lässt sich alles an anderer Stelle nachlesen. Und wen interessiert es heute, dass unser Biologe in Entzückensschreie ausbrach, weil er tatsächlich einige Bakterien entdeckte? Insgesamt war es einfach nur eine elende Strapaze, bei anderthalbfacher Schwerkraft wird jeder Schritt zur Qual, besonders, wenn man ein Sauerstoffgerät als zusätzlichen Ballast mit sich herumtragen muss. Das Aufwachen aus dem Kälteschlaf ist auch ein Vergnügen, auf das ich gerne zugunsten der Erfinder dieser Methode verzichtet hätte. Aber die sind seit anderthalb Jahrhunderten tot und allein aus diesem Grund hat es keinen Zweck, auf sie wütend zu sein.

Zwei Erdentage, bevor wir wieder „zu Hause" waren, wurde als erstes der OD - „Onkel Doktor" wie er von der Mannschaft genannt wurde - vom Computer aus dem Kälteschlaf geweckt, um dann nacheinander mich und unseren Nachrichtenoffizier zu mobilisieren. Der Rest der Mannschaft blieb vorläufig in den Kammern. Er sollte dann später von der Erde hinterher geholt werden.

Merkwürdigerweise bekamen wir zur Erde keinen Funkkontakt. Nun konnte man nach 150 Jahren nicht erwarten, dass wir auf die Minute pünktlich sein würden, aber etwas gesprächiger hätte sich unsere Heimat zeigen können. Aus dem geostationären Orbit zeigte sich die Erde unauffällig, deshalb machten wir drei das Shuttle fertig, um zu landen. Nach dem üblichen widerlichen Gerüttel, womit das Eindringen in die Atmosphäre eines Planeten verbunden ist, landeten wir ungefähr dort, wo wir 150 Jahre zuvor unter großer Anteilnahme der Presse gestartet waren. Diesmal erwartete uns niemand, erst recht keine Presse.

Als die Sensoren atembare Luft anzeigten, öffneten wir die Luke. Angenehm frische Luft strömte herein. Beim Ausstieg erblickten wir dort, wo bei unserem Abflug Betonklötze, Wartungshallen und höchstens spärliche Vegetation waren, eine parkähnliche Landschaft mit Wiesen, Bäumen und gepflegten Fußwegen. Kein Empfangskomitee. Bei unserem Erkundungsspaziergang stießen wir auf eine Joggerin. Als sie uns sah, schlug sie die Hand vor den Mund, drehte um und lief in hohem Tempo davon. Wir blickten uns ratlos an: Zwar hatten wir in dem halben Jahr auf Epsilon 5 wegen der Schwerkraft ordentlich an Muskeln zugelegt und hatten die Statur von Bodybuildern, aber zum Erschrecken sahen wir nun auch nicht aus.

Danach ging alles recht schnell. Ein Fluggerät landete nahezu geräuschlos (die erste Demonstration der Weiterentwicklung der Technik) und eine Stimme befahl: „Auf den Boden, Gesicht nach unten. Ihr werdet in die nächste Resozialisierungsanstalt gebracht." Wir sahen uns verwundert an. Als wir der Aufforderung nicht sofort Folge leisteten, sprangen die Klappen der Fluggeräte auf und eine Reihe schwarz gekleideter, unverkennbar weiblicher Gestalten heraus. Ein Gerät wurde in unsere Richtung gehalten, woraufhin uns eine plötzliche Schwäche befiel. Nicht so sehr Müdigkeit, wir blieben hellwach, sondern eine Schwäche der gesamten Muskulatur. Wir sackten langsam in uns zusammen, wir, die wir anderthalb Jahre lang bei 1,5 g aufrecht geblieben waren, und lagen hilflos am Boden wie Säuglinge.

Die schwarz gekleideten Frauengestalten wälzten jeden von uns auf eine Unterlage, die sogleich zu den Fluggeräten schwebten und uns dort in regalartigen Fächern verstauten. Wohin wir gebracht wurden, konnten wir nicht sehen. Wir wurden getrennt. Schließlich fand ich mich in einer Zelle wieder. Auch wenn 150 Jahre vergangen waren, eins war in dieser Umgebung sofort klar: Ich war im Knast und meine Mannschaftskollegen wahrscheinlich ebenso.

Ganz so hatten wir uns unsere Rückkehr nicht vorgestellt. Es wäre sicher übertrieben gewesen, zu erwarten, wir würden mit großem Bahnhof, Presse und Feier empfangen. Aber zumindest die Raumfahrtbehörde hätte ein Empfangskomitee schicken können. Stattdessen im Knast zu landen, entsprach nun gar nicht den Erwartungen. Aber sicher würde sich das Problem bald lösen. Man würde mich zum Verhör holen, und wenn meine Identität geklärt sein würde, wäre schon alles klar. Schließlich musste sich ja auch jemand um den Rest der Mannschaft, die noch im Orbit in den Kälteschlafkammern ruhte, kümmern.

Das mit dem Verhör erledigte sich schnell. Ich merkte, dass der Raum, in dem ich mich befand, sich mit einem sanften, kaum spürbaren Ruck in Bewegung setzte. Die Tür, durch die ich vorher hereingebracht worden war, öffnete sich diesmal nicht auf einen Flur, sondern in Richtung auf einen Büroraum. Hinter einem Schreibtisch saß eine Blondine, etwa Anfang vierzig, sehr gepflegt und gut erhalten. Unter anderen Umständen hätte ich vielleicht gern ... naja, sie entsprach durchaus meinem Beuteschema, eher der herbe Typ, gut gebaut ...

„Komm' rein Schätzchen und setz dich", waren ihre ersten Worte, die mich aus diesen Gedanken rissen. Gleichzeitig wuchs irgendwoher ein Stuhl, gepolstert, mit Armlehnen und Nackenstütze. Na immerhin schienen die Vernehmungszimmer im Knast freundlicher geworden zu sein. Aber das „Schätzchen" durfte ich der Dame wohl nicht durchgehen lassen, gleich Grenzen setzen, dachte ich mir. „Nach meiner Erinnerung haben wir nicht zusammen in der Sandkiste gespielt. Und im Übrigen bin ich der Kommandant ..." - „Ach, ein Testosterönchen!", unterbrach sie mich, „sind wir doch gleich so empfindlich und aufbrausend."

Ich setzte mich in den angewiesenen Stuhl, blieb aber bereit, wieder aufzuspringen. Hier musste wohl noch einiges klar gestellt werden. „Also, das ist keine Art, mich hier zu behandeln wie einen Schwerverbrecher. Ich bin ein erwachsener und unbescholtener Mensch und so verlange ich behandelt zu werden." Ihr nächstes Wort war gar nicht an mich gerichtet, sondern irgendwo in den Raum gesprochen: „Relaxation", sagte sie nur und prompt stellte sich das gleiche Gefühl ein, wie bei unserer Festnahme.

Jetzt wurde mir auch klar, dass der Vernehmungsstuhl nicht aus Bequemlichkeitsgründen so eingerichtet war. Bei der plötzlich einsetzenden Muskelschwäche wäre ich sonst runter geplumpst. Die Lehnen und Nackenstütze hielten mich gerade eben noch. Sogar meine Zunge war gelähmt. Ich war total hilflos, was meiner Vernehmerin die Gelegenheit gab, erst mal loszuwerden, was sie sagen wollte, ohne durch meine Proteste unterbrochen zu werden.

Ihre nächsten Worte waren wieder nicht an mich gerichtet: „Protokoll: Vorgeführt wird ein ungechiptes Männchen, eins von drei Exemplaren, aufgegriffen in der Parkanlage ‚Alexandra Kollontai' um etwa fünfzehn Uhr dreißig. Alle drei Männchen ohne weibliche Begleitung. Das Verhalten bei der ersten Vernehmung begründet den Verdacht auf Testosteronismus. Relaxation: Sprechwerkzeuge ermöglichen."

Damit wandte sie sich wieder an mich. Ich war so verdattert, dass es mir erst mal die Sprache verschlagen hatte. „So, jetzt sag' uns erst mal, wer Du bist, was ihr im Park gemacht habt und wieso ihr ohne Chip und ohne weibliche Begleitung dort wart." Vielleicht war das die Gelegenheit, etwas zu klären, dachte ich, als ich damit anfing, mich mit Namen und meinem Geburtsdatum vorzustellen. Sie unterbrach mich sofort, aber so etwas wie ein Verstehen machte sich in ihrem Gesichtsausdruck bemerkbar.

Wieder irgendwo in den Raum hinein sprach sie: „Angaben überprüfen, auf den Schirm." Was ich für ein Fenster gehalten hatte, veränderte sich. Statt des Ausblicks in eine Parklandschaft erschienen nun Daten. Das sah so aus wie meine vollständige Personalakte mit einigen (mir nicht unbedingt angenehmen) Zusatzinformationen. Sie überflog die Dokumente kurz und nickte verstehend. „Gut, damit mussten wir rechnen, mit den Folgen dieser blödsinnigen Weltraumfahrerei umgehen zu müssen. Jetzt ist mir Dein Verhalten verständlicher geworden." Ich atmete auf und dachte, nun wird wohl alles in Ordnung gehen.

Die Hoffnung verging mir, als sie fortsetzte: „Wir werden nach und nach auch den Rest der Mannschaft aus dem Orbit holen. Ihr werdet als Gefahr für die öffentliche Sicherheit hier bleiben. Wenn wir euch alle zusammenhaben, beginnt die Umerziehung." Das war nun wieder ganz und gar nicht das, was ich bei unserer Rückkehr erwartet hatte. Ich muss wohl etwas verblüfft ausgesehen haben, denn sie bequemte sich nun doch zu weiteren Erklärungen:

„Gut, nach 150 Jahren kann frau nicht erwarten, dass ihr alles gleich versteht. Sagen wir's mal vorläufig so: Ihr könntet in der heutigen Umgebung nicht zurecht kommen und diese Welt käme mit euch nicht zurecht. Wir haben ein Konzept, euch vorsichtig einzuführen. Etliche Veränderungen werden euch schockieren. In eurer Zeit waren Raumfahrer Helden, für uns sind sie ein Problem. Die Einzelheiten werdet ihr aber noch alle erfahren."

Ohne weitere Erklärungen wurde ich mit dem Vernehmungsstuhl in die Zelle zurücktransportiert, wo sich meine Muskelerschlaffung auch wieder gab. Endlich konnte ich aufstehen, aber es nützte mir nichts, die Tür hatte eben die Klinke auf der falschen Seite. Ich brauchte einige Zeit, um das eben Erlebte zu verdauen. Ich hatte mir vorgestellt, nach der Klärung, wer ich war, diese neue Welt erst mal in Ruhe erkunden zu können. Meine Spareinlagen und Fonds, die ich glaubte, sicher genug angelegt zu haben, mussten sich in 150 Jahren ganz ordentlich vermehrt haben. Davon dachte ich gut zu leben.

Das kam mir jetzt nun ganz anders vor. Gut, „blödsinnige Weltraumfahrerei" machte mir noch nicht so viel aus. Das konnte ich nachvollziehen, hatte ich doch selber meine heimlichen Zweifel an dem Sinn des Unternehmens. Ohne die drohenden Unterhaltszahlungen für meine in aller Welt verstreuten Kinder wäre ich schließlich nicht auf die Idee zu kommen, bei dem Projekt Epsilon-5 mitzumachen. Aber als Sicherheitsrisiko weggesperrt zu werden und eine „Umerziehung" angeboten zu bekommen, gehörte definitiv nicht zu meiner Lebensplanung. Die Andeutung, dass etliche Veränderungen uns „schockieren" würden, war auch alles andere als beruhigend.

So in trüben Gedanken versunken wurde ich dadurch aufgeschreckt, dass sich vor mir eine weibliche Gestalt materialisierte, vielmehr: Ein Hologramm wurde aufgebaut. Es sprach mit mir: „Schätzchen, willkommen in der Resozialisierungsanstalt für entlaufene Männchen. Deinen Arm bitte hier hinein zur medizinischen Untersuchung." Dabei öffnete sich etwas in der Wand. Ich zögerte etwas, da sagte das Hologramm gleichmütig: „Du solltest kooperieren, sonst wirst du wieder relaxiert, Schätzchen." Resigniert tat ich, was von mir verlangt wurde. Dabei kam ich das erste Mal auf den Gedanken, dass „Schätzchen" hier wohl eine übliche Anrede war. Na gut, ich würde mich eben anpassen. Auf's Relaxiertwerden hatte ich keine Lust. Dieser Zustand der absoluten Hilflosigkeit, wenn gleichzeitig alle Muskeln versagen, war mir doch zu unangenehm.

Der Arm wurde irgendwie kurz betäubt, nach etwa einer Minute durfte ich ihn wieder aus der Öffnung ziehen. Es war nichts zu sehen und nichts zu spüren. Die Medizin musste auch Fortschritte gemacht haben. Das Hologramm, das eigentlich auch recht ansehnlich war, hatte prompt die Befunde bereit. „Ganzkörperscan und Labor ohne pathologischen Befund, Hypertrophe Muskulatur, verursacht durch den Aufenthalt in erhöhter Schwerkraft. Aber ein schwerwiegender Fall von Hypersexualität, passend zu der Anamnese, mit Testosteron am oberen Rand der Norm. Potentiell gefährlich. Tja, Schätzchen, ich wusste schon, weshalb ich vorläufig nur als Hologramm in deine Zelle gekommen bin."

Es war Zeit, meinen Willen zur Eingewöhnung zu zeigen: „Könntest Du mir mal erklären, Schätzchen ..." fing ich an, als ich unterbrochen wurde: „Für dich, Schätzchen, immer noch Frau Doktor und ‚Sie', lern' das lieber beizeiten." Oh, oh, mit dieser Frau Doktor war wohl nicht gut Kirschen essen. Bevor ich Luft holen konnte, fuhr sie fort: „Und gewöhn' dich mal gleich richtig ein. Wenn ich in deine Zelle komme, um dich weiter zu untersuchen, hast du auf die Knie zu gehen, dich auf alle Viere niederzulassen und dich als Sitzplatz anzubieten. Haben wir uns verstanden?"

Wie war die denn drauf? „Liebe Frau Doktor", begann ich, „um es gleich mal klar zu stellen, ich bin der Kommandant einer Weltraummission nach Epsilon 5. Und so lasse ich nicht mit mir umspringen."

„Tja, direkt aus archaischen Zuständen in die moderne Welt. Du solltest lieber gleich begreifen, dass du hier nicht zählst. Und dass du in einer Zeit gelandet bist, in der jede Frau jedes Männchen innerhalb von fünf Minuten dazu bringen kann, sie auf Knien anzuflehen, ihren Arsch küssen zu dürfen. Und ich hätte nicht übel Lust, diejenige zu sein, die dir diese Lektion erteilt." Das Hologramm verzog das Gesicht zu einem genüsslichen Grinsen.

„In was für einem Alptraum bin ich denn hier gelandet? Haben irgendwelche durchgeknallten Feministinnen die Macht übernommen?" entfuhr es mir.

„Ich bin keine Historikerin", erklärte sie in sachlicherem Ton, „aber ich glaube, das wäre eine grundsätzliche Fehleinschätzung. Die Feministinnen wollten Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. Ich erklär's dir jetzt mal ohne ideologisches Brimborium." Ihr Gesichtsausdruck nahm bei dem, was jetzt kam, geradezu lüsterne Züge an: „Wir unterdrücken Männchen. Ihr habt überhaupt nichts zu sagen, nur zu gehorchen. Euer Platz ist zu unseren Füßen und unter unseren Ärschen. Wir tun das einfach, weil wir es können und weil es uns unglaublichen Spaß macht. Wart's ab, mir geht richtig einer ab, wenn ich auf einem von euch rumtrampeln kann." Sie schien sich mir diesen Worten richtig in einen Rausch hineinzusteigern. Ihr schönes Gesicht verzog sich, wie bei einer Frau im Orgasmus. Ihre ungehemmte Lüsternheit beeindruckte mich. Sie hatte etwas Grausames, aber zugleich unglaublich erotisches. Nun hatte ich seit wer weiß wie lange keine Frau mehr gehabt und war deswegen vielleicht besonders empfänglich.

Das Hologramm sagte noch: „Ich komm' gleich rein. Du weißt, was du zu tun hast", und verschwand. Na denn. Auf die Knie zu gehen, das kam ja nun gar nicht in Frage. Was war das überhaupt für eine Mieze, die sich so was erlaubte? Sie sah ja toll aus. Ausstrahlung schien sie auch zu haben, schon das Hologramm war nicht ohne. Hoch gewachsen, schlank wie eine Gazelle, rabenschwarzes Haar, die Beine lang und wohlgeformt. Dazu dieses Temperament ... Die Kleine wäre schon eine Sünde wert.

Wenig später schob sich die Tür beiseite und sie betrat meine Zelle. Ihre Erscheinung glich einem erotischen Überfall. Der Raum schien in Flammen zu stehen, ihre erotische Ausstrahlung erwischte mich wie eine Keule. Ein markanter aber zarter Duft ging von ihr aus. Sie bewegte sich mit der gefährlichen Geschmeidigkeit und Eleganz einer Katze. Ich blieb ihr gegenüber stehen, mühte mir ein Lächeln ab und streckte ihr die Hand zum Gruß entgegen. Sie lachte amüsiert: „Ein Testosterönchen, das auf Anhieb gehorcht, wäre ja auch zu langweilig gewesen. Aber du weißt ja noch nicht, wie leicht es ist."